Karl Lueger

1897              

 

Österreichischer Politiker; wuchs in einfachen Verhältnissen auf – sein Vater war Schulpedell und Saaldiener am Wiener Polytechnikum; studierte an der juristischen Fakultät der Universität Wien, ließ sich 1873 als Anwalt nieder und begann sich ab diesem Zeitpunkt auch politisch zu engagieren. Ab 1875 war er Mitglied des Wiener Gemeinderates, zunächst für die Liberalen, dann für die Demokraten und machte sich bereits dort durch scharfe, populistische Polemik einen Namen, auch schon indem er gegen die Juden agitierte. Dabei bediente er sich der Ängste, die in der Zeit der Industrialisierung bei den österreichischen Handwerkern und Kleingewerbetreibenden, die sich von der Zuwanderung von Juden aus den östlichen Gebieten der k.u.k-Monarchie in die Donaumonopole wirtschaftlich bedroht sahen, vorhanden waren, und münzte sie in antisemitische Parolen um. Dennoch warfen ihm seine Parteigänger zu große Milde wegen seiner eher österreichisch gemütlichen Art der Judenbeschimpfung vor. “Sein Wirken in einer verängstigten Zuwandergesellschaft erscheint heute jedenfalls befremdlich aktuell” (Dirk Schümer, FAZ v.12.3.2010). 1891 war er Gründungsmitglied der Christlichsozialen Partei, die vorgab, die Interessen des Kleinbürgertums zu vertreten. Die in dieser Partei latent vorhandenen antisemitischen Strömungen nutzte er für seine politischen Ziele. Zwar wurde er 1895 zum Bürgermeister von Wien gewählt, konnte das Amt jedoch erst 1897 antreten, da Kaiser Franz Joseph ihm die notwendige Amtsbestätigung mehrfach verweigerte. Unter seiner Ägide als Bürgermeister kam es in Wien zu umfangreichen Veränderungen, so wurden Außenbezirke eingemeindet, die Infrastruktur erneuert oder ausgebaut und zahlreiche Repräsentationsbauten errichtet. Er legte sich im Laufe der Jahre den Habitus eines Volkstribunen zu und beeinflußte durch seinen antisemitischen Populismus u.a. den jungen, in Wien lebenden Adolf Hitler. Trotz seiner ausgesprochen antisemitischen Haltung ist Lueger bis heute beliebt und unvergessen. Zahlreiche Lokalitäten in Wien tragen seinen Namen.

In der Reichspolitik wandte sich Lueger gegen die dualistische Verfassung Österreich-Ungarns.

Ball im Wiener Rathaus mit Bürgermeister Karl Lueger (pinxit Wilhelm Gause, Ausschnitt1904)

Zurück zur Personenliste

Helmut Zilk

 

 

Österreichischer Politiker (SPÖ) und Journalist; Sohn eines aus Böhmen stammenden Zeitungsangestellten; nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete er zunächst als sog. Schulhelfer und anschließend als Hauptschullehrer, bevor er Pädagogik, Germanistik, Psychologie und Philosophie studierte, 1951 das Studium beendete und 1955 die Lehramtsprüfung ablegte. Im gleichen Jahr begann er als freier Mitarbeiter für Jugendsendungen des Österreichischen Rundfunks (ORF) tätig zu werden und baute ab 1959 ein Fernsehprogramm für den Schulunterricht auf. Von 1967 bis 1974 war er Programmdirektor beim ORF. Nach seinem Ausscheiden aus dem ORF war er als Ombudsmann bei der Kronen Zeitung. 1979 machte ihn der Wiener Bürgermeister Leopold Gratz (SPÖ) zum Kulturstadtrat. Bundeskanzler Fred Sinowatz berief ihn 1983 in das Amt des Unterrichtsminister; wenig später wurde er Bürgermeister der Stadt Wien. Im Dezember 1993 wurde Zilk Opfer eines Briefbombenattentats, bei dem er an der linken Hand schwer verletzt wurde. Erst 1994 wurde er von Michael Häupl als Bürgermeister abgelöst, worauf er als Ombudsmann zur Kronen-Zeitung zurückkehrte. Zilk war seit 1978 in dritter Ehe mit der Sängerin und Schauspielerin Dagmar Koller (*1939) verheiratet.

Auszeichnungen u.a.: Goldene Kamera (1966).

Zurück zur Personenliste                         

Wien, Zentralfriedhof

Wien, Zentralfriedhof, Karl-Borromäus-Kirche, Bürgermeistergruft

Luigi Numa Lorenzo Einaudi

 

 

Italienischer Politiker, Journalist und Finanzwissenschaftler; studierte Jura an der Universität von Turin, lehrte von 1903 bis 1949 als Professor für Finanzwissenschaften in Turin und war Lehrbeauftragter am Polytechnikum in Turin und der Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi in Mailand. Bis 1926 war er Redakteur der Zeitungen La Stampa und Corriere della Sera sowie Korrespondent der britischen Wochenzeitschrift The Economist. Außerdem war er von 1900 bis 1935 Herausgeber der Zeitschriften La Riforma Sociale und von 1936 bis 1943 der Rivista di Storia Economica. Als Gegner des Faschismus floh er 1943 in die Schweiz. Nach seiner Rückkehr nach Italien setzte er sich als Präsident der Bank von Italien von 1945 bis 1948 als erklärter Gegner des Protektionismus für eine liberale Wirtschaftspolitik ein. Von 1947 bis 1948 war Einaudi stellvertretender Ministerpräsident und Budgetminister im 4. Kabinett Alcide De Gasperi und von 1948 bis 1955 italienischer Staatspräsident.

Zurück zur Personenliste

Max Julius Friedrich Brauer

1927 

Deutscher Politiker (SPD); achtes von dreizehn Kindern; wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf; erlernte nach Beendigung der Volksschule bei der Firma C. E. Gätcke, bei der sein Vater als Glasbläser beschäftigt war, das Glasbläserhandwerk und beendete die Lehre in Westerhüsen bei Magdeburg, nachdem seine Familie zuvor dorthin gezogen war. 1904 wurde er Mitglied der Gewerkschaft Centralverein der Glasarbeiter und Glasarbeiterinnen, ein Jahr später gründete er in Damgarten eine SPD-Ortsverein. Wegen seiner politischen Aktivitäten geriet er auf “Schwarze Listen” der Glasfabrikanten, verlor alsbald seine Arbeit und blieb von der weiteren Ausübung seines Lehrberufes ausgeschlossen, so daß er gezwungen war, als Bau- und Fabrikarbeiter zu arbeiten. Wieder in Ottensen, wurde er dort 1911 in den Vorstand der SPD-Ortsgruppe gewählt. Da er bereits zu Beginn des Ersten Weltkrieges ein Verletzung der Hand davontrug, blieb ihm ein weiterer Kriegsdienst erspart. Während des Krieges arbeitete er in einem genossenschaftlichen Schlachterei- und Fleischkonservenbetrieb. Im Zuge der Novemberrevolution von 1919 wurde er Magistratsmitglied von Altona und 1924 Oberbürgermeister der damals noch selbstständigen Gemeinde. Steckbrieflich gesucht, verließ Brauer Deutschland nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten; er ging zunächst nach Paris, dann im Auftrage des Völkerbundes nach China; 1934 kehrte er über die Vereinigten Staaten, wo er die Nachricht seiner Ausbürgerung erhielt, kurzzeitig nach Paris zurück. Von einer zweiten Vortragstournee in die Vereinigten Staaten 1936 kehrte er nicht nach Europa zurück, nahm 1943 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1946 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde zum Ersten Bürgermeister Hamburgs nach dem Zweiten Weltkrieg gewählt. Ähnlich wie Ernst Reuter in Berlin oder Walter Kolb in Frankfurt am Main, alles Städte in Westdeutschland, die unter dem Bombenkrieg besonders gelitten hatten, setzte er sich vehement für den Wiederaufbau der zerstörten Stadt ein. Mit einer Unterbrechung von Ende 1953 bis Ende 1957 war Brauer Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg.

Zurück zur Personenliste

Bilder: Dr. Ludovico Buscatti (03/2009)

Dogliani (Prov. Cuneo)

Bilder: Udo Grimberg (03/2009)

Hamburg-Altona, Hauptfriedhof

Karl Josef Seitz

 Bundesarchiv

Österreichischer Politiker (SDAP/SPÖ); wuchs in einem Waisenhaus auf, besuchte das Lehrerseminar Sankt Pölten und war anschließend als Volksschullehrer tätig. 1901 zog er für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) in den österreichischen Reichsrat ein und gehörte ihm bis 1918 an. Von Oktober 1918 bis Februar 1919 war er einer der drei Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung, anschließend bis Dezember 1920 als Präsident der Konstituierenden Nationalversammlung österreichisches Staatsoberhaupt. Von 1920 bis 1934 war er Abgeordneter der Sozialdemokraten im Nationalrat, zugleich Obmann seiner Partei und 1923 zugleich Bürgermeister von Wien. Seitz initiierte zahlreiche großangelegte Bauprojekte in der Hauptstadt, besonders aber im sozialen Wohnungsbau. 1934 wurde er als Exponent des “Roten Wien” von der Regierung Dollfuß nach den Februarunruhen  abgesetzt und mehrfach verhaftet. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er wegen seiner Kontakte zu Widerstandsgruppen 1944 im Konzentrationslager Ravensbrück interniert. Nach Kriegsende und der Wiederherstellung der Republik Österreich wurde Seitz Ehrenvorsitzender der SPÖ und war bis zu seinem Tod Abgeordneter des Nationalrats.

Engelbert Pernerstorfer

 mit Viktor Adler (1870)

Österreichischer Politiker und Journalist; war ab 1881 Mit- und ab 1883 alleiniger Herausgeber und Redakteur der Zeitung Deutsche Worte. 1882 war er an der Erstellung des deutschnationalen Linzer Programms beteiligt. Von 1885 bis 1897 und von 1901 bis 1918 war er Reichsratsabgeordneter, ab 1896 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. (zuvor gehörte er dem Kreis der Fabier an, aus dem 1896 die Sozialpolitische Partei hervorgehen sollte. Neben Viktor Adler zählte er zu den Parteiführer der Sozialdemokratie, er vertrat aber eine deutschnationale Richtung der Arbeiterbewegung. Ab 1907 war er Vizepräsident des Abgeordnetenhauses.

Zurück zur Personenliste

Manuel de Godoy y Alvarez de Faria Rios Sanchez Zarzosa

Spanischer Staatsmann; Herzog von Alcúdia; Günstling König Karls IV.; war von 1792 bis 1798 und von 1801 bis 1808 Erster Minister Spaniens und betrieb eine Politik des aufgeklärten Absolutismus. 1795 erhielt er vom König den Ehrentitel “Principe de la Paz“ (“Friedensfürst”), nachdem Spanien im Krieg gegen das revolutionäre Frankreich im Frieden von Basel seine verlorengegangenen Grenzgebiete zurückerhalten hatte. 1807 schloß er einen Vertrag mit Frankreich über die Aufteilung Portugals. Da Godoy sich skrupellos bereicherte, war er verhaßt und wurde am 19.3.1808, am gleichen Tag an dem Karl IV. zugunsten seines Sohnes Ferdinand VII. abdanken mußte, während des Aufstands gegen die französische Besatzung verhaftet und mußte auf seine Ämter verzichten. Auch dieser mußte schließlich abdanken, nachdem Murats Truppen Madrid am 23.3. besetzt und den Aufstand der Bevölkerung am 2.5. blutig niedergeschlagen hatten. Zusammen mit dem Königspaar verließ Godoy Spanien in Richtung Frankreich und begleitete sie bis zu beider Tod im Januar 1819 auf ihren Reisen durch Frankreich und Italien.

Godoys langjährige Geliebte Pepita Tudó (*1779, †1869), auch befreundet mit  Goya, wird von vielen als Modell für dessen Bilder La Maja Vestida (Bekleidetete Maja) und La Maja Desnuda (Nackte Maja) angesehen. Die Beziehung Godoys zu Tudó wurde von der Königin Maria Luisa, deren Liebhaber er schon war, als sie noch Kronprinzessin war, mißbilligt. Sie drängte ihn daher in eine arrangierten Heirat mit María Teresa de Borbón y Vallabriga, Gräfin von Chinchón.

Pepita Tudó

 

   

Manuel de Godoy (pinxit Francisco de Goya, 1801)

Zurück zur Personenliste                        

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Hinweis: Die Beisetzung fand zunächst in der Église de Saint Roche in Paris statt. 1852 wurden die sterblichen Reste jedoch auf den Cimetière du Père Lachaise umgebettet.

Wien, Zentralfriedhof

Bilder: Kurt Goller (06/2012)
Bild: Otto Prohaska (06/2009)

Liselotte Funcke

 

 

Deutsche Politikerin (FDP); Tochter eines Unternehmers; nach dem Abitur im Jahre 1941 studierte sie Betriebswirtschaftslehre, beendete das Studium als Diplom-Kauffrau und trat in das bereits von ihrem Urgroßvater gegründete Unternehmen - eine Schraubenfabrik - ein. Im Jahre 1947 gehörte sie zu den Mitbegründern der Freien Demokratischen Partei (FDP). 1950 zog sie für ihre Partei in den Düsseldorfer Landtag ein und gehört neben Willy Weyer und dem späteren Bundespräsidenten Walter Scheel zu den sogenannten Jungtürken, die im Jahre 1956 den der CDU angehörenden Ministerpräsident Karl Arnold stürzten und damit erstmals in Nordrhein-Westfalen eine sozial-liberale Regierung ermöglichten. 1961 wechselte sie in den Bundestag und war zehn Jahre lang, von 1969 bis 1979, dessen Vizepräsidentin. Anschließend kehrte sie als Wirtschaftsministerin in die Landespolitik Nordrhein-Westfalens zurück, nachdem Johannes Rau (SPD) 1978 zum Ministerpräsident des Landes gewählt worden war. Als die FDP in der Landtagswahl 1980 knapp an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, beendete sie ihre landespolitische Karriere, blieb aber bis 1982 stellvertretende Vorsitzende der FDP, die sie 1977 geworden war. Ab 1981 war sie sowohl unter dem SPD-Kanzler Helmut Schmidt, als auch dem CDU-Kanzler Helmut Kohl Ausländerbeauftragte der jeweiligen Bundesregierung. Diese Position gab sie 1991 an Kanzler Kohl mit der Begründung zurück, sie fühle sich in ihrer Arbeit nicht ausreichend unterstützt; es hatte insbesondere zunehmend Kritik an ihrer Arbeit im Hinblick auf Fragen der Integration und Zuwanderung von Ausländern in die Bundesrepublik Deutschland seitens des CSU-Innenministers Friedrich Zimmermann gegeben, während sie von Seiten der Länder die den Hauptteil der ausländischen Einwanderer stellte, insbesondere der Türkei, Spanien, Italien und dem ehemaligen Jugoslawien für ihr Engagement als Ausländerbeauftragte wiederholt ausgezeichnet wurde.

Zurück zur Personenliste                   

Bilder: Hartmut Busch (08/2013)

Hagen (Westf.) OT Wehringhausen, Buschey-Friedhof

Walter Möller

 

 

Deutscher Politiker (SPD); Sohn eines Schmiedes; nach dessen frühen Tod er in das Dorf Bierbergen (heute zu Hohenhameln, Ldkrs. Peine),kam, wo er die Volksschule besuchte und anschließend das Realgymnasien in Hildesheim, später in Berlin. 1935 kam er zurück in seine Geburtsstadt, wo er eine Buchdruckerlehre begann,. sie aber noch vor dem Berufsabschluß 1937 abbrach, um sich zur Luftwaffe zu melden. Dort wurde Möller zum Funktechniker ausgebildet und während des Zweiten Weltkrieges im Rang eines Unteroffiziers vor allem in Nordafrika eingesetzt. Nach dem Ende des Krieges besuchte er in Frankfurt am Main einen Lehrgang der Akademie der Arbeit, die 1947 den Lehrbetrieb gerade wieder auf genommen hatte, und wirkte als freier Mitarbeiter für den Schulfunk des Hessischen Rundfunk, der aus dem von der US-amerikanischen Besatzungsmacht unmittelbar nach dem Kriegsende gegründeten Senders Radio Frankfurt hervorgegangen war. Ab 1949 arbeitete er als Redakteur der Parteizeitung der hessischen SPD. 1956 übernahm er die Leitung der Volkshochschule in der Mainstadt Frankfurt. 1961 wurde Möller zum Stadtrat gewählt und war Dezernent für Verkehr unter dem damaligen Frankfurter Oberbürgermeister Werner Bockelmann. Nachdem Willi Brundert 1964 dessen Nachfolger wurde, war Möller planerisch an der Entwicklung und dem Bau der Frankfurter U-Bahn beteiligt, die dann seit 1968 in mehreren Stufen in Betrieb genommen wurde. 1970 würde Möller als Nachfolger des zuvor verstorbenen Willi Brundert von der Stadtverordnetenversammlung als neuer Oberbürgermeister gewählt. Doch schon bald verstarb der gesundheitlich angeschlagene Walter Möller auf dem Rückweg von einem Gespräch mit dem hessischen Ministerpräsidenten Albert Osswald an den Folgen eines Herzinfarkts im Alter von nur 51 Jahren.

Zurück zur Personenliste                             

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Bilder_ Dieter Georg (04/2018)

Hans Freiherr von Wangenheim

 

Deutscher Diplomat; wurde nach Wahrnehmung verschiedener Aufgaben im Jahr 1912 als Botschafter des Deutschen Reichs nach Konstantinopel (/heute Istanbul) - Hauptstadt des damaligen Osmanischen Reiches entsandt ,wo er eine entscheidende Rolle bei der Stärkung des deutschen Einflusses und Kriegseintritts des Osmanischen Reiches auf seiten der Mittelmächte gegen die Entente spielte.

Als der später der Völkermord an den Armeniern am 24. April 1915 mit Razzien gegen armenische Intellektuelle in Konstantinopel begann und im Mai mit Massendeportationen der Armenier aus ihren angestammten Wohnsitzen in die syrische Wüste und die mesopotamische Wüste fortgesetzt wurde, wandte sich  von Wangenheim im Juni in einem Brief an den deutschen Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg: “Daß die Verbannung der Armenier nicht allein durch militärische Rücksichten motiviert ist, liegt zutage. Der Minister des Innern Talaat Bey hat sich hierüber kürzlich gegenüber dem zur Zeit bei der Kaiserlichen Botschaft beschäftigten Dr. Mordtmann ohne Rückhalt dahin ausgesprochen‚ daß die Pforte den Weltkrieg dazu benutzen wollte, um mit ihren inneren Feinden – den einheimischen Christen – gründlich aufzuräumen, ohne dabei durch die diplomatische Intervention des Auslandes gestört zu werden; das sei auch im Interesse der mit der Türkei verbündeten Deutschen, da die Türkei auf diese Weise gestärkt würde.” Er unterbreitete jedoch keinerlei Vorschläge, wie das Deutsche Reich Einfluß auf die Vorgänge nehmen könnte; vielmehr war ihm daran gelegen, wie verhindert werden könnte, daß Deutschlands Renommee durch den Völkermord in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.

Hans von Wangenheim starb völlig überraschend an den Folgen eines Schlaganfalls, Sein Nachfolger als Botschafter bei der Hohen Pforte war Paul Graf Wolff Metternich zur Gracht.

Verheiratet war Hans von Wangenheim seit 1902 mit Johanna, gen. Hanna, Freiin von Spitzemberg, der Tochter der Hildegard Freeifrau von Spitzemberg, verheiratet.

Hans von Wangenheim vor seiner Dienstvilla in Konstantinopeö

Teil des Trauerzuges anläßlich der Beisetzung Hans von Wagenheims in Konstantinopel am 27. Oktober 1915

Zurück zur Personenliste                             

Bild:  Jürgen Hempel (05/2018)

Istanbul OT Tarabya, Deutscher Soldatenfriedhof

Martin Grüner

 

 

Deutscher Politiker (FDP); Sohn eines Zahnarztes; seine Urgroßmutter Frieda Landenberger, née. Junghans, war die Tochter des Schramberger Uhrenfabrikanten Erhard Junghans. Grüner, der in Schramberg aufwuchs, .studierte Rechtswissenschaft in Tübingen und Hamburg und leitete - er war 1950 Mitglied der FDP geworden - während der Studentenzeit in Tübingen die Liberale Hochschulgruppe. Von 1969 bis 1994 war er Mitglied des Deutschen Bundestages und dort von 1969 bis 1972 bildungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Er war, jeweils Parlamentarischer Staatssekretär, beim Bundesminister für Wirtschaft von 1972 bis 1974 im Kabinett Brandt II, von 1974 bis 1976 im Kabinett Schmidt I, von 1976 bis 1980 im Kabinett Schmidt II, von 1980 bis 1982 Kabinett Schmidt III, von 1982 bis 1983 im Kabinett Kohl I, sowie von 1983 bis 1987 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Kabinett Kohl II und von 1987 1987 bis 1991 im Kabinett Kohl III. Außerdem war Martin Grüner Mitglied im sozialpolitischen Ausschuss und im Haushaltsausschuss des Bundestages. Im 12. Deutschen Bundestag (1990–94) war Martin Grüner Mitglied des Finanzausschusses und Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Finanzen und Steuern“ der FDP-Fraktion sowie Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. In seiner Tätigkeit als Mitglied der Enquetekommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ des Deutschen Bundestages sah Martin Grüner einen Schwerpunkt seiner parlamentarischen Arbeit in der 12. Legislaturperiode.

Zurück zur Personenliste                 btn_up            

Bild: Dirk Budde (04/2018)

Alfter (Rhein-Sieg-Kreis), Friedhof Im Wiesengrund

Politiker LVIII

Omnibus salutem!