Karl I.

                    

Kaiser von Österreich-Ungarn (1916-18), als König von Ungarn Karl IV.; Großneffe von Kaiser Franz Joseph I., seit 1911 war er verheiratet mit Zita von Bourbon-Parma; erstrebte einen Verständigungsfrieden mit der Entente und knüpfte im Frühjahr 1917 durch seinen Schwager, den Prinzen Sixtus von Bourbon-Parma, geheime Verhandlungen mit Frankreich an. Sein Völkermanifest zur föderativen Neugliederung des Staates (16.10.1918) kam zu spät. Am 11.11.1918 verzichtete er auf die Ausübung der Regierung in Österreich, am 13. November in Ungarn, ohne formell abzudanken. Zwar unterzeichnete er eine Verzichtserklärung, die am 18.11.1918 veröffentlicht wurde; aber seinen ererbten Machtanspruch gab er nicht auf, sondern verzichtete lediglich “auf jeden Anteil an den Riegierungsgeschäfte.” Am selben Tag zog er sich mit der Familie auf sein privates Jagdschloß Eckartsau zurück, wobei am nächsten Tag die provisorische Nationalversammlung in Wien die Republik Deutschösterreich ausrief und Karl Renner die Führung einer Koalitionsregierung übernahm. Als Karl Morddrohungen erhielt und ihn außerdem die neue Regierung aufforderte, das Land zu verlassen, , verließ er am 23.3.1919 Österreich in Richtung Schweiz. Noch vor der Grenze verfaßte er ein Dokument, indem er der Regierung das Recht absprach, über seinen Status zu entscheiden. Nach vergeblichen Putschversuchen in Ungarn (März und Oktober 1921) wurde er schließlich nach Madeira verbannt.

Verzichtserklärung vom 11.November 1918 zoom

 

 

 

 

 

   Denkmal vor der Kirche Nossa Senhora do Monte

 

 

Karl I. mit seiner Gemahlin und den Kindern

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Funchal, Madeira, Kirche Nossa Senhora do Monte

Karl V. [span. Carlos]

      Im Alter von 16 Jahren     

Römischer König (1519-56), Kaiser (1530-56), als Karl I., König von Spanien (1516-56), Enkel Kaiser Maximilians I., ältester Sohn Philipps I., des Schönen und Johannas der Wahnsinnigen, (span.Juana la loca); verheiratet mit Isabella von Portugal (Bild); als sein Vater 1506 starb, erbte er Burgund Isabella von Portugalund die Niederlande, in denen er unter der Aufsicht seiner Tante, der Erzherzogin Margarete, erzogen worden war. Einer seiner Lehrer war Adrian von Utrecht, der spätere Papst Hadrian VI.. Nach seiner Königsproklamation in der Kathedrale von Sancta Gudula in Brüssel (“Doña Juana y Don Carlos por la gracia de Dios reyes católicos”) im März 1516 folgte er Ferdinand II., dem Katholischen von Aragón (*1452, †1516), dem Vater seiner Mutter, auf den spanischen Thron, und als 1519 Karls Großvater Maximilian I. starb, erbte er auch die Habsburgischen Lande in Deutschland (mit dem Kernland Österreich). Als Nachfolger Maximilians bewarben sich neben Karl auch der französische König Franz I. sowie Heinrich VIII. von England. Mit einem Darlehen von über 540.000 Gulden durch Jakob Fugger unterstützt, wurde Karl jedoch zum Römischen König und zugleich zum Erwählten Römischen Kaiser von den deutschen Kurfürsten in Frankfurt am Main am 28.6.1519 gewählt und am 23.10.1520 im Kaiserdom zu Aachen durch den Kölner Erzbischof Hermann V. von Wied gekrönt. Bereits als junger Mann zeigte er eine ausgeprägte Willens- und Charakterstärke, obwohl er bis zur Machtübernahme immer wieder als willenlose Puppe bezeichnet worden war. So zeigten sich diese Eigenschaften im August 1517, als er unnachgiebig - trotz Fürsprache einflußreicher Personen - die heimliche Verlobung seiner Schwester Eleonore mit dem Pfalzgrafen Friedrich von Heidelberg, der ab 1513 Erzieher Karl war, löste, da sie bereits aus politischen Gründen nach Portugal verlobt war. Spinelli, ein Agent Englands in Spanien, berichtete an Thomas Wolsey nach London: “Alle Welt ist verblüfft über des Königs Unbeugsamkeit, in der man die untrüglichen Anzeichen einer zukünftigen Charakterstärke sieht. Er wird, so prophezeit man, zäh in seinen Absichten und Entschlüssen bleiben und großen Wert darauf legen, der Welt eine hohe Meinung von sich beizubringen.” Sein ausgesprochenes Pflichtgefühl und der Anspruch an sich selbst, stets das Richtige zu entscheiden, läßt ihn allerdings bisweilen als Erbsenzähler erscheinen. So mutet es wie ein Tic an, wenn Karl z.B. festhielt, wie oft er wo gewesen war oder welchen Fluß er wie oft überquert hatte. So ist es auch kein Wunder, wenn unter seiner Regentschaft alles archiviert wurde, sich Archive füllten wie niemals zuvor. Und so gewinnt der Satz: Quod non est in actis, non est in mudno [was nicht in Akten steht, existiert nicht] seine bis heute bleibende Bedeutung. Karl bildete mit Portugal und England zusammen eine Bastion gegen das feindliche Frankreich, indem er die Mitglieder seiner Familie mittels Heirat als Mittel der Sicherung einsetzte; so verheiratete er seine älteste Tochter Maria (*1528, †1603) mit Maximilian II., Eleonora mit dem König von Portugal und Katharina mit einem portugiesischen Infanten und seinen Sohn und künftigen Nachfolger Philipp (II.) in erster Ehe mit einer portugiesischen Prinzessin, Maria von Portugal, und seine Tochter Johanna heiratete ebenfalls einen portugiesischen Kronprinzen. Karl, den sein Kanzler Mercurio de Gattinara (*1465, †1530) stark beeinflußte, führte vier Kriege gegen Frankreich, die hauptsächlich die Vorherrschaft in Norditalien zum Ziele hatte. Im ersten Krieg, der 1521 begann, gelang es ihm, Mailand zu erobern und Franz I., König von Frankreich, gefangenzunehmen. Der Krieg endete mit dem am 14.1.1526 geschlossenen Vertrag von Madrid, wobei Franz versprach, gegen die Türken beizustehen. Im zweiten, von 1526 bis 1529 geführten Krieg kam es ab dem 6.5.1527, wenige Tage vor der Geburt seines Sohnes Philipp, zur Eroberung und Plünderung der Ewigen Stadt, dem sogenannten Sacco di Roma, durch spanische und lutherische Truppen, mit denen sich Karl aus finanziellen Gründen verbündete hatte. Der Papst, bei dem Karl sich wegen der Grausamkeiten seiner Soldaten später entschuldigte, konnte sich nur mit Hilfe der 1506 gegründeten Schweizer Garde retten, die hierbei bis zum letzten Mann aufgerieben wurde. 1529 überließ Franz I. Kaiser Karl im Damenfrieden von Cambrai die Herrschaft über Italien. Zugleich schloß Papst Klemens VII. Frieden mit Karl und bestätigte ihn durch die Krönung am 24.2.1530 in Bologna als letzten Römischen König überhaupt zum Kaiser. Nach den beiden weiteren Kriegen (1536-38 sowie 1542-44) erkannte Frankreich im Frieden von Crépy (1544) endgültig Karls Herrschaft sowohl in Italien und als in den Niederlanden an. - Weniger erfolgreich kämpfte Karl gegen das Osmanische Reich, das Europa bedrohte und dessen Truppen unter Sultan Süleiman des Prächtigen 1526 die Ungarn bei Mohács gesiegt und 1529 Wien belagert hatte, von wo deutsche Truppen mit Ferdinand an der Spitze sie vertrieben, und dann 1532 nach der vergeblicher Belagerung von Güns den Rückzug antreten mußte. Um die Interessen der habsburgischen Länder an den Mittelmeerküsten zu schützen, führte Karl zwar 1535 erfolgreich einen Feldzug gegen Tunis, scheiterte jedoch 1541 in einem solchen gegen Algier. Zugleich wurden zwischen 1519 und 1521 Mexiko und 1532/33 Peru erobert und damit der Grundstein für die spanischen überseeischen Besitzungen in der Neuen Welt begründet. Innenpolitisch sah sich Karl gravierender Probleme gegenüber, die wegen seines auf hegemondiale Aspekte gelegten Fokus entstanden und ungelöst geblieben waren: im katholischen Heiligen Römischen Reich hatte die durch Martin Luther ausgelöste Reformation inzwischen weit um sich gegriffen, obwohl Karl auf dem Reichstag 1521 mittels des Wormser Edikts die Reichsacht über Luther ausgesprochen und die Lektüre und Verbreitung seiner Schriften verboten hatte. Zudem hatten sich die ständischen Gegensätze verschärft. Im Nürnberger Religionsfrieden mußte Karl 1532 den Protestanten zeitlich befristet Duldung gewähren, konnte sie erst im Schmalkaldischen Krieg schlagen, nachdem er 1544 mit Franz I. den Frieden von Crépy geschlossen hatte. Einen Rückschlag erlitt er bei seinem Versuch, den geharnischten Reichstag von Augsburg (1547/48) zur Niederwerfung des protestantischen Bewegung und zur Etablierung einer starken kaiserlichen Macht in Deutschland zu instrumentalisieren, da sich sowohl die Kurfürsten als auch die Reichsstände diesem Versuch heftig widersetzten. Als sich 1552 die protestantischen Fürsten unter Führung des Kurfürsten Moritz von Sachsen und Landgrafen Wilhelm von Hessen gegen die Reichs- und Religionspolitik Karls stellten - sie fürchteten besonders durch seine Erbreichspläne um ihre Libertät -, und als aufgrund des Augsburger Religionsfrieden von 1555 den Anhängern der Augsburgischen Konfession der Friede und der gegenwärtige Besitzstand gesichert worden war, legte Karl 1556 die Kaiserkrone nieder und überließ die spanischen Herrschaftsgebiete seinem Sohn Philipp II., während ihm im Reich sein Bruder Ferdinand I. folgte, dem er wegen seiner häufigen Abwesenheit vom Reich gemäß der Verträge von Worms (1521) und Brüssel (1522) die österreichischen Erblande zuvor schon überlassen hatte. Er selbst zog sich in seine Villa nahe des Klosters San Gernimo de Yuste bei Placencia in Estremadura zurück. Karl V., der am 15.8.1548 das burgundische Hofzeremoniell einführte, das später von fast allen Höfen Europas übernommen wurde, und dessen Wahlspruch “Plus ultra”od. “Plus oultre” [lat. Noch weiter] lautete, war der Kaiser, in dessen Reich wegen der enormen Landbesitztümer “die Sonne nie unterging!”

Karl hatte zwar erkannt, daß eine Reform der Kirche wegen Mißbräuchen und Unzulänglichkeiten notwendig war, und er hatte auch mehrmals versucht, die Päpste zu einem Allgemeinen Konzil zu bewegen, aber er - ebenso wie übrigens sein Sohn Philipp II. - hatte nicht verstanden, daß der Protestantismus nicht nur Kritik beinhaltete, sondern eine neue religiöse Geisteshaltung hervorgebracht hatte; als er sich schließlich von seinem Kampf gegen Frankreich abwandte und sich endlich dem brennenden Problem zuwandte und meinte, man könne die Einheit der Christenheit wieder herstellen, war der Protestantismus zwischen 1530 und 1540 bereits zu einer eigenständigen Kraft herangewachsen. Außerdem war die Unzufriedenheit immer mehr gewachsen, da er in seiner Politik nur Rücksicht auf die großen Kaufleute und Finanziers nahm, die Belange des gemeinen Volks jedoch vernachlässigte und seine Kriege Unmengen an Geld verschlangen.

Karl im Alter von zwei Jahren mit seinen Schwestern Eleonore und Isabella (1501-1525), der späteren Königin von Dänemark und Norwegen.

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Oberster Sarg

El Escorial, Real Sitio de San Lorenzo

Bilder: Ulrich Bork (11/2006)
Bilder: Alexander Krischnig (07/2007)
Bild: Alexander Krischnig (07/2007)

Hinweis: Die sterblichen Überreste Isabellas wurden zunächst in der Capilla Real des Domes von Granada beigesetzt, bevor ihr Sohn Philipp II. sie 1574 in der Gruft der noch nicht fertiggestellten Schloß- und Klosteranlage des Escorial verbringen läßt. Ihren heutigen Platz finden sie erst, als 1586 auch die Basilika des Eskorial und die unter ihr befindliche Gruft vollendet ist. Das heutige, barokisierende Aussehen geht auf Philipp IV. zurück.

Hinweis: Die sterblichen Überreste Karls wurden bis Frühjahr 1574 in der Klosterkirche von San Jerónimo de Yuste aufbewahrt, bis sein Sohn Philipp sie zunächst in die Gruft der noch nicht fertiggestellten Schloß- und Klosteranlage des Escorial verbringen ließ. Ihren heutigen Platz finden sie erst, als 1586 auch die Basilika des Eskorial und die unter ihr befindliche Gruft vollendet ist. Das heutige, barokisierende Aussehen geht auf Philipp IV. zurück.

2. Sarkophag von oben

3. Sarkophag von oben

Unterster Sarkophag

Bilder: Alexander Krischnig (07/2007)
Bilder: Alexander Krischnig (07/2007)
Bilder: Alexander Krischnig (07/2007)

El Escorial, Real Sitio de San Lorenzo

El Escorial, Real Sitio de San Lorenzo

El Escorial, Real Sitio de San Lorenzo

El Escorial, Real Sitio de San Lorenzo

El Escorial, Real Sitio de San Lorenzo

Philipp IV. [span. Felipe]

         pinxit Diego Velázquez

König von Spanien (1621-65), Sohn von Philipp III.; Bruder Annas von Österreich, der Mutter Ludwigs XIV.; überließ die Regierung weitgehend dem Grafen von Olivares, mit dem er die Wiederherstellung der spanischen Großmacht anstrebte. Die Ergebnisse dieser Politik waren für Spanien katastrophal: Die Verwicklung in den Dreißigjährigen Krieg schwächte die Wirtschaft bis zum Staatsbankrott (1627). Im Frieden von Münster 15.5.1648 mußte Spanien die Unabhängigkeit der nördlichen niederländischen Provinzen anerkennen; im Elisabeth de BourbonPyrenäenfrieden (7.11.1659) verlor es Gebiete an Frankreich; Unruhen im Inneren (besonders in Portugal, Andalusien, Katalonien, 1640) führten zum Verlust Portugals und dessen Kolonien.

Verheiratet war Philipp ab 1615 in erster Ehe mit Elisabeth (*1602, Philipp mit seiner Schwester Anna†1644), der ältesten Tochter Heinrichs IV. von Frankreich und Maria de' Medicis. Aus dieser Verbindung ging u.a. Maria Theresia von Spanien hervor, die spätere Gattin Ludwigs XIV.. In zweiter Ehe war Philipp IV. ab 1649 mit Maria Anna von Österreich, der Tochter Ferdinands III., verheiratet.

 

 

 

 

 

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Maria Manuela von Portugal

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Erste Gemahlin König Philipps II.; Tochter König Johanns III. von Portugal und Katharinas von Spanien. Sie war seit 1543 mit Philipp verheiratet. Zuvor war wegen der nahen Verwandtschaft der Ehegatten - Philipp war ein Cousin Marias - ein päpstlicher Dispens eingeholt worden. Aus der Ehe ging der spanische Thronerbe Don Carlos hervor, dessen schlechte körperliche und geistige Verfassung auf die enge Verwandtschaft seiner Eltern zurückgeführt wird. Maria starb kurz nach der Geburt Don Carlos’.

Inschrift: Mors dicenda mala non est, cuius vita bona praecessit [dt. Der Tod ist nicht schlecht zu nennen, wenn er auf ein gutes Leben folgt.]

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Philipp II. [span. Felipe]

          

König von Spanien (1556-98) und von Portugal als Philipp I. (seit 1580); Sohn Kaiser Karls V. und der Isabella von Portugal; Vater von Philipp III.; Enkel von Philipp I., dem Schönen; seine Geburt und Taufe wurden ausgiebig gefeiert, obwohl wenige Tage vorher die Nachricht von den marodierenden Soldaten Karls beim Sacco di Roma Kaiserin und Kaiser erreicht hatten, der davon schockiert war. Philipp wuchs quasi ohne Vater auf, da dieser unablässig im Reich unterwegs war, um seinen Pflichten nachzukommen. Erzogen wurde Philipp u.a. von dem strengen Zuchtmeister Siliceo, der ihm statt später so notwendigen Sprachen wie Niederländisch, Deutsch und Englisch das Lateinische einbleute. Außer seiner Mutter, die er sehr liebte und verehrte, war sein engster Freund und Berater - ein Leben lang - der Portugiese Ruy Gómez de Silva (*1516, †1573), der im Gefolge der Kaiserin Mutter nach Spanien gekommen war (ihn hätte Philipp beinahe im Heranwachsenalter wieder verloren: als Ruy sich mit einem anderen Pagen stritt und zum Faustschlag ausholte, traf dieser den Thronfolger, der zu Boden ging. Philipps Vater wollte daraufhin den acht Jahre älteren Anna von ÖsterreichFreund seines Sohnes zum Tode verurteilen, dann als sein Sohn heftigst protestierte, verbannen. Erst als seine Mutter Isabella sich verwendete, wurde der junge Mann wieder in seine Position eingesetzt. 1543 heiratete Philipp erstmals: Maria von Portugal, die Tochter des portugiesischen Königs Johanns III., die am 12.7.1545, wenige Tage nach der Geburt von Don Carlos, starb. Seine von seinem Vater arrangierte und am 25.7.1554 in Winchester mit Maria I. Tudor, Königin von England, geschlossene Ehe blieb kinderlos, und der Plan, Elisabeth I. von England zu heiraten, scheiterte. Aus der 1559 mit Elisabeth von Valois geschlossenen dritten Ehe gingen zwei Töchter hervor, aus der seit 1570 bestehenden Ehe mit Anna von Österreich, der der Papst Pius V. erst nach längerem Zögern zustimmte, entstammte der Thronfolger Philipp III.. Bereits Stellvertreter seines Vaters, wurde Philipp 1543 Regent der spanischen Gebiete. 1549 stellte er ihn in den Niederlanden vor, wo sich der ihn auf der Reise begleitende spanische Tross nicht besonders beliebt machte. In Brüssel schockierte er die Bürger mit spanischem Zeremoniell, mit einer Prozession anläßlich des Palmsonntags, in der Philipp und seine Getreuen einem Palmesel folgten, oder als sich in der Karwoche Flagellanten durch die nächtlichen Straßenzüge bewegten; Gedanken, die Inquisition könnte auch in ihr Land kommen, überfiel die Niederländer: Der Grundstein des Mißtrauens war gelegt. Nach der Abdankung Karls V. als spanischer König im Januar 1556 trat Philipp das ausgedehnte Erbe an. Es umfaßte außer Spanien und den spanischen Kolonien, die Niederlande, die Franche-Comt, Mailand, Neapel, Sizilien und Sardinien. Karls Plan, Philipp auch die Kaiserwürde zu verschaffen, scheiterte am Widerstand der deutschen Fürsten und seines Bruders Ferdinand (I.). Die Umklammerung Frankreichs durch spanische Besitzungen führte zum Konflikt mit dem mit Frankreichs verbündeten Papst Paul IV. und dann zum Krieg mit Frankreich (1557). Philipp behauptete seine Machtstellung im Frieden von Cateau-Cambrésis; durch seine Heirat mit Elisabeth, Tochter Heinrichs II. von Frankreich, kam es zu einer Annäherung der beiden katholischen Mächte. 1561 verlegte Philipp seine Residenz “contra la voluntad de todos” (so der zeitgenössische Schriftsteller Sebastián de Horozco) in die bislang unbedeutende Stadt Madrid, die unter seiner Regierung zu einer repräsentativen Hauptstadt wurde; daneben wurde 1563 mit dem Bau der Klosterresidenz El Escorial begonnen. Philipps harte gegenreformatorische Haltung führte in den Niederlanden zur Aufstandsbewegung (Achtzigjähriger Krieg, 1568-1648). Es gelang, die südliche Hälfte des Landes in spanischem Besitz zu behaupten. Im Kampf gegen die Osmanen errang Don Juan de Austria, Philipps Halbbruder, 1571 bei Lepanto (heute Naupaktos) einen glanzvollen Sieg. 1580 sicherte sich Philipp nach dem Erlöschen der Dynastie Avis durch den Tod Heinrichs I. von Portugal (Enrique) als nächster Erbe den Besitz Portugals, scheiterte aber bei dem Versuch, der Einmischung Englands in den Niederlanden und der Bedrohung der spanischen Seewege durch die Entsendung der Armada ein Ende zu setzen. Ein weitere Fehlschlag stellte der Versuch dar, mittels seiner Tochter Isabella Clara Eugenia (*1566, †1633) - “La luz de mis ojos” - als Tochter der Elisabeth von Valois einen Anspruch auf den französischen Thron anzumelden. Nachdem es nicht gelang, sie mit Heinrich IV., der jetzt Frankreich regierte, zu verheiraten, begann ein neuer Krieg zwischen beiden Staaten (1594-98), der am 2.5.1598 mit dem Frieden von Vervins - ohne greifbare Ergebnisse - endete, aber zugleich das Eingeständnis des vollständigen Scheiterns der Frankreich-Politik Philipps II. ist.

Philipp schätzte die weltgeschichtlichen Tendenzen seiner Zeit ebenso falsch ein wie die Kräfteverhältnisse der wichtigsten wirklichen und möglichen Gegner seines Reiches und sah ebenso wie sein Vater nicht rechtzeitig den grundsätzlichen Wandel der Welt- und Lebensverhältnisse, der mit der Reformation, dem Streben nach nationaler Staatenbildung und der Umwandlung des Wirtschaftslebens eingesetzt hatte. Sein Versuch, die Gegenreformation voranzutreiben, auch mit Hilfe der Inquisition, scheiterte zum einen, weil er die dieser innewohnende Kraft überbewertete, zum anderen, weil die Hilfsquellen Spaniens und seiner Nebenländer nicht ausreichten, die aufstrebenden protestantischen Staaten und dazu auch noch Frankreich zu überwinden. In Spanien selbst konnte er zwar die Macht der Stände zurückdrängen, aber weder den vollen königlichen Absolutismus noch einen Einheitsstaat begründen. Philipps schlechter Ruf in der Geschichte begründet sich auf eine Schmähschrift von Wilhelm von Oranien, die 1581 unter dem Titel Apologie contre l’édit de proscription verbreitet wurde, und in dem ihm alle erdenkliche unchristlichen Schändlichkeiten. So soll er einen Mordversuch an dem späteren Kaiser Maximilian II. beauftragt haben, mit seiner Nichte Anna von Österreich eine Inzestehe geführt haben und hierzu seine legitime Gattin Isabelle von Valois, die Mutter seiner beiden Töchter, ermorden lassen und in seiner ersten Ehe mit Maria von Portugal bewußt eine Bigamie begangen haben, da er bereits heimlich mit Isabel Osorio verheiratet war. Die Diffamierungen wurden in Abschriften überall in Europa verbreitet und unreflektiert aufgenommen.

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Isabella von Portugal

           pinxit Tizian (Ausschnitt)

Gemahlin Kaiser Karls V.; Tochter König Manuels I. (Emanuel) von Portugal, gen. der Glückliche, und dessen zweiter Ehefrau Maria von Spanien, (*1482, †1517), der Tochter König Ferdinands II. von Aragón und Königin Isabella I. von Kastilien. Am 10.3.1526 um Mitternacht fand im Alcázar in Sevilla die feierlich Hochzeit mit Kaiser Karl V. statt. Da ihr Mann fast ununterbrochen abwesend war, um in Italien, Deutschland und den Niederlanden seinen Pflichten nachzukommen, führte sie in Spanien für ihn die Regierungsgeschäfte, aber auch ein einsames Leben. Aus der Ehe gingen folgende Kinder hervor: Philipp II., Maria (*1528, †1603) - seit 1548 verheiratet mit Kaiser Maximilian II., Ferdinand (*/† 1530), Johanna (*1537, †1573) - seit 1552 verheiratet mit Johann Manuel, Prinz von Portugal, Johann (*/†1539). Isabella starb 36jährig nach einer Totgeburt ihres 5. Kindes, der eine Grippe mit einer Lungenentzündung folgte und sie sich aus Scham weigerte, von Ärzten behandeln zu werden.

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Philipp III. [span. Felipe]

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König von Spanien (1598-1621); Sohn von Philipp II. und dessen vierter Gemahlin Anna von Österreich; Vater von Philipp IV.; überließ die Regierung weitgehend Günstlingen. Die Außenpolitik war zunächst auf Frieden ausgerichtet, so wurde 1604 Frieden mit England geschlossen und 1609 ein zwölfjähriger Waffenstillstand mit den Niederlanden vereinbart. Im Dreißigjährigen Krieg unterstützte er den Kaiser mit Geld und Truppen. Innenpolitisch setzte sich der wirtschaftliche Verfall fort. Literatur und Kunst erlebten zur Regierungszeit Philipps allerdings ihre höchste Blüte in den “goldenen Zeitalter” mit Schriftstellern wie Miguel de Cervantes Saavedra, Lope de Vega, Quevedo y Villegas, Luis de Góngora y Argote. Seine Tochter Maria Anna, Infantin von Spanien und Portugal, war die erste Gemahlin Ferdinands III. und Mutter Leopolds I. von Österreich, seine Tochter Anna Maria von Österreich (*1601, †1666) heiratete am 21.11.1615 Ludwig XIII. und war die Mutter Ludwigs XIV..

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Adel / Regenten XIV

Omnibus salutem!