Georg Britting

 

Deutscher Schriftsteller; studierte in Regensburg und meldete sich nach dem Studium - wie viele seiner Jahrgangskameraden - als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg. Zusammen mit dem Maler Josef Achmann (*1885, †1958) gab er eine Zeitschrift für Dichtung und Grafik, Die Sichel, in der seine phantasievolle Lyrik und Erzählungen erscheinen, heraus. Das Erscheinen der Zeitschrift mußte jedoch wegen der Inflation eingestellt werden.

Werke u.a.: Das Storchennest (1921), Die Stubenfliege (1923), Bianca und Maria (1929), Lebenslauf eines dicken Mannes, der Hamlet hieß (1932).

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Walter Mehring

 

Deutscher Lyriker, Kabarettautor und Dramatiker; war Mitbegründer der Berliner Dada-Gruppe, schrieb für politische Kabaretts. Er kritisierte mittels seiner Songs schonungslos das Zeitgeschehen und die bürgerliche Moral. Sein Stück Der Kaufmann von Berlin provozierte den größten Theaterskandal in der Weimarer Republik. 1938 floh er vor den Nationalsozialisten zunächst nach Wien, dann weiter nach Paris und kam nach Ausbruch des Krieges nach einer abenteuerlichen Flucht in die Vereinigenten Staaten. Dort verfaßte er The Lost Library (1951), sein erfolgreichstes Buch. Nach seiner Rückkehr nach Europa (1953) lebte in bescheidenen Verhältnissen in München und der Schweiz.

Auszeichnungen u.a.: Bundesverdienstkreuz.

Inschrift: Die Literatur erhält mich, aber ernährt mich nicht. Meine Heimat ist die deutsche Sprache. Zuständig bin ich überall, staatenlos im Nirgendwo. Ich bin weder rechts noch links. Ich bin vertikal.

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München, Nordfriedhof

Fritz Hochwälder

 

Österreichischer Schriftsteller; emigrierte 1938 nach dem ”Anschluß” Österreichs an das Deutsche Reich in die Schweiz. Er schrieb Stücke mit historischer und weltanschaulicher Thematik und aktualisierender Tendenz: Das heilige Experiment (1947), Donadieu (1953), Der öffentliche Ankläger (1954), Der Befehl (1967), Lazaretti... (1975).

Inschrift: Mitten im Unrecht wohnt Gottes Gerechtigkeit - wie ein Kern in der Frucht.

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Zürich, Friedhof Sihlfeld

Bertha Sophie Felicita Freifrau von Suttner née Gräfin Kinsky von Chinic und Tettau

     

Österreichische Pazifistin und Schriftstellerin; die dem böhmischen Adel entstammende gebürtige Gräfin Kinsky von Chinic und Tettau, deren Mutter - eine geborene Körner - mit dem Freiheitsdichter Theodor Körner verwandt war, veröffentlichte, nachdem zuvor mehrere Verlage eine Veröffentlichung abgelehnt hatten, den sozialethisch-pazifistischen Roman Die Waffen nieder! (2 Bde., 1889), der großes Aufsehen erregte, weite Kreise für die pazifistische Bewegung gewann und der sie zu einer der prominentesten Vertreterinnen der Friedensbewegung machte. 1876 arbeitete sie für eine kurze Zeit in Paris als Alfred Nobels Sekretärin und Hausdame; er war von ihr auch persönlich angetan, hätte sie wohl auch gerne geheiratet; sie aber kehrte nach Wien zurück und heiratete 1876 Arthur Gundaccar von Suttner, bei dessen Vater sie zuvor als Gouvernante für seine vier Töchter gearbeitete hatte. Als sie Nobel zehn Jahre später erneut in Paris traf, unterstützte er ihr pazifistische Engagement; und sie war es, die den Industriellen und Erfinder des Dynamits zur Stiftung des Friedensnobelpreises anregte, den sie dann selbst als Erste 1905 erhielt. 1891 gründete sie die österreichische Gesellschaft der Friedensfreunde (seit 1964 Suttner-Gesellschaft) und im Jahr darauf die Deutsche Friedensgesellschaft. Sie war Vizepräsidentin des Internationalen Friedensbureaus in Bern. In drei Punkten ("Drei wesentlichen Programmpunkte zur Neuregelung der Staatenbeziehungen") faßte sie ihre Vorstellung, wie Konflikte friedlich zu lösen seien, zusammen:

  1. Schiedsgerichtsverträge, die Konflikte zwischen Staaten mit friedlichen Mitteln beilegten,

  2. Friedensunion aller Staaten, die jeden Angriff eines Staates gegen einen anderen Staat gemeinschaftlich zurückwiesen,

  3. Internationaler Gerichtshof, der das Recht supranational vertrete und bindende Entscheidungen treffe.

suttner_bertha_schilling Österreichische Banknote

Werke u.a.: Das Maschinenzeitalter (1889).

Auszeichnungen u.a.: Friedensnobelpreis (1905).

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Wien, Zentralfriedhof

Stefan Andres

 

Deutscher Schriftsteller; der einer Familie von Müllern entstammende Andres brach das Gymnasium in der Untertertia ab und arbeitete ab 1921 bei den Barmherzigen Brüdern in Trier und noch im selben Jahr bis 1924 bei den Armen Brüdern vom Hl. Franz Xaver in der Nähe von Aachen in der Krankenpflege. Zu dieser Zeit entstanden erste dramatische Versuche. 1926 legte er das Lehrerexamen ab. Anfang Januar 1928 übernahm er die Schriftleitung der katholischen Monatszeitschrift Der Marienborn; in ihr veröffentlichte er erste Erzählungen. Er holte im Februar 1929 das Abitur nach und begann ein Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie, zunächst an der Universität zu Köln, dann an der Friedrich-Schiller -Universität Jena und schließlich an der Humboldt-Universität zu Berlin, verzichtete jedoch auf einen akademischen Abschluß und reiste statt dessen nach Italien. Ab 1933 widmete sich Andres ganz der Schriftstellerei. Von 1937 bis 1949 lebte er im süditalienischen Positano, danach in Unkel am Rhein. In Deutschland bezog er häufig öffentlich Stellung zu zeitgeschichtlicher und politischer Fragen; so beteiligte er sich z.B. auch an den Ostermärschen gegen die Stationierung von US-Raketen in Deutschland und sprach sich wiederholt in Aufsätzen und Reden gegen das Wettrüsten zwischen Ost und West aus, warb um Verständigung zwischen den beiden Blöcken und setzte sich für die deutsche Wiedervereinigung ein. 1961 kehrte er nach Italien zurück, ließ sich in Rom nieder. 1968 unternahm er eine letzte große Reise nach Asien und in den Orient, bevor er in Rom an den Folgen einer Operation starb.

Andres verbindet in seinen erzählenden Werken antike Sinnenhaftigkeit und christliche Mystik: So in den in den 1950er Jahren viel gelesenen Novellen El Greco malt den Großinquisitor (1936) und Wir sind Utopia (1942) sowie in den Romanen Die Hochzeit der Feinde (1947), Der Knabe im Brunnen (autobiographisch, 1953) und Die Versuchung des Synesios (herausgegeben 1971).

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Malvida Freiin von Meysenbug

meysenbug_malvida1_bd  meysenbugbd   meysenbug_malvida2_bd pinxit Franz von Lenbach (1885)

Deutsche Schriftstellerin; der hugenottischen Emigrantenfamilie der Rivaliers entstammend, war sie das neunte von zehn Kindern des hessischen Hofbeamten Carl Rivalier von Meysenbug. Ihre konservative Erziehung änderte sich, als sie den Sohn eines Pfarrers, den Theologiestudenten Theodor Althaus (*1822, †1852) kennenlernte und mit ihm eine Beziehung einging; sie wandte sich dem Gedankengut der Aufklärung zu. Wegen ihrer demokratischen Gesinnung - sie bekannte sich 1848 zu den revolutionären politischen Ideen, trat u.a. für die Emanzipation der Arbeiter und Bauern ein - wurde sie 1852 aus Berlin ausgewiesen und ging als Erzieherin nach London ins Haus von Alexander Herzen. 1862 ließ sie sich in Italien nieder, lebte ab 1877 in Rom, wo sie interessante Memoiren, aber weniger bedeutende Romane verfaßte. Sie war von Richard Wagner begeistert und besuchte ihn mehrmals in seinem Bayreuther Hause; mit Friedrich Nietzsche verbrachte sie den Winter 1876/77 in Sorent. Außerdem war sie befreundet mit den italienischen Freiheitskämpfern Giuseppe Garibaldi, Giuseppe Mazzini sowie mit Romain Rolland und Franz Liszt.

Werke u.a.: Memoiren einer Idealistin (3 Bde., 1875), Stimmungsbilder aus dem Vermächtnis einer alten Frau (1879), Der Lebensabend einer Idealistin (1898).

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Gotha, Hauptfriedhof (Columbarium)

Bild: Wolfgang Prokosch (1999)
Bild: Dieter Aigner (08/2009)

Vatikanstaat, Campo Santo Teutonico

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Rom, Cimitero Acattolico per gli Stranieri - Friedhof an der Cestiuspyramide (Testaccio) 

Bild: Dr. Herta Lepie (04/2013)

Jean Marie Mathias Philippe Auguste de Villiers de L’Isle-Adam

 

Französischer Schriftsteller; einem alten bretonischen Adelsgeschlecht entstammend; da die Familie verarmt war, versuchte sein Vater - allerdings ohne jeden Erfolg - eine finanzielle Wende zu erreichen, indem er nach versunkenen Schätzen forschte; der junge Auguste wuchs bei seiner Mutter und deren Schwester auf und besuchte zunächst das Collége von Saint-Brieuc, dann das Lycée in Lava: schließlich machte er seinem Schulabschluß in Rennes. Bereits 1859 veröffentlichte er einen ersten Gedichtband. Er ließ sich in Paris nieder und betätigte sich als Schriftsteller; da er aber wenig erfolgreich war, lebte er in sehr bescheidenen Verhältnissen. Nur mit gelegentlichen Arbeiten für Zeitungen konnte er sein Leben einigermaßen fristen. 1867 gründete er unter dem Titel Revue des Lettres et des Arts eine Zeitung, die aber bald wieder eingestellt werden mußte. 1870 kam durch Fürsprache von Alexandre Dumas sein Schauspiel La révolte in einem Vaudeville-Theater auf die Bühne und löste einen Theaterskandal aus. Er setzte sich auch immer wieder der Lächerlichkeit aus: So erhob er unter Berufung auf seinen uralten Adel Anspruch auf den damals vakanten griechischen Königstitel oder versuchte, sich 1882 zum Bezirksrat wählen zu lassen, scheiterte an absurden Vorschlägen; so forderte er z.B. den Abriß der Großen Oper und des Pantheons. Erst nach 1883 konnte er durch den bescheidenen Erfolg seiner Grausamen Geschichten vom Schreiben leben; mußte aber auch immer wieder von seinen Freunden finanziell unterstützt werden, zu denen u.a. Stéphane Mallarmé, Méry Laurent und Léon Dierx zählten. Villiers de L’Isle-Adam war außerdem mit Charles Baudelaire, Joris-Karl Huysmans und Richard Wagner, der sich damals in Paris aufhielt, befreundet. Mit seinen phantastischen Romanen und Novellen gilt Villiers de L’Isle-Adam als einer der Begründer des französischen Symbolismus. Sein Roman L'Ève future (1909, dt. Edisons Weib der Zukunf) ist eines der ersten Science Fiction-Werke und gleichzeitig eine Satire auf die Wissenschaft. Als sein wichtigstes Werk gilt Axël, das allerdings er 1890 nach seinem Tode veröffentlicht wurde. Das Schauspiell ist sehr stark von den romantischen Theaterwerken Victor Hugos, von Goethes Faust und der Musik Richard Wagners beeinflußt.

Ausgabe von 1890

 

 

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Paris, Cimetière du Père Lachaise

Bild: Pierre-Yves Beaudouin (09/2012), Wikimedia.org commons
Bild: Pierre-Yves Beaudouin (09/2012), Wikimedia.org commons
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Vicente Blasco Ibáñez

 

Spanischer Schriftsteller und Politiker; Sohn eines Kaufmanns; eigentlich wollte er zur See fahren, wurde aber wegen seiner mangelhaften mathematischen Fähigkeiten abgewiesen. studierte an der Universität von Valencia Rechtswissenschaften, schloß das Studium in kürzester Zeit ab, übte aber diesen Beruf nie aus.Bereits in seiner Jugend schloß er sich der Republikanischen Bewegung an. Aufgrund seiner politischen Aktivitäten wurde er mehrfach festgenommen und mehrfach uz Gefängnisstrafen verurteilt. 1889 floh er nach Paris, 1895 nach Italien. Nach seiner Rückkehr gründete er 1901 die antimonarchistische Zeitung El Pueblo. Blasco Ibáñez war von 1904 bis 1907 Abgeordneter der Republikanischen Partei im spanischen Parlament.

Blasco Ibáñez war ein bedeutender Vertreter des spanischen Naturalismus; seine zeitkritischen und historischen Romane gehörten seinerzeit zu den am meisten gelesenen und übersetzten Werken der spanischen Literatur. Sein bekanntester, 1916 erschienener Roman, Los cuatro jinetes del Apocalipsis (dt. Die apokalyptischen Reiter), erzählt die Geschichte einer Familie während des Ersten. Weltkrieges.

Werke u.a.: La barraca (1899, dt. Die Scholle), Cañas y barro (1902), La Catedral (1903), Sangre y arena (1908, dt. Die Arena), Die apokalyptischen Reiter (1916).

Auszeichnugen u.a.: Orden Légion d'Honneur (1906).

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Bild: Ferbr1 05/2011) Wikipedia. org

Valencia, Museu de Belles Arts, Centre del Carme.

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Saint-John Perse  eigentl. Marie-René-Alexis Léger Léger

1920

 

Französischer Dichter und Diplomat; Sohn eines Anwalts; wuchs in einer der Familie gehörenden Kaffeeplantage in St. Claude südlich von Basse-Terre und einer Zuckerrohrfarm in La Joséphine auf. 1899 kehrte er mit seiner Familie zurück nach Frankreich, wo er Rechtswissenschaften und Politikwissenschaften in Bordeaux und Paris studierte. 1914 trat er in den diplomatischen Dienst ein, war von 1916 bis 1921 Legationssekretär in Peking, ab 1922 Beamter im französischen Außenministerium und 1933 Generalsekretär des Auswärtigen Amtes. 1940, gleich nach der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht, wurde er aus dem diplomatischen Dienst entlassen. Er verließ daraufhin seine Heimat und ging nach London. Das Vichy-Regime entzog ihm daraufhin die französische Staatsbürgerschaft, und seine Zugehörigkeit zur Légion d'honneur wurde gelöscht. Von London aus ging er ins Exil in die Vereinigten Staaten, wo er eine Beschäftigung in der Library of Congress in Washington fand. Erst 1959 kehrte er nach Frankreich zurück;

Sein literarisches Werk veröffentlichte er teilweise unter seinem eigenen Namen, hauptsächlich aber unter den Pseudonymen St. J. Perse und Saint-John Perse. In verschiedenen seiner Gedichte reflektierte er seine Eindrücke aus seiner Kindheit auf den Französischen Antillen.. 1960 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Locarno (1925) (vlnr) Saint-John Perse, Henri Fromageot, Aristide Briand, Philippe Berthelot

Werke u.a.: Éloges (1911, dt. Preislieder), Anabase (1924, dt. Anabasis), Exil (1942), Poème à l'étrangère (1942), Neiges (1944, dt. Schnee), Pluies (1944), Vents (1946, dt. Winde), Amers (1957, dt. See-Marken), Chronique (1960, dt. Chronik); Oiseaux (1963, dt. Vögel); Chant pour un équinoxe (1975).

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 Giens (Dép. Var), Cimetière,

Bilder: Bernd Wolter (05/2015)

Joachim Ernst Berendt

 

 

Deutscher Schriftsteller und Jazzkritiker; Sohn eines evangelischen Pastors und Direktors der Diakonischen Werke in Berlin-Weißensee (heute Stephanus-Stiftung), der im KZ Dachau ums Leben kam..

Berendt war über vierzig Jahre lang - von 1950 bis 1987 - Redakteur und Leiter des Jazzreferats des damaligen Südwestfunk in Baden-Baden und trug mit seiner Fernsehsendung mit Jazzkonzerten und einem damals noch täglich gesendeten Hörfunkprogramm über Jazz große Pionierarbeit zur Förderung und Verbreitung des Jazz im Nachkriegsdeutschland bei. )m Fernsehen präsentierte er große Namen des zeitgenössischen Jazz, darunter Miles Davis und John Coltrane. Berendt verfaßte außerdem mehrere erfolgreiche Werke zum Jazz, auch Nada Brahma Die Welt ist Klang (1983); gab Platten und Tonkassetten heraus, u.a. zu Das dritte Ohr. Vom Hören der Welt (1985). 

Der viermal verheiratete Berendt, der zuletzt in Baden-Baden lebte, kam ums Leben, als er bei “rot” über den Fußgängerüberweg ging und von einem Kraftfahrzeug angefahren wurde.

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Bilder: Klaus Meinert (09/2004)

Berlin-Weißensee, Georgen-Parochial-Friedhof III

Schriftsteller LVII

Omnibus salutem!