Bilder: Dieter Georg (2005)

Jacob Burckhardt

~1860               

Schweizer Kultur- und Kunsthistoriker; viertes von sieben Kindern entstammte einer alten Basler Familie von Geistlichen; studierte nach Absolvierung des Pädagogiums und einem Aufenthalt 1836/37 in Neuenburg zunächst ab Frühjahr 1837 vier Semester Theologie in Basel , dann mit Einverständnis des Vaters in Basel, dann ab Herbst 1839 bis Frühjahr 1843 , außer einem Sommersemester 1841 in Berlin u.a. bei Leopold von Ranke und Jakob Grimm. In dieser Zeit entdeckte er sein Interesse für die Kunst und besuchte häufig die Museen der Stad und lernteBettine von Arnim kennen. 1843 hielt er sich in Paris auf und habilitierte sich 1844 in Basel als Dozent für Geschichte. 1845 wurde er ordentlicher Professor, Im Frühjahr 1846 führte ihn eine zweijährige Studienreise wieder nach Berlin und nach Italien, bevor er sein Amt in Basel wieder aufnahm und zugleich Lehrer für Geschichte am Pädagogium wurde. Er büßte diese Stellung jedoch 1853 ein, als die Schule in eine Gewerbeschule umgewandelt wurde. Im Herbst 1855 fand er dann am Eidgenössischen Polytechnikum eine Anstellung als Professor. 1858 folgte er einem Ruf an die Baseler Universität, der er bis zuletzt angehörte. Ende 1885 bat er um Entlassung aus seinem Amte als Professor der Geschichte, behielt jedoch ab 1886 noch den Lehrstuhl für Kunstwissenschaften, bis er diesen aus gesundheitlichen Gründen im April 1893 auch aufgab. Als Kulturhistoriker versuchte er, den Untergang der antiken Welt in seinem Werk Die Zeit Constantin's des Großen (1853) zu deuten und die Kunst Italiens in Cicerone (1855) zu vermitteln. Die Bewußtwerdung des Menschen und den erwachenden Individualismus in der Renaissance beleuchtete er in seinem Hauptwerk Cultur der Renaissance in Italien (1860). Posthum erschien seine Schrift Weltgeschichtliche Betrachtungen (1905), die ursprünglich als Vorlesung konzipiert war.

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Basel, Hörnli-Friedhof

Bilder: Dieter Georg (2005)

Ernst Emil Herzfeld

 

Deutscher Archäologe und Orientalist; Sohn eines Miloitärarztes; studierte nach Abitur und einjährigem Militärdienst Architektur an der TH in Charlottenburg (heute zu Berlin), das er 1903 abschloß, und  anschließend folgten Assyriologie und Kunstgeschichte an den Universitäten in München und Berlin. 1909 habilitierte er sich in Berlin für Historische Geographie an der Friedrich-Wilhelms-Universität, wurde dort dort zunächst Privatdozent und 1917 außerordentlicher Professor. 1918 erfolgte seine Ernennung zum Ordinarius für Archäologie des Orients, 1920 zum ordentlicher Professor fürno copyright Landes- und Altertumskunde des Orients und Direktor des Seminars für Landes- und Altertumskunde des Orients. Bereits von 1903 bis 1906 wirkte Herzfeld als Grabungsarchitekt bei dem Orientalisten Friedrich Delitzsch und Walter Andrae bei deren Ausgrabungen in Assur mitgewirkt. Von 1911 bis 1913 leitete er Ausgrabungen in Samarra. 1928 arbeitete er sechs Monate lang in Pasargadai, und von 1931 bis 1934/35 leitete er die Ausgrabungen des Oriental Institute (Chicago) in Persepolis. Anschließend kehrte er nach Berlin zurück, wurde aber durch die Nationalsozialisten von seinem Lehrstuhl vertrieben, da seine Großeltern jüdisch waren. Er ging zunächst nach England und dann in die Vereinigten Staaten, als er zum Professor am Institute for Advanced Study in Princeton ernannt wurde. 1944 erfolgte seine Emeritierung.

Werke u.a.: Archäologische Reise im Euphrat- und Tigrisgebiet (4 Bde., 1911-20), Am Tor von Asien, Felsendenkmale aus Irans Heldenzeit (1920, Der Wandschmuck der Bauten von Samarra und seine Ornamentik (1923, Die Malereien von Samarra (1927); Iranische Denkmäler (1932), Iran in the Ancient East: Archaeological Studies (1941), Zoroaster and His World (2 Bde., 1947), Geschichte der Stadt Samarra (1948).

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Werner Sombart

Deutscher Volkswirtschaftler und Soziologe;der Sohn eines Rittergutbesitzers und Industriellen studierte Jura in Pisa, Berlin und Rom. Rufe an Universitäten in Baden (Freiburg,  Karlsruhe und Heidelberg, wo er Nachfolger von Max Weber hätte werden können) scheiterten alle am Veto des badischen Großherzogs Friedrich II. (*1857, †1928), da diesem Sombart als “Linker” verdächtig war. 1906 nahm er einen Ruf an die Handelshochschule in Berlin an, da ihm als “Sozialisten” der Zugang zur Berliner Universität ebenfalls verwehrt wurde. 1917 wurde er dort Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaften. In seinem Hauptwerk Der moderne Kapitalismus (2 Bde., 1902) die Einteilung des Kapitalismus in Früh-, Hoch- und Spätkapitalismus; erstrebte eine “verstehende Nationalökonomie”, die auf historisch-soziologischen Grundlagen aufbaut. Er stellte fest, daß die industrielle Entwicklung das Handwerk und den Kleinhandel bedrohe, daß Sozialreformen und Arbeiterschutzgesetze von Nöten seien, wolle man Klassenkonflikte vermeiden. Sombart, der ursprünglich zu den ”Kathedersozialisten” (u.a. Gustav von Schmoller und Adolph Wagner [*1835, †1917]) gehörte, wandelte sich zum sozialkonservativen Wegbereiter des Nationalsozialismus, auf den er Einfluß zu nehmen versuchte, von dessen Rassentheorien er sich in späteren Schriften (Vom Menschen, 1938) aber wieder distanzierte.

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Bild: Claus Harmsen (stones & art)

Berlin, Städtischer Waldfriedhof Dahlem

Bild: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Hans Goldschmidt

Deutscher Chemiker; studierte Chemie an der Berliner Universität, wo er Schüler u.a. von Robert Wilhelm Bunsen war und trat nach der Promotion 1888 in die Firma ein, die sein Vater, der 1834 zum protestantischen Glauben konvertierten Theodor Goldschmidt (*1817, †1875) gegründet hatte. Dort war er hauptsächlich für die Forschung und Entwicklung neuer Produkte verantwortlich, während sein älterer Bruder Karl sich bereits seit 1882 um die Führung des Unternehmens kümmerte. Hans Goldschmidt war dort dreißig Jahre tätig, bis es zu einem Bruch mit dem Bruder kam, als dieser Friedrich Bergius Friedrich Bergius (*1884, †1949) zum neuen Forschungsleiter bestellte. Goldschmidt zog sich 1916 aus dem Vorstand zurück, wechselte zunächst in den Aufsichtsrat, den er 1918 jedoch auch verließ.

Hans Goldschmidt gelang durch die von ihm erfundene Aluminothermie die vollständige Entschlackung von Metallen. Er erfand außerdem das Thermitschweißverfahren, das insbesondere für die Verschweißung von Eisen- und Straßenbahnschienen eingesetzt wird, und führte die Weißblechentzinnung ein.

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Berlin, Friedhöfe der Dreifaltigkeits-, Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinden

Bild: Claus Harmsen (1997, stones & art)

Sir (seit 1944) Alexander Fleming

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Britischer Pathologe und Bakteriologe; Sohn eines Bauern; studierte ab 1901 Medizin an der im Londoner Stadtteil Paddington gelegenen St. Mary's Hospital Medical School, wurde dort 1928 Dozent für Bakteriologie, 1921 stellvertretender Leiter und ab 1946 bis 1954 Direktor des 1948 in Wright-Fleming Institute, London, umbenannten Instituts. Fleming führte Forschungen auf dem Gebiet der antibakteriellen Substanzen durch, so entdeckte er z.B. 1922 das Lysozym, ein bakterienzerstörendes Enzym, das u. a. in Körperflüssigkeiten wie Tränen und Speichel, im Eiklar und in bestimmten Pflanzen vorkommt. Seine bedeutendste Entdeckung war 1928 die des Penicillins, nachdem er beobachtet hatte, daß ein Pilz, der eine Anzuchtschale befallen hatte, die darin befindlichen Bakterien zerstörte. 1945 erhielt er mit Sir Howard Walter Florey und Ernest Boris Chain den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

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London, St. Paul’s Cathederal

Basel, Hörnli-Friedhof

Carl Theodor Welcker

1848

Deutscher Staatsrechtslehrer; eines von 17 Kindern des Pfarrers; studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Gießen und Heidelberg. 1814 wurde er zum ordentlichen Professor an der Universität Gießen berufen und nahm im selben Jahr mit über 100 Gießener Studenten als Freiwilliger eines Jägerbataillons an den Befreiungskriegen teil. Anschließend war er als Professor an den Universitäten Kiel, wo er gemeinsam mit Friedrich Christoph Dahlmann und Nikolaus Falck die frühliberalen Kieler Blätter herausgab, in denen die Einhaltung des Verfassungsversprechens der deutschen Fürsten eingefordert wurden, sowie in Heidelberg, Bonn und Freiburg im Breisgau. Welcker war mit dem Historiker und Politiker Carl von Rotteck, mit dem er das Staats-Lexikon oder Enzyclopädie der Staatswissenschaft heraus (15 Bde., 1834-43, sowie drei Ergänzungsbände 1846-48) herausgab, ein Führer der süddeutschen Liberalen. Von 1831 bis 1851 war Welcker Mitglied der Zweiten Badischen Kammer und wurde bereits 1832 wegen seiner politischen Betätigung in den Ruhestand versetzt.

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Bild: Claus Rodemer (10/2010)

Heidelberg, Bergfriedhof

Bilder: Claus Rodemer (06/2008)

Heidelberg, Bergfriedhof

Emil Kraepelin

Deutscher Psychiater; studierte ab 1874 Medizin in Leipzig und Würzburg. war vier Jahre bei Bernhard von Gudden an der Kreis-Irrenanstalt in München tätig, bevor er 1882 nach Leipzig zu Paul Flechsig ging, von dem er in Unfrieden wieder schied. Ab 1886 war er Professor in Dorpat (heute Tartu, Estland) und leitete ab 1891 die Großherzoglich-Badische Universitäts-Irrenklinik in Heidelberg, wo Alois Alzheimer einer seiner Assistenten war. 1917 gründete er in München mit finanzieller Unterstützung seitens James Loeb die Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie (Kaiser-Wilhelm-Institut), die nach dem Zweiten Weltkrieg als Max-Planck-Institut für Psychiatrie weitergeführt wird.

Kraepelin schuf die Klassifizierung der psychotischen Störungen: Er teilte die Psychosen in die Formenkreise Dementia praecox (Schizophrenie) und manisch-depressives Irresein (Manie, Depression) ein.

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Peter Frederik Suhm

 

Dänischer Historiker; Sohn eines königlich dänischen Admirals, Deputierten und Ritter von Dannebrog Ulrik Frederik von Suhm und dessen Frau Hilleborg Cathrine Lerche;. studierte ab 1746 Rechtswissenschaften und erhielt darüber hinaus eine Ausbildung in Mathematik, Tanz, Reiten, Zeichnen und Musik. Am 23.2.1748 wurde er beisitzender Richter am Hofgericht und bekam danach eine Praktikantenstelle am Obersten Gerichtshof. 1749 wurde er Mitglied der Danske Selskab til den nordiske Histories og Sprogs Forbedring. Er übersetzte Komödien von Plautus und französische Theaterstücke

Suhm, der als der bedeutendste dänisch-norwegische Historiker des 18. Jahrhunderts. gilt, verffaßte eine Reihe einflußreicher Werke insbesondere zur Geschichte Dänemarks und Norwegens. Ab 1782 veröffentlichte er insgesamt 14 Bände von En Historie af Danmark.

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Bilder: Finn Larsen (09/2011)

Kopenhagen, Christians Kirke-Christianskirche

Amalie Emmy Noether

 

Deutsche Mathematikerin; einer gutsituierten jüdischen Familie entstammend; Tochter eines Professors für Mathematik an der Universität Erlangen; besuchte bereits als Kind .Universitätskurse als Gasthörerin, da es zu dieser Zeit Beschränkungen für Frauen an deutschen Universitäten gab. Erst 1904 wurde die Immatrikulation von Frauen in Erlangen gesetzlich möglich. Im Jahre 1908 promovierte sie dort bei dem Mathematiker P. Gordan.1909 wurde sie von Felix Klein und David Hilbert nach Göttingen gerufen. 1922 bekam sie eine außerordentliche Professur und erst 1923 ihren ersten bezahlten Lehrauftrag. 1928/29 übernahm sie eine Gastprofessur in Moskau und 1930 in Frankfurt am Main.

Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, wurde Emmy Noether durch das sogenannte Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom Naziregime ihre Lehrerlaubnis entzogen, woraufhin sie in die Vereinigten Staaten ging, , wo sie am Bryn Mawr College und am Institute for Advanced Study in Princeton Vorlesungen hielt. Ihre Arbeit zur Theorie der Invarianten wurde von Albert Einstein für einige seiner relativistischen Konzepte verwendet. Bekannt wurde sie durch ihre grundlegenden Beiträge zur abstrakten Algebra und zur theoretischen Physik; so hat sie insbesondere die Theorie der Ringe, Körper und Algebren revolutioniert. Das nach ihr benannte Noether-Theorem gibt die Verbindung zwischen Symmetrien von physikalischen Naturgesetzen und Erhaltungsgrößen an.

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Bryn Mawr (Montgomery County, Pennsylvania), Bryn Mawr College 

Hinweis: Die sterblichen Überreste von Emmy Noether wurden unter dem Wandelgang, der den Klosterhof umschließt, beigesetzt.

Fritz Joachim Raddatz

 

 

Deutscher Lteraturwissenschaftler, Autor und Publizist; Sohn eines UFA-Direktors; ging nach dem Abitur an der Askanischen Oberschule in Berlin Tempelhof 1950 aus politischer Überzeugung nach Ostberlin, wo er Germanistik, Geschichte, Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Amerikanistik studierte. 1953 legte er sein Staatsexamen an der Humboldt-Universität zu Berlin ab und promovierte 1954. Von 1953 bis 1958 war er Leiter der Auslandsabteilung und stellvertretender Cheflektor beim Verlag Volk und Welt in Ostberlin. Danach siedelte er aufgrund von Konflikten mit Regierungs- und Parteibehörden der DDR nach Westdeutschland über. 1960 wurde Raddatz Cheflektor und stellvertretender Verlagsleiter des Rowohlt Verlags unter Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, wo er u.a. den Hamburger Schriftsteller Hubert Fichte förderte, sowie Herausgeber der Taschenbuchreihe rororo-aktuell. 1969 verließ er den Verlag aufggrund von Differenzen mit Ledig-Rowohlt. 1970/71 leitete er zunächst das Spiegel-Institut für Projektstudien. 1971 habilitierte er sich bei Hans Mayer.an der TU Hannover und hatte später Gastprofessuren in den USA und Frankreich inne. Ab 1977 war er Leiter des Feuilletons der Wochenzeitung Die Zeit. 1985 beendete Raddatz diese Tätigkeit, blieb aber weiterhin als Kulturkorrespondent bei dieser Zeitung tätig. Im Herbst 2014 gab er dann bekannt, sich aus dem aktiven Journalismus zurückziehen zu wollen und gab als Grund u.a. an, daß ihn die aktuelle Lyrik und die zeitgenössischen Romane nicht mehr interessierten:"Time to say goodbye" .

Raddatz, der auch Vorsitzender der 1969 gemeinsam mit Mary Tucholsky in Hamburg gegründeten Kurt-Tucholsky-Stiftung war, war Verfasser von Literaturkritiken, Essays und Reiseberichten sowie Erzählungen und Romanen. 1972 war sein Werk Karl Marx. Eine politische Biographie erschienen, und bereits 1984 hatte er sein Debüt als Erzähler mit seinem Buch Kuhauge gegeben, 1987 erschien sein erster Roman Der Wolkentrinker. Aber er war auch als Übersetzer und Herausgeber tätig.

Werke u.a.: Revolte und Melancholie (1979), Pyrenäenreise im Herbst (1985) Geist und Macht (1989), Die Abtreibung (1991),.Männerängste in der Literatur (1993), Unruhestifter (2003).

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Bild: Claus Harmsen (art & stones, 03/2015)

Keitum (Sylt), Friedhof der Inselkirche St. Severin

Bild: Traugott Giesen  07/2015)
Wissenschaft & Forschung XXV

Omnibus salutem!