Israelischer Politiker; im Jahre 1935 wanderte die Familie, die nach Wien gezogen war, nach dem unter britischem Mandat stehenden Palästina aus. Kollek war 1937 einer der Mitbegründer des Kibbutz Ein Gev nahe dem See Genezareth. Im selben Jahr heiratete er Tamar Schwarz, ebenfalls aus Wien und Tochter eines Rabbiners, mit der er zwei Kinder hat, einen Sohn, den Regisseur Amos Kollek (*1947), und eine Tochter, die Kunstmalerin Osnat Kollek-Sachs (*1960). 1965 wurde er als Kandidat der Ben-Gurion-Partei Rafi Nachfolger Mordechai Isch Schaloms als Bürgermeister von Jerusalem. 1969, 1973, 1978, 1983 und 1989 wurde er jeweils wiedergewählt, unterlag jedoch in der Wahl im Jahre 1993 dem Kandidaten der Likud-Partei Ehud Olmert (*1945), der seit April 2006 als Nachfolger des erkrankten Ariel Scharon Ministerpräsident Israels ist. In seiner Amtszeit gelang es Kollek, Jerusalem zu einer modernen Stadt zu gestalten. Seiner Initiative verdankt die Stadt das Israel-Museum und das Jerusalemer Theater. Außerdem setzte er sich für die in Jerusalem stattfindende internationale Buchmesse ein. Seinen Bemühungen ist es zu verdanken, daß während seiner Amtszeit ein friedliches Nebeneinander der Religionen herrschte.
Auszeichnungen u.a.: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1985), Israel-Preis (1988), Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (1998), Ehrenbürger der Stadt Wien (2001).
Zionistisch-jüdischer Politiker und Schriftsteller; lebte von 1900 bis 1933 in Deutschland, 1934 nach seiner Flucht aus Deutschland zunächst in der Schweiz und seit 1940 in den USA. Von 1935 bis 1940 war er Repräsentant der Jewish Agency beim Völkerbund, ab 1951 Präsident des Jüdischen Weltkongresses, von 1956 bis 1968 Präsident der Jüdischen Weltorganisation. Goldmann war nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich an den Wiedergutmachungsverhandlungen mit der Bundesrepublik Deutschland und Österreich beteiligt. Außerdem bemühte er sich gegen den Widerstand der israelischen Führung um einen Ausgleich mit den arabischen Nachbarn Israels.
Jerusalem, Herzlberg (Mount Herzl National Cemetery)
1948, mit Harry S. Truman (lks.)
Israelischer Politiker und Staatspräsident (1948-52); Onkel des siebten israelischen Staatspräsidenten (1993-2000) Ezer Weizman (*1924, †2005); der Sohn eines Holzhändlers studierte ab 1892 an der Technischen Hochschule in Darmstadt, anschließend ab 1894 an der Universität Berlin Chemie. 1897 ging er in die Schweiz nach Freiburg, wo er 1899 promovierte. Seit 1903 war er Professor für Biochemie im englischen Manchester. 1917 war er maßgeblich am Zustandekommen der Balfour-Deklaration beteiligt, 1918 gründete er die Hebräische Universität Jerusalem. Von 1920 bis 1931 und von 1935 bis 1946 war Weizmann Präsident der Zionistischen Weltorganisation, ab 1929 Leiter der Jewish Agency. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges trat er für die Bildung eines arabischen und eines jüdischen Staates in Palästina ein und war 1948 Mitbegründer des Staates Israel.
Rehovot, Garten des Weizmann-Instituts
Boris Nikolajewitsch Jelzin [russ. Борис Николаевич Ельцин]
Russischer Politiker; studierte von 1949 bis 1955 am Polytechnischen Institut des Urals in Swerdlowsk (heute Jekaterinburg); war von 1961 bis zu seinem Austritt 1990 Mitglied der KPdSU, von 1976 bis 1985 Erster Sekretär des Gebietsparteikomitees von Swerdlowsk. Dort war er u.a. verantwortlich für den Abriß des Hauses, in dem Zar Nikolaus II. und seine Familie 1918 ermordet worden waren. Nach dem Amtsantritt von Michail Sergejewitsch Gorbatschow als Generalsekretär des ZK der KPdSU in Jahre 1985 wurde Jelzin zunächst Leiter der ZK-Abteilung für das Bauwesen; 1985 wurde er Sekretär des ZK der KPdSU, im selben Jahr Erster Sekretär der Moskauer Stadtparteiorganisation und 1986 Kandidat des Politbüros. Wegen der schleppenden Umsetzung der Politik der Perestroika (Umgestaltung) und Glasnost (Öffentlichkeit) kritisierte Jelzin die orthodoxen Kreise der Partei und geriet so in Gegensatz zu Gorbatschow und dessen Politik. 1987/88 verlor er daher seine Ämter, wurde jedoch 1889 Abgeordneter des Kongresses der Volksdeputierten und Mitglied des Obersten Sowjets der UdSSR. In seiner Amtszeit als Vorsitzender des russischen Obersten Sowjets (Staatsoberhaupt der RSFSR, 1990/91) erklärte Rußland am 12.6.1990 seine Souveränität. Als im Mai 1991 das Präsidialsystem eingeführt wurde, wurde Jelzin einen Monat später zum Präsidenten Rußlands gewählt. Als im August 1991 die kommunistischen Kräfte zu putschen versuchten, entmachtete er die KPdSU (in Erinnerung bleibt sein Auftritt vor dem Weißen Haus auf einem Panzer) und trug maßgebend zu der Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) bei, indem er, sein ukrainischer Amtskollegen Leonid Krawtschuk (Ukraine) sowie sein belorussischer Amtskollege Stanislau Schuschkewitsch nach einem Treffen nach der ukrainischen Unabhängigkeitserklärung am 8.12. die Auflösung der Sowjetunion und deren Umwandlung in die Gemeinschaft unabhängiger Staaten erklärten. Mit dem Inkrafttreten der Vereinbarung wurde Jelzin der erste frei gewählte Präsident Rußland. Die gewaltigen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen stürzten Rußland während seiner Amtszeit in eine tiefe wirtschaftliche, aber auch Identitätskrise. Als Jelzins Wiederwahl 1996 aufgrund dieser Entwicklung fraglich schien, bediente er sich der sogenannten Wirtschaftsoligarchen, Personen, die in kürzester Zeit enorme Reichtümer erworben hatten und Interesse am status quo hatten. Jelzin wurde wiedergewählt, galt jetzt aber als Ursache für eine extrem korrupt und unprofessionell durchgeführte Privatisierung in den 1990er Jahren. Außenpolitisch erreichte er 1996 Rußlands Aufnahme in den Europarat, und es gelang ihm, eine Verbesserung der Beziehungen zu China herzustellen; außerdem sicherte er den Abzug russischer Truppen aus Ostdeutschland zu. Eine Osterweiterung der NATO lehnte er jedoch strikt ab.
Seine letzten politischen Jahre waren geprägt durch seine schwere Krankheit - er überstand mehrere Herzinfarkte und By-pass-Operationen, und es gab Gerüchte über seinen Alkoholismus -, sowie Vetternwirtschaft (Jelzin Tochter Tatjana Djatschenko gewann zunehmend politischen Einfluß). Der Druck auf ihn insbesondere durch die Staatsduma - es gab mehrere Amtenthebungsversuche - wurde stärker, als im August 1998 die Rohölpreise einbrachen, eine Währungskrise entstand und der Staat zahlungsunfähig wurde. Diese Ereignisse führten letztlich am 31.12.1999 zu seinem Rücktritt. Die Regierungsgeschäfte übergab er an seinen Ministerpräsidenten Wladimir Putin (*1952), wobei dieser ihn von Strafverfolgung freistellen ließ. Jelzin starb an Herzinsuffizienz.
Autobiographie: Mitternachtstagebuch. Meine Jahre im Kreml (2000).
pinxit Hans Holbein d.J.
Englischer Staatsmann und Humanist; der Sohn des Juristen John More lernte in Oxford Griechisch und Latein und studierte auf Anweisung seines Vaters in London Rechtswissenschaften. Sein starkes Interesse an der Theologie hätte 1499 beinahe dazu geführt, daß er Mönch geworden wäre; er gab nach vier Jahren diesen Plan jedoch wieder auf und blieb auf der eingeschlagenen Lebensbahn. Von 1504 bis 1529 war er Mitglied des Unterhauses. Bei König Heinrich VII. fiel More in Ungnade, da er eine bereits bewilligte Summe aus Steuergeldern drastisch reduzierte. Der König ließ sogar Mores Vater gefangensetzen. Erst nachdem More eine Strafe entrichtet und sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte, kam er wieder frei. Erst 1509 kehrte More auf das politische Parkett zurück. Ein Jahr später wurde er zum Unterscheriff von London ernannt. Der neue König, Heinrich VIII., wurde allerdings rasch auf den fähigen More, der eine große Reputation als Jurist genoß, aufmerksam und übertrug ihm mehrere diplomatische Missionen. Aus Anerkennung seiner Erfolge wurde er 1518 in den Geheimen Rat aufgenommen. Er war Mitverfasser des unter dem Namen Heinrichs VIII. erschienenen Schrift Assertio septem sacramentorum (1521/22, dt. Verteidigung der sieben Sakramente), verteidigte diese 1523 in einer pseudonym veröffentlichten Diatribe (i.e. moralphilosophische Abhandlung) gegen Angriffe Martin Luthers. 1529 wurde More Nachfolger von Thomas Wolsey als Lordkanzler. Soweit sich die Kirchenpolitik Heinrichs VIII. gegen den Protestantismus richtete, unterstützte More diese; als Heinrich in Verfolgung seiner Heiratspläne sich mehr und mehr von der katholischen Kirche entfernte, lehnte er jedoch die Errichtung einer Staatskirche ab. Und als der König die Unterwerfung der englischen Priesterschaft forderte, trat er 1532 von seinem Amt als Lordkanzler zurück. Nach seiner Weigerung den Suprematseid zu leisten, wurde er - gemeinsam mit Bischof John Fisher von Rochester – im Tower von London eingekerkert. wobei er zunächst noch einige Privilegien genießen konnte, so wurde seine Zelle geheizt, Wände und Fußboden waren mit Teppichen ausgekleidet und er hatte Zugang zu Büchern. Als er sich jedoch nach wie vor weigerte, den Forderungen Heinrichs nachzukommen, verlor er alle Privilegien und wurde schließlich aufgrund eines Hochverratsprozesses zum Tode verurteilt und nach einjähriger Haft auf dem Schafott auf dem Tower Hill enthauptet.
Trotz der Beanspruchung in Beruf und Amt hielt er engen Kontakt u.a. zu den Humanisten John Colet (*1467, †1519) und seit 1499 zu Erasmus von Rotterdam, der ihn zweimal besuchte und mit dem er eine umfangreiche Korrespondenz führte. Die katholische Kirche hat More 1886 selig und 1935 heilig gesprochen (Tag: 22.6.). Papst Johannes Paul II. erklärte ihn zum Patron der Regierenden und der Politiker. Den Heutigen ist More v.a. als Autor der in Latein (englisch 1551) abgefaßten Schrift De optimo reipublicae statu deque nova insula Utopia (1516, dt. Die Schrift über den besten Zustand eines Staates und über die neue Insel Utopia) gegenwärtig. In ihr, besser bekannt unter dem Titel Utopia, schildert er das Leben auf der fiktiven Insel “Utopia” (aus griech. ou= nicht, topos=Ort “Nirgensort”) in Form eines dialogischen Reiseberichts. Auf Utopia - für die damalige feudalen Gesellschaft unvorstellbar - sind die Interessen des Einzelnen denen der Gesellschaft als Ganzem untergeordnet; ein jeder muß arbeiten, jeder kommt aber auch in den Genuß von Bildung und genießt religiöse Toleranz. Grund und Boden sind allgemeiner Besitz. Ferner verfaßte er lateinische Gedichte und Epigramme und fertigte eine Übertragung griechischer Dialoge des griechischen Satiriker Lukian von Samosata (*~120, †~180 v. Chr.) ins Lateinische an.
London, Tower, Chapel Royal of St Peter ad Vincula
Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster
Vor der endgültigen Gestaltung
Italienischer Politiker; arbeitete nach Beendigung seines Studiums in Wien ab 1905 arbeitete er für die Zeitung Il Nuevo Trentino, als deren Herausgeber er für die Angliederung Südtirols an Italien eintrat. Von 1911 bis 1918 war er Abgeordneter im österreichischen Reichsrat. Nach der Angliederung Südtirols an Italien trat er 1919 dem neu gegründeten katholischen Volkspartei “Partito Popolare Italiano” (PPI) bei und wurde 1924 dessen Generalsekretär. Ab 1921 war er Mitglied der italienischen Deputiertenkammer. Nachdem die Partei 1926 verboten worden war, wurde er als entschiedener Gegner des Faschismus 1928/29 inhaftiert, fand nach seiner Freilassung im Vatikan Asyl, wo er als Bibliothekar arbeitete. Während des Zweiten Weltkrieges war er Mitglied der Widerstandsbewegung und betrieb maßgeblich die Gründung der “Democrazia Cristiana” (DC). Nach dem Ende des Krieges war er bis 1953 Ministerpräsident sowie von 1944 bis 1946 und von 1951 bis 1953 Außenminister Italiens. Mit dem österreichischen Außenminister Karl Gruber (*1909, †1995) schloß er 1946 das Abkommen über die Autonomie Südtirols. Er förderte die Integration Europas, gilt somit als einer der Gründerväter der Europäischen Gemeinschaften, und den Eintritt ltaliens in die NATO.
Rom, Basilika San Lorenzo fuori le Mura
Jerusalem, Herzlberg (Mount Herzl National Cemetery)
Italienischer Politiker, Jurist und Journalist; studierte Rechtswissenschaft in Turin. 1919 gründete er gemeinsam mit Antonio Gramsci die Zeitschrift L'Ordine Nuovo (Die Neue Ordnung). 1921 war er einer der Gründer der Partito comunista Italiano (PCI), deren Zentralkomitee er ab 1922 angehörte. Bis 1926 arbeitete er unter dem Pseudonym Ercole Ercoli als Journalist, bevor er unter dem Druck des faschistischen Regimes Benito Mussolinis ins Exil ging, zunächst nach Deutschland, später nach Moskau. Dort bekleidete er eine führende Rolle in der Komintern. Auf dem VII. Kongreß im Jahre 1935 gehörte er zuden Befürwortern der Volksfrontpolitik Stalins. Zwischen 1937 und 1939 kämpfte er als Angehöriger des Garibaldi-Bataillons im Spanischen Bürgerkrieg. 1944 kehrte er nach Italien zurück und übernahm dort die Führung der Kommunistischen Partei und war im Kabinett Pietro Badoglios (*1871, †1956) Minister ohne Geschäftsbereich. In der ersten italienischen Nachkriegsregierung fungiert er als stellvertretender Ministerpräsident und gehörte als Justizminister dem italienischen Koalitionskabinett an, bis die Kommunisten 1947 von der stärksten Partei im Parlament, den Christdemokraten, vom Kabinett ausgeschlossen wurden. Die KPI blieb unter der Führung Togliattis, der 1947 Generalsekretär der KPI wurde, die zweitstärkste Partei in Italien. Am 14.7.1948 wurde ein Attentat auf ihn verübt, das er überlebte. Als Folge dieses Attentatsversuchs erschütterte eine Reihe von Streiks das Land. Nach der Niederwerfung des Ungarischer Volksaufstands im Jahre 1956 durch die Sowjetunion proklamierte er einen eigenen “nationalen Weg zum Sozialismus”.
Rom, Cimitero Campo Verano
Bild: Rob C. Croes/Anefo (Nationaal Archief)
Französische Politikerin; Tochter des Architekten André Jacob; dessen Familie aus einem Dorf in Lothringen stammt und später mit dem 2. Preis des renommierten Prix de Rome ausgezeichnet wurde, und der Tochter eines Kürschners, die einer jüdischen, aber nicht praktizierenden Familie entstammte; besuchte das lycée Masséna in Nizza, an dem sie im März 1944 ihr Abitur ablegte. Im selben Monat verhaftete die Gestapo sie und ihre Familie und verhörte sie im Gestapo-Hauptquartier, dem Hotel Excelsior. Ihr Vater und ihr Bruder Jean wurden nach Litauen deportiert und dort ermordet, während ihre Schwester Denise, die Mitglied der Résistance war, in das das KZ Ravensbrück verschleppt wurde, es aber überlebte. Ihre Mutter Yvonne und ihre Schwester Madeleine wurden in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Die Selektion bei der Ankunft in Auschwitz überlebte sie, weil sie auf die obligatorische Frage nach dem Alter vortäuschte, bereits 18 Jahre alt zu sein. Nach acht Monaten im KZ wurden etwa 60.000 Häftlinge, da das KZ wegen der anrückenden Roten Armee aufgelöst wurde, im Januar 1945 auf “Todesmärschen” in Richtung deutsches Reichsgebiet getrieben. Simone, ihre Schwester und ihre Mutter kamen in das KZ Bergen-Belsen. Ihre Mutter starb dort am 3. März an einer Typhusepidemie. Simone und ihre Schwester wurden am 15. April von britischen Streitkräften befreit.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges studierte Simone am Institut d’études politiques de Paris Jura. Am 26.10.1946 heiratete sie Antoine Veil, den sie während während ihres Studium an einem Ski-Wochendes kennengelernt hatte und begleitete ihn nach Wiesbaden, dann nach Stuttgart, wo er seinen Dienst als Finanzinspektor aufnahm. Ab 1957 arbeitete sie im Justizministerium, gehörte ab 1969 zum Beraterstab von Justizminister René Pleven und war von 1970 bis 1974 - als erste Frau - Generalsekretärin des höchsten französischen Richtergremiums Conseil Supérieur de la Magistrature. 1974 berief Premierminister Jacques Chirac sie als Gesundheitsministerin in sein Kabinett, wo sie das Abtreibungsrecht mit einer umstrittenen Reform liberalisierte. 1979 zog die parteilose Veil als Spitzenkandidatin der Union pour la Démocratrie Française (UDF) Giscard d'Estaings in das Europaparlament ein und amtierte dort bis 1982 als Parlamentspräsidentin. 1984 wiedergewählt, führte sie in der Wahlperiode 1984/89 die liberale Fraktion im Europaparlament. 1989 wurde sie ein drittes Mal in das Europaparlament gewählt, diesmal als Repräsentantin einer bürgerlichen Gemeinschaftsliste. 1993 holte sie Premierminister Edouard Balladur als Ministerin für Soziales, Gesundheit und Stadtpolitik in die französische Regierung zurück, ein Amt, das sie bis 1995 bekleidete.
Simone Veil setzte sich bereits früh für eine Versöhnung mit Deutschland ein; gegenüber ihren erstaunten Verwandten hatte sie erklärt, daß es notwendig sei, zwischen den Nazis, die für den Holocaust verantwortlich sind, die "überall" hätten passieren können, und den Deutschen als Ganzes zu unterscheiden. Sie und ihr Ehemann wurden Förderer der deutsch-französischen Freundschaft 1981 wurde Simone Veil für ihre Verdienste um die europäische Einigung der Internationale Karlspreis der Stadt Aachen verliehen; 2008 wurde sie in die renommierte Académie française gewählt.
Paris, Cimetière du Montparnasse
Hafiz al-Assad [arab. حافظ الأسد]
Syrischer General und Politiker; Vater von Baschar Assad (*1965); gehörte der schiitischen Sekte der Nusairier (Alawiten) an; besuchte ab 1957 die Militärakademie und wurde dort – teilweise auch in der Sowjetunion – zum Kampfpiloten ausgebildet. Von 1966 bis 1970 war er Luftwaffenchef und Verteidigungsminister und wurde nach dem Militärputsch 1970/71 Ministerpräsident und am 2.3.1971 Staatspräsident. Seit Ende 1970 war er zugleich Generalsekretär der Baath-Partei in Syrien. Ab 1976 konnte er eine starke machtpolitische Stellung Syriens im Libanon aufbauen; mit seiner pragmatisch orientierten Politik strebte er eine Führungsrolle Syriens in der arabischen Welt an, u.a. 1991 im Zweiten .Golfkrieg auf der Seite der antiirakischen Koalition unter Führung der Vereinigten Staaten. In einer harten Linie gegenüber Israel bemühte er sich erfolglos um eine Rückgabe der 1967 im Sechstagekrieg verlorenen Golanhöhen. Seit Ende 1991 versuchte er, seine autokratische Herrschaft, die er auch mit Härte gegenüber Gegnern durchzusetzen und zu sichern vermochte, ansatzweise zu liberalisieren. Bereits kurz nach dem Tod seines Vaters wurde die Verfassung geändert und das Mindestalter für den Präsidenten von 40 auf 34 Jahre herabgesetzt, um Assads Nachfolge durch seinen Sohn zu ermöglichen.
Nach seinem Tod im Jahr 2000 wurde sein Sohn Baschar al-Assad der neue Präsident in Syrien.
Qardaga (Syrien), Mausoleum
Deutscher Politiker (DDP); studierte nach dem 1897 abgelegten Abitur bis 1901 in Straßburg, Basel, Göttingen und Heidelberg Rechtswissenschaften und war nach dem Referendariat ab 1905 Stadtrechtsrat in Karlsruhe. Von 1908 bis 1914 war Dietrich, der 1911 Mitglied des Badischen Landtages wurde, dem er bis 1921 angehören wird, Bürgermeister von Kehl und anschließend bis 1919 Oberbürgermeister von Konstanz. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war er in der Weimarer Republik an der Gründung der 1918 aus der Fortschrittlichen Volkspartei hervorgegangenen linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) beteiligt. Im Januar 1919 zog er für seine Partei als Abgeordneter in die Weimarer Nationalversammlung ein, legte das Mandat jedoch bereits am 12. April nieder. Nach der Reichstagswahl am Reichstagswahl vom 6.6.1920 kehrte er in die Reichspolitik zurück und war bis Juli 1933 Reichstagsabgeordneter. Im Kabinett Müller II war er Minister für Ernährung und Landwirtschaft; ebenso im folgenden Kabinett Brüning I, bevor er dann an die Spitze des Finanzministeriums wechselte, das er auch im zweiten Kabinett Brüning leitete. Unter Heinrich Brüning diente er zudem als Vizekanzler (30.3.1930 bis 30. 5.1932). Als Finanzminister hatte er dessen Deflationspolitik zu verantworten, was in Teilen der DDP zu erheblicher Unmut führte. Obwohl, ursprünglich Gegner des Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich, dem sog. Ermächtigungsgesetz, beugte er sich der Mehrheit der anderen drei Abgeordneten seiner Partei, Ernst Lemmer, Reinhold Maier und Heinrich Landahl, und stimmte dem Gesetz, das weitreichende Folgen hatte, im Reichstag 24. März 1933 zu. .Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung war er als Rechtsanwalt tätig.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Dietrich zu Beginn des Jahres 1946 Vorsitzender des Koordinierungsausschusses zum Ausgleich der Erzeugung und der Verbrauchslenkung in der französischen Zone in Baden-Baden. Vom 13. Mai 1946 bis 31. März 1947 war er Sonderbevollmächtigter für Ernährung und Landwirtschaft des Länderrates des amerikanischen Besatzungsgebietes und vom 24.9.1946 bis zu dessen Auflösung am 21.8.1947 Direktor des Verwaltungsamtes für Ernährung und Landwirtschaft des amerikanischen und britischen Besatzungsgebietes.
Inschrift: Inserviendo patriae consumor [dt. Im Dienst für das Vaterland zehre ich mich auf]
St. Märgen (Ldkrs. Breisgau-Hochschwarzwald), Friedhof
Hinweis: Am 2.7.2018 wurden nach einer Festrede Staatspräsident Emmanuel Marcons die sterblichen Überreste Simone Veils und ihres Gemahls Antoine feierlich in das Panthéon überführt.
Omnibus salutem!