Erna Schlüter

 

Deutsche Sängerin (Sopranistin); debütierte 1922 zunächst als Altistin am Landestheater von Oldenburg und wechselte 1925 an das Nationaltheater Mannheim, wo sich ihre Stimme zum hochdramatischen Sopran entwickelte. Dort sang sie auch ihre ersten Wagner-Partien, für deren Interpretation sie später so berühmt wurde. Zwischen 1930 und 1940 gehörte Erna Schlüter zum Ensemble der Städtischen Bühnen Düsseldorf und gab Gastspiele in Frankfurt am Main, Danzig, Berlin und im Ausland; in den ersten Jahren des Zweiten Weltkrieges sang sie noch in Florenz und an der Mailänder Scala. 1938 erfolgte die Ernennung zur Kammersängerin. 1940 wechselte sie zu einem fester Engagement an das Opernhaus in Hamburg, an dem sie bis zum Ende ihrer Karriere im Jahre 1956 blieb. Als sie unmittelbar nach dem Ende des Krieges für zwei Aufführungsserien an die Metropolitan Opera New York engagiert wurde, mußte sie wegen der noch herrschenden anti-deutschen Stimmung das Engagement vorzeitig abbrechen, kam noch im gleichen Jahr (1947) - verpflichtete Wilhelm Furtwängler - als Isolde an die Berliner Staatsoper. Unter seiner Leitung wirkte sie 1948 auch bei den Salzburger Festspielen als Leonore in Aufführungen von Ludwig van Beethovens Oper Fidelio mit.

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Bilder: Heiko Bockstiegel (08/2009)

Oldenburg i.O., Grablage St. Gertrudenfriedhof

Johann Christoph Friedrich Bach

Deutscher Komponist; dritter der vier komponierenden Söhne Johann Sebastian Bachs. Wie seine Brüder erhielt er seine erste musikalische Ausbildung von seinem Vater, dann an der Leipziger Thomasschule. Nach einem vorzeitig beendeten Jurastudium an der Leipziger Universität ging er um die Jahreswende 1749/50 als “Hochgräflich Schaumburg-Lippischer Cammer-Musicus“ an den Hof in Bückeburg; seit 1758 war er dort Hofkapellmeister. Er schuf Motetten, Kantaten, Oratorien, Kammermusik und Klaviersonaten. Als Johann Gottfried Herder Ende April 1771 als Oberprediger und Konsistorialrat in die Residenzstadt kam, entwickelte sich zwischen den beiden Männer eine enge Freundschaft. Herder entwarf Brutus. Ein Drama zur Musik, das von Johann Christoph Friedrich Bach vertont wurde; außerdem entstammten ihrer Zusammenarbeit, die mit der Berufung Herder 1776 nach Weimar endete, die beiden Oratorien Die Kindheit Jesu und Die Auferweckung des Lazarus (1773). Als der Souverän Friedrich Wilhelm Ernst zu Schaumburg-Lippe 1777 gestorben war - seine Gattin war bereits im Jahr zuvor verstorben -, suchte Bach sich zu verändern, blieb aber schließlich bis zu seinem Tode in Bückeburg, zumal Gräfin Juliane, die für den minderjährigen Erbprinzen als Vormund fungierte, ihm Anerkennung zollte.

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Bilder: Heiko Bockstiegel (08/2009)

Bückeburg, Jetenburger Friedhof

Michael Joseph Jackson

 

US-amerikanischer Popsänger; achtes von insgesamt zehn Kindern Joseph Jacksons (*1929), eines Kranführers, der ihn und die Geschwister bereits von frühester Jugend an förderte und 1964 das Trio “The Jackson Brothers” gründete. Als weitere Kinder dem Vater geeignet schienen, in der Gruppe mitzuwirken, wurde die Band 1966 in “The Jackson Five” umbenannt und bestand nunmehr aus Michael Jackson und seinen Geschwistern Jackie, Tito, Jermaine und Marlon. Nach Auflösung der Gruppe “The Jackson Five” blieb nur Michael im Showgeschäft aktiv. Es gelang ihm in den folgenden Jahren eine beispiellose Solokarriere aufzubauen, die er im Alter von 13 Jahren 1971 begann, jedoch zugleich auch immer noch in der Gruppe mitwirkte. Für das 1984 veröffentlichte Album Victory (1984) wurde die alte Formation mit seinen Brüdern noch einmal reaktiviert. Seinen internationalen Durchbruch als Solist erzielte er 1982 mit der LP Thriller. Neben weiteren LPs (u.a. Bad, 1987; Dangerous, 1991) veröffentlichte er seine Autobiographie Moonwalk (1988), die unter dem Titel Moonwalker (1989) auch verfilmt wurde, sowie den Gedichtband Dancing the Dream (1992). 1994 erschien die Doppel-CD HIStory. Mitte der 1980er Jahre hatte er gemeinsam mit Lionel Richie We Are the World (1985) kreiert, das als Benefizveranstaltung für die Welthungerhilfe von einer Gruppe aus 40 bekannten Musikern aufgeführt und anschließend verkauft wurde. Jackson gilt neben Elvis Presley als der bisher kommerziell erfolgreichste Künstler der Popgeschichte. Wegen seiner exzentrischen Lebensweise geriet der “King of Pop” oft in die Schlagzeilen der Yellow Press. Ein gegen ihn angestrengter Prozeß wegen Kindesmißbrauchs endete 2005 mit einem Freispruch. Die Umstände des Todes von Jackson, der noch kurz zuvor ein Comeback angekündigt hatte, sind nicht vollständig geklärt, jedenfalls starb er an einer Überdosis verschiedener Medikamente.

Spektakulär waren die an seinem Gesicht vorgenommenen plastischen Veränderungen und seine im Laufe der Zeit immer heller werdende Hautfarbe. Verheiratet war Jackson von 1994 bis Dezember 1995 mit der Tochter Elvis Presley, Lisa Marie Presley, und in zweiter Ehe von 1996 bis 1999 mit Deborah Jeanne Rowe.

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Hugo Hirsch

 

Deutscher Operetten- und Schlagerkomponist jüdischen Glaubens; begann in Breslau zunächst ein Medizinstudium, das er jedoch zugunsten der Musik abbrach und sich am Stettiner Musikkonservatorium einschrieb, bevor er nach Berlin wechselte und seine Studien bei Johannes Doebber fortsetzte. Nach Beendigung der Ausbildung wandte er sich der “leichten“ Muse zu, schrieb Operretten, Schlager und Revuen. 1912 kamen in Breslau und in Düsseldorf seine ersten Vaudeville-Operetten zur Aufführung. Er arbeitete mit Otto Reutter zusammen und vertonte für die freche Trude Hesterberg die Gassenhauer Wat kiekste mir denn immer in die Bluse? und Wer wird denn weinen, wenn man auseinander geht, wenn an der nächsten Ecke schon ein andrer steht? 1923 geriet seine Operette Der Fürst von Pappenheim unter dem Titel Toni im Londoner Shaftesbury Theatre zu einem großen Erfolg. Mitte der 1920er Jahre befand sich seine Popularität in Berlin auf dem Höhepunkt: So wurden 1925 vier seiner Operetten gleichzeitig an Berliner Theatern gespielt (im Lessingtheater Die Abenteuer des Herrn Meiermax, im Operettenhaus am Schiffbauerdamm Komm doch endlich, im Theater am Schiffbauerdamm Der blonde Traum und im Deutschen Künstlertheater Monsieur Troulala). Nach der “Machtübernahme” durch die Nationalsozialisten verließ er Deutschland bereits 1933, ging zunächst in London in die Emigration, später in Belgien und Frankreich. 1950 kehrte er in die Bundesrepublik zurück, wo zwei seiner Opretten verfilmt wurden: 1952 Der Fürst von Pappenheim mit Victor de Kowa, Hannelore Schroth, Georg Thomalla und Grethe Weiser, die auch 1954 in Die tolle Lola, dabei ist, zusammen mit Wolf Albach-Retty und Paul Dahlke.

Werke u.a.: Die tolle Lola (1923).

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Friedrich Hermann Dietrich Schröder

 

Deutscher Komponist; Sohn eines aus dem Deutschen Reich stammenden Ingenieurs; bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges siedelte die Familie nach Stuttgart über; ab 1927 studierte Schröder im westfälischen Münster Musikgeschichte und Kirchenmusik, und 1929 übersiedelte er nach Berlin, wo er das Studium an der Hochschule für Musik fortsetzte. Aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Weltwirtschaftskrise zu Ende der 1920er Jahre, in der er des vom Vater geerbten Vermögens verlustig ging, sah er sich gezwungen, seinen ursprünglichen Plan Kirchenmusiker zu werden aufzugeben und arbeite als Kopist, bis er Peter Kreuder kennenlernte, für den er als Arrangeur tätig wurde. In Berlin war er auch Schüler des populären Komponisten Paul Lincke, dessen Werke er u.a. dirigierte. Ab Mitte der 1930er Jahre komponierte er eigene Melodien, v.a. zahlreiche für Spielfilme, aber auch Operetten, u.a. Hochzeitsnacht im Paradies, deren Uraufführung 1942 im Metropol Theater in Berlin stattfand, an dem er von 1934 bis 1937 als Kapellmeister gewirkt hatte. Viele der von ihm komponierten Schlager war nicht nur damals Gassenhauer, sondern werden auch heute noch gespielt, u.a. Ich tanze mit dir in den Himmel hinein oder Was ich dir noch sagen wollte...

Werke u.a.: Schlager: Man müßte Klavier spielen können, Ich werde jede Nacht von ihnen träumen, Gnädige Frau wo war`n sie gestern?, Operetten: Nächte in Shanghai, Chanel Nr. 5 (beide 1947), Das Bad auf der Tenne (1955).

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Bilder: Hajo Rackel
Bild: Hans-Christian Seidel (08/2009)
Bild: Hans-Christian Seidel (08/2009)

Berlin, Städt. Friedhof Dahlem

Berlin, Neuer Zwölf-Apostel-Kirchhof

Berlin-Wilmersdorf, Städtischer Friedhof

Bild: Lisa Burks (12/2009) www.lisaburks.com

Glendale (CA), Glendale Forest Lawn

Johann August Philipp Spitta

 

 

Deutscher Musikwissenschaftler; Sohn des Theologe und Dichters Philipp Spitta; studierte auf Wunsch des Vater zunächst Theologie an der Georg-August-Universität in Göttingen, hörte jedoch parallel Vorlesungen an der Philosophischen Fakultät, in die er dann mit Beginn des Sommersemesters 1861 wechselte, um Klassischen Philologie zu studieren. Im selben Jahr wurde Pitta - interessiert am dortigen Musikleben - Mitglied und Dirigent des "Studenten-Gesangvereins der Georgia-Augusta" (heute Studentische Musikvereinigung Blaue Sänger Göttingen im SV). Nach dem Abschluß des Studiums mit einer Dissertation wechselte er als Lehrer für Griechisch und Latein nach Reval (heute Tallinn, Estland) ging aber 1867 in gleicher Position an das Gymnasium in Sondershausen. Dort setzte er seine bereits in Reval begonnenen Studien zum Leben und Wirken von Johann Sebastian Bach fort; 1873 erschien der erste Band seiner Bach-Biographie. Dieses Werk führte 1874 zu seiner Berufung als Oberlehrer an die Leipziger Nikolaischule. Gemeinsam mit Heinrich von Herzogenberg, Franz von Holstein und Alfred Volkland gründete er dort den Leipziger Bachverein. Im Folgejahr wurde er ständiger Sekretär der Akademie der Künste in Berlin; und wurde ordentlicher Professor an der Friedrich-Wilhelm-Universität. In Berlin gab er die Werke von Dietrich Buxtehude, Heinrich Schütz und Friedrich II., dem Großen, heraus; außerdem erfolgte die Veröffentlichung des zweiten Bandes der Bach-Biographie.

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Eugen Papst

 

 

Deutscher Komponist; Sohn eines Pädagogen und Oberlehrers; besuchte das Lehrerseminar in Freising und studierte ab 1907 an der Akademie der Tonkunst in München. Von 1911 bis 1922 stand das Orchester des Stadttheater in Bern unter seiner Leitung, bevor er gemeinsam mit Karl Muck die Hamburger Philharmoniker leitete. In Hamburg dirigierte er verschiedene Konzerte, u.a. auch die Chorkonzerte der Hamburger Singakademie und den Lehrergesangsverein. Als die Hamburger Philharmoniker 1934 von den Nationalsozialisten aufgelöst wurden, ging er nach Münster, wo er Chefdirigent des Sinfonieorchesters Münster wurde, und schließlich als Nachfolger von Hermann Abendroth nach Köln als städtischer Generalmusikdirektor des Gürzenich-Orchester bis 1944; außerdem unterrichtete er eine Meisterklasse für Dirigieren an der Musikhochschule Köln, an der u.a. der deutsch-kanadische Dirigent Franz-Paul Decker sein Schüler war. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war ihm die Rückkehr an die Musikhochschule Köln trotz erfolgter Entnazifizierung versagt, so daß er Dirigieren an der Nordwestdeutsche Musikakademie in Detmold lehrte, aber auch gelegentlich als Dirigent des Gesangsvereins wirkte. 1950 schuf er für die Oberammergauer Passionsspiele eine Bearbeitung der Passionsmusik, die noch von Rochus Dedler (*1779, †1822), stammte. Die Musik in seiner Bearbeitung wurde unverändert bis 1990 gespielt und ist nach einigen späteren Veränderungen und Ergänzungen durch Markus Zwink im Wesentlichen bis heute in Gebrauch. Außerdem schrieb Eugen Papst Orchesterstücke, Chöre und Lieder, von denen allerdings nur wenige in Druck erschienen sind.

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Bilder: Heiko Bockstiegel (07/1997)

Oberammergau, Alter Gemeindefriedhof

Hortense Schneider eigentl. Catherine Schneider

Photo: Andreas Praefcke no_copyright                         

 

Französische Operettensängerin (Soubrette); Tochter eines aus Straßburg stammenden Schneiders, der sich in Bordeaux niedergelassen hatte; nachdem ihr Vater, ein Alkoholiker, verstorben war, ging Hortense Schneider, die schon als Kind mit drei Jahren zu singen angefangen hatte, 1845 zur Bühne, nahm Gesangsunterricht und zog mit einer kleine Truppe durch die Provinz. 1853 debütierte sie in der Provinzstadt Agen in Gaetano Donizettis Oper La Favorita (1840, dt. Die Favoritin). 1855 ging sie nach Paris, wo sie den Sänger Jean Berthelier kennenlernte, dessen Geliebte sie wurde. Er war es, der sie Jacques Offenbach empfahl, der gerade im Begriff war, für den 5. Juli die Eröffnung eines eigenen Theaters unter dem Namen Théâtre des Bouffes-Parisiens vorzubereiten.~ 1865 Sie stellte sich ihm vor, wurde engagiert und hatte ihr Debüt in dem Einakter Le Violoneux, zu dem Offenbach die Musik geschrieben hatte. Mademoiselle Schneider, die den Vornamen Hortense - nach dem Namen der Mutter Napoléons III. - angenommen hatte - avencierte zum Star von vier seiner Großerfolge: La Belle Hélène (1864, dt. Die schöne Helena), Barbe-Bleue (1866, dt. Blaubart), La Grande-Duchesse de Gérolstein (1867, dt. Die Großherzogin von Gerolstein) und La Périchole (1868). Sie war so populär und beliebt, daß selbst die gekrönten Häupter in ihre Garderobe strömten, um die Diva persönlich kennenzulernen. Neben Kaiser Napoléon III. kamen u.a. der Kaiser Franz Joseph I. und Zar Alexander II.. Mit Ismail Pascha von Ägypten hatte sie eine Affaire und verbrachte mit ihm einige Monate in seinem Land. Auch mit dem Prince of Wales, dem Schürzenjäger und späteren Eduard VII., wird ihr eine Affaire nachgesagt. Nach dem verlorenen Krieg gegen das Deutsche Reich 1871 und dem Sturz des Kaiserreiches änderte sich die Situation merklich: Glanz und Überfluß waren in der Dritten République française zunächst vorbei. Offenbach verließ das Land, weil die Franzosen ihn mißtrauisch als feindlichen Deutschen betrachteten, und Hortense Schneider trat noch für Bühnenwerke La Veuve du Malabar (1873, dt. Die Witwe von Malabar) und La Belle Poule (1875) des Komponisten Hervé auf die Bühne und trat an einigen Höfen Europas auf.

In der Rolle der Großherzogin von Gerolstein (1867)

Nach Offenbachs Tod zog sie sich jedoch von der Bühne zurück und widmete sich ihrem Sohn, der einer Liaison mit dem duc de Gramont-Caderousse entsprungen war, heiratete aber 1881, im Alter von 58 Jahren, einen Italiener, der behauptete, ein Graf Bionne zu sein; von ihm trennte sie sich jedoch bereits kurz nach der Hochzeit wieder.

1949 schuf der Dramatiker Marcel Achard das Drehbuch für den Film La Valse de Paris (dt. Der Pariser Walzer), der ihr und das Leben Jacques Offenbachs zum Inhalt hat, und führte zugleich Regie bei dem Film.

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Bilder: Berd Wolter (08/2013)

Bordeaux, Cimetière protestant

Das Waisenhaus der Kunst bedankt sich bei seiner Wohltäterin Hortense Schneider

Hans Werner Henze

 

 

Deutscher Komponist, Dirigent und Regisseur; erstes von sechs Kindern eines Lehrers; begann 1942 ein Studium an der Staatsmusikschule Braunschweig in den Fächern Klavier und Schlagzeug. Anfang 1944 wurde er zum ”Reichsarbeitsdienst“, wenige Monate später als Funker zur Wehrmacht einberufen. Nach seiner Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft war Henze 1945 als Korrepetitor am Stadttheater Bielefeld tätig. Ab 1946 setzte er sein Studium bei Wolfgang Fortner und 1949 bei René Leibowitz in Darmstadt und Paris fort. 1948/49 war er musikalischer Leiter des Deutschen Theaters von Heinz Hilpert in Konstanz, Von 1950 bis 1953 war er künstlerischer Leiter des Balletts am Wiesbadener Staatstheater; in dieser Zeit entstanden zahlreiche Ballette, u. a. Der Idiot (1952); das Libretto dazu schrieb die österreichische Lyrikerin Ingeborg Bachmann, mit der Henze in den 1950er Jahren liiert war. Die Zusammenarbeit mit ihr bei den Opern Der Prinz von Homburg (1958/59) und Der junge Lord (1964) zählt zu den Höhepunkten seines Schaffens. 1953 übersiedelte Henze nach Italien, wo er sich von der bis dahin praktizierten Reihentechnik ab- und einer mehr lyrischen Schreibweise zuwandte. In den folgenden zehn Jahren komponierte er neben einigen Instrumentalstücken vor allem Opern, denen sowohl deutsche als auch italienische und englische Texte zugrunde liegen. 1976 rief er die Musikwerkstatt Cantiere internazionale d'arte in Montepulciano ins Leben, um durch Zusammenwirken von professionellen Künstlern und Laien zu einem neuen Musikverständnis hinzuführen. 1988 initiierte er in München ein Festival für experimentelles Musiktheater. Für sein Schaffen erhielt er 2000 den Kunstpreis Praemium Imperiale. Henze, der einer der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit war, dirigierte bis in die 1990er Jahre hinein regelmäßig, zumeist eigene Werke und hat – seltener – auch inszeniert. Dabei hat er u.a. mit seinem jüngsten Bruder, dem Bühnenbildner Jürgen Henze (*1942) zusammengearbeitet, der auch Szenenbildassistent für Filme von Rainer Werner Fassbinder (Berlin Alexanderplatz) und Andrzej Wajda (Eine Liebe in Deutschland) war. Während seiner Arbeit an der Oper Phaedra, die 2007 an der Berliner Lindenoper augeführt wurde, erlitt Henze 2005 einen Zusammenbruch, der ihn fast das Leben gekostet hätte. Dank der Pflege durch seinen Lebensgefährten Fausto Moroni konnte er sich jedoch wieder erholen. In der Spielzeit 2012/201 eröffnete die Semperoper in Dresden in Henzes Beisein dessen Antikriegsoper Wir erreichen den Fluss - We Come to the River , wobei er bereits vor Beginn der Aufführung vom Publikum stürmisch gefeiert wurde.

Henze veröffentlichte auch zahlreiche musiktheoretische Arbeiten, darunter Musik und Politik (1976), Zwischen den Kulturen. Neue Aspekte der musikalischen Ästhetik I (1979) und Die Zeichen. Neue Aspekte der musikalischen Ästhetik II (1981).

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Bilder: Hartmut Riehm (03/2019)

Marino (Prov. Rom)

Wilhelmine Clauss-Szarvady née Clauss

 

Französische Pianistin böhmischer Herkunft); Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns, der bereits starb, als sie noch im Alter einer Heranwachsenden war. Wilhelmine Clauus, die schon als Kind zuhause Klavierunterricht genoß, studierte in Prag im Musikinstitut des tschechischen Pianisten und Komponisten Josef Proksch Klavier. 1849 hatte die 16-Jährige ihr Debüt und trat u.a. am Hof in Dresden mit großem Erfolg auf. Im Folgejahr trat sie erstmalig im Gewandhaus in Leipzig auf. Dort lernte sie auch Franz Liszt kennen, der ihr Talent erkannte, sie ermutigte und auch förderte. Ihr widmete er zwei Werke, die sie fortan regelmäßig im Rahmen ihrer Konzerte spielte. Nach ihrer Heirat mit dem 10 Jahre jüngeren ungarischen Publizisten und Diplomaten Frigyes Szarvady im Jahre 1855 lebte das Paar in Paris.

Wilhelmine Clauss-Szarvardy im Jahre 1867

Von dort aus bereiste sie als gesuchte Konzertpianistin ganz Europa, so gab sie allein in England von 1852 bis 1886 jährlich Konzerte. Sie galt als Spezialistin u.a. für Alessandro Scarlatti, Johann Sebastian Bach und Ludwig van Beethoven, von den zeitgenössischen Komponisten Hector Berlioz, Franz Liszt und Robert Schumann wurde sie als Pianistin hoch gerühmt. Joachim Raff widmete ihr 1870 sein Klaviertrio No. 3 Op. 155.

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Bild: Herbert Herterich (04/2019)

Paris, Cimetière de Montmartre

Musiker LXXX

Omnibus salutem!