Imrich (Emmerich) Esterházy Graf von Galántha

Kirchlicher Würdenträger, Religionsschriftsteller und Mäzen; wurde 1706 Bischof von Vacs, 1723 Bischof von Veszprem, war seit 1725 Erzbischof von Gran und Fürst-Primas von Ungarn. Als solcher hat er Maria Theresia am 25. Juni 1741 in Preßburg zur ungarischen Königin gekrönt. Auf seine Veranlassung wurde der St. Martinsdom in Preßburg von Georg Raphael Donner (*1693, †1742) ausgeschmückt; außerdem finanzierte er den Bau des Elisabethenklosters, die Kirchenkapelle St. Johann von Alexandrien sowie viele Hauptaltare in mehreren Kirchen in Preßburg.

Zurück zur Personenliste

Bratislava, Kapelle St. Johann von Alexandrien am St. Martinsdom

Hinweis: Die Statue befindet sich über der Gruft, in der Esterházy beigesetzt wurde.

Bilder: Peter Malaschitz (05/2008)

Kalixtus III. Alfonso de Borgia

                       

Papst (1455-58); entstammte dem niederen spanischen Landadel. Er studierte zunächst kanonisches Recht in Lleida und begann 1408 seine kirchliche Laufbahn. 1411 wurde er zum Kanoniker an der Kathedrale von Lleida ernannt. Als hervorragernder Kenner des kanonische Rechts, wurde er zunächst vom Gegenpapst Benedikt XIII. als Berater an seinen Hof gerufen. Nachdem Benedikt durch das Konzil von Konstanz seines Amtes enthoben und durch den 1417 neugewählten Martin V. ersetzt wurde, trat Alfonso in die Dienste des Königs von Aragón, Alfons V.. 1429 wurde er auf Fürsprache des Königs Bischof von Valencia und 1444 von Papst Eugen IV. zum Kardinal ernannt. Als sich nach dem Tod Papst Nikolaus’ V. 1455 im Konklave die Anhänger der mächtigen Familien der Colonna und der Orsini unversöhnlich gegenüberstehen, entschloß man sich schließlich, den bereits 77-jährige Alfonso zum Papst zu wählen. Während seines Pontifikats führte er den Kreuzzug zur Wiedereroberung des 1453 von den osmanischen Türken eingenommenen Konstantinopels an, scheiterte jedoch; allerdings hatte er die Genugtuung, den Sieg des ungarischen János Hunyadi über die Türken vor Belgrad am 9.8.1456 mitzuerleben. Auf seine Veranlassung wurde der Prozeß gegen Jeanne d’Arc erneut aufgerollt, in dessen Verlaufe sie für unschuldig erklärt wurde. Kalixtus, der für seinen Nepotismus (Vetternwirtschaft) bekannt war, erhob u.a. seinen Neffen Rodrigo de Borgia (den späteren Alexander VI.) 1456 zum Kardinal.

Zurück zur Personenliste          

Rom, S. Maria in Monserrato degli Spagnoli

Hinweis: Kalixtus war zunächst in der Kapelle Santa Maria della febbre neben der Peterskirche am Vatikan beigesetzt worden.

Bilder: FLT2770 (01/2004)

William Penn

Englischer Quäker; der Sohn eines Admirals studierte am Christ Church College in Oxford, wo er zum Quäkertum konvertierte. 1666 von seinem Vater mit der Verwaltung der Familiengüter in der Grafschaft Cork in Irland beauftragt, geriet er aufgrund seiner religiösen Überzeugung mit der dortigen Obrigkeit in Konflikt und wurde inhaftiert. Auch als er nach seiner Rückkehr nach England seine religiöse Abhandlung The Sandy Foundation Shaken ohne vorherige Genehmigung veröffentlichte, wurde im Tower in London inhaftiert. Während der Haft verfaßte er sein bekanntestes Werk No Cross, No Crown (1669, dt. Ohne Kreuz keine Krone). Aufgrund der ebenfalls im Tower verfaßten Verteidigungsschrift Innocency with Her Open Eyes , erlangte er seine Freiheit wieder. 1671 erneut inhaftiert schrieb er u.a. The Great Case of Liberty of Conscience, ein Plädoyer für Toleranz. 1681 übereignete ihm die Krone Land in Nordamerika in der Neuen Welt. Im September 1682 reiste er von mehreren Freunden begleitet nach Amerika und begründete dort eine Kolonie, die er zu Ehren seines Vaters Pennsylvania nannte, gab er dem Staat eine Verfassung, die den Bewohnern weitgehender Religionsfreiheit garantierte und gründete 1682 Philadelphia und erwarb im gleichen Jahr Delaware. Den Indianern sicherte er ein gutnachbarliches Verhältnis zu. Gegen Ende der Regierungszeit Karls II. kehrte Penn nach England zurück, um den dort verfolgten Quäkern Beistand zu leisten. Zwei weiteren Anklage wegen Hochverrats unter der Regierung Wilhelms III. konnte er erfolgreich entgegentreten. 1699 reiste er erneut nach Pennsylvania, um dort die Ordnung wieder herzustellen, die durch die Willkürherrschaft seines Stellvertreter zerrüttet war. Nachdem er die Kolonien Philip Ford als neuen Verwalter eigesetzt hatte, kehrte er Ende 1701 endgültig nach England zurück; allerdings hätten die betrügerischen Machenschaften des neuen Verwalters ihn fast in den Ruin getrieben. 1712 erlitt Penn einen ersten schweren Schlaganfall, dem noch zwei weitere folgten, die seine Gesundheit schwächten. Penn verfaßte über 100 theologische und politische Schriften.

Werke u.a.: Ohne Kreuz keine Krone (1669).

Zurück zur Personenliste

Jordans (Buckinghamshire), Cemetery of the Jordans Quaker

Bild: Felipeh (06/2006) GNU Free Documentation License

Thomas von Aquin

Italienischer Theologe und Philosoph; der aus gräflichem Geschlecht stammende Thomas wurde in der Benediktinerabtei von Monte Cassino erzogen. Noch vor Beendigung seines Studiums an der Universität von Neapel trat er dem Orden der Dominikaner bei. In Paris war er Schüler des deutschen Scholastikers Albertus Magnus und folgte ihm 1248 nach Köln. Um 1250 wurde er zum Priester geweiht und lehrte ab 1252 an der Sorbonne Theologie. 1259 rief Papst Alexander IV. (~1199, †1261) ihn nach Rom und machte ihn zum Dozenten der Kurie. 1272 kehrte er nach Italien zurück, hielt sich in Orvieto, Viterbo und Rom auf und baute schließlich in Neapel eine neue Dominikanerschule auf. Als er im Auftrag Papst Gregors X. zum Konzil von Lyon reiste, erkrankte er und starb im Zisterzienserkloster von Fossanova.

Thomas von Aquins besondere Leistung liegt in der einzigartigen Synthese der Werke des Aristoteles und anderer antiker Philosophen mit denen der Kirchenväter, vor allen Dingen denen des Augustinus. Aber er verband auch die Ideen des Averroes (*1126, †1198) und anderer islamischer Gelehrter und die der jüdischer Philosophen, so etwa die des Moses Maimonides oder Solomon ben Yehuda ibn Gabirol (*~1021, †~1058), so daß sie den kirchlichen Dogmen nicht widersprachen.

Werke u.a.: De ente et essentia (1253-55, dt. Über das Sein und das Wesen), Scripta Super Libros Sententiarum (um 1256, dt. Kommentar zu den Sentenzen des Peter Lombard), Summa contra gentiles (1259-64, dt. Die Summe wider die Heiden), Quaestiones disputatae: De veritate (1256-59, dt. Über die Wahrheit), De malo (1266-67, dt. Über das Übel), De anima (1269, dt. Über die Seele), Summa theologiae (1267-73, dt. Summe der Theologie).

Zurück zur Personenliste

Toulouse, Église du couvent des Jacobins (Jakobiner-Kloster)

Bilder: Georges Jansoone (09/2006)

Santiago de Compostela, Kathedrale

Jakobus der Ältere [span. Santiago]

 pinxit Rembrandt (Ausschnitt)

Apostel Jesu Christi; Sohn des Zebedäus und der Salome; Bruder des Apostels Johannes (Markus 1,19; 3,17); wegen ihres Eifers gab Jesus den Brüdern den Beinamen Boanerges (griech.: Donnersöhne) (N.T., Markus 3, 17); neben den Aposteln Simon Petrus und Johannes zählt Jakobus zu den drei bevorzugten Jüngern, die bei der Verklärung Jesu und seiner Todesangst im Garten Gethsemane anwesend waren. Jakobus wurde unter der Regentschaft des Herodes Agrippa I. geköpft und war damit der erste Märtyrer unter den zwölf Aposteln (N.T., Apostelgesch. 12, 2). Nach einer besonders in Spanien populären Überlieferung übergaben die Jünger den Leichnam des Jakobus nach der Enthauptung einem unbemannten, führerlosen Schiff, mittels dessen der Leichnam nach Galicien kam, wo er im Landesinneren beigesetzt wurde. Nachdem das Grab, das in Vergessenheit geraten war, im 9. Jahrhundert wiederentdeckt worden war, wurde über ihm zunächst eine Kapelle, später eine Kirche und schließlich eine Kathedrale errichtet. Um die Grabstätte entwickelte sich die Stadt Santiago de Compostela, die zu einem Pilgerort wurde und zu der die Jakobswege führen. Tag: 25.7.

Fresco i.d. Kathedrale von Le Puy-en-Velay

 

 

 

Zurück zur Personenliste

Bild: Aida  (09/2007)

Comenius eigentl. Jan Amos Komensky

Tschechischer Theologe und Pädagoge; der Sohn eines Müllers, der seine Eltern früh verlor, kam erst im Alter von 16 Jahren auf die Lateinschule. Ab 1611 studierte er Theologie an der calvinistischen Universität Herborn und ab 1613 an Universität in Heidelberg. Ab 1618 bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges war er orbis pictus S.2Gemeindepfarrer und Schulleiter in Fulnek. Als während des Dreißigjährigen Krieges die Armee des Heiligen Römischen Reiches in Mähren einrückten und ihn und alle Angehörige des evangelischen Glaubens vertrieben wurden, ließ er sich nach Aufenthalten in verschiedenen Ländern im polnischen Leszno (dt. Lissa) nieder und war dort Bischof der Mährischen Brüder. Im Jahre 1638 erhielt er von den Schweden ein Angebot, sie bei der Bildungsreformen zu unterstützen. Er ließ sich daraufhin im von den Schweden kontrollierten Elbing (heute Elblag) nieder. 1641 erhielt er eine Einladung von der englischen Regierung, wo er seine Pansophie vorstellte. Er verließ England jedoch nach Ausbruch des Englischen Bürgerkrieges wieder und ging nach Schweden, wo er bis 1648 arbeitete, bevor er wieder nach Leszno zurückkehrte, das er 1656 endgültig verließ, als polnische Soldaten die Stadt  zerstörten. Nach einem Aufenthalt in Siebenbürgen ging er in die der Slowakei und schließlich in die Niederlande, wo er bis zu seinem Tode in Amsterdam lebte. Bekannt in ganz Europa wurde Comenius durch seine theologisch-pansophischen Werke und seine Lehrbücher. Gottfried Wilhelm Leibniz dichtete ihm zu Ehren einen Lobvers, an dessen Ende es heißt: “Tempus erit, quo te, Comeni, turba bonorum factaque spesque tuas, vota quoque ipsa colet.“ 1

Werke u.a.: Orbis sensualium pictus (1658, dt. Die sichtbare Welt), De rerum humanarum emendatione consultatio catholica (dt. Allgemeine Beratung über die Verbesserung der menschlichen Dinge).

________________________________________________________________________

1 Die Zeit wird kommen, in der dich, Comenius, die Menge der Guten, Deine Werke und als auch Deine Hoffnungen, ja selbst deine innigsten Gebete würdigen wird.

Zurück zur Personenliste          

Naarden (Prov. Nordholland)

Bild: Doke (09/2008) Wikipedia
cc_somerightsreserved
Bilder: Lapula (10/2007) Wikipedia
cc_somerightsreserved

Sarkophag Kalixtus’ III. im Petersdom

Inschrift: Imago sepulcralis Callixti in Pont. Max. cuius exuviae in ecclesia S. Mariae de Monte seprato conquiescunt [Grabbildnis des Kalixtus als Pontifex Maximus, dessen Gebeine getrennt in der Kirch s. Maria de Monserato ruhen].

alexander6_kalixtus3_1_gb

Alfred Kardinal Bengsch

 

 

Deutscher Theologe (kath,); Bischof von Ost-Berlin; der Sohn eines Kirchenrendanten wuchs in religiöser Atmosphäre in bescheidenen Verhältnissen auf. Bengsch begann nach dem Abitur in einem Jesuiten-Gymnasium in Berlin ein Studium der Theologie, das er jedoch wegen seiner Einberufung zur Wehrmacht im Jahre 1941 abbrechen mußte. Nach der Entlassung aus US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft, in die er 1945 geriet, nahm er das Studium 1946 wieder auf. 1950 empfing er die Priesterweihe und war anschließend als Kaplan in der Ost-Berliner Pfarrei Herz Jesu tätig. Nach einer Beurlaubung promovierte Alfred Bengsch an der Universität München summa cum laude mit einer Dissertation über Heilsgeschichte und Heilswissen. zum Dr. theol.. 1957 bis 1959 war er Dozent für Dogmatik und Homiletik in Neuzelle.(Ldkrs. Oder-Spree, Brandenburg) 1959 wurde er Regens (i.e. kirchlicher Leiter) des Erfurter Priesterseminars. Zwei Jahre später ging er als Dozent an das Priesterkollegium Bernhardinum nach Neuzelle.

Am 2.5.1959 ernannte ihn Papst Johannes XXIII. zum Titularbischof von Tubia und zum Weihbischof in Berlin mit Sitz in Ost-Berlin. 1961 wurde Bengsch als Nachfolger von Julius Kardinal Döpfner Bischof des Bistums Berlin, das nicht nur die geteilte Stadt, sondern auch Brandenburg und Vorpommern umfaßte. 1962 wurde ihm von Johannes XXIII. der persönliche Titel eines Erzbischofs von Berlin verliehen. 1967 wurde er von Papst Paul VI. als fünfter deutsche Kardinal nach Joseph Frings (seit 1946), Julius Döpfner (seit 1958), Augustin Bea (seit 1959) und Lorenz Jaeger (seit 1965).zum Kardinal ernannt (zum erstenmal wurde damit einem DDR-Bürger die höchste Ehre zuteil, die der Heilige Vater zu vergeben hat). Im selben Jahr berief Papst Johannes Paul II. Bengsch, der von 1962 bis 1965 am Zweiten Vatikanischen Konzil in Rom teilgenommen hatte, in das Kardinalskollegium in Rom.

Bengsch legte den Kurs der katholischen Kirche gegenüber der DDR fest: Die katholische Kirche solle sich politisch abstinent verhalten - im Gegensatz zu mehreren evangelischen Kollegen, die häufig öffentlich zum Widerstand mahnten. Allerdings duldete er andererseits keine Einmischung des DDR-Regimes in Angelegenheiter der katholischen Kirche; entsprechend lehnte Bengsch ein Treffen mit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker ab.

Zurück zur Personenliste                   

bengsch_alfred_gb

Berlin, St. Hewigs-Kathedrale, Krypta

Johann Joseph Ignaz Ritter von Döllinger  (seit 1868)

                    pinxit Franz von Lenbach

 

Deutscher Theologe (kath.) und Kirchenhistoriker; Sohn des Mediziner Professor Ignaz Döllinger; studierte Philosophie und katholische Theologie, wurde 1822 zum Priester geweiht und 1826 von König Ludwig I. von Bayern an die Universität München berufen. Dort trat er zunächst als entschiedener Gegner des Protestantismus und der Aufklärung hervor und trat als Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (1848/49) für eine mit Rom verbundene deutsche Nationalkirche ein. 1870 lehnte lehnte er das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit ab; worauf er 1871 exkommuniziert wurde. Döllinger formulierte in seinen Veröffentlichungen maßgeblich die theologische Grundlage der Altkatholischen Kirche, trat ihr jedoch selbst nicht bei. 

 

Zurück zur Personenliste                             

Bilder: Parsifal von Pallandt (05/2018)

München, Alter Südlichen Friedhof

Werner Nachmann

 

 

Deutscher Unternehmer und Politiker (CDU). Sohn des Karlsruher Kaufmanns Otto Nachmann zur Welt; kehrte, nachdem er mit der Familie 1938 Deutschland vor der nationalsozialistischen Judenverfolgung verlassen hatte und ins Exil nach Frankreich gegangen war und das Gymnasium in Aix-en-Provence besuchte., 1945 als Offizier der französischen Armee wieder nach Deutschland in seine Geburtsstadt zurück, wo die Familie ein Altmetallunternehmen betrieben hatte, baute  das Unternehmen wieder auf und übernahm später dessen Leitung. Später erwarb und gründete er weitere Firmen. Von 1961 bis 1988 war er Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Karlsruhe und des Oberrates der Israeliten in Baden, wurde 1962 Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland, 1965 in das Direktorium gewählt und hatte von 1969 bis 1988 den Vorsitz inne. Außerdem wurde er 1965 zum ersten Präsidenten von Makkabi Deutschland, der jüdische Turn- und Sportverband in Deutschland, gewählt.

Nachmann gilt als wichtiger Wegbereiter der Annäherung zwischen offiziellen Stellen der Bundesrepublik und jüdischen Organisationen. Für seine Arbeit wurde Nachmann zu Lebzeiten vielfach geehrt, aber auch aus eigenen Reihen besonders in den frühen 1970er Jahren scharf kritisiert, weil man seine Bemühungen um Aussöhnung als Mangel an Distanz gegenüber Deutschland wertete. 1972 gehörte Nachmann dem Organisationskomitee der Olympischen Spiele in München an.

Erst nach seinem Tode wurden Belege für finanzielle Unregelmäßigkeiten bekannt, deren zufolge Nachmann in der Zeit zwischen 1981 und 1987 insgesamt annähernd 30 Millionen DM (ca. 15 Millionen Euro)  an Zinserträgen von Wiedergutmachungsgeldern der Bundesregierung sowie Gemeindegeldern veruntreut hatte, von denen ungefähr drei Viertel auf Konten seiner insolventen Firmen entdeckt wurden; der Verbleib der restlichen Summe ist ungeklärt. Amtsnachfolger Nachmanns wurde Heinz Galinski

Werner Nachmann starb unter mysteriösen Umstände; seiner Vertrauten gegenüber soll er mehrfach seine Sorge zum Ausdruck gebracht haben, allmählich vergiftet zu werden. Seinerzeit wurde als Todesursache “akutes Herzversagen vermutet”, eine Obduktion hatte nicht stattgefunden. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe prüfte 2017, ob Ermittlungen wegen Mordes einzuleiten sind; konnte jedoch einen dafür notwendigen Anfangsverdacht bislang nicht erbringen .

Zurück zur Personenliste                             

Bild: Ikar.us (08/2008), Wikipedia.de
Bild: Ikar.us (08/2008), Wikipedia.de

 

Karlsruhe, Hauptfriedhof, Israelitische abteilung

Otto Neururer

 

Österreichischer Pfarrer (kath.); NS-Opfer: zwölftes und letztes Kind einer Bergbauernfamilie; wurde im Jahre 1907 in Brixen - seinerzeit Bischofssitz für einen großen Teil Nordtirols - zum Priester geweiht und wirkte danach in vielen Ortschaften in Tirol als Seelsorger, zuletzt in Götzens. Nach dem “Anschluß” Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre 1938 wurde er wegen seiner kritischen Haltung gegenüber dem nationalsozialistischen Regime im Dezember 1938 verhaftet, als bekannt wurde, daß er eine Frau von der Heirat mit einem Nationalsozialisten abgeraten hatte. Im März des Folgejahres wurde er vom Gestapo-Gefängnis in Innsbruck in das Konzentrationslager Dachau und im September in das KZ Buchwald  überführt. Auch dort setzte er seine seelsorgerische Tätigkeit fort: so taufte er einen Mithäftling und erteilte Glaubensunterricht, obwohl jegliche religiösen Tätigkeit streng verboten war Nachdem dies der Lagerleitung bekannt geworden war, hängte man Neururer nackt und kopfüber an den Füßen auf, bis nach 34 Stunden der Tod qualvoll, infolge übermäßigen Blutandrangs im Kopf, eintrat. Vier Tage später meldete man beim Abendappell auch den Tod von Pfarrer Matthias Spanlang, mit dem er zusammengearbeitet hatte. Neururers Leiche wurde verbrannt und seine Urne im Juni 1940 postalisch von Weimar nach Innsbruck geschickt. Die Trauerfeier am 30. Juni in seinem letzten Dienstort Götzens gestaltete sich zu einer großen Glaubensdemonstration. Provikar Carl Lampert, der im Auftrag der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch eine Todesanzeige veröffentlichen ließ, in welcher der Todesort angegeben war, wurde am 5. Juli verhaftet und in das KZ Dachau verschleppt. Zwar wurde er am 1.8.1941 freigelassen; aber am 13.11.1944 hingerichtet.

1996 wurde Otto Neururer von Papst Johannes Paul II. als Martyrer, der wegen Ausübung priesterlicher Dienste ermordet wurde, seliggesprochen.

Zurück zur Personenliste                 btn_up            

Bilder: Klaus Paap (09/2018)

Innsbruck OT Neu-Rum (Olympische Dorf), Neururer-Kapelle

Hinweis: Die Kapelle wurde - wie das ganze Haus - am 7.12.1996 dem Seligen Otto Neururer geweiht. Eine Reliquie mit der Asche aus der Urne ist in die Wand eingelassen.

Bilder: Ewald Krismer (11/2014)

Innsbruck, Dom St. Jakob

Götzens (Bez. Innsbruck Land), Pfarrkirche

Hinweis: Sowohl in Innsbruck OT Neu-Rum als auch im Dom zu Innsbruck und in der Pfarrkirche in Götzens ist jeweils ein Teil der Asche Otto Neururers aufbewahrt.

neururer_otto1_gb_202212
Bilder: Parsifal von Pallandt (12/2021)
Religion / Kirche XXVII

Omnibus salutem!