Deutscher Schriftsteller; der Sohn eines Lehrers absolvierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Soest eine kaufmännische Lehre und arbeitete bis 1837 als Kontorist in Amsterdam und Barmen. Die erste Sammlung seiner Gedichte (1838) war so erfolgreich, daß er sich fortan ganz der Dichtung widmen konnte. In Gemeinschaft mit Karl Simrock und C. Matzerath (*1815, †1876) gab er das Rheinische Jahrbuch für Kunst und Poesie (1840-41), mit Levin Schücking Das malerische und romantische Westphalen (1841) heraus. Ein ihm von Friedrich Wilhelm IV. 1842 verliehenes Ehrengehalt nahm er zunächst an, was ihm das Unverständnis seines Weggenossen Georg Herwegh einbrachte, verzichtete 1844 aber darauf, nachdem er sich in Ein Glaubensbekenntnis (1844), einem Band politischer Gedichte, ganz in den Dienst sozialer und freiheitlich-demokratischer Ideale gestellt hatte. Seiner Gesinnung wegen verfolgt, mußte er sich 1845 nach Brüssel absetzen, wo er Karl Marx kennenlernte, danach in die Schweiz und schließlich 1846 nach England, wo er 1846 weitere zeitkritische Gedichte (Ça ira!) veröffentlichte. 1848 kehrte er nach Deutschland zurück; wegen des Gedichts Die Todten an die Lebenden (1848) wurde er verhaftet, jedoch nach erfolgloser Anklage freigesprochen und übernahm bis 1849 die Redaktion der von Karl Marx geleiteten Neuen Rheinischen Zeitung in Köln. Vor neuer politischer Verfolgung wegen seiner Neueren politischen und sozialen Gedichte (1849-51, 2 Bde.) und seiner Beteiligung an der demokratischen Zentralbehörde in Köln floh er 1851 erneut nach England. Dort war er neun Jahre lang Direktor der Schweizer Generalbank in London. Eine öffentliche Sammlung in Deutschland ermöglichte ihm 1868 die Rückkehr, wo er sich 1874 in Cannstatt niederließ und sich arrangierte. Anläßlich der Spannungen zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich, die 1870 in den Deutsch-Französischen Krieg mündeten, stimmte er schließlich in den Chor der Kriegsbegeisterten ein, und er begrüßte die Einheit Deutschlands in der sog. Kleindeutschen Lösung, d.h. unter Ausschluß Österreichs.
Freiligrath übersetzte u.a. Werke von Victor Hugo, Alfred de Musset, Robert Burns.
Hurra, Germania! (1. Strophe)
Hurra, du stolzes, schönes Weib,
Hurra, Germania!
Wie kühn mit vorgebeugtem Leib
Am Rheine stehst du da!
Im vollen Brand der Juliglut,
Wie ziehst du frisch dein Schwert!
Wie trittst du zornig frohgemut
Zum Schtz vor deinen Herd!
Hurra, hurra, hurra!
Hurra, Germania!
Peter Altenberg eigentl. Richard Engländer
Österreichischer Schriftsteller; der Sproß einer reichen Kaufmannsfamilie studierte Jura und Medizin. Da er keine bürgerliche Existenz aufbauen konnte (”Überempfindlichkeit des Nervensystems”), entschied er sich zu einem Leben als Bohemien und avancierte alleine schon durch sein äußeres Erscheinungsbild, so war er stets exzentrisch gekleidet, zum Wiener Original. Als ”Superstar” der Wiener Schickeria beeinflußte er deren Lebensstil, half aber auch, bisherige Tabus der Wiener Gesellschaft zu brechen; so ging er offensiv mit seinen Sanatorienaufenthalten um und seiner Alkoholsucht. Als Verfasser impressionistischer Prosaskizzen und kulturkritischer Aphorismen aus dem Alltag der Großstadt, propagierte er u.a. den aufmerksamen Müßiggang als Flaneur in den Großstadtoasen des Praters und der Parkanlagen. Altenberg zählte zahlreiche Persönlichkeiten aus Kunst und Musik zu seinem Bekanntenkreis, u.a. Georg Trakl oder Oskar Kokoschka, der ihn portraitierte; Alban Berg komponierte 1912 die fünf Altenberg Orchesterlieder für Stimme und Orchester nach Ansichtskartentexten von ihm (Opus 4). Im neuen Café Central erinnert eine realistisch ausgestaltete Denkmalsfigur an das Wiener Original.
Werke u.a.: Was der Tag mir zuträgt (1900), Bilderbögen des kleinen Lebens (1909), Neues Altes (1911), Fechsung (1915), Vita ipsa (1918).
Wien, Zentralfriedhof
Hedwig Courths-Mahler nèe Mahler
Deutsche Schriftstellerin; nichteheliche Tochter einer Marketenderin und eines Saaleschiffers; wuchs nach dem frühen Tod ihres Vaters und der erneuten Verheiratung ihrer Mutter ohne häusliche Geborgenheit auf, arbeitete nach Schulabbruch als Dienstmädchen und Gesellschafterin; begann bereits mit 17 Jahren zu schreiben, wobei sie sich an den in der Gartenlaube veröffentlichten Geschichten der Eugenie Marlitt orientierte. Sie verfaßte 209 Unterhaltungsromane, in denen sie breiten Schichten den Wunschtraum von einem erfüllten Leben in einer vornehm wirkenden Scheinwelt vor Augen stellte. 1912 erzielte sie mit dem Roman Die wilde Ursula einen sensationellen Erfolg. Sie erzielte höchste Auflagenzahlen (21 Millionen), und ihre Werke wurden in viele Sprachen übersetzt. 1889 heiratete sie den Graphiker und Dekorateur Fritz Courths. Seit 1935 bewohnte sie ihren Gutshof am Tegernsee.
Werke u.a.: Die Bettelprinzeß (1914), Griseldis (1916), Meine Käthe (1917), Eine ungeliebte Frau (1918), Die schöne Unbekannte (1918), Der Scheingemahl (1919), Die Flucht vor der Ehe (1934).
Wien, Zentralfriedhof
Deutscher Schriftsteller; Sohn des Ingenieurs und Fabrikbesitzers Johann Heinrich Spoerl, Inhaber der J. H. Spoerl Maschinenfabrik; Vater von Alexander Spoerl; studierte ab 1905 Rechtswissenschaften in Marburg, Berlin und München und war von 1919 bis 1937 in Düsseldorf als Rechtsanwalt tätig, bevor er viele Jahre in Berlin lebte und schließlich an den Tegernsee zog. Spoerl schrieb humorvolle, volkstümliche Unterhaltungsromane und Erzählungen. Bei dem bekannten, aus politischen Gründen unter seinem Namen veröffentlichten Roman Die Feuerzangenbowle (1933) war er allerdings lediglich Mitautor von Hans Reimann (*1889, †1969), der Herausgeber der satirischen Zeitschrift Das Stachelschwein. Der Roman wurde erfolgreich mit Heinz Rühmann in der Titelrolle verfilmt. Ebenfalls für die Leinwand umgesetzt und vom Publikum begeistert aufgenommen wurde sein 1936 entstandener Roman Der Maulkorb - 1937 unter der Regie von Erich Engel und 1958 unter der Regie von Wolfgang Staudte mit O.E. Hasse.
Werke u.a.: Wenn wir alle Engel wären (1936), Man kann ruhig darüber sprechen (1937), Der Gasmann (1940), Das andere Ich (1942), Die Hochzeitsreise (1946), Die weiße Weste (1946), Der eiserner Besen (1949, zusammen mit seinem Sohn Alexander geschrieben).
Rottach-Egern, Neuer Friedhof
Stuttgart-Bad Cannstadt, Uff-Kirchhof
Françoise Sagan eigentl. Françoise Quoirez
Französische Schriftstellerin; veröffentlichte bereits mit neunzehn Jahren (1954) ihren berühmten Romanerstling Bonjour tristesse. Der gegen die damaligen Konventionen der französischen katholischen Gesellschaft verstoßenden Roman löste einen Skandal aus, wurde dennoch mit dem französischen Kritikerpreis, dem Prix de la Critique, ausgezeichnet. Das vom Existentialismus Jean-Paul Sartres beeinflußte Werk begründete eine spezielle Richtung der feministischen Literatur. Ihre Romane sind von Melancholie geprägt, von unglücklichen Liebesbeziehungen und der Einsamkeit des Menschen. Neben Romanen verfaßte sie auch Theaterstücke: Château en Suède (1960), Les violons parfois (1961) und Le cheval évanoui (1966). Viele ihrer Romane sind verfilmt worden, z. B. Bonjour tristesse (1958 mit Jean Seberg, Deborah Kerr (*1921, †2007), David Niven und Juliette Gréco, Un certain sourire (unter dem Titel A Certain Smile, 1958) mit Joan Fontaine (*1917), Aimez-vous Brahms? (unter dem Titel Goodbye Again, 1961) mit Ingrid Bergman, Yves Montand und Anthony Perkins. Noch bevor er vierter Präsident der Fünften französischen Republik wurde, lernte sie François Mitterand auf einem Provinzflughafen kennen. Sie freundeten sich an, und zwischen ihnen entwickelte sich eine enge Bindung. Nachdem Mitterand zum Präsident gewählt worden war, begleitete sie ihn auf einigen seiner offiziellen Reisen, und als sie ihn im Oktober 1985 bei einem offiziellen Besuch in Bogotà begleitete, fiel sie in ein Koma und wurde im dortigen Militärkrankenhaus behandelt. In einem Protokoll hieß es später, Sagan sei "müde von der Reise, ein Opfer der Höhenkrankheit”; tatsächlich war sie gesundheitlich geschwächt durch ihr exzessives Leben. In den 1990er Jahren geriet sie wieder in die Schlagzeilen der Presse, diesmal allerdings wegen Alkohol- und Drogenexzessen sowie wegen Steuerhinterziehung und wurde mehrmals zu Bewährungs- und Geldstrafen verurteilt. Ein Jahr Gefängnis auf Bewährung erhielt sie 2002 erneut wegen Steuerhinterziehung, als sie eine Spende von ca. 850.000 Euro vom staatlichen Erdölkonzerns Elf Aquitaine erhielt, um Einfluß auf ihren Vertrauten François Mitterand zu nehmen, die sie in ihrer Steuererklärung nicht angab. 1984 veröffentlichte Sagan, die ihr Pseudonym nach der Prinzessin Boson de Sagan, einer Figur aus Marcel Prousts Roman Du Côté du Guermantes (À la recherche du temps perdu / Auf der Suche nach der verlorenen Zeit) entliehen hatte, ihre Erinnerungen unter dem Titel Avec mon meilleur Souvenir.
Am 14.4.1957 hatte Françoise, die schnelle Sportwagen liebte, einen schweren Unfall mit einem Aston Martin auf einer Landstraße bei Corbeil in der Nähe von Paris. Während ihre Begleiter Bernard Frank, Voldemar Lestienne und Véronique Campion mit leichten Verletzungen davonkamen, erlitt sie mehrere Frakturen des Schädels, der Brustkorb und Becken und verfiel sie eine Zeit in ein Koma. Um die Schmerzen zu lindern, wurde ihr für drei Monate mit einem Morphin-Derivat verabreicht. Die Folge war ihre Drogenabhängigkeit.
Sagan war zweimal verheiratet: Von 1958 bis 1960 mit dem 20 Jahre älteren Guy Schoeller, einem Herausgeber von Hachette. 1962 heiratete sie den US-amerikanischen Playboy Bob Westhof; 1963 erfolgte die Scheidung der Ehe, aus der im Juni 1963 ihr Sohn Denis Westhoff hervorging. Anschließend hatte sie lesbische Beziehungen.
Werke u.a.: Un certain sourire (1956, dt. … ein gewisses Lächeln), Dans un mois, dans un an (1957, dt. In einem Monat, in einem Jahr), Aimez-vous Brahms? (1959, dt. Lieben Sie Brahms?), Les merveilleux nuages (1961, dt. Die wunderbaren Wolken).
Seuzac b. Cajarc (Dép. Lot)
Hinweis: Das linke Grab ist dasjenige von Françoise Sagan
Österreichischer Schriftsteller; studierte nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg Germanistik und Anglistik in Wien, arbeitete dann als Gymnasiallehrer; schrieb mit akustischen und visuellen Möglichkeiten experimentierende Gedichte mit viel Sprachwitz und Hörspiele. Jandl gilt als einer der führenden Vertreter der experimentellen Literatur Österreichs im Umfeld der Wiener Gruppe; 1985 erschien Das Öffnen und Schließen des Mundes. Bekannt waren auch seine Frankfurter Poetik-Vorlesungen.
Werke u.a.: Laut und Luise (1966), Der gelbe Hund (1980), stanzen (1992), peter und die kuh. Gedichte (1996), Letzte Gedichte (herausgegeben 2001).
Auszeichnungen u.a.: Hörspielpreis der Kriegsblinden (1968), Großer Österreichische Staatspreis für Literatur (1984), Georg-Büchner-Preis (1984), Preis der Deutschen Schallplattenkritik (1985), Kleist-Preis (1993), Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor (1987), der Peter-Huchel-Preis (1990), Friedrich-Hölderlin-Preis (1995).
Englischer Schriftsteller; wuchs als eines von fünf Kindern in einer Arbeiterfamilie auf. Sein Vater war Analphabet und gewalttätig und auf seiner Arbeitsstelle unzuverlässig, so daß die Familie oft unter Hunger zu leiden hatte. Nachdem Alan im Alter von 14 Jahren die Grundschule verlassen hatte und bei der Aufnahmeprüfung für die Grammar School versagte, arbeitete er zunächst wie sein Vater in der Fabrik der Raleigh Bicycle Company in Nottingham, eine der ältesten Fahrradfabrik der Welt. 1942 trat er dem Air Training Corps (ATC), einer freiwilligen--militärischen Jugendorganisation, bei, später dann der Royal Air Force. Während des kommunistischen Aufstands in Malaysia (Darurat Malaya) war er als Funker tätig. Nach seiner Rückkehr nach Großbritannien plante er, sich der Royal Canadian Air Force anzuschließen, als man bei einer Untersuchung feststellte, daß er an Tuberkulose erkrankt war. Nach einer 16-monatigen Behandlung in einem RAF-Krankenhaus, wurde er im Alter von 21 Jahren “pensioniert”, d.h. aus der Armee entlassen. Danach lebte er sieben Jahre in Frankreich und Spanien, um sich zu erholen. 1955, während er auf Mallorca mit der amerikanischen Dichterin Ruth Fainlight lebte, die er 1959 heiratete, und in Kontakt mit dem Dichter Robert Graves kam , begann er mit der Arbeit an seiner Erzählung Saturday Night and Sunday Morning (1958, dt. Samstagnacht und Sonntagmorgen), eine Geschichte über die Desillusionierung im Nachkriegs-Großbritannien und dem Mangel an Chancen für die Mitglieder der Arbeiterklasse. Seine Erzählung wurde 1960 nach dem von Sillitoe verfaßten Drehbuch von Karel Reisz mit Albert Finney in der Rolle des Arthur Seaton verfilmt. 1959 erschien seine Erzählung The Loneliness of the Long Distance Runner (1959, dt. Die Einsamkeit des Langstreckenläufers), die von Tony Richardson - wiederum nach dem Drehbuch von Sillitoe - mit Tom Courtenay in der Hauptrolle, verfilmt wurde. Für den Roman wurde er m Jahr 1960 mit dem Hawthornden-Preis, dem ältesten Literaturpreis in Großbritannien, ausgezeichnet. Sillitoe schrieb Romane und mehrere Gedichtbände. Seine Autobiographie Life Without Armour, die 1995 bei der Veröffentlichung von der Kritik gefeiert wurde, bietet einen Einblick Blick in seine elende Kindheit.
In den 1960er Jahren feierte ihn die Sowjetunion als Sprecher der "unterdrückten Arbeiter" im kapitalistischen Westen. Auf Einladung besuchte Sillitoe die Sowjetunion in den 1960er Jahren mehrere Male, und 1968 wurde er gebeten, vor dem Kongreß der sowjetischen Schriftstellergewerkschaften zu sprechen, wo er den Sowjets mehrfachen Mißbrauch von Menschenrechten vorwarf, von denen er einige selber wahrgenommen hatte.
Werke u.a.: A Tree on Fire,(1967, dt. Der brennende Baum), The Widower’s Son (1976, dt. Der Sohn des Witwers), The Flame of Life (1974, dt. Die Flamme des Lebens), The Storyteller (1979, dt. Der Mann, der Geschichten erzählte), The Lost Flying Boat (1983, dt. Verschollen), Out of the Whirlpool (1987, dt. Insel im Nebel), Her Victory (1982, dt. Die Frau auf der Brücke).
Auszeichnungen u.a.: Ehrendoktorwürde der Nottingham Polytechnic (1970), heutige Nottingham Trent University, Fellow of the Royal Society of Literature (1997)
London, Highgate Cemetery (Eastern Section)
Omnibus salutem!