Maria Helene Françoise Izabel Gräfin von Maltzahn
Deutsche Widerstandskämpferin; studierte nach dem Abitur zunächst in Breslau, ab 1928 in München Zoologie, Botanik und Anthropologie. 1933 promovierte sie in Fischereibiologie, fand jedoch keine Anstellung, da sie nicht Mitglied der NSDAP war. Anfang der 1930er Jahre kam sie erstmals in Kontakt mit dem katholischen Widerstand, schmuggelte Informationsmaterial über Hitler aus Deutschland heraus. 1934 reiste die Pfeife und Zigarre rauchende unkonventionelle Gräfin mit einem Freund bis nach Nordafrika. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin unterhielt sie Kontakt zu Widerstandsgruppen. Als in der Nacht vom 9. auf den 10.11.1938 in Deutschland die Synagogen brannten, versteckte sie jüdische Bekannte, die emigrieren wollen, vorübergehend bei sich. 1939 begann sie ein Studium der Veterinärmedizin. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde sie zur Postprüfstelle, später zum Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes eingezogen. Während des Krieges verhalf sie zahlreichen Verfolgten zu Flucht, indem sie u.a. falsche Pässe besorgt oder ihnen die Flucht versteckt in Speditionsgut schwedischer Staatsangehöriger, das in das neutrale Schweden versandt wurde, ermöglichte. Im Nachkriegs-Berlin behandelte sie in ihrer Praxis Tiere sowjetischer, später britischer Besatzungsoffiziere. Schließlich eröffnete sie in Westberlin zunächst in der Nähe des Ku-Damms, später eine neue Tierarztpraxis im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Verheiratet war sie seit 1935 mit dem Schauspieler und Kabarettisten Walter Hillbring (*1890, †1964).
Autobiographie: Schlage die Trommel und fürchte dich nicht (1986).
Johann Christian Friedrich GutsMuths
Deutscher Pädagoge; studierte an der Universität von Halle (Saale) Theologie und war Erzieher im Elternhaus des Geographen Carl Ritter (*1779, †1859). Während der Goethezeit galt er als Vertreter der philanthropischen Leibeserziehung als einer der namhaftesten Pädagogen Deutschland. Als Mitbegründer des Schulturnens versuchte er der Gymnastik einen neuen Inhalt zu geben. In der von Christian Gotthilf Salzmann (*1744, †1811) 1784 gegründete Erziehungsanstalt Schnepfenthal, an der er als Lehrer für Turnen und Geographie von 1785 bis 1837 wirkte, setzte er sich für Spiele und für das Schwimmen im Turnunterricht ein. Dort ließ er auch den ersten Sportplatz in Deutschland anlegen. Nach ihm ist der größte Crosslauf Europas, der Rennsteiglauf, benannt.
Hamburg, Friedhof Ohlsdorf
Deutscher Filmkritiker, Drehbuchautor und Publizist; der Sohn eines jüdischen Anwalts studierte zwar Rechtswissenschaften, aber sein früher Umgang mit Literaten seiner Herimatstadt, u.a. Franz Werfel, Paul Kornfeld (*1889, †1942), Franz Kafka und Max Brod, beeinflußte seinen beruflichen Werdegang in eine andere Richtung. Bereits im Jahre 1911 gründete er die Herder-Blätter, in denen nicht nur er Essays veröffentlichte, sondern auch viele seiner Bekannten. Nach Ende des Ersten Weltkrieg verfaßte er in Berlin Filmkritiken für den Film-Kurier und arbeitete als Drehbuchautor, u.a. für den Film Die freudlose Gasse nach dem gleichnamigen Roman von Hugo Bettauer. 1925 gründete er zusammen mit Ernst Rowohlt die Wochenzeitung Die literarische Welt. die er bis 1933 herausgab. Unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten emigrierte er zunächst nach Prag, wo er als Redakteur u.a. für die Prager Presse tätig war, bis er nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Tschechoslowakei über Italien nach Indien ging. Dort arbeitete er als Drehbuchautor. 1947 kehrte er nach Deutschland zurück, ließ sich in Hamburg nieder und arbeitete für die Springer Presse (Welt und die Welt am Sonntag), aber auch für den Rundfunk.
Werke u.a.: Die literarische Welt (Erinnerungen, 1957).
Deutscher Theater- und Filmkritiker; studierte Germanistik, Anglistik und Geschichte in Berlin und Königsberg. Seit 1936 arbeitete er als freier Autor, schrieb Feuilletons für das Berliner Tageblatt und die Deutsche Allgemeine Zeitung und schrieb Texte für den Kabarettisten Werner Finck, sowie Filmmanuskripte, amüsant-zeitkritische Essays, Biographien, theaterkritische Werke. Bekannt wurde er durch die fünfzehnminütige Rundfunksendung Stimme der Kritik, die der Berliner Sender DIAS (Drahtfunk im Amerikanischen Sektor, der Vorgänger des RIAS) ab 9.2.1946 jeweils sonntags um 11h45 ausstrahlte. Markant und einprägsam war dabei seine atemlose, schnelle Sprechweise. Ab 1955 war Luft Chefkritiker der zum Springer-Zeitungsimperium gehörenden Tageszeitung Welt in Berlin.
Matthias Walden eigentl. Otto Eugen Wilhelm Freiherr von Saß
Deutscher Journalist; floh 1950 in die Bundesrepublik Deutschland, nachdem er in der neugegründeten DDR, in der er als Gerichtsreporter tätig war, mit auch körperlichen Gewalt bedroht worden war. Zu dieser Zeit nahm er als “Republikflüchtiger” sein Pseudonym an, um seine Eltern, die in der DDR zurückblieben, nicht eventuellen Repressalien auszusetzen. In der Bundesrepublik arbeitete er zunächst in der Pressestelle des Ministeriums für gesamtdeutsche Fragen in Bonn, bis er im Herbst 1950 Kommentator beim Berliner Sender Radio im amerkanischen Sektor (RIAS) wurde und 1956 zum SFB wechselte und stellvertretenden Chefredakteur und schließlich Chefkommentator wurde. 1980 wurde er Mitherausgeber der Tageszeitung Die Welt Axel Springers. Spektakulär war Waldens Vorwurf in einem Fernsehkommentar anläßlich der Ermordung des Berliner Kammergerichtspräsidenten Günter von Drenkmann, in dem er Heinrich Böll bezichtigte, "den Boden der Gewalt gedüngt" zu haben: 1981 wurde er vom Bundesgerichtshof zur Zahlung eines Schmerzensgeldes an den Beschuldigten verurteilt.
Berlin-Dahlem, Städtischer Waldfriedhof
Deutscher Journalist; studierte Geschichte bei dem Historiker Franz Schnabel in München. Nach Tätigkeiten bei der Süddeutschen Zeitung und der Zeitung Die Welt wechselte er 1970 zum Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF), bei dem er in Bonn zunächst als politischer Korrespondent arbeitete. Er moderierte das Auslandsjournal, und gemeinsam mit Klaus Bresser und Dieter Kronzucker auch das heute-journal, die für das ZDF von den drei Journalisten entwickelte, um Kommentare erweiterte Nachrichtensendung. Ab 1979 leitete Trampe das ZDF-Auslandsstudio New York und danach bis 1988 das ZDF-Studio Brüssel. Zwischen 1988 und 1997 war er Chefkorrespondent und Leiter des ZDF-Landesstudios, des späteren Hauptstadt-Studios, in Berlin. Außerdem moderierte er neben anderen auch das Magazin Kennzeichen D, das ab 1971 über den Sender lief. Ab 1997 moderierte er zusammen mit dem Historiker Guido Knopp die Sendung Damals.
Veröffentlichungen u.a.: Dem Frieden eine Chance. Neue Wege in der Sicherheitspolitik: Der Abrüstungsvertrag der Supermächte in der Diskussion (1988). Die Stunde Null. Erinnerungen an Kriegsende und Neuanfang (1995, Herausgeber), Menschlichkeit in unmenschlicher Zeit. Allee der Gerechten (1995, Herausgeber).
Berlin, Französischer Friedhof I (Chausseestr.)
Berlin-Dahlem, Städtischer Waldfriedhof
Berlin OT Charlottenburg, Waldfriedhof Heerstr
Diana Budisavljević née Obexer
Österreichische Humanistin und Aktivistin; die Tochter eines Unternehmerehepaares verbrachte ihre Jugend in Innsbruck, wo sie die Volks- und Mittelschule besuchte. 1917 heiratete sie den aus Kroatien stammenden Serben Julije Budisavljević, den sie während eines Ausbildung zur Krankenschwester am Landeskrankenhaus Innsbruck kennengelernt hatte, wo er als Assistenzarzt tätig war. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zog sie mit ihm nach Zagreb, wo er Mann als Universitätsprofessor der Chirurgie an der Medizinischen
Nachdem die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges in Kroatien einmarschiert war, die faschistische, von Ante Pavelić im Januar 1929 noch im Königreich Italien als kroatischer rechtsextrem-terroristischer Geheimbund gegründete Ustascha-Bewegung an die Macht kam und mit ethnischen Säuberungen begann, die sich vor allem gegen die serbisch-orthodoxe Bevölkerung richteten, organisierte sie in den Jahren 1941 bis 1945 gemeinsam mit mehreren Mitarbeitern, darunter Diplomingenieur Marko Vidaković und Ingenieur Đuro Vukosavljević, eine private Hilfsaktion unter dem Namen “Aktion Diana Budisavljević“. Die Aktion kümmerte sich um die Versorgung mit Hilfsgütern sowie Befreiung und Unterbringung von Kindern und Frauen, mehrheitlich serbischer Herkunft, aus den Todeslagern des Ustascha-Regimes. Mit Hilfe von Transportlisten und weiteren Quellen führte sie zusammen mit ihren Mitarbeitern eine Kartei, die gegen Kriegsende Angaben zu ca. 12.000 Kindern enthielt.
Im Jahr 2017 erschien der Roman Dianas Liste von Wilhelm Kuehs, in dem ihr Schicksal literarisch verarbeitet wird; unter demselben Titel war bereits in den 2010er Jahren ein Dokumentarfilm entstanden. Der Film The Diary of Diana B. hatte am 18.7.2019 Weltpremiere beim Pula Film Festival und gewann die Goldene Arena für die beste Regie, Schnitt und Musik sowie die Große Goldene Arena für den besten Film.
Innsbruck, Westfriedhof
Johann Friedrich Andreas “Fritze” Bollmann
Deutscher Friseur: Original;
Brandenburg an der Havel, Altstädter Friedhof
Deutscher Jurist; Magistratsbeamter: Sohn des Kulturphilosophen Walter Schubart, der 1942 in einem Gefangenenlager in Kasachstan (in der damalige UdSSR) umkam, und dessen Ehefrau, der Juristin Vera, née. Berman; wuchs in den ersten Jahren in Riga auf und kam nach der Besetzung Lettlands durch Truppen der Rote Armee im Jahre 1941 mit seinen beiden Geschwistern zu seinen Großeltern iinsthüringische Meiningen. 1947 verließ er die Sowjetische Besatzungszone und ließ sich in der in der amerikanischen Besatzungszone liegenden Stadt Mannheim nieder, wo er eine Lehre als Maurer absolvierte und parallel dazu das Abitur an einer Abendschule nachholte; anschließend studierte er von 1953 bis 1958 Jura an den Universitäten Heidelberg, München und Bonn und war dann als wissenschaftlicher Assistent bei der SPD-Bundestagsfraktion tätig. 1966 zog er nach Frankfurt am Main und wurde dortzunächst Justitiar des Amts für Wohnungswesen der Stadt Frankfurt am Main, später dann Magistratsdirektor im städtischen Rechtsamt. Schubart, der bereits 1973 noch in privater Eigenschaft die Hausbesetzer im Frankfurts unterstützt hatte, gehörte 1978 zu den Mitbegründern und war Spitzenkandidat der aus der Umweltbewegung entstandenen Grüne Liste Hessen (GLH), die allerdings bei der Landtagswahl am 8.10.1978 als Grüne Liste Hessen nur 1% erreichte.. 1982 brach er mit der Grünen Liste Hessen.
Bundesweit bekannt wurde Schubart, durch die Aktionen gegen den Bau der Startbahn 18 West am Flughafen Frankfurt am Main. 1981 initiierte er ein Volksbegehren gegen den Bau der Startbahn 18 West mit 220.000 Unterschriften. Als Sprecher der Bürgerbewegung „Arbeitsgemeinschaft Volksbegehren und Volksentscheid“ gegen den Bau der Startbahn 18 West am Frankfurter Flughafen war er zugleich Bearbeiter des Antrags auf Zulassung eines Volksbegehrens Tags darauf blockierten über Stunden hinweg Startbahngegner die Eingänge zum Flughafen. Die Ereignisse führten dazu, daß er von seinem Dienstherrn, Oberbürgermeister Walter Wallmann (CDU), als Mitverantwortlicher für die "schweren Rechtsverletzungen" am Flughafen Frankfurt suspendiert wurde. Es erfolgte seitens der Bundesanwaltschaft eine Anklage wegen Landfriedensbruch und Nötigung von Verfassungsorganen, was zur Verurteilung zu zwei Jahre Freiheitsstrafe mit Bewährung führte. Seinerseits wurde Verfassungsbeschwerde eigelegt und Revisionsverfahren durchgeführt; die Strafe wurde ausgesetzt. Nach einer Einigung mit der Stadt Frankfurt am Main im Jahre 1993 ging er in den vorzeitigen Ruhestand, und seine Beamtenrechte wurde restituiert.
Auszeichnungen u.a.: Ehrenmitglied des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (1983).
Frankfurt am Main OT Niederursel, Friedhof
Deutscher Salonière; Tochter des Tuch- und Manufakturkaufmanns Samson Heine und dessen Frau Betty, née von Geldern, Schwester von Heinrich Heine; Wie er und ihre weiteren zwei Brüder Gustav und Maximilian wuchs sie in einem liberalen, von aufklärerischen Werten geprägten Umfeld auf. Ihre schulische Ausbildung erfolgte an einer von Nonnen geleiteten Klosterschule in Düsseldorf. Nach der Insolvenz ihres Vaters im Jahre 1818 zog die Familie nach Hamburg, wo neben Salomon Heine und ihrem Bruder Heinrich weitere Verwandte lebten. Charlotte Heine kam im März 1820 mit ihrer Mutter und den beiden Brüdern Gustav und Maximilian in die Hansestadt. Die Familie, die anfangs insbesondere von Salomon Heine finanziell unterstützt wurde, lebte zwischenzeitlich auch in Bad Oldesloe und erst ab 1828 dauerhaft in Hamburg.
Am 23.1.1823 heiratete sie den Hamburger Kaufmann Moritz Embden, mit dem sie zunächst am Neuer Wall Nr. 167 bevor das Paar 1827 auf den Jungfernstieg umzog; später lebten sie an der Großen Theaterstraße sowie an der Esplanade, Hausnummer 39. Das Ehepaar hatte vier Töchter und einen Sohn, ihre Tochter Marie wurde später die Fürstin della Rocca.
Hamburg-Bahrenfeld, Jüdischer Friedhof
Omnibus salutem!