Jan Parandowski

Polnischer Schriftsteller, Essayist und Übersetzer; nach dem Besuch des Gymnasium in Lwów wurde mit der gesamten polnischen Elite nach Rußland deportiert, als die zaristische Armee den Ostteil Galizien zu Beginn des Ersten Weltkriegs okkupierte. Nach Ende der russischen Revolution kehrte er zurück und beendete seine Ausbildung an der Universität von Lwów, wo er klassische Philologie und Archäologie studierte. Kurz darauf besuchte er Frankreich, Italien und Griechenland, publizierte mit Ausnahme eines Romans eine Reihe von Büchern über griechische und römische Themen. 1933 war er Vorsitzender des polnischen Pen-Clubs und Vizepräsident des internationalen Pens (ab 1962).

Werke u.a.: Niebo w plomieniach (1935, Himmel in Flammen).

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Leopold Staff

                                  

Polnischer Dichter, Dramaturg; einer der Hauptvertreter des “Jungen Polen”; lebte von 1902 bis 1903 in Paris; war von 1909 bis 1915 Redakteur in einem polnischen Verlag, wo die berühmte Serie über das philosophische Denken entstand (Symposion), von 1915 bis 1918 in Charkow, anschließend in Warschau, von 1920 bis 1921 Mitherausgeber der Neuen Literatur und Kunst, ab 1933 Mitglied der polnischen Literaturakademie und von 1934 bis 1939 Vizepräsident der Akademie, wohnte von 1945 bis 1949 in Krakau und Plawowice, später Rückkehr nach Warschau.

Werke u.a.: Sny o potedze (1901), Ptakom niebieskim (1905), Galaz kwitnaca (1908), Usmiechy godzin (1910), Tecza lez i krwi (1918), Ucho igielne (1927), Wysokie drzewa (1932), Martwa pogoda (1946), Wiklina (1954), Dziewiec muz (1957). Dramaty: Skarb (1904), Igrzysko (1909), Poludnica (1920). Monografia Michal Aniol (1934).

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Henry René Albert Guy de Maupassant

Französischer Schriftsteller; der Sohn eines aus einer neuadeligen Familie stammender Privatiers durchlief eine Ausbildung in Yvetot und Rouen, arbeitete nach abgebrochenem Jurastudium dann zunächst als Beamter im Marineministerium und war später im Unterrichtsministerium tätig. In jungen Jahren gehörte er dem Freundeskreis um Gustave Flaubert an, der ein Freund der Familie Maupassant war, wobei er unter dessen Anleitung zu schreiben begann. Sein erstes Meisterwerk war die Novelle Boule de suif (Fettklößchen, 1880). Aufgrund des Erfolgs konzentrierte er sich ganz auf das Schreiben und veröffentlichte innerhalb der folgenden 13 Jahre über 200 Novellen. 1891 fiel Maupassant in geistige Umnachtung und wurde nach einem Selbsttötungsversuch ein Jahr später in eine psychiatrische Anstalt in Paris eingeliefert.

Werke u.a.: Mademoiselle Fifi (1882, dt. Fräulein Fifi), La parure (1883, dt. Der Schmuck), Une vie (1883, dt. Ein Leben), Bel Ami (1885, dt. Bel-Ami), Pierre et Jean (1888, dt. Die Brüder), Fort comme la mort (1889, dt. Stark wie der Tod), Notre cœur (1880, dt. Unser Herz).

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Bild: KN (05/2001)

Warschau, Cmentarz Powazkowski

Bild: KN (05/2001)

Warschau, Cmentarz Powazkowski

Paris, Petit Cimetière du Montparnasse

Samuel Barclay Beckett

 Bild: Roger Pic - Bibliothèque nationale de Franceno_copyright

Irischer Schriftsteller; einer der bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts, wichtigster und zugleich prominentester Vertreter des absurden Theaters; aus einem großbürgerlichen Elternhauses stammend, war er ein mittelmäßiger Schüler der streng protestantischen Portora Royal School in Enniskillen (Nordirland), von 1923 bis 1927 studierte er Romanistik am Trinity College in Dublin, wo er 1931, nach mehreren Aufenthalten in Paris und einer 2-jährigen Tätigkeit an der dortigen École Supérieure, promovierte. Während seines Aufenthalts in Paris, wo er durch einen Überfall eines Clochards im Jahre 1938 schwer verwundet wurde, beschäftigte sich Beckett mit der Descartischen Philosophie. Fand nach der Lektüre des Ulysses die Bekanntschaft von James Joyce, der ihn als “weißen Boy” Sekretärs- und Botendienste erledigen ließ. Dort lernte er auch Ezra Pound kennen. 1930 kam es zum einem zwei Jahre dauernden Bruch mit Joyce. Zwischen 1932 und 1937 widmete sich Beckett hauptsächlich dem Schreiben und unternahm zahlreiche Reisen, u.a. nach London und für sechs Monate auch nach Deutschland. Die Aufwendungen hierfür bestritt er durch eine Leibrente und, nachdem 1933 sein Vater gestorben war, durch dessen Erbe. 1937 zog er nach Paris, mußte als Mitglied der Résistance 1942 jedoch vor der Gestapo nach Südfrankreich (Dép. Roussillon) fliehen. Nach Ende des Krieges kehrte Beckett wieder nach Paris zurück. Erst in den 1960er Jahren wurden seine Stücke allgemein anerkannt, 1959 erhielt er die Ehrendoktorwürde des Trinity College und 1961 gemeinsam mit Jorge Luis Borges den Prix International des Editeurs und 1969 endlich den Nobelpreis für Literatur.

Werke u.a.: Molloy (1951), Malone meurt (1951, Malone stirbt), L’innomable (1953, Der Namenlose), En attendant Godot (entstanden 1948, Warten auf Godot), Dream of Fair to Middling Women (1932), Erzählsammlung More Pricks than Kicks (1934, Mehr Prügel als Flügel), Murphy (1938).

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Bild: Bettina Jakob (2005)

Paris, Cimetière du Montparnasse

Louise Büchner

Deutsche Schriftstellerin; Tochter des Chirurgen Dr. Ernst Büchner und seiner Frau Caroline, née Reuß, Schwester des Schriftstellers Georg Büchner, des Philosophen und Arztes Ludwig Büchner in dessen Haus sie gemeinsam mit ihrer Schwester Mathilde nach dem Tode des Vaters lebte, sowie des Apothekers, Chemikers und Fabrikanten Wilhelm Büchner (*1816, †1892) und des Schriftstellers und Professors der Literaturgeschichte Alexander Büchner (*1827, †1904). Louise Büchner, die sich autodidaktisch bildete und sich so ein umfangreiches Wissen auf den Gebieten der Literatur, Mythologie und Geschichte aneignete, war eine Vorkämpferin der Frauenbildung. Gemeinsam mit Großherzogin Alice von Hessen und bei Rhein gründete sie 1867 den Alice-Frauenverein in Darmstadt, dessen Vizepräsidentin sie bis 1877 war. Dessen Ziel war es u.a. sich für die Bildung und Erwerbstätigkeit der Frauen einzusetzen.

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Bild: KN

Darmstadt, Alter Friedhof

Bilder: Kay (07/2010)

Christian Dietrich Grabbe

                   

Deutscher Dramatiker; Sohn eines Zuchthausaufsehers; studierte von 1820 bis 1822 Jura in Leipzig und Berlin, wo er Heinrich Heine und in Dresden, wo er Ludwig Tieck kennenlernte und beabsichtigte, Schauspieler und Regisseur zu werden. ; 1824 legte er das juristisches Examen ab und wurde 1828 Militärauditor in Detmold, schied aber bereits 1834 aus der Beamtenlaufbahn aus, ging nach Frankfurt am Main, wo ihm sein Verleger Kettembeil ihm u.a. zur Publikation des Geschichtsdramas Napoleon oder Die hundert Tage (1831) verhalf. 1834 zerstritt er sich mit Kettembeil wegen des nur schwer aufführbaren Dramas Hannibal (1835) - beide Werke gelten heute als bedeutende Dramen des Vormärz.

Grabbe verließ Frankfurt und ging nach Düsseldorf, wo Karl Immermann Intendant am Theater war. Aber alle seine Versuche, sich als Schauspieler und Regisseur zu profilieren und eine dauerhafte Zusammenarbeit mit diesem zu etablieren, scheiterten an Grabbes depressivem Charakter und seinem Alkoholkonsum, ebenso wie seine Bevorzugung von eher trivialen Dramen auf der Bühne. Schließlich kehrte er bereits 1836 todkrank nach Detmold zurück. Dort verstarb er an der Rückenmarksschwindsucht, bevor er sein Drama Die Hermannsschlacht vollenden konnte. Ein von der Stadt Detmold verliehener Literaturpreis ist nach ihm benannt.

Werke u.a.: Don Juan und Faust (1829), Kaiser Friedrich Barbarossa (1829).

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Henrik Arnold Wergeland

  1842  Daguerreotype

Norwegischer Dichter; ältestes von fünf Kindern eines Pfarrers; schrieb seine ersten Erzählungen für die Zeitung Morgenbladet noch während der Schulzeit. Während der Studentenzeit ab 1826 an der Königlichen Frederick Universität, an der er Theologie, Biologie und Geschichte studierte, engagierte er sich sehr in der Studentenschaft und arbeitete mehrmals als Redakteur der Studentenzeitung. Während dieser Zeit kam er mit der altnorwegischen Literatur in Berührung. Wergeland war in seinem kurzen Leben sehr produktiv; er schuf vielfältige Werke, die von Gedichtzyklen bis hin zu politischen Stücken über die Arbeiterklasse und die Lage der Juden in der norwegischen Gesellschaft reichten. Wergeland, der als größter Nationaldichter Norwegens und als Anreger für die neuere norwegische Literatur gilt, trat in seinen stark nationalistischen Schriften für die norwegische Unabhängigkeit von Dänemark ein. Er verfaßte religiöse Dramen, als deren bedeutendstes das philosophische Epos Skabelsen mennesket og messias (1830) gilt.

Werke u.a.: Jan van Huysums blomsterstykke (1840), Jøden (1842), Jødinden (1844, Der Jude und die Jüdin), Den Engelske Lods (1844).

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Stadtarchiv Detmold Bildarchiv nr. 308 (1910)
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Bilder: Heiko Bockstiegel (10/2011)

Detmold, Alter Weinberg-Friedhof

Bilder: Chris Nyborg (06/2006) Wikipedia.de

Oslo, Vår Frelsers gravlund

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Heinrich Friedrich Wilhelm Karl Philipp Georg Eduard Seidel

Deutscher Schriftsteller und Ingenieur; Sohn eines evangelischen Pastors; studierte Maschinenbau zunächst am Polytechnikum in Hannover, dann ab 1866 an der Gewerbeakademie Berlin. Danach arbeitete er als junger Ingenieur mehrere Jahre in der Kählerschen Maschinenfabrik in Güstrow, und im Dienste der Berlin-Potsdamer Bahn (1870–72) und der Berlin-Anhaltischen Bahn (1872–80) konstruierte er Bahnanlagen, so die Yorckbrücken; außerdem entwarf er die damals in Europa einmalige Hallenkonstruktion des Anhalter Bahnhofs mit einer Spannweite von 62,5 Metern. Ab 1880 widmete er sich ausschließlich der Schriftstellerei. Als sein bekannteste Werk gilt das Buch Leberecht Hühnchen, das aus mehreren Episoden bestehende Werk entstand zwischen 1880 und 1893. In seinem Roman Heinrich Flemmings Abenteuer zu Wasser und zu Lande, verarbeitete er die Erinnerungen an seine dörfliche Jugend in Perl, die er in Plattdeutsch verfaßte.

Von Heinrich Seidel stammt der bekannte Spruch “Dem Ingenieur ist nichts zu schwer“, die erste Zeile seines 1871 verfaßten Ingenieurlieds.

Ausgabe von 1888

 

 

 

 

Werke u.a.: Ingenieurlied (1871), Natursänger (1888).

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Bilder: A.V. Hütte / Wikinaut (06/2010)

Berlin, Friedhof Lichterfelde

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Bilder: Thomas Haas (05/2014)
Schriftsteller XVI

Omnibus salutem!