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Raron (Kt. Wallis)

Gottfried Keller

                         

  • geb. 19.7.1819 in Zürich
  • gest. 15.7.1890 in Zürich

Schweizerischer Dichter; wuchs in bescheidenen, städtisch-kleinbürgerlichen Verhältnissen auf; als er mit 15 von der Schule verwiesen wurde, bildete er sich als Autodidakt weiter. Eine Ausbildung zum Maler, die er 1840 in München begann, beendete er 1842 und kehrte nach Zürich zurück, wo er sich schließlich dem Schreiben zuwandte. Nach dem Vorbild der politischen Lyrik Georg Herweghs und Ferdinand Freiligraths (die sich damals als Emigranten in der Schweiz aufhielten) schrieb er Gedichte, die 1846 in Buchform erschienen. Dieser Erfolg brachte ihm ein Stipendium der liberal eingestellten Zürcher Regierung ein, das es ihm ermöglichte, ein Studium in Deutschland (1848-1850 in Heidelberg, 1850-1855 in Berlin) aufzunehmen. 1855 kehrte er nach Zürich zurück und war von 1861 bis 1876 Stadtschreiber. Keller war, jedoch durch den Philosophen Ludwig Feuerbach beeinflußt, ein Humanist im Goetheschen Sinne.

Werke u.a.: Kleider machen Leute, Die Leute von Seldwyla, Der grüne Heinrich.

Inschrift:

       UND WENN ICH EINST MIR EINIGE
       EHRE ERWERBE SO HABT IHR DEN
       GRÖSSTEN ANTEIL DARAN DURCH
       EURE STILLE GEDULD -

       GOTTFRIED KELLER AN MUTTER+SCHWESTER
       IM JAHRE 1852

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Zürich, Friedhof Sihlfeld

Franz Kafka

1906                           

  • geb. 3.7.1883 in Prag
  • gest. 3.6.1924 in Kierling (heute zu Klosterneuburg, Niederösterreich)

Österreichischer Schriftsteller; Sohn eines deutsch-jüdischen Fabrikanten, in dessen Schatten er sein Leben lang stand und auf dessen Wunsch er ab 1901 an der Deutschen Universität in Prag Jura studierte und das Studium 1906 mit der Promotion abschloß. Anschließend war er Praktikant am Landes- und Strafgericht, übernahm 1908 jedoch eine Stellung als Versicherungsjurist bei der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt in seiner Heimatstadt, die er bis zu seinem Todes innehielt, obwohl er die Arbeit stets als unerfreulich und belastend empfand. Befreundet war er mit Max Brod, mit dem bereits während des Studiums Freundschaft geschlossen hatte; mit ihm unternahm er in den Jahren zwischen 1909 und 1912 Reisen nach Italien, Paris, in die Schweiz, nach Weimar und Leipzig, wo er u.a. den Verleger Ernst Rowohlt kennenlernte, mit Franz Werfel und Egon Erwin Kisch. Mit Felice Bauer (*1887, †1960), die er im August 1912 kennenlernte, entwickelte sich ein intimer Briefwechsel (Briefe an Felice und andere Korrespondenz aus der Verlobungszeit, herausgegeben erst 1967). Zweimal mit ihr verlobt, löste er die Verbindung zu Weihnachten 1917. 1919/20 war er mit Julie Wohryzek verlobt. Ab Frühjahr 1920 führte er eine Korrespondenz mit der Journalistin und Schriftstellerin Milena Jesenská (*1896, †1944), mit der er ebenfalls korrespondierte (Briefe an Milena, herausgegeben 1952) und die einige seiner Werke übersetzte. Ihre kurze Liebesbeziehung, die er als aussichtslos ansah, endete jedoch bald. Ende September 1923 übersiedelte Kafka nach Berlin. Im Juli traf er im Ostseebad Graal-Müritz Dora Diamant (*1898, †1952) und zog mit ihr zusammen. Als sich Kafkas Gesundheitszustand verschlechterte kehrte er im März 1924 jedoch nach Prag zurück. Er starb an Kehlkopftuberkulose im Sanatorium in Kierling bei Wien.

Werke u.a.: Das Schloß, Die Verwandlung (1915), Das Urteil (1916), Brief an den Vater (1919), In der Strafkolonie (1919).

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Prag, Neuer jüdischer Friedhof an Olšany-Friedhof

Franz Victor Werfel

Bild: Carl Van Vechten (14. Dezember 1940)

 

 

 

 

  • geb. 10.9.1890 in Prag
  • gest.26.8.1945 in Beverly Hills (Kalofornien)

Österreichischer Schriftsteller; Vertreter des Expressionismus; Sproß einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie in Prag - sein Vater war Handschuhfabrikant -, studierte in Prag, Leipzig und Hamburg; Kontakt zum sog. Prager Kreises, u.a. zu Franz Kafka und Max Brod, arbeitete auf Wunsch des Vaters zunächst in einer Speditionsfirma, leistete 1911/12 seinen Militärdienst auf dem Prager Hradschin ab und war von 1912 bis 1914 Verlagslektor bei Kurt Wolff in Leipzig. Mit Kurt Pinthus und Walter Hasenclever war er Initiator für die Sammlung Der jüngste Tag (1913), in der in der Folge führende Vertreter des literarischen Expressionismus publizierten. 1929 heiratete er Alma Mahler, die Witwe Gustav Mahlers. Werfel unternahm zahlreiche Auslandsreisen (nach Ägypten, Palästina und Italien). Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und dem Ausschluß aus der Preußischen Akademie der Dichtung emigrierte er mit seiner Frau 1938 zunächst nach Frankreich, zwei Jahre später nach spektakulärer Flucht in die USA. In den 1920 und 1930er Jahren waren seine Bücher Bestseller. U.a. wurde seine einfühlsame psychologische Erzählung Eine blaßblaue Frauenschrift (1941) 1984 meisterhaft von Alex Corti mit Friedrich von Thun (*1942) in der Hauptrolle verfilmt.

Werke u.a.: Die Versuchung (1913), Schweiger (1922), Juarez und Maximilian (1924), Paulus und die Juden (1926), Der Weg der Verheißung (1935), Geheimnis eines Menschen (1927), Der Tod des Kleinbürgers (1927), Die Geschwister von Neapel (1931), Kleine Verhältnisse (1931), Die vierzig Tage des Musa Dagh (2 Bde., 1933), Der veruntreute Himmel (1939), Der Gerichtstag (1919), Spielhof. Eine Phantasie (1920), Beschwörungen (1923), Jacobowsky und der Oberst (1944).

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Wien, Zentralfriedhof

Arthur Schnitzler

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  • geb. 15.5.1862 in Wien
  • gest. 21.10.1931 in Wien

Österreichischer Schriftsteller; Sohn des Facharztes Johann Schnitzler; Vater des Regisseurs Heinrich Schnitzler (*1902, †1982); verheiratet seit 1903 mit der damals 21-jährige Schauspielerin Olga Gussmann; studierte in seiner Heimatstadt Medizin (Promotion 1885), arbeitete als Arzt, veröffentlichte aber bereits ab 1886 in regelmäßigen Abständen Lyrik, Aphorismen und Prosatexte u.a. in Moderne Dichtung und An der schönen blauen Donau. Er gehörte neben Hugo von Hofmannsthal zu den zentralen Vertretern des Jungen Wien. Die Erkenntnisse der noch jungen Wissenschaft der Psychoanalyse regten ihn an, Beobachtungen aus seiner großbürgerlichen Umgebung schriftstellerisch umzusetzen. Das Schauspiel Der einsame Weg, 1904 in Berlin, und die Tragikomödie Das weite Land 1911 am Volkstheater in Wien uraufgeführt, bringen die Verunsicherung des Menschen um die Jahrhundertwende zum Ausdruck. Seine Komödie Reigen (bereits 1900 als Privatdruck entstanden) löste nach der Uraufführung durch Max Reinhardt 1920 eine derartige Empörung aus, da der Inhalt in Widerspruch zu den damals geltenden moralischen Vorstellungen stand, daß es zu einem Prozeß wegen öffentlichen Ärgernisses kam; und obwohl Schnitzler von dem Vorwurf freigesprochen wurde, nahm er von weiteren Aufführungen Abstand. Zur Zeit des ”Anschlusses” Österreichs an das Deutsche Reich wurden seine Werke von den Nationalsozialisten verboten, veröffentlicht wurde sein Werk erst wieder nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankreich, Italien und Deutschland.

Zahlreiche seiner Werke sind - teils mehrfach - verfilmt worden.

Werke u.a.: Anatol (1893), Liebelei (1895), Der grüne Kakadu (1899), Lieutenant Gustl (1901), Der Weg ins Freie (1908), Fräulein Else (1924), Traumnovelle (1926), Spiel im Morgengrauen (1926/27), Therese (1928), Flucht in die Finsternis (1931).

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Jorge Francisco Isidoro Luis Borges Acevedo

 

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  • geb. 24.8.1899 in Buenos Aires
  • gest. 14.6.1986 in Genf

Argentinischer Schriftsteller; der Sohn eines Anwalts und Psychologiedozenten übersiedelte mit seinen Eltern 1914 nach Genf, bestritt seinen Lebensunterhalt zunächst als Lehrer für Deutsch, Französisch und Latein, wurde 1938 Bibliothekar einer Vorortbücherei und übersetzte Franz Kafkas Die Verwandlung. Borges ist einer der wichtigsten Vertreter der modernen lateinamerikanischen Literatur. In seinen phantastischen Erzählungen antizipierte er entscheidende Grundzüge der Postmoderne und schuf ein enzyklopädisches Universum, das mythische Vorstellungen mit solchen einer rationalistischen Logik verbindet; 1946 verlor er seine Stellung, da er zur Politik Juan Domingo Peróns eine kritische Position bezogen hatte. 1949 wurde er in die Academia Goetheana aufgenommen, war 1950 dann Präsident des argentinischen Schriftstellerverbandes (bis 1953). Nach dem Sturz Peróns 1955 wurde er von der Revolutionsregierung zum Direktor der Nationalbibliothek ernannt, ein Amt, das er wegen zunehmender Erblindung und der neuerlichen Wahl Peróns zum Präsidenten 1973 niederlegte. Zahlreiche Auslandsreisen nach 1963 belegen Borges’ auch international gestiegenes Ansehen. 1973 wurde der Dichter zum Ehrenbürger seiner Stadt ernannt. Nach dem Militärputsch 1976 feierte er die neuen Machthaber zunächst als Befreier, distanzierte sich aber zunehmend, nachdem Nachrichten über Menschenrechtsverletzungen bekannt geworden ware. Im Dezember 1985 zog er mit seiner Sekretärin und späteren Ehefrau Maria Kodama (telegraphische Heirat im April 1986) nach Genf; erhielt 1961 gemeinsam mit Samuel Beckett den Internationalen Verlegerpreis Formentor, 1970 den Interamerikanischen Literaturpreis Matarazzo. 1980 wurde ihm der Premio Cervantes verliehen.

Werke u.a.: Poemas 1923-43 (1943), Poemas 1923-53 (1954), Poemas 1923-58 (1958), Obra poétrica 1923-66 (1966), Un modelo para la muerte, 1946, Ein Modell für einen Tod, Ficciones (1944, Fiktionen), El Aleph (1949, Das Aleph), Die Bibliothek von Babel, Das unerbittliche Gedächtnis.

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Wien, Israelitische Abteilung - Alter Teil

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Genf OT Pleinpalais, Cimetière des Rois

Rainer (René) Maria Rilke

           

  • geb. 4.12.1875 in Prag
  • gest. 29.12.1926 in Val-Mont bei Montreux

Österreichischer Dichter; der Sohn des Eisenbahnnbeamten und ehemaligen Unteroffiziers Josef Rilke und dessen aus großbürgerlichem Hause stammender Sophia, née Entz, wurde auf den Militärrealschulen Sankt Pölten und Mährisch-Weißkirchen auf die Offizierslaufbahn vorbereitet, mußte jedoch aus Gesundheitsgründen 1891 entlassen werden, besuchte danach die Handelsakademie in Linz und erhielt schließlich bis zur Erlangung der Matura (Abitur) Privatunterricht, studierte anschließend in Prag und München Kunst- und Literaturgeschichte sowie Philosophie; Freundschaft mit Lou Andraeas-Salomé, der er nach Berlin folgte; zahlreiche Auslandsreisen, seit 1921 Aufenthalt im Schlößchen Muzot b. Sieders (Wallis). Im Jahre 1900 erhielt Rilke eine Einladung des Malers Heinrich Vogeler nach Worpswede. Hier lernte er u.a. Paula Modersohn-Becker und die Bildhauerin und Malerin Clara Westhoff kennen, die er im April 1901 heiratete. Obwohl im Dezember des gleichen Jahres ihre Tochter Ruth geboren worden war, löste Rilke bereits 1902 den gemeinsamen Haushalt auf. Rilke siedelte nach Paris über, wo er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs lebte. Er arbeitete zeitweise als Sekretär bei Auguste Rodin. Nach dem Bruch mit diesem wurde Rilke v.a. von Mäzenen wie Harry Graf Kessler, dem Verleger Anton Kippenberg sowie Sidonie Nádherná von Borutin unterstützt. Zeitweise lebte er auf dem Adriaschloß Duino der Fürstin Marie von Thurn und Taxis (*1855, †1934);Teile der Duineser Elegien verfaßte er dort.

Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel
Ordnungen? und gesetzt selbst, es nähme
einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem
stärkeren Dasein.

Beginn der Ersten Elegie

Den Ersten Weltkrieg Krieg verlebte Rilke vorwiegend in München; 1915/16 mußte er für ein halbes Jahr in Wien Kriegsdienst leisten. 1919 siedelte er in die Schweiz über, wo er, nach verschiedenen Stationen und Einladungen, 1921 den ”Turm” von Muzot (Wohnturm aus dem 13. Jhdt.) bei Siders bezog, den ihm ein Freund zur Verfügung stellte. Die letzten Lebensjahre Rilkes waren von seiner Erkrankung an Leukämie überschattet, er starb in einem Sanatorium und wurde, seinem Testament gemäß, an der Bergkirche von Raron (Kanton Wallis) bestattet.

Werke u.a.: Stundenbuch, Das tägliche Leben, Geschichten vom lieben Gott.

                 Der Panther
                          
                Im Jardin des Plantes, Paris

         Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
         so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
         Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
         und hinter tausend Stäben keine Welt.
        
         Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
         der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
         ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
         in der betäubt ein großer Wille steht.
        
         Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
         sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
         geht durch der Glieder angespannte Stille -
         und hört im Herzen auf zu sein.

                         Liebes-Lied

         Wie soll ich meine Seele halten, daß sie nicht an deine rührt?
         Wie soll ich sie hinheben über dich zu andern Dingen?
         Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem
         im Dunkeln unterbringen an einer fremden stillen Stelle,
         die nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
         Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
         nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
         der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
         Auf welches Instrument sind wir gespannt?
         und welcher Geiger hat uns in der Hand?
         O Süßes Lied.

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Horst Krüger

 

 

  • geb. 17.9.1919 in Magdeburg
  • gest. 21.10.1999 in Frankfurt am Main

Deutscher Schriftsteller; Journalist; Sohn eines Beamten; der später zum Amtsrat im Preußischen Kultusministerium aufstieg; das Studium der Philosophie und Literaturwissenschaften, das er 1939 an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin bei Nicolai Hartmann, Eduard Spranger und Romano Guardini begann, wurde bereits Im Dezember unterbrochen, als ihm seitens der Gestapo "Vorbereitung zum Hochverrat" vorgeworfen wurde, er habe als Kurier für eine von Ernst Niekisch gegründete Gruppe von Nationalbolschewisten gearbeitet. Im März Nachdem er 1940 von der Gestapo auf Bewährung entlassen worden war, verließ er Berlin und setzte sein Studium in Freiburg im Breisgau bei Martin Heidegger fort. 1942 erfolgte seine Einberufung zur Wehrmacht, und zwei Jahre später erlitt er in der Schlacht um Monte Cassino eine schwere Verwundung. Nach seiner Rehabilitation geriet er 1945 bei Unna in US-amerikanischer Kriegsgefangener und kam in das Gefangenenlager Cherbourg, von wo aus er 1946 nach Freiburg im Breisgau entlassen wurde. Dort arbeitete er zunächst im Verlag Herder, ab 1947 als literarischer Mitarbeiter für das Feuilleton der neugegründeten Badischen Zeitung, und von 1952 bis 1967 war er Nachtprogramm-Redakteur im Südwestfunk Baden-Baden. Bereits 1964 ließ er sich als freier Schriftsteller in Frankfurt am Main nieder. Dort lernte er den Hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der den ersten Frankfurter Auschwitzprozeß nach vielfältigen Widerständen zur Eröffnung bringen konnte. Auf Einladung Bauers beobachtete Krüger den Prozeß über einen Zeitraum von vier Monate. Der Versuch einer Aufarbeitung einer der schlimmsten Verbrechen in der deutschen Geschichte wurde zum Auslöser seines 1966 erschienenen autobiographschen Romans Das zerbrochene Haus. Eine Jugend in Deutschland, der als exemplarische Verarbeitung einer Jugend in Deutschland zur Zeit des Dritten Reichs gilt, wobei der Roman, mit dem er als Buchautor debütierte, auch international Aufmerksamkeit fand. Krüger verfaßte zahlreicher literarische und politische Essays, Glossen, Skizzen, Reportagen und Städte-Features für das Fernsehen.

Werke u.a.: Stadtpläne: Erkundungen eines Einzelgängers (1967), Deutsche Augenblicke: Bilder aus meinem Vaterland. (1969), Fremde Vaterländer: Reiseerfahrungen eines Deutschen (1971), Zeitgelächter: Ein deutsches Panorama (1973), Ludwig, lieber Ludwig: Ein Versuch über Bayerns Märchenkönig.(1979), Der Kurfürstendamm: Glanz u. Elend eines Boulevards (1982), Frankfurt am Main – Plädoyer für eine verrufene Stadt (1983), Kennst du das Land: Reise-Erzählungen (1987), Diese Lust am Leben: Zeitbilder (1993).

Inschrift: Zeit ohne Wiederkehr

Auszeichnungen u.a.: Thomas-Dehler-Literaturpreis (1970), , Johann-Heinrich-Merck-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (1972), Berliner Kritikerpreis (1973), Hessischer Kulturpreis (1990).

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Bilder: Dieter Georg (10/2019)

Alexander Iwanowitsch Kuprin [russ. Александр Иванович Куприн]

                                  

  • geb. 7.9.1870 in Narowtschat (Gebiet Pensa)
  • gest. 25.8.1938 in Leningrad (heute wieder Sankt Petersburg)

Russischer Schriftsteller; Sohn eines Beamten und einer verarmten Adeligen aus der Familie der tatarischen Fürsten Kulantschakows; besuchte von 1880 bis 1890 die Kadettenanstalt in Moskau, eine Zeit, über die er später in der Emigration die umfangreiche autobiographische Darstellung seiner dortigen Jugendzeit, Юнкера (1933, dt. Die Junker) verfaßte. Nach Abschluß der Ausbildung wurde er Berufsoffizier. 1894 verließ er den Militärdienst und war in verschiedenen Berufen tätig.

Kuprin im Rang eines Leutnants mit seiner Frau Maria Karlovna née Davydova in der Tracht der Barmherzigen Schwestern im Ersten Weltkrieg.

Alexander Kuprin gehörte der sozialkritisch orientierten Gruppe um Maxim Gorki an, verließ aber als Gegner der Oktoberrevolution 1919 seine Heimat und lebte meist in Paris, bevor er im Frühjahr 1937 in die Sowjetunion zurückkehrte; die Propaganda der Sowjetunion schlachtete seine Rückkehr als ein Zeichen für die Attraktivität des Sozialismus aus; tatsächlich ist er wohl in die Heimat zurückgekehrt, um dort zu sterben und begraben zu werden.

Er verfaßte spannende naturalistische, von Anton Tschechow, Leo Tolstoj und dem Amerikaner Jack London beeinflußte Erzählungen; Aufsehen erregten seine Romane Поединок (1905, dt Das Duell), den er Gorki widmete, und Яма (1909, dt. Die Gruft).

Werke u.a.: Молох (1886, dt. Der Moloch), Die Kadetten (1900), Гранатовый браслет (1910)..

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Bild: Triumphato (10/2013) Wikipedia.ru

Sankt Petersburg, Wolkowo-Friedhof.

Christoph Meckel

 

 

  • geb. 12.6.1935 in Berlin
  • gest. 30.1.2020 in Freiburg im Breisgau

Deutscher Schriftsteller und Graphiker; Sohn des Schriftstellers und Hebel-Forschers Eberhard Meckel (*1907, †1969) sowie Enkel des in Frankfurt am Main geborenen Architekten Carl Anton Meckel (*1875, †1938.). Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Berlin, Erfurt und Freiburg im Breisgau, wo er das Gymnasium nach der Unterprima abbrach und ausgedehnte Reisen durch Europa, Afrika und Amerika unternahm, bevor er 1954/55 an der Kunstakademie in Freiburg im Breisgau Graphik und 1956 an der Akademie der Bildenden Künste München Malerei studierte und teils in Ötlingen im Markgräflerland, in Berlin, in Südfrankreich und in der Toskana lebte, schließlich nach Freiburg zurückkehrte, wo er als Schriftsteller und Graphiker arbeitete. In den Vereinigten Staaten hatte er mehrere Gastprofessuren; außerdem war Meckel Mitglied der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.

Meckel veröffentlichte zahlreiche Lyrikbücher, Romane und Erzählungen sowie Hörspiele; außerdem veröffentlichte er verschiedene Radierzyklen. Zunächst erlangte er mit seiner vom Expressionismus beeinflußten, metaphorischen und allegorischen Lyrik Bekanntheit. Sein Romanerstling Bockshorn erschien 1973. 1996 erschienen der illustrierte Erzählband Eine Hängematte voll Schnee sowie der Gedichtband Gesang vom unterbrochenen Satz.

Werke u.a.: Tarnkappe (1956), Nebelhörner (1959), Im Land der Umbramauten (1961), Wildnisse (1962); Tullipan (1965); Bockshorn (1973); Wenn es angeht (1974), Licht (1978), Erzählungen (1980), Suchbild. Über meinen Vater (1980), Der wahre Muftoni, (1982); Souterrain (1984), Das Buch Shiralee (1989), Die Messingstadt (1991), Hans im Glück (1991), Shalamuns Papiere (1992); Schlammfang (1993), .Nachtmantel (1996), Ein unbekannter Mensch (1997), Blut im Schuh (2001), Suchbild. Meine Mutter (2002), Einer bleibt übrig, damit er berichte (2005), Seele des Messers (2006)...

Christoph Meckels Werk wurde unter anderem mit dem Rainer-Maria-Rilke-Preis für Lyrik und dem Georg-Trakl-Preis ausgezeichnet.

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Berlin, Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichwerderschen Gemeinden

Rolf Hochhuth

 

 

  • geb. 1.4.1931 in Eschwege (Werra-Meißner-Kreis)
  • gest. 13..5.2020 in Berlin

Deutscher Dramatiker; Sohn eines hessischen Schuhfabrikanten; ging 1948 nach Erlangung der Mittlen Reife vom Gymnasium ab und absolvierte eine Ausbildung zum Buchhändler, bevor er zwischen 1950 und 1955 als Gehilfe in Buchhandlungen und Antiquariaten in Marburg, Kassel und München tätig war. Als Gasthörer besuchte Hochhuth Vorlesungen in Geschichte, Philosophie und Literatur an den Universitäten Heidelberg und München und unternahm erste Schreibversuche. 1955 trat er als Verlagslektor in den Bertelsmann Lesering ein. In den 1960er Jahren setzte sich Hochhuth wiederholt mit der Zeit des Nationalsozialismus und aktuellen politischen und sozialen Fragen auseinander und versuchte in zahlreichen offenen Briefen, Einfluß auf die Politik zu nehmen, und ”fordert[e] deren moralische Erneuerung.“

Internationalen Erfolg erzielte Hochhuth 1963 mit dem ”christlichen Trauerspiel“ Der Stellvertreter. ein Theaterstück in fünf Akten über die Haltung des Vatikans zum Holocaust, das in über 25 Ländern aufgeführt und von dem griechisch-französischen Regisseur Constantin Costa-Gavras unter dem Titel Amen 2002 verfilmt wurde. Das Stück führte wegen der darin sehr kritischen Darstellung der Rolle des Papstes angesichts der Judenvernichtung zur Zeit des Nationalsozialismus zu heftigen Protesten und begründete maßgeblich den Ruf Hochhuths als bedeutender Vertreter des Dokumentartheaters. In der Folgezeit entstanden weitere Dramen (Guerillas, 1970), darunter Tragödien wie Soldaten (1967) oder Judith (1984). Hochhuth griff meist tagespolitische Themen auf, u.a. Die Hebamme (1971), Lysistrate und die NATO (1973), Judith (1984), Wessis in Weimar (1992); schrieb aber auch Erzählungen:Eine Liebe in Deutschland (1978), Atlantik-Novelle,(1985) und Essays. 1979 sorgte das Stück Juristen, in dem auf die nationalsozialistische Vergangenheit eines Ministers als Marinerichter angespielt wird, ein weiteres Mal für kontroverse Diskussionen, die letztlich zum Rücktritt des damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger, (CDU) der - 1940 zur Marine eingezogen - dort als Richter an vier Todesurteilen bei NS-Kriegsgerichtsverfahren beteiligt war.

1996 stritt Hochhuth als Geschäftsführer der Ilse-Holzapfel-Stiftung unter reger Anteilnahme der Presse um das Theater am Schiffbauerdamm in Ost-Berlin, der Bühne des Berliner Ensembles. Schließlich wurde ihm die Immobilie zugesprochen. Daraufhin verkündeten die Schauspieler in einer Presseerklärung, das Theatergebäude am Schiffbauerdamm sei in den Besitz Hochhuths übergegangen, das Ensemble jedoch ”gehöre sich selbst".

Verheiratet war Rolf Hochhuth seit 1957 mit Marianne, née Heinemann, eine ehemalige Klassenkameradin, deren Mutter, Rose Schlösinger, als Mitverschwörerin der Roten Kapelle 1943 in Berlin enthauptet worden war.

Werke u.a.: Berliner Antigone (1975), Tod eines Jägers (1978), Ärztinnen (1980), Alan Turing (1987), Unbefleckte Empfängnis. Ein Kreidekreis (1988).

Inschrift:

Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan.

 

(aus Goethes Faust, Der Tragödie zweiter Teil)

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Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof

Bilder: Günter Bihn (07/2020)
Bilder: Klaus Meinert (09/2020)
Bild: Parsifal von Pallandt (11/2020)
Bild: Günter Bihn (03/2021)
Schriftsteller VIII

Omnibus salutem!