Elizabeth Shaw

                         

Deutsche Schriftstellerin und Grafikerin; studierte von 1938 bis 1940 in London an der Chelsea School of Art und hat dort als Grafikerin gearbeitet, bevor sie mit dem Maler und Bildhauer René Graetz, den sie 1944 heiratete, 1946 nach Berlin (Ost) zog, wo sie für zahlreiche Verlage und Zeitschriften als Karikaturistin und Buchillustratorin arbeitete, zunächst für die Satirezeitschrift Ulenspiegel, dann v.a. für den ebenfalls satirischen Eulenspiegel. Ab 1950 war sie auch als Karikaturistin für das Neue Deutschland tätig. Außerdem illustrierte sie Gedichte von Bertolt Brecht, verfaßte eigene Kinderbücher, die sie auch illustrierte. Dreizehn ihrer Titel wurden in insgesamt 19 Länder exportiert (weiterführende Informationen unter www.artshaw.com)

Auszeichnungen u.a.: Kunstpreis der DDR, Hans-Baltzer-Preis, Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig, Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste.

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Wilhelm Müller

                               

Deutscher Dichter; sechstes Kind eines Schneiders; Vater des englischen Indologen, Sprach- und Religionswissenschaftlers Friedrich Max Müller (*1823, †1900); begann 1812 ein Studium der Philologie in Berlin, meldete sich dann aber Anfang 1813 als Freiwilliger zum Preußischen Heer und nahm an den Befreiungskriegen gegen Napoléon teil. Ab 1816 besuchte er literarische Salons in Berlin und lernte dort u.a. Gustav Schwab, Achim von Arnim, Clemens Brentano und Ludwig Tieck kennen, und er verliebte sich unglücklich in die Dichterin Luise Hensel, die Schwester des Malers Wilhelm Hensel. 1817/18 unternahm er eine Bildungsreise nach Italien und war nach seiner Rückkehr als Gymnasiallehrer in seiner Heimatstadt tätig. Verheiratet war er seit Mai 1821 mit Adelheid Basedow, der Enkelin des Reformpädagogen Johann Basedow.

Müller schrieb meist im Volksliedton gehaltene Lieder. Franz Schubert vertonte aus Müllers Liederzyklen Die schöne Müllerin und Die Winterreise. Mit der Sammlung der Liedern der Griechen (5 Bde., 1821-24) wurde er in Deutschland Hauptvertreter des literarischen Philhellenismus (daher sein Spitzname Griechen-Müller).

Werke u.a.: Im Krug zum grünen Kranze, Am Brunnen vor dem Tore, Das Wandern ist des Müllers Lust.

     

Denkmal im Dessauer Stadtpark (Bild:M_H.DE, wikipedia.de) cc_somerightsreserved

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Johann Karl August Musäus

                               

Deutscher Schriftsteller und Gymnasiallehrer; der Sohn eines Amtskommisarius und Landrichters studierte in Jena zunächst Theologie, dann klassische Philologie. 1769 wurde er von der Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenachs, Anna Amalia, zum Professor der klassischen Sprache und Geschichte am dortigen Gymnasium ernannt. Dort unterrichtete er u.a. seinen Neffen August von Kotzebue. Ab 1766 war er Mitarbeiter der Allgemeinen deutschen Bibliothek. Er schrieb die satirischen Romane Grandison der Zweite (3 Bde., 1760-62; Neubearbeitung als Der deutsche Grandison, 2 Bde., 1781/82), Physiognomische Reisen (4 Hefte, 1778/79), ferner im Geist der Aufklärung Volksmärchen der Deutschen (5 Bde., 1782-86), zu den Ludwig Richter die Illustrationen schuf.

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Berlin, Friedhof Dorotheenstädt.u. Friedrichwerdersche Gemeinde

Hinweis: Es handelt sich um einen Kenotaph; die Asche wurde in der Irischen See verstreut)

Heinrich Christian Wilhelm Busch

       1904

Deutscher Maler, Zeichner und Dichter; der ”unfromme Sohn einer frommen Mutter”. Nach der Geburt seines Bruders Otto wurde der 9-jährige Wilhelm seinem Onkel mütterlicherseits, dem 35-jährigen Pfarrer Georg Kleine in Ebergötzen, zur Erziehung mit dem Ziel anvertraut, ihm eine bessere Erziehung angedeihen zu lassen. Dort befreundete er sich mit dem gleichaltrigen Erich Bachmann (*1832, †1907), Sohn des wohlhabendsten Müllers der kleinen Gemeinde im Landkreis Göttingen. Mit ihm verband ihn eine lebenslange Freundschaft, die Freundschaft ihren Niederschlag in der 1865 veröffentlichten Geschichte von Max und Moritz fand. In dieser Zeit hatte Busch wenig Kontakt zu seine Eltern. Im September 1847 begann er ein Maschinenbaustudium am Polytechnikum Hannover, das er jedoch nach fast vier Jahre abbrach. Statt dessen begann er ein Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf, um es bald in Antwerpen und München fortzusetzen. In der bayerischen Hauptstadt fand er Anschluß an den dortigen Künstlerverein Jung München.

Buschs Geburtshaus in Wiedensahl (1908)

Der Verleger der satirischen Zeitungen Münchener Bilderbogen und Fliegende Blätter, Kaspar Braun (*1807, †1877), wurde auf die Zeichnungen, die Busch für die Zeitung des Vereins schuf, aufmerksam und bot ihm an, als freier Mitarbeiter Geschichten, die Leser der Zeitungen einreichten, zu bebildern. Busch war durch die Honorare für die zahllosen Zeichnungen, die er ablieferte, in der Lage, seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Von München aus kehrte er zunächst an seinen Geburtsort zurück. Von 1869 bis 1871 wohnte Busch in Frankfurt am Main im Haus der vermögenden Bankiersfamilie Kessler, in der sein jüngerer Bruder Otto seit 1867 Hauslehrer war. Hier entstand auch Buschs Fromme Helene, in der sich zahlreiche Anspielungen auf das gesellschaftliche Leben in Frankfurt finden. Hier in Frankfurt begann auch sein besonderes Interesse für Arthur Schopenhauers Werke, die er allerdings Johanna Kesslerzuvor schon bei seinem Onkel kennengelernt hatte. Johanna Kessler, die Hausherrin, hatte ihm im Kettenhofweg ein Atelier eingerichtet, in dem er u.a. die Bilder zur Jobsiade schuf und einige heute im Besitz des Städelschen Kunstinstituts befindliche Ölgemälde. Nach seiner Rückkehr aus einem in Wiedersahl verbrachten Sommerurlaub richtete er sich im Oktober 1871 einen eigenen Hausstand in dem leerstehenden ehemaligen Kutscherhaus auf dem Kesslerschen Grundstück in Frankfurt ein. Außerdem schuf er aus Dankbarkeit eine Büste Johanna Kesslers, die er ihr als Gastgeschenk überreichte. Friedrich Stoltze hatte ihm ein Angebot für eine dauerhafte Mitarbeit an der Deutsche Latern, die ab 1872 erschien, unterbreitet; Busch lehnte das Angebot jedoch ab, lieferte jedoch einige kleinere Arbeiten für die geplante Zeitung. Aufgrund von Spannungen u.a. mit Johann Daniel Heinrich Kessler, die sich wohl aus dem Verhältnis Buschs zu Johanna Kessler ergaben, die er sehr verehrte, verließ Busch Frankfurt im Frühjahr 1873 mit Ziel Wiedensahl und kam nicht einmal zur Beerdigung seines Bruders, der im Familiengrab der Kesslers beigesetzt wurde, dorthin zurück. 1898 ließ er sich schließlich dauerhaft in Mechtshausen nieder. Nach dem Tode des Mannes seiner Schwester, eines Pfarrers, zog er zu ihr in das Pfarrhaus.

Busch vor dem Pfarrhaus in Mechtshausen (1902)

Busch war ein Meister des epigrammartigen Textstils, den er mit Bilderfolgen von großer Treffsicherheit versah, die das Spießbürgertum in seiner Selbstzufriedenheit und Verlogenheit der Lächerlichkeit decouvrieren. Wilhelm Busch schuf auch zahllose - meist kleinformatige Gemälde, die er nie öffentlich zeigte; nur seine Familie und Freunde bekamen sie zu Gesicht.

Werke u.a.: Der Heilige Antonius von Padua (1864, zunächst verbote), Max und Moritz (1865), Hans Huckebein, der Unglücksrabe (1867), Schnurrdiburr oder die Bienen (1869), Die fromme Helene (1872), Plisch und Plum (1882), Maler Klecksel (1884).

Bekanntes, ins Volksgut übergegangenes Zitat: ”Das Gute - dieser Satz steht fest - ist stets das Böse, was man läßt”.

     

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Weimar, St. Jacobs-Friedhof

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Max und Moritz-Skulptur vor der Kirche in Mechtshausen

Mechtshausen, Friedhof

Roderich Benedix

            

Deutscher Bühnenschriftsteller, Theatersänger, Schauspieler und Regisseur; nach dem Besuch der Thomasschule in Leipzig wandte er sich 1831 der Schauspielerei zu und hatte Engagement an diversen Theatern. Über Elberfeld (heute zu Wuppertal), wo er am Theater ab 1844 technische Direktor war und Köln ab 1847 in gleicher Position, kam er 1855 nach Frankfurt am Main als Intendant des Stadttheater. 1859 legte er diese Stelle allerdings nieder und kehrte nach Köln zurück, wo er bereits 1842 vielbesuchte Vorlesungen über Goethes Faust gegeben hatte. Zu seiner Zeit war Benedix durch seine zahlreichen sehr bühnenwirksamen, aber recht anspruchslosen Lustspiele - er verfaßte etwa 100 - außerordentlich populär, durchaus vergleichbar mit dem heute ebenfalls - jedenfalls wegen seiner Lustspiele - fast vergessenen August von Kotzebue.

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Dessau, Neuer Begräbnisplatz

Leipzig, Alter Johannis-Friedhof

Bild: M_H.DE (10/2009) Wikipedia.de
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Karl Gustav Vollmöller auch Vollmoeller

Deutscher Archäologe, Schriftsteller und Drehbuchautor; entstammte einer Familie evangelischer Theologen, Wissenschaftler sowie Unternehmer; Bruder der Malerin Mathilde Vollmoeller (*1876, †1943); studierte zunächst in Berlin und Paris Altphilologie, Kunst und Malerei, ab 1899 Archäologie in Bonn. 1901 schloß er sein Studium mit der Promotion zum Dr. phil. ab. 1897 erschien das erstes Buch Vollmöllers, der ab diesem Jahr jeweils über die Sommermonate in Süditalien, vorzugsweise in Sorrent lebte, unter dem Titel Die Sturm und Drang- periode und der moderne deutsche Realismus. 1902 erschien sein Gedichtzyklus ParcivalDie frühen Gärten zunächst in Italien, 1903 dann auch in Deutschland. Zuvor hatte er bereits Gedichte in den Zeitschriften Simplicissimus, Pan und in den Blättern für die Kunst veröffentlicht. 1903 erschien im S. Fischer Verlag die überarbeitete Version des Versdramas Catherina, Gräfin von Armagnac, dessen erster Teil bereits 1901 in den Blättern für die Kunst veröffentlicht worden war. Er folgten zahlreiche weitere Werke, die auch an deutschen Bühnen Aufführungen erfuhren, darunter 1911 seine Orestie-Übersetzung und -Bearbeitung. Endgültig bekannt machte ihn und zugleich Max Reinhardt sein 1911 in London aufgeführtes Theaterstück Das Mirakel/The Miracle, das bis 1932 weltweit immer wieder aufgeführt wurde. Die Musik zu dem Stück hatte Engelbert Humperdinck komponiert. Vollmöller war vielseitig interessiert; so bereiste er 1898 gemeinsam mit Max Dauthendey Griechenland; 1900 kehrte er dorthin noch einmal zurück und nahm an Ausgrabungen im Umfeld der Archäologen Wilhelm Dörpfeld, Alexander Conze (*1831, †1914), Theodor Wiegand und Paul Wolters (*1858, †1936) teil. Er führte aber auch eigene Grabungen gemeinsam mit Richard Delbrueck in Megara durch, deren Ergebnisse die beiden 1900 in den DAI Mitteilungen unter dem Titel Das Quellhaus des Theagenes in Megara veröffentlichten. Im Ersten Weltkrieg war Vollmoeller als Kriegsberichterstatter und für das Auswärtige Amt in Berlin tätig. Außerdem gründete er 1914 gemeinsam mit Richard Dehmel, Walther Rathenau die “Deutsche Gesellschaft 1914“, einen politischen Klub, den “Geist von 1914” und die Burgfriedenspolitik wachhalten sollte. Ab 1919 lebte er in Venedig, hielt sich auch immer wieder in Hollywood auf und betätigte sich als Talentsucher, schrieb 1922 und 1923 die Drehbücher für die deutschen Filme Inge Larson und Catherina – Gräfin von Armagnac und er unterstützte u.a. Josephine Baker und Anna May Wong; letztere spielte in dem Film Schmutziges Geld (1928), der in einer deutsch-englischen Koproduktion nach seiner Vorlage entstand, neben Heinrich George die Hauptrolle. 1929 verschaffte er der damals noch völlig unbekannten Marlene Dietrich die Hauptrolle als Lola in dem Film Der blaue Engel. Nach der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten kam er nur noch selten nach Deutschland, obwohl die Nazi ihm repräsentative Ämter angeboten hatten. 1939 ging er in die Vereinigten Staaten, konnte in Hollywood jedoch nicht mehr arbeiten. Nur 1941 arbeitete er noch einmal mit Josef von Sternberg an dem Filmprojekt Shanghai Gesture. Nachdem die Vereinigten Staaten im selben Jahr in den Krieg eingetreten waren, wurde er wie viele andere Exilanten für 13 Monate interniert, anschließend lebte er in New York. Seine letzten neun Lebensjahre verbrachte Vollmoeller im amerikanischen Exil; nur 1948 reiste er noch einmal nach Europa, hielt sich jedoch nur in der Schweiz auf.

Vollmöller war u.a. mit André Gide, August Strindberg, Rainer Maria Rilke und Gabriele d’Annunzio befreundet. Seit 1897 gehörte er dem Kreis um Stefan George an.

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Johannes Mario Simmel

 

Österreichischer Schriftsteller; Sohn deutscher, aus Hamburg stammender Eltern; der jüdische Vater war Chemiker, die Mutter Lektorin, die bei der Filmgesellschaft Wien-Film tätig war. Als die Nationalsozialisten 1936 Österreich an das Reich “anschlossen”, verließ der Vater Wien, ging nach England. Simmel legte die Matura (Abitur) ab, absolvierte anschließend eine Ausbildung zum Chemie-Ingenieur und arbeitete ab 1943 als Heilmittelchemiker in der Forschungsabteilung des Elektrokonzerns Kapsch, einem kriegswichtigen Unternehmen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war er zunächst als Dolmetscher für die amerikanische Militärregierung in Österreich eingesetzt; ab 1948 arbeitete er als Kulturredakteur für der Welt am Abend, zwischen 1950 und 1962 war er auch als Drehbuchautor unter Willi Forst u.a. beim Film tätig, so für die Streifen Es geschehen noch Wunder (1951) mit Hildegard Knef,Tagebuch einer Verliebten (1953) mit Maria Schell, Hotel Adlon (1955), Robinson soll nicht sterben (1957) mit Romy Schneider und Horst Buchholz). Simmel, der 1950 nach München zog und Reportagen und Zeitschriftenserien, insbesondere für die Illustrierte Quick zu schreiben begann, verfaßte 27 Romane, fünf Bände mit Erzählungen und sechs Kinder- und Jugendbücher und entwickelte sich zu Deutschlands populärstem Schriftsteller. 1947 erschien die Novellensammlung Begegnung im Nebel im Wiener Zsolnay Verlag, und mit dem Roman Mich wundert, daß ich so fröhlich bin (1949), der 1983 für das Fernsehen auch verfilmt wurde, stellte sich ein erster Verkaufserfolg ein; sein eigentlicher Durchbruch erfolgte allerdings erst 1960 mit dem Roman Es muß nicht immer Kaviar sein, der 1961 mit O. W. Fischer in der Hauptrolle des Doppelagenten wider Willen, Thomas Lieven, verfilmt wurden. Simmel griff in seinen Romanen immer zeitbezogene Themen auf, die er äußerst unterhaltend und spannend umgesetzte und mit denen er den Nerv der Zeit traf, so daß sie alle zu großen Verkaufserfolgen gerieten. Dabei gab sich Simmel immer engagierter und verwob aktuelle Themen wie Genmanipulation, Neonazismus, Drogenhandel, Umweltverschmutzung und Verbrechen mittels Computern mit einer spannenden Handlung. Er engagierte sich auch außerhalb seiner Werke z.B. gegen den Rassismus und Fremdenhaß. So hatte er dem FPÖ-Chef Jörg Haider “skrupellose und mörderische Hetze" gegen Ausländer vorgeworfen, wurde aber 1996 vom Vorwurf übler Nachrede gegen jenen freigesprochen.

Ab der 1990er Jahre wurden die Abstände zwischen den Neuerscheinungen größer: Er hatte sich bei einem Sturz in seinem Garten in Zug, wohin er 1983 gezogen war, Verletzung zugezogen, die ihn behinderte. Er zog sich immer mehr zurück

Werke u.a.: Hurra, wir leben noch (1978), Bitte, laßt die Blumen leben (1983), Doch mit den Clowns kamen die Tränen (1987), Im Frühling singt zum letzten Mal die Lerche (1990), Auch wenn ich lache, muß ich weinen (1993), Der Mann, der die Mandelbäumchen malte (1998).

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Gertrud Bäumer

1930

Deutsche Schriftstellerin; entstammte einer Familie von Pfarrern; sie besuchte die Höhere Töchterschule in Halle (Saale) und absolvierte im Anschluß daran das Lehrerinnenseminar in Magdeburg. Ab 1894 unterrichtete sie an Volksschulen in Halberstadt, Kamen und Magdeburg und konnte so auch ihre Mutter finanziell unterstützen (der Vater war früh gestorben). Ab 1901 gehörte sie dem Vorstand des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverbandes an, nachdem sie 1898 in Berlin als Voraussetzung für ein geplantes Studium 1900 das Oberlehrerinnenexamen bestand. Bis 1904 studierte sie Germanistik, Theologie, Philosophie und Soziologie und promovierte über Johann Wolfgang von Goethes Satyros. In der Reichshauptstadt kam sie auch mit Helene Lange in Kontakt, mit der sie sich befreundete und mit ihr gemeinsam die Zeitschrift Die Frau (1893-1944) herausgab, sowie ab 1901 Handbuch der Frauenbewegung (5 Bde.). Ab 1916 bis 1936, als sie von den Nationalsozialisten abgesetzt wurde, gab sie Die Frau, das Organ der bürgerlichen Frauenbewegung, heraus. Bald schon nahm sie in der deutschen Frauenbewegung eine führende Position ein, war von 1910 bis 1919 Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine (BDF), des Dachverbands der bürgerlichen Frauenbewegung. 1919/20 war sie für die Deutsche Demokratische Partei (DDP) Mitglied in der Verfassunggebenden Nationalversammlung und ab 1920 bis 1930 Reichstagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der DDP. und leitete im Reichsinnenministerium ab 1922 das Schulreferat sowie die Jugendwohlfahrt. Als Deutschland in den Völkerbund aufgenommen wurde, war sie als Delegierte in der Kommission für soziale und humanitäre Fragen. Als sich 1930 die Deutschen Staatspartei DStP) aus einem Zusammenschluß aus dem rechten Flügel der sich auflösenden DDP, dem Jungdeutschen Orden, der Volksnationalen Reichsvereinigung und Splitterparteien gründete, war sie bis 1932 für diese Partei im Reichstag. Schon unmittelbar nach der “Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde sie vom Dienst in ihren beamtenrechtlichen Ämtern suspendiert, gab aber weiter Die Frau heraus und näherte sich der nationalsozialistischen Frauenpolitik an. Dennoch wurde sie 1936 auch aus dieser Funktion entlassen. In der Zeit, in der sie zurückgezogen lebte, verfaßte sie den historischen Der Weg des Dante Alighieri, dem später weitere Romane und eine Reihe von Biographien folgten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war sie Gründungsmitglied der Christlich-Sozialen Union (CSU).

Werke u.a.: Adelheid. Mutter der Königreiche (1936), Otto I. und Adelheid (1951).

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Bilder: Thomas Haas (09/2011)

Stuttgart, Pragfriedhof

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Bilder: Heiko Bockstiegel (10/2011)

Bielefeld-Bethel, Neuer Zionsfriedhof

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Bilder: Bernd Wolter (10/2011)

Zug, Friedhof Sankt Michael

Otto von Henneberg auch Otto Graf von Botenlauben

 

Deutscher Minnesänger; aus dem Adelsgeschlecht derer von Henneberg; vierter Sohn des Grafen Poppo VI. von Henneberg und dessen Gemahlin Sophie, einer geborenen Gräfin zu Andechs; begleitete Kaiser Heinrich VI. von 1190 bis 1191 auf seinem Zug nach Italien, dann 1197/98 auf dessen Kreuzzug ins Heilige Land und brachte es im Königreich Jerusalem zu Ansehen und Wohlstand. Er heiratete (spätestens) 1208 Beatrix von Courtenay († nach 1245), die Erbtochter des Barons und königlichen Seneschalls Joscelin III., und erbte durch sie die ”Seigneurie de Joscelin“ genannte Herrschaft, die er 1220 an Hermann von Salza (*~1162, †1239), Ritter des Deutschen Ordens, verkaufte, bevor er nach Deutschland zurückkehrte. Dort verkehrte Otto von Botenlauben, wie er sich seit 1206 nach der gleichnamigen Burg bei Kissingen nannte, wieder mehrfach am kaiserlichen Hof. 1231 stiftete er gemeinsam mit seiner Gemahlin das Zisterzienserinnenkloster Frauenroth (das Kloster wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört; der Grabstein ist jedoch bis heute erhalten). Seine beiden Söhne, Otto und Heinrich, sowie auch sein Enkel Albert, traten in den geistlichen Stand, so daß Ottos Linie ohne Erben erlosch.

Von seinem Œuvre als Minnesänger sind nur wenige Werbe- und Tagelieder erhalten.

Einzelstrophe vom Karfunkelstein:

  Karbvnkel ist ain stain genant,
  von dem saget man, wie lieht er schine.
  der ist min - vnd ist das wol bewant:
  zu loche lit er in dem rine.
  der kvnig also den waisen hat,
  das ime den nieman schinen lat.
  mir schinet dirre als ime tvt der:
  behalten ist min vrowe als er.

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Burkardroth OT Frauenroth (Ldkrs. Bad Kissingen), Kloster Frauenroth, Klosterkirche

Bilder: Hartmut Riehm (09/2013)
Schriftsteller XXIX

Omnibus salutem!