Pierre Eugène Jean Pflimlin

 

 

Französischer Politiker; Sohn eines Textilfabrikanten; wuchs zweisprachig auf und studierte Jura am Katholischen Institut in Paris und dann an der Universität Straßburg. Nach dem Studium ließ er sich 1933 in Straßburg als Anwalt nieder. Im Zweiten Weltkrieg war er zunächst als Dolmetscher, dann im Jugendministerium der Regierung Pétain tätig. Aus dieser Position zog er sich jedoch wieder zurück und wurde Richter. Nach dem Ende des Krieges wurde er Mitglied des 1944 gegründeten Mouvement Républicain Populaire (MRP), der Republikanischen Volkspartei, der auch der spätere Europapolitiker Robert Schuman angehörte und deren Vorsitzender er 1956 wurde. Von 1947 bis 1951 war er Landwirtschaftsminister, dann Finanzminister. Am 13. Mai 1958 wurde er Premierminister, nachdem die vorherige Regierung Gaillard wegen des Algerienkonflikts gestürzt war, trat aber bereits am 28. Mai wieder zurück, gehörte aber dem neuen Kabinett wieder als Staatsminister an. 1959 kandidierte er erfolgreich für das Amt des Bürgermeisters von Straßburg. Dieses Amt übte er bis 1983 aus. Nach der Auflösung des MRP im Jahre 1967 trat er in das Centre des démocrates sociaux (CDS) über.

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Bilder: Klaus Paap (10/2010)

Straßburg-Koenigshoffen, Cimetière Saint-Gall

Harold Macmillan 1st Earl of Stockton

03/1957 The National Archives UK

Englischer Politiker (Conservative); Premierminister (1957-63); erhielt seine Ausbildung in Eton und am Balliol College in Oxford; nahm am Ersten Weltkrieg teil, in dem er dreimal verwundet wurde. 1921 wurde er Teilhaber des Verlags Macmillan & Co. Ltd.. 1924 wurde er in das britische Unterhaus gewählt, verlor seinen Sitz aber 1929, den er jedoch 1931 wieder zurückgewann. Aufgrund seiner linken Ansichten und seiner Kritik an der Politik der Premierminister Stanley Baldwin und Arthur Neville Chamberlain geriet er in die Isolation. Während des Zweiten Weltkriegs gehörte er dann der Koalitionsregierung an und vertrat als Konservativer zwischen 1942 und 1945 das britische Kriegskabinett im alliierten Hauptquartier in Nordwestafrika. Nach dem Ende des Krieges und der massiven Wahlniederlage der Konservativen von 1945 kehrte er nach England zurück. 1951 wurde er unter Winston Churchill im Oktober zunächst Wohnungsbauminister, dann 1954/55 Verteidigungsminister und war 1955 im Kabinett Anthony Edens Außenminister und 1955 bis 1957 Schatzkanzler. Als Eden im Januar 1957 wegen der Suezkrise zurücktrat, wurde Macmillan am 10. Januar dessen Nachfolger als Premierminister und am 22. Januar auch Parteichef der Konservativen. Als Premierminister bis 1963 konnte Macmillan das durch die Sueskrise belastete britisch-amerikanische Verhältnis verbessern. Wegen des der aufgrund von Finanzproblemen Einfrierens der Löhne und Gehälter im Jahre 1961 kam es zu einem erheblichen Popularitätsverlust für die Regierung, der zu mehreren Niederlagen bei Nachwahlen führten. Macmillan führte im Juli 1962 eine größere Kabinettsumbildung durch, verlor jedoch immer mehr die Unterstützung seiner Partei. Im Zuge der sog. Profumo-Affäre im Jahre 1963 und gesundheitliche Probleme führten schließlich zu seinem Rücktritt am 18.10.1963. Sein Nachfolger wurde Alec Douglas-Home, der bisherige Außenminister.

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Horsted Keynes (West Sussex), St Giles Church

Bilder: Bernt Rostad (08/2008) wikipedia.de

Michajl Iwanowitsch Kalinin

1920              1934

Sowjetischer Politiker; Sohn eines Bauern; war nach dem Besuch einer Landschule Hausdiener bei einem Gutsbesitzer. 1889 siedelte er nach Sankt Petersburg über und arbeitete dort in metallverarbeitenden Fabriken. 1898 schloß er sich der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands (РСДРП-SDAPR), 1903 den Bolschewiki an. Aufgrund seiner agitatorischen Aktivitäten wurde er mehrmals verhaftet, inhaftiert und verbannt. 1905 nahm er an der Revolution von 1905 teil. 1912 wurde er Kandidat des Zentralkomitees der Bolschewiki und Redakteur der Parteizeitung Prawda. 1913 wurde er erneut nach Sibirien verbannt, konnte fliehen. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde er Vorsitzender des Stadtsowjets von Petrograd (heute Sankt Petersburg) und im März 1918 Kommissar für Kommunalwirtschaft des Petrograder Sowjets. Als enger Mitarbeiter Lenins und Josef Stalins kam er 1919 in das Zentralkomitee und war von März 1919 bis Dezember 1922 war Kalinin formelles Staatsoberhaupt Rußlands, bevor er von 1923 bis 1946 als Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR formelles Staatsoberhaupt der Sowjetunion wurde.

Kalinin war einer der Unterzeichner des Befehls zur Exekution polnischer Offiziere im Wald von Katyn im Jahre 1940.

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Notiz Berijas an Stalin vom 5.3.1940, die Auslöser für den Befehl zur Ermordung der polnischen Offizieren war. Im Verteiler u.a. Kalinin und Kaganowitsch.

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Michajl Andrejewitsch Suslow  [russ. Михаил Андреевич Суслов]

 

 

Sowjetischer Politiker; studierte Wirtschaftswissenschaft und lehrte später selbst an der Lomonossow-Universität und der Plechanow-Akademie für Wirtschaft in Moskau. Seit 1921 war er Parteimitglied. Von 1931 bis 1934 war er Mitglied der Kontrollkommission der Partei. von 1937 bis 1939 war er “Obkomsekretär“ von Rostow, von 1939 bis 1944 Erster Krajkomsekretär von Stawropol, von 1939 bis 1941 wurde er Mitglied des Zentralkomitees der Parte und zugleich Mitglied der Revisionskommission. Von 1944 bis 1946 war Suslow Vorsitzender des Büros des Zentralkomitees für Litauen und in dieser Funktion am von Stalin iniziierten Großen Terror sowie an den Deportationen von Tschetschenen aus dem Kaukasus und von Litauern beteiligt. Ab 1947 bis zu seinem Tode war er Sekretär des Zentralkomitees der Partei, kurzzeitig von 1949 bis 1950 auch Chefredakteur der Parteizeitung Prawda.

 

Prawda vom 9.3.1953 (anläßlich Stalins Beisetzung)

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Moskau, Kremlmauer

Moskau, Kremlmauer

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Jurij Wladimirowitsch Andropow

 

Sowjetischer Politiker; Sohn eines Bahnbediensteten; wurde nach dem Besuch der Mittelschule 1930 Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes Komsomol. 1944 wurde er Vorsitzender der Kommunistischen Partei der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik Karelien (heute Autonome Republik Karelien). Von 1954 bis 1957 war Andropow sowjetischer Botschafter in Ungarn. Dort spielte er eine führende Rolle bei der Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstandes. 1961 wurde er in das Zentralkomitees der KPdSU gewählt und war von 1962 bis 1967 dessen Sekretär. Ab 1967 leitete er das Komitee für Staatssicherheit, des sowjetischen Geheimdienstes KGB, und war nach dem Tod Leonid Breschnews ab November 1982 bis zu seinem Tod Generalsekretär des ZK der KPdSU sowie ab Juni 1983 bis zu seinem Tode Staatsoberhaupt der Sowjetunion.

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Bild: Bernt Rostad (08/2008) wikipedia.de
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links im Bild

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rechts im Bild

Erich Mielke

1981 Bundesarchiv cc_somerightsreserved

 

Deutscher Politiker (KPD/SED); Sohn eines Stellmachers; trat 1921 dem kurz zuvor gegründeten Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD), 1925 der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei. Nach einem abgebrochenen Gymnasiumsbesuch absolvierte er zwischen 1924 und 1927 eine Lehre als Speditionskaufmann und übte diesen Beruf auch zunächst aus, war aber parallel dazu ab 1928 bis 1931 als Lokalreporter für die kommunistische Zeitung Roten Fahne und als Mitglied des "Parteiselbstschutzes" tätig. Nachdem er und Erich Wichert im August 1931 als einen Akt der Vergeltung die beiden Polizeibeamten Paul Anlauf (*1832, †1931) und Franz Lenk auf dem Berliner Bülowplatz, dem heutigen Rosa-Luxemburg-Platz, aus dem Hinterhalt erschossen hatten, entzog sich Mielke der Verfolgung durch Flucht in die Sowjetunion (er wurde zwar 1934 in Abwesenheit zum Tode verurteilt, aber erst 62 Jahre später wurde er nach dem Fall der Berliner Mauer für diesen Mord zur Verantwortung gezogen und rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt, jedoch 1995 aus gesundheitlichen Gründen auf Bewährung entlassen). In Moskau besuchte er die Internationale Lenin-Schule, eine Ausbildungsstätte der Komintern, und wurde zum militärpolitischen Lektor der Schule ausgebildet. Von 1936 bis 1939 kämpfte er - wie viele andere Kommunisten auch - im Spanischen Bürgerkrieg als Mitglied der Internationalen Brigaden und tauchte nach dem Ende des Bürgerkrieges in Belgien und Frankreich unter, wo er im Untergrund für die kommunistischen Parteien tätig war, bis er Ende 1943 verhaftet und 1944 bei der Organisation Todt zwangsverflichtet wurde. Im Juni 1945 kehrte er nach Berlin zurück, wurde Mitglied der KPD und nach deren Zwangsvereinigung mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) 1946 der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und Leiter der Polizeiinspektion Berlin-Lichtenberg. Bis 1950 leitete er die Hauptverwaltung zum Schutze der Volkswirtschaft. Als im Februar 1950, dem Jahr, in dem er auch Mitglied des ZK der SED wurde, das Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) unter Führung von Wilhelm Zaisser gegründet wurde, wurde Mielke einer der Stellvertreter im Range eines Staatssekretärs. Zaisser wurde im Zuge des Aufstandes vom 17. Juni 1953 abgelöst und durch Ernst Wollenweber ersetzt. Nach dessen Rücktritt wurde Mielke 1957 Minister für Staatssicherheit der DDR und somit einer der Hauptverantwortlichen für den Ausbau des flächendeckenden Überwachungssystems in der DDR. Von 1953 bis 1989 war Mielke zudem Vorsitzender der Sportvereinigung Dynamo.

Am 1.11.1989 trat er von seinen Ämtern zurück, nicht, ohne vorher noch eine Rede in der Volkskammer der DDR gehalten zu haben, in der er unter dem Lachen der Abgeordneten versicherte: “Ich liebe doch alle ... alle Menschen...” Nachdem wenig später sein Abgeordnetenmandat aufgehoben war, wurde er im wiedervereinigten Deutschland mehrfach wegen seiner Tätigkeit in der DDR angeklagt; 1998 wurden alle gegen Mielke laufenden gerichtlichen Untersuchungsverfahren aus gesundheitlichen Gründen eingestellt.

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Berlin, Zentralfriedhof Friedrichsfelde

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Kurt Löwenstein

 

Deutscher Politiker (SPD); trat als gläubiger Anhänger der jüdisch-orthodoxen Traditionen in das orthodoxe Rabbinerseminar in Berlin ein, hatte sich jedoch, als er es 1908 verließ, in einen Atheisten verwandelt, da er erkannt hatte, daß ein enges Festhalten an Traditionen die Augen vor der Realität verschließe und notwendige Anpassungen an das reale Leben verhindere. Er setzte jedoch sein bereits begonnenes Studium der Pädagogik 1910 an der der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) in Berlin fort und schloß es mit einer Promotion ab. Während des Ersten Weltkrieg war er als überzeugter Pazifist als Sanitäter beim Roten Kreuz tätig. Nach dem Ende des Krieges wurde Löwenstein Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) und deren führender Bildungspolitiker. Er engagierte sich als Neuköllner Schulstadtrat und Vorsitzender der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde in der Weimarer Republik nicht nur für eine, nach der Abschaffung des Kaiserreiches der jungen Demokratie Situation vollständig überarbeitete Schulpolitik, sondern setzte sich auch für die Rechte der Kinder ein. 1920 wurde er als abgeordneter der USPD in den Reichstag gewählt, dem er bis zur “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 angehörte - ab 1923 für die inzwischen wiedervereinigte Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD). Außerdem war er von 1922 bis 1934 Vizepräsident der Sozialistischen Erziehungs-Internationale und von August 1924 bis 1933 Vorsitzender der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde. 1933 - auch persönlich bedroht - verließ er Deutschland, ging zunächst nach Prag und später von dort aus nach Frankreich, wo er sich in Draveil, einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Paris, niederließ. Auch in Frankreich setzte er seine politische Arbeit fort: So war er im sog. Volksfront-Ausschuß und für die Sozialistische Erziehungs-Internationale tätig, und er war Mitorganisator der internationalen Falkenrepubliken und ab 1934 im Vorstand der französischen Kinderfreundebewegung aktiv, sowie in den Vorständen der Arbeiterwohlfahrt Paris, des Verbands Deutscher Lehrer-Emigranten, des Vorstands der Zentralvereinigung der deutschen Emigration und im Arbeitsausschuß der Deutschen Opferhilfe in Paris.

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Bild: Herbert Herterich (02/2014)

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Max Reimann

 

Deutscher Politiker (KPD/DKP); Sohn eines Metallarbeiters; arbeitete nach dem Besuch der Volksschule in Elbing von 1912 bis 1916 als Nieter. Bereits ab 1913 war er Mitglied des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes und dessen Jugendleitung sowie der Sozialistischen Arbeiter-Jugend, 1916 auch des Spartakusbundes. Im Jahr 1918 wegen Teilnahme an Kämpfen gegen das Freikorps von der Goltz in Elbing zu einem Jahr Festungshaft verurteilt, verbrachte er die Haft in Königsberg (heute Oblast Kaliningrad). Ab 1920 war Reimann als Bergarbeiter in Ahlen tätig, wo er Mitglied des Deutschen Bergarbeiter-Verbands, ehrenamtlicher Politischer Leiter der KPD Ahlen und dann ab 1921 hauptamtlicher KPD-Funktionär war. Wegen seiner Teilnahme an Kämpfen im Zuge der Ruhrbesetzung im Jahre 1923 kam er erneut in Haft. In den folgenden Jahren war er in der Gewerkschaftsarbeit der KPD in Hamm aktiv und Mitbegründer des Kommunistischen Jugend-Verbandes im Unterbezirk Buer-Recklinghausen. Ab 1933 stieg Max Reimann rasch in der Hierarchie der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO) auf und wurde 1934 Mitarbeiter des Westeuropa-Sekretariats der Gewerkschaft in Paris. 1935 nahm er am 7. Kongreß der Kommunistischen Internationale in Moskau teil und arbeitete 1939 im KPD-Auslandssekretariat in Prag. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in die Tschechoslowakei und die Besetzung Prags leitete er bis zu seiner Verhaftung am 4.4.1939 die Flucht von KPD-Kadern ins Ausland. Im Mai des Folgejahrs wurde er wegen “Vorbereitung zum Hochverrat“ zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und kam über mehrere Zwischenstationen schließlich 1942 in das KZ Sachsenhausen, bevor er 1944 in das Außenlager in Falkensee überführt wurde. Nach der Befreiung gehörte Reimann von 1946 bis 1954 gehörte Reimann dem nordrhein-westfälischen Landtag an, 1948/49 wurde er Mitglied des Parlamentarischen Rates und war Vorsitzender der KPD-Gruppe, anschließend von 1949 bis 1953 Bundestagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender der KPD in Westdeutschland. Nach deren Verbot ging er 1954 in die DDR, leitete aber von dort aus die im Westen verbotene Partei und trat von dort aus - ab 1957 1. Sekretär des Zentralkomitee der illegalen KPD.- für die Wiederzulassung der KPD in der Bundesrepublik ein, bis nach Willy Brandts Treffen mit dem sowjetischen Ministerpräsidenten Leonid Breschnew erkennbar war, daß der Deutsche Kommunistische Partei (DKP) kein Verbot drohte, und trat im September 1971 der neuen Partei bei. 1968 kehrte er in die Bundesrepublik Deutschland zurück, wo er ab 1971 Ehrenvorsitzender der DKP war.

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Bild: Klaus Meiner (03/2018)

Berlin-Lichtenberg, Zentralfriedhof Friedrichsfelde

Ernst Wollweber

 

 

Deutscher Politiker (SED); Sohn eines Tischlers; heuerte heuerte nach Abschluß der Volksschule mit 15 Jahren bei Flößern auf der Weser als Schiffsjunge an. Von 1916 bis 1918 diente er in der U-Boot-Abteilung der Kaiserlichen Marine. Während der Novemberrevolution 1918/19 nahm Wollweber am Kieler Matrosenaufstand Anfang November 1918 – kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges teil-und war Vorsitzender des Soldatenrates des U-Boot-Kreuzerverbandes und als solcher Mitglied des Kieler Gesamtsoldatenrates. 1919 trat er in die KPD ein. Als aufgrund des Waffenstillstandsabkommen eine Auslieferung der deutschen Hochseeflotte an Großbritannien geplant war, versuchte er vergeblich mittels einer handstreichartige Besetzung der wichtigsten Kriegsschiffe deren Auslieferung an Sowjetrußland zu organisieren. Im März 1921 beteiligte er sich an den KPD, KAPD und anderer linksradikalen Kräften geführten Märzkämpfen in Mitteldeutschland Ab Juli 1923 leitete er die KPD-Militärorganisation von Hessen-Waldeck, dessen politischer Sekretär er war, und Thüringen. Er besuchte die Erste Militärschule in Moskau und wurde Verbindungsmann zur Sabotageabteilung der Roten Armee. 1924 wurde Wollweber wegen seiner Teilnahme an den Märzkämpfen wegen Hochverrats angeklagt und bis 1926 inhaftiert. Von 1928 bis 1932 war er Mitglied des Preußischen Landtages und danach, ab November 1932 bis zur “Machtergreifung” der Nationalsozialisten im März 1933, Mitglied des Reichstages. Seit 1932 war er Leiter der Org.-Abteilung des Zentralkomitees der KPD und Mitglied des Sekretariats des Exekutivkomitees der International Union of Seamen and Harbour Workers (ISH), ab 1933 Sekretär der ISH in Kopenhagen. Ab 1936 beteiligte er sich am Aufbau eines Apparates (Wollweber-Organisation) zur weltweiten Sabotage der Marine der faschistischen Staaten. Im Spanischen Bürgerkrieg organisierte Wollweber 1937 Waffenlieferungen für die republikanische Regierung, wurde jedoch im Mai 1940 in Schweden verhaftet. Um seiner Auslieferung an das Deutsche Reich zu entgehen, wurde er zu drei weiteren Jahren Haft verurteilt. Nach Erhalt der sowjetischen Staatsbürgerschaft 1944 beantragte er seine Ausreise. Er hielt sich zur Kur in Kislowodsk und danach in Moskau auf. Im März 1946 kehrte er nach Deutschland in die Sowjetische Besatzungszone zurück und wurde im Mai desselben Jahres Mitglied der neu gegründeten Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED). Zunächst Leiter der Generaldirektion Schifffahrt, wurde er am 17.12.1950 Staatssekretär des Ministeriums für Verkehr und am 30.4.1953 Staatssekretär für das Staatssekretariat für Schifffahrt. Von 1953 bis 1957 leitete Wollweber das Staatssekretariat bzw. das Ministerium für Staatssicherheit in der DDR (MfS). Von 1954 bis 1958 war er außerdem Mitglied der Volkskammer und des Zentralkomitees der SED. Am 31.10.1957 trat er “krankheitsbedingt auf eigenen Wunsch“ von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger wurde sein Stellvertreter Erich Mielke.

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Bild: Klaus Meinert (04/2018)

Berlin-Lichtenberg, Zentralfriedhof Friedrichsfelde, Grabanlage Pergolenweg

Hildegard Hamm-Brücher

 

 

Deutsche Politikerin (FDP); kam nach dem frühen Verlust der Eltern – der Vater Paul Brücher, Jurist, verstarb 1931 und die Mutter Lilly, née Pick, 1932 – mit ihren drei Geschwistern nach Dresden zur Großmutter, die sich 1942 das Leben nahm, um der bevorstehenden Deportation in das KZ Theresienstadt zu entgehen. Hildegard wurde als “Halbjüdin” von der Nazis diskriminiert und mußte schließlich das Internat verlassen konnte aber 1939 ein Studium der Chemie in München beginnen, wo sie 1942/43 in Kontakt mit der Widerstandsgruppe Weiße Rose stand. Nach ihrer Promotion 1945 war sie bis 1948 Redakteurin bei der Neuen Zeitung in München, wo sie im Mai desselben Jahres über die Liste der FDP Bayern zur Münchener Stadträtin gewählt wurde. Von 1950 bis 1966 und von 1970 bis 1976 vertrat sie als Abgeordnete im bayerischen Landtag die FDP Bayern. 1967 wurde sie als Staatssekretärin in das Kultusministerium des Landes Hessen berufen. Am 22.10.1969 wechselte sie als Staatssekretärin in das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft. 1972 bis 1976 bekleidete sie das Amt der stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP. 1976 wurde sie während der sozialliberalen Koalition unter Helmut Schmidt Staatsministerin im Auswärtigen Amt, ein Amt, das sie bis 1982 bekleidete. 1994 kandidierte Hildegard Hamm-Brücher, die von 1976 bis 1990 Mitglied des Bundestags war, für das Amt des Bundespräsidenten.

2002 trat sie aus der Freien Demokratischen Partei (FDP) aus, der sie seit 1946 angehörte, da sie mit der ”Annäherung der FDP an die antiisraelischen und einseitig propalästinensischen Positionen des Herrn Möllemann“ im Zuge der Wahlkampfstrategie der FDP zur Bundestagswahl 2002 und des Projekts 18 nicht einverstanden war und die Abgrenzung des Parteichefs Guido Westerwelles als unzureichend empfand.

Hildegard Hamm-Brücher veröffentlichte mehrere Bücher zur Bildungspolitik und zur politischen Praxis, u.a. Bildung ist kein Luxus (1976), Kulturbeziehungen weltweit (1980), Der Politiker und sein Gewissen (1983), Der freie Volksvertreter - eine Legende? (1991).

Inschrift: Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.

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München, Waldfriedhof (Neuer Teil)

Bilder: Matthias Bauer (05/2018)
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Moskau, Nekropole an der Kremlmauer

Bild: Rakoon (07/2016), Wikipedia.ru
Bild: Rakoon (07/2016), Wikipedia.ru
Politiker LXV

Omnibus salutem!