Lily Braun née Amelia Jenny Emilie Klothilde Johanna von Kretschmann

 

Deutsche Politikerin, Frauenrechtlerin und Schriftstellerin; Tochter des preußischen Generals Hans von Kretschmann und dessen Gemahlin Jenny, née von Gustedt; mütterlicherseits Enkelin von Jenny von Gustedt, née Rabe von Pappenheim, die unehelich geborene Tochter Jérôme Bonapartes aus dessen Beziehung mit Diana Rabe von Pappenheim; Großtante von Marianne von Weizäcker, der Frau Richard von Weizäckers; wuchs in gesicherten, gutbürgerlichen Verhältnissen auf und genoß bis zu ihrem 25. Lebensjahr das gesellschaftlich Leben in den Kreisen, erkannte aber auch früh schon die soziale Ungerechtigkeit im Kaiserreich. Als ihr Vater 1889 bei Wilhelm II., der gerade im Jahr zuvor Kaiser geworden war, in Ungnade fiel und aus dem Dienst entlassen wurde (Versetzung in den “einstweiligen Ruhestand“), änderten sich ihre Lebensumstände und sie war gezwungen, sich eine eigene Existenz aufzubauen. Sie heiratete den Philosophieprofessor Georg von Gižycki, bekam durch ihn in Kontakt zur Frauenbewegung und dem sozialistischen Gedankengut; nach seinem Tode bekannte sie sich offen zum Sozialismus und begann sich in der Frauenbewegung zu engagieren, indem sie u.a. an der Zeitschrift Frauenbewegung mitarbeitete und Vorstandsmitglied des Vereins Frauenwohl wurde. Für die von Gižycki mitherausgegebene Ethische Zeitschrift verfaßte sie zahlreiche Artikel. Sie trat der SPD bei, wurde aber von den Genossinnen und Genossen als von Adel und der Oberschicht angehörend mißtrauisch und auch ablehnend behandelt. Besonders Clara Zetkin und Ottilie Baader standen ihr ablehnend gegenüber. Erstere zerriß deren 1901 publizierte Studie Die Frauenfrage - Ihre geschichtliche Entwicklung und ihre wirtschaftliche Seite - in einem in der sozialistischen Frauenzeitschrift Die Gleichheit erschienenen Artikel. Zetkin, die die Emanzipation der Frau als eines der Ergebnisse des Klassenkampfes sah, beschimpfte Lily Braun als Revisionistin, da sie die Befreiung der Frauen im Rahmen von sozialen Reformen sah.

Lily Braun, die in zweiter Ehe seit 1896 mit dem bereits zweimal geschiedenen sozialdemokratischen Politiker und Publizisten Heinrich Braun verheiratet war, starb an den Folgen eines Schlaganfalles im Alter von erst 51 Jahren.

Werke u.a.: Deutsche Fürstinnen (1893), Die Frauen und die Politik (1903), Im Schatten des Titanen (1908), Die Memoiren einer Sozialistin (1909-11), Mutter Maria, Die Liebesbriefe der Marquise (1912), Die Frauen und der Krieg. (1915), Lebenssucher (1915).

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Bilder: Holger Hübner (04/2006)

Kleinmachnow, Klausenerstraße 22 (urspr. bis zu einer Teilung des Grundstücks Erlenweg 29).

Willi Stoph

 

 

Deutscher Politiker (SED); einer Arbeiterfamilie entstammend; begann nach Abschluß der Volksschule eine Ausbildung zum Maurer. Anschließend absolvierte er ;ein Fernstudium der Bautechnik. 1931 trat er der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), 1946 der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) bei. Von 1948 bis 1950 leitete er die Wirtschaftsabteilung beim Zentralkomitee der SED, und 1950 wurde er Mitglied des Zentralkomitees der SED. Ab 1953 war er Mitglied des Politbüros der SED, von 1952 bis 1955 Innen-, und von 1956 bis 1960 Verteidigungsminister. Nach dem Tod Otto Grotewohls amtierte er von 1964 bis 1973 und erneut von 1976 bis 1989 als Ministerpräsident. Von 1973 bis 1976 war er Vorsitzender des Staatsrats der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Nach der “Wende” war Stoph von Mai 1991 bis August 1992 inhaftiert und wurde im November 1992 u.a. wegen des Schießbefehls und der Tötungen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze gemeinsam mit anderen Spitzenpolitikern der ehemaligen DDR, darunter auch Erich Honecker, vor dem Berliner Landgericht angeklagt; das Verfahren gegen ihn wurde im August 1993 jedoch wegen dauernder Verhandlungsunfähigkeit eingestellt.

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Bild: Ulrich Farwick (10/2016)

Wildau (Brandenburg), Friedhof

Klaus-Dieter Baumgarten

 

 

Deutscher Politiker (SED); Generaloberst; Sohn eines Gärtners, begann unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine Ausbildung zum Zimmermanns und arbeitete in diesem Beruf bis 1949. 1946 trat er der Freie Deutsche Jugend (FDJ) bei und wurde zwei Jahre später Mitglied der gerade gegründeten Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED). Am 7.2.1949 erfolgte seine Anstellung bei der Deutschen Volkspolizei (VP), die 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) zunächst als Polizei der Länder gegründet worden war. 1953/54 besuchte er die Hochschule der Kasernierten Volkspolizei und wurde zum Major ernannt. Bis 1959 leitete er die Abteilung Gefechtsausbildung im Kommando der DDR-Grenzpolizei. Danach absolvierte er eine sowjetische Militärakademie. 1963/64 war er 1. Stellvertreter des Kommandeurs der Grenzbrigade Kalbe (Milde). 1964/65 hatte er einen Lehrstuhl an der Militärakademie der NVA in Dresden inne. Von 1965 bis 1970 amtierte Baumgarten als 1. Stellvertreter des Chefs der Grenztruppen der DDR. Von 1970 bis 1972 studierte er an der Generalstabsakademie der Sowjetunion. Von 1973 bis 1978 war er Kommandeur des Grenzkommandos Süd und wurde 1974 zum Generalmajor ernannt. 1978 wechselte er als Stabschef in das Kommando der Grenztruppen. Von 1979 bis 1989 war er Stellvertreter des Ministers für Nationale Verteidigung und Chef der Grenztruppen der DDR. Nach der “Wende” wurde er 1996 wegen elffachen Totschlags und fünffachen versuchten Totschlags begangen an DDR-Flüchtlingen zu einer Freiheitsstrafe von sechseinhalb Jahren verurteilt, war aber bereits ab 1997 Freigänger. Im Dezember 1999 wurde er von Justizsenator und Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) nach der Verbüßung etwa der Hälfte der Haftzeit ohne Begründung gegen den Widerstand von Staatsanwaltschaft, des Gnadenausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses sowie des Tatgerichts unter Richter Friedrich-Karl Föhrig begnadigt und am 15.3.2000 aus der Haft entlassen. Seit 1990 verfaßte Baumgarten Beiträge für die SED-Tageszeitung Neues Deutschland.

Den Bau der Mauer bezeichnete Baumgarten, der sich bis zu seinem Tode hinsichtlich der gegen ihn erhobenen Vorwürfe als uneinsichtig zeigte, als eine notwendige Maßnahme, “um der Bundesrepublik die Grenzen ihrer Macht zu zeigen.” Seine Inhaftierung bezeichnete er als Rechtsbeugung und Freiheitsberaubung.

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Eichwalde (Ldkrs. Dahme-Spreewald, Brandenburg), Friedhof

Bilder: Klaus Meinert (10/2016)

Mário Alberto Nobre Lopes Soares

 

 

Portugiesische Politiker; studierte an der Universität Lissabon und an der juristischen Fakultät der Pariser Sorbonne. Seit Ende der 1940er Jahre stand er an der Spitze der demokratischen Opposition gegen das diktatorische Regime António de Oliveira Salazars und war als Gegner des Regimes wiederholt inhaftiert Von 1970 bis 1974 im Exil, gründete in Bad Münstereifel am 19.4.1973 die Sozialistische Partei Portugals. (PSD) und war von 1973 bis 1986 deren Generalsekretär. Nach dem Sturz der Militärdiktatur im Jahre 1974 kehrte er nach Portugal zurück und war von 1974 bis 1975 Außenminister, anschließend 1975 Minister ohne Geschäftsbereich. Als Außenminister leitete er die Entlassung der portugiesischen Kolonien in die Unabhängigkeit ein. Nach dem Wahlsieg der PS im Jahre 1976 übernahm Soares das Amt des Ministerpräsidenten. 1978 verlor er wegen seiner Wirtschaftspolitik die Unterstützung des Parlaments und trat zurück. Bei den Wahlen von 1983 kam die PS erneut an die Macht; Soares wurde Ministerpräsident einer Mitte-Links-Koalitionsregierung. Nach dem Ausscheiden der PSD aus der Regierung trat Soares 1985 zurück. 1986 wurde er mit absoluter Mehrheit zum Staatspräsidenten gewählt - er war damit der erste zivile Präsident Portugals seit 60 Jahren - und 1991 mit über 70  Prozent der Stimmen für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt. Im März 1996 wurde Soares von seinem Parteifreund Jorge Sampaio abgelöst; laut Verfassung konnte Soares nach zwei Amtsperioden nicht wieder gewählt werden. Soares drängte in Portugal den kommunistischen Einfluß zurück. Als Premierminister (1976-78 und 1983-85) förderte er den Beitritt seines Landes zur EG (später EU). Von 1986 bis 1996 war er Präsident der Republik Portugal.  Von 1999 bis 2004 war er Abgeordneter des Europäischen Parlaments.

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Bilder: Parsifal von Pallandt (01/2017)

Lissabon, Cemitério dos Prazeres

Hinweis: Der Name von Mário Soares ist noch nicht aufgeführt.

Pedro de Sousa Holstein,  1. Herzog von Palmela

           

 

Portugiesischer Diplomat; Staatsmann; direkter Nachkomme der portugiesischen Königsfamilie; väterlicherseits auch verwandt mit dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg und damit dem dänischen Könighauses; die Zeit zwischen 1791 und 1795 verbrachte er an einem Internat in Genf, und nach seiner Rückkehr nach Portugal begann er ein Studium an der Universität von Coimbra, bevor er in die Armee eintrat. Im Jahre 1806 reiste nach Rom, wo sein Vater als Botschafter am Heiligen Stuhl akkreditiert war. Als sein Vater starb, übernahm er im Alter von nur 21 Jahren als jüngster Botschafter Portugals dessen Amt. Während seines Aufenthalt in Italien lernte er u.a. Wilhelm von Humboldt kennen, der dort von 1802 bis 1808 mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen Friedrich und Wilhelm als preußischer Ministerresident lebte.

Pedro de Sousa-Holstein war ein wichtiger Führer der Cartisten, repräsentierte das Königreich Portugal beim Wiener Kongreß, war mehrfach Außenminister und von 1834 bis 1835 sowie 1846 Premierminister seines Landes; außerdem diente er seinem Land als Botschafter in Kopenhagen, Berlin und Rom.

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Lissabon, Cemitério dos Prazeres

Bilder: Parsifal von Pallandt (02/2017)

Karl-Hermann Flach

 

 

Deutscher Politiker (FDP); Journalist; wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1946 Mitglied der 1945 in der der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) gegründeten Liberal-Demokratischen Partei (LDP, später umbenannt in LDPD) und war 1948/49 als Volontär, später als Politischer Redakteur bei der LDP-Zeitung Norddeutsche Zeitung in Schwerin tätig. 1949 wurde er in den LDP-Landesvorstand Mecklenburgs gewählt, flüchtete aber noch im selben Jahr nach West-Berlin, trat dot in die Freie Demokratische Partei Deutschlands (FDP) ein und begann ein Studium der Politische Wissenschaft an der Deutschen Hochschule für Politik (später Otto-Suhr-Institut), das er 1953 mit einem Diplom abschloß. Danach arbeitete Flach bis 1956 als wirtschafts- und sozialpolitischer Redakteur in Frankfurt am Main und in Bonn. Im Bundestagswahlkampf 1957 war er der engste Mitarbeiter des FDP-Wahlkampfleiters Wolfgang Döring. Von 1959 bis 1962 war Flach Bundesgeschäftsführer der FDP und Wahlkampfleiter im Bundestagswahlkampf 1961 unter dem Parteivorsitzenden Erich Mende zog sich jedoch nach inhaltlichen Differenzen mit diesem 1962 aus der Politik zurück. In Frankfurt am Main war er Mitglied der Redaktion der Frankfurter Rundschau (FR), zuerst als Ressortleiter für Innenpolitik, zuletzt als geschäftsführendes Mitglied der Redaktionsleitung und Prokurist des Druck- und Verlagshauses. Nachdem Mende 1970 zur CDU gewechselt war, kehrte Flach 1971 als erster Generalsekretär der FDP unter dem Parteivorsitzenden Walter Scheel in die Politik zurück, wurde 1972 in den Deutschen Bundestag gewählt und war danach stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. Seine Sekretärin in dieser Zeit, Johanna Olbrich (alias Sonja Lüneburg), die zunächst für den Berliner FDP-Landesvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten William Borm gearbeitet hatte und später für den Bundestagsabgeordneten und Bundesminister für Wirtschaft, Martin Bangemann (*1934), hatte arbeiten sollten, wurde nach der “Wende” als Spionin der DDR-Staatssicherheit enttarnt.

Karl-Hermann Flach wurde für seine journalistische Arbeit bei der Frankfurter Rundschau mehrfach ausgezeichnet, darunter 1964 mit dem Theodor-Wolff-Preis.

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Bilder: Klaus Paap 03/2017)

Bötzingen (Ldkrs. Breisgau-Hochschwarzwald)

Hans Koschnick

 

 

Deutscher Politiker (SPD): Sohn eines Gewerkschaftsfunktionärs der kommunistischen Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO), geprägt von seinem Vater, der in der Zeit des Nationalsozialismus Widerstand leistete und mehrfach inhaftiert war. Koschnick absolvierte nach dem Besuch der Mitteschule eine Ausbildung zum gehobenen Verwaltungsdienst. Im März 1945 noch zum Reichsarbeitsdienst (RAD) eingezogen und danach zur Wehrmacht, geriet er beim Ende des Zweiten Weltkrieges in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er im September 1945 entlassen wurde und nach Bremen zurückkehrte. Koschnick, der 1950 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) wurde, übernahm nach einer Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst die Abteilung "Jugend, Familie und Sport" im Sozialressort des Landes Bremen als Leiter. 1955 wurde er Mitglied der Bremischen Bürgerschaft und 1967 Präsident des Bremer Senats und damit Bremer Bürgermeister, ein Amt, das er bis 1985 bekleidete. Während dieser Zeit durchlief die Stadt an der Weser dramatische Veränderungen, so schloß einer der großen Arbeitgeber der Stadt, die zum Krupp-Konzern gehörenden Werft AG Weser, ihre Tore. 1963 wurde er Innensenator und von 1970 bis 1991 war er zudem Mitglied des Bundesvorstand der SPD und während dieser Zeit 1975/1979 Stellvertreter von Willy Brandt im Parteivorsitz Von 1987 bis 1994 war Hans Koschnitz Mitglied des Deutschen Bundestages. 1994 ging er für knapp zwei Jahre als EU-Administrator und als Bosnien-Beauftragter der Bundesregierung in die vom jugoslawischen Bürgerkrieg zerstörte Stadt Mostar, wo er zwei Anschläge überlebte.

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Bremen, Riensberger Friedhof

)Bild: Werner Kienzler (06(2017)

Walther Carl Rudolf Schreiber

 

Deutscher Politiker (DDP, CDU); Sohn eines Rittergutsbesitzers, studierte in München, Halle (Saale), Berlin und Grenoble Rechts- und Staatswissenschaften und wurde 1910 in Halle zum Dr. jur. promoviert. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldete sich der Reserveoffizier als Kriegsfreiwilliger zum Dienst an der Waffe. Im November 1918 wurde er in den Soldatenrat bei der Obersten Heeresleitung gewählt. Nach dem Ende des Krieges zog Schreiber 1919 als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in den Preußischen Landtages ein. Von 1925 bis 1932 bekleidete er das Amt des preußischer Handelsminister. Nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten war er ab 1934 als Rechtsanwalt u. Notar in Berlin tätig. Mehrmals war er in der Zeit des “Dritten Reichs” “wegen illegaler politischer Tätigkeit” inhaftiert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Schreiber Christdemokrat und Mitbegründer der CDU am 26. Juni 1945 in Berlin und in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus im Jahr 1950 war er Spitzenkandidat seiner Partei. Nach dem Tode Ernst Reuters am 29.9.1953 trat er dessen Nachfolge als Regierender Bürgermeister an. Als die Koalition zwischen SPD und CDU zerbrach, mußte er nach nur 15 Monaten das Amt an den SPD-Politiker Otto Suhr abgeben. Von 1955 bis zu seinem Tode war Schreiber Ehrenmitglied des CDU-Landesverbandes.

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Bild: Heiko Bockstiegel

Berlin, Waldfriedhof Dahlem, Hüttenweg

Graf István Bethlen von Bethlen

  

 

Ungarischer Politiker; Premierminister (1921-31); einer alten Siebenbürger Adelsfamilie entstammend;. wurde 1901 als Liberaler in den ungarischen Reichstag gewählt. Nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns im Jahre 1918 kämpfte er gegen die ungarische Räterepublik und wurde enger Berater von Admiral Miklós Horthy. Horthy ernannte ihn 1921 zum Premierminister. Er etablierte ein autoritäres Regime und bemühte sich .um die wirtschaftliche Konsolidierung Ungarns. 1927 schloß er ein Bündnis mit Italien. Nach der deutschen Besetzung Ungarns ging Bethlen in den Untergrund, wurde jedoch 1945 von der Roten Armee ergriffen und in die UdSSR verschleppt.

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Bilder: Parsifal von Pallandt (06/2017)

Budapest, Kerepesi Temetö

Hinweis: Es handelt sich um ein Ehrenmal; die Grabstätte István Bethlens in der Sowjetunion ist unbekannt.

Manuel Luis Quezón y Molina

      1942

Philippinischer Politiker; Staatspräsident; Sohn eines Grundschullehrers und einer Hauptschullehrerin; die ihn zunächst selber unterrichteten, ihn dann aber auf einer der öffentlichen, vom Staat eingerichteten Schulen schickten; Im Jahr 1898 wurden sein Vater Lucio und sein Bruder Pedro von bewaffneten Männern überfallen und getötet. Quezón studierte an der Universität San Tomás Jurisprudenz in Manila und schloß sich nach Abschluß seines Studiums dem Widerstand gegen die Errichtung der US-amerikanischen Herrschaft auf den Philippinen zwischen 1899 und 1901 unter Emilio .Aguinaldo im Philippinisch-Amerikanischer Krieg an. 1903 ließ er sich als Anwalt zunächst in Midora, dann in Tayabas nieder. 1905 wurde er zum Gouverneur seiner Heimatprovinz Tayabas (heute Quezón) gewählt und kam 1906 in das erste philippinische Parlament. Von 1909 bis 1916 vertrat er die Philippinen im USA-Kongreß. Als Präsident des philippinischen Senates (1916-35) und Vorsitzender der Nationalistischen Partei setzte er sich für die philippinische Unabhängigkeit ein. 1935 wurde Quezón zum ersten Staatspräsidenten des neu gebildeten Commonwealth der Philippinen gewählt und 1941 im Amt bestätigt. Nach der Besetzung der Philippinen durch die Japaner 1941 floh er in die Vereinigten Staaten und bildete dort eine Exilregierung.

Quezón City und die Provinz Quezón sind nach ihm benannt.

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Quezon City (Metro Manila, Philippinen), Mausoleo

Bild: Anyo Niminus (05/2008) Wikipedia.org
Bild: Anyo Niminus (05/2008) Wikipedia.org

Hinweis: Manuel L. Quezón wurde zunächst auf dem US-amerikanischen Arlington National Cemetery beigesetzt, bevor er nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf die Philippinen übergeführt wurde..

Manfred Gerlach

 

 

Deutscher Politiker; wurde nach Volks- und Mittelschule 1944 Justizangestellter. Wegen Gründung einer illegalen Jugendgruppe kam er im März desselben Jahres in Jugendarrest. 1945 trat er der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands (LPPD). 1946 war er Mitbegründer der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in Leipzig und 1949 bis 1959 Mitglied im FDJ. Von 1947 bis 1952 war Gerlach Mitglied des Landesverbandes Sachsen und Mitglied des Beirates für Jugendfragen beim Zentralverband der LDPD. 1949 wurde er auch Mitglied der Volkskammer. Von 1951 bis 1953 war er stellvertretender Vorsitzender und von 1954 bis 1967 Generalsekretär der Partei. Von 1967 bis 1990 war er LDPD-Vorsitzender, von 1960 bis 1989 stellvertretender Staatsratsvorsitzender und von Dezember 1989 bis April 1990 war Gerlach letzter Staatsratsvorsitzender der DDR. Im Jahr 1990 wurde er Mitglied des Bundes Freier Demokraten, danach der Freien Demokratischen Partei (FDP). Nach der Einleitung eines Parteiausschlussverfahrens 1992 wegen des Vorwurfes, Leipziger LDPD-Mitglieder bei den sowjetischen Militärbehörden denunziert zu haben, trat Gerlach am 23. 11.1993 aus der FDP aus.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft beim Berliner Kammergericht gegen Gerlach wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung mit Todesfolge wurden eingestellt. Im Jahr 2000 erklärte das Landgericht Leipzig ihn für nicht verhandlungsfähig. Zwei Jahre später fand vor dem Landgericht Leipzig ein Verfahren statt, in dem Gerlach beschuldigt wurde, die Gruppe um Werner Ihmels und weitere Personen beim Innenministerium der UdSSR (NKWD) denunziert zu haben. Das Verfahren wurde wegen Verjährung eingestellt.

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Berlin-Köpenick, Evangelischer Laurentius-Friedhof

Bild: Petra hinz (04/2022)

Aufnahme 2016

Politiker LXXIII

Omnibus salutem!