Ferdinand Jakob Raimundeigentl. F.J. Raimann

                                    

Österreichischer Schriftsteller und Schauspieler; der Sohn eines aus Böhmen eingewanderten Drechslermeisters brach seine Zuckerbäckerlehre im von August Dehne 1857 an seinen ältesten Gesellen, Christoph Demel verkauften Wiener Café Demel ab und zog ab 1808 als Schauspieler mit Wandertruppen durchs Land, arbeitete dann am Theater in der Josefstadt und ab 1817 am Theater in der Leopoldstadt, an dem er später (1828-30) Direktor wurde. Obwohl es sein erklärter Wunsch war, tragische Charaktere darzustellen, feierte er seine eigentlichen Erfolge als Darsteller komischer Rollen. Ab 1823 schrieb Raimund Bühnenstücke und war damit zeitweilig Konkurrent von Johann Nepomuk Nestroy. Er verfaßte Lokalpossen, Stehgreifstücke und Gesangstücke; einige seiner Theaterlieder (Hobellied, Brüderlein fein) wurden zu Volksliedern. Trotz dieses großen Erfolgs neigte er zu Schwermut und Hypochodrie. Nach einer unglücklichen Ehe mit Aloisia (Louise) Gleich und einer Lebensgemeinschaft mit Antonie Wagner zog er sich 1834 auf seinen Sitz Gutenstein zurück, wo er sich aus Furcht vor den Folgen eines Hundesbisses das Leben nahm.

 

Mit Constanze Dahn (*1814, †1894) in Der Bauer als Millionär.

 

Werke u.a.: Der Barometermacher auf der Zauberinsel (Uraufführung 1823), Der Diamant des Geisterkönigs (Uraufführung 1824), Das Mädchen aus der Feenwelt, oder: Der Bauer als Millionär (Uraufführung 1826), Der Alpenkönig und der Menschenfeind (Uraufführung 1828), Die gefesselte Phantasie (Uraufführung 1828), Moisasurs Zauberfluch (Uraufführung 1828), Die unheilbringende Zauberkrone (Uraufführung 1829), Der Verschwender (Uraufführung 1834).

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Luise Rinser

 

Deutsche Schriftstellerin; Tochter eines Lehrers und Organisten; studierte Psychologie und Pädagogik, war von 1935 bis 1939 als Lehrerin tätig, bis sie während der Nazi-Zeit Berufsverbot erhielt. 1944 erfolgte die Verhaftung wegen "Hochverrats gegen das nationalsozialistische Regime und Wehrkraftzersetzung." 1954 heiratete sie Carl Orff, trennte sich1959 von ihm jedoch wieder. Sie war eng mit dem Theologen Karl Rahner befreundet. Ihr literarisches Werk umfaßt mehr als 30 Titel, die in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurden. Politisch engagierte sie sich als Wahlhelferin für die SPD in der Amtszeit von Bundeskanzler Willy Brandt und kandidierte 1984 für die Grünen als Bundespräsidentin.

Werke u.a.: Die gläsernen Ringe (1940), Gefängnistagebuch (1949), Den Wolf umarmen (1981), Mitte des Lebens, Grenzübergänge, Leben im Augenblick.

Auszeichnungen:

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Jean Améry eigentl. Hans Chaim Mayer

 

 

Österreichischer Schriftsteller; war nach einer Buchhändlerlehre in Wien als Dozent an der dortigen Volkshochschule tätig. 1938 nach dem ”Anschluß” Österreichs an das Deutsche Reich emigrierte er nach Belgien, wurde dort 1940 als ”feindlicher Ausländer” festgenommen und in einem Lager in Südfrankreich interniert. Nach seiner gelungenen Flucht (1941) kehrte er nach Belgien zurück und schloß sich dem Widerstand an. Nachdem er 1943 beim Verteilen von Flugblättern festgenommen worden war, wurde er zunächst von der Gestapo gefoltert und anschließend in Deutschland bis 1945 in verschiedenen Konzentrationslagern festgehalten. Seine Erlebnisse während dieser Leidenszeit veröffentlichte er später in seinem Werk Jenseits von Schuld und Sühne (1966). Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ließ er sich in Brüssel nieder, wo er als Journalist für verschiedene deutschsprachige Zeitungen arbeitete. Er setzte seinem Leben durch Selbsttötung ein Ende.

Werke u.a.: Über das Altern (1968), Unmeisterliche Wanderjahre (1971), Hand an sich legen (1976), Weiterleben, aber wie? (herausgegeben 1982).

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Bild: KN (01/2006)

Gutenstein (Bez. Wiener Neustadt)

Heimito von Doderer

 

Österreichischer Schriftsteller; Sohn eines Architekten; begann 1914 an der Universität Wien ein Studium der Rechtswissenschaften, das durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurde. Nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft von 1916 bis 1920 studierte er Geschichtswissenschaft und begann Feuilletons, Gedichte und Erzählungen im Geiste des Expressionismus zu schreiben. Der Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm erst 1951 mit Die Strudlhofstiege. Anfang 1933 wurde er Mitglied der NSDAP, distanzierte sich von der Ideologie jedoch ab 1936. 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen Ende 1945 in Norwegen aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, kehrte er im Januar 1946 nach Österreich zurück. Zunächst mit Publikationsverbot belegt, wurde er 1947 von der Liste der Belasteten gestrichen.

Werke u.a.: Die Dämonen (1956), Die Merowinger oder die totale Familie (1962), Tagebücher.

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Wessobrunn b. Weilheim (Bayern)

Bilder: KN (08/2005)

Wien, Grinzinger Friedhof

Heinrich Joseph von Collin

 

Österreichischer Dramatiker, Lyriker und Publizist; verfaßte als Freiheitsdichter in der Zeit der Napoleonischen Kriege vaterländische Lyrik wie die Lieder österreichischer Wehrmänner (1809). 1804 schrieb er das Trauerspiel in fünf Aufzügen Coriolan, dessen Uraufführung 1802 am Wiener Burgtheater stattfand und zu dem Ludwig van Beethoven die Overtüre komponierte, die wiederum 1807 uraufgeführt wurde. Er war u.a. mit Heinrich von Kleist befreundet.

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05/2006)

Wien, Zentralfriedhof

Ludwig Anzengruber

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Österreichischer Schriftsteller; als Sohn eines einer Bauernfamilie entstammenden Vaters, schrieb er realistische Bauerndramen und -komödien; seine Romane bereiteten den Naturalismus vor. Er arbeitete als Buchhändlergehilfe, wurde jedoch vom Theater angezogen. Erste schriftstellerische Mißerfolge ließen ihn eine Stellung bei der Wiener Polizei annehmen, die er wieder aufgab, als sich schließlich der Erfolg einstellte.

Werke u.a.: Der Pfarrer von Kirchfeld (1871), Der Meineidbauer (1871), Die Kreuzelschreiber (1872), Der G'wissenswurm (1874), Der Schandfleck (1877), Der Sternsteinhof (1885).

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05/2006)

Wien, Zentralfriedhof

Wien, Zentralfriedhof

Jean Anthèlme Brillat de Savarin

Französischer Schriftsteller und Politiker; studierte Rechtswissenschaften, Chemie und Medizin in Dijon und war zunächst als Anwalt in seiner Geburtsstadt tätig. Zu Beginn der Französischen Revolution wurde er als Deputierter zu den Generalständen von 1789 entsandt, wo er besonders durch seine furiosen Verteidigungsreden bei drohenden Todesstrafen Aufmerksamkeit erregte. Nach seiner Rückkehr nach Belley war er dort für ein Jahr Bürgermeister. Als im Laufe der Revolution ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wurde, ging er 1794 ins Exil nach Lausanne, später nach Holland und in die Vereinigten Staaten. Nach dem Staatsstreich des 18. Brumaire VIII im Herbst des Jahres 1799 kehrte er nach Frankreich zurück und war während der Zeit des Direktoriums und des Konsulats u.a. Richter am Kassationshof. Während dieser Zeit begann er, sich mit der Kochkunst zu beschäftigen, über die er mehrere Werke verfaßte. Das bekannteste seiner Werke ist La Physiologie du Goût (1826, dt. Die Physiologie des Geschmacks), an dem er angeblich 25 Jahre lang gearbeitet hatte. Mit diesem Werk trug er wesentlich zur Weiterentwicklung der Kochkunst in Europa bei, obwohl sich das Werk nicht nur mit der Herstellung von Speisen beschäftigt, sondern auch mit humorvollen und geistvollen Theorien zu den Tafelfreuden. Daneben verfaßte er auch wirtschaftspolitische und juristische Schriften sowie eine Abhandlung über das Duellieren.

Brillat-Savarin wird die Erfindung der Süßspeise Savarin - ein Hefeteigkranz mit Zuckerlösung und Alkohol - zugeschrieben.

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Bilder: Thomas Haas (04/2012)

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Jerome Klapka Jerome

Englischer Autor; arbeitete zunächst als Eisenbahnangestellter, Lehrer, Schauspieler und Journalist. 1886 wurde sein erstes Schauspiel Barbara aufgeführt, nachdem er bereits zwei Bücher mit humorvollen Skizzen veröffentlicht hatte, On the Stage and Off: the brief career of a would-be actor (1885) und The Idle Thoughts of an Idle Fellow: a book for an idle holiday (1886). 1892 gründete Jerome gemeinsam mit Freunden die Literaturzeitschrift The Idler, die er bis 1897 als Herausgeber betreute. Im gleichen Jahr mußte die 1893 ebenfalls von ihm begründete Wochenschrift To-day auf einen Gerichtsbeschluß hin ihr Erscheinen einstellen. Bekannt wurde er vor allem durch die humorvolle Erzählung Three Men in a Boat (1889, dt. Drei Mann in einem Boot), welche die Erlebnisse dreier Freunde während einer mehrtägigen Bootsfahrt auf der Themse schildert. Mehrfach diente das Buch als Vorlage für Verfilmungen, u.a. 1961 in Deutschland mit Heinz Erhardt, Walter Giller und Hans-Joachim Kulenkampff. Eine Fortsetzung zu diesem sehr erfolgreichen Buch erschien 1900 unter dem Titel Three Men on the Bummel (dt. Drei Männer auf dem Bummel), in dem die Reise der drei Freunde nach Deutschland beschrieben wird. Neben Romanen verfaßte er auch Bühnenwerken; besonders bemerkenswert ist v.a. das moralitätenartige Erfolgsstück The Passing of the Third Floor Back (1910, dt. Der Fremde) über die Besetzung einer Fremdenpension.

Auf einer Autofahrt, die ihn von Devon nach London führen sollte, erlitt er zwischen Cheltenham und Northampton einen Schlaganfall und eine Gehirnblutung und starb, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, vierzehn Tage später in einem Hospital in Northampton.

Werke u.a.: Paul Kelver (1902), On the Stage and Off (1885), The Idle Thoughts of an Idle Fellow (1886, dt. Die müßigen Gedanken eines Müßigen).

Autobiographie: My Life and Times (1926).

Inschrift: For we are Labourers together with God.

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Bilder: Rensi (12/2009) Wikipedia

Ewelme (Oxfordshire), Kirchhof St Mary the Virgin

Ida Cornelia Ernestina Boy-Ed

Deutsche Schriftstellerin; Tochter des Reichstagsabgeordneten, Journalisten und Herausgebers der Eisenbahn-Zeitung, der Vorläuferin der Bergedorfer Zeitung, Christoph Marquard Ed; Mutter des Offiziers der Kaiserlichen Marine Karl Boy-Ed; der von 1911 bis zum Kriegseintritts der Vereinigten Staaten im Jahre 1917 Marineattaché in Washington war; verließ ihren Mann 1878 und arbeitete in Berlin als Journalistin und begann dort Romane zu verfassen. 1880 mußte sie allerdings mit ihrem ältesten Sohn, den sie mitgenommen hatte, wieder zu ihrem Mann zurückzukehren, da dieser eine Scheidung verweigerte.

1882 erschien ihr erstes eigenständiges Werk, die Novellensammlung Ein Tropfen. Bis zum Ende ihres Lebens wird sie über 60, teilweise in der Zeitschrift Die Gartenlaube veröffentlichte Romane, zahlreiche Novellen, Erzählungen und Gedichte, verfaßt haben; einigen von denen wurden auch in das Schwedische und Dänische und ins Holländische übersetzt. Heute sind alle der Vergessenheit anheimgefallen; aber sie beeinflußte mit ihrem Lübecker Salon das kulturelle Leben der Stadt nachhaltig. Sie war 1901 nach Erscheinen der Buddenbrooks eine Förderin des jungen Thomas Mann. Genauso förderte sie nachhaltig die Dirigenten Wilhelm Furtwängler, für dessen Berufung nach Lübeck sie sich einsetzte, und Hermann Abendroth in seiner Lübecker Zeit.

Werke u.a.: Die säende Hand (1902), Stille Helden (1914), Vor der Ehe (1915), Nur wer die Sehnsucht kennt... (1916), Annas Ehe (1923), Gestern und morgen (1926).

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Bilder: Heiko Bockstiegel

Lübeck, Burgtor-Friedhof

Bild: Josef Aschenbrenner /09/2012)
Bild: Josef Aschenbrenner (09/2012)
Schriftsteller XXIII

Omnibus salutem!