Max Brod

Österreichisch-israelischer Schriftsteller; der Sohn eines Prager Bankbeamten - in seiner Jugend häufig von Erkrankungen geplagt - studierte nach dem Abitur am Stefansgymnasiums an der Prager Karls-Universität Jura. Während der Studienzeit begegnete er am 23.10.1902 in der Prager Lese- und Redehalle der deutschen Studenten zum ersten Mal Franz Kafka, zu dem er eine enge Freundschaft entwickelte und als dessen Förderer, später auch - gegen dessen Willen - als dessen Nachlaßverwalter und Biograph, er wirkte; auch mit Franz Werfel war er befreundet. Zunächst Beamter im Postdienst, arbeitete er später als Theater- und Musikkritiker für das renommierte Prager Tagblatt, an dem u.a. auch Robert Musil und Joseph Roth tätig waren. Bereits seit 1912 engagierte er sich aktiv für den Zionismus. 1939 emigrierte er in das damalige Palästina nach Tel Aviv, war dort Dramaturg des Habimah-Theaters und arbeitete als freier Schriftsteller. Brods Werk umfaßt u.a. Romane, Erzählungen und Biographien.

Werke u.a.: Tycho Brahes Weg zu Gott (1916), Heidentum, Christentum und Judentum (1922), Rëubeni, Fürst der Juden (1925), Die Frau, nach der man sich sehnt (1927), Rassentheorie und Judentum, Novellen aus Böhmen (beides 1936), Annerl (1937), Franz Kafka, Biographie (1937), Diesseits und Jenseits (2 Bde., 1946/47), Galilei in Gefangenschaft (1948), Israels Musik (1951), Die Rosenkralle (1961).

Autobiographie: Streitbares Leben (1960).

Zurück zur Personenliste           

Hinweis: Nur Hinweistafel. Brods sterbliche Überreste befinden sich auf dem Alten Friedhof i.d. Trumpeldor Street in Tel Aviv.

Prag, Neuer Jüdischer Friedhof auf dem Olšany-Friedhof

Gabriela Mistral eigentl. Lucila Godoy Alcayaga

 

 

Chilenische Lyrikerin und Diplomatin; von Haus aus Lehrerin, wie ihr Vater, der die Familie verließ, als Gabriela 3 Jahre alt war, veröffentlichte sie bereits erste Texte 1905 in den Regionalzeitungen La Voz de Elqui und Diario Radical de Coquimbo. In ihrer Eigenschaft als Pädagogin war sie an der Schulreform in Chile beteiligt. Zudem war sie Gastprofessorin am Barnard und am Middlebury College sowie an der Universität von Puerto Rico. Ab 1932 war sie 20 Jahre lang im diplomatischen Dienst, zunächst als Konsulin ihres Landes in Madrid, Lissabon, Los Angeles u.a. Berühmt wurde sie durch ihre sehnsuchtsvoll-melancholische, nach Trost suchenden Liebeslyrik, in der sie schwere persönliche Schicksalsschläge wie u.a. 1909 die Selbsttötung ihres Geliebter Romelio Ureta oder derjenigen Stefan Zweigs und seiner Frau, die sie im Zweiten Weltkrieg während deren Exils in Brasilien kennengelernt hatte, im Jahre 1942 bzw. ihres Adoptivsohns ein Jahr später, verarbeitete. Ihr Pseudonym wählte sie nach ihren beiden künstlerischen Vorbilder, dem französischen Dichter Frédéric Mistral und dem italienischen Schriftsteller Gabriele D'Annunzio. An Krebs erkrankt zog sie sich 1954 aus der Öffentlichkeit zurück.

Werke u.a.: Desolación (1922, dt. in Auswahl Spürst du meine Zärtlichkeit?), Ternura (1924), Tala (1938), Lagar (1954).

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Literatur (1945).

Inschrift: Lo que el alma hace por su cuerpo es lo que el artista hace por su pueblo [Was die Seele für den Körper tut, das tut der Künstler für das Volk].

Zurück zur Personenliste           

Monte Grande, b. La Serena, Val de Elui (Chile)

Bild: Fernando Olguin (02/2007) flickr.com
Bild: Claudio Montes (08/2005) flickr.com
Bild: Dr. Hans-Peter Laqueur (03/1987)

Georges Raymond Constantin Rodenbach

 

Belgischer Schriftsteller; arbeitete als Anwalt und als Journalist. Die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte er in Paris als Korrespondent des “Journal de Bruxelles”. Rodenbach war mit Edmond de Goncourt und Maurice Maeterlinck eng befreundet. Er schloß sich den Symbolisten an. Besonders bekannt wurde er mit dem Roman Das tote Brügge (1892), einem Werk düster-melancholischer Grundstimmung, das als Vorlage zu E. Korngolds Oper Die tote Stadt (1920) diente.

Zurück zur Personenliste           

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Bild: Wolfgang Prokosch (04/2007)

Juliusz Slowaki

            

 

Polnischer Schriftsteller; nach dem Studium in Wilna (heute Vilnius) emigrierte er 1831 ins Ausland und lebte überwiegend in Paris, wo er seine großen Dramen und lyrischen Epen schuf. Sein Jugendwerk, v.a. historische und orientalische Poeme und historische Dramen, ist stark von romantischen Vorbildern beeinflußt. Höhepunkt seines Schaffens sind die Dramen, die in der Tradition Shakespeares und Victor Hugos stehen. Sie verwenden daneben barock-mystische und symbolistische Elemente und behandeln das Problem von Individuum und Geschichte sowie Fragen des nationalen Freiheitskampfes. Slowacki gilt neben Adam Mickiewicz und Zygmunt Graf Krasinski (*1812, †1859) als einer der drei großen polnischen Romantiker.

Werke u.a.: Maria Stuart (1832), Kordian (1834), Balladina (1834), Lilla Weneda 1840).

Zurück zur Personenliste           

Krakau, Schloß-(Dom-) Kirche (Wawel)

Cyprian Kamil Norwid

Polnischer Schriftsteller; nach dem Todes seines Vater, der für die Adelsfamilie der Radziwll arbeitete, wurde er ab 1825 als Waise von seiner Großmutter erzogen und besuchte ein Gymnasium in Warschau. Im Jahr 1840 debütierte er mit dem Gedicht Mój ostatni sonet das in der Zeitschrift Piśmiennictwo Krajowe erschien. Im Jahr 1842 besuchte Norwid Dresden, später Venedig und Florenz. Seit 1844 wohnte er in Rom, 1846 besuchte er Berlin. Dort wurde er festgenommen und aus Preußen ausgewiesen. Später wohnte er in Brüssel und erneut in Rom, wo er Adam Mickiewicz und Zygmunt Krasiński kennenlernte. In den Jahren 1849 bis 1852 wohnte er in Paris. Dort lebte er in Armut, veröffentlichte literarische Werke in der Zeitschrift “Goniec polski”, lernte u.a. Frédéric Chopin und Juliusz Slowacki kennen. Im Jahr 1852 emigrierte er in die USA, kehrte aber bereits 1854 nach Europa zurück. Ein Großteil der Werke Norwids, der der Romantik zugerechnet wird, wurde erst zum Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt und veröffentlicht, vor allem aufgrund der Initiative des Dichters Zenon Przesmycki (*1861, †1944). Eine vollständige Sammlung der Werke Norwids veröffentlichte erst Juliusz Wiktor Gomulicki im Jahr 1968 und erneut, mit kritischen Kommentaren versehen, als Pisma wszystkie in 11 Bänden zwischen 1971 und 1976. Norwid starb verarmt in einem Altenheim in Paris.

Zurück zur Personenliste           

Bilder: Wolfgang Prokosch (04/2007)

Hinweis: Norwid wurde zunächst in Irvy begraben. 1888 wurde er auf den polnischen Friedhof von Mortmorency (bei Paris) überführt. Erst 2001 beschloß man, ihn in die Heimat zu holen. Auch Papst Johannes Paul II., der Norwid als einen der größten Polen bezeichnete, stimmte der Überführung zu. Da man aber Norwid in ein Gemeinschaftsgrab gelegt hatte, waren seine sterblichen Überreste nicht mehr ausfindig zu machen. So entnahm man Erde aus dem Gemeinschaftsgrab, füllte die Urne und brachte sie nach Krakau.

Hinweis: Slowacki wurde in Paris begraben, die Grabstelle befindet sich noch heute auf der Cimetière du Montmartre. Die Gebeine wurden später nach Krakau überführt.

Aleksandr Sergejewitsch Puschkin [russ. Александр Сергеевич Пушкин]

puschkin1810_bd puschkin1827_bd 1827

Russischer Dichter; entstammte väterlicherseits einem alten verarmten Adelsgeschlecht, war mütterlicherseits Urenkel von Abram Petrowitsch Gannibald (*1696, †1781), des Mohren Peters des Großen, eines von diesem nach Rußland mitgebrachten afrikanischen Sklaven, der dessen General und Militäringenieur und schließlich Gouverneur von Reval (heute Tallinn) wurde (die Geschichte des Mohren ist Gegenstand seiner unvollendeten Erzählung Der Mohr Peters des Großen, ab 1827). Von 1811 bis 1817 war Puschkin Schüler des exklusiven Lyzeums in Zarskoje Selo (heute Puschkin), wo er seine ersten Gedichte in französischer Sprache schrieb, weswegen man ihn dort den “Franzosen” nannte. 1817 ließ er sich in Sankt Petersburg nieder und trat in den Staatsdienst (Außenministerium). Seine von der politischen Lage der Zeit gekennzeichneten Epigramme trafen auf die Kritik von Zar Alexander I., der sich von ihnen betroffen fühlte. Puschkin, der keine Hehl aus seiner Sympathie für die Dekabristen machte1, wurde daraufhin 1820 nach Südrußland (Jekaterinoslaw, Kischinew und Odessa) verbannt, wo er, angeregt durch die Landschaft seinen großen Roman in Versen Евгений Онегин (1825-31, dt. Eugen Onegin) in Angriff nahm. 1824 wurde er auf Veranlassung seines Vorgesetzten aus dem Staatsdienst entfernt und auf das Gut seiner Mutter, Michajlowskoje (Gouvernement Pskow), verschickt, wo er bis 1826 blieb und sich einsam fühlte. Hier entstand u.a. Boris Godunow (1825) und ein berühmtes Liebesgedicht, das er Anna Petrowna Kern widmete, in die er sich verliebte. Er spielte mit dem Gedanken ins Ausland zu fliehen, als Zar Alexander I. 1825 unerwartet starb und ihn Zar Nikolaus I. 1826 begnadigte, so daß Puschkin wieder in die Hauptstädte zurückkehren durfte; gleichzeitig unterstellte Nikolaus ihn jedoch seiner persönlichen Zensur. 1931 lernte er den zehn Jahre jüngeren Nikolai Gogol kennen. Viele seiner Freunde wurden, als sie im Dezember 1825 dem neuen Zar ihre Gefolgschaft verweigerten und es zum sog. Dekabristenaufstand Natalja Nikolajewna Gontscharowakam, 1826 hingerichtet oder nach Sibirien verbannt. Zugleich litt Puschkin unter der strengen Zensur, die ihn in materielle Nöte trieb. 1831 heiratete er Natalja Nikolajewna Gontscharowa, die er 1830 kennengelernt und um deren Hand er zunächst erfolgreich geworben hatte. Seine finanzielle Lage verbesserte sich etwas, als es ihm 1836 erlaubt wurde, die Zeitschrift Sowremennik (dt. Zeitgenosse) zu gründen. Als man seine schöne Frau in Sankt Petersburg zu sehen wünschte, konnte er sich dem Befehl nicht widersetzen, obwohl er eine Abneigung wegen der gegen ihn gerichteten Anfeindungen hegte und glaubte, sich den Aufenthalt dort nicht leisten zu können. In Sankt Petersburg kam es zur Katastrophe, als er sich wegen Angriffen auf die Ehre seiner Frau mit dem französischen Emigranten und Gardeoffizier Georges-Charles d’Anthès duellierte; Puschkin wurde durch einen Pistolenschuß in den Unterleib schwer verletzt und starb unter großen Qualen wenige Tage später an den Folgen des Duells. Bei seiner Besetzung war nur sein Freund, der Dichter Wassilij Andrejewitsch Schukowskij, anwesend, der seinen Nachlaß betreute, der nur nach und nach veröffentlicht werden durfte, sowie Anna Kern. Viele seiner literarischen Vorhaben blieben wegen seines kurzen Lebens unvollendet, haben teilweise nur die Gestalt einer ersten Skizze. Manche seiner Ideen verschenkte er aber auch; so z.B. an Nikolai Gogol das Sujet von dessen Revisor, wie in einer 1913 aufgefundenen Notiz Puschkins bekannt wurde. Puschkin beeinflußte mit seinen psychologisch-gesellschaftskritischen Romanen u.a. den ebenfalls an den Folgen eines Duell gestorbenen Michail Jurjewitsch Lermontow, sowie Iwan Sergejewitsch Turgenjew und Leo Tolstoi. Das Paar hatte vier Kinder: Alexander, Grigori, Maria und Natalja. Letztere war mit Nikolaus Wilhelm, Herzog zu Nassau-Weilburg, verheiratet.

Werke u.a.: Ruslan und Ljudmila (1820), Der Gefangene im Kaukasus (1821), Mozart und Salieri (1832), Pique Dame (1833), Dubrowski (unvollendet, begonnen 1823/33), Ägyptische Nächte (Fragment, 1835), Die Hauptmannstochter (1836).

________________________________________________________________________

1 Als Nikolaus I. ihn im September 1826 zu einer Unterredung vorlud, erklärte Puschkin frank und frei, wenn er nicht abwesend gewesen wäre, hätte er an dem Aufstand teilgenommen. Nikolaus reagierte überraschend, antwortete ihm, er, Puschkin, sei nun hoffentlich vernünftig geworden und setzte allerdings hinzu: “Du wirst alles, was du schreibst, mir zuschicken, denn von heute an werde ich dein Zensor sein!”

Zurück zur Personenliste               

Plakette zur Erinnerung an die Stelle, an der Puschkin in der Nacht von 5. auf den 6. Februar 1837 aufgebahrt wurde (russ.Kalender).

Puschkinskije Gory, Swatogorsk-Kloster, Friedhof

Bild: Max Hund (04/2006)

Isaac Watts

Englischer Liederdichter; der Sohn eines überzeugten Nonkonformisten erlernte in einer Schule seines Heimatortes Latein, Griechisch und Hebräisch und entwickelte eine Neigung zur Kreierung seltsamer Reime, die seine Eltern gelegentlich an den Rand des Wahnsinn trieben. 1680 trat er in eine Nonkonformisten-Akademie in Stoke Newington ein. Zwei Jahre später schloß er sich der Girdlers’ Hall an, die er im Alter von zwanzig Jahren wieder verließ. Während der zwei Jare, di er wieder zu Hause lebte, schrieb er die Hymns and Spiritual Songs.

Zurück zur Personenliste           

London Bunhill Fields Burial Ground

Bild: Wolfgang Prokosch (10/2009)

Paris, Cimetière du Montmartre

Krakau, Schloß-(Dom-) Kirche (Wawel)

Hinweis: Da die Gefahr bestand, daß sich die Trauerfeier zu einer Sympathiekundgebung Oppositioneller entwickeln könnte, wurde die Zeremonie im letzten Moment in eine andere Kirche verlegt. Der Sarg wurde nächtens in das Kloster Swjatogorsk geschafft; Professoren und Studenten wurde die Teilnahme an der Beisetzung untersagt. 

puschkin1_gb
puschin2gb
puschkin1887_gb

Stich aus dem Jahre 1887

Elisabeth Borchers

 

 

Deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin; verbrachte ihre Jugend in ihrer Geburtsstadt, bevor sie kriegsbedingt zu ihren Großeltern, die in der kleinen Gemeinde Niederbronn im Elsaß wohnten, geschickt wurde. Von dort flohen ihre Eltern mit ihr gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in das oberschwäbische Weißenau, das nach Kriegsende unter der militärischen Verwaltung der französische Besatzungsmacht kam. Von 1945 bis 1954 arbeitete sie dort für die französische Verwaltung als Dolmetscherin. 1958 ging sie in die Vereinigten Staaten und wurde nach ihrer Rückkehr von dort 1959 Mitarbeiterin von Inge Aicher-Scholl an die an der Hochschule für Gestaltung Ulm, die diese 1953 mitbegründet hatte. Schon 1960 ging sie nach Neuwied und arbeitete dort als Lektorin im Luchterhand-Verlag, wo sie u.a. das lyrische Werk der polnischen Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska betreute. Und dort erschienen auch ihre ersten Bücher: die Lyrikbände Gedichte (1961) und Der Tisch an dem wir sitzen (1967) außerdem die Sammlung Nacht aus Eis (1965) sowie ihre Erzählungen Eine glückliche Familie und andere Prosa (1970). Als die Frankfurter Allgemeine Zeitung 1961 aus ihrem ersten, 1960 bei Luchterhand erschienenen Gedichtband ein erste ihrer Gedichte vorabdruckte, löste dieses eine Welle von Protesten in Form von Leserbriefen aus, machte Elisabeth Borchers aber zugleich schlagartig bekannt::

eia wasser regnet schlaf
eia abend schwimmt ins gras
wer zum wasser geht wird schlaf
wer zum abend kommt wird gras
weißes wasser grüner schlaf
großer abend kleines gras
es kommt es kommt
ein fremder

1971 wechselte sie schließlich - ebenfalls in der Funktion einer Lektorin- zum Suhrkamp/Insel Verlag in Frankfurt am Main, bei dem sie bis 1998 tätig blieb. Borchers war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt und der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft.

Neben ihren Lyrikbänden und zahlreichen erfolgreichen Büchern für Kinder – 1975 erschien ihr 1976 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnetes Kinderbuch Heute wünsche ich mir ein Nilpferd - war sie Herausgeberin einer Vielzahl von literarischen Anthologien und übersetzte aus dem Französischen.

Verheiratet war Elisabeth Borchers seit 1946; die Ehe wurde 1957 geschieden.

Werke u.a.: Bi, Be, Bo, Ba, Bu – Die Igelkinder (1962), Und oben schwimmt die Sonne davon (1965), Das rote Haus in einer kleinen Stadt (1969), Ein Fisch mit Namen Fasch (1972), Das Fest des großen Rüpüskül oder Hilfe, haltet den Dieb! (1972).

Auszeichnungen u.a.: Literaturpreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie (1967), Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (1986), Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland (1996).

Zurück zur Personenliste                    

Bilder: Dieter Georg (09/2014)

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Jutta Hecker

Bild: Peter R. Seeber (1993)

 

Deutsche Schriftstellerin; Tochter des Goethe-Philologen Max Hecker (*1870; †1948) und dessen Ehefrau Lili , née Kaiser; studierte Germanistik und Anglistik an der Universität München, schloß das Studium 1930 mit der Dissertation Das Symbol der Blauen Blume ab und war direkt anschließend bis 1935 am Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar tätig. Danach studierte sie bis 1937 Pädagogik an der Universität Jena und bekam 1937 eine Anstellung für zwei Jahre als Studienassessorin in Hamburg. 1940 wechselte sie als Dozentin für Deutsch an die Hochschule für Lehrerbildung in Schneidemühl (Preußen, heute Piła, Polen) und später als Direktorin der Lehrerinnenbildungsanstalt in Honnef. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Jutta Hecker 1945 nach Weimar zurück und arbeitete zunächst in einem Einrichtungsgeschäft des Innenarchitekten Walter Bosse, Zugleich begann sie Artikel für die Thüringische Landeszeitung zu verfassen, veröffentlichte unter dem Titel Goethes letzte Lebenslese bislang unveröffentlichte Briefe des Dichters. 1956 war sie eine der Herausgeber des Katalogs zu Goethes Bibliothek und des Bandes 9 der Werke Goethes in der Bibliothek deutscher Klassiker. Im Herbst 1989 veröffentlichte der Verlag der Nation Berlin, der seit 1965 die meisten ihrer Werke verlegte, zum 85. Geburtstag der Schriftstellerin die Anthologie Wunder des Worts - Leben im Banne Goethes mit biographischen Texten zu Großherzogin Sophie, dem ersten Direktor des Goethe-Schiller-Archivs, Bernhard Suphan, zu Corona SchröterChristoph Martin Wieland, Rudolf Steiner und ihrem Vater Max Hecker. Es folgten Bücher über Personen der Weimarer Klassik. Ihr Roman Die Altenburg. Geschichte eines Hauses (1959) wurde zu einem Bestseller, wie überhaupt ihre Werke hohe Auflagenzahlen erreichten .

Auszeichnungen u.a.: Winckelmann-Medaille der Stadt Stendal (1988), Weimar-Preis (1990), Ehrenbürgerwürde der Stadt Weimar. (1994), Goldene Goethe-Medaille (1995).

Zurück zur Personenliste                             

Bilder: Peter R. Seeber (03/2003)

Weimar, Alter (Historischer) Friedhof

Axel Constantin August Eggebrecht

Bild: Dirk Eisermann (1978)

Deutscher Schriftsteller und Publizist; der Sohn eines Arztes wuchs in gutbürgerlichem Umfeld auf, besuchte die Thomasschule in Leipzig und meldete sich 1917 nach dem Abitur als Kriegsfreiwilliger zur Teilnahme am Ersten Weltkrieg, wo er als Fahnenjunker im April 1918 schwere Verwundungen erlitt, deren Nachwirkungen ihn zeitlebens verfolgten. Nach dem Ende des Krieges nahm er 1920 ein Stuium der Germanistik und Philosophie in Leipzig und Kiel auf, brach das Studium jedoch ab und begann in Bremen eine Buchhandelslehre. Eggebrecht engagierte sich zeitweise im rechtskonservativen Kreis um Ernst von Salomon und schloß sich im März 1920 mit einer Kieler Studentenkompanie den Putschisten Wolfgang Kapp und General Walther von Lüttwitz an. Angewidert von der antisemitische Hetze der Rechtsradikalen, wandte er sich von diesen ab und 1920 der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) zu. Als Mitglied der Partei hielt er sich 1923/1924 zweimal in Moskau auf, kehrte jedoch dem Bolschewismus den Rücken zu und kehrte 1925 nach Berlin zurück. Nach einer kurzer Tätigkeit in der Dramaturgie der Ufa wurde er Mitarbeiter der von dem Theaterkritiker Siegfried Jacobsohn 1905 zunächst unter dem Namen Schaubühne gegründeten, und 1918 in Weltbühne umbenannten Wochenzeitschrift für Politik, Kunst und Wirtschaft. Wegen seines radikaldemokratischen Engagements wurde er 1933 für einige Monate im KZ Hainwalde inhaftiert und erhilet nach der Entlassung Schreibverbot. In den Jahren bis 1933 schrieb er auch für mehrere liberale Berliner Blätter, war Filmkritiker beim Berliner Tagblatt, arbeitete für die (marxistische) Literaturzeitung Das Wort und die Literarische Welt von Willy Haas.

Bereits 1927 war sein Essayband mit dem Titel Katzen erschienen, für den Kurt Tucholsky voll des Lobes war: ”Da ist ein entzückendes kleines Buch erschienen, zu dem man einmal aus ganzem Herzen Ja sagen kann .”Katzen” von Axel Eggebrecht.“ Zwei Jahre später veröffentlichte er mit Leben einer Prinzessin, seinen ersten Roman, der als Fortsetzung in der Vosschen Zeitung erschien In jener Zeit begann er auch, Filmdrehbücher zu schreiben:. 1928 entstand Die Republik der Backfische und 1929 Der Kampf der Tertia, 1935 Der Ammenkönig und 1939 Bel ami. in einer Starbesetzung mit Willi Forst, Olga Tschechowa, Hilde HildebrandIlse Werner und Lizzi Waldmüller; nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges folgten weitere Drehbücher, so u.a. Rittmeister Wronski (1959) mit Willy Birgel und Elisabeth Flickenschildt oder Stresemann (1957) mit Ernst Schröder in der Hauptrolle. Neben Drehbüchern entstanden Essays sowie Hör- und Fernsehspiele 1959 erschien sein Roman Volk ans Gewehr : Chronik eines Berliner Hauses 1930 - 34.

Als die britische Besatzungstruppen nach dem Ende des Krieges für den von ihnen eingerichteten und betriebenen Sender Radio Hamburg unbelastete Mitarbeiter suchten, engagierten sie 1945 u.a. Eggebrecht, der dort mit Peter von Zahn und anderen unbelasteten Intellektuellen den bald zum Mythos gewordenen Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) aufbaute. Außerdem gründeten Eggebrecht und von Zahn 1946 die Nordwestdeutschen Hefte, deren Mitherausgeber er bis 1948 war. 1963 wurde das Nachwuchsstudio gegründet, dessen erster Leiter Axel Eggebrecht wurde. 1965 wurde Eggebrecht Mitglied des PEN-Clubs Deutschland und war von 1972 an dessen Vizepräsident.

Bekannt wurde Eggebrecht auch durch seine Kommentare zum von Oberstaatsanwalt Fritz Bauer durchgesetzten 1. Frankfurter Auschwitz-Prozeß, über den er als einziger Radiojournalist während der gesamter Dauer von Dezember 1963 bis August 1965 aus Frankfurt am Main berichtete; sie stellen einen Wendepunkt in der Beschäftigung mit den NS-Verbrechen in der Bundesrepublik dar. Populär waren auch seine wöchentlichen Rundfunksendungen zu Fragen der Zeit unter der Kennung Axel Eggebrecht spricht.

Zurück zur Personenliste                           btn_up            

Bilder: Parsifal von Pallandt (05/2019)

Hamburg, Anonymer Urnenhain beim Riedemann-Mausoleum

Schriftsteller LXXXVI

Omnibus salutem!