Isabella Nadolny née Peltzer

 

 

Deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin; die Tochter eines aus Moskau stammenden Malers und Ur-Enkelin des nach Rußand ausgewanderten Tuchfabrikant Napoléon Peltzer, wurde vor allem in den 1960er Jahren durch Bestseller-Romane bekannt. Sie war aber auch sehr erfolgreich mit Übersetzungen von Unterhaltungsromanen aus dem Englischen.

Werke u.a.: Ein Baum wächst übers Dach (1959), Seehamer Tagebuch (1961), Vergangen wie ein Rauch (1964), Der schönste Tag (1980) Providence und zurück (1988).

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Friedrich Torberg eigentl. Friedrich Kantor-Berg

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Österreichischer Schriftsteller; entstammte einer deutsch-jüdischen Prager Familie, der Vater Alfred Kantor war als Direktors der Filiale einer Prager Schnapsfabrik nach Wien gekommen, wo sein Sohn seine Jugend verbrachte. Nach dem Besuch des Wasa-Gymnasiums, das zuvor bereits Stefan Zweig besucht hatte, studierte er Jura in Prag und arbeitete dort journalistisch u.a. für das Prager Tagblatt, die Neue Rundschau und Die Weltbühne und veröffentlichte 1930 seinen Debütroman Der Schüler Gerber hat absolviert. Ab 1933 waren seine Werke in Deutschland verboten. Als 1938 der “Anschluß” Österreichs an das Deutsche Reich erfolgte, emigrierte er von Prag aus in Schweiz, und als die Schweizer Behörden die Aufenthaltsgenehmigung nicht verlängern wollten, verließ er Zürich, ging nach Paris und hielt sich im Sommer 1939 an der Cote d’Azur auf. Im Oktober des selben Jahres trat er in die tschechische Exilarmee ein und leistete bis 1940 freiwilligen Kriegsdienst in Frankreich, wurde dann aber wegen eines schwachen Herzens als untauglich entlassen. Ab 1941 lebte er in den Vereinigten Staaten (in Hollywood als Drehbuchautor und in New York). 1951 kehrte er nach Wien zurück.

Torberg schrieb vielgelesene Romane, die, besonders im Spätwerk, in jüdischem Milieu spielen.

Werke u.a.: Mein ist die Rache (1943), Hier bin ich, mein Vater (1948), Die zweite Begegnung (1950), Süßkind von Trimberg (1972), Die Tante Jolesch oder der Untergang des Abendlandes in Anekdoten (1975).

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Hugo Laurenz August Hofmann Edler von Hofmannsthal Pseudonyme Theophil Morren, Loris, Loris Melikow

       1910      

Österreichischer Schriftsteller; Sohn eines Bankdirektors, einer Familie jüdischer Seidenfabrikanten entstammend (sein Urgroßvater Isaak Löw Hofmann (*1759, †1849) hatte die Seidenverarbeitung in Österreich eingeführt und wurde 1835 von Ferdinand I. geadelt). Zunächst von Privatlehrern erzogen, besuchte er ab 1884 das Akademische Gymnasium in Wien. 1891, noch als Gymnasiast, erschien - unter dem Pseudonym Theophil Morren - sein Drama Gestern, das anerkennendes Aufsehen erregte: Hofmannsthal galt jetzt als Wunderkind. Nach der Matura (Abitur) begann er im Jahre 1892 ein Jurastudium, das er nach der ersten juristischen Staatsprüfung und Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim Dragoner-Regiment in Göding (Mähren) jedoch abbrach, um romanische Philologie zu studieren; dieses Studium beendete er 1898 mit der Promotion. Anfang 1899 reiste er nach Paris, wo er u.a. Maurice Maeterlinck und Auguste Rodin kennenlernte. 1901 reichte er seine Habilitationsschrift ein, entschied sich jedoch gegen eine Universitätskarriere und arbeitete seit 1901 als freier Schriftsteller. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 wurde er zunächst an der Front in Istrien eingesetzt, wurde dann aber in das Kriegsfürsorgeamt des Innenministeriums nach Wien berufen und dort mit kulturpolitischen Aufgaben betraut. Die Niederlage der Achsenmächte, besonders die Zerschlagung der Donaumonarchie mit Österreich-Ungarn als Kernlande, das er als geistige Mitte der europäischen Kultur begriffen hatte, traf ihn, wie u.a. auch Stefan Zweig, der ihn sehr schätzte, tief. Nach dem Ende des Weltkrieges, insbesondere zwischen 1920 und 1927, unternahm er zahlreiche Reisen durch Europa. Er war Herausgeber bzw. Mitherausgeber zahlreicher literarischer Zeitschriften und Sammlungen. Hofmannsthal, der als Lyriker und Dramatiker zu den bedeutenden Vertretern des österreichischen Impressionismus und Symbolismus zählt, war befreundet u.a. mit Arthur Schnitzler, Hermann Bahr, C.J. Burckhardt, Rainer Maria Rilke und Stefan George, an dessen Blättern für die Kunst er mitarbeitete, dessen eigenwilliger Führung er sich aber bald entzog. Aus der Zusammenarbeit mit Richard Strauss, den er 1900 kennengelernt hatte, und Max Reinhardt erwuchs die Idee der Salzburger Festspiele. Sie bilden bis heute den Rahmen für sein in der Öffentlichkeit bekanntestes Stück Jedermann, Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes (1912), das am 1.12.1911 im Zirkus Schumann in Berlin mit Alexander Moissi erstaufgeführt worden war, ab 1920 als Abschluß bei den Festspielen auf dem Domplatz in Salzburg fast unverändert in der szenischen Einrichtung und den Regieanweisungen Reinhardts gegeben wird.

Am Tag der Beisetzung seines ältesten Sohnes Franz, der sich am 13.7. im Alter von 26 Jahren erschossen hatte, starb Hofmannsthal an einem Herzanfall. “Mit ihm und Rilke endet das alte Österreich” resumiert Zweig nach Hofmannsthals plötzlichem Tode in einem Brief an Romain Rolland.

Hofmannsthal empfand als quälend, daß der Augenblick nicht festgehalten werden könne: Er litt an der Vergänglichkeit:

       “Dies ist ein Ding, daß keiner voll aussinnt,
        Und viel zu grauenvoll, als daß man klage:
        Daß alles gleitet und vorüberrinnt...”

        (aus: Terzinen über die Vergänglichkeit)

Werke u.a.: Elektra (1904), Der Schwierige (1921), Das Salzburger Große Welttheater (1922, nach Calderón), Der Unbestechliche (1923).

Inschrift: Und mein Teil ist mehr als dieses Lebens schlanke Flamme oder schmale Leier.

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Bild: Matthias Kohler
Bild: Matthias Bauer (2005)
Bild: Matthias Kohler

Stöttham am Chiemsee, Kirche St. Johann

Bilder: Alexander Krischnig (10/2005)

Christian Friedrich Hebbel

Deutscher Dichter; der Sohn eines Tagelöhners war ab 1827 Botenjunge und Schreiber bei dem Kirchspielvogt Johann Jacob Mohr (*1798, †1872) in Wesselburen, in dessen Bibliothek er sich den Grundstock seines Wissens aneignete. In Hamburg, wo er vergeblich versuchte, das Abitur nachzuholen, machte er die Bekanntschaft mit der Schriftstellerin Amalie Schoppe, die ihn unterstützte und ihm Mäzene verschaffte. Von 1836 bis 1839 studierte er in Heidelberg und München Jura, später Geschichte, Literatur und Philosophie. 1839 kehrte er per pedes zurück nach Hamburg; hier hatte er finanzielle Unterstützung durch die Putzmacherin und Näherin Elise Lensing, zu der er jahrelang enge Beziehungen unterhielt und mit der er zwei (früh verstorbene) Söhne hatte. Er begann mit der Arbeit an seinen ersten Dramen und unternahm viele Reisen. Die Tragödie Judith (1841) brachte ihm den ersten Erfolg ein, und das am häufigsten gespielte Drama wurde das bürgerliche Trauerspiel Maria Magdalene (1844), das für den Durchbruch des neueren tragischen Realismus von großer Bedeutung ist. 1842/43 Aufenthalt in Kopenhagen, wo ihm König Christian VIII. ein zweijähriges Reisestipendium gewährte (1843/44 in Paris, 1844/45 Italienreise). Nachdem er 1845 die Burgschauspielerin Christine Enghaus in Wien kennengelernt und am 26.5.1846 geheiratet hatte, lebte er dort, ab 1855 auch am Traunsee.

Werke u.a.: Herodes und Marianne (1850), Gyges und sein Ring (1856), Die Nibelungen (2 Bde., 1862), Genoveva (1843), Agnes Bernauer (1852).

                  Ich und Du

        Wir träumten voneinander
        Und sind davon erwacht,
        Wir leben, um uns zu lieben,
        Und sinken zurück in die Nacht.       

        Du tratst aus meinem Traume,
        Aus deinem trat ich hervor,
        Wir sterben, wenn sich eines
        Im andern ganz verlor.

        Auf einer Lilie zittern
        Zwei Tropfen, rein und rund,
        Zerfließen in eins und rollen
        Hinab in des Kelches Grund.

                 Sommerbild

        Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
        Sie war, als wenn sie bluten könne, rot,
        Da sprach ich schauernd im Vorübergehn:
        “So weit im Leben, ist zu nah am Tod!”

.       Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
        Nur leise strich ein weißer Schmetterling,
        Doch ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
        Bewegte, sie empfand es und verging.

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Bilder: Alexander Krischnig (10/2005)

Wien, Israelitischer Friedhof, Alte Abtg.

Heinrich Laube

                                       

Deutscher Schriftsteller, Kritiker und Theaterleiter; zunächst Journalist und Redakteur; zeitweilig Wortführer des Jungen Deutschland (Das neue Jahrhundert, 1833) und erlitt wegen Veröffentlichung liberaler Schriften von 1837 bis 1839 Festungshaft; seine Schriften wurden von der Bundesversammlung des Deutschen Bundes verboten. In dieser Zeit unternahm er Reisen nach Frankreich und Algerien. 1848 war er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, anschließend von 1849 bis 1867 Direktor des Wiener Burgtheaters und 1871 gründete er das Wiener Stadttheater. Laube verfaßte historisch-politische Skizzen, geschichtliche Romane und Dramen (Graf Essex, 1856), sowie theaterhistorische Schriften.

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Bild: Alexander Krischnig (10/2005)

Wien, Matzleinsdorfer Friedhof

Bild: Alexander Krischnig

Wien, Matzleinsdorfer Friedhof

Karl Schönherr

Österreichischer Schriftsteller und Arzt; Sohn eines Dorfschullehrers; studierte zunächst Medizin und promovierte zum Dr. med.. Obwohl mit einer Jüdin verheiratet, wurde er nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten Mitglied der Deutschen Akademie der Dichtung und konnte weiterhin auch im Reich publizieren. In dieser Zeit verfaßte er Werke wie etwa Die Fahne weht (1937) und schrieb Bauerndramen und Volksstücke mit der Tendenz der Heroisieruing des Bauerntums.

Werke u.a.: Der Judas von Tirol (Uraufführung 1897), Glaube und Heimat (1910), Volk in Not (1916).

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Bild: Alexander Krischnig (2006)

Wien, Zentralfriedhof

Wien, Kalksburger Friedhof

Franz Freiherr von Dingelstedt (seit 1867); Freiherr (seit 1876)

                

 

Deutscher Schriftsteller und Theaterleiter; Sohn eines kurhessischen Beamten; besuchte ab 1821 das Gymnasium in Rinteln und studierte anschließend bis 1834 Theologie in Marburg. Nachdem er diesen Wunsch seines Vaters erfüllt hatte, unterrichtete er als Lehrer in Ricklingen an einer Erziehungsanstalt für junge Engländer und wechselte danach 1836 nach Kassel an das Lyceum Fridericianum (heute Friedrichsgymnasium). Dort veröffentlichte Dingelstedt, der in Kassel zugleich als Redakteur der Zeitschrift Der Salon tätig war, erste schriftstellerische Arbeiten, in denen er sich in satirischer Weise über die damalige Residenzstadt äußerte. Da diese den Unwillen der Behörden hervorriefen, wurde er zwei Jahre später an das Gymnasium in Fulda versetzt. Nachdem er dort sein Werk Die neuen Argonauten [1839] veröffentlicht hatte, wurde Dingenstedt wegen einer darin enthaltenen blasphemischen Passage mit einer Strafe von 20 Taler belegt. Im Mai 1838 wurde er an der Universitär Jena zum Dr. phil. promoviert. 1841 quittierte er den Schuldienst, verließ die oberhessische Bischofsstadt und wurde Redakteur der Augsburger Allgemeinen Zeitung, die Johann Friedrich Cotta 1798 in Tübingen unter dem Namen Allgemeine Zeitung gegründet hatte. Da er aber als Verfasser der Nachtwächter-Lieder (1841), die er anonym als Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters veröffentlicht hatte, mit Repressionen zu rechnen hatte, ging er als Korrespondent der Zeitung nach Paris und schließlich nach London, wo er seine spätere Frau, die Sängerin Jenny Lutzer, kennenlernte und nach Wien. In Paris lernte er u.a. Heinrich Heine kennen. 1843 nahm er in Stuttgart eine Stellung am Hofe des Königs von Württemberg als Vorleser und Bibliothekar an, was den bisherigen Gegner der Politik der Restauration in Gegensatz zu den Autoren des Jungen Deutschlands brachte. Er wurde zu Hofrat ernannt und 1846 als Dramaturg des Hoftheaters angestellt. 1851 ging er als Intendant an das Hoftheater nach München und wechselte auf Empfehlung von Franz Liszt 1857 als Generalintendant nach Weimar. Zehn Jahre später, 1867, verließ er Weimar und wurde Direktor der Wiener Hofoper und 1870 des Burgtheaters in Wien.

Werke u.a.: Die neuen Argonauten. Ein komischer Roman (1839). Das Haus der Barneveldt (1850), Nacht und Morgen (1851), Die Amazone (1868).

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Bilder: Heinz Knisch (10/2012)

Wien, Zentralfriedhof

Louis Fürnberg

 

Tschechoslowakisch-deutscher Schriftsteller und Journalist; einer mährischen Textilfabrikantenfamilie entstammend; wuchs in Karlsbad (Karlovy Vary) auf, wo er auch das Abitur machte. Gemäß des Wunsches seines Vater begann er eine Ausbildung zum Kunstkeramiker in einer Karlsbader Porzellanfabrik, die er jedoch wegen einer Tuberkuloseerkrankung vorzeitig beenden mußte. Im Alter von siebzehn Jahre wurde er Mitglied der Sozialistische Jugend und ging 1927 nach Prag, wo er die Deutsche Handelsakademie besuchte. In der deutschsprachigen Presse Prags erschienen seine ersten Gedichte. 1928 wurde er Mitglied in der deutschen Sektion der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KPČ) und gründete 1932 die Agitprop-Gruppe Echo von links, eine für kommunistische Agitation und Propaganda zuständige Vereinigung von Gleichgesinnten, für die er zwischen 1932 bis 1936 als Texter tätig war, unter dem Pseudonym "Nuntius" Lieder und Kantaten schrieb und komponierte. Für die kommunistische Presse in Prag arbeitete er bis 1939, als die deutsche Wehrmacht im März des Jahres die Tschechoslowakei besetzte und er verhaftet und gefoltert wurde. Nachdem es gelungen war, ihn von der Gestapo freizukaufen, wurde er nch Italien abgeschoben. Von dort flüchtete er und seine Frau Lotte née Wertheimer, Tochter eines österreichisch-jüdischen Unternehmers, die er 1937 geheiratet hatte, über Jugoslawien nach Palästina, von wo er 1946 nach Prag zurückkehrte. Nach einer Tätigkeit aWohnhaus Fürnbergs in Weimarls Erster Botschaftsrat der tschechoslowakischen Botschaft in Berlin ab 1949, kehrte er 1952 in die Tschechoslowakei zurück .1954 kehrte er der Tschechoslowakei wegen dortiger antisemitischen Tendenzen unter dem stalinistische Diktator Klement Gottwald (*1896, †1953) der Tschechoslowakei den Rücken und übersiedelte mit seiner Frau in die Deutsche Demokratische Republik (DDR) nach Weimar. Dort wurde er stellvertretender Leiter der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur und war Mitherausgeber der Weimarer Beiträge. 1955 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Künste. Bekannt wurde Louis Fürnberg durch das Lied der Partei (“Die Partei hat immer recht”) das er 1949 als Huldigung an den IX. Parteitag der KPČ verfaßt hatte und das der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) als offizielle Hymne diente.

 

 

Denkmal unweit des Weimarer Stadtschlosses sowie seines letzten Wohnhaus, das heute das Louis-Fürnberg-Achrchiv beherbergt.

 

 

Auszeichnungen u.a.: Nationalpreis der DDR (1956).

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Bilder: Thomas Haas (10/2012)

Weimar, Historischer Friedhof

Moritz (Moses) Gottlieb Saphir

Österreichischer Schriftsteller und Journalist; besuchte zunächst die Talmudschule in Pressburg (heute Bratislava), da er nach dem Willen des Vaters Rabbiner werden sollte, ging dann aber im Alter von gerade einmal elf Jahre nach Prag, um die dortige Talmudschule zu besuchen. Als er dort ein Studium der Anglistik, Germanistik und Romanistik begann, entzog ihm der Vater 1814 die finanzielle Unterstützung, so daß er zunächst in das Elternhaus zurückkehren mußte, bevor er schließlich die Erlaubnis erhielt, in Pest (heute zu Budapest) Latein und Griechisch zu studieren. Dort veröffentlichte er in der Zeitschrift Pannonia erste Arbeiten; 1821 erschien sein erstes Werk, ein Gedichtband mit dem Titel Poetische Erstlinge. Ab 1822 war er Mitarbeiter der Wiener Theaterzeitung, wurde aber 1825 aus Österreich wegen verschiedener unliebsamer Beiträge ausgewiesen und veränderte sich nach Berlin. 1827 gründete er dort die literarische GesellschaftTunnel über der Spree, machte sich aber auch dort mit seinen Kritiken zahlreiche Feinde, so kränkte er in einem seiner Gedichte die dort am Königstädtischen Theater als Hof- und Kammersängerin engagierte Henriette Sontag und beleidigte den Lustspieldichter Karl Schall so sehr, daß dieser ihn öffentlich zu einem Duell herausforderte. Als Folge seiner zahlreichen persönlichen Angriffe in seinen Artikeln wurde er sogar zu einer kurzen Festungshaft verurteilt. Auch in München, wohin er 1829 nach Verbüßung seiner Haft übersiedelte, ließ er nicht ab von seinen scharfen satirischen Ergüssen, so daß er auch hier verurteilt wurde, diesmal wegen Majestätsbeleidigung. Nach einem beruflichen Intermezzo in Paris, wo er vielbeachtete Vorträge hielt, kehrte er 1831 nach München zurück, wo er zum Königlich Bayerischen Hoftheater-Intendanzrat ernannt wurde. Im Folgejahr konvertierte Saphir vom jüdischen zum protestantischen Glauben. 1834 zog es ihn dann wieder nach Wien zurück, wo er erneut für die Wiener Theaterzeitung zu arbeiten begann und 1837 die satirische Zeitschrift Der Humorist, die er bis zu seinem Tode 1858 herausgab, gründete. 1850 zog er sich die Feindschaft Johann Nepomuk Nestroys zu, nachdem er sich über dessen anläßlich der Neujahrsvorstellung 1850 aufgeführten Stückes Zwölf Mädchen in Uniform negativ geäußert hatte. Saphir starb unerwartet während eines Kuraufenthaltes in der nahe bei Wien gelegenen, durch seine Schwefelbäder bekannten Kurstadt Baden.

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Wien, Matzleinsdorfer Friedhof

Bilder: Heinz Knisch (11/2012)
Schriftsteller XLIII

Omnibus salutem!