Johann Heinrich Voß

Deutscher Schriftsteller; wuchs als Nachkomme einer ehemals leibeigenen Familie in ärmlichen Verhältnissen auf und blieb zeitlebens ein scharfer Kritiker des Absolutismus. Ab 1772 studierte er Theologie, klassischen Philologie und Philosophie an der Universität Göttingen. Am 12.9.1772 war er einer der Gründer und der führende Geist des ersten deutschen Dichterbundes, des berühmten Göttinger Hainbundes, dem Heinrich Christian Boie, Ludwig Christoph Heinrich Hölty, Gottfried August Bürger und die Brüdern Stolberg angehörten. 1775 wurde er Herausgeber des Göttinger Musenalmanachs für den er zuvor schon Beiträge beigesteuert hatte. Zwischen 1778 und 1802 war er Schulrektor in Otterndorf und Leiter einer Lateinschule in Eutin, bevor er in Jena Privatgelehrter und ab 1805 Professor in Heidelberg wurde, wo er dem sich inzwischen gebildeten Zirkel der Romantiker um Johann Görres, Achim von Arnim und Clemens Brentano äußerst ablehnend gegenüber. Voß, der sich Matthias Claudius und mit Friedrich Gottlieb Klopstock zum Vorbild genommen hatte, war einer der bedeutendsten Idyllendichter und Übersetzer der deutschen Literatur des späten 18. Jahrhunderts. Eine besondere Leistung aber lag in der Übertragung von Homers Odyssee (1781) und Ilias (1793) unter Beibehaltung des hexametrischem Versmaßes. Außerdem übersetzte er Werke von Hesiod, Theokrit, Aristophanes, Ovid, Vergil und Horaz, und trug somit zu einem besseren Verständnis der Antike seiner Zeit bei. Voß starb an den Folgen eines Schlaganfalls.

Einige Mitglieder des Göttinger Hainbundes (von oben im Uhrzeigersinn): Bürger, F.L.Graf zu Stolberg, Voß, Hölty, Chr.Graf zu Strolberg.

 

 

Werke u.a.: Die Leibeigenschaft (1775), Luise. Ein ländliches Gedicht in drei Idyllen (1783 bzw. 1784).

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Annette Kolb eigentl. Anne Mathilde Kolb

Deutsche Bundespost 1975

Deutsche Schriftstellerin; die Tochter einer französischen Pianistin und eines deutschen Gartenbauinspektors, hatte - geprägt von der zweisprachigen Familie - eine pazifistische Grundeinstellung, die sie bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Schwierigkeiten brachte. Nachdem sie 1915 bei einem Vortrag in Dresden tumultartige Aufregung bei Publikum ausgelöst hatte und das Bayerische Kriegsministerium gegen sie 1916 "wegen pazifistischer Umtriebe" eine Brief- und Reisesperre verhängt hatte, gelang es ihr erst aufgrund der Intervention Walther Rathenaus für den Rest des Krieges in die Schweiz ins Exil zu gehen. 1919 kehrte sie nach Deutschland zurück, wo sie sich für die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich einsetzte. So porträtierte sie 1929 den französischen Ministerpräsidenten und Friedensnobelpreisträger Aristide Briand. Im Deutschland der zwanziger Jahre des 20. Jahrhundert spielte sie eine bedeutende Rolle im Literaturbetrieb. Sie schrieb in deutscher Sprache, Essays verfaßte sie jedoch in französischer Sprache. Als 1933 die Nazis an die Macht kamen, ging sie erneut in die Emigration, zunächst nach Paris, wo sie 1936 französische Staatsbürgerin wurde, anschließend bis 1945 in den USA. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hielt sie sich bis 1961 abwechselnd in Paris, in München und in Badenweiler auf; ihren letzten Wohnsitz nahm sie in München. Sie war Mitglied der Akademie der Wissenschaft und Kultur zu Mainz und der Münchner Akademie der Schönen Künste.

Auszeichnungen u.a.: Theodor-Fontane-Preis (1913), Gerhart-Hauptmann-Preis (1931), Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main (1955), Pour le mérite und Großes Verdienstkreuz mit Stern (1966).

Werke u.a.: Kurze Aufsätzen (1899), Das Exemplar (1913), Daphne Herbst (1928), Die Schaukel (1934), König Ludwig II. und Richard Wagner (1947), Memento (1960), Zeitbilder (1964).

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Heidelberg, Bergfriedhof

George Gordon Noel Byron gen. Lord Byron

1824         

Englischer Dichter; Sohn eines Gardeoffiziers der englischen Armee, der bereits 1791 starb, wurde von seiner Mutter Catherine Gordon of Gight, einer schottischen Adligen, in Aberdeen aufgezogen und erfuhr eine Ausbildung in Harrow und am Trinity College Cambridge, wo er sich u.a. mit Scrope Berdmore Davies anfreundete. Im Alter von 10 Jahren erbte er von seinem Großonkel, dem 5. Baron Byron, 1798 Titel und Vermögen, Lady Caroline Lamb, Viscountess Melbourneübernahm 1809 dessen Sitz im englischen Oberhaus, verließ jedoch im gleichen Jahr England, um zwei Jahre lang Portugal, Spanien und Griechenland zu bereisen. Als er 1812 nach England zurückkehrte, löste seine offen zur Schau getragene Beziehung zu Lady Caroline Lamb, Viscountess Melbourne (*1785, †1828) in der Gesellschaft Empörung und einen Skandal aus,. der seinen Ruf als .”Mann von zweifelhafter Moral“ begründete. 1815 heiratete er Anna Isabella Milbanke, die ihn kurz nach der Geburt derAnna Isabella Milbanke, Lady Byron gemeinsamen Tochter Augusta Ada verließ; 1816 wurde die Ehe geschieden. Gerüchte über ein Inzestverhältnis Byrons mit seiner Halbschwester Augusta und eine mögliche Geistesstörung beeinträchtigten sein gesellschaftliches Ansehen so nachhaltig, daß er verbittert England im Jahr 1816 für immer verließ, sich zunächst in Genf bei der Familie des befreundeten Dichters Percy Bysshe Shelley und Claire Clairmont niederließ, darauf in Venedig und 1821 in Pisa; 1822 gründete Byron dort zusammen mit Shelley und dem Dichter James Henry Leigh Hunt die Zeitschrift The Liberal, die jedoch bereits nach drei Ausgaben – nach Shelleys Tod und einer Auseinandersetzung mit Hunt – wieder eingestellt wurde. Trotz seines schlechten Gesundheitszustands schloß sich Byron im Juli 1823 dem griechischen Freiheitskampf gegen die Türken an und unterstützte die Freiheitsbewegung finanziell. Im Januar 1824 übernahm er das Oberkommando über die griechischen Truppen, starb jedoch bereits drei Monate später an rheumatischem Fieber im am Golf von Patras gelegenen Messolongi.

Byron gilt als einer der wichtigsten, vielseitigsten und einflußreichsten Vertreter der englischen Romantik,

  

Byron auf dem Totenbett (pinxit Joseph-Denis Odevaere, ~1826)

Werke u.a.: Childe Harold’s Pilgrimage (1812), The Giaour (1813, Der Giaur), The Bride of Abydos (1813), The Corsair (1814, Der Korsar), Don Juan (1819-24, Fragment), Lara (1814, Lara), Cain (1821), The Two Foscari (1821, dt. Die beiden Foscari) .

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Hinweis: Johann Heinrich Voß wurde urspr. auf dem St. Anna-Friedhof beigesetzt, der 1845 geschlossen und dessen Gelände später verkauft wurde. 1875 wurden Voß’ Gebeine von dort auf den Bergfriedhof umgebettet.

Heinrich Hoffmann

~1844                       ~1880

Deutscher Arzt und Schriftsteller; der Sohn eines Architekten und städtischen Bauinspektors studierte Medizin in Heidelberg und Halle (Saale). Nach der Promotion (1833) und einem Fortbildungsaufenthalt in Paris errichtete er 1835 eine Praxis in Frankfurt am Main und wurde Leicheninspektor in Sachsenhausen; von 1844 bis 1851 war er als Anatomiedozent am Senckenbergischen Institut beschäftigt, in dieser Zeit an einer Armenklinik beteiligt und wirkte an der Gründung eines ”Ärztlichen Vereins” mit. 1848 saß er als bürgerlicher Liberaler im Frankfurter ”Vorparlament”. Von 1851 bis 1888 war er als leitender Arzt in der Anstalt für Irre und Epileptische tätig und erwarb sich beachtliche Verdienste um die Entwicklung der Jugendpsychiatrie. Außerdem war er Herausgeber des Frankfurter Hinkenden Boten. Als er im Dezember 1844 nach einem Bilderbuch als Weihnachtsgeschenk für seinen dreieinhalbjährigen Sohn Karl suchte und nichts Passendes fand1, entschloß er sich selber ein kindgerechtes Buch zu schaffen und kreierte den Struwwelpeter, den er zunächst trotz Zuredens von Freunden nicht veröffentlichen wollte, da er ihn als ”belanglose Kinderei” ansah. Erst als ihn Anfang Januar 1845 anläßlich eines Treffens des Tutti-Frutti-Zirkels, zu dem Akademiker, Kunstfreunde, Maler und Literaten wie Karl Gutzkow oder Moritz von Schwind gehörten, Dr. Loening, der eben erst mit dem Verleger Josef Rütten die Literarische Anstalt gegründet hatte, überreden konnte, wurde die Zeichnungen und Gedichte 1845 in Buchform veröffentlich. Bereits vier Wochen nach Erscheinen waren 1.500 Exemplare verkauft, die noch unter Hoffmanns Pseudonym ”Reimerisch Kinderlieb” auf den Markt kamen. Bevor der Struwwelpeter das Titelblatt zierte, war er bis zur 4. Auflage noch auf der letzten Seite zu finden. Für das Bändchen kreierte Hoffmann, nach dem Vorbild einer Freundin seines Sohnes auch das Paulinchen (Pauline Schmidt) - angeregt vielleicht durch die vielen Brandunfälle durch die gerade von dem am Frankfurter Physikalischen Verein wirkenden Chemiker Rudolf Christian Böttger erfundenen Phosphorstreichhölzer und den furchtbaren Brand Hamburgs im Jahre 1842, bei dem aus geringfügigem Anlaß heraus große Teile der Altstadt vernichtet wurden. Hoffmann, der u.a. auch mit dem Arzt und Kollegen Philipp von Fabricius befreundet war, machte dessen Sohn Carl ebenfalls unsterblich, indem er diesen zum Vorbild für den “Zappelphilipp” nahm.

Werke u.a.: König Nußknacker (1851), Im Himmel und auf der Erde (1857), Allerseelen-Büchlein, eine humoristische Friedhofsanthologie (1858), Prinz Grünewald (1871). 

  

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1 Ich hatte in den Buchläden allerlei Zeug gesehen, trefflich gezeichnet, glänzend bemalt, Märchen, Geschichten, Indianer- und Räuberszenen; als ich nun gar einen Folio-Band entdeckte, mit den Abbildungen von Pferden, Hunden, Vögeln, von Tischen, Bänken, Töpfen und Kesseln, alle mit der Bemerkung 1/3, 1/8, 1/10 der Lebensgröße, da hatte ich genug. Was soll damit ein Kind, dem man einen Tisch und einen Stuhl abbildet? [...] Das Kind lernt einfach nur durch das Auge, und nur das, was es sieht, begreift es. Mit moralischen Vorschriften zumal weiß es gar nichts anzufangen. Die Mahnung: Sei reinlich! Sei vorsichtig mit dem Feuerzeug und laß es liegen! Sei folgsam! - das alles sind leere Worte für das Kind. Aber das Abbild des Schmutzfinken, des brennenden Kleides, des verunglückten Unvorsichtigen, das Anschauen allein erklärt sich selbst und belehrt [aus: Lebenserinnerungen]

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Bild: Jürgen Lemke (05/2008)

München, Bogenhausener Friedhof

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Hucknall, Parish Church Saint Mary Magdalene

Hans Christian Andersen

           

Dänischer Schriftsteller; der Sohn eines Schuhmachers und einer alkoholkranken Mutter floh nach dem frühen Tod seines Vaters im Jahre 1816 vor der Armut seiner Kindheit im Alter von 14 Jahren mit dem Postbus und 13 rigsdaler in der Tasche nach Kopenhagen,um sich dort zum Sänger ausbilden zu lassen; er erhielt eine Ausbildung bei dem dänisch-italienischen Opernsänger Giuseppe Siboni, dem er im Gegenzug Deutschunterricht erteilte, und wurde Chormitglied, allerdings ohne feste Bezahlung. Außerdem nahm Andersen am Hofteatrets Danseskole in der Saison 1821/22 Tanzunterricht und arbeitete eine Zeit lang für den Leiter des Königlichen Theaters Jonas Collin. Ab 1822 publizierte er Gedichte, Erzählungen und Theaterstücke, darunter das Theaterstück Røverne i Vissenberg (Die Diebe von Vissenberg) - zunächst aber ohne Erfolg. Aber er wurde von Jonas Collin, der sein Talent erkannt hatte, gefördert, und König Friedrich VI. bewilligte eine Unterstützung aus dem Fond “ad usus publicos” um die die Weiterbildung des jungen Talents zu fördern, damit dieser “en nyttig borger” (“ein nützlicher Bürger”) werden würde (er verbrachte daraufhin eine wenig glückliche Zeit an einem Gymnasium in Slagelse). Nachdem am 25.11.1827 sein Gedicht Det døende Barn (Das tote Kind) in der Zeitung Kjøbenhavnsposten erschienen war, wandelte sich seine Lage allmählich. 1829 wurde sein erstes Schauspiel aufgeführt, und fünf Jahre später hatten seine Märchen, von denen er über 150 verfaßte, ihren Durchbruch in ganz Europa. ”Mein Leben,” resumierte er am Lebensende, ”ist ein hübsches Märchen, so reich und glücklich.” Seine Geschichte Die kleine Meerjungfrau war Anlaß für die an den Dichter, der ganz Europa (vor allem Deutschland) bereiste, erinnernde Skulptur im Hafen von Kopenhagen.

 

Werke u.a.: Das häßliche Entlein, Des Kaisers neue Kleider, Die Schneekönigin, Die Prinzessin auf der Erbse.

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1 Für sein anfängliches berufliches Scheitern und in der Liebe machte er seine körperliche Unattraktivität verantwortlich: Er hatte sehr große Füße, eine lange Nase und tiefliegende Augen. Clara Schumann bezeichnete ihn einmal als den häßlichsten Mann, den sie je gesehen hätte.

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London, Westminster Abbey (Gedenktafel)

Friedrich Stoltze

Deutscher Erzähler und Dichter; Frankfurter Mundartdichter, Sohn des Wirtes des Gasthauses ”Zum Rebstock”, eines Treffpunkts liberal gesinnter Bürger. Im Mai 1832 kam er während des Hambacher Festes in Kontakt u.a. mit Ludwig Börne, dessen Gedanken ihn stark beeinflußten. Nach einer kaufmännischen Ausbildung war er Hauslehrer, u.a. als Schützling von Marianne von Willemer. Ein erstes Büchlein mit Gedichten kam 1840 auf den Markt. Stolze war aber nicht nur der Heimatdichter, als der er heute weithin bekannt ist, sondern auch ein Vorkämpfer der deutschen Einheit und ein Verfechter  des Grundrechts auf Meinungsfreiheit, wovon viele Titel seiner Gedichte zeugen, wie z.B. Ein freier Mann, Freiheit, du mein Losungswort oder Im Hochgefühle einer freien Seele. 1848/49 nahm an der revolutionären Bewegung teil, ab 1852 veröffentlichte er die Frankfurter Krebbel- und Warme Broedscher Zeitung. 1866 floh er vor den in die Freie Reichsstadt einrückenden preußischen Soldaten zunächst nach Stuttgart, dann weiter in die Schweiz und kehrte erst nach Erlaß einer Amnestie wieder an den Main zurück. Als im Oktober 1871 die preußische Regierung das Verbot der Frankfurter Latern wieder aufgehoben hatte, übernahm Stoltze die Herausgabe der Latern 1872 wieder, die er dann bis zu seinem Tode betreute; zwei Jahre nach seinem Todes wurde die Zeitung eingestellt.

Stoltzes Geburtshaus . Das Haus war eines der Gebäude, die 1904 dem Bau der Braubachstraße, die durch das Altstadtviertel gezogen wurde, zum Opfer fiel (Photo: Carl Friedrich Fay, ~1897).

Für seine mundartlichen Stücke und Kommentare zu Ereignissen in seiner Vaterstadt, die zu seinen Lebzeiten großen Veränderungen unterworfen war - allein die Bevölkerung Frankfurts am Mains Frankfurt am Mains Bevölkerung hatte zwischen seinem Geburtsjahr 1816 und seinem Tode von knapp über 71.000 auf 180.000 zugenommen - konnte er auf ein Wörterbuch mit Frankfurter Dialektausdrücken und einer kurzgefaßten Grammatik zurückgreifen, das sein ehemaliger Hauslehrer Friedrich Karl Ludwig Textor, ein Neffe von Frau Rat Goethe, Goethes Mutter, geschaffen hatte. Stoltzes bekanntestes Gedicht beginnt mit den Zeilen: "Wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei" und ist eine Liebeserklärung an seine Vaterstadt.

Der erste Bundespräsidenten Theodor Heuss würdigte Friedrich Stoltze in seiner 1959 in der Paulskirche über die Besonderheit Frankfurts als Mischung aus Metropole und Dorf gehaltene Rede: “Immer wenn ich hier war, spürte ich beides: Weite einer Weltgesinnung und Nähe eines Heimatgefühls, Goethe und Friedrich Stoltze.“

Inschrift: Aus der Erde Schoos an das goldene Licht Drängt sich Alles hervor, nur die Todten nicht; Doch lass’ sie und denk’, wie die Thräne auch rinnt: nicht Alle sind todt, die begraben sind! Nicht Alle sind todt, deren Hügel sich hebt! Wir lieben, und was wir geliebet, das lebt, Das lebt, bis uns selbst das Leben zerrinnt; Nicht Alle sind todt, die begraben sind!

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Kopenhagen, Assistens-Friedhof

Karl Adolf Stoltze

 

Deutscher Journalist und Frankfurter Lokaldichter; der nichteheliche, älteste Sohn des Mundartdichters Friedrich Stoltze wuchs bei dessen Mutter auf, fand nach einer Lehre als Uhrmacher und Feinmechaniker bald zum Theater und zur Publizistik, war seit 1864 Journalist in Frankfurt am Main, 1865 in Wien, 1866 in München; gab von 1870 bis 1872 als humoristisch-satirische Wochenschrift Die Schnaken heraus. Zum Durchbruch kam es erst am 31.12.1887 mit dem abendfüllenden Lokalschwank Alt-Frankfurt über den schwadronierenden Handelsmann Hieronymus Muffel aus der Zeit vor 1866. Stoltze war jedoch im Gegensatz zu seinem Vater in erster Linie Dramatiker.

Werke u.a.: König Hiarne (1862), Ferdinand Schill (1863), Kraut und Rüben (1877), Neu-Frankfurt (1889), Verspekuliert (1892), Dodgeschosse (1905).

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KN (08/2006)

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Hinweis: Lord Byrons Leichnam wurde von Messolongi nach London gebracht, da man zunächst hoffte, ihn in der Poets‘ Corner in der Westminster Abbey beisetzen zu können, was allerdings abgelehnt wurde (dort gibt es lediglich eine Gedenktafel). Daraufhin wurde Byron am 12. Juli 1824 in der Familiengruft in der Church of St. Mary Magdalene in Hucknall Torckard beigesetzt, wo später auch seine 36 Jahre alte Tochter Augusta Ada, Countess of Lovelace 1852 zur letzten Ruhe gebettet wurde.

Bilder: Finn Halling Larsen (09/2015)

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Krisztina Rády

 

 

Ungarische Schriftstellerin und Übersetzerin; hatte einen Abschluß in Französisch und Portugiesisch sowie in Literatur und Kultur und sprach fließend acht Sprachen. Rády organisierte Kunstveranstaltungen, war von 1996 bis 1999 Kulturdirektorin des Ungarischen Instituts in Paris und leitete 2001 Musikveranstaltungen der Ungarischen Kultursaison. Ihre Produktionsfirma, die sie gemeinsam mit Robert Lacombe führte, organisierte die französischen Programme auf dem Musik-Sommerfest Sziget, das jedes Jahr auf der Insel Óbuda in Budapest stattfand. In Frankreich organisierte sie eine Lesereise mit Gedichten Attila Józsefs, wobei sie die Texte auswählte und ins Französische übersetzte. Sie war es auch, die eine Plattform für Interpretation der Gedichte durch Denis Lavant und den Gitarristen von Black Desire, Serge Teyssot-Gay, zur Verfügung stellte. Dank der Teilnahme von Zsolt Nagy, einem Mitglied der ungarischen Truppe Krétakör (Der Kreidekreis) übersetzte sie auch das Theaterstück Liliom oder Leben und Tod eines Schurken von Ferenc Molnár für die französische Bühne.. Zudem hatte sie die Idee, regelmäßig Programme auf einem an einem Kai der Seine vor Anker liegenden Schiff, der Batofar, zu veranstalten. Dieses erfolgreiche Konzept realisierte sie auch in ihrer Geburtsstadt, wo - sozusagen als Gegenstück - der ehemaligen Steintransporter A38 Hajó am Ufer der Donau festgemacht wurde.

1993 lernte sie den Sänger Bertrand Cantat, Mitglied der Rockband Détroit und ehemaliger Frontmann der Gruppe Noir Désir, während des Sziget-Festival in Budapest kennen, den sie 1997 nach der Geburt ihres ersten Sohns, Milo, heiratete. Im Jahr 2002 trennte sich das Paar, nachdem Bertrand Cantat die Schauspielerin Marie Trintignant kennengelernt hatte und mit ihr eine Beziehung eingegangen war. Allerdings hielt Krisztina Rady immer zu ihm, auch als ihn ein Gericht in Litauen wegen Totschlags an seiner neuen Freundin während eines hitzigen Streits am 27.7.2003 in Vilnius beschuldigte und am 24.3.2004 zu acht Jahren Haft verurteilte. Während des Prozesses sagt sie: "Je n'ai jamais subi de violence de la part de Bertrand. Au contraire, dans ses rapports privés comme publics, il privilégiait la discussion, le fait de comprendre certaines choses dans la vie d'un couple.” [Ich habe noch nie Gewalt von Bertrand erlebt. Im Gegenteil, in seinen privaten und öffentlichen Beziehungen bevorzugte er die Diskussion und verstand bestimmte Dinge im Leben eines Paares.”].

Krisztina Rády nahm sich das Leben, indem sie sich in ihrem Haus in Bordeaux erhängte. Eine mögliche Verantwortung Betrand Cantats, der im Oktober 2007 wegen guter Führung und guter Aussichten ”auf gesellschaftliche und berufliche Wiedereingliederung“ vorzeitig aus der Haft entlassen worden war, an ihrem Tode wurde nach der Autopsie der Leiche am 11. Januar abgewiesen, die These des Selbstmordes durch Erhängen bestätigt; außerdem wurde ein Abschiedsbrief gefunden.

Inschrift:

Länger werden die Schatten,
Es leuchten die Sterne auf,
Leben erweckt die Flammen,
Und einer unauflöslichen Ordnung gehorchend,
Schwebt Deine Abwesenheit, einem Himmelskörper gleich
In meiner Seele ...

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Bilder: Bernd Wolter (08/2019)

Moustey (Dép. Landes), Cimetière

James Russell Lowell

1855                     

US-amerikanischer Schriftsteller; einer der ältesten Familien Neuenglands entstammend; begann bereits während seiner Studienzeit an der Harvard University- wo er zunächst am Harvard College, dann an der Harvard Law School studierte mit literarischen Arbeiten. Seinem Debüt-Werk A Year’s Life and Other Poems von 1841 konnte er bereits drei Jahre später die Anthologie Poems folgen lassen. Mit Letzterem hatte er dann auch seinen literarischen Durchbruch als Lyriker. Angeregt durch seine Freu, die Schriftstellerin Martha, née White, die er 1844 geheiratet hatte, begann er sich für die Abschaffung der Sklaverei zu interessieren und veröffentlichte in dieser Zeit zahlreiche Essays und Reden. zu diesem Themen. 1849 erschien der erste Teil seiner Biglow-Papers; ein Zyklus von Verssatiren, verfaßt im Yankee-Dialekt, mit denen Lowell zu aktuellen politischen Themen, wie z. B. der mexikanisch-amerikanische Krieg, auf satirisch-kritische Weise Stellung bezog. 1867 veröffentlichte er den zweiten Teil seiner Biglow Papers, in dem er den Amerikanische Bürgerkrieg thematisierte. Nach dem Ende des Krieges konnte er mit seinen Gedichten nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen, orientierte sich iktorianisch-konservativ und veröffentlichte hauptsächlich Essays und Literaturkritiken . Zwischen 1870 und 1876 entstand sein zweibändiges Werk Among My Books, in dem er seine wichtigsten Studien zu Dante Alighieri, Geoffrey Chaucer, John Keats, William Shakespeare und Edmund Spenser zusammenfaßte..

1855 wurde Lowell, der neben Henry Wadsworth Longfellow als einer der einflußreichsten Literaten der USA gilt, in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, und im selben Jahr berief man ihn zum Professor für ür Literatur und moderne Sprachen an die Harvard University. Als solcher gab er ab 1857 die literarische Zeitschrift The Atlantic Monthly heraus.

Von 1877 bis1880 war er US-amerikanischer Botschafter in Madrid am Hofe Königs Alfons XII., bevor er anschließend bis 1885 als Botschafter am Hof Königin Victorias in London die Interessen der Vereinigrten Sataten vertrat. Danach kehrte er in die USA zurück und zog sich in den folgenden Jahren immer stärker aus dem öffentlichen Leben zurück.

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Cambridge (Massachusetts), Mount Auburn Cemetery

Bild: Midnightdreary (03/2008) Wikipedia.en
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Kurt Hiller

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Deutscher Schriftsteller und Publizist; studierte nach dem Abitur im Jahre 1903 an der Berliner Universität Rechtswissenschaft bei Franz von Liszt und Philosophie bei Georg Simmel.. In Berlin wurde Kurt Hiller als freier Schriftsteller zum frühen Pionier des literarischen Expressionismus: 1909 gründete er mit Jakob van Hoddis als ein Gründungsmitglied die Vereinigung Der Neue Club, zu dem bald auch Georg Heym und Ernst Blass stießen. 1912 gab er die expressionistische Anthologie Kondor, und zwischen 1916- und 1924 Das Ziel (Jahrbuch für geistige Politik) heraus; 

Von 1926 bis 1933 war Hiller, der sein Leben lang für einen (schopenhauerschen und antihegelianisch begründeten) Sozialismus, für Frieden und sexuelle Minderheiten. kämpfte, Präsident der Gruppe revolutionärer Pazifisten und warb für die Herrschaft einer intellektuellen Elite (»Die Verwirklichung des Geistes im Staat«, 1925); 1934 bis 1955 lebte er in der Emigration.

1912 gab er die expressionistische Anthologie Kondor, 1916-24 Das Ziel (Jahrbuch für geistige Politik) heraus; Autobiografisches:

Autobiographie: Leben gegen die Zeit« (2 Bde., 196973).

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Hamburg, Friedhof Ohlsdorf

Bild: Vitavia (11/2018) Wikipedia.de
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Hinweis: Kurt Hiller wurde im Grab des Journalisten und Rundfunkredakteurs Walter Schultz beigesetzt.

Schriftsteller LXXXI

Omnibus salutem!