Georg Theodor Franz Artur Heym

Deutscher Lyriker und Dramatiker; aufgrund des häufigen, dienstbedingten Wohnungswechsels seines Vaters, eines Staats- und Militäranwalts, besuchte Heym zunächst das Gymnasium in Gnesen (heute Gniezno, Polen), dann das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Posen (heute Poznan, Polen) und schließlich das renommierte Königlich Joachimthalschen Gymnasiums in Berlin-Wilmersdorf. Als er dort nicht in die Oberprima versetzt wurde, wurde er zwar in das Friedrich Wilhelm-Gymnasium in Neuruppin aufgenommen, aber nicht zur Reifeprüfung im Herbst 1906 zugelassen; erst im Frühjahr des Folgejahres machte er das Abitur und konnte die Schule verlassen. Im Sommersemester 1907 begann er ein Studium der Rechtswissenschaften in Würzburg, wechselte 1908 aber an die Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin, dann im Mai 1910 nach Jena, kehrte aber von dort wieder nach Berlin zurück. Mitte Januar 1911 bestand er zwar die erste juristische Staatsprüfung, aber sein Interesse für die Juristerei und sein Eifer ließen viel zu wünschen übrig; er strebte daher eine Offizierslaufbahn an. Als schließlich die Zulassung eintraf, war Heym bereits gestorben. Er ertrank in der Havel, als er versuchte, seinen in das Eis eingebrochenen Freund Ernst Balcke aus der Gefahr zu retten, was ihm jedoch nicht gelang: Auch Balcke starb. Heym, der bereits zu Schulzeiten Gedichte verfaßte, gilt als ein bedeutender Vertreter des Expressionismus. Er gestaltete in seinen Gedichten, dämonisch-apokalyptische Visionen der kommenden Kulturkatastrophen und gab der bedrückenden Atmosphäre der Großstadt Berlin Ausdruck: “Beteerte Fässer rollten von den Schwellen / Der dunklen Speicher auf die hohen Kähne. / Die Schlepper zogen an. Des Rauches Mähne / Hing rußig nieder auf die öligen Wellen”. 1905 entstanden diverse Skizzen und Fragmente, z.B. zu Arnold von Brescia und zur Tragödie Der Feldzug nach Sizilien, einige Jahre später eine Reihe von Sonetten (Berlin 1). Heym verfaßte auch Erzählungen; Posthum erschien in einem Sammelband seine Erzählung Der Dieb. Ein Novellenbuch (1913). Auch Marathon erschien posthum im Jahre 1914.

Werke u.a.: Der ewige Tag (1911), Umbra vitae (1912).

Inschríft (altgriechisch): Er ruht.

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Bild: Hans-Christian Seidel (05/2009)

Hinweis: Heyms Grab war aufgelassen worden. Nachdem ein Freundeskreis die Patenschaft über die ehemalige Grabstätte übernommen hatte, wurde dort eine schlichte Grabstele errichtet.

Berlin, Friedhof III der ev. Luisenkirchen-Gemeinde

Anne Louise Germaine Baronin von Staël-Holstein gen. Madame de Staël

stael_14jahre 

Französische Schriftstellerin schweizerischer Herkunft; Tochter des französischen Staatsmanns, Bankiers und Finanzministers (1777–81) bzw. Finanzministers und Regierungschefs (1788–90) Jacques Necker, Sproß einer zwei Generationen zuvor aus Brandenburg ausgewanderten Familie, und der schweizerischen Schriftstellerin Suzanne, née Curchod, von der sie in starkem Maße profitierte, zu der sie aber auch in Konkurrenz stand,Suzanne Necker so daß sie deren Tod im Jahre 1794 emotionslos hinnahm. Früh schon entwickelte sie einen freien Geist und wurde in ihrer Jugend stark von Jean-Jacques Rousseau beeinflußt. Berühmt war ihre Fähigkeit zur Diskussion, die sie u.a. in ihrem bedeutenden Salon in Paris, in dem einflußreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur verkehrten, pflegte. 1786 hatte sie den schwedischen Diplomaten Erik Magnus Baron von Staël-Holstein (*1749, †1802) geheiratete. Die Ehe war stael_august_bdjedoch nur kurze Zeit glücklich; zwischen 1794 und 1810 hatte sie eine Liaison mit dem Schriftsteller, Politiker und Staatstheoretiker Benjamin Constant. Anfangs durchaus mit den Zielen der Französischen Revolution sympathisierend, floh sie, die sie Paris sehr liebte, 1792 vor der jakobinischen Radikalisierung der Revolution ins Exil nach Schloß Coppet am Genfer See; auch später zog sie sich immer wieder dorthin zurück, so als Napoléon I. sie unnachgiebig verfolgte, nachdem sie ihn als er noch der unbekannte General war, beleidigt hatte - sie hatte sich über dessen Angebetete, Joséphine de Beauharnais, despektierlich geäußert. Aber auch seine politischen Ziele verurteilte sie - und freimütig ließ sie es alle Welt wissen. 1803 trat sie erste, halbjährige Reise durch Deutschland an, besuchte als erste Station Weimar und führte u.a. Gespräche mit Wieland, Goethe und Schiller, der zuvor schon Schriften von ihr in seiner gemeinsam mit seinem Freund Goethe herausgegebenen Zeitschrift Die Horen veröffentlicht hatte. Im Frühjahr kam sie nach Berlin, wo sie neben vielen anderen Intellektuellen den Literaturkritiker August Wilhelm Schlegel kennen, den sie als Mentor für sich selbst sowie als Hauslehrer für ihre Kinder gewann und der sie auf das Schloß Coppet und auf allen ihren Reisen begleitete (erst nach ihrem Tode verließ er Coppet und übernahm eine Professur in Bonn). Erkenntnisse aus ihren deutschen Kontakten flossen v.a. in die Schrift De l'Allemagne (3 Bde., dt. Über Deutschland) ein, deren gesamte Auflage Napoléon 1810 konfiszieren und vernichten ließ, wo bei allerdings das Manuskript erhalten blieb, so daß das Werk 1813 erneut in London erscheinen konnte. Diesem Werk verdanken seine französischen Leser ihre Kenntnissse über die bis dahin weitgehend unbekannte Kultur und Geschichte ihres östlichen Nachbarn. Madame de Staël, politisch sehr ambitioniert, reiste weiter durch die Länder Osteuropas, besuchte Moskau und traf in Sankt Petersburg mit Zar Alexander I. zusammen, den sie von einer Unterstützung Schwedens gegen das napoléonische Frankreich zu überzeugen suchte.

 

mit ihrer Tochter Albertine

 

 

 

Werke u.a.: De la littérature considérée dans ses rapports avec les institutions sociales (1800, 2 Tle., dt. Über Literatur, in ihren Verhältnissen mit den gesellschaftlichen Einrichtungen und dem Geiste der Zeit).

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Bild: Bernd Brägelmann (07/2005) Wikipedia

Coppet (Kt. Waadt), Schloß

Henri-Benjamin Constant de Rebecque

                                   

 

Französischer Schriftsteller, Politiker und Staatstheoretiker; Sproß einer in die Schweiz emigrierten Familie französischer Hugenotten; verbrachte seine Kindheit und einen Teil seiner Jugend in der Schweiz bei den Großeltern, da sein Vater als Berufsoffizier viel unterwegs war. Im Alter von fünfzehn Jahren begann erCharlotte von Hardenberg (pinxit: Johann Heinrich Schröder) Isabelle de Charrière, pinxit Maurice Quentin de LaTourein Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen, das er in Edinburgh fortsetzte. 1786 lernte er in Paris die seinerzeit bekannte Romanautorin Madame de Charrière (*1740, †1805) kennen, die, in der Schweiz verheiratet, ihm freundschaftlich zugetan war und deren Gast er auf ihrem Landsitz bei Neuchâtel häufig war. 1788 wurde er Kammerherr des Herzogs von Braunschweig und ging ein Jahr später mit der Hofdame Wilhelmine von Cramm die Ehe ein, die allerdings schon bald wieder geschieden wurde. Ab 1808 lebte er mit Charlotte von Hardenberg1 , einer Nichte des Preußischer Staatsmanns Karl August Freiherr von Hardenberg, in einer ebenfalls nicht glücklichen Ehe. 1794 lernte er in der Schweiz Germaine de Staël kennen, zu der sich eine Beziehung entwickelte, die bis 1810 fortdauerte, aber immer wieder starken Spannungen, u.a. wegen seiner fortdauernden Affären mit anderen Frauen, ausgesetzt war (aus dieser Beziehung ging 1797 eine Tochter hervor). Nachdem die radikale Phase der Revolution beendet war, kehrte er 1795 in Begleitung von Madame de Staël nach Paris zurück und etablierte sich dort als vielbeachteter politischer Publizist und Redner. Nach dem Staatsstreich Napoléons von 1799 spielte er kurz auch eine aktive Rolle auf der politischen Bühne, ehe er 1802 kaltgestellt wurde. Madame de Staël begleitete er auf ihrer ersten Deutschlandreise 1803/04 teilweise. Als 1814 Ludwig XVIII. den Thron bestiegen hatte, nachdem Napoléon vertrieben worden war, setzte Constant sich öffentlich für die Einrichtung einer konstitutionellen Monarchie ein, schloß sich aber Napoléon, als dieser 1815 unerwartet von Elba nach Paris zurückkehrte, wieder an und entwarf in dessen Auftrag eine Verfassung für Frankreich. Nach der endgültigen Niederlage Napoléons in der Schlacht bei Waterloo verließ er Frankreich und kehrte erst zwei Jahre später dorthin zurück. In die Abgeordnetenkammer gewählt und mehrfach wiedergewählt, zeigte er sich als glänzender, scharfzüngiger Redner. Als Vertreter eines Liberalismus vertrat er die Ansicht, der Staat möge sich möglichst wenig in die Belange seiner Bürger einmischen, solle vielmehr auf deren Initiative und Selbstverantwortung setzen.

Constant verfaßte neben seinen politischen Schriften auch Essays und Romane. Eine 1811 begonnene Autobiographie mit dem Titel Ma Vie führte er nicht zu Ende.

Werke u.a.: Des réactions politiques (1797), Des effets de la Terreur (1797).

Inschrift: Standhaft in Schwierigkeiten.

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1  Constants zweite Frau, Charlotte von Hardenberg (*1765), wurde am 24.7.1845 in der Grabstätte ihres Mannes beigesetzt.

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Paris, Cimetière du Père Lachaise

Hubert Fichte

 

 

Deutscher Schriftsteller; wurde als unehelicher Sohn einer Souffleuse geboren, was seinerzeit als gravierender Makel galt. Nach einem Schauspielstudium und einer landwirtschaftlichen Ausbildung, die er 1955 begann und zwei Jahre später abschloß, ging er nach Schweden und Frankreich, wo er in der Provence zeitweise als Schafhirt tätig war. Nach der Veröffentlichung seines Prosabands Der Aufbruch nach Turku (1963) lebte er als freier Schriftsteller in Hamburg. In seinen stark autobiographisch geprägten Romanen, die seine Außenseiterrolle erkennen lassen, zeigte er das Leben von Menschen am Rande der Gesellschaft; aber auch selbst hielt er sich in der Gesellschaft von Obdachlosen auf und frequentierte als Nachtschwärmer das im Hamburger Stadtteil St. Pauli gelegene Lokal “Palette”, das er in seinem Roman Die Palette (1968) portraitierte. Er verfaßte aber auch Hörspiele sowie Text- und Bildbände über afrikanische Religionen (so 1976 zusammen mit der Fotografin Leonore Mau, seit 1960 seine Lebensgefährtin, den Band Xango, Die afroamerikanischen Religionen, in denen er sich mit den Religionen des afroamerikanischen und südamerikanischen Raums auseinandersetzte, zu denen er völkerkundliche Untersuchungen vorgenommen hatten, deretwegen er zwischen 1971 und 1975 ins brasilianische Bahia, nach Tahiti und Trinidad gereist war. Sein auf 19 Bände angelegter Zyklus Die Geschichte der Empfindlichkeit blieb Fragment (herausgegeben 1987 ff.).

Ich war bereits einmal Knabe, Mädchen, Pflanze, Vogel und flutenttauchender, stummer Fisch.

Werke u.a.: Das Waisenhaus (1965), Versuch über die Pubertät (1974).

Inschrift (altgriechisch): ἤδη γάρ ποτ' εγώ γενόμην κούρός τε κόρη τε θάμνος τ' οιωνός τε καί εξ αλός έμπυρος ιχθύς [´Ede gár pot' egó genómen kouros te kóre te thamnos t' oionós te kai exalós ellopos ichthys... [dt. Denn bereits war ich sowohl ein Junge als ein Mädchen, ein Gesträuch und ein Vogel und aus dem Meer ein stummer Fisch...] (ein Zitat nach Empedokles).

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Bild: Udo Grimberg (06/2009)

Hamburg-Nienstedten, Friedhof

Oswald von Wolkenstein

Spätmittelhochdeutscher Lyriker und Liederschreiber; entstammte einem tirolischen Adelsgeschlecht; führte ab seinem zehnten Lebensjahr als Knappe eines fahrenden Rittern und später selber als fahrender Ritter ein abenteuerliches Wanderleben, das ihn durch viele Länder Europas und bis in das Heilige Land führte. Nach dem Tode seines Vater Friedrich im Jahre 1399 kehrte er nach Tirol zurück, wo es zu heftigen Erbstreitigkeiten mit seinem älteren, das Erbe verwaltenden Bruder Michael kam, die 1421 sogar zu einer 2jährigen Gefangenschaft Oswalds führten. Er war aber auch in zahlreiche politische Auseinandersetzungen verwickelt: Von 1401 bis 1402 nahm er am erfolglosen Italienfeldzug des deutschen Königs Ruprecht III. von der Pfalz teil, und - seit 1415 in den Diensten König Sigismunds - an den Feldzügen gegen die Hussiten in den Jahren 1420 (1415 Teilnahme am Konzil von Konstanz, von September 1421 bis März 1422 in Gefangenschaft) und 1431. Danach hatte er wichtige Ämter in Südtirol inne. Von seinem Werke sind ca. 130 Liedern und zwei Reimpaarreden überliefert. Sie umfassen Reiselieder, Trink- und Tanzlieder, höfische und stark erotische Liebeslieder, fern vom hohen Minnesang, aber auch politische Lieder politischen Inhalts und einige geistliche Lyrik. Oft sind sie biographischer Natur.

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Vahrn/Varna (Südtirol), Kloster Neustift

Hinweis: Oswald von Wolkensteins Grab wurde erst im Jahre 1973 im Kloster Neustift wiederentdeckt.

Therese Huber

Deutsche Schriftstellerin; Tochter von Christian Gottlob Heyne (*1729, †1812), Professor für Altphilologie an der Universität Göttingen, wo sie mit Caroline Michaelis, der späteren Caroline von Schelling, aufwuchs. Ihr erster Mann war der Naturforscher Georg Forster, der von 1772 bis 1775 zusammen mit seinem Vater Johann Reinhold Forster an der zweiten Reise von James Cook teilgenommen hatte. Mit ihm lebte sie von 1785 bis 1787 in Wilna/Vilnius (heute Litauen) und kurzeitig bis 1788 wieder in Göttingen, bevor das Paar 1788 nach Mainz ging, wo ihr Mann eine Anstellung als Bibliothekar gefunden hatte. Dort lernte sie den Schriftstellers Ludwig Ferdinand Therese Huber im ScherenschnittHuber (*1764, †1804) kennen und war mit Wissen ihres Mannes dessen Geliebte. Sie führten eine Menage à Trois, bis sie Huber nach dem Todes Forsters 1794 heiratete und im selben Jahr nach Bôle bei Neuchâtel zog. Zu dieser Zeit begann ihre schriftstellerische Tätigkeit, wobei sie ihre Werke zunächst anonym veröffentlichte oder unter dem Namen Ludwig Ferdinand Hubers. Therese Hubers umfangreiches schriftstellerisches Werk umfaßt Romane so z.B. Die Ehelosen (2 Bde., 1829), v.a. aber Erzählungen (herausgegeben 1830-33, 6 Bde.). Nach dem Todes ihres zweiten Mannes wohnte sie zunächst bei der Familie ihrer Tochter Claire von Greyerz, Ehefrau eines Forstmeisters, in Stoffenried bzw. in Günzburg. Als Johann Friedrich Cotta ihr eine Anstellung in Aussicht stellte, zog sie 1816 nach Stuttgart, übernahm zunächst die Redaktion des Kunst-Blatts, dann Anfang Januar 1817 die redaktionelle Verantwortung für Morgenblattes für gebildete Stände, für das sie bereits seit 1807 geschrieben hatte. Sie führte es sehr erfolgreich, bis sie es Ende 1823 verließ, da Cotta seinen Plan, die Redaktion des Blattes nach Augsburg zu verlegen, nicht realisierte, Huber aber bereits dorthin übersiedelt war. Dort verstarb sie - fast erblindet - im Alter von 65 Jahren. Nur vier ihrer zehn Kinder aus ihren beiden Ehen hatten das Erwachsenenalter erreicht. von diesen war ihre Tochter Luise (*1795, †1831), ab 1813 drei Jahre mit Emil von Herder (*1783, †1855), ein Sohn des Schriftstellers und Philosophen  Johann Gottfried Herder, den sie nach der Scheidung 1816 im Jahre 1822 erneut heiratete.

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Augsburg OT Hochfeld, Protestantischer Friedhof (Grab aufgehoben)

Ludwig Wilhelm Auerbach

 

Deutscher Dichter; Sohn des Pforzheimer Schmuckfabrikanten Ludwig Wilhelm Auerbach sen., in dessen Firma er gegen seinen Willen 1861 als kaufmännischer Lehrling eintrat, nachdem er zuvor das Gymnasium vor dem Abitur hatte verlassen müssen. Bereits im Alter von 16 Jahren hatte Auerbach unter dem Titel Bellrem von Weißenstein ein Versepos verfaßt, das 1860 als Buch auf den Markt kam. Obwohl Großherzog Friedrich I. sogar dem Vater für seinen Sohn ein Stipendium anbot, blieb dieser hart: Sein Sohn sollte die Firma später einmal übernehmen. Sechs Jahre später - nachdem der Vater in den Ruhestand getreten war - übernahm Auerbach dann gemeinsam mit seinem Schwager Katz das Unternehmen, das nunmehr als Auerbach & Katz firmierte. Auerbach fand aber dennoch Zeit, weiterhin literarisch tätig zu sein, und er hielt Kontakt zu anderen Schriftsteller, war u.a. mit Ferdinand Freiligrath befreundet. Bekannt geworden ist Ludwig Auerbach durch fünf Strophen eines Gedichtes mit dem Titel O Schwarzwald, o Heimat,. das mehrfach vertont wurde und sich zu einem Volkslied entwickelt hat. Ansonsten sind seine Werke weitgehend vergessen, zumal er das Schreiben und Dichten quasi nur als Liebhaberei neben seiner unternehmerischen Tätigkeit betrieb.

Gedenkstein bei Seelbach

Aufgrund der nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges und der folgenden Gründung des Deutschen Reiches eintretenden ökonomischen Auswirkungen1, geriet auch die Pforzheimer Schmuckindustrie in wirtschaftliche Turbulenzen, die schließlich 1877 zum Konkurs der Firma Auerbach & Katz führten. Auerbach übernahm daraufhin die Leitung der im nahen Seelbach gelegenen Schutterfabrik, die ihm der Bankier Friedrich Geßler, ein Freund aus dem Dichterkreis, vermittelt hatte. aber auch mit dieser Unternehmung war ihm auf Dauer kein Erfolg beschieden: Aufgrund des neuen Verfahrens, Papier aus zu Zellulose verarbeitetem Holz herzustellen, konnte seine Methode, Papier aus Stroh zu gewinnen, nicht konkurrieren. Als sich der zweite Konkurs bereits abzuzeichnen begann, starb Auerbach nur 41-jährig an den Folgen eines Herzinfarkt während einer Geschäftsreise.

O Schwarzwald, o Heimat, wie bist du so schön
wie locken das Herz deine schwarzdunkeln Höh´n
zum fröhlichen Wandern in Hochsommerzeit
zum Rasten in heimlicher Einsamkeit
Im traulichen Mühlgrund, bei Quellengetön:
O Schwarzwald, o Heimat, wie bist du so schön. (1. Strophe)

Inschrift auf dem Gedenkstein bei Seelbach O Schwarzwald, o Heimat, was bist du so schön. Zur Erinnerung an den Dichter Ludwig Auerbach ....Errichtet von Schwarzwaldverein Seelbach 1975

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1 Die durch die Reparationszahlungen des geschlagenen Frankreich in die deutsche Wirtschaft fließenden Gelder in Höhe von 5 Milliarden Goldmark und die durch die aufgrund der Reichsgründung im Jahre 1871 rasend zunehmenden Investitionen führten zunächst in die wirtschaftliche Blüte der Gründerjahre, ging dann aber in eine Überhitzung der Konjunktur, zum „Gründerkrach“, dem großer Börsenkrach von 1873, und in eine fast 20 Jahre währende wirtschaftliche Stagnationsphase über.

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Pforzheim, Hauptfriedhof

Bilder: Klaus Paap (09/2013)

Marie Thérèse Geoffrin née Rodet gen. Madame Geoffrin

                               

 

Französische Schriftstellerin und Salonière; Tochter eines Kammerdieners der Herzogin von Burgund. Nachdem ihre Mutter verstorben war, kamen sie und ihr Bruder zur Großmutter, Madame Chemineau, die in der rue Saint-Honoré wohnte. 1713, im Alter von 15 Jahren, wurde Marie Thérèse dem verwitweten Pierre François Geoffrin, lieutenant-colonel, Mitglied der Miliz von Paris, verheiratet. Aus der Beziehung gingen zwei Kinder hervor.

pinxit Jean-Marc Nattier (1738)

Obwohl in der Jugend ohne ausreichende Bildung aufgewachsen, gelang es ihr mit Hilfe des Schriftstellers und Aufklärers Bernard Le Bovier de Fontenelle, des Autoren Charles-Irénée Castel, abbé de Saint-Pierre und Montesquieu, besonders aber von Madame de Tencin, Baroness of Saint-Martin-de-Ré, der Eintritt und eine sichere Rolle in der Gesellschaft zu spielen; schließlich avancierte sie zu einer der geistreichsten Frauen des 18. Jahrhunderts, der Zeit der Aufklärung. 1749 wurde ihr Salon im Hôtel de la rue Saint-Honoré zweimal wöchentlich zu einem gern besuchten Ort, an dem sich Künstler, Gelehrte, Literaten und Philosophen einfanden, so z.B. Denis Diderot, Voltaire, d'Alembert, Baron de Montesquieu, André Morellet und Antoine Léonard Thomas. D'Alembert, Thomas und Morellet verfaßten später die Lobschrift Éloges de Madame G.. Ihre Unterstützung der Enzyklopädisten und ihr Eintreten für die Freiheit trugen erheblich dazu bei, daß der Druck der Encyclopédie trotz der Zensur in Frankreich ermöglicht wurde. Mit Stanislaus Poniatowski, dem späteren König von Polens, Stanislaus II., verband sie ein langes freundschaftliches Verhältnis. 1766 lud er sie nach Warschau ein. Auf dem Wege zu ihm machte sie in Wien Station und wurde dort von Maria Theresia und den späteren Kaiser Joseph II. empfangen.

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Lesung von Voltaires Drama L’Orphelin de la Chine (dt. Das Waisenkind aus China) im Salon von Marie Thérèse Geoffrin (1. Reihe, 3.von rechts), pinxit Lemonnier (1812).

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Paris, Église Saint-Roch (Rue St. Honoré)

Georg Julius Leopold Engel

 

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Großkaufmanns und Reeders; wuchs in Breslau auf und ging 1887 zum Studium der Philosophie und Geschichte nach Berlin. Nach dem Ende des Studium im Jahre 1890 arbeitete er als Kunst- und Theaterkritiker bei Rudolf Mosses Berliner Tageblatt, wandte sich aber bereits 1891 von dieser Tätigkeit ab und war künftig als freier Schriftsteller in Berlin tätig; 1894 erschien sein erster Roman Zauberin Circe. Die Romane Georg Engels, der zeitweise unter dem Pseudonym Johannes Jörgensen veröffentlichte, erzielten zu seiner Zeit hohen Auflagen; sein Stück Über den Wassern wurde im Oktober 1916 im Greifswalder Theater aufgeführt. Heute sind seine Werke weitgehend vergessen, allein sein Roman Claus Störtebecker (1920) findet noch ein gewisses Interesse.

Als Präsident des Reichsverbandes des deutschen Schrifttums, der eine Beitrag der sozialen Absicherung von freischaffenden Autoren leistete, erwarb sich Engel Anerkennung und Verdienste. Während der Herrschaft des Nationalsozialisten wurden seine Bücher als diejenigen eines “Nicht-Ariers” aus den Beständen der öffentlichen Bibliotheken entfernt und verbrannt, und die Gedenktafel an seinem Geburtshaus wurde entfernt.

Werke u.a.: Ahnen und Enkel (1892), Hann Klüth, der Philosoph (1905), Der Reiter auf dem Regenbogen (1909), Die verirrte Magd (1911), Die vier Könige (1913), Die Herrin und ihr Knecht (1917), Die Liebe durch die Luft (1925).

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Bilder: G. Löser (10/2008) Wikipedia.de
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Greifswald, Im Naturschutzgebiet Eldena (Elisenhain)

Hinweis: Während der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde sein Grabstein 1939 umgestürzt. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Grabstein wieder aufgerichtet.

Bild: Bernd Wolter (10/2018)

Coppet (Kt. Waadt), Mausoleum,. Eingang

Hinweis: Das Mausoleum, das für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, liegt- umgeben von einem Waldgebiet - auf einem Gelände, das von einer Mauer umfriedet ist. Im Hintergrind ist den Eingang zu dem umfriedeten Gelände zu sehen..

Schriftsteller CXXVII

Omnibus salutem!