Henry Clarence Kendall

Australischer Dichter; entwickelte eine besondere, für die landesspezifischen Themen passende Sprache, so in Leaves from an Australian Forest (1869, dt. Blätter aus einem australischen Wald) und Songs from the Mountains (1880, dt. Lieder aus den Bergen). Besonders eindrucksvoll gelangen ihm Landschaftsschilderungen. Kendall gilt als erster Nationaldichter Australiens.

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Sydney, Waverley Cemetery

Berlin, Friedhof III der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde

Rudolf Löwenstein

Deutscher Schriftsteller; der Sohn jüdischer Eltern wurde im Alter von neun Jahren getauft. Nach dem Studium an den Universitäten Breslau und Berlin wurde er 1843 promoviert. Zuvor waren bereits 1836 erste Gedichte in verschiedenen schlesischen Zeitungen erschienen; 1846 wurde sein Gedicht-Zyklus Der Kindergarten veröffentlicht. Seit dessen Gründung im Jahre 1848 von dem Verleger Heinrich Albert Hofmann war er gemeinsam mit David Kalisch und Ernst Dohm (*1819, †1883) Mitglied des Herausgebertrios der satirischen Zeitschrift Kladderadatsch. Wegen seiner politischen Aktivitäten während der Revolution von 1848 wurde er 1849 aus Preußen ausgewiesen, konnte jedoch bereits zwei Jahre später wieder nach Berlin zurückkehren, wo er seine Tätigkeit beim Kladderadatsch wieder aufnahm. 1863 wurde er zusätzlich Herausgeber des politischen Teils der Gerichtszeitung. 1887 zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Neben seiner journalistischen Arbeit verfaßte er zahlreiche Liedtexte und politische Lyrik politischen Inhalts.

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Eckart von Naso

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines preußischen Militärs; studierte in Göttingen, Kiel und Halle (Saale) Rechtswissenschaften und war nach dem Referendariat “Einjähriger” bei den “Braunen Husaren” im schlesischen Ohlau. Während des Ersten Weltkrieges war er zunächst Ordonnanzoffizier und wurde nach seiner Verwundung und einem Aufenthalt in einem Lazarett in Stuttgart entlassen. Ab 1916 war er als Sekretär und Regisseur unter seinem Onkel Graf Hülsen-Haesler tätig. Von 1918 bis 1945 arbeitete er am Berliner Staatlichen Schauspielhaus als Dramaturg, u.a. unter Leopold Jessner, zuletzt unter Gustaf Gründgens Chefdramaturg. 1953/54 Chefdramaturg in Frankfurt am Main, anschließend bis 1957 in Stuttgart. Zuletzt lebte er als freier Schriftsteller in München und Frankfurt. Bekannt wurde er durch seine Romane Erzählungen, Novellen und biographische Arbeiten. 

Werke u.a.: Seydlitz (1932), Moltke (1937).

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Rose Ausländer neé Rosalie Beatrice Scherzer

 

Deutsche Lyrikerin; nach dem Besuch des Lyzeum in ihrer Heimatstadt studierte sie ab 1919 Literatur und Philosophie in Czernowitz, brach das Studium jedoch 1920 nach dem Tod des Vaters und verließ 1921 auf Anraten der Mutter die Bukowina zusammen ihrem Studienfreund Ignaz Ausländer, den sie 1923 heiratete, und wanderte in die Vereinigten Staaten, wo sie u.a. als Bankangestellte und Redakteurin beim Westlichen Herold arbeitete und mit dem Schreiben begann. Im von ihr bis 1927 redigierten Amerika-Herold-Kalender erschienen erste Gedichte. Nach der Scheidung von ihrem Mann im Jahre 1926 und nachdem sie die amerikanische Staatsbürgerschaft erlangt hatte, verließ sie 1927 das Land wieder, um ihre in der Bukowina zurückgelassene erkrankte Mutter zu pflegen. In Czernowitz lernte sie den Graphologen Helios Hecht kennen, lebte bis zum Bruch der Beziehung mit ihm zusammen und ging 1936 nach Bukarest. 1939 erschien ihr erster Gedichtband Regenbogen in Czernowitz, der, von der Kritik zwar gelobt, aber nur mangelnde Verkaufszahlen aufweisen konnte. Als im Zuge des Überfalls deutscher Truppen auf die Sowjetunion im Jahre 1941 auch Czernowitz durch Truppen der rechtsautoritären, mit Deutschland verbündeten Regierung des Marschalls Antonescu erobert wurde und SS-Einheiten dort einmarschiert waren, wurden die noch vorhandenen Exemplare des Buches auf Befehl der Nationalsozialisten eingestampft. Zwei Jahre mußte sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder im dortigen Ghetto verbringen und, um der drohenden Deportation zu entgehen, auch untertauchen. Im Ghetto lernte sie Paul Celan kennen, unter dessen Einfluß sie ihren Stil von ihrem bislang klassisch-expressionistischen Duktus hin zu einer Neuen Sachlichkeit löste. Im Frühling des Jahres 1944 marschierte die Rote Armee in Czernowitz ein. Sie verließ das Land und ging erneut in die USA, wo sie 1948 erneut die amerikanische Staatsbürgerschaft erwarb (sie hatte sie bereits 1934 verloren, da sie mehr als drei Jahre außer Landes verbracht hatte). Dort begann sie in englischer Sprache zu schreiben und publizieren; erst 1956 begann sie wieder auf Deutsch zu schreiben, noch bevor sie 1966 in die Bundesrepublik Deutschland kam und bis zu ihrem Tode in Düsseldorf lebte, seit 1970, unterbrochen durch Auslandsaufenthalte, im Nelly-Sachs-Haus der jüdischen Gemeinde. Von schwerer Arthritis geplagt und seit 1978 bettlägerig, konnte sie ihre Texte nicht mehr selbst schreiben, sondern mußte sie diktieren. Insgesamt umfaßt ihr Werk, dessen zentrales Thema die Judenverfolgung und das Exil sind, mehr als 2.500 Gedichte und etwa 100 Prosastücke, und sie verfaßte zahlreiche journalistische Essays und Prosaarbeiten und publizierte etwa 20 Gedichtbände.

Werke u.a.: New York (1926/27), Blinder Sommer (1965), 36 Gerechte (1967), Andere Zeichen (1974), Mutterland (1978), Im Atemhaus wohnen (1981), Ich spiele noch (1987).

Auszeichnungen u.a.: 1980 Gandersheimer Literaturpreis (1980), Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (1984).

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Düsseldorf, Jüdischer Friedhof

Max Kretzer

Bild: Franz Skarbina n

 

Deutscher Schriftsteller; der Sohn eines Hotelpächters mußte nach dem Konkurs seines Vaters, der sein gesamtes Vermögen verlor, die Realschule, die er in Posen besuchte, abbrechen. Nachdem die Familie 1867 nach Berlin gezogen war, arbeitete Kretzer als Arbeiter in einer Lampenfabrik und als Porzellan- und Schildermaler, während er sich zugleich autodidaktisch weiterbildete. Nach einem Arbeitsunfall im Jahre 1879 begann er, sich für Werke u.a. von Émile Zola, Charles Dickens und Gustav Freytag zu interessieren und zu schreiben. Ab 1880 lebte er in Berlin als freier Schriftsteller, nachdem sein erstes Buch erschienen war. Sein Thema zu Beginn seiner schriftstellerischen Arbeit waren die sozialen Verwerfungen gerade in der Mittelschicht als Folge der Industrialisierung; somit gilt Kretzer als einer der frühesten und zugleich ein bedeutender Vertreter des deutschen Naturalismus. Während er sich in der Frühzeit seiner Werke eines "christlichen Sozialismus" und der Sozialdemokratie verwandt sah, verfaßte er später zunehmend Unterhaltungsliteratur und Kolportage, späten Werken weisen dann nationalistische und antisemitische Züge auf. Nach der “Machtübernahme” durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 sympathisierte er offen mit den deren Machthabern.

Werke u.a.: Die beiden Genossen (1880), Im Sündenbabel (1886), Meister Timpe (1888), Der wandernde Thaler (1902), Das Mädchen aus der Fremde (1913), Assessor Lankens Verlobung (1920).

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Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf, Luisenfriedhof II

Claire Goll née Clarisse (Clara) Liane Aischmann

 

Deutsch-französische Schriftstellerin und Journalistin; von 1911 bis 1917 war sie mit dem späteren Verleger Heinrich Studer verheiratet, mit dem sie in Leipzig lebte, wo 1912 ihre gemeinsame Tochter geboren wurde. 1916 emigrierte sie als Pazifistin aus Protest gegen den Ersten Weltkrieg in die Schweiz, studierte dort an der Genfer Universität und engagierte sich in der Friedensbewegung. Hier begann sie auch journalistisch zu arbeiten. 1917 lernte sie den Dichter Yvan Goll kennen, mit dem sie 1919 nach Paris ging und ihn 1921 heiratete. Sie debütierte 1918 mit dem Gedichtband Mitwelt und dem Erzählungsband Die Frauen erwachen. Goll, die 1918 eine Affäre mit Rainer Maria Rilke hatte, schrieb sowohl in deutscher als auch französischer Sprache; sie verfaßte Erzählungen, und Romane sowie Gedichte, die sie zum Teil zusammen mit ihrem Mann verfaßte. Als in Europa der Zweite Weltkrieg ausbrach, gingen beide ins Exil nach New York, aus dem sie erst 1947 wieder nach Paris zurückkehrten. Nachdem ihr Mann gestorben war, nahm sich Claire Goll seines Nachlasses an, wobei sie - wie sich später herausstellte zu Unrecht - Paul Celan den Vorwurf machte, dieser hätte Yvan Goll plagiiert; so daß es zu urheberrechtlichen Streitigkeiten kam, die als "Goll-Affäre" bekannt wurden.

Werke u.a.: Poèmes d'amour (1925, mit Yvan Goll), Poèmes de la jalousie (1926, mit Yvan Goll), Poèmes de la vie et de la mort.

Autobiographisches: Traumtänzerin (1971), Ich verzeihe keinem (1976).

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Yvan Goll eigentl. Isaac Lang

 

Französisch-deutscher Schriftsteller; Pseudonyme Iwan Lassang, Tristan Torsi; studierte an der Universität Straßburg zunächst Rechtswissenschaften und promovierte 1912 zum Doktor der Philosophie. Als Pazifist emigrierte er zu Beginn des Ersten Weltkrieges in die Schweiz, wo er in Zürich, Lausanne und Ascona lebte. Dort lernte er die ebenfalls emigrierte Claire Goll kennen, mit der er 1919 nach Paris ging. 1921 heiratete das Paar. In Paris war Goll befreundet mit den Künstlern des Kreises um Guillaume Apollinaire, u.a. mit Marc Chagall, Pablo Picasso, Hans Arp und James Joyce. von 1939 bis 1947 in New York. Er begann in der Zeit vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges als expressionistisch-pazifistischer Dichter im Bewußtsein einer apokalyptischen Zeitenwende, entwickelte dann unter dem Einfluß André Bretons und Paul Éluards einen surrealistischen Bilderreichtum, der ihm als Chiffre des Daseins diente. Goll schrieb zunächst in deutscher, später fast nur in französischer, einiges auch in englischer Sprache. Er verfaßte Gedichte (oftmals gemeinsam mit seiner Frau) und Romane. Sein Drama Methusalem oder Der ewige Bürger (1922) gilt als Vorläufer des absurden Theaters. Die Gedichtsammlung Fruit from Saturn (1946) des Pazifisten Goll stand ganz unter dem Eindruck der Abwürfe der Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki durch die Amerikaner, nachdem auch in Asien der Krieg quasi schon beendet war.

Werke u.a.: Lothringische Volkslieder (1912), Der Panamakanal, Poem (1914), Der Eiffelturm (1924), Poèmes d'amour (1925, mit Claire Goll), Poèmes de la vie et de la mort (1926, mit Claire Goll), Die Eurokokke (1928), Der Mitropäer (1928), Sodom Berlin (1929), Jean-sans-terre, (1934-44, dt. Johann ohne Land).

Inschrift:

       Je n’aurais pas duré plus que l’écume
        aux levres de la vague sur le sable
        ne sous aucune étoile un soir sans lune
        mon nom ne fut q’un sanglot périssable.
        Ci-git Jean-Sans-Terre

        Ich hätte nicht länger sein sollen als der Schaum
        einer Welle auf dem Sand
        unter irgendeinem Stern in einer mondlosen Nacht
        war mein Name nichts als ein vergänglicher Seufzer.
        aus: Jean-Sans-Terre

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Paris, Cimetière du Père Lachaise

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Pierre-Jean de Béranger

 

Französischer Lyriker und Liedtexter; aus kleinen, nicht-adelige Verhältnissen entstammend; wuchs nach der Trennung der Eltern bei den ebenfalls in Paris lebenden Großeltern auf. Von scheuem Charakter und kränkelnd kam er erst sehr spät in die Schule; in der er sich nicht wohl fühlte; allerdings hatte ihm eine Tante bereits Lesen und Schreiben beigebracht. Im Alter von 14 Jahren wurde er Lehrling in der Druckerei Laisney in Peronne, in der er als Schriftsetzer in Kontakt mit der Poesie kam (seine dortigen Erlebnisse schlugen sich später in seinem Werk Souvenirs d’enfance nieder).1795 kehrte er nach Paris zurück, wo er als Assistent seines Vaters arbeitete. 1798 wurde er Zeuge der Ereignisse der Französischen Revolution. Vom Dach eines Hauses, in dem er im sechsten Stock eine Mansardenwohnung gemietet hatte, beobachtete er die Erstürmung der Bastille. Als die Firma seines Vater im Jahre 1798 in Konkurs ging, befand er sich in einer schwierigen Situation; allerdings fand er jetzt mehr Zeit für seine Dichtungen, so schuf er u.a. die Gedichte Le Grenie und Mon Habit., schrieb Pastoralen, Epen und andere Werke. All dies verhinderte jedoch nicht, daß er immer tiefer in die Armut rutschte und 1803, bei zugleich schlechter Gesundheit, nur noch wenige Kleidungsstücke besaß. Nur noch Judith Frere, die er 1796 kennengelernt hatte und die bis zu seinem Tode bei ihm blieb, kümmerte sich um ihn. In seiner Verzweiflung schrieb er 1804 schließlich an Lucien Bonaparte, den jüngeren Brüder Napoléons, und fügte seinem Brief über 500 seiner Verse bei. Lucien, Mitglied des Institut de France, fand Gefallen an an dem jungen Dichter, ließ ihm eine Rente von 1.000 Franc aus dem Fond des Instituts aussetzen und überredete ihn, ein Gedicht über den Tod von Kaiser Nero zu verfassen. Fünf Jahre später, im Jahr 1809, wurde er Angestellter der Universität. Man wurde jetzt auf Béranger, der mittlerweile zahlreiche Texte für gesellige Anlässe geschrieben hatte, aufmerksam und lud ihn zum Vortrag seiner Gedichte zu Banketten etc. ein.

Die katastrophalen Ereignisse der napoleonischen Kriege, mit der Invasion Frankreich durch die alliierten Armeen, die Übergabe von Paris im Jahr 1814 und schließlich die Niederlage bei Waterloo im Jahre 1815 hatten eine tiefe Wirkung auf Béranger. Nach der Restauration der Bourbonen-Monarchie wandte er seine Feder gegen das Establishment und leistete Widerstand gegen die antinationalistischen Tendenzen der Regierung. Er gab dem Ruhm auf die Republik form und wurde so zum Nationaldichter Frankreichs.

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Bilder: Herbert Herterich (02/2014)

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Schriftsteller CVIII

Omnibus salutem!