Sacha Guitryeigentl. Alexandre Pierre Georges Guitry

1931no_copyright

 

Französischer Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur; Sohn des Schauspieler Lucien Guitry (*1860, †1925), der neun Jahre an einem Petersburger Theater engagiert war. Dort trat Sascha (Deminutiv für Alexander) im Alter von 5 Jahre auch schon mal mit seinem Vater auf. Guitry schrieb ca. 150 Boulevardstücken und verfaßte Libretti für Operetten, u.a. führte er Regie in dem Film La Poison (1951, dt. Das Scheusal) und La vie d'un honnête homme (1952, dt. Das Leben eines Biedernmannes) mit Michel Simon in den Hauptrollen. In seinem Historienfilm Si Versailles m'était conté... (1954, dt. Versailles – Könige und Frauen) schilderte er die Geschichte Frankreichs und seiner berühmten Liebschaften aus der Perspektive des Museumswärters des Schlosses von Versailles. In dem Film trat alles an Schauspielern auf, was seinerzeit in Frankreich Rang und Namen hatte; in einer Nebenrolle ist die noch junge Brigitte Bardot zu sehen. 

Verheiratet war Guitry bis zur Scheidung im Jahre 1934 in zweiter Ehe ab 1919 u.a. mit der Schauspielerin und Sängerin Yvonne Printemps, die ihn verließ und Geliebte und Gefährtin von Pierre Fresnay bis zu dessen Tode wurde. Mit ihr war Guitry 1925 in den Vereinigten Staaten und Kanada, wo sie seine Komödie Mozart, L’amour masqué… erfolgreich auf die Theaterbühnen brachten.

Zurück zur Personenliste

Caroline Dorothea Albertina von Schelling

 

Deutsche Schriftstellerin; die Tochter des Orientalisten Johann David Michaelis (*1717, †1791) erhielt, wie in ”besseren Kreisen” damals üblich, eine Privatausbildung; 1784 heiratete sie in Clausthal den Bergarzt Johann Franz Wilhelm Böhmer; aus dieser Verbindung ging 1785 ihre tochter Auguste hervor. Nach dessen Tod 1788 lebte sie in Göttingen, wo sie engen Umgang mit Gottfried August Bürger und August Wilhelm Schlegel pflegte, und in Marburg; 1792 zog sie nach Mainz, wo am 18.3.1793 die Mainzer Republik und drei Tage später der Anschluß der Republik an das revolutionäre Frankreich ausgerufen wurde, und wo sie - beeinflußt von Johann Georg Adam Forster (*1754, †1794) - als begeisterte Republikanerin der Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit beitrat. Nachdem Forster am 25. März nach Paris abgereist war und die Rückeroberung von Mainz durch die Preußen drohte, verließ sie mit ihrer Tochter und anderen die Stadt. In Oppenheim wurde sie von preußischem Militär aufgehalten und festgenommen, zunächst nach Königstein/Ts. gebracht und dann ab Juni monatelang im hessischen Kronberg (nördl. von Frankfurt am Main) unter Arrest gestellt. Erst gegen Zahlung einer Ablösung wurden sie am 5.Juli freigelassen. August Wilhelm Schlegel brachte sie nach Leipzig und dann in das benachbarte Städtchen Lucka, wo sie im November des selben Jahres einen Sohn aus einer flüchtigen Verbindung mit einem französischen Offizier, der jedoch wenige Monate später starb. 1796 heiratete sie August Wilhelm Schlegel, den Bruder Karl Wilhelm Friedrich von Schlegels, der ebenfalls um sie geworben hatte. Als dieser 1798 in Jena Professor der Philologie wurde, begann eine fruchtbare und produktive Zusammenarbeit, da sie an seinen Aufsätzen und anderen Arbeiten mitwirkte und Artikel schrieb, die teilweise unter dem Namen ihres Mannes erschienen. Ihr Haus wurde zum Mittelpunkt und Ausgangspunkt der Frühromantiker. Als ihre gemeinsame Tochter 1800 starb und ihr Mann seine Vorlesetätigkeit in Berlin aufnahm, entfremdete sich das Ehepaar und ließ sich 1803 scheiden, und sie heiratete Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, den ehemaligen Verlobten ihrer Tochter. In den gleichen Jahr zogen sie nach Würzburg und 1806 nach München. Caroline starb mit nur 46 Jahren an einem epidemischen Nervenfieber.

Caroline von Schelling gilt als die genialste, wenngleich nicht produktivste aller Frauen in der Zeit der Romantik.

Inschrift:
        Ruhe sanft du fromme
        Seele bis zur ewigen
        Wiedervereinigung
        GOTT vor dem du bist
        lohne in dir die Liebe
        und Treue die staerker ist
        als der Tod.

Auguste Böhmer ihrer Mutter Caroline einen Trunk reichend (fec. Thorvaldsen, 1841)

Zurück zur Personenliste

Bild: Kay (08/2007)

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

1819        

Deutscher Germanist und Dichter; Sohn des Kaufmanns, Gastwirts, Senators und Bürgermeisters von Fallersleben Heinrich Wilhelm Hoffmann und dessen Ehefrau Dorothea Balthasar, Tochter eines Braumeisters aus Wittingen; besuchte nach der Bürgerschule in Fallersleben von 1812 bis 1814 das Pädagogium in Helmstedt und wurde anschließend in die Prima des Katharineums in Braunschweig aufgenommen. Im Mai 1815 debütierte er mit vier Gedichten. Im April 1816 begann er in Göttingen (nach eigenem Bekunden ”mit wenig Geld und Lust“) ein Studium der Theologie, obwohl sein Interesse sich mehr auf die Geschichte des klassischen Altertums bezog, wobei sein Vorbild hierbei Johann Joachim Winckelmann war. 1818 lernte er bei Studien in Museum und Bibliothek der Stadt Kassel die Bekanntschaft von Jacob Grimm kennen und wechselte zum Studium der Germanistik und deutsche Philologie und beschäftigte sich jetzt mit der älteren deutschen Literatur und Volksdichtung, wurde 1823 Kustos der Bibliothek in Breslau, sowie 1830 Professor der deutschen Sprache und Literatur. 1842 wurde er wegen seiner Unpolitischen Lieder (1840-41) entlassen und des Landes verwiesen; führte daraufhin ein unstetes Wanderleben, bis er 1848 schließlich rehabilitiert wurde. Ab 1860 lebte Heinrich als Bibliothekar des Herzogs von Ratibor auf Schloß Corvey. Er veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände mit freiheitlich-patriotischer Lyrik, Kinder- und Liebesliedern. Mit Ernst Richter (*1805, †1876 ) 23 04 2004zusammen gab er 1842 die Sammlung Schlesische Volkslieder heraus. Über die Fachgelehrtenwelt hinaus bekannt wurde er durch das 1841 auf der Insel Helgoland entstandene Deutschlandlied, heute die deutsche Nationalhymne.

 

Der ”Stille Winkel”, in den Hoffmann sich zurückzuziehen pflegte.

 

 

Lieder u.a: Alle Vögel sind schon da, Morgen kommt der Weihnachtsmann, Ein Männlein steht im Walde, Summ, summ, summ, Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald (alle 1835)

Erste Strophe des Deutschlandliedes

Inschrift auf der Grabstele: Wie könnt ich Dein vergessen.

Bildnis des Dichters Heinrich August Hoffmann von Fallersleben, (pinxit Ernst Hensele 1898; Landesmuseum Hannover)

Zurück zur Personenliste                           

Benjamin Franklin Wedekind

1883                 

Deutscher Dramatiker; der Sohn des Arztes Wilhelm Wedekind, eines nach Amerika ausgewanderter Arztes und der 25 Jahre jüngere Sängerin Emilie Kammerer, Tochter von Friedrich Kammerer, dem Erfinder der Phosphorstreichhölzer, brach seine Jurastudien in München und Zürich ab und arbeitete als Journalist und Werbetexter, u.a. für die Firma Maggi als Reklamechef in den Jahren 1886/87; danach wurde er Zirkussekretär und Dramaturg. In den späten 1880er Jahres des 19. Jahrhunderts wurde er beeinflußt vom Naturalismus Gerhard Hauptmanns, dann von den neuen dramatischen Formen von August Strindberg und Georg Büchner. Ab 1885 lebte Wedekind abwechselnd in Berlin, München, Zürich, Dresden und Leipzig, hielt sich aber auch öfters in London und Paris auf. Wegen Majestätsbeleidigung mußte er für zwei Jahre ins Gefängnis (1899-1900). Um die Jahrhundertwende trat Wedekind in eigenen Stücken auf (z.B. in Wolzogens Überbrettl oder dem Müchner Kabarett Die Elf Scharfrichter) und war nebenher Mitarbeiter des Simplicissimus. Von 1905 bis 1908 gehörte er zum Ensemble des Deutschen Theaters in Berlin. Seine 1906 geborene Tochter Pamela (†1986) heiratete später Carl Sternheim. Nach seiner Heirat 1908 lebte er bis zu seinem Tode in München. Bei seiner Beisetzung kam es zu einem Eklat, da die Münchner Strichmädchen ihm als Verfechter der freien Liebe das letzte Geleit gaben und zudem der Schriftsteller Heinrich Lautensack (*1881, †1919) einen Wahnsinnsanfall erlitt, von der er sich nicht mehr erholte. Die Aufführung vieler von Wedekinds antibürgerlichen Werken war zeitweise verboten, da sie als unsittlich galten. Heute gehören die Stücke des ”Bürgerschrecks” Wedekind zum Repertoire fast aller deutschsprachigen Bühnen. Wedekinds Dramen Erdgeist (1895) und Die Büchse der Pandora dienten als Vorlage für die Oper Lulu von Alban Berg und die Stummfilme Erdgeist (1923) von Leopold Jessner (*1878, †1945) und Die Büchse der Pandora (1929) von Georg Wilhelm Pabst mit der US-amerikanischen Schauspielerin Louise Brooks und Fritz Kortner in den Hauptrollen.

Titelseite der Erstausgabe von 1891

 

 

Werke u.a.: Die junge Welt (1890), Frühlings Erwachen (1891), Kammersänger (1899), Der Liebestrank (1899), Marquis von Keith (1901), So ist das Leben (1902), Totentanz (1906), Musik (1908), Schloß Wetterstein (1910), Bismarck (1916), Herakles (1917).

           Galathea

        Oh, wie brenn ich vor Verlangen,
        Galathea, schönes Kind,
        Dir zu küssen deine Wangen,
        Weil sie so verlockend sind.

        Daß ich auch die Gnade fände,
        Galathea, schönes Kind,
        Dir zu küssen deine Hände,
        Weil sie so verlockend sind.

        Und was tät ich nicht, du süße
        Galathea, schönes Kind,
        Dir zu küssen deine Füße,
        Weil sie so verlockend sind.

        Und mich treibt der Pulse Stocken
        Galathea, schönes Kind,
        Dir zu Küssen deine Locken,
        Weil sie so verlockend sind,

        Aber deinen Mund enthülle,
        Mädchen, meinen Küssen nie,
        Denn in seiner Reize Fülle,
        Küßt ihn nur die Phantasie.

Zurück zur Personenliste

Paris, Cimetière du Montmartre

Bilder: Hartmut riehm (10/2008)

Maulbronn, An der Klosterkirche

München, Waldfriedhof (Alter Teil)

Stefan Heym eigentl. Helmut Flieg

 

Deutscher Schriftsteller; der Sohn eines Kaufmanns besuchte das Gymnasiums in seiner Heimatstadt, das er jedoch vorzeitig wegen des Verfassens eines antimilitaristischen Gedichts verlassen mußte, so daß er sein Abitur in Berlin machen mußte; dort schrieb er auch erste Artikel u.a. für die Weltbühne Carl von Ossietzkys und studierte Germanistik und Philosophie sowie Zeitungswissenschaft. Nach der Machtergreifung durch die Nazis floh Heym nach Prag, wo er für deutschsprachige und tschechische Blätter schrieb. Vater und Bruder begingen Selbsttötung, in Deutschland kamen andere Familienmitglieder ins KZ; Heym ging nach Amerika, wo er an der Universität von Chicago weiterstudierte. Von 1937 bis 1939 war er Chefredakteur des Deutschen Volksecho, einer antifaschistischen, in New York erscheinenden Wochenzeitschrift. Nach dem Eintritt in die US-Armee nahm er an der Invasion in der Normandie teil und kam als Sergeant für psychlogische Kriegsführung zurück nach Deutschland. 1945 wurde Heym wegen prokommunistischer Umtriebe aus der Armee entlassen. Nach seiner Rückkehr in die USA gab er aus Protest gegen den Koreakrieg alle militärischen Auszeichungen zurück, gab seine US-Staatsbürgerschaft auf, verließ mit seiner Frau die USA und kam über Warschau und einem Aufenthalt in Prag 1952 nach Ost-Berlin. Die Jahre in der DDR waren geprägt von zunehmender Kritik an den Machtverhältnissen, die ihn wiederum mehr und mehr der Parteikritik aussetzten. Durch seinen im Jahre 1979 in der Bundesrepublik veröffentlichten Roman Collin, der eine Abrechnung mit der stalinistischen Ära darstellt, wurde Heym auch hier bekannt. Seine Stellung in der DDR wurde mehr und mehr eine ”geduldete”. Nach dem Fall der Mauer stellte sich Heym 1994 als parteiloser Kandidat in Berlin für einen Wahlkreis der Partei des demoktratischen Sozialismus (PDS) zur Verfügung, gewann das Direktmandat und zog in den Bundestag ein, wo er als Alterspräsident die Eröffnungsrede hielt, die von der CDU und FDP demonstrativ auf peinliche Weise boykottiert wurde. Sein ”Traum von einem demokratischen Sozialismus” hat sich für ihn nicht realisiert.

Entgegen erster Meldungen starb Stefan Heym, der sich wegen eines Kongresses über Heinrich Heine in einem Hotel in Jerusalem aufhielt, nicht durch einen Sturz in ein Themalbecken, sondern aufgrund eines Herzanfalls, nachdem er sich zuvor von einem Whirlpool Schwächeanfall erholt hatte und dann in ein Thermalbecken gestiegen war.

Werke u.a.: Lassalle (1969), Der König David Bericht (1972), Ahasver (1981), Schwarzenberg (1984), 5 Tage im Juni (1989), Radek (1995), Pargfrider (1998).

Zurück zur Personenliste

heym2gb
heym1gb

Berlin-Weißensee, Jüdischer Friedhof

KN (23 04 2004)
KN (23 04 2004)

Corvey, An der Kirche

Die Grabstätte im 19. Jahrhundert

KN (23 04 2004)

Schloß Corvey und Kirche

wedekind_frank1.gb
wedekindgb
Bild: Steffi Eckold (09/2013)

München-Obermenzing, Friedhof

Walter Reichsritter von Molo

Bild: Nicola Perscheid (1923)                        molo_walter1930_bd

 

Deutscher Schriftsteller; wuchs in Wien auf und ging dort auch zur Schule. Er studierte an der Technischen Hochschule Wien Maschinenbau und Elektrotechnik und arbeitete bis 1913 als Ingenieur im Wiener Patentamt. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs übersiedelte er nach Berlin, wo er ausschließlich als Schriftsteller tätig war. Zum Wehrdienst während des Krieges wurde er - als kriegsdienstuntauglich eingestuft - nicht herangezogen. Mit Unterstützung seines Freundes Gustav Stresemann erlangte er 1920 die preußische und damit die deutsche Staatsbürgerschaft. In den 1920er Jahren trat Walter von Molo zum protestantischen Glauben über. von Molo war Mitbegründer des deutschen PEN-Clubs und seit dem Gründungsjahr 1926 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, sowie seit 1928 Vorsitzender der Sektion Dichtung innerhalb der Preußischen Akademie der Künste, Er war befreundet mit den sozialdemokratischen Politikern, neben Stresemann mit dem Reichspräsidenten Friedrich Ebert, dem Reichstagspräsidenten Paul Löbe und dem Ministerpräsident des Freistaates Preußen Otto Braun. Walter von Molo zählte mit seinen während und kurz nach dem Ersten Weltkrieg veröffentlichten Werken, die hohe Auflagen erzielten, zu einem der populärsten deutschsprachigen Autoren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, insbesondere seine Biographie über Friedrich Schiller (1912–16), Friedrich den Großen, unter dem Titel Fridericus erschienen, sowie Prinz Eugen waren Verkaufsschlager in der Weimarer Republik. Während des Dritten Reiches galten seine Werke nicht nur als unerwünscht, er fand auch keinen Verleger, obwohl er im Oktober 1933 zum Nachweis seiner Treue gegenüber dem neuen Regime ein Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Hitler mitunterzeichnet hatte, Er legte sämtliche Ehrenämter nieder und zog sich mit seiner Ehefrau nach Murnau am Staffelsee zurück. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Zusammenbruch des “Dritten Reiches” forderte Walter von Molo die vor dem Nationalsozialismus ins Ausland emigrierten “Exilschriftsteller” auf, in die Heimat zurückzukehren und sich dem dort herrschenden Elend zu stellen und löste damit eine heftige öffentliche Debatte über die Bewertung der Emigrationsliteratur und der ausgewanderten Schriftsteller aus.

Zurück zur Personenliste                   

Bilder: Matthias Bauer-Pleiner(11-2003)

Murnau am Staffelsee, Molopark

John Henry Mackay

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines schottischen Schiffsmaklers und einer deutschen Mutter, die mit ihrem zwei Jahre alten Sohn nach dem Tode ihres Mannes nach Deutschland zurückkehrte, wo sie zunächst in Hamburg bei ihrer Mutter und nach ihrer Wiederverheiratung in Saarbrücken lebte. Nach dem Besuch der Gymnasien in Burgsteinfurt im heutigen Nordrhein-Westfalen und in Birkenfeld (Rheinland-Pfalz), das er 1883 ohne Abitur abbrach, begann Mackay in Stuttgart eine Lehre als Verlagsbuchhändler und hörte einige Semester Philosophie an den Universitäten Kiel, Leipzig und Berlin. 1885 veröffentlichte er erste Werke. Im Jahr 1887 hielt er sich für ein Jahr in London auf, um die dortigen sozialen und politischen Bewegungen zu studieren. Danach verbrachte er mehrere Jahre in der Schweiz und unternahm verschiedene Reisen, bevor er 1892 nach Berlin zurückkehrte, um dort seine Studien der Werke des Philosophen und Sozialtheoretikers Max Stirner zu einem Ende zu bringen, mit denen er sich bereits während seiner Zeit in London beschäftig hatte, als er auf dessen Werke im Lesesaal des Britischen Museums aufmerksam geworden war und sich in der Folge mit ihnen beschäftigt hatte. Anfang der 1890er Jahre lernte er die damals noch unbekannte Schriftstellerin Gabriele Reuter kennen, die er 1895 mit dem Verleger Samuel Fischer bekannt machte. In Berlin ging Mackay eine enge Freundschaft mit dem Wissenschaftler und Mitbegründer der Gemeinschaft der Eigenen Benedict Friedlaender ein und verfaßte unter dem Pseudonym Sagitta ab 1905 eine Reihe von Werken unter dem Titel Die Bücher der Namenlosen Liebe., mit denen er sich für eine  päderastische Emanzipation einsetzte. Ab 1906 erlangten die Schriften und Theorien Mackays einen bedeutenden Einfluß auf Adolf Brands Organisation Gemeinschaft der Eigenen, dem Aktivist und Begründer der weltweit ersten regelmäßig erscheinenden Schwulenzeitschrift In wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet Mackay, als die Inflation der frühen 1920er Jahre sein ererbtes Vermögen verschlang und auch neue Veröffentlichungen in den folgenden Jahren scheiterten - oft an den Praktiken seiner verlegerischen Geschäftspartner. Auch seine alten literarischen Arbeiten, die – von dem Kriminalroman Staatsanwalt Sierlin abgesehen – nicht für ein ”breites Publikum“ geschrieben waren, trugen ihm nur noch wenig ein .Auch die von Verleger Kurt Zube 1931 gegründete Mackay-Gesellschaft konnte den verarmten Schriftsteller in der Zeit der Weltwirtschaftskrise nur unzulänglich unterstützen. Mackay starb vermutlich durch eine Überdosis Morphin.

Zurück zur Personenliste                   

Bild: Heiko Bockstiegel (05/2013)

Stahnsdorf (Ldkrs. Potsdam-Mittelmark), Wilmersdorfer Waldfriedhof

Arthur Adamov

 

 

Französischer Schriftsteller russisch-armenischer Herkunft; Sohn eines Ölquellenbesitzers; zog, nachdem der Vater sein Vermögen verspielt hatte, 1914 mit seiner Familie nach Deutschland; floh aber während des Ersten Weltkrieges in die Schweiz. 1924 kam Adamov nach Paris, wo er Antonin Artaud und - in den 1930er Jahren - dessen Theater der Grausamkeit kennenlernte sowie ab 1928 erfolglos erste literarische Versuche unternahm.

Mit Stücken wie Le professeur Taranne (1953; dt. Professor Taranne) nahm er Merkmale des absurden Theaters eines Eugène Ionesco vorweg, wobei er Elemente des französischen Grand-Guignol in seine Dramen integrierte. Später wandte er sich unter dem Einfluß Bertolt Brechts dem politischen Theater zu.

Zurück zur Personenliste                   

Ivry-sur-Seine (Dép. Val-de-Marne), Cimetière parisien d’Ivry

Paul Schallück

 

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Buchbinders und dessen aus Weißrußland (Belarus) stammenden Frau. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in dem er in Frankreich schwer verwundet worden war, studierte er Philosophie, Germanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft an den Universitäten in München und in Köln. Dort ließ er sich als freier Schriftsteller nieder und war von 1949 bis 1952 zunächst als Theaterkritiker tätig, danach arbeitete er zunehmend für den Rundfunk und begann erzählerisch tätig zu werden; Schallück, der der Gruppe 47 angehörte, setzte sich in seinen vorwiegend realistischen Romanen und Hörspielen mit der jüngsten deutschen Vergangenheit u.a. Ankunft null Uhr 12 (1953) und Engelbert Reineke (1959) auseinander, verfaßte aber auch Theaterstücke und Fernsehspiele. Er war einer der Mitbegründer und bis 1962 Vorsitzender der deutsch-jüdischen Bibliothek Germania Judaica in Köln, einer Bibliothek zur Geschichte des deutschen Judentums, und aktiv in der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Seit 1972 war er Chefredakteur der deutsch-französischen Zeitschrift Dokumente.

Zurück zur Personenliste                   btn_up

Bilder: Herbert Herterich (05/2016)
Bilder: wilfried Paque (05/2016)

Köln, Friedhof Müngersdorf

Bilder: Klaus Paap (08/2016)
hoffmann_fallersleben_grabplatte

Elisabeth EllisKaut

 

 

Deutsche Kinderbuchautorin; Tochter eines Bankprokutisten und einer Bauerntochter aus dem Schwäbischen; 1922 kam sie mit ihren Eltern nach München, wo sie zunächst ein Schauspielstudium absolvierte. Ihr erstes Engagement als Schauspielerin hatte Ellis Kaut, die neben ihrem Studium bereits Novellen, Hörspiele und Erzählungen verfaßte, am Residenztheater in der Wiesbadener Luisenstraße. 1938 hatte die damals 17-Jährige die ehre, während des Oktoberfestes bei dem neueingeführten Bierfaßanstich das erste Münchner Kindl, die Wappenfigur der bayerischen Landeshauptstadt, zu sein. Zwischen 1940 und 1944 studierte sie dann noch Bildhauerei an der Akademie für Bildende Künste in München. Ihre Schauspielkarriere endete abrupt, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Nach dem Krieg schrieb sie gelegentlich für Radio München (heute Bayerischer Rundfunk, BR) Hörspieletexte, Erzählungen und Novellen. Später erst begann sie sich dem Schreiben ganz zuzuwenden. 1957 wurde sie für ihr Hörspiel Zum Sterben begnadigt mit dem Hörspielpreis des Bayerischen Rundfunks für Erwachsene ausgezeichnet. Über vier Jahre hinweg lieferte sie dem Hörfunk des BR über einhundertGeschichten vom Kater Musch. Der Erfolg als Kinderbuchautorin stellte sich erst spät ein: Sie war bereits 42 Jahre als, als sie die ersten Geschichten vom kleinen Kobold Pumuckl schrieb, die den begeisterter Kindern zunächst im Hörfunk presentiert wurden. Am 21.2.1962 wurde die erste Sendung von Meister Eder und seinem Pumuckl mit Gustl Bayrhammer in der Rolle des Meister Eder dann auch vom Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt.

Neben ihrem “Pumuckl” waren Fehlerteufelgeschichten erfolgreich.

Zurück zur Personenliste                   

Schriftsteller XX

Omnibus salutem!