Bild: Attila Szep (05/2004)

József Kardinal Mindszenty eigentl. József Pehm

 

Ungarischer Theologe (kath.); studierte in Szombathely und wurde im Jahre 1915 zum Priester geweiht. 1919 wurde er wegen seiner oppositionellen Einstellung zur Räteregierung des Béla Kun kurzfristig inhaftiert. 1944 wurde Mindszenty, der in den 1930er Jahren seinen deutschen Familiennamen nach dem Namen seines Geburtsortes änderte, zum Bischof von Veszprém geweiht und 1945, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg wurde er zum Erzbischof von Esztergom und zum Primas von Ungarn ernannt und 1946 in den Kardinalstand erhoben. Als der Plan der kommunistische ungarische Regierung bekannt wurde, daß die katholischen Schulen unter staatliche Kontrolle gestellt würden, stemmte er sich öffentlich gegen diese Entscheidung, wurde 1948 wegen Hochverrats und zusätzlich angeblicher illegaler Geldgeschäfte angeklagt und zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Während des des Ungarischen Volksaufstandes im Jahre 1956 wurde er entlassen, begab sich jedoch in den Schutz der US-amerikanischen Botschaft in Budapest, als die kommunistische Regierung die Macht nach der Niederschlagung des Aufstandes wieder übernahm. Letztlich blieb er dort 15 Jahre, nachdem Auswanderungsgesuche immer wieder negativ beschieden wurden. Erst 1971 konnte er sein Asyl verlassen und lebte seitdem in Wien. 1974, im Gefolge der vatikanischen Ostpolitik, wurde er gegen seinen Willen auf Veranlassung von Paul VI. amtsenthoben und vom Apostolischen Stuhl als Persona non grata betrachtet, jedoch 1990 durch die ungarische Regierung rehabilitiert.

Inschrift: Vita humiliavit - mors exaltavit... Belli impetu firmus tyrannica potestate cruciatus ad carcerem damnatus patriae exsul obediens Romanae matris ecclesiae filius amatissimae patriae honestatis cultor usque ad mortem permansit in cella Mariae sepultus anno XVI post obitum translatus. hic in pace quiescat.

Inschrift auf der urspr. Grabplatte: Unter diesem Stein ruhte er von 1975 bis 1991, nachdem er nach der Befreiung Ungarns am dritten Tage des Monats Mai im Jahre 1991 in sein Vaterland zurückkehrte. Er lebte und möge leben.

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Mariazell (Steiermark) Stiftskirche

Hinweis: 1991 wurde die sterblichen Überrest Kardinal Mindszentys in den Dom von Esztergom überführt. Er hatte verfügt, daß er erst in s einen Heimat zurückkehren würde, wenn “der Stern der Moskauer Gottlosigkeit vom Himmel Mariens und des hl. Stephans fällt“.

Bonifatius eigentl. Winfried

 

Angelsächsischer Benediktiner und Missionar; derApostel der Deutschen” missionierte seit 716 in Friesland, Hessen, Thüringen und Bayern. 722 wurde er in Rom zum Bischof geweiht und 732, nach erfolgreicher Germanenmission (u.a. 724 Fällung der Donar-Eiche bei Geismar) und kirchlicher Aufbauarbeit, zum Erzbischof und päpstlichen Vikar für das deutsche Missionsgebiet ernannt. Er gründete u.a. die Klöster Fritzlar, Tauberbischofsheim, Fulda und die Bistümer Freising, Eichstätt, Erfurt, Würzburg und Büraburg, das 746/47 mit Mainz vereinigtwurde. 747 erhielt er zugleich mit dem persönlichen Titel Missionserzbischof das Bistum Mainz. Im Juni des Jahres 754 oder 755 wurde er zusammen mit seinen Begleitern morgens am Ufer des Flusses Boorne bei Dokkum von heidnischen Friesen erschlagen, kurz bevor er eine Taufe abhalten wollte. Sein Leichnam wurde im Juli 754 von Utrecht zu Schiff bis Hochheim am Main und dann auf dem Landweg nach Fulda zu seiner letzten Ruhestätte überführt (in disputationem). Tag: 5.6.

            

Szenen aus dem Leben des Bonifatius: Taufe eines Heiden und sein Märtyrertod (11. Jhdt., Fuldaer Sakramentar)

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Bild: AJW (03/2008)

Fulda, Dom

Bild: Judge Leverich (10/2007) flickr.com/photos/judgedredd76/1876046363/

John Knox

Schottischer Reformator; studierte Theologie und Rechtswissenschaften an der Universität St Andrews und arbeitete zunächst als Hauslehrer bei Familien des schottischen Hochadels. Nach der Hinrichtung George Wisharts (*1513, †1546) wegen Ketzerei, nahm Knox den protestantischen Glauben an und predigte in der Schloß- und Pfarrkirche zu St. Andrew. 1547 wurde er bei einer Attacke französischer Kriegsschiffe auf St. Andrew gefangen genommen und erst auf Führsprache des englischen Königs Eduard VI. nach eineinhalb Jahre aus der französischer Gefangenschaft entlassen. Nach seiner Rückkehr nach England übernahm er ein kirchliches Amt in der anglikanischen Kirche und wurde 1551 zum Hofkaplan ernannt. Beim Regierungsantritt Marias I. Tudor, der Katholischen im Jahre 1554 mußte er England verlassen. In Genf, wo er in engem Kontakt mit Johannes Calvin stand, war er seit 1556 in Genf Pfarrer der englischen Auslandsgemeinde. 1559 kehrte er nach Schottland zurück und kämpfte dort zusammen mit dem protestantischen Adel für die Reformation.

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Edinburgh, St. Giles Cathedral

Hinweis: Seit moderner Umbauten ist das Grab überbaut. Lediglich eine kleine goldfarbene Plakette markiert dessen ehemalige Lage auf einem Parkplatz vor der St. Giles Kathedrale.

Abraham a Santa Clara eigentl. Johann Ulrich Megerle

Deutscher Prediger (Augustiner-Barfüßer); bedeutendster katholische Prediger der Barockzeit. Sohn eines wohlhabenden Dorfwirts; zunächst auf der Schule in seinem Heimatort, kam er auf die Lateinschule in Meßkirch, 1659 in Ingolstadt auf das Jesuitengymnasium, dessen Besuch ihm nach dem frühen Tode seines Vater im Jahre 1656 ein Onkel ermöglichte, und schließlich 1660 auf das Gymnasium der Benediktiner in Salzburg, bevor er Theologie in Prag und Ferrara studierte. 1662 trat er im Kloster Mariabrunn dem Orden der Augustiner-Barfüßer bei und wurde 1666 zum Priester geweiht. Seine erste bemerkenswerte Predigt hielt er in dem kleinen Wallfahrtort Taxa bei Augsburg; später hielt er Predigten in Mariabrunn und v.a. in Wien, wo er 1677 Hofprediger Kaiser Leopolds I. wurde. Er hielt seine Predigten in volkstümlichem Tenor, durchsetzt mit drastischen Ausdrücken und derben Witzen. Seine Predigt “Auff, auff ihr Christen” (1683) regte Friedrich von Schiller als Vorlage für die Kapuzinerpredigt in Wallensteins Lager an. Er wetterte gegen das Kreditwesen und polemisierte gegen die Juden. Als sich 1679 die Pest in Wien ausbreitete, der vermutlich zwischen 8.000 bis 12.000 Menschen zum Opfer fielen, setzte er sich für die überlebende, darbende Bevölkerung ein, ebenso wie später während der Zweiten Türkenbelagerung Wiens im Jahre 1683. Nach Aufenthalten in Rom und in der österreichischen Provinz lebte er ab 1695 bis zu seinem Tod in Wien.

Werke u.a.: Lösch Wienn, Das ist: Ein bewögliche Anmahnung zu der Kayserl. Residentz-Statt Wienn (Pestpredigt, 1680), Reimb Dich, Oder, Ich Liß dich (Predigtsammlung, 1684), Judas, der Ertz-Schelm (1686-95), Huy! und Pfuy! Der Welt. Huy oder Anfrischung Zu allen schönen Tugenden: Pfuy oder Abschreckung von allen schändlichen Lastern (1707).

  

Predigtensammlung (erschienen 1687)

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Wien, Augustinerkirche, Unter dem Hochaltar

Bilder: Otto Prohaska (08/2008)

Mutter Teresa eigentl. Agnes Gonxha Bojaxhio

 Bild: Túrelio (1989)

 

Indische Nonne (röm.-kath.) albanischer Herkunft; die Tochter eines wohlhabenden Bauunternehmers trat mit 18 Jahren in Irland den irischen “Loreto Sisters” bei; 1931 nahm sie zu Ehren der spanischen Heiligen Theresia von Ávila ihren Ordensnamen Teresa an. Nach Studien in Dublin und Darjeeling (Westbegalen) legte sie 1937 ihr Ordensgelübde ab. Während ihrer Tätigkeit als Lehrerin an einer Missionsschule in Kalkutta entschloß sie sich ganz den Sterbenden un dem Elend der Waisen und Kranken zu widmen und gründete 1950 die Schwesternkongregation “Missionaries of Charity” (“Missionarinnen der Nächstenliebe”). Bis kurz vor ihrem Ableben war Mutter Teresa deren Generaloberin. In Indien, aber auch weltweit erwarb sie sich großes Ansehen, erhielt den Ehrennamen “Engel der Armen” und wurde mit zahlreichen Ehrungen bedacht. Am 19.10. 2003 wurde Mutter Teresa selig- und am 4.9.2016 durch Papst Franziskus heiliggesprochen.

Tag: 5.9.

Auszeichnungen u.a.: Friedenspreis des Papstes (1971), Friedensnobelpreis (1979).

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Kalkutta, Mutterhaus der Missionaries of Charity

Johannes Eck eigentl. Johannes Mayer

Theologe (kath.); studierte Theologie, Philosophie, Philologie sowie Rechts- und Naturwissenschaften an den Universitäten Heidelberg, Tübingen und Köln. 1508 empfing er in Straßburg die Priesterweihe, 1510 wurde er Professor auf dem Lehrstuhl für Theologie in Ingolstadt und hielt dieses Amt für die nächsten 30 Jahre inne. 1519 wurde er durch Andreas Bodenstein, gen. Karlstadt (*~1482, †1541), einen Vertrauten Martin Luthers, zu einer öffentlichen Disputation herausgefordert. Bei dem im Juni und Juli gleichen Jahres stattfindenden Ereignis in Leipzig, was daher die Bezeichnung Leipziger Disputation erhielt, wurde u.a. über die umstrittene Ablaßtätigkeit, die Buße und das Fegefeuer sowie die Stellung des Papstes diskutiert. Es gelang Eck, Luther zu der Aussage zu provozieren, einige der Thesen Jan Hus’, der immerhin von der Kirche zum Tode verurteilt worden war, seien "Wahrhaft christlich und evangelisch". Die Folge war, daß Luther der Häresie (Ketzerei) bezichtigt und angeklagt werden konnte. 1520 begab sich Eck nach Rom, um den Prozeß gegen Luther, der verschleppt worden war, voranzutreiben. Zurück in Deutschland, veröffentlichte er im Auftrag Leos X. die Bannandrohungsbulle “Exsurge Domine”. Zeit seines Lebens verteidigte Eck seinen Glauben, so auch 1526 beim Religionsgespräch zu Baden, 1530 beim Augsburger Reichstag, den Religionsgesprächen von Hagenau (1540) sowie 1541 denjenigen in Worms und in Regensburg. Sehr früh schon erkannte Eck die von Luthers Forderungen ausgehende Gefahr für die Einheit der Kirche und trug als einer der Hauptgegner der Reformation entscheidend zur Verschärfung der theologischen Richtungen bei.

Werke u.a.: Enchiridion Locorum Communium adversus Lutheranos (1525, dt. Handbüchlein der Gemeinplätze gegen die Lutheraner).

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Bilder: Hajo Rackel (10/2008)

Ingolstadt, Liebfrauenmünster

Bilder: Klaus Meinert (04/2009)

Esztergom, Basilika Maria Himmelfahr

bonifatius_stele1

Inschrift: Von hier (gemeint ist Hochheim am Main) ist der Leichenzug mit dem Leichnam des Heiligen Bonifatius im Jahre 754 n. Chr. über Land nach Fulda aufgebrochen.

bonifatius_stele2

Jan Hus

Tschechischer Theologe und Reformator; studierte an der Prager Karls-Universität artes liberales und erhielt im Jahr 1396 den akademischen Grad magister artium. Seit 1398 lehrte er dort Theologie, wurde 1401 zum Dekan der philosophischen Fakultät ernannt und war zeitweise Rektor der Universität. Beeinflußt von der tschechisch-nationalen Reformbewegung, die eine stärkere Unabhängigkeit der Tschechen forderte, und den Ideen des englischen Reformators John Wyclif, die an der Universität und der Bethlehem-Kapelle weit verbreitet waren, begann er in der Bethlehem-Kapelle in tschechischer Sprache statt des traditionellen Lateins zu predigen; und er kämpfte gegen kirchliche Mißstände, u.a. die sittliche Verwahrlosung großer Teile des Klerus, die immer mehr auf Widerstand im Volk stießen. Hus forderte die Kirche auf, zum Idealbild einer in apostolischer Armut lebenden Urkirche zurückzukehren und sich wieder ihren eigentlichen Aufgaben zu widmen. Er glaubte - wie Wycliff - an die Prädestination. Zudem seien nicht die Kirchenfürsten oder der Papst die spirituelle Autorität auf Erden, sondern alleine das Wort Gottes in Form der Bibel und Jesus. In seiner Schrift De ecclesia (1413, dt. Von der Kirche) schließlich sprach er Papst und Kircheninstitutionen jede Autorität, die nicht ausdrücklich durch die Heilige Schrift belegt war, ab. Bereits 1410 war ein Predigtverbot durch den Prager Erzbischof ergangen, 1411 wurde Hus exkommuniziert und 1412 durch den Papst mit dem Bann belegt. Nachdem König Sigismund (*1368, †1437) ihm freies Geleit versprochen hatte, wollte er sich 1414, um seine Lehren zu verteidigen, dem Konstanzer Konzil stellen, dessen eigentliche Zielsetzung die Beendigung des Schisma war, das die Grundfesten der Kirche erschütterte.

König Sigismund auf dem Konstanzer Konzil

Tatsächlich aber kam es nicht zu der von Hus erhofften Disputation vor der Konzilsöffentlichkeit; er wurde vielmehr trotz des Geleitversprechens Ende November festgenommen, und es wurde ein förmlicher Ketzerprozeß gegen ihn geführt, der mit seiner Verurteilung am 6.7.1415 endete, worauf anwesende Adelige aus Böhmen, Mähren und Polen heftig, jedoch ohne Erfolg protestierten: Hus wurde noch am selben Tag auf vor der Stadtmauer errichteten Scheiterhaufen hingerichtet (erst 1965 wurde Hus offiziell rehabilitiert). Nach seiner Hinrichtung kam es in Böhmen bis 1436 zu Aufständen und Kriegen seiner Anhänger, der Hussiten, einer kirchenreformerischen und revolutionären Protestbewegung.

Durch sein konsequentes kirchliches und weltliches Handeln blieb Hus ein bis heute tschechischer Nationalheld. Er gilt außerdem als Begründer einer einheitlichen tschechischen Schriftsprache.

Der Feuertod des Magister Jan Hus in Konstanz

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Konstanz, Asche wurde in den Rhein gestreut.

Antonius Schirley  eigentl. Vinzentius Schirley

 

 

Deutscher Franziskaner und Mystiker; 1672 trat er in Dorsten (Krs. Recklinghausen) in das dortige Franziskanerkloster ein und erhielt den Ordensnamen Antonius. Laut eines Berichtes aus dem Jahr 1707 hörte Schirley, der im September 1680 das Marienbild, ein Kupferstich der Maria Immaculata, die unbefleckt Empfangene, aus dem Gebetbuch "Palmgärtlein" verehrte, von diesem Bild her eine Stimme mit der Aussage: “Bring mich nach dem Hardenberg, da will ich verehret sein“. Schirley verstand unter Hardenberg das seit kurzem im Bau befindliche Franziskanerkloster Hardenberg-Neviges in der Herrschaft Hardenberg unweit Schloß Hardenberg. Noch zwei weitere Male hörte der Pater die Stimme und erhielt eine wichtige Weissagung: Ein großer Fürst werde tödlich erkranken und nicht genesen - es sei denn, er lege ein Gelübde ab und würde in Neviges ein Kloster erbauen. Nachdem der schwerkranken Ferdinand II. von Fürstenberg, Fürstbischof von Münster und Paderborn, von diese Nachricht Kenntnis erhalten hatte, legte dieser ein Gelübde ab, genas und unternahm am 16.9.1681 die erste Wallfahrt nach Neviges.

Schirley war zunächst in Herford, dann als Vikar in Papendorf-Aschendorf im protestantisch geprägten Emsland tätig. Seit 1688 besuchte er von dort aus immer wieder die Katholiken im reformierten Emden, wo er beabsichtigte, eine Missionsstation zu eröffnen; doch dazu kam es nicht mehr, da er vertrieben wurde und bei einem erneuten Aufenthalt in Emden erkrankte und starb.

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Bilder: Parsifal von Pallandt (12/2020)

Papenburg OT Aschendorf (Ldkrs. Emsland), St. Amandus

Lothar Zenetti

 

 

Deutscher Theologe, Priester (kath.), Schriftsteller; einer im frühen 18. Jahrhundert aus dem italienischen Friaul nach Süddeutschland eingewanderten Familie; sein Großvater, der 1866 nach Frankfurt zuzog, war dort Oberstudiendirektor am Goethe-Gymnasium, dem Gymnasium, das sein Enkel ab 1936 besuchte, bevor dieser 1943 als Luftwaffenhelfer eingezogen wurde, dann zum Reichsarbeitsdienst und 1944 als Rekrut nach Wien und dann zur Offiziersausbildung nach Dänemark kam. An der Ostfront in Schlesien wurde er 1945 verwundet, bevor er bei Kriegsende zunächst in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet und dann in Kriegsgefangenschaft bei der französischen Armee gegeben wurde. Hier wurde er Seminarist im sogenannten Stacheldrahtseminar von Chartres, welches zwischen 1945 und 1947 von Abbé Franz Stock als Regens geleitet wurde. Am 1.7.1946 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen. Zurück in Frankfurt machte er das Abitur in einem Heimkehrer-Kurs und schrieb sich in der Hochschule St. Georgen für Katholische Philosophie und Theologie ein, schloß das Studium 1952 ab und wurde am 28.9.1952 durch Diözesanbischof Wilhelm Kempf in Limburg an der Lahn zum Priester geweiht. Nach Stationen als Kaplan in verschiedenen Gemeinden  erfolgte 1952 seine Ernennung zum Stadtjugendpfarrer in Frankfurt. von 1981 bis 1991 war Zenett, der bereits seit 1949 hatte er regelmäßig für den Funk gearbeitet hatte und zugleich auch als Journalist für die Kirchenzeitung Der Sonntag tätig war, einer der Sprecher der ARD-Sendung Das Wort zum Sonntag. Lothar Zenetti veröffentlichte zahlriche Bücher, neben Lyrik und Erzählungen auch Bücher zu Kunst, Musik und Religionspädagogik sowie Texte für den Hörfunk und Mundart-Beiträge. Viele seiner Werke wurden übersetzt, u.a. ins Englische, Spanische, Portugiesische, Italienische und Französische und in Liederbüchern und Schallplattenaufnahmen veröffentlicht. Konstantin Weckers Ballade Was keiner wagt basiert auf einem der Gedichte Zenettis Gemeinsam mit dem Posaunisten Albert Mangelsdorff reiste er in die USA und brachte von da die Idee zu lebendigeren, zwanglosen Gottesdiensten mit, die mit Jazz- oder Beatmusik gestaltet werden sollten; in diesem Zusammenhang schrieb er ”ein wichtiges Buch über Jazz und Kirche“ (Wolfram Knauer).

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Bilder: Dieter Georg (02/2021)

Frankfurt am Main OT Bockenheim, Neuer Friedhof

Isaac Ben Jacob Bernays

 

Deutscher Rabbiner; Sohn des Gastwirts Jaques Beer aus der jüdischen Gemeinde Weisenau und dessen Ehefrau Marthe, née Wälsch. Großvater von Martha Freud, der Ehefrau von Sigmund Freud. Da die Franzosen die Stadt seit dem 21.10.1798 bis in das Jahr 1814 besetzt hielten und den von Napoléon initiierten Code Civil, Basis der des französischen Zivilgesetzbuchs, eingeführt hatten, galten auch dort die Grundsätze der Französischen Revolution; insofern ließ Jakob Beer aufgrund der französischen Namensverordnung seinen Namen 1808 in Jacob Bernays ändern.

Bernays, der von 1821 bis zu seinem Tode 1849 das Amt des Rabbiners der aschkenasischen Gemeinde in Hamburg. bekleidete, gilt mit Jakob Ettlinger als einer der Vorreiter einer modernen jüdischen Orthodoxie. Er war einer der ersten Rabbiner, der außer dem jüdischen Studium auch die Universität Würzburg besucht hatte, wo er ab 1815 Philosophie studierte und zum Dr. phil. promoviert wurde. In Hamburg führte Bernays deutschsprachige Predigten in der Synagoge ein. Er wurde wegen seiner umfangreichen Kenntnisse geschätzt, seine Predigten stießen aber wegen ihrer Komplexität auf Vorbehalte. In der Talmud-Tora-Schule der Gemeinde reformierte er den Lehrplan. Während vorher nur Lesen und Schreiben in hebräischer Sprache sowie Arithmetik unterrichtet worden waren, kamen jetzt auch Deutsch und weitere weltliche Fächer einer allgemeinen Elementarschule hinzu. Zwei Jahre nach Bernays’ Tod wurde die Schule zur Realschule erhoben, es war die einzige des orthodoxen Judentums in Deutschland.

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Bilder: Parsifal von Pallandt (06/2021)

Hamburg-Ohlsdorf, Jüdischer Friedhof Ilandkoppel

Hinweis: Bernays, wie auch Betty Heine, ist nicht in der Ilandkoppel bestattet; da die meisten jüdischen Friedhöfe in Hamburg von den Nazis aufgelassen wurden und meist nur die Grabsteine versetzt worden.

Religion / Kirche XXVIII

Omnibus salutem!