Rudolf von Österreich-Ungarn

                              

Erzherzog; Kronprinz von Österreich; einziger Sohn Kaiser Franz Josephs I. und Elisabeths (Sisi); 1881 mußte er aus dynastischen Gründen Prinzessin Stephanie, Tochter des belgischen Königs Leopold II. heiraten. Aus der aufgezwungenen Ehe, der er gleichgültig gegenüberstand, ging als einziges Kind Elisabeth Marie hervor. Auch dem politischen Kurs seines kaiserlichen Vaters stand er skeptisch gegenüber, vielmehr bewunderte er seinen Vorfahren, den “Reformkaiser” Joseph II. Er sympathisierte mit den Deutschliberalen und den Ungarn, lehnte zu enge Bindungen zum Deutschen Reich ab. Schon als 14-Jähriger hatte er in einem Notizbuch hellsichtig notiert: “Die Monarchie ist eine mächtige Ruine, die sich vielleicht von heute auf morgen halten kann, die aber zuletzt doch fallen wird”: eine Ansicht, die auch seine Mutter teilte. Rudolf, der sich sehr für Ornitologie interessierte und eine Enzyklopädie Österreich-Ungarns verfaßt hatte, war sensibel und neigte zur Psychopathie. Gemeinsam mit der 17-jährigen Baronesse Mary Vetsera, die er auf Vermittlung der Gräfin Marie Louise Larisch-Wallersee kennengelernt hatte, beging er Selbstmord.

Mit dem späteren deutschen Kaiser, Wilhelm II.

 

Abschiedsbrief Rudolfs an seine Ehefrau Stephanie

Liebe Stephanie! Du bist von meiner Gegenwart und Plage befreit; werde glücklich auf Deine Art. Sei gut für die arme Kleine, die das einzige ist, was von mir übrig bleibt. Allen Bekannten, besonders ... sage meine letzten Grüße. Ich gehe ruhig in den Tod, der alleine meinen guten Namen retten kann. Dich herzlich umarmend Dein Dich liebender Rudolf

 

 

 

 

 

 

 

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Wien, Kaisergruft, Franz-Josephs Gruft (rechter Sarkophag)

Ferdinand I.

                                           

Kaiser von Österreich (1835-48); als Ferdinand V. König von Ungarn; Sohn Kaiser Franz' I.; war trotz seiner körperlichen und geistigen Schwäche aus Legitimitätsgründen zur Thronfolge verpflichtet, die er nach dem Tode seines Vaters am 2.3.1835 antrat. Die Regierungsgeschäfte führte allerdings die sogenannte Staatskonferenz (v.a. Staatskanzler Metternich und Minister Graf Kolowrat-Liebsteinsky). Nachdem Metternich aufgrund der Unruhen der Märzrevolution 1848 am 13.3.1848 zurückzutreten war und das Land verlassen hatte, hob Ferdinand am 15. März – nunmehr beraten von Kolowrat, den er zum ersten Ministerpräsidenten Österreichs machte – die Zensur auf und setzte am 25. April mit der Pillersdorfschen Verfassung weitere Schritte der Liberalisierung in Gang.

Aufhebung der Pressezensur durch Ferdinand I. am 15. März 1848 zoom

Ferdinand verzichtete am 2.12.1848 zu Gunsten seines Neffen Franz Joseph (I.) auf den Thron, behielt jedoch bis zu seinem Tode weiterhin den Titel eines Kaisers bei.

Unter der Regentschaft Ferdinands mußten 1837 aufgrund eines Befehls des Kaisers alle Zillerthaler, die am am Augsburger Bekenntnis festhielten, ihre Heimat verlassen. 427 Personen gingen in die Emigration.

Verheiratet war Ferdinand seit 1831 mit Maria Anna (*1803, †1884), Tochter der Erzherzogin Maria Theresia von Österreich-Este und des Königs Viktor Emanuel I. von Sardinien-Piemont, seiner Cousine 3. Grades.

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Maria Anna von Savoyen

Kaiserin von Österreich; Gemahlin von Ferdinand I.; Tochter von Maria Theresia von Österreich-Este und Viktor Emanuel I.; sie war, obwohl sie die deutsche Sprache nie erlernte, beim Volk sehr beliebt; Josef Lanner und Johann Strauß Vater und Sohn widmeten der Kaiserin eigene Stücke, am bekanntesten die Annen-Polka, die am 24.7.1852 im Wiener Prater zur Uraufgeführung gelangte.

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Marie Louise von Österreich

                

Kaiserin von Frankreich, Erzherzogin von Österreich, Tochter Kaiser Franz' II.; wurde 1810 gegen ihren Willen mit Napoléon I. verheiratet, gebar ihm 1811 einen Sohn, den späteren Herzog von Reichstadt. Nach Napoléons Abdankung erhielt sie die Herzogtümer Parma, Piacenza und Guastalla. Dort war sie sehr beliebt, ließ u.a. Straßen, Brücken errichten und das Theater in Parma, das Teatro Regio, bauen, das 1829 mit Vincenzo Bellinis Oper Zaira eingeweiht wurde. 1821 heiratete sie ihren Oberhofmeister Graf Neipperg, nach dessen Tod 1834 Graf Bombelles.

 

 

 

 

 

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Bild: Alexander Krischnig (2004)

Wien, Kaisergruft, Ferdinandsgruft

Wien, Kaisergruft, Neue Gruft

Leopold II.

                   

Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (1790-92), König von Ungarn (seit 1790) und Böhmen (seit 1791), als Leopold I. Großherzog von Toskana (1765-90); Sohn Franz' I. und Maria Theresias; Bruder Marie Antoinettes; hob als Nachfolger seines Bruders Joseph II. dessen Reformen zum Teil wieder auf. Der Aufruhr in den österreichischen Niederlanden und in Ungarn wurde unterdrückt, in der Konvention von Reichenbach (1790) der Ausgleich mit Brandenburg-Preußen erreicht. 1792 schloß Leopold, der die Französische Revolution zunächst verhalten begrüßt hatte, ein Bündnis mit Friedrich Wilhelm II. von Preußen zum Schutz der französischen Monarchie.

Verheiratet war Leopold II. seit dem 5. August 1765 mit der Infantin Maria Ludovica, Tochter König Karls III. von Spanien und dessen Gattin Prinzessin Maria Amalia von Sachsen. Die Heirat fand in Innsbruck statt, wohin er mit seinem Vater und seinem Bruder gereist war. Zuvor war die Eheschließung bereits per procurationem am 16.2.1764 in Madrid geschlossen worden (Franz I. starb während des Aufenthalts in Innsbruck). .Aus der Ehe gingen sechzehn Kinder hervor, u.a. Franz I./II., der sein Nachfolger werden sollte.

Treffen zwischen Friedrich Wilhelm II. und Leopold II. auf Schloß Pillnitz bei Dresden anläßlich der Pillnitzer Deklaration vom 27. August 1791. (pinxit Johann Heinrich Schmidt, 1791)

Maria Ludovika

 

Kaiserin (1790-92); Gemahlin Leopolds II.; Tochter Karls III. von Spanien und der Prinzessin Maria Amalia von Sachsen.

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Bild: Alexander Krischnig (2004)

Wien, Augustinerkirche, St. Georgskapelle

Bild: Alexander Krischnig (11/2005)
Bild: Alexander Krischnig (11/2005)
Bild: Alexander Krischnig (11/2005)
Bild: Alexander Krischnig (11/2005)
Bild: Alexander Krischnig (11/2005)

Wien, Kaisergruft, Toskanagruft

Bild: Alexander Krischnig (06/2006)

Hinweis: hierbei handelt es sich um einen Kenotaph.

Hinweis: Der Sarkophag auf der linken Seite birgt die sterblichen Überreste der Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sisi).

Marie Antoinette eigentl. Maria Antonia Josepha Johanna

 marie_antoinette_kind2_bd  1771   

Königin von Frankreich und Navarra (1774-93); Erzherzogin von Österreich; Tochter Maria Theresias; wurde am 19.4.1770 per procurationem in der Augustinerkirche in Wien gemäß des Wahl- und Hausspruchs der Habsburger “Bella gerant allis, tu, felix Austria nube” (“Kriege laß´ andere führen, Du, glückliches Österreich, heirate”) mit dem Dauphin, dem künftigen König Ludwig XVI. von Frankreich, verheiratet. Die “Übergabe” der Braut erfolgte aus Gründen diplomatischer Neutralität auf einer Sandinsel in der Mitte des Rheins zwischen Kehl und Straßburg, auf der zu diesem Zwecke ein Pavillon errichtet worden war, statt (Goethe, seinerzeit Student der Rechte in Straßburg, hatte sich gemeinsam mit anderen Studenten mittels eines Bestechungsgeldes Zugang zum für die Öffentlichkeit gesperrten Inneren des Pavillon verschafft). Nach einer bis ins Detail erfolgten Zeremonie, bei der sie völlig unbekleidet die Markierung zwischen Frankreich und ihrer alten Heimat überschreiten mußte1, wurde Maria Antonia, jetzt Marie Antoinette, Dauphine de France, vor dem Straßburger Münster von ausgerechnet jenem Louis René Éduard, Fürst von Rohan begrüßt und gesegnet, der später in der Halsbandaffaire eine so verhängnisvolle Rolle spielen sollte.

Hochzeiturkunde vom 16.5.1770zoom

In Versailles, wo am 16.5. in der Kapelle Ludwigs XIV. im dortigen Schloß die eigentliche Vermählung stattfand2, traf die 15jährige junge Ehefrau auf einen wegen einer physischen Anomalie (Phimosis) zunächst zeugungsunfähigen Dauphin, der erst nach einer für beide Partner siebenjährigen qualvollen Ehe den Mut fand, sich einer kleinen Operation zu unterziehen, so daß das erstes Kind geboren wurde. Diese lange Zeit hat den Charakter beider maßgeblich verändert: Der sowieso schon Comtesse de Noailleszurückhaltende Ludwig floh den höfischen Vergnügungen, Marie Antoinette wandte sich ihnen um so mehr zu. Immer wieder quälten ihre Mutter in Wien düstere Ahnungen, und sie gab ihrer Hoffnung Ausdruck, das befürchtete Desaster nicht mehr erleben zu müssen, Und immer wieder sah ihre Mutter sich genötigt einzugreifen, sie mit Briefen zu ermahnen, sich angemessen zu benehmen, sah sich gar veranlaßt, einen ihrer Vertrauten, den aus Belgien stammenden Grafen Mercy, in Versailles einzuschleusen, offiziell als ihren Botschafter, tatsächlich aber als Beobachter ihrer Tochter. Mehrmals mußte Mercy eingreifen, so auch, um die Beziehung zwischen der Dauphine und Madame du Barry, der Favoritin König Ludwigs XV., zu entspannen; Marie Antoinette hatte sich monatelang Marie Antoinettegeweigert, jene auch nur eines Blickes zu würdigen, geschweige denn, Worte an sie zu richten, was einer Beleidigung gleichkam. erst nach dem persönlichen Eingreifen Ludwigs ließ sie sich dazu herab, sie mit den Worten: “Es sind heute viele Leute in Versailles” anzusprechen; aber sie sprach danach nie wieder mit ihr. Aber insgesamt überstand Marie Antoinette in den ersten Jahren trotz ihrer jugendlichen, schon von ihrer Mutter immer wieder beklagten Überschwenglichkeit und Unbekümmertheit die trockene Etikette des französischen Hofes unbeschadet. Nach dem Tode Ludwigs XV. löste sie sich vollständig aus der Bevormundung der drei Tanten ihres Mannes und derjenigen ihrer Erzieherin Comtesse de Noailles, die sie als “Madame Etikette” titulierte, führte ein von dem einengenden Zeitplan relativ freies Leben. Mit LamballeGleichgesinnten, die sie um sich versammelt hatte, besuchte sie die Oper und andere Lustbarkeiten in Paris, kam oftmals erst gegen Morgen zurück nach Versailles. Ihre Favoritin in dieser Zeit war zunächst die Hofdame Marie-Louise, Madame de Lamballe, die ab 1776 ihren Einfluß auf die Königin an Yolande Martine Gabrielle, Herzogin von Polignac, die sie 1775 bei einem Hofball kennengelernt hatte, abgeben mußte. Insbesondere Letztere gewann als Vertraute Marie Antoinettes einen großen und zugleich unheilsvollen Einfluß auf diese (erst während der frühen Revolutionsjahre wurde die Königin der Habgier, Extravaganzen und Vetternwirtschaft der Herzogin überdrüssig und wandte sich wieder Herzogin von Polignac (pinxit Élisabeth Vigée-Lebrun, 1787)Madame de Lamballe zu). Bald machten Gerüchte um ihr ausschweifendes Leben die Runde nicht nur im Palast, in Paris und im Lande, sondern auch im Ausland. Ihre an sich schon (auch bei Hofe) mangelnde Popularität nahm noch mehr zu durch ihren Hang zu kostspieligem Luxus. Nachdem Ludwig XVI. ihr zu Beginn seiner Regentschaft das in der Nähe Versailles liegende, ursprünglich von Ludwig XV. für Madame Pompadour gebaute Schlößchen Petit Trianon geschenkt hatte, ließ Marie Antoinette es für fast 2 Millionen Livre ausstatten, mit einem “natürlichen” Park umgeben sowie den Hameau de la Reine, Dorf der Königin, anlegen. Schwer schädigte außerdem die Halsbandaffaire ihren Ruf und trug zur Diskreditierung des Ancien Régime (1785) bei. Obwohl unschuldig, war sie selber an dieser Entwicklung nicht unbeteiligt: Statt die Vorkommnisse diskret abzuwickeln, um einen öffentlichen Skandal zu vermeiden, wandte Marie Antoinette sich an das Volk, um damit zu dokumentieren, sie habe damit nichts zu tun3. Jetzt wurde erstmals das volle Ausmaß der Verschwendung und des Staatsdefizits bekannt. Nun aber erhielt das bislang vom König unbeachtete Parlament, vor dem verhandelt wurde, beim Volk einen Stellenwert, das es zuvor nicht innehatte. Und die Königin erhielt den Spottnamen “Madame Déficit”. Auch suchte man gezielt ihren Ruf zu ruinieren: So wurde das Gerücht in die Welt gesetzt, sie habe, als ihr zu Gehör gebracht wurde, die wirtschaftliche Lage des Landes sei so schlecht, daß sich die Armen nicht einmal mehr Brot kaufen könnten, gesagt:“S'ils n'ont pas de pain, qu'ils mangent de la brioche” [dt. “Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Kuchen essen”] (heute ist nachgewiesen, daß dieser Satz von Jean-Jacques Rousseau geprägt wurde, und zwar bereits Jahre vor Marie Antoinettes Thronbesteigung nach dem Tode Ludwig XV. im Jahre 1774).

Spottbild auf die Königin: Die österreichische Henne. “Ich vertrage Gold und Silber ganz leicht, aber die Konstitution, die kann ich nicht herunterkriegen.”

Die zunehmenden Gefahr für Leib und Leben für sich und ihre Familie nach dem Ausbruch der Revolution 1789 rief Eigenschaften hervor, die in ihr geschlummert hatten und die man ihr nicht zugetraut hatte, und in einem ihrer Briefe stellte sie fest: “Erst im Unglück weiß man, wer man ist.“ Sie legte ihre Leichtfertigkeit ab, begann ernsthaft, sich mit der entstandenen Situation auseinanderzusetzen, ihren Beratern zuzuhören und durchdachte Entscheidungen zu treffen, verhandelte, während Ludwig zunehmend handlungsunfähig schien, mit den Ministern und Gesandten. Sie stellte sich auf die Seite der reformfeindlichen Kräfte am Hof, die sich jedem Kompromiß mit den gemäßigten Revolutionären widersetzten, überwand sich allerdings und traf sich Ende 1790 heimlich im Schloß von Saint-Cloud mit Mirabeau, 1791 präsidialer Vorsitzender der Nationalversammlung, der eine konstitutionelleIn den Tuilerien, noch vor der Flucht nach Varennes von Alexander Kuschinski 1791 angefertigtes, nicht vollendetes Bild. Monarchie nach englischem Vorbild präferierte, versuchte, zwischen den reaktionären und radikalen Anhängern der Revolution zu vermitteln. Er begann damit ein gefährliches Doppelspiel, das durch seinen plötzlichen Tod - vermutlich mittels Gift - endete. Um sich heimlich mit ihren Freunden im Ausland zu verständigen, erlernte Marie Antoinette Techniken der verdeckten Kommunikation; sie erlernte das Chiffrieren von Botschaften mittels Zahlencodes und das heimliche Versenden von Nachrichten. Als das Königspaar die Aussichtslosigkeit der Situation erkannt hatte, beschloß es - insbesondere auf Initiative der Königin - Paris zu verlassen, um vermutlich nach Metz zu fliehen. Nach A.v.Fersenmehrmaligem Verschieben der Flucht verließen sie in den frühen Morgenstunden des 20. Juni 1791 mit ihren Kindern und einigen anderen Personen mit Unterstützung des schwedischen Grafen Axel von Fersen, den sie inbrünstig liebte und mit dem sie sich mehrmals heimlich nächtens u.a. in Trianon und in Saint-Cloud traf, und der auch die Vorbereitungen getroffen hatte, die Tuilerien. Gegen 6 Uhr 30 wurde die Flucht der königlichen Familie festgestellt, und es wurde die Suche nach ihr eingeleitet. Gegen 23 Uhr wurde sie in ihrer auffälligen Karosse entdeckt, bei Varennes gestellt und in das Haus eines Krämers gebracht. Nachdem gegen Morgen Beauftragte der Nationalversammlung mit dem Dekret zur Festnahme eingetroffen waren und der Ruf des Mob “à Paris!” immer lauter wurde, gab der König seinen Widerstand auf und die Gefangenen wurden zurück nach Paris gebracht. Nachdem Karl II. Wilhelm Ferdinand, Herzog von Braunschweig, in dem Manifeste de Brunswick am 25.7.1792 Gewalt androhte, falls der königlichen Familie etwas zustoße, und aufgestachelt durch die Zeitungen Jean Paul Marats und insbesondere des von Jacques-René Hébert herausgegebenen Père Duchesne, stürmte das Volk am 10.8. des selben Jahres die Tuilerien, wo die königliche Familie wieder untergebracht worden war. Er nach langen Zögern entschied Ludwig, sich in Sicherheit zu bringen, die Ttuilerien, die seine Vorfahren erbaut hatten, zu verlassen und sich und seine Familie in die Obhut der Nationalversammlung zu begeben. Nach 18 Stunden die sie dort verbringen mußte, brachte man sie in ein ehemaliges Kloster der Feuilands. Und erst am 13. August um 6 Uhr abends, wurde die Familie in den temple, eine ehemalige Festung des Templerordens, transferiert, der zuvor hatte hergerichtet werden müssen. Dort wurde die königleiche Famile ausgerechnet in die Obhut Hèberts gegeben, des übelsten der Revolutionär. Dort mußte sie den Versuch des aufgebrachten Mobs miterleben, sie mit dem abgeschlagenen Kopf ihrer Vertrauten Madame de Lamballe zu konfrontieren. Es gab mehrere Versuche, die Königin aus ihrer Inhaftierung zu befreien, zuletzt durch den sogenannten “Complot de l'Œillet”, zu dem Baron de Baz Bestechungsgeldern zur Verfügung stellte. Wenige Tage nach der Aufdeckung dieser mit Hilfe des bestochenen Jean-Baptiste Michonis (guillotiniert 1794), ursprünglich ein Limonadenhersteller und jetzt Mitglied der Pariser Kommune, Inspektor der Gefängnisse undElisabeth, Schwester ludwigs XVI. Polizeichef, Befreiungsversuches beschloß der Wohlfahrtsausschuß, sie von ihrem geliebten Sohn Karl Ludwig (Ludwig XVII.) zu trennen. Am 13.7.1793 wurde dieser in die Obhut des Schusters Antoine Simon (guillotiniert 1794) gegeben und an anderer Stelle im Temple untergebracht. Wenige Tage später, am 2.8., wurde sie auch von ihrer Tochter Marie Thérèse Charlotte, gen. Madame Royale, und von Elisabeth, der Schwester Ludwigs XVI,. getrennt. Sie selber wurde in die düstere Conciergerie, ein Gefängnis, das kaum jemand wieder lebend verlassen hatte, verlegt. Am 14.10.1793 begann nach einer kurzen Befragung der “Witwe Carpet”, so war ihre nunmehr offizielle Anrede, der Prozeß gegen sie, in dem Antoine Quentin Fouquier-Tinville (*1746, †1795, guillotiniert), öffentliche Anklage vertrat. Er warf ihr Hochverrat und Ausschweifungen sowie - besonders infam - sexuelle Verfehlungen gegen ihren Sohn vor. Während letztere Vorwürfe fallengelassen wurden, warf man ihr weiterhin vor, u.a. Informationen über Truppenbewegungen und Standorte der französischen Armee an die Österreicher geliefert zu haben; das entsprach zwar den Tatsachen, die Beweise hierfür wurden jedoch erst viel später in den Archiven gefunden (sie fühlte sich von französischen Volk verraten und wünschte, nachdem der Krieg ausgebrochen war, ihren kaiserlichen Verwandten und deren Verbündeten Erfolg über die französische Revolutionsarmee: “Niemals habe ich größeren Stolz gefühlt denn jetzt, als eine Deutsche geboren zu sein”). Nach einer nur zwei Tage und einer Nacht geführten Verhandlung, wurde sie durch die Geschworenen einstimmig für schuldig befunden und das Todesurteil verkündet.

Auf dem Weg zur Guillotine (pinxit Jaques-Louis David)4

Am Folgetag wurde sie um 12 Uhr Mittag auf dem Revolutionsplatz mittels der Guillotine öffentlich hingerichtet - neun Monate nach der Hinrichtung ihres Gatten, die bereits am 21.1.1793 erfolgt war. Hébert, der nur fünf Monate später, am 24. März 1794, auf der Place de Grève ebenfalls guillotiniert wurde, schrieb am nächsten Tag in seinem Père Duchesne: “Die Dirne ist übrigens kühn und frech bis zum Ende geblieben5“.

Abschiedsbrief Marie Antoinettes

Zwei ihrer Kinder starben noch vor der Revolution, Ludwig Joseph Xavier (*22.10.1781, †4.6.1789) und Sophie Helene Beatrice (*9.7.1786, †18.6.1787). Um das Schicksal ihrer Tochter Marie Thérèse Charlotte gab es viele Spekulationen. Ihr Sohn Karl Ludwig starb am 8.6.1795 im Pariser Temple an Tuberkulose. 1999 wurde die Kristallurne, in der sein Herz verwahrt wurde, geöffnet und das Herz einer DNA-Analyse unterzogen. Damit wurde Karl Ludwigs Identität bestätigt und eine Jahrhunderte lang währende Diskussion um Hochstapler beendet, die immer wieder Ansprüche auf den Königsthron geltend gemacht hatten, wie z.B. der deutsche Uhrmacher Karl-Wilhelm Naundorff, der 1845 in den Niederlanden gestorben war und auf dessen Grabstein der Satz “Hier ruht Ludwig XVII. König von Frankreich" steht.

Mit ihren Kindern (pinxit Adolf Ulrik Wertmüller, 1785)

        

Erzherzog Maximilian Franz (l.) besucht seine Schwester Marie Antoinette und deren Mann König Ludwig XVI..

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1 Nichts sollte sie als zukünftige Königin von Frankreich aus der alten Heimat mitsichbringen.

2 Später wird man im Zusammenhang mit der Hochzeit stehende Dinge als Vorboten eines glücklos verlaufenden Lebens Marie Antoinettes deuten:

3 Napoléon stellte später fest: “Die Königin war unschuldig, und um ihre Unschuld öffentlich bekanntzugeben, wollte sie, das Parlament sollte Richter sein. Das Ergebnis war, daß man die Königin für schuldig hielt”.

4 Als David die Bleistiftzeichnung des Karrens mit der Königin schuf, stand er mit seinem Zeichenblock an der Kreuzung der rue Saint Honoré / Place du Palais Royal, dort wo sich von 1681 bis 1910 das Café de la Régence (heute Café Ruc) befand.

5  Im Gefängnis läuft und heult noch einige Tage der kleine Hund der Königin unruhig hin und her, schnüffelt von Zimmer zu Zimmer und springt auf alle Matratzen, um seine Herrin zu suchen; dann wird auch er gleichgültig, und der Gefängniswärter nimmt ihn mitleidig zu sich. (Stefan Zweig, Marie Antoinette, S. Fischer (1965) Seite 441.

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Über Einzelheiten des Lebens Marie Antoinettes während ihrer Zeit als dauphine und Königin von Frankreich berichtet Jeanne Louise Henriette Campan (*1752, †1822) in ihren Mémoires sur la vie privée de Marie-Antoinette, reine de France et de Navarre (1822), insbesondere auch über die Halsbandaffaire. Madame Campan war première femme de chambre (Erste Kammerfrau) Marie Antoinettes.

 

 

 

 

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Ludwig XVI. [franz. Louis XVI.]

1769     

König von Frankreich und Navarra (1774-92); Ludwig August [franz. Louis Auguste], so sein Taufname, war der Sohn des Dauphins Ludwig Ferdinand (*1729, † 1765) und Maria Josephas von Sachsen (*1731, †1767).,Tochter Friedrich Augusts II., Kurfürst von Sachsen und König von Polen; Enkel Ludwigs XV., des Vaters von Ludwig (XVII.), Bruder von Ludwig XVIII.; war mit Marie Antoinette, der Tochter Maria Theresias verheiratet. Anfangs waren er und seine später so verhaßte Gemahlin beim Volk sehr beliebt, und seine Thronbesteigung wurde allgemein mit Hoffnung begrüßt, da er ehrlichen Reformwillen zeigte. Die durch hohe Staatsausgaben und erhebliche Ernteausfälle ausgelöste Finanzkrise der Monarchie konnte er jedoch mit den Mitteln der absolutistischen Staatsführung nicht lösen.

Der Herzog von Berry, der spätere Ludwig XVI. (r.) mit dem späteren Ludwig XVIII..

Als nach der Mißernte von 1788 der Brotpreis auf das Doppelte stieg, kam es im April 1789 in Paris zu ersten durch Hunger ausgelöste Unruhen in der Bevölkerung, die von Truppen gewaltsam niedergeschlagen wurden. Als Ausweg aus der Krise berief Ludwig die Generalstände ein, die seit 175 Jahren nicht mehr getagt hatten. In der Folge kam es zu den Ereignissen, die die Französische Revolution auslösten und u.a. zur Abschaffung des Gottesgnadentums in Frankreich führten. Am Tag des Ausbruchs der Revolution, dem 14.7.1789, notierte Ludwig, ein großer Freund der Jagd, in sein Tagebuch: “Rien” [Nichts (geschossen)]. Nachdem er um 22 Uhr ins Bett gegangen war, ließ ihn der Herzog von Lioncourt wecken, um ihm mitzuteilen, daß die Bastille erstürmt und deren Kommandeur ermordet worden sei. In völliger Verkennung des Ernstes der Lage sagte er:“Aber das ist ja eine Revolte!”, worauf ihm der Herzog antwortete: “Nein, Sire, das ist eine Revolution”. Wenig später erschien der König jedoch überraschend in der Nationalversammlung und kündigte an, er werde seine Truppen zurückziehen. Erleichtert geleiteten ihn viele Abgeordnete daraufhin zum Schloß und riefen: ”Es lebe der König!“. Dennoch riet der Staatsrat in einer Sitzung am 16. Juli, Versailles zu verlassen und fern der Hauptstadt den Kampf gegen die Revolution aufzunehmen. Der König entschied sich jedoch zu bleiben und rief den beim Volk beliebten Jacques Necker zurück, den er am 11. Juli entlassen hatte. Am 17. Juli, drei Tage nach dem Fall der Bastille, kehrte Ludwig als Zeichen seines guten Willens in die Hauptstadt zurück, um im Rathaus den Neuerungen zuzustimmen. Die Ereignisse hatten aber bereits eine Eigendynamik entwickelt, die sich nicht mehr aufhalten ließ. Nachdem am frühen Morgen des 6. Oktober eine mit Spießen und Messern bewaffnete Horde in das Schloß eingedrungen war, überredete ihn La Fayette, sich dem Volk zu zeigen. Als sich die königliche Familie auf dem Balkon zeigte, rief der Mob “Nach Paris! Nach Paris!“ Ludwig sah Ludwig XVI. mit seiner Gemahlin Marie Antoinette und dem gemeinsamen Sohn Ludwig (XVII.).sich gezwungen, mit seiner Familie sein Schloß in Versailles zu verlassen und als “Gefangener seiner Hauptstadt” Wohnsitz im Palais des Tuileries zu nehmen. Nach seiner und seiner Familie von Graf Fersen, dem Günstling von Marie Antoinette, geplanten Flucht, die als Verrat angesehen wurde, der Festnahme in Varennes und der Rückkehr der königlichen Familie am 25.6.1791 wurde sie in den Tuilerien untergebracht. Mit seiner Flucht hatte er sozusagen sein Volk im Stich gelassen, hatte das Band zwischen dem Souverän und seinen Untertanen zuschnitten - ein großer psychologischer Fehler; er war damit zum Verräter am Volk geworden. Zwar anerkannte Ludwig - auch um seine Familie zu schützen - am 14.9.1791 die neue Verfassung, aber die Revolution radikalisierte sich; der Zorn der Revolutionäre und des Volkes wurde insbesondere durch das Manifeste de Brunswick vom 25.7.1792 des Generals Karl II. Wilhelm Ferdinand von Braunschweig angestachelt, in dem androht wurde, falls der königlichen Familie etwas zustoße, Frankreich anzugreifen und Paris zu zerstören. Die Zeitung Jean Paul Marats und insbesondere der von Jacques-René Hébert herausgegebene Père Duchesne steigerten den Haß gegen den König noch weiter. Am 10. August stürmte das aufgebrachte Volk die Tuilerien, wo die königliche Familie wieder untergebracht worden war, und Ludwig mit seiner Familie wurden, nachdem sie sich zunächst in der Nationalversammlung in Sicherheit begaben hatten und dann in ein ehemaliges Kloster der Feuilands gebracht worden waren, im Temple festgesetzt. Bevor Ludwig angeklagt wurde, konnte er sich noch einiger Exekution Ludwigs XVI.Vergünstigungen erfreuen, erhielt dort das Essen, das er sich wünschte, Kleidung und auch Bücher. Am 21. September wurde die Republik ausgerufen, und am 11. Dezember begann vor dem Nationalkonvent in der Salle du Manège der Prozeß gegen Ludwig. Fünf Wochen später, am 17. Januar 1793 wurde er auf Antrag Robespierres mit 361 zu 360 Stimmen wegen“la conspiration contre la liberté publique et la sûreté générale de l’État” [Verschwörung gegen die öffentliche Freiheit und die Sicherheit des gesamten Staates] verurteilt. Ludwig wurde auf der heutigen Place de la Concorde in den Morgenstunden als Bürger Louis Capet öffentlich hingerichtet, nachdem er am 20. Januar in einem letzten Brief um Aufschub gebeten hatte, um persönliche Angelegenheiten zu regeln.

Die königliche Familie (anonym, 1781)

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Krypta: Im Vordergrund links Marie Antoinette, rechts Ludwig XVI.

Isabella de Aragón

 

Französische Königin; die Tochter Jakobs I. von Aragón (*1208, †1276) und der Yolanda von Ungarn; ursprünglich mit dem französischen Kronprinzen Ludwig verlobt, wurde sie nach dessen Tod (†1259) erste Gattin König Philipps III., des Kühnen. Aus der Ehe gingen u.a. hervor Philipp IV. der Schöne (Philippe le Bel) und Karl (*1270, †1325), Graf von Valois, Stammvater des Hauses Valois. 1270 begleitete sie Philipp während des 7. Kreuzzuges, der sich gegen Tunis richtete, nach Nordafrika. Als dessen Vater, König Ludwig IX., vor Tunis an der Pest starb, und Philipp zum seinem Nachfolger ausgerufen wurde, fiel Isabella auf dem Rückreise nach Frankreich in Kalabrien in schwangerem Zustand vom Pferd und starb wenige Tage später an den Folgen dieses Unfalls.

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Saint-Denis, Basilika

Bild: Alexander Krischnig (01/2008)

Hochgrab

Bild: Kay (12/2009)
Bild: Kay (12/2009)
Bild: Kay (12/2009)

Krypta

Hochgrab

Krypta: Im Vordergrund links Marie Antoinette, rechts Ludwig XVI.

Saint-Denis, Basilika

Saint-Denis, Basilika

Saint-Denis, Basilika

Hinweis: Die geköpfte Marie Antoinette wurde unmittelbar nach der Guillotinierung in einen Sarg gelegt, blieb aber in einem Klostergarten bei der Madelaine solange unbeerdigt stehen, bis weitere Geköpfte herbeigekarrt worden waren. Dann wurde ihr Sarg auf Anordnung des Konvents als einziger mit ungelöschtem Kalk überschüttet und in ein Massengrab versenkt. Am 3. 6.1802 wurde das Land des Friedhofes von Pierre-Louis Olivier Desclozeaux gekauft, der die Stelle, an der das Königspaar begraben war, mit einer Hecke, zwei Weiden und einer Zypresse markierte. Nachdem Ludwig XVIII. zweiundzwanzig Jahre später nach den Leichnamen erfolgreich hatte suchen lassen – Marie Antoinettes Gebeine wurden aufgrund der ”Sonderbehandlung“ des Leichnams und eines Strumpfbandes identifiziert - wurde ihre Gebeine am 18. und 19. Januar 1815 exhumiert und am 21.1.1815 in einer feierlichen Zeremonie in die Basilika Saint-Denis verbracht. 1816 verkaufte Desclozeaux das auf dem Gelände stehende Haus und den ehemaligen Friedhof an Ludwig XVIII., der die Kosten von 3 Millionen Livres für den Bau der Chapelle expiatoire bereitstellte, deren Einweihung 1826 stattfand. Der Altar in der Krypta markiert den exakten Ort der ehemaligen Grabstätte Ludwigs XVI..

Wien, Kaisergruft, Ferdinandsgruft

Wien, Kaisergruft, Toskanagruft

Adel / Regenten XIII

Omnibus salutem!