Alberto Moravia eigentl. Alberto Pincherle

 

Italienischer Schriftsteller; der Sohn eines Architekt und Malers, als Kind an Tuberkulose erkrankt, verbrachte viele Jahr in Sanatorien, nutzte diese Zeit zu eifrigem Lesen und begann zu schreiben. Sein erster Roman Gli indifferenti (1929, dt. Die Gleichgültigen; verfilmt 1964 mit Claudia Cardinale, Rod Steiger und Shelley Winters), in dem er sich mit den Brüchen in der italienischen Gesellschaft auseinandersetzte, wurde in Italien gleich ein großer Erfolg. Moravia, der als Zeitungskorrespondent u.a. Amerika, China und Afrika bereiste und von 1959 bis 1962 Vorsitzender des internationalen P.E.N.-Clubs war, gilt als einer der erfolg- und einflußreichsten italienischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Sein Werk, in dem er sich auch mit Krieg und Faschismus auseinandersetzte, beeinflußte den Neorealismus maßgeblich. Viele seiner Werke beinhalten - für die Zeit ihrer Entstehung - sehr freizügige Szenen z.B. in La romana (1947, dt. Adriana, ein römisches Mädchen, auch unter dem Titel Die Römerin). Moravia war auch Dramatiker, Essayist und Filmkritiker. Viele seiner Romane und Erzählungen waren Vorlagen zu Filmen, so für Le Mépris (1963, unter der Regie von Jean-Luc Godard, mit Brigitte Bardot, Jack Palance und Michel Piccoli) oder Ieri, oggi, domani (1963, unter der Regie von Vittorio de Sica, mit Sophia Loren und Marcello Mastroianni).

Werke u.a.: Racconti romani (1954, dt. Die Mädchen vom Tiber), La ciociara, 1957; dt. Cesira), L'attenzione (1965, dt. Inzest), L'uomo che guarda (1985, dt. Der Zuschauer).

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Rom, Cimitero al Campo Verano

Kornej Iwanowitsch Tschukowskij [russ. Корней Иванович Чуковский]

Russischer Dichter; Vater der Schriftstellerin Lidija Tschukowskaja; zog mit seiner Mutter nach der Trennung der Eltern nach Odessa, wo er das Gymnasium besuchte, von dem er jedoch wegen “zu einfacher” Abstammung relegiert wurde. Er bildete sich daraufhin selber, erlernte das Englische und Französische im Selbststudium. 1901 begann er bei der Zeitung “Odjesskije Nowosti” (Odessaer Nachrichten) zu arbeiten und wurde 1903 als deren Korrespondent auf ein Jahr nach London gesandt. 1905 gründete er, auch unter dem Eindruck der Russischen Revolution des Jahres 1905, die satirische Zeitschrift “Signal”, wurde jedoch wegen regimekritischer Äußerungen und Beleidigung des Zaren angeklagt, jedoch freigesprochen. Während seines Aufenthalts in Karelien befreundete er sich mit dem Maler Ilja Repin und dem Schriftsteller Wladimir Korolenko (*1853, †1921). Um eben diese Zeit übersetzte er Werke Walt Whitmans und begann Kinderbücher zu schreiben. 1916 schrieb er sein erstes Märchen Das Krokodil und übernahm im gleichen Jahr auf Einladung Maxim Gorkis die Kinderbuchabteilung des Verlages “Parus”. Unter Stalins Gewaltherrschaft geriet er in Ungnade, und viele seiner Werke wurden verboten. Erst nach dem Tode Stalins konnte seine Werke wieder publiziert werden, und 1957 wurde Tschukowskij mit dem Leninorden ausgezeichnet. Sein Haus in der Künstlerkolonie von Peredelkino ist heute ein Museum.

Werke u.a.: Moidodir (dt. Waschblitzsauber), Tarakanischtschje Der Riesenkakerlak), Aibolit (Dr. Auweh).

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Lidija Kornejewna Tschukowskaja [russ. Лидия Корнеевна Чуковская]

Russische Schriftstellerin; Tochter Kornej Tschukowskijs; bekannt wurde Tschukowskaja, die lange Zeit mit der Dichterin Anna Achmatowa (*1889, †1966) befreundet war und deren Schriften zusammengestellt hat, in ihrer Heimat besonders durch ihre Kinderbücher, als ihr Hauptwerk allerdings gilt der Roman Sofia Petrowna (1939/40), der Stalins Große Säuberungen zum Inhalt hat. Aufgrund ihrer systemkrischen Einstellung wurde sie immer wieder verfolgt. In der Chruschtschow-Zeit setzte sie sich immer wieder für die Dissidenten ein; im Januar 1974 wurde sie aus den Schriftstellerverband ausgeschlossen (diese ausschluß wurde erst im Frebruar 1989 wieder aufgehoben). Verheiratet war sie seit den späten 1930er Jahren bis zu seiner Hinrichtung mit dem Physiker Matwej Bronstein (*1906, †1938), nachdem die 1929 geschlossene ehe mit dem Literaturhistoriker Tzesarja Samoilowitsch Volpe in die Brüche gegangen war.

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 Peredelkino bei Moskau

Anna Andrejewna Achmatowa [russ. Анна Андреевна Ахматова] eigentl. Anna Andrejewna Gorenko

pinxit: Kuzma Petrow-Wodkin (1922)                  

Russische Lyrikerin; drittes von sechs Kindern eines Marineingenieurs. 1890 übersiedelte die Familie nach Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg, wo Achmatowa bis zu ihrem 16. Lebensjahr in großbürgerlichem Umfeld aufwuchs und das dortige Lyzeum besuchte. Als sich ihre Eltern 1905 trennten, lebte sie mit ihrer Mutter und den Geschwistern zunächst ein Jahr lang in Jewpatorija auf der Krim, bevor sie von 1907 bis 1910 in Kiew in “Höheren Frauenkursen“ Jura studierte. 1910 heiratete sie den ihr seit der Kindheit persönlich bekannten Dichter Nikolai Gumiljow (*1886), von dem sie sich 1918 wieder scheiden ließ (er wurde 1921 wegen angeblicher konterrevolutionärer Aktivitäten erschossen). Mit ihm besuchte sie Paris und bereiste Italien, wo sie u.a. Amedeo Modigliani traf, der von ihr Zeichnungen anfertigte. Zusammen mit ihrem Mann und Ossip Mandelstam (*1891, †1938) wurden sie zu den zentralen Vertretern der Literaturbewegung des Akmeismus, der als Reaktion auf den Symbolismus einfache und klare Form in der Dichtung fordert. Seit Beginn der Gründung der Sowjetunion war sie Repressalien ausgesetzt; zwischen 1922 und 1940 wurden ihre Gedichte nicht mehr gedruckt, da es ihnen lt. der kommunistischen Führung an gesellschaftlicher Relevanz fehle, ein Vorwurf, der 1946 auch von Andrej Alexandrowitsch Schdanow, einem enge Mitarbeiter Stalins, wiederholt wurde, der sie als “bourgeois” bezeichnete. Erst 1940 erschien wieder ein schmaler Auswahlband, und ihr Gedichtzyklus Rekviem (Reqiem), eine dichterische Auseinandersetzung mit dem Terror der Stalinzeit, den sie zwischen 1935 und 1961 geschrieben hatte, konnte in der Sowjetunion erst Ende der 1980er Jahre publiziert werden, obwohl sie bereits vorher rehabilitiert und 1958 wieder in den sowjetischen Schriftstellerverband aufgenommen worden war. Bis in das hohe Alter schrieb sie Gedichte, darunter Poema bes geroja (1963, dt. Poem ohne Held). 1964 durfte sie nach Italien reisen, um in Taomina den Ätna-Taormina-Preis entgegenzunehmen. Auf dieser Reise traf sie in Rom mit Ingeborg Bachmann zusammen, die ihr zu Ehren das Gedicht Wahrlich schrieb. Ein Jahr später erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Universität von Oxford und wurde für den Nobelpreis für Literatur nominiert.

 

 

 

 

Zeichnung Modiglianis (1911)

 

Werke u.a.: Wjetscher (1912, dt. Abend),Tschetki (1914, dt. Rosenkranz), Bjelaja staja (1917, dt. Die weiße Schar), Anno domini MXMXXII (1922), Ich lebe aus dem Mond, du aus der Sonne. Hundert Gedichte über die Liebe (auf deutsch erschienen 2000).

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Komarowo b. Sankt Petersburg

Torquato Tasso

               

Italienischer Dichter; der Sohn des Dichters Bernardo Tasso (*1493, †1569) wurde u.a. am Hofe von Urbino erzogen, studierte dann zunächst an der Universität von Bologna und ab 1560 Jura und Philosophie an der Universität von Padua. Dort verfaßte er 1562 sein erstes Werk, das Ritterepos Rinaldo. 1565 trat er in Ferrara als sog. Hofkavalier in die Dienste des Kardinals Luigi d’Este, wechselte dann aber 1572 in den Dienst des Herzogs Alfonso II. d'Este von Ferrara, einem Bruder des Kardinals, über. Im Jahr 1573 vollendete Tasso das Schäferspiel Aminta, eine Darstellung des höfischen Lebens in Versen, das mit großem Erfolg am Hofe aufgeführt wurde. Als Ende des Jahres 1575 bei Tasso erste Anzeichen einer psychischen Erkrankung auftraten und er zeitweise gewalttätig wurde, isolierte man ihn im Franziskanerkloster der Stadt, von wo aus er jedoch fliehen konnte. 1578 kehrte er nach einem ruhelosen Wanderleben nach Ferrara zurück. Bereits im Folgejahr wurde er wegen seines Verfolgungswahns in das Irrenhaus von Sant' Anna eingeliefert. Erst im Juni 1586 - nach sieben Jahren - konnte er auf Betreiben des Herzogs von Mantua, der ihn nach Mantua mitnahm, das Irrenhaus endlich verlassen. In Mantua vollendete er die bereits Jahre zuvor begonnene Verstragödie Il re Torrismondo (1587). 1587 verließ er Mantua bereits wieder. Ende Januar 1578 verspürte Tasso allerdings den Wunsch, seine Gedichte zu vollenden, und begab sich deshalb nach Rom.

Bild: Dr. Herta Lepie (04/2013)

Ospite del cardinale Scipione Gonzaga soggiorno più volte e a lungo in quesro palazzo dal MCLXXXVII al MDXC [dt. Als Gast des Kardinal Scipione Gonzaga mehrfache Aufenthalte sowie einen ausgedehnten in diesem Palast von 1587 bis 1590]

Dort wohnte er zwei Jahre als Gast im Palast des Kardinals Scipione Gonzago und später bei Giulio Masetti, dem Botschafter von Ferrara. Während dieser Jahre arbeitete er an der Umarbeitung seines Hauptepos weiter, das schließlich 1593 in Rom unter dem Titel La Gerusalemme conquistata publiziert wurde. Tasso, der als der bedeutendste Vertreter der italienischen Renaissance gilt, verfaßte mehr als 1.700 Gedichte. Um ihn zu ehren, wurden ab 1594 Vorbereitungen zu seiner Dichterkrönung durch Papst Klemens VIII. getroffen; kurz vor der Ehrung starb Tasso jedoch. In 18. und 19.  Jahrhundert wurde der Dichter zur Symbolfigur für die Tragik eines von der Welt mißverstandenen Genies. Seine Werke beeinflußten u.a. Lord Byron, Carlo Goldoni (*1707, †1793) und Goethe; letzterer schuf ihm mit seiner dramatischen Bearbeitung Torquato Tasso, angesiedelt im Lustschloß Belriguardo der Herzöge von Ferrara, ein bleibendes Denkmal (das Lustschloß war ein Lieblingsaufenhalts Ort von Lucrezia Borgia).

Werke u.a.: Rime (2 Bde., 1581/82), Rime et prosa (1583), Rime spirituali (1597), Dialoghi (1581), Discorsi dell’arte poetica e in particolare sopra il poema eroica (1587, überarbeitet 1594, dt. Über die Dichtkunst, insbesondere das Heldenepos).

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Rom, S. Onofrio

Roald Dahl

 

Walisischer Schriftsteller norwegischer Abstammung; das dritte Kind eines norwegischen Emigranten wurde im Alter von vier Jahren Halbwaise. Ab 1933 war er für die Shell Oil Company tätig und für das Unternehmen zwischen 1937 und 1939 in Tansania. Während des Zweiten Weltkrieges war er als Kampfpilot, u.a. in Ägypten und Griechenland eingesetzt. Nachdem er 1940 bei einem Abschuß schwer verletzt wurde, wurde er 1942 als Attaché nach Washington versetzt. Seine Kriegserlebnisse hielt er unter dem Titel Shot Down Over Libya (1942) in der Saturday Evening Post fest, und er schrieb seinen ersten Roman, The Gremlins (1943). Nach dem Ende des Krieges lebte er in England und in New York. Zum Bestseller wurde die Sammlung von Kurzgeschichten Someone Like You (1953) Dahls, der in der Folge makabre Erzählungen mit witzigen Pointen verfaßte, aber auch 19 Kinderbücher, u.a. James and the Giant Peach (1961, dt. James und der Riesenpfirsich) und Charlie and the Chocolate Factory (1964, dt. Charly und die Schokoladenfabrik) sowie Drehbücher, u.a. für den James Bond-Film You Only Live Twice (1967; James Bond 007 - Man lebt nur zweimal), nach einer Romanvorlage von Ian Fleming und Gedichte. Ansonsten wurden u.a. einige seiner Erzählungen und Romanen verfilmt, wie 36 Hours (1964) mit James Garner (*1928) und Mathilda (1996) unter der Regie von Danny deVito (*1944), der zugleich die Hauptrolle spielte.

Werke u.a.: Kiss Kiss (1960, dt. Küßchen, Küßchen!), Switch Bitch (1974, dt. Kuschelmuschel), My Uncle Oswald (1979, dt. Onkel Oswald und der Sudan-Käfer), The Witches (1983, dt. Hexen lauern überall).

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Great Missenden, Buckinghamshire

 Peredelkino bei Moskau

Quelle

Bild: Aleksandr Evgenievich Bravo (12/2006) Wikipedia.org

Julius Hart

 

Deutscher Schriftsteller und Literaturkritiker; Sohn eines Rechnungsrates; Bruder des Schriftstellers Heinrich Hart; bereits während seiner Gymnasialzeit in Münster arbeitete er bei der von seinem älteren Bruder herausgegebenen Schülerzeitschrift Herz und Geist mit, und 1877 gaben beide dann ihre erste Literaturzeitschrift, Deutsche Dichtung, heraus. Voller Elan zogen sie dann 1877 nach Berlin, mußten jedoch bald aus Geldmangel wieder in ihre Geburtsstadt zurückkehren, wo sie die Zeitschrift Deutsche Monatsblätter in den Jahren 1878 und 1879 auf den Markt brachten. 1879 riefen sie den Deutschen Literaturkalender ins Leben, der 1881 nach seiner Übernahme durch Joseph Kürschner unter dem Namen Der Kürschner berühmt wurde. Literaturgeschichtlich von Bedeutung war v.a. die zwischen 1882 und 1884 gemeinsam herausgegebene Literaturzeitschrift Kritische Waffengänge, in der sie ausschließlich eigene Beiträge veröffentlichten. Die Zeitschrift entwickelte sich zu einem Wegbereiter des Naturalismus. 1889 waren die Brüder Mitbegründer der Freien Bühne, deren Leitung dann Otto Brahm übernahm. Außerdem gehörten die Brüder zum literarischen Verein, der Friedrichshagener Kreis, dem u.a. Gerhart Hauptmann, Arno Holz und Johannes Schlaf angehörten. Die in Friedrichshagen herausgegebene Zeitschrift Die neue Gemeinschaft stieß allerdings auf nur geringes Interesse.

Julius Hart verfaßte pantheistische Gedankenlyrik, die er in Gedichtsammlungen veröffentlichte (Sansara, 1879, Homo sum, 1889), Dramen und Novellen sowie eine Geschichte der Weltliteratur und des Theaters (2 Bde., 1893-96).

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Bild: Heiko Bockstiegel (05/2007)

Berlin-Zehlendorf, Städtischer Friedhof, Onkel-Tom-Str.

Gerhard Wolf

 

 

Deutscher Schriftsteller und Verleger; Sohn eines Buchhalters; seine Mutter starb, als er zehn Jahre alt war. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er - wie viele seines Jahrganges - als Flakhelfer eingesetzt und geriet in Kriegsgefangenschaft der US-Army. Nach seiner Entlassung legte er 1947 sein Abitur ab und war von 1947 bis 1949 als Oberschulhelfer und Neulehrer in Schlotheim (Thüringen) tätig, bevor er von 1949 bis 1951 Germanistik und Geschichte an der Universität Jena studierte, das Studium aber unterbrach und von 1951 bis 1953 als Rundfunkredakteur in Leipzig und Berlin tätig war. Von 1953 bis 1956 setzte er dann an der Humboldt-Universität in Berlin sein Studium fort, das er mit dem Grad eines Diplom-Germanisten abschloß. Seit 1957 war er als Schriftsteller tätig, wirkte als Essayist, Kritiker und Autor von Filmdrehbüchern, vor allem jedoch als Lektor des Mitteldeutschen Verlags und in den 1960er Jahren als Herausgeber und Förderer der jüngeren DDR-Lyrikergeneration. Beim Ost-Berliner Aufbau Verlag führte er in den Jahren zwischen 1988 bis 1991 die Edition Außer der Reihe ein, die die Werke zahlreicher Autoren der im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg ansässigen Gruppe von Lyrikern und DDR-Dissidenten. 1991 gründete Wolf den Verlag Gerhard Wolf Janus Press. Ebenfalls in den 1980er Jahren gab er gemeinsam mit Günter de Bruyn die Reihe Märkischer Dichtergarten heraus.

Wolf, der Kunstgeschichte, christliche Archäologie und Philosophie an der Universität Heidelberg studierte und 1989 promovierte hatte, folgte nach seiner Habilitation an der Freien Universität Berlin im Jahre 1995, drei Jahre später dem Ruf auf den Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Universität Trier, den er bis 2003 innehielt, bevor er anschließend Direktor am Kunsthistorischen Institut in Florenz wurde. Außerdem war er wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft. Von 2008 bis 2020 lehrte er als Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin und von 2013 bis 2019 war er Mitglied der Wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats. Zahlreiche Gastprofessuren führten ihn u.a. an die französische Elite-Hochschule für Sozialwissenschaften in Paris (EHESS), nach Rom (Bibliotheca Hertziana), Wien, Buenos Aires, an die Harvard University, Jawaharlal Nehru University, in Delhi und nach New York an die Columbia University.

Gerhard Wolf, seit 1957 Mitglied des Schriftstellerverbandes der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und ab 1973 des PEN-Zentrums der DDR,, war bis zu seinem Tod Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. 2003 wurde er zum Ehrenmitglied der Sächsischen Akademie der Künste gewählt.

1976 war er einer der Unterzeichnern einer Resolution, mit der Kulturschaffende der DDR gegen die Ausbürgerung des Liedermachers und Lyrikers Wolf Biermanns protestierten und wurde daraufhin aus der Partei der er 1946 beigetreten war, ausgeschlossen.

In den 1980er Jahren gab er gemeinsam mit Günter de Bruyn die Reihe Märkischer Dichtergarten heraus, die eine wichtige Rolle bei der Neurezeption der deutschen Romantik in der DDR spielte. Von 1988 bis 1991 erschienen in der von Wolf betreuten Serie Außer der Reihe die Werke zahlreicher Autoren der im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg ansässigen Gruppe von Lyrikern und DDR-Dissidenten. 1991 gründete Wolf den Verlag Gerhard Wolf Janus Press. Er lebte in Berlin.

Verheiratet war Gerhard Wolf seit 1951 mit der Schriftstellerin Christa, née Ihlenfeld, die er ein Jahr zuvor beim Germanistikstudium kennengelernt hatte. Nach der Geburt der ersten Tochter, 1952, gab er sein Studium vorübergehend auf .

Werke u.a.: Der Menschheit Träumer und Soldat Louis Fürnberg (1959), Beschreibung eines Zimmers (1971); Der arme Hölderlin (1972), Till Eulenspiegel (1973, zusammen mit Christa Wolf), Elena Liessner-Blomberg oder Die Geschichte vom Blauen Vogel (1978), Wortlaut, Wortbruch, Wortlust (1988), Herzenssache. Memortial - unvergessliche Begegnungen (2020).

Auszeichnungen u.a.: Heinrich-Mann-Preis (1974, gemeinsam mit Christa Wolf), Rahel-Varnhagen-von-Ense-Medaille des Landes Berlin (1994).

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Berlin, Friedhof Dorotheenstädt. u. Friedrichswerderschen Gemeinden

Bilder: Klaus Meinert (10/2023)

Henri Marie Gabriel Blondeau

 

Französischer Dramatiker, Librettist und Sänger; wurde anfang der 1860er Jahre als Angestellter eines Börsenmaklers in Konzertcafés durch Lieder bekannt. Mit seinem Freund Hector Monréal arbeiteten sie 45 Jahre lang auf der Bühne zusammen.

Seine Stücke wurden auf den größten Pariser Bühnen des 19. Jahrhunderts aufgeführt: Théâtre de l'Ambigu-Comique, Théâtre des Folies-Dramatiques, Théâtre des Variétés, Théâtre du Château d'Eau usw.

Im Jahr 1871, während der Pariser Kommune, leiteten er und Monréal die satirische Zeitung le Fils du Père Duchêne illustré.

Hector Montéal und Henri Blondeauund sein Freund Hector Monrèal wurden berühmt für ihr Chanson Frou-frou, das 1898 mit der Musik von Henri Chatau entstand.

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Hector Monréal  eigentl. Joseph Marie Ylpize Rieunier

 

 

Französischer Illustrator, Liedermacher und Dramatiker; Sohn des Zeichners Aubin Rieunier, der bis 1840 Direktor der Gemeinschaftsschule in Carcassonne war .Monréal arbeitete zunächst als Zeichner, gab diese Position jedoch 1862 auf, um bis 1864 als Schauspieler am Montmartre-Theater zu wirken. Anschließend wurde er als Designer bei der Zeitschrift Petit journal tätig, wo er die Zusammenfassungsschilder entwarf, die jeden Morgen an der Tür der Zeitung angebracht wurden. Anschließend begann er mit Henri Blondeau, Theaterstücke zu schreiben. Ihre Stücke wurden rund vierzig Jahre lang auf den größten Pariser Bühnen des 19. Jahrhunderts aufgeführt: u.a. am Théâtre des Variétés, Théâtre du Château-d'Eau, Théâtre des Folies-Dramatiques.

Mehrere ihrer Lieder wurden unter anderem von der Schauspielerin und Sängerin Suzy Delair, die 12 Jahre lang mit dem französischen Filmregisseur Henri-Georges Clouzot, liiert war, der Chanteuse Berthe Sylva, Bourvil und der Sängerin und Schauspielerin Line Renaud aufgenommen und aufgeführt.frou-frou_plakat

Hector Montéal und Henri Blondeau wurden berühmt für ihr Chanson Frou-frou., das 1898 mit der Musik von Henri Chatau entstand.

La femme porte quelques fois
La culotte dans son ménage
Le fait est constaté, je crois
Dans les liens du mariage
Mais quand elle va pédalant
En culotte, comme un zouave
La chose me semble plus grave
Et je me dis en la voyant :

refrain
Frou-frou, frou-frou
Par son jupon la femme
Frou-frou, frou-frou
De l'homme trouble l'âme
Frou-frou, frou-frou
Certainement la femme
Séduit surtout
Par son gentil frou-frou

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Asnières-sur-Seine, Dèp. Hauts-de-Seine), cimetière ancien

Richard Wagner

 

 

Rumänisch-deutscher Schriftsteller; der der deutschsprachigen Minderheit der Banater Schwaben1 angehörende Wagner studierte Germanistik und Rumänistik in Timișoara (Temeswar) und veröffentlichte bereits während des Studiums Lyrik und Kurzprosa. Anschließend arbeitete Wagner als Deutschlehrer und Journalist und veröffentlichte Gedichte und eine Reihe von Gedichten und Kurzgeschichten auf Deutsch.

Begonnen hatte er seine Laufbahn als Schriftsteller schon 1969, als er Gedichte in der Zeitung Neuer Weg2 veröffentlichte. 1972 gründete er gemeinsam mit einigen seiner Studienfreunde und Schriftstellerkollegen die Aktionsgruppe Banat, eine deutschsprachige literarische Aktivistenvereinigung. Nach einer kurzzeitigen Inhaftierung Wagners durch den rumänischen Geheimdienst Securitate wurde die Gruppe, die zuvor bereits von diesem abgehört und überwacht worden war, allerdings 1975 zerschlagen.

In Timișoara trat er dem Adam-Müller-Guttenbrunn-Literaturkreis bei, dem neben anderen auch Herta Müller (*1953), die 2009 mit dem Nobelpreises für Literatur ausgezeichnet werden wird, Ilse Hehn, Helmuth Frauendorfer und Horst Samson angehörten, bei. Als einige Mitglieder des Literaturkreises im Herbst 1984 von einer Auslandsreise in die Bundesrepublik Deutschland nicht nach Rumänien zurückgekehrt waren entschlossen sich auch Richard Wagner und seine damalige Ehefrau Herta Müller, um der kommunistischen Unterdrückung und Zensur im Rumänien von Nicolae Ceaușescu zu entgehen, das Land zu verlassen. Nachdem ihren Anträgen zur endgültigen Ausreise stattgegeben worden war, konnten sie 1987 in die Bundesrepublik Deutschland übersiedeln. Auch nach der Übersiedlung in die Bundesrepublik erhielt das Paar Morddrohungen des rumänischen Staatsapparates. Zwei Jahre später trennte sich das Paar. Wagner, der 2013 sein privates Archiv 2013 dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas in München übergeben hatte. lebte als Schriftsteller und freier Journalist in Berlin.

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1  Historische Region in Südosteuropa, die heute in den Staaten Rumänien, Serbien und Ungarn liegt.

2  Staatlich finanzierte zentrale (überregionale) Tageszeitung in Rumänien, die von 1949 bis 1992 erschien und sich an die deutsche Minderheit Rumäniens richtete.

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Bilder: Günter Bihn (12/2023)

Berlin, Friedhof der Dorotheenstädt. und Friedrichswerderschen Gemeinden

Schriftsteller CV

Omnibus salutem!