Helene Christaller

 

Deutsche Schriftstellerin; die Tochter eines Rechtsanwalts verfaßte als ”schreibende Pfarrfrau” christliche Romane und Erzählungen. Großen Erfolg hatte sie besonders mit ihrem autobiographischen Werk Als Mutter ein Kind war (1927).

Werke u.a.: Magda. Geschichte einer Seele (1905), Aus niederen Hütten (1908), Das Gotteskind (1910), Heilige Liebe. Eine Geschichte aus Assisis alten Tagen (1911), Peterchen. Eine Geschichte für Kinderfreunde (1930), Menschenbruder (1931).

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Friedrich Rückert

              (lks.) Stich seines Freundes Barth

Deutscher Dichter, Übersetzer und Orientalist; der Sohn eines Rentbeamten besuchte das Lateinische Gymnasium in Schweinfurt und studierte ab 1805 Jura und Philologie in Würzburg und Heidelberg, wo er 1811 habilitierte. Er hielt zunächst in Jena Vorlesungen über griechische und orientalische Mythologie, wurde dann Gymnasiallehrer und ließ sich anschließend als Privatgelehrter in Würzburg nieder, bis er 1815 in Stuttgart als Redakteur den poetischen Teil des Cottaschen Morgenblattes bearbeitete. Im Herbst des Jahres 1817 bereiste er Italien, hatte Kontakt zu den in Rom lebenden deutschen Künstlern und kehrte schließlich nach Mitteleuropa zurück (nach Wien, wo er die persische Sprache erlernte und in seine Heimat). 1826 wurde er in Erlangen Professor für orientalische Sprachen; 1841 erhielt er einen Ruf an die Universität Berlin. 1848 zog er sich schließlich auf das Gut seiner Frau ins Privatleben zurück.

Populär wurde Rückert bei der Jugend durch seinen Geharnischten Sonetten, die er unter einem Pseudonym (Freimund Reimar) erscheinen ließ, da sie sich gegen die napoleonische Besatzung Deutschlands richteten; allerdings wurden diese Sonette erst nach dem Rückzug Napoléons aus den besetzten Gebieten veröffentlicht.

Die Redensart ”Mein lieber Freund und Kupferstecher” stammt von Rückert; solchermaßen begann er Briefe an seinen Freund, den Kupferstecher Carl Barth.

Werke u.a.: Deutsche Gedichte (1814), Kranz der Zeit (1817), Napoléon, eine politische Komödie in zwei Stücken (1816-18), Liebesfrühling (1844), Die Weisheit des Brahmanen (1836-39), Kindertotenlieder (posthum 1872, vertont durch Gustav Mahler).

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Bilder: Helmut Sommer

Jugenheim (Bergstraße), Gemeindefriedhof

Richard Voß

Deutscher Schriftsteller; der Sohn eines Gutsbesitzers unternahm schon sehr früh ausgedehnte Reisen insbesondere durch Italien. Nach Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges (1870/71) schloß er sich den deutschen Truppen als Johanniter an. Als er aufgrund einer Verwundung diesen Beruf nicht mehr ausüben konnte, studierte er in Jena und München Philosophie und lebte danach teils in Frascati, wo er seine ersten Werke verfaßte, teils in Berchtesgaden. Endgültig kehrte er erst nach Deutschland zurück, als ihm der Großherzog von Weimar 1884 die Stelle des Bibliothekars auf der Wartburg anbot, die er jedoch bald schon wegen Krankheit wieder aufgeben mußte. Ab 1888 ließ sich Voß schließlich dauerhaft in Berchtesgaden nieder. Er verfaßte zahlreiche, teilweise sentimentale Romane mit Handlungen in der Bergwelt und in historischem Umfeld. Bekannt wurde Voß zunächst durch seine Trauerspiele wie z.B. Savonarola (Uraufführung 1878 in Wien oder Die Patrizierin, das zuerst 1880 in Frankfurt am Main aufgeführt wurde. Einem breiteren Publikum allerdings wurde sein Name geläufig durch seinen Roman Zwei Menschen (1911), der in den 1920er Jahren ebenso verfilmt wurde, wie der 1903 erschienene Roman Ein Königsdrama.

Werke u.a.: Patrizierin (1881), Bergasyl. Eine Berchtesgadener Erzählung (1882), Der Mohr des Zaren (1883), Der Sohn der Volskerin (1886), Alexandra (1886), Kinder des Südens. Römische Geschichten (1888), Schuldig (1892), Die blonde Kathrein (1895), Alpentragödie (1909), Die Rächerin und andere römische Novellen (1899), Mit Weinlaub im Haar (1915).

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Bilder: Ralf

Giacomo Casanova Girolamo Chevalier de Seingalt (selbst geadelt)

                      

 

Italienischer Schriftsteller und Abenteurer; der Sohn eines Schauspielerehepaares und Bruder von Giovanni Battista Casanova studierte gemäß des Wunsches seiner Eltern zunächst Theologie und Jura in Padua, wurde aber wegen ungebührlichen Benehmens relegiert und führte anschließend, in wechselnden Diensten stehend, ein unstetes Wanderleben. Er kam im Laufe seiner zahlreichen Reisen in viele Länder Europas mit vielen großen Persönlichkeiten Europas aus Politik und Literatur (u.a. Voltaire, Friedrich dem Großen) in Kontakt. 1755 wurde er in seiner Heimatstadt wegen Gotteslästerei und Zauberei in den berüchtigten venezianischen Bleikammern festgesetzt, konnte jedoch 1756 fliehen. Bei seiner Flucht aus den Bleikammern in Venedig nach Frankreich brachte der mittellose Casanova das Lotteriespiel mit, das in Genua entwickelt worden war. Ab 1785 Bibliothekar des Grafen Waldstein, begann er seine erst nach seinem Tode veröffentlichten Memoiren (Histoire de ma vie) zu verfassen, die einen detaillierten sittengeschichtlichen Einblick in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts gewähren. In ihnen berichtete er u.a. sehr detailliert von seinen zahlreichen erotischen Abenteuern (z.B. am Hofe Ludwigs XV. als Liebhaber der Madame de Pompadour) und begründete damit seinen sprichwörtlichen Ruhm als Liebhaber. Er verfaßte jedoch auch historische, mathematische und literarische Abhandlungen und den utopischen Roman L'Icosameron (5 Bde., 1788) über eine Reise in das Innere der Erde und wurde so ein Vorläufer von Jules Vernes (Reise zum Mittelpunkt der Erde).casanova_eintrag_sterbebuch

Eintrag aus dem Sterberegister

Casanova, der mit dem Librettisten Lorenzo Da Ponte befreundet war, verfaßte Bühnenstücke sowie Libretti und begann Homers Ilias zu übersetzen. (1775, unvollendet).

pinxit Anton Raphael Mengs (1760)

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Coburg-Neuses, Friedhof

Stanislaw Lem

 By courtesy of Wojciech Zemek

Polnischer Schriftsteller; als einer der prominentesten Science-Fiction-Autoren war der einer Arztfamilie entstammende Lem Vordenker und zugleich Kritiker der seit Beginn des 20. Jahrhundert rasanten technischen Entwicklungen, z.B. der Roboter und des Internets. Als die Deutschen im Zweiten Weltkrieg während der Besetzung Polens die Universitäten schlossen, mußte er sein Medizinstudium an der Universität von Lemberg abbrechen, das er nach dem Ende des Krieges wieder aufnahm, nachdem er sich als Automechaniker durchgeschlagen hatte. Allerdings verließ er Lvov, das sowjetisch geworden war, und ging nach Krakau, wo er an der Jagiellonen-Universität das Studium beendete. Er arbeitete jedoch nach der Approbation lediglich für eine kurze Zeit als Arzt, wurde zu Beginn der 1950er Jahre freier Schriftsteller. Sein erster Roman, Czlowiek z Marsa (dt. Der Mensch vom Mars), erschien in der wöchentlich in Kattowitz erscheinenden Zeitschrift Nowy Swiat Przygod, sein erster Science-Fiction-Roman, Astronauci, wurde 1951 publiziert. Nach Ausrufung des Kriegsrechts verließ Lem 1982 seine Heimat und ging zu Studien an das Wissenschaftskolleg in Berlin und im Folgejahr nach Wien. Während dieser Zeit, bevor er 1988 nach Polen zurückkehrte, schrieb er seine beiden letzten Fiction-Romane. In den 1990er Jahren verfaßte er hauptsächlich Prognosen über die Entwicklungen in der Zukunft. Seine Bücher mit über 21 Millionen verkaufter Exemplare wurden in 41 Sprachen übersetzt. Einer seiner bekanntesten Romane (Solaris, 1961) wurde zweimal erfolgreich verfilmt (1972, 2002).

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Bild: Helmut Sommer

Berchtesgaden, Alter Friedhof

Johann Nepomuk Nestroy

1834    

Österreichischer Schriftsteller und Schauspieler; letzter Vertreter der Altwiener Volkskomödie, als Opernsänger und in Sprechrollen tätig, reiste zwischen 1822 und 1831 als Schauspieler und Opernsänger durch Österreich, Deutschland und die Niederlande (Engagements u.a. 1823 in Amsterdam und 1825 in Brünn); nach seiner Rückkehr in seine Heimatstadt begann er, zahlreiche satirische Theaterstücke zu verfassen und spielte in den meisten ihrer Wiener Aufführungen selbst die Hauptrollen, überwiegend im Theater an der Wien, dessen Geschicke er von 1854 bis 1861 als Direktor bestimmte. Er geriet öfters in die Zensur Metternichs wegen seiner Seitenhiebe auf aktuelle politische oder gesellschaftliche Ereignisse und Verhältnisse. ”Der Mensch ist gut, aber die Leut’ san a G’sindl.”

 

J.N.Nestroy in der Rolle des Tratschmidl (1861)

 

 

 

Werke u.a.: Der böse Geist des Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt (1835), Der Talisman (1840), Einen Jux will er sich machen (1842), Der Zerrissene (1844), Die Anverwandten (1848).

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Bilder: Steffen Ottingen (11/2005)

Duchcov (Dux), St.Barbara Kapelle

Christoph Friedrich Nicolai

                       

Deutscher Schriftsteller, Verleger und Literaturkritiker; der Sohn des Buchhändlers Christoph Gottlieb Nicolai absolvierte nach dem Besuch des Joachimthalschen Gymnasiums, der Lateinschule der Franckeschen Stiftungen nach Halle (Saale) und Heckersche Realschule in Berlin eine Buchhändlerlehre in Frankfurt an der Oder und übernahm 1758 nach dem Tode seines Vaters dessen Buchhandlung. Nachdem er die Briefe über den itzigen Zustand der schönen Wissenschaften in Deutschland (1755) herausgegeben hatte, entwickelte sich eine freundschaftlichen Beziehung zu dem Philosophen Moses Mendelssohn und zu Gotthold Ephraim Lessing, mit dem er in den folgenden Jahren auf dem Gebiet der Literaturkritik eng zusammenarbeitete. Aus dieser Zusammenarbeit gingen die Briefe, die neueste Literatur betreffend (1759-65) hervor. 1765 begann Nicolai die 107-bändige Allgemeine deutsche Bibliothek herauszugeben, zu der noch weitere 10 Registerbände erschienen. Seine Kritiken blieben nicht unwidersprochen: so es kam zu Auseinandersetzungen mit zahlreichen der führenden Köpfe wie z.B. mit Immanuel Kant , Johann Gottlieb Fichte, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller. Selbst schriftstellerisch tätig, veröffentlichte er u.a. seine 3bändigen Romansatire Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker (1773-76).

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Bilder: Wolfgang Prokosch (04/2007)

Krakau, Cmentarz Salwatorski

Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (02/2006)

Berlin, ehem. Luisenstadt-Kirchhof, Alte Jakobstr.

Hinweis: Denkmal; Grabstätte verschollen

Wien, Zentralfriedhof

Hinweis: Casanova wurde nicht an der Stelle beigesetzt, an der sich die Markierung befindet. Seine Grabätte befand sich auf dem Friedhof, irgendwo in der Nähe der Kapelle, ging aber, nachdem der Friedhof aufgelassen und in einen Park umgewandelt worden war, verloren; nur die Grabtafel konnte bewahrt werden und wurde an der Kirchenmauer angebracht.

Franz Hedrich

 

 

Deutsch-böhmischer Schriftsteller; wuchs in ärmlichen Verhältnissen in der Fideikommissherrschaft Worlik auf dem Rustikalhof Podskaly (Lhota), Pfarrei Mirovice im Kreis Pisek auf, erlernte erst spät in Prag die deutsche Sprache, als sein Vater als Musiker dorthin ging und Fagottist am Prager Stadttheater wurde. In den 1840er Jahren wurde er durch Moritz Hartmann mit dem literarischen Kreis Junges Böhmen bekannt, freundete sich mit Alfred Meißner an und wurde in seiner schriftstellerischen Arbeit gefördert.

 

 

 

 

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Bilder: Parsifal von Pallandt /02/2018)

Edinburgh, Greyfriars Kirkyardh

Walter Friedrich Höllerer

 

 

Deutscher Schriftsteller, Literaturkritiker und -wissenschaftler; studierte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in dem er Soldat war, Theologie, Philologie und Philosophie, promovierte 1949 und habilitierte sich 1958. Anschließend wirkte Höllerer als Privatdozent für deutsche Literatur in Frankfurt am Main. 1959 übernahm er einen Lehrstuhl für Literaturwissenschaft an der TU Berlin (bis 1987).

Ab 1954 war er Mitglied der Gruppe 47. Höllerer; wirkte besonders als Organisator literarischen Lebens und Förderer junger Autoren und war u.a. Gründer des Literarischen Colloquiums Berlin, Herausgeber von Lyrikanthologien sowie der Zeitschriften Akzente und ab 1961 Sprache im technischen Zeitalter; Walter Höllerer schrieb auch Gedichte, Essays, Prosa und Theaterstrücke. Seit 1959 war er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Werke u.a.: Der andere Gast (1952); Gedichte. Wie ein Gedicht entsteht (1964),.Die Elephantenuhr (1973), Alle Vögel alle (1978).

Auszeichnungen u.a.: Fontane-Preis (1868), Horst-Bienek-Preis für Lyrik (1993) gemeinsam mit Robert Creeley, Varnhagen-von-Ense-Medaille der Stadt Berlin (1994).

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Bild: Mutter Erde /11/2017) Wikipedia.de
Bild: Mutter Erde /11/2017) Wikipedia.de

Berlin OT Charlottenburg, Waldfriedhof Heerstr.

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Tankred Dorst

 

 

Deutscher Schriftsteller und Regisseur; wurde noch als Schüler 1943 zunächst zum Reichsarbeitsdienst und 1944 zur Wehrmacht einberufen. Nachdem er 1947 aus englischer und US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden war, holte er das Abitur nach und studierte dann in Bamberg und München Germanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften. Dorst, der seit seiner Studentenzeit lange Zeit in München-Schwabing lebte, begann dort in den 1950er Jahren für das MarionettentheaterKleines Spiel, an dem er selber mitspielte, zeitkritische Stücke zu verfassen. Durch die Aufführung von Große Schmährede an der Stadtmauer (1962) wurde er schlagartig und in der Folge auch durch seine Drehbücher und als Regisseur international bekannt, so mit dem gesellschaftskritischen Revolutionsstück Toller (1968) über die Biographie des Schriftstellers Ernst Toller, das am Staatstheater Stuttgart unter der Regie: von Peter Palitzsch uraufgeführt wurde. Tankred Dorst schrieb zeitkritische, parabelhafte Dramen. Viele seiner Stücke Stücke arbeitete er zu Film- und Fernsehfassungen bzw. zu Hörspielen oder Prosatexten um. 1973 erhielt er eine Gastprofessuren in Australien und Neuseeland. Im selben Jahr gründete er mit anderen in München die erste genossenschaftlich organisierte Autorenbuchhandlung. 2006 inszenierte er bei den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth Richard Wagners Ring des Nibelungen neu, als er für den dänischen Filmregisseur Lars von Trier einsprang, der die Regie 2004 zurückgegeben hatte.

Dorst war ab 1971 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland, seit 1978 der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt und ab 1983 .der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz

Werke u.a.: Gesellschaft im Herbst (Uraufführung 1960), Freiheit für Clemens (Uraufführung 1960), Der gestiefelte Kater oder Wie man das Spiel spielt (1963), Eiszeit (1973), Goncourt oder Die Abschaffung des Todes (Uraufführung 1977), Merlin oder Das wüste Land (1981), Karlos (1990); Fernando Krapp hat mir einen Brief geschrieben (1992),. Herr Paul (1993), Nach Jerusalem (1994), Wegen Reichtum geschlossen (1998), Die Freude am Leben« (2002).

Auszeichnungen u.a.: Georg-Büchner-Preis (1990).

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München, Bogenhausener Friedhof

Bilder: Matthias Bauer (05/2019)
Schriftsteller LXVI

Omnibus salutem!