Lew (Leo) Nikolajewitsch Graf Tolstoi

1862 1873 1887 1888

Russischer Schriftsteller; der Sohn eines Gutsbesitzers wuchs, da er sehr früh seine Eltern verlor, bei seiner Tante, der Gräfin Alexandra von Osten-Saken, auf und wurde von französischen und deutschen Hauslehrern erzogen. Da er Diplomat werden wollte, studierte er ab 1844 in Kazan zunächst orientalische Sprachen, später dann Jura, brach das Studium jedoch unter dem Eindruck der Schriften des Philosophen Jean-Jacques Rousseaus (Emile oder über die Erziehung) über eine natürliche und der Natur zugewandte Lebensweise ab und zog sich nach der Auszahlung seines Erbes auf das Gut Jasnaja Poljana (dt. Leuchtende Lichtung), wo erste kleinere philosophische Essays entstanden, zurück. Hier versuchte er auch entsprechend, die Situation seiner Leibeigenen zu verbessern, was jedoch im damaligen sozialen Klima scheitern mußte (Der Morgen eines Gutsbesitzers, 1856). 1848 zog es ihn in die Zerstreuung, die die Städte Moskau und Sankt Petersburg ihm im Kreise junger Leute gleicher sozialer Abstammung boten. 1851 trat er schließlich in die Armee ein und kämpfte im Kaukasus und auf der Krim (1854/55). Ein Jahr nach dem Fall von Sebastopol nahm er seinen Abschied vom Militär und lebte teils auf seinem Gut Jasnaja Poljana, teils in Moskau oder Sankt Petersburg; in den Jahren 1857, 1860 und 1861 unternahm er ausgedehnte Reisen durch das westliche Europa, um sich über die dortigen Schulsysteme zu informieren, die ihn allerdings nicht überzeugten. Zurück in Rußland, gründete er eine Dorfschule, in der eine für die damalige Zeit ungewöhnliche Methode Grundlage der Erziehung der Kinder wurde: Lernen ohne Zwang und Drill. tolstoi_leo_ehefrau_bdIm September 1862 heiratete er Sofia Andrejewna Bers (*1844, †1919), die achtzehnjährige deutschstämmige Tochter eines Freundes, eines kaiserlichen Leibarztes, und ließ sich mit ihr auf dem Familiengut in Jasnaja Poljana nieder. In den 48 Jahren ihrer Ehe wurde Sonja (”mein Seelchen”) 16 mal schwanger; aber nur acht ihrer Kinder erreichten das Erwachsenenalter. Die Diskrepanz zwischen Tolstois humanistischen Vorstellungen auf der einen Seite und seinem realen Leben im Wohlstand eines privilegierten Adligen andererseits, lösten eine tiefe Identitätskrise aus, die ihm zunehmend Probleme bereitete. Ausgelöst durch diesen Selbstzweifel und den daraus resultierenden Depressionen erlitt er 1869 eine ”seelische Epilepsie”, die er später in Notizen eines Wahnsinnigen (1884) verarbeitete. Ab 1882 wurde Tolstoi von der zaristischen Polizei beobachtet, und viele seiner kritischen Texte konnte er nicht mehr in der Heimat veröffentlichen; sie erschienen zunächst im Ausland. Seine Aktivitäten und Ideen vom ”einfachen Leben” stießen bei seiner Familie auf wenig Gegenliebe und entzweit ihn zunehmend mit seiner Frau, v.a. als er die Rechte an seinen Werken aufgeben wollte. Die Zweifel an der bestehenden sozialen und politischen Situation Rußlands begleiteten ihn bis zu seinem Tode. Am 10.11.1910 verließ er heimlich - nur von tolstoi_beisetzungseiner Tochter Alexandra und seinem Arzt begleitet - seine Familie in Richtung des Kaukasus’, um sein Leben in asketischer Einsamkeit weiterzuführen.

Beisetzung Tolstois

Auf dem Weg dorthin holte er sich in der Zugreise eine Lungenentzündung. Im Haus des Bahnhofsvorstehers auf dem Bahnhof von Astapowo, wohin seine Frau ihm gefolgt war, um ihn noch einmal zu sehen ( er wollte sie jedoc nicht mehr sehen), fiel er ins Koma und starb.

   

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Tolstoi pflügend (1887, pinxit Ilja Repin)

Werke u.a.: Kasaki (1863, dt. Die Kosaken), Wojna i mir (1864-69, dt. Krieg und Frieden), Anna Karenina (1873-76), Smertj Iwana Iljitscha (dt. 1886, Der Tod des Iwan Iljitsch), Kreitzejtzerowa sonata (1886, dt. Die Kreutzersonate), Cholstometr (1886, dt. Der Leinwandmesser), Chosjain i robotnik (1895, dt. Herr und Knecht), Woskresenije (1899, dt. Auferstehung (1899), Der lebende Leichnam (1900).

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Heinrich Mann

Deutscher Schriftsteller; Sohn des Kaufmanns Thomas Johann Heinrich Mann und der aus brasilianisch-deutschem Großbürgertum entstammenden Julia, née da Silva-Bruhns, Bruder Thomas Manns; studierte nach einer Buchhändlerlehre in 1889 in Dresden und nach einem Volontariat beim S. Fischer Verlag von 1890 bis 1892 in Berlin und München. Nach gesundheitsbedingten Reisen - vor allen Dingen in Italien - ließ er sich 1918 in Berlin nieder. 1930 wurde er Präsident der Preußischen Akademie der Künste (Dichtkunst). 1933 von der Akademie ausgeschlossen, emigrierte er nach der Machtübernahme durch die Nazis zunächst nach Frankreich, wo er mit vielen Emigranten zusammenarbeitete, und 1940 dann weiter über Spanien in die Vereinigten Staaten. Dort im Exil entwickelte er umfangreiche antifaschistische Aktivitäten. Als ihm nach dem Krieg die Deutsche Demokratische Republik (DDR) die Präsidentschaft der Deutschen Akademie der Künste anbot und ihm den ersten Nationalpreis für Literatur verliehen hatte, starb er kurz vor der geplanten Rückkehr. den Beginn der Dreharbeiten zu dem Film Der Untertan im Jahre 1951, dessen Rechte er 1918 die DEFA erworben hatte, mit Werner Peters in der Hauptrolle unter der Regie von Wolfgang Staudte.erlebte er nicht mehr.

Werke u.a.: Im Schlaraffenland (1900), Professor Unrat (1905, 1930 verfilmt mit Marlene Dietrich unter dem Titel Der blaue Engel), Die kleine Stadt (1909), Der Untertan (1918), Der Kopf (1925), Die Jugend des Henri Quatre (1935).

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Johannes Robert Becher

Deutscher Schriftsteller; der Sohn eines Oberlandesgerichtspräsident studierte u.a. Medizin, Literatur, Philosophie; zeitweilig drogensüchtig, tötete er seine Geliebte, als er zusammen mit ihr Selbsttötung begehen wollte. 1923 band er sich fest an die KPD und war seit 1928 führend im Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller tätig. 1933 ging er über Paris 1934 nach Moskau ins Exil, wo er u.a. in der Redaktion der Zeitschrift Internationale Literatur, Deutsche Blätter, arbeitete, bis er 1945 in die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands (SBZ) zurückkehrte, verschiedene Tätigkeiten ausfüllte und schließlich ab 1954 Minister für Kultur wurde. 1949 verfaßte er den Text der Nationalhymne der DDR (Auferstanden aus Ruinen, Musik: Hanns Eisler).

Werke u.a.: Verfall und Triumph (1914), Der Leichnam auf dem Thron (1924), Abschied (1938), Schlacht vor Moskau (1942).

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Jasnaja Poljana, Auf dem Gelände des Tolstoi-Anwesens

Hinweis: Auf Wunsch Tolstois ist seine letzte Ruhestätte sehr einfach gehalten.

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Leo Tolstois Wohnhaus

Bild: Josef Aschenbrenner (08/2008)
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Berlin, Friedhof Dorotheenstädt.u. Friedrichswerdersche Gemeinde

Anna Seghers eigentl. Netty Reiling

Deutsche Schriftstellerin; entstammte dem jüdischem Bürgertum; promovierte 1924 nach dem Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Sinologie in Köln und Heidelberg, übersiedelte 1925 nach der Eheschließung mit dem ungarischen Schriftsteller und Soziologen Lászlo Radványi (*1900, †1978) nach Berlin. Sie engagierte sich für die Unterdrückten und Rechtlosen, was bereits in der 1928 erschienenen Erzählung Aufstand der Fischer von St.Barbara zum Ausdruck kommt, für die sie den Kleist-Preis erhielt. Wegen ihrer Mitgliedschaft in der KPD (1928) und dem Bund der proletarisch-revolutionärer Schriftsteller (1929) wurde sie kurzzeitig inhaftiert, floh 1933 über Frankreich und Spanien nach Mexiko, wo sie an Exilzeitschriften mitarbeitete. Ihre Eindrücke während des Exils und aus den Beobachtungen Nazi-Deutschlands bildeten den Hintergrund ihrer schriftstellerischen Tätigkeit. Berühmt wurde sie durch den 1942 publizierten Roman Das siebte Kreuz, (mit Spencer Tracy verfilmt), in dem sie die Verhältnisse in Nazi-Deutschland und die ideologischen Wurzeln des Nationalsozialismus meisterhaft decouvrierte. Als sie 1947 nach Deutschland zurückkehrte, stellte sie sich in die Dienste der Kulturarbeit in der DDR und war von 1952 bis 1978 Präsidentin des Schriftstellerverbandes. Daß sie sich der Diskrepanz zwischen ihrer Vorstellung vom Kommunismus und der Realität in der DDR bewußt war, zeigt ihre Erzählung Der gerechte Richter, der zwar 1957 entstanden war, aber erst 1990 publiziert wurde.

Werke u.a.: Juden und Judentum im Werke Rembrandts (1924, erschienen als Dissertation), Sagen von Artemis (1938), Die Entscheidung (1959), Das wirkliche Blau (1967), Das Vertrauen (1968), Die Überfahrt (1971), Sonderbare Begegnungen (1973).

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Berlin, Friedhof Dorotheenstädt. u. Friedrichswerdersche Gemeinde

Berlin, Friedhof der Dorotheenstädt. u. Friedrichswerdersche Gemeinden

Arnolt Bronnen eigentl. Arnold Bronner

Österreichischer Schriftsteller; Sohn des jüdischen Schriftstellers und Gymnasiallehrers Dr. Ferdinand Bronner; früh wandte sich Bronnen, der kurzzeitig Jura und Philosophie studierte, im Ersten Weltkrieg als Soldat verletzt wurde und in italienische Gefangenschaft geriet, nach seiner Entlassung nach Berlin zog, mit Johannes R. Becher bekannt war und zusammen mit Bert Brecht der Gruppe der expressionistischen Bühnen-Avangardisten in Berlin angehörte, in der Weimarer Republik der nationalistischen Rechte zu. Seine Mutter zwang er, um nicht als jüdisch zu gelten, zu erklären, er sei der Sproß eines Seitensprungs mit einem Pfarrer. Zu Beginn des Dritten Reichs legte er ein ”Gelöbnis treuester Gefolgschaft” für Hitler ab und denunzierte später jüdische Kollegen; aber seine Anbiederung an das Unrechtssystem nutzte ihm nichts: 1937 wurde Bronnen aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und 1944 als Wehrkraftzersetzer kurzfristig in Haft genommen. Trotz seiner braunen Vergangenheit wurde Bronnen im Sommer 1945 kurzzeitig im österreichischen Bad Goisern der erste Bürgermeister der Nachkriegszeit. 1951 wurde er Dramaturg am Neuen Theater in der Scala Wien. Schließlich wechselte er von einer rechtskonservativen zu einer kommunistischen Position, und ging, als er wegen seiner KPÖ-Mitgliedschaft zunehmend angefeindet wurde, 1955 nach Ost-Berlin, wo er beim Berliner Ensemble und für die Berliner Zeitung als Theaterkritiker arbeitete. Nach Brechts Tod verlor er jedoch auch dort an Rückhalt.

Werke u.a.: Vatermord (1920), zu protokoll (1954).

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Berlin, Friedhof der Dorotheenstädtischen u. Friedrichwerderschen Gemeinden

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Bild: Dieter Müller (06/2010)
Bild: Josef Aschenbrenner (07/2005)

Hugo Loetscher

 

 

Schweizer Schriftsteller und Journalist; studierte von 1948 bis 1956 in Zürich und Paris Politologie, Soziologie, Wirtschaftsgeschichte und Literatur und war aktiv in der Studentenbewegung tätig. Nach seiner Promotion, in der er die politische Situation der Philosophie in Frankreich nach 1945 untersuchte, war er ab 1958 als Literaturkritiker bei der Neuen Zürcher Zeitung und der Weltwoche (in dieser nach 1964 fünf Jahre lang als Chefredakteur) tätig; außerdem war er von 1958 bis 1962 Literaturredakteur der kulturellen Monatsschrift du, deren Beilage Das Wort er gründete. Über seine umfangreichen Reisen u.a. nach Italien, Griechenland und Portugal und Südamerika verfaßte er Reportagen u.a. Wunderwelt. Eine brasilianische Begegnung, (1979), Herbst in der großen Orange (1982). Ab 1969 lebte Loetscher als freier Schriftsteller in Zürich, unternahm aber immer wieder Reisen, so u.a. 1976 und 1978 in den Fernen Osten und hielt sich als “Writer in Residence“ an der University of Southern California auf.

Werke u.a.: Abwässer, Ein Gutachten (1963), Die Kranzflechterin (1964), Noah. Roman einer Konjunktur (1967), Der Immune (1975), Die Papiere des Immunen (1986), Der predigende Hahn. Das literarisch-moralische Nutztier (1992), Saison (1995), Die Fliege und die Suppe und 33 andere Tiere in 33 anderen Situationen (1989), Die Augen des Mandarin (1999), Der Buckel. Geschichten (2002).

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Bilder: Meinhard Siegel (02/2012)

Zürich, Friedhof Sihlfeld

Claude Mauriac

 

Französischer Schriftsteller und Journalist; Sohn François Mauriacs; begann nach dem Abitur ein Jurastudium; aber vor allem Dank der Beziehungen seines Vaters wurde er zu einem Zeitpunkt Teil des "tout-Paris", bei dem sich alles um weltliche, politische, literarische und künstlerische Angelegenheit drehte, und er lernte u.a. Marcel Jouhandeau, André Gide und Jean Cocteau kennen. Er wandte sich dem Schreiben zu. Mit dem Schreiben hatte er schon als 12-Jähriger begonnen; er führte Tagebuch, das er mit Unterbrechungen bis 1940 fortführte, dann nur noch sporadisch. Aber er begann auch zeitig schon mit literarischer Arbeit, entwarf Kurzgeschichten und Romane und schrieb für die Zeitungen Marianne und Le Figaro, La Flèche Essays und Kritiken. In La Flèche veröffentlichte er zwei Studien: Jouhandeau (1938) und Jean Cocteau (1940). Während der Zeit der Besetzung Frankreich durch die deutsche Wehrmacht blieb er in Paris, wo er für Corporation Paysanne arbeitete, um Geld zu verdienen. Nach der Befreiung im August 1944 machte ihn sein Freund Claude Guy mit General Charles de Gaulle bekannt und war dessen Sekretär bis 1948, als de Gaulle sich nach Colombey-les-Deux-Églises zurückzog. In den frühen 1950er Jahren begann er als Journalist für Le Figaro zu schreiben. Regelmäßig schrieb er unter dem Pseudonym Grippe-Soleil die Kolumne La Semaine d’un Parisien. Dann verfaßte der “linke” Gaullist für Figaro littéraire wöchentlich Kolumnen über das Kino und schrieb über Schriftsteller, die seine Bewunderung fanden, wie André Malraux oder solche, die er nicht mochte, wie André Breton. 1957 begann Mauriac mit dem Schreiben von Romanen: Toutes les femmes sont fatales (1957), Le Dîner en ville (für den er 1959 mit dem Prix Médicis ausgezeichnet wurde), La Marquise sortit à cinq heures (1961) und L’Agrandissement (1963). 

Verheiratet war Mauriac seit 1951 mit Marie-Claude Mante, der Nichte von Marcel Proust. Das Paar hatte drei Kinder: Gerard, Nathalie et Gilles.

Werke u.a.: Conversations avec André Gide (1951), Une amitié contrariée (über Cocteau, 1970), Temps immobile (10 Bde., 1970-88), dt. Die unbewegliche Zeit), Le temps accompli (4 Bde., 1991-96).

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Bilder: Aniie Grillet (02/2012)

Paris, Cimetière du Montparnasse

Pierre Louÿs eigentl. Pierre-Félix Louis

Französischer Lyriker und und Journalist; besuchte die École Alsacienne in Paris und war mit André Gide befreundet, der ebenfalls dort Schüler war. Schon in der Schulzeit verfaßte er literarische Texte und gab eine Zeitschrift heraus. Er unterhielt Beziehungen zu der Literaturbewegung Parnasse, kam dort u.a. mit Leconte de Lisle in Kontakt und lernte José-Maria de Heredia, dessen Tochter Louise er 1899 heiratete (mit deren jüngerer Schwester Marie unterhielt er ein Verhältnis).

Zu den französischen Symbolisten bestanden ebenfalls Verbindungen. Er schrieb Gedichte und Romane in poetischer Prosa, die meist antikes Lebensgefühl nachempfinden. Sein Roman La Femme et le pantin (dt. Das Weib und der Hampelmann (1898) diente als Vorlage für den Spielfilm Cet obscur objet du désir (1977, dt. Dieses obskure Objekt der Begierde) von Luis Buñuel.

Werke u.a.: Lieder der Bilitis (1894), Aphrodite (1895).

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Bilder: Aniie Grillet (02/2012)

Paris, Petit Cimetière du Montparnasse

Vercors eigentl. Jean Marcel Bruller

 

 

Französischer Schriftsteller ungarischer Abstammung; Sohn eines Verlegers, der im Alter von 15 Jahren nach Frankreich gekommen war, und einer französischen Mutter; studierte nach der Gymnasialzeit ab 1918 an der École Bréguet und erwarb ein Diplom als Elektroingenieur. Bis 1938 war er Pazifist. 1942 wurde er zum Militär eingezogen und in Romans-sur-Isère, einer kleinen Stadt am Fuße des Vercors, eines Gebirgsstockes in den französischen Alpen, stationiert. Dort wurde er Mitglied der Résistance und nahm den Namen Vercors an. 1941 war er Mitgründer des französischen Résistance-Verlags Les Éditions de Minuit, in dem 1942 seine Novelle Le Silence de la mer (1942, dt. Das Schweigen des Meeres) erschien, in der er exemplarisch das deutsch-französische Verhältnis unter den Bedingungen der Résistance behandelte, und die ihn berühmt machte. Nach dem Krieg war er Mitglied der Commission d'épuration de l'édition, die sich die Aufgabe gesetzt hatte, Autoren und Verlage in Frankreich daraufhin zu untersuchen, wie weit sie als Kollaborateure mit den Nazis zusammengearbeitet haben. Er verließ die Kommission allerdings, als sich herausstellte, daß dort mit zweierlei Maß gemessen wurde; auf der anderen Seite verweigerte er seine Teilnahme an Aufstellung Schwarzer Listen”. 1960 war er einer der Unterzeichner des Manifeste des 121, das sich gegen Frankreichs Aktivitäten in Algerien richtete, und er verweigerte aus Protest die Auszeichnung der Légion d'honneur.

Vercors behandelt in seinen Werke existenzielle Probleme, die Fragen nach dem Sinn des Lebens, widergespiegeln, u.a. in dem Roman Le Radeau de la Méduse (1969, Das Floß der Medusa). In seiner Erzählung La marche à l'étoile (1943) setzte er seinem Vater, den er sehr verehrt hatte, ein Denkmal, indem er dessen Lebensgeschichte zur Grundlage des Buches machte. Vercors schrieb auch satirische Werke und Essays

Werke u.a.: Les Animaux dénaturés (1952), Sylva (1961), Anne Boleyn (1985).

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Bilder: Aniie Grillet (02/2012)

Paris, Petit Cimetière du Montparnasse

Schriftsteller XXVII

Omnibus salutem!