Bild: Kitty Elovsson (07/2008)

Albert Bruce Sabin eigentl. Saperstein

US-amerikanischer Mediziner und Virologe russisch-jüdischer Herkunft; seine Familie emigrierte 1921 in die Vereinigten Staaten und erlangte dort 1930 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er studierte Medizin an der New York University, an der er 1931 promovierte. Anschließend bildete er sich u.a. in Pathologie und Chirurgie am New Yorker Bellevue Hospital weiter, 1934 arbeitete er in England wissenschaftlich am The Lister Institute for Preventive Medicine. Von 1935 bis 1939 arbeitete Sabin am Rockefeller-Institut für medizinische Forschung, der heutigen Rockefeller University. 1939 wurde er zum Professor der Kinderheilkunde und pädiatrischen Forschung an der University of Cincinnati ernannt und blieb dort bis in das Jahr 1969 - unterbrochen nur durch seine Dienstzeit während des Zweiten Weltkrieges im US Army Medical Corps, wo er an der Entwicklung von Impfstoffen u.a. gegen das Denguefieber beteiligt war. In Cincinnati entwickelte er auf der Basis der Vorarbeiten von Jonas Salk die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung (Polio). Von 1970 bis 1972 war Sabin am Weizmann-Institut in Israel tätig, 1974 am National Cancer Institute der USA und von 1974 bis 1982 an der Medical University of South Carolina. Bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1988 wirkte er am Fogarty International Center for Advanced Studies in the Health Sciences, eine zum National Institute of Health (NIH) gehörende Einrichtung.

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Arlington, National Cemetery

Antoine Augustin Parmentier

Französischer Pharmazeut und Agronom; studierte in Paris Pharmazie; während des Siebenjährigen Krieges diente er in der französischen Armee und arbeitete ab 1757 in den für die Soldaten in Deutschland eingerichteten Hospitälern. In preußischer Kriegsgefangenschaft machte er mit der von Friedrich dem Großen eingeführten Kartoffel Bekanntschaft, die in Frankreich zwar auch bekannt war, aber dort als Viehfutter Verwendung fand. Dank seiner Bemühung erklärte die Medizinische Fakultät von Paris 1772 die Kartoffel endgültig auch für den Menschen genießbar. Bereits zuvor hatte Parmentier 1769 bei einer Ausschreibung der Académie française anläßlich einer Hungersnot durch seine Schrift über den Kartoffelanbau einen Preis gewonnen. Es geht das Gerücht, Parmentier habe, um die Kartoffel als besonders wertvoll erscheinen zu lassen, wie zuvor schon Friedrich der Große, die Kartoffelanbaufelder tagsüber durch Militär bewachen, nachts aber die Wachen abziehen lassen, so daß die Bauern sich die Pflanzen von den Felder zusammenklaubten, um sie selber anzubauen. Als wegen der napoleonischen Kontinentalsperre Nahrungsmittel knapp und teuer wurden, beschäftigte sich Parmentier auf Befehl Napoléons mit der Fabrikation von Trauben- und Runkelrübenzucker. Während dessen Konsularregierung war er Generalinspektor des Medizinalwesens.

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Nikolaus Kopernikus eigentl. Koppernigk, [poln. Kopernik]

                                          

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Astronom und MathematikerDomherr, Jurist, Administrator und Arzt im Dienste des Fürstbistums Ermland in Preußen; Sohn eines wohlhabenden Kupferhändlers und Regierungsbeamten, dessen familiäre Wurzeln in Schlesien lagen. Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahre 1483 und der Mutter Barbara Watzenrode, die einer Familie entstammte die 1630 von Schweidnitz (Schlesien) nach Thorn eingewandert war, kümmerte sich deren Bruder WatzenrodeBischof Lucas Watzenrode (*1488, 1512), um eine gründliche Ausbildung seines Neffen. Ab 1491 studierte Kopernikus an der Universität von Krakau u.a. Mathematik und Astronomie. Bevor er 1496 nach Italien abreiste, um dort zu studieren, hatte ihn sein Onkel zum Kirchenadministrator in Frauenburg (heute Frombork) ernannt, wodurch er einerseits finanzielle Verantwortung übernahm, andererseits aber keinerlei priesterliche Pflichten zu erfüllen hatte. Ab 1496 studierte er an der Universität Bologna, an der er sich in die Matrikel der “hochedlen deutschen Korporation” eintrug und wo er bei dem Astronomen Domenico Maria Novara (*1454, †1504) wohnte, der sich mit vom griechischen Mathematikers und Astronomen Ptolemäus (*~100, †~175) verfaßten Schriften befaßte, studierte er Kirchenrecht. Beide beobachteten gemeinsam am 9.3.1497 den Durchgang des Mondes durch den Stern Aldebaran im Sternbild Stier; dieseskopernikus_blume_bild Ereignis weckte Kopernikus’ Interesse für Geographie und Astronomie. In Bologna promovierte er zum magister artium der philosophischen Fakultät, bevor er 1500 nach Rom ging und dort Vorlesungen über Astronomie hielt. Ab 1501 begann er ein Medizinstudium in Padua, 1503 erfolgte die juristische Promotion in Ferrara. Nach seiner Rückkehr in die Heimat im Jahre 1503 lebte Kopernikus zunächst in Heilsberg (heute Lidzbark Warminski) im Bischofspalast seines Onkels und war dessen Sekretär und Leibarzt; 1504 nahm an den Preußischen Landtagen in Marienburg und Elbing teil und sprach 1506 auf der Preußischen Ständeversammlung in Marienburg. In Heilsberg, vermutlich im Jahre 1509 schuf Kopernikus den Commentariolus (=kleiner Kommentar), den er nur Freunden zukommen ließ und der später unter dem TitelNicolai Copernici de hypothesibus motuum coelestium a se constitutis commentariolus bekannt wurde, in dem er die Theorie vom Umlauf der Planeten um die Sonne und der durch die Drehung der Erde bedingten scheinbaren Bewegung der Fixsterne aufstellte. In der tertia petitio steht der entscheidende Satz, der das Weltbild der damaligen Zeit über den Haufen werfen wird:“omnes orbes ambire Solem, tanquam in media omnium existentem, ideoque circa Solem esse centrum mundi”1. 1510 zog er in das ermländische Frauenburg, wo er das Obergeschoß eines der Türme am inneren der Festungsmauer bezog und dort bis zu seinem Todes lebte. Und dort stellte er seine einfachen Geräte auf, ein Astrolabium (ein scheibenförmiges astronomisches Instrument, das der Horizont und Kreise des horizontalen Koordinatensystems abgebildet), ein Triquetrum (Goniometer zur Messung von Zenitdistanzen der Sterne und der Parallaxe des Mondes) sowie einen ptolemäischen Quadranten auf. Im Herbst 1538 von Bischof Johannes IV., dem Nachfolger seines Onkels, aufgefordert, die “unzüchtige” Beziehung zu seiner Nichte Anna Schilling, die ihm den Haushalt führte und mit der er jahrelang zusammenlebte, zu beenden, zögerte er die Trennung zunächst hinaus, bis sie nach einer erneuten Aufforderung seitens des Bischofs 1540 schließlich Frauenburg verließ und nach Danzig ging, wohin sie schon 1539 ihren Besitz hatte bringen lassen2.

In Frauenburg übernahm er die Verwaltungsaufgaben eines Domherrn (canonicus) in Frauenburg. Kopernikus, der dort 1515 am von Julius II. einberufenen und unter dem Medici-Papst Leo X. fortgesetzten Fünften Laterankonzil teilnahm, in dem auch über eine Kalenderreform diskutiert wurde, wurde erneut 1519, 1525 und 1528 zum Kanzlekopernikusbrief_herzog_albrecht_klr des Ermländer Domkapitels gewählt. Seine Absicht, 1537 die Nachfolge des verstorbenen bisherigen Ermländer Bischofs Mauritius Ferber anzutreten, scheiterte; er unterlag Johannes Dantiscus von Höfen. Das Bestreben Watzenrodes, als Fürstbischof zugleich Landesherr, als auch seines Neffe Kopernikus war es, die Eigenständigkeit des Ermlands gegenüber dem Orden und Selbstverwaltungsbefugnisse gegenüber der polnischen Krone zu bewahren.

Brief Kopernikus‘ an Herzog Albert von Preußen aus dem Jahre 1541 in deutscher Sprache, in dem er medizinische Rätschläge für Georg von Kunheim erteilt. zoom

In den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Deutschen Orden und Polen vertrat Kopernikus, genau wie sein Onkel, die Seite des Preußischen Bundes, welcher mit Polen gegen den Deutschen Orden verbündet war. Nach der Zerstörung Frauenburgs durch Truppen Albrechts I. von Brandenburg-Ansbach 1520 im sogenannten Reiterkrieg verlegte Kopernikus seine Residenz nach Allenstein. Dort organisierte er die Verteidigung der Stadt gegen die Ordensritter. 1521 kehrte er nach Frauenburg zurück und klagte zusammen mit Tiedemann Giese auf dem Preußischen Landtag in Graudenz das Verhalten der Ordensritter an. Er wurde Teil einer königlich-polnischen Gesandtschaft zum Hochmeister des Ordens und ”Kommissar von Ermland“ zwecks Rückerstattung von Besitztümern der polnischen Krone. Er konnte die Freigabe ermländischer Orte bewirken, die von polnischen Truppen besetzt waren.

Während seiner Zeit in Frauenburg befaßte Kopernikus sich mit der Reform des preußischen Münzwesens und .verfaßte 1522 eine Abhandlung über Geld (Monetae cudendae ratio) und begann mit den Arbeiten an seinem Hauptwerk De Revolutionibus Orbium Coelestium (dt. Über die Kreisbewegungen der Weltkörper), die er 1530 beendete; zuvor hatte er sich wohl u.a. an die Worte Plinius des Älteren erinnert, der sich in seinem Werke Historia naturalis mit dem Aufbau auch des Weltalls beschäftigt hatte3.

Deckblatt De Revolutionibus Orbium der Ausgabe aus dem Jahre 1553 mit dem Zusatz in griechischer Sprache: Ἀγεωμέτρητος ουδεὶς εἰσίτω (Ohne Kenntnis der Geometrie soll keiner eintreten).

In ihr stellte er die Behauptung auf, daß sich die Erde täglich um ihre eigene Achse drehe, sich einmal im Jahr in einer Bahn um die Sonne bewege und daß auch die Planeten die Sonne umkreisen (heliozentrisches Weltbild), im Gegensatz zur geozentische Stellung der Erde nach Ptolemäus). Im 10. Kapitel schrieb er: “In der Mitte von allem aber herrscht die Sonne. Wer nämlich wollte in diesem herrlichen Tempel diese Leuchte an einen anderen oder besseren Ort setzten, als an diesen, von dem aus sie das Ganze erleuchten kann? Wenn anders nicht unpassend sie einige das Licht der Welt, andere ihren Geist, noch andere ihren Regenten nennen. Trismegistos nennt sie den sichtbaren Gott, die Elektra des Sophokles den Allessehenden. So lenkt in der Tat die Sonne, auf dem königlichen Throne sitzend, die sie umkreisende Familie der Gestirne.”

Zu Beginn des Frühjahres 1543, kurz vor seinem Tode, wurde sein epochales Werk De Revolutionibus Orbium Coelestium von dem Mathematiker und Astronom Georg Joachim Rheticus (*1514, †1574) als Herausgeber bei Johannes Petreius in Nürnberg gedruckt, nachdem der Theologe und Reformator Andreas Osiander (*1498, †1552) den ursprünglichen Titel in De Revolutionibus geändert hatte, um den Inhalt unverdächtiger erscheinen zu lassen, ein Vorwort hinzugefügt hatte und der Satz hinzugefügt worden war, der einst den Eingang zur Akademie des Platon zierte: Ἀγεωμέτρητος οὐδείς εἰσίτω [Ageometretos oudeis eisito, dt. Lasse keinen der Geometrie Unkundigen eintreten]. Er selber hatte sich gescheut, es zu veröffentlichen, war er doch ein Mann der Kirche und hatte wohl Sorge, mit dem Bruch christlicher Tabus von dieser mächtigen Institution angegriffen zu werden4. Erst die Beobachtungen Galileo Galileis ca. 80 Jahre später brachten überzeugende Beweise für die Richtigkeit Kopernikus’ Annahme. Mit dieser Erkenntnis steht Kopernikus in einer Reihe mit Galileo Galilei, Johannes Kepler, Charles Darwin und denjenigen Aufklärern, die das bislang geltende mittelalterliche Weltbild radikal veränderten.

Seite aus Kopernikus' Manuskript zu De Revolutionibus Orbium Coelestium

Alle seine Werke verfaßte Kopernikus in Latein, seine sonstigen Schriften sind auch in Deutsch verfaßt; in polnischer Sprache abgefaßte Manuskripte oder sonstige Texte sind nicht bekannt, obwohl Kopernikus sicherlich auch des Polnischen mächtig war. Die Behauptung, Kopernikus sei sozusagen ein echter Pole gewesen, läßt sich so nicht halten. Er ging zwar mit dem polnischen König gegen die Deutschordensritter vor, aber nur, um diese mit der Hilfe der Preußen zu vertreiben.

Kopernikus war in seinem Leben viel alleine; als er aber alt war, fühlte er sich einsam und als ein von den Menschen Vergessener; und er fürchtete den Verlust der Erinnerung. “Die Kürze des Lebens, die Stumpfheit unseres Empfindens, die geistige Trägheit und unnütze Beschäftigung, das alles macht, daß wir nur weniges wissen. Und das, was wir gewußt haben, entreißt uns die Zeit wieder und der Betrug des Wissens, und die Feindseligkeit unserer Gedächtniskraft stürzt uns in den Abgrund” hatte er auf einen Zettel notiert, der nach seinem Tode gefunden wurde. Anfang des Winters 1542 auf 1543 wurde er krank und erholte sich dann nicht mehr, und sein Gedächtnis versank in tiefe Verdunkelung .Als man ihm ein Exemplar seiner Revolutiones, an dem er mehr als 30 Jahre gearbeitete hatte, auf das Bett legte, erkannte er es nicht mehr. Nach wiederholtem Blutsturz und Schlaganfällen, die die Lähmung der rechten Körperhälfte zur Folge hatten, starb Kopernikus in seiner Turmwohnung.

Inschrift:

Nicolao Copernico Thorunensi
cathedralis huius ecclae Varmiensis
olim canonico
astronomo celeberrimo,
cuius nomen, et gloria
utrumque replevit orbem.

Monumentum hoc
in fraterni amoris, aestimationisque
tesseram
praelati, canonici, totumque
Varmiense capitulum
posuere.

[dt. Nikolaus Kopernikus aus Thorn, dem ehemaligen Kanonikus an dieser Kathedrale des Ermlandes und hochberühmten Astronomen, dessen Namen und Ruhm beide Kreise (d.h. Erd- und Himmelskreis) erfüllt hat. Dieses Monument haben zum Zeichen ihrer brüderlicher Liebe und Wertschätzung die Prälaten, Kanoniker und das gesamte Varniensische (Dom-) Kapitel errichtet].

Inschrift auf dem über der Grabstelle neuerrichteten Gedenkstein:


Nicolaus Coppernicus
natus 19.02.1473 Thoruniae
defunctus 21.05.1543 Frauenburgi
astronomus
heliocentrismi artifex
canonicus warmiensis
“Christus nostrae salutis auctor” (N. Coppernicus)

_______________________________________________________________________________

1 Alle Himmelskörper umwandeln die Sonne, die im Mittelpunkt aller steht, deshalb ist in der Gegend der Sonne der Mittelpunkt der Welt.

2 Anna Schilling kehrte nach dem Tode Kopernikus‘ noch einmal nach Frauenburg zurück, angeblich, wie das Domkapitel an den Bischof schrieb, ”um ihre Angelegenheiten zu ordnen“ und ihr Haus dort zu verkaufen, das sie bis zum Tode Kopernikus‘ behalten hatte. Vermutlich vertrieb man sie sofort wieder: ”...zu befürchten ist nämlich, daß sie auf die Art wie sie den, der vor kurzem aus dem Leben schied, bestrickte, auch einen anderen von euch Brüdern bestricken könnte“.

3 In der Mitte [der Irrsterne] hat die Sonne ihre Bahn, deren Größe und Macht die gewaltigste ist: denn sie richtet nicht nur den Lauf der Zeiten ein und die Fruchtbarkeit der Länder, sondern auch die Bewegung der Gestirne und des Himmels. Diese ist nicht nur die belebenden Seele der ganzen Welt, sondern augenscheinlich die verständige Regentin derselben ... sie verleiht allen Dingen das Licht und vertreibt die Finsternis, sie verdunkelt die übrigen Gestirne... sie ist herrlich, vortrefflich, sieht alles und hört alles (Plutarch historia naturalis, liber II.,VI.)

4 Kopernikus, sich darüber im Klaren, daß er angegriffen werden wird, bittet in einem Brief Papst Paul III., dem das Werk zugeeignet ist, um Schutz: ” ...so daß du durch deine Autoriät und deinen Spruch mich gegen die Bisse der Verleumder schützest, obwohl es im Sprichwort heißt, non esse remedium adversus sycophantae morsum (es gibt kein Mitte gegen den Biß des Verleumder) ... denn ich bin mir durchaus bewußt, heiliger Vater, daß wenn manche Leute erfahren, daß ich in diesen meinen Büchern, die ich von den Umläufen der himmlichen Körper schrieb, auch der Erde eine gewisse Bewegung gebe, sie mich sofort auspochen werden, eine solche Lehre sei verwerflich.“

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Antoni van Leeuwenhoek

Niederländischer Naturforscher; nach dem frühen Tode seines Vaters, eines Korbmachers, schickte die Mutter ihn auf ein Gymnasium, während ihn sein Onkel in die Mathematik und Physik einführte; er erlernte jedoch das Handwerk eines Kaufmanns. Nach seiner Rückkehr aus Amsterdam, wo er bei einem schottischen Tuchhändler gearbeitet und Erfahrungen gesammelt hatte, eröffnete er in seiner Heimatstadt einen Tuchladen und war außerdem am Städtischen Gericht als Kammerherr tätig. Ohne jegliche wissenschaftliche Ausbildung begann er in seiner Freizeit mit der Untersuchung verschiedenster Materialien. Dabei bediente er sich selbstentworfener und -gebastelter Mikroskope, die einen Vergrößerungsfaktor des bis zu 300-fachen erreichten. Mit diesen untersuchte er u.a. zahlreiche Protozoen (Einzeller), Bakterien, die Spermien und entdeckte die quer gestreiften Muskelfasern. 1674 beschrieb er erstmals detailliert die roten Blutkörperchen, die bereits 1658 entdeckt worden waren, und 1677 die Spermatozoen (Samenzellen) von Insekten und Menschen. In Anerkennung seiner Forschungen und der daraus resultierenden Entdeckungen wurde er 1680 in die Royal Society of London aufgenommen. Bedeutende Persönlichkeiten besuchte ihn, u.a. die englische Köngin Anne, Peter der Große oder Gottfried Wilhelm Leibniz.

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Bild: Olivier Vancavzeele (04/2005)

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Frombork (Polen) Frauenkirche

Hinweis: Die obige Abbildung zeigt ein sog. Epitaph, das nicht die Grabstelle kennzeichnet, sondern nur der Erinnerung an Kopernikus dient. Es wurde erst 1735 vom Frauenburger Domkapitel gestiftet.

Bilder: Michael van den Hurk (2009)

Delft, Oude Kirk

Emil Adolf von Behring seit 1901

1904

Deutscher Bakteriologe und Serologe; Sohn eines Grundschullehrers; studierte von 1874 bis 1878 Medizin in Berlin, wo er im gleichen Jahr promovierte; anschließend arbeitete er ab 1880 bis 1889 als Militärarzt, 1894 erhielt er eine Professur an der Universität Halle und ging im folgenden Jahr als Direktor des Hygienischen Instituts nach Marburg; diese Position behielt er bis zu seinem Tode inne. Bei seinen Arbeiten im Labor von Robert Koch in Berlin beobachtete er 1890 zusammen mit dem japanischen Bakteriologen Kitasato Shibasaburo (*1852, †1931), daß Tiere, die mit dem Blutserum eines an Tetanus erkrankten Tieres geimpft wurde, gegen diese Krankheit immun wurden. Damit war ein Durchbruch in der Immunologie erreicht. Diese Entdeckung publizierten sie in einem Aufsatz mit dem Titel “Über das Zustandekommen der Diphtherieimmunität und der Tetanusimmunität bei Thieren“, und bereits 1893 erfolgte die erste erfolgreiche Anwendung des Diphtherieheilserums am Menschen durch den Bakteriologen Paul Ehrlich als Bekämpfung der Diphtherie bei Kindern. 1904 wurden in Marburg die Behring-Werke gegründet. 1913 erfolgte die Entwicklung des “T.A”-Diphtherie-Schutzimpfungsmittels.

Auszeichnungen u.a.: (erster) Nobelpreis für Physiologie od. Medizin (1901).

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Cornelius Gustav Gurlitt

1905 

Deutscher Kunsthistoriker und Architekt; Sohn des Landschaftsmalers Louis Gurlitt; Vater von Wilibald Gurlitt; Neffe der Schriftstellerin Fanny Lewald. Besuchte die Bauakademie in Berlin und trat 1868 in das Architekturbüro von Emil von Förster in Wien ein, gefolgt von einigen Jahren Tätigkeit am Polytechnikum in Stuttgart, bevor er als Freiwilliger im Deutsch-Französischen Krieg diente. Nach einer kurzzeitigen Tätigkeit als Privatdozent an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg im Jahre 1889, wurde er 1893 Nachfolger Richard Steches als außerordentlicher Professor für Geschichte der technischen Künste an der drei Jahre zuvor gegründeten Königlich Sächsischen Technischen Hochschule in Dresden. 1899 wurde er zum ordentlichen Professor berufen und für das Jahr 1904/05 zum Rektor der Technischen Hochschule Dresden gewählt. Gurlitt gilt als Begründer der kunsthistorischen Barockforschung und wurde damit zum Begründer der sächsischen Denkmalpflege.

Werke u.a.: Geschichte des Barock-Stiles, des Rococo und des Klassicismus (3 Bde., 1887-89), Die Deutsche Kunst des Neunzehnten Jahrhunderts. Ihre Ziele und Thaten (1899), August der Starke: Ein Fürstenleben aus der Zeit des deutschen Barock (1924).

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Bild: Isis (09/2006)

Marburg, Auf der Elsenhöhe

Bilder: Steffi Eckold (07/2008)

Dresden-Tolkewitz, Johannisfriedhof

Bilder: Holger Weinandt (06/2010) Wikipedia.de

Frombork (Polen) Frauenkirche

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Hinweis: Die Grabstätte war nicht bekannt, da der Dom im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt worden war. Allerdings haben polnische Forscher im November 2008 bekanntgegeben, daß anhand von DNA-Material davon auszugehen sei, daß die aufgefundenen Gebeine diejenigen von Kopernikus sein müssen. Nachdem die Gebeine identifiziert wurden, wurden sie am 22. Mai 2010 im Frauenburger Dom unter einem Altar erneut bestattet, nachdem bereits im Januar mit den Vorarbeiten für ein neues Grabmal aus schwarzem Granit begonnen wurde, auf dem ein Modell des Sonnensystems abgebildet ist. Aufgrund des gefundenen Schädels konnten Experten das Gesicht des Toten rekonstruieren. Entstanden ist ein Gesicht, das mit bekannten Portraits von Kopernikus übereinstimmt.

Theodor Maximilian Bilharz

1851

 

Deutscher Mediziner und Naturwissenschaftler; Sohn eines Hofkammerrats; begann 1844 an der Universität Freiburg im Breisgau ein Studium der Medizin, das er ab 1845 an der Universität Tübingen fortsetzte. Nach der medizinische Staatsprüfung in Sigmaringen, kehrte er an die Freiburger Universität zurück und arbeitete dort über die vergleichende Anatomie wirbelloser Tiere bei Carl Theodor Ernst von Siebold. Für seine Arbeit über das Blut wirbelloser Tiere wurde er 1847 von der medizinischen Fakultät ausgezeichnet. 1850 wurde er in Tübingen promoviert. Im selben Jahr folgte er Wilhelm Griesinger als Assistent nach Kairo, wohin dieser als Direktor des ägyptischen Medizinalwesens und Leibarzt des ägyptischen Vizekönig berufen worden war. Später arbeitete Bilharz dort zunächst an verschiedenen Krankenhäuser als Chefarzt, bevor er Lehrer an der Medizinischen Hochschule Kairo wurde und 1855 zum Professor der Anatomie und zum Major ernannt ernannt wurde. Während seiner Zeit in Ägypten galt sein besonderes Interesse der Helminthologie. Bereits in einer wissenschaftlichen Publikation von 1852 beschäftigte er sich mit einem Saugwurm, den er in Leichen, dessen Eier er in Patientenurin und Larven im Nilwasser nachgewiesen hatte und dem er den Namen Distomum haematobium gab und den der Anatom Heinrich Meckel von Helmsbach ihm zu Ehren 1856 Bilharzia haematobia nannte (später bürgerte sich als Bezeichnung für das Krankheitsbild der Begriff Bilharziose ein.

Bilharz starb im Alter von nur 37 Jahren, nachdem er Herzog Ernst II von Sachsen Coburg-Gotha auf einer Reise nach Massaua am Roten Meer begleitet hatte und sich als Leibarzt bei der Behandlung von dessen Frau Alexandrine von Baden, die an Typhus erkrankt war, infiziert hatte.

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Bilder: Roland Unger (09/2010) Wikipedia.de

Kairo OT Masr el Adīma (Alt-Kairo), Deutscher Friedhof

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Karl Ritter von Frisch

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Österreichischer Zoologe; Sohn eines Medizinprofessors; studierte in Wien und München, wo er 1910 promovierte und 1912 habilitierte, zunächst Medizin. Er wandte sich dann jedoch der Biologie zu. In seinen sinnesphysiologischen Forschungen wies er besonders an Fischen und Bienen nach, daß diese sich nach Farben, Formen, Geruch, dem Sonnenstand und nach polarisiertem Licht orientieren. Nach 1919 begann er mit seinen Arbeiten an Honigbienen, deren Erforschung im Zentrum seines Schaffens stand. Er untersuchte u.a., wie sich Bienen untereinander verständigen.

Für seine Leistungen wurde er 1973 gemeinsam mit Konrad Lorenz und Nikolaas Tinbergen mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geehrt. Mit der Auszeichnung wurden ”ihre Entdeckungen zur Organisation und Auslösung von individuellen und sozialen Verhaltensmustern“ gewürdigt.

Werke u.a.: Du und das Leben (1936); Tänze der Bienen (1956); Tiere als Baumeister (1974).

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Bilder Claus Harmsen (stones & art, 04/2013)

München, Friedhof am Perlacher Forst

Bild: Steffi Eckold (09/2013)
Wissenschaft & Forschung LX

Omnibus salutem!