Helene Weber

ca. 1919

 

Deutscher Politikerin (Zentrumspartei, CDU); besuchte nach der Mittleren Reife das Lehrerinnenseminar in Aachen von 1897 bis 1900, ging dann in den Schuldienst, bevor sie von 1905 bis 1909 Geschichte, Philosophie und Romanistik in Bonn und Grenoble studierte, um anschließend - jetzt als Studienrätin - in den Schuldienst zurückzukehren und am Lyzeum in Bochum zu unterrichten. Bereits früh engagierte sie sich in der katholischen Frauenbewegung, in der sie eine führende Rolle einnahm. 1919/20 war sie Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und leitete ab 1920 als Ministerialrätin im Preußischen Wohlfahrtsministerium das Dezernat “Soziale Ausbildung“. Von 1924 bis 1933 war sie Mitglied des Reichstages für die Zentrumspartei, bis sie nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten ihrer Ämter enthoben wurde und daraufhin in der freien Wohlfahrtspflege arbeitete. Von 1949 bis 1961 war sie Mitglied des Bundestages für die CDU; 1950 wurde sie auch Mitglied der beratenden Versammlung des Europarates. Von 1952 bis 1961 leitete sie das von Elly Heuss-Knapp gegründete Deutsche Müttergenesungswerk nach deren Tod. Helene Weber war eine von nur vier Frauen, die 1949 an der Entstehung des Grundgesetzes mitgewirkt haben.

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Robert Lacoste

 

Französischer Politiker; studierte Rechtswissenschaften in Paris und wurde Mitarbeiter der CGT Gewerkschaft. 1944 schloß er sich der Résistance an, war Delegierter des Comité Français de Libération Nationale für das besetzte Frankreich und Minister für de industrielle Produktion in der provisorischen Regierung Charles de Gaulles. Von 1945 bis 1958 und von 1962 bis 1967 sozialistischer Deputierter der Dordogne sowie von 1971 bis 1980 Senator. Bis 1950 war Lacoste Industrieminister und ab 1956 Finanz- und Wirtschaftsminister. Im Februar 1956 wurde er Minister und Gouverneur Algeriens, ein Posten, den er bis Mai 1958 innehatte. Von 1971 bis 1980 war er erneut Senator für die Dordogne und von 1974 bis 1979 Vize-Präsident des regionalen Rates der Aquitaine. 1950 wurde er Präsident des Obersten Rats Für Elektrizität und Gas und bis 1983 Bürgermeister von Azerat.

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Bilder: Peter R. Seeber (05/2009)

Recklinghausen, Nordfriedhof

Bilder: Bernd Wolter (08/2009)

Azerat (Dép. Dordogne)

Ernst Julius Röhm

 

Deutscher Politiker (NSDAP); Sohn eines bayerischen Eisenbahn-Oberinspekteurs; trat nach dem Abitur als Fahnenjunker in die Bayerische Armee ein und besuchte ab 1907 die Offiziersschule. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, in dem er an der Westfront eingesetzt und schwer verwundet worden war (u.a. im Gesicht, woher seine sichtbaren Narben herrührten), schloß er sich 1919 dem “Freikorps Epp“ unter Franz von Epp (*1868, †1946) an, das an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt war, und war als frühes Mitglied ab 1919 am Aufbau von NSDAP und SA sowie 1923 am Hitler-Putsch beteiligt, wofür er eine 5-monatige Haftstrafe verbüßte und aus der Reichswehr ausgeschlossen wurde. Ab 1928 war er als Militärinstrukteur im Range eines bolivianischen Offiziers in Bolivien tätig, von wo er 1930 nach Deutschland zurückkehrte. 1931 wurde er Stabschef der SA, und ab 1933 Reichsminister. Gegen die Interessen Hitlers plante er, im Rahmen einer “2. Revolution” die Reichswehr aufzulösen und die SA zum Kern eines nationalsozialistischen Volksheers machen. Dies brachte ihn mit Hitler und dessen Gefolgsleuten aus SS und Reichswehr in Gegensatz und Streit. Unter dem Vorwurf, einen Putsch geplant zu haben (“Röhmputsch”), ließ Hitler ihn und weitere Führer der SA in der Nacht vom 30.6. zum 1.7.1934 verhaften; Röhm wurde ohne Verhandlung von Theodor Eicke im Gefängnis Stadelheim erschossen. Zugleich wurden weitere Mißliebige beseitigt, u.a. Gregor Strasser und Kurt von Schleicher. Hitler hatte damit die SA als Störfaktor ausgeschaltet und zugleich die besorgten Reichswehroffiziere von der Sorge vor einem Konkurrenten befreit.

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Bilder: Jörg Lux (08/2009)

München, Westfriedhof

Thomas Dehler

Bild: Deutsche Post

Deutscher Politiker (DDP und FDP); ein nach dem Ende des Ersten Weltkrieg, in dem er als Soldat eingezogen worden war, begonnenes Studium der Medizin brach er nach drei Semestern ab und studierte statt dessen Rechts- und Staatswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach dem zweiten Staatsexamen arbeitete er in Bamberg zunächst als Rechtsanwalt. Während der Weimarer Republik war er Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und und 1924 Mitbegründer des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, ein von Sozialdemokraten dominiertes Bündnis zum Schutz der Republik gegen ihre Feinde. Im Zweiten Weltkrieg wurde Dehler zunächst eingezogen, dann aber wegen seiner jüdischen Frau nach kurzer Zeit als “wehrunwürdig“ aus der Wehrmacht ausgeschlossen. 1944 wurde er - wie zuvor schon 1938 - als aktiver Gegner des Nationalsozialismus inhaftiert, diesmal aber in einem Zwangsarbeitslager bei der für das militärische Bauwesen zuständigen Organisation Todt eingesetzt, aber nach vier Wochen wieder entlassen. Nach dem Ende des Krieges und einer Tätigkeit als Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht Bamberg bis 1947, engagierte Dehler sich bei den Liberalen und war 1948 ein Gründungsmitglied der Freien Demokratischen Partei (FDP), deren Bundesvorsitzender er von 1954 bis 1957 war; er war als Mitglied des Parlamentarischen Rates 1948/1949 als Rechtsexperte an der Ausarbeitung des Grundgesetzes beteiligt und übernahm 1949 in der ersten Bundesregierung, einer aus CDU/CSU/FDP bestehenden Regierung, bis 1953 das Amt des Bundesministers der Justiz. Dehler, der von 1953 bis 1956 Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion war, bekleidete von 1960 bis 1967 das Amt des Vizepräsident des Bundestages der Bundesrepublik Deutschland.

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Bettino (Benedetto) Craxi

 

Italienischer Politiker, Ministerpräsident (1983-87); Sohn eines Rechtsanwalts; wurde 1953 Mitglied des Partito Socialista Italiano (PSI) und wurde bereits vier Jahre später in das Zentralkomitee der Partei gewählt. Zugleich begann er ein Studium der Geschichtswissenschaften, wurde an der Universität auch Vizepräsident der Unuri, einer linken studentischen Organisation, brach das Studium jedoch zugunsten einer politischen Karriere bald wieder ab. Von 1960 bis 1970 war er als Stadtrat von Mailand tätig und wurde 1965 Parteisekretär des PSI der Lombardei, bis er 1968 Mitglied der Abgeordnetenkammer wurde. 1969 wurde Craxi Vizesekretär des PSI und 1976 deren Generalsekretär. Um ihr in der Bevölkerung der Mitte eine bessere Akzeptanz zu geben, ging er auf größere Distanz zur Kommunistischen Partei Italiens (KPI), indem er - ähnlich wie die deutsche SPD mit ihrem Bad Godesberger Programm - ideologische Reformen durchführte. Tatsächlich gelang ihm mit dieser Maßnahme einen erhebliche Wahlerfolg, so daß er am 22.7.1983 von Staatspräsident Sandro Pertini mit der Regierungsbildung beauftragt wurde. In seiner Zeit als Ministerpräsident entwickelte sich Italien zur fünftgrößte Industrienation und wurde Mitglied im Club der damaligen G7. Ferner setzte er sich für die sog. NATO-Nachrüstung und die Aufstellung von US-Mittelstreckenraketen in Italien ein und schloß 1984 das Konkordat zwischen dem Vatikan und der Republik Italien, gemäß dem der Katholizismus als Staatsreligion in Italien abgeschafft wurde. Craxi gilt andererseits als Synonym für die Bestechungswirtschaft. Schon während seiner Mailänder Zeit hatte Craxi, der auch als "Herr des Schmiergelds" bezeichnet wurde, "Bestechungstarife" eingeführt, die zur Anwendung kamen, wenn öffentliche Aufträge “ausgeschrieben” wurden. Die Gelder flossen nicht nur in die Parteikasse, sondern auch in seine eigene Tasche. Schließlich wurde Craxi wegen Schmiergeldern und Betrugs in Abwesenheit verurteilt; er hatte sich rechtzeitig dem Zugriff der Behörden durch Flucht nach Tunesien, das ihn nicht auslieferte, entzogen und konnte so einer langjährigen Freiheitsstrafe entgehen.

Craxi war u.a. verantwortlich für die Zulassung von privaten Fernsehsendern, die erst Silvio Berlusconi (*1936) seinen politischen Einfluß und immensen Reichtum ermöglichte.

Inschrift: Meine Freiheit ist gleichbedeutend mit meinem Leben.

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Bilder: Hajo Rackel (08/2009)

Lichtenfels (Oberfranken)

Hammamet (Tunesien), Katholischer Friedhof

Bilder: Matthias Haas (08/2009)

Edward “Ted” Moore Kennedy

 

US-amerikanischer Politiker (Demokratische Partei); Sohn von Joseph Patrick Kennedy; Bruder von John F. Kennedy und Robert F. Kennedy; 1962 wurde er nach der Ermordung seines Bruder John F. als Senator für Massachusetts in den US-Senat gewählt, wo er dessen Platz einnahm und noch siebenmal wiedergewählt wurde. Während dieser Zeit brachte er zahlreiche Entwürfe zur Reform der Sozialgesetzgebung ein, setzte sich für die Rechte der Schwarzen ein und trat Ende des Jahrzehnt für die Beendigung des Vietnamkrieges ein. Von 1969 bis 1971 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Demokratischen Partei im Senat, lehnte nach der Ermordung seines Bruders Robert 1968 und erneut 1974 eine Präsidentschaftskandidatur ab. 1980 scheiterte er dann aber mit seiner Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei bereits bei den Vorwahlen gegen den amtierenden Präsidenten Jimmy Carter. Ausgewirkt hatte sich dabei auch sein Unfall am 18.7.1969 bei einem Ausflug auf der Insel Chappaquiddick, bei dem Kennedy überlebte, seine Begleiterin Mary Jo Kopechne (*1940, †1969) aber starb. Kennedy hatte sich vom Unfallort entfernt und die Polizei erst zehn Stunden später über den Vorgang informiert. Er wurde wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort am 25.7. zu zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Noch kurz vor seinem Tode hatte er Barack Obama bei dessen Wahlkampf um die Präsidentschaft unterstützt.

John F., Robert und Edward Kennedy (von links)

 

 

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Arlington, National Cemetery

Friedrich Wilhelm Loewe

Deutscher Politiker, Arzt; Sohn eines Küsters und Kantors; studierte im Domgymnasium in Magdeburg und war nach seiner Zulassung als Wundarzt im Jahr 1834 drei Jahre als Kompanie-Chirurg tätig. Anschließend studierte er Medizin in Halle, promovierte und ließ sich ab 1840 in Calbe (Saale) als praktischer Arzt nieder. 1848 als Abgeordneten des Wahlkreises Calbe und Jerichow I in die Nationalversammlung in Frankfurt am Main deligiert, wurde Loewe deren Vizepräsident und gehörte zu der Gruupe von 33 Abgeordneten die am 3.4.1849, Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone anboten, die jener aber ablehnte. 1849, nachdem die meisten der Abgeordneten in ihre Heimatstädte zurückgekehrt waren, war er Parlamentspräsident des Rumpfparlaments, dem 114 Demokraten und Linksliberalen angehörten und die nach Stuttgart zogen. Nach der Niederschlagung der Revolution wurde Loewe angeklagt und zu lebenslänglicher Haft verurteilt, der er sich jedoch durch Flucht über die Schweiz in die USA entziehen konnte. In New York wirkte er acht Jahre als Arzt und Unternehmer, bevor er nach der 1861 ergangenen peußischen Amnestie nach Calbe zurückkehrte und sich dort erneut politisch betätigte. Er schloß sich zunächst der Deutschen Fortschrittspartei und später der Nationalliberalen Partei an, wurde 1863 Abgeordneter des preußischen Abgeordnetenhauses und war ab 1871 Reichstagsabgeordneter für den Wahlkreis Bochum-Herne-Gelsenkirchen. 1875 amtierte er als erster Vizepräsident des Parlaments. Er beteiligte sich an der Erarbeitung der Reformvorschläge für die Einheit des Deutschen Reiches und setzte sich für eine zeitgemäße Wirtschafts- und liberale Innenpolitik ein. Als Alterspräsident des Deutschen Reichstages näherte er immer mehr Otto von Bismarcks Politik einer Revolution “von oben“ an. 1881 zog Loewe sich aus der aktiven Politik zurück.

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Bilder: Hajo Rackel (08/2011)

Berlin OT Schöneberg, Alter St. Matthaeus-Friedhof

Franz-Josef Wuermeling

 Bundesarchiv cc_somerightsreserved

Deutscher Politiker (CDU); Sohn des Zentrumspolitikers Bernhard Wuermeling; nach einem Einsatz bei der Kaiserlichen Marine noch kurz vor dem ende des Ersten Weltkrieges studierte er Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre in Münster, Hamburg und Freiburg im Breisgau. Ab 1926 war Wuermeling im preußischen Ministerium des Innern tätig, von 1931 bis 1939 Landesrat und Finanzdezernent der Provinzialverwaltung Kassel. 1939 wurde er aus politischen Gründen zwangspensioniert und war von 1940 bis 1947 in der Basalt- und Asphaltindustrie der Unternehmerfamilie Werhahn tätig, ab 1945 als Vorstandsmitglied der Basalt AG aus Linz am Rhein; . 1945 war er außerdem kurzzeitig Bürgermeister von Linz am Rhein. 1953 wurde er von Bundeskanzler Konrad Adenauer als Bundesminister in das Familienministerum berufen, ein Amt, das er bis 1962 innehatte.. Er war der Initiator des sog. Wuermeling-Passes, der kinderreichen Familien den Erwerb vergünstigter Fahrkarten für die Eisenbahn ermöglichte.

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Bilder: Matthias Haas (11/2011)

Münster, Zentralfriedhof

Wassilij Wassiljewitsch Golizyn [russ. Василий Васильевич Голицын]

                    

Russischer Politiker; entstammte einer alten russischen Adelsfamilie; Sohn des Fürsten Wassilij Andrejewitsch Golizyn und dessen Gemahlin Fürstin Tatjana Iwanowna Romodanowskaja; er war während der Regentschaft des Zaren Alexejs I. an dessen Hof gekommen und zum Bojaren aufgestiegen: Als Alexej 1676 starb, lernte er an dessen Sterbebett dessen Tochter und Vertraute Sofia kennen. Während der Strelitzenunruhen vom Mai 1682, bei der u.a. Artamon Sergejewitsch, ein enger Vertrauter des Zaren Alexej am 15.5 grausam getötet wurde, begleitete er die Regentin nach Kolomenskoje, Worobjowo, Pawlowskoje, Kliabowo und Wosdwischenskoje und unterstützte sie bei der Konsolidierung ihrer Macht. Golizyn, der in Moskau ein prächtiges, aus Stein gebautes, mit vielen Kunstgegenständen ausgestattetes Haus bewohnte, wurde nicht nur ihr Berater. sondern auch ihr Geliebter. Sie bewunderte ihn wegen seiner aufgeschlossenen Art, die ganz im Gegensatz zu den Traditionen Rußlands stand. Als Sofia dem Osmanischen Reich den Krieg erklärte und einen Vasellen des Sultans, den Khan der Krimtataren, angriff, machte sie Golizyn  - gegen seinen Willen - zum Oberbefehlshaber in den Türken-Kriegen. In den Auseinandersetzungen mit den Tataren, die immer wieder die Südgrenze Rußlands mißachteten, Raubzüge durchführten und zahllose Russen in die Sklaverei verschleppten, zog er allerdings den Kürzeren und verlor, obwohl es nicht zu einer Schlacht kam ein sehr große Anzahl von Soldaten. Innenpolitisch träumte Golizyn von umfassenden Reformen, die eine Besserstellung auch der ärmeren Bevölkerungsteile umfassen sollten, von der Sanierung der Finanzen, sowie einer durchgreifenden Neuorganisation sowohl des Militär- als auch des Schulwesens, wobei er sich mit der beabsichtigen Heeresreform den Haß der Bojaren zuzog. Keiner seiner Vorstellung konnte er verwirklichen; nach dem Sturz der Regentin und dem Übergang eines Großteils der russischen Truppen zu Peter, wurde er von Peter I. seines Vermögens beraubt und mit seiner Familie in die Verbannung nach Nordrußland geschickt.

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Krasnaja Gora (Oblast Moskau), Kloster 

Politiker LX

Omnibus salutem!