Joseph Joachim

Österreichischer Violinist, Dirigent und Komponist; siebtes Kind eines jüdischen Wollhändlers, der mit seiner Familie 1833 nach Pest (heute Stadtteil von Budapest) zog. Joachim, der bereits im Kindealter als Geigensolist aufgetreten war, wurde schon früh von Felix Mendelssohn Bartholdy gefördert und besuchte ab 1838 das Wiener Konservatorium bei Joseph Böhm. Danach setzte er seine Ausbildung zwischen 1843 und 1849 in Leipzig fort, wo Mendelssohn 1842 bei der Gründung des Leipziger Konservatoriums mitgewirkt hatte. Nach dessen Tod besuchte Joachim Franz Liszt in Weimar, der von seinem Spiel sehr angetan war und ihn gleichzeitig zum Komponieren ermutigte. 1852 bis 1866 war er Königlicher Konzertmeister in Hannover, wo er im März 1853 das Ehepaar Schumann und später auch deren Freund Johannes Brahms kennenlernte, die seine Förderer wurden. Joachim entwicklte sich zu einem gefeierter Virtuose, und er wurde Leiter eines berühmten Streichquartetts, u.a. war er ab 1868 Direktor der neu gegründeten Berliner Hochschule für Musik. Obwohl Joachim sich hatte taufen lassen und zum Protestantismus übergetreten war, wurde er insbesondere von Wagnerianern, u.a. von Hans von Bülow, wegen seiner jüdischen Abstammung angegriffen. Verheiratet war er mit Amalie Schneeweiß (*1839, †1899), einer Altistin. Nach 21 Jahren wurde die Ehe unter unerfreulichen Umständen geschieden (trotz dieser Auseinandersetzungen wurde Amalie an der Seite ihres geschiedenen Mannes beigesetzt).

Quelle: Die Gartenlaube (1873)

 

 

 

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Ernst Mosch

 

Deutscher Musiker und Komponist; Sohn eines Bergmanns; nachdem sein Vater 1932 bei einem Grubenunglück zum Invaliden geworden war, mußte der 7-Jährige ihm beim Broterwerb helfen. Im Alter von acht Jahren spielte er bereits in einem Jugendblasorchester. Nach Absolvierung der Volksschule war er in einer Flugzeugfabrik als Mechaniker tätig, ohne seinen Wunsch, Musiker zu werden aus den Augen zu verlieren. 1940 wurde er an der Städtischen Musikschule in Oelsnitz (Vogtland) angenommen, jedoch 1943 zum Kriegsdienst eingezogen. 1945 floh er nach Bayern und spielte in amerikanischen Clubs Jazz. Ende der 1940er Jahre gründete er zusammen mit Fred Bertelmann und Horst Reipsch eine Combo, die REMO-Band, spielte anschließend im Tanzorchester Charly Zech in Hamburg, 1950 in München in der Band von Alois Schnurrer und wurde 1951 schließlich 1. Posaunisten bei Erwin Lehns Tanzorchester in Stuttgart. Bekannt und erfolgreich wurde Mosch als musikalischer Leiter der Original Egerländer Musikanten, die er Mitte der 1950er Jahre gegründet hatte und deren meisten Musiker aus Böhmen kamen. Während die Egerländer Musikanten anfangs nur instrumental auftraten, sang Mosch später zunächst mit seinem Flügelhornisten Franz Bummerl. bevor 1971 Barbara Rosen als Sängerin zumeist im Duett mit Mosch auftrat und nach deren Tod Helga Reichel 1986 ihre Stelle einnahm. Mehr als 40 Millionen Tonträger wurden von der Musik des Blasorchester, das auch außerhalb der Bundesrepublik auftrat, so z.B. in der Carnegie Hall in New York, verkauft. 1998 verabschiedete sich Mosch auf einer großen Deutschland-Tournee von seinen Fans.

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Bilder: Hans-Christian Seidel (04/2009)

Erwin Bootz

 

Deutscher Pianist; einem wohlhabenden Elternhaus entstammend; lernte bereits im Alter von vier Jahren Klavierspielen. 1924 begann er ein Studium an der Musikhochschule Berlin. 1928 stieß er zu der gerade gegründeten a-capella-Gesangsgruppe Comedian Harmonists, die mit ihrer jazzinspirierten Gesangsmanier mit den falsettierenden Stimmen international große Erfolge feierte. Nach deren zwangsweiser Auflösung im Jahre 1938 war er als Komiker, Autor, Orchesterleiter sowie als Komponist tätig. 1942 wurde er zum Wehrdienst eingezogen, konnte allerdings dem Einsatz an der Front entgehen, da er als Alleinunterhalter in Offizierskasinos eingesetzt wurde. Nach dem Krieg versuchte Bootz sein Glück in der Filmbranche: Er synchronisierte Zeichentrickfilme bei der Bavaria Film in München, schrieb über 180 Dialogbücher und übernahm die Dialogregie für etwa 100 Filme. 1959 wanderte nach Kanada aus, wo er auch einige TV-Shows moderierte, kehrte aber 1970 nach Deutschland zurück, wo er an Theatern in Bochum, Bremen und Berlin arbeitete.

Von links nach rechts (stehend): Roman Cycowski, Robert Biberti, Ari Leschnikow, Marcel Wittrisch, (sitzend): Erwin Bootz, Harry Frohmann (Breslau, 11.11.1930) no_copyright

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Germaringen (Georgiberg zu Untergermaringen) Kirchhof von St. Georg

Hamburg-Blankenese, Friedhof

Berlin-Charlottenburg, Ev. Kaiser-Wilhelm-Gedächnis Kirchengemeinde

Czeslaw Niemen eigentl. Czeslaw Juliusz Wydrzycki

Bild: Pawel Ciesla Staszek Szybki Jest (09/2006)

Polnischer Rocksänger und Komponist; seine Karriere als Rocksänger begann er Anfang der 1960er Jahre mit Liedern im Stil der Beatles, unter anderem als Mitglied der Band Niebiesko-Czarni. Im Verlaufe der 1960er Jahre wurde Niemens Stil, der zunächst balladenhaft war, komplexer und die Texte sprachen v.a. die studentische Jugend an. Marlene Dietrich, die auf Konzerttournee in Polen befand und dort das Lied Czy mnie jeszcze pamietasz hörte, war so sehr beeindruckt, daß sie dazu einen deutschen Text verfaßte: Mutter, kannst du mir vergeben. und es in ihr Repertoire aufnahm. Sein erstes Soloalbum kam 1967 auf den Markt; es enthält u.a. den Protestsong und die Hymne der damaligen polnischen Jugend Dziwny jest ten swiat (in der engl. Version: Strange is the World). Dieses Album sorgte auch für seinen Durchbruch im internationalen Rockgeschäft. 1968 unterzeichnete er einen Plattenvertrag mit CBS und ging für zwei Jahre nach Mailand. Er gab jetzt Konzerte u.a. in Frankreich, Italien, Indien und in England, 1972 während der Olympischen Spiele in München, und 1973 kam er zu einem Konzert in die DDR nach Dresden, das auch insofern legendär wurde, als er für die dortige Jugend neben seinen musikalischen Qualitäten ein großartiger Ersatz für die Unmöglichkeit, westliche Gruppen zu erleben. Als er 1984 erneut in Ost-Berlin beim Festival des politischen Liedes auftrat, wurde darüber ein Filmbericht von der DEFA gedreht, dessen Ausstrahlung allerdings von der Stasi verboten wurde.

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Bilder: Wolfgang Prokosch (04/2009)

Warschau, Cmentarz Powazkowski

Herbert Kegel

 

Deutscher Konzert- und Operndirigent; studierte von 1935 bis 1940 am Dresdner Konservatorium, Dirigieren u.a. bei Karl Böhm; war von 1946 bis 1949 Kapellmeister in Pirna und am Volkstheater Rostock, bevor er 1949 zum Rundfunk wechselte, wo er von 1949 bis 1978 Leiter des Rundfunkchores Leipzig, von 1949 bis 1953 zugleich Leiter des Großen Rundfunkorchesters Leipzig und von 1953 bis 1960 Dirigent und Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig (1960–78) war. Danach wurde er zum Ehrendirigenten ernannt. Ab 1975 wirkte Kegel für drei Jahre an der Hochschule für Musik und Theater “Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig als Professor. Ab 1977 war er Chefdirigent und Leiter der Dresdner Philharmonie, eine Position die er bis 1985 innehielt. Nach 1980 gab er Meisterkurse an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden. Kegel gab erfolgreiche Auslandsgastspiele in den meisten europäischen Länder, aber auch in Südamerika und Japan. Verheiratet war er von 1966 bis 1983 mit der italienischen Sopranistin Celestina Casapietra. Herbert Kegel schied freiwillig aus dem Leben.

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Bilder: Steffi Eckold

Dresden-Kleinzschachwitz, Stephanusfriedhof

Artie Shaw eigentl. Arthur Jacob Arshawsky

 

US-amerikanische Jazzmusiker; begann seine Laufbahn als Saxophonist in einer lokalen High School Band, die er Anfang der 1930er Jahre in eine professionelle Karriere überleitete. 1936 machte er Aufnahmen mit Billie Holiday und Bunny Berigan. 1937 gründete er eine Big Band, die zu den erfolgreichsten Orchestern der Swing-Ära zählte. Sein größter Hit der damaligen Zeit war Begin the Beguine. Während des Zweiten Weltkriegs leitete er eine Big Band der US Navy, die 1943 und 1944 im pazifischen Kriegsraum zur Truppenbetreuung eingesetzt wurde. Als er sich 1954 aus dem Musikleben zurückzog, gehörte er zusammen mit Benny Goodman und Woody Herman (*1913, †1987) zu den hervorüberragendsten Klarinettisten der Swing-Zeit. Shaw war u.a. mit Ava Gardner (Heirat 1945) und Lana Turner verheiratet.

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Bild: Jewff Lowe (02/2008)

Westlake Village (Kalifornien), Valley Oaks Memorial Park

www.jefflowephotography.com

Italo Tajo

 

Italienischer Sänger (Bass); studierte Violine und Gesang in Turin bei Nilde Stichi-Bertozzi und debütierte dort 1935 als Fafner in Richard Wagners Rheingold unter der Leitung von Fritz Busch, dem er ins englische Glyndebourne folgte und Mitglied des dortigen Chores wurde. Zurück in Italien, wurde er Mitglied der Oper in Rom und sang dort1939 in der italienischen Premiere von Alban Bergs Wozzeck. Im Folgejahr hatte er sein Debüt an der Scala in Mailand, in der er bis 1956 immer wieder singen wird, und 1942 debütierte er als Leporello im Don Giovanni in Florenz beim Maggio Musicale Fiorentino. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entwickelte sich seine Karriere sehr rasch international: Er sang in London, Paris und in Buenos Aires. Im Jahr 1946 sang er in den Vereinigten Staaten an der Lyric Opera in Chicago, und im Jahr 1948 debütierte Tajo an der Metropolitan Opera. Obwohl sein Repertoire überwiegend aus komischen Opern bestand, sang er auch einige dramatische Rollen wie z.B. in Giuseppe Verdis Macbeth, Attila und Boris Godunow. sowie moderner Musik. In den 1940er Jahren wirkte Tajo in einigen Opernfilmen mit (Lucia di Lammermoor, L'elisir d'amore, Il barbiere di Siviglia). 1953 sang er bei der italienischen Premiere von Prokofjews Krieg und Frieden in Florenz. Tajo machte relativ wenige Plattenaufnahmen; seine wohl berühmteste ist die 1950 von RCA produzierte Aufnahme des Rigoletto mit  Leonard Warren, Erna Berger und Jan Peerce. 1989 war er neben Mirella Freni und Luciano Pavarotti einer der Beteiligten an der Videoaufzeichnung von La bohème, die Francesca Zambello an der San Francisco Opera produzierte. 1991 stand Italo Tajo, der 1966 einem Ruf als Professor an der University of Cincinnati. gefolgt war, letztmalig auf der Bühne.

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Pinerolo (Prov. Turin), Cimitero

Jean Baptiste “Django Reinhardt

Bild: William P. Gottlieb, im New Yorker Jazzclub Aquarium, Ende Oktober 1946no_copyright Library of Congress

Gitarrist, Komponist und Bandleader; Angehöriger der Roma; wuchs in einer Wohnwagensiedlung außerhalb von Paris auf, lernte früh Violine, Banjo und schließlich auch Gitarre zu spielen und begann seine Karriere als professioneller Musiker bereits als 12-Jähriger mit dem Akkordeonisten Guérino. Bei einem Brand seines Wohnwagens schwer verletzt, lernte er nur mit Zeige- und Mittelfinger zu spielen, und da er für Akkorde Ringfinger und kleinen Finger nur in beschränktem Maße einsetzen konnte, benutzte er den Daumen und entwickelte so eine eine phänomenal virtuose Spieltechnik. Zu Beginn der 1930er Jahre spielte er im Orchester des Violinisten Michel Warlop und trat in Pariser Cafés auf, wo ihn 1934 Pierre Nourry und Charles Delaunay vom Hot Club de France entdeckten. Diese hatten die Idee, ein nur von Saiteninstrumentalisten besetztes Ensemble zusammenzustellen, und stellten Reinhardt dem Violinisten Stéphane Grappelli vor. Nach Proben im Hotel Claridge wurde das legendäre Quintette du Hot Club de France gegründet, in dem neben Reinhardt und Grappelli auch Djangos Bruder Joseph “Nin-Nin“ Reinhardt und Roger Chaput als Rhythmusgitarristen sowie Louis Vola als Bassist mitwirkten. Das Quintett nahm über 200 Titel auf. Darüber hinaus machte Reinhardt Einspielungen mit Bill Coleman, Dicky Wells u.a.. Nach dem Zweiten Weltkrieg tourte er durch die USA und trat 1946 mit dem Orchester Duke Ellingtons auf. In Reinhardts Kompositionen und Spielweise ist der Einfluß der Zigeunermusik deutlich zu spüren. Zu seinen erfolgreichsten Kompositionen gehören u. a. Love's Melody, Belleville, Finesse, Nuages, Stockholm, Daphne und Manoir de mes rêves. Reinhardt zählt zu den einflußreichsten europäischen Jazzmusiker des 20. Jahrhunderts.und war einer der wenigen  europäischen Jazzmusiker, die auch in den USA stilbildende Einflüsse ausübten.

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Bilder: Bernd Wolter (05/2012)

Samois-sur-Seine, Cimetière communal

Maurice André

 

mit einer angedeuteten Trompete

Französischer Trompeter; Sohn eines Bergmanns und Amateurmusikers; begann bereits als 14-Jähriger, als er Lehrling im Kohlerevier der Cevennen war, auf der Trompete eines Freunds des Vaters zu spielen. Da eine Ausbildung an eiunem Konservatorium zu teuer war, ging er zum Militär und spielte dort in der Militärkapelle. Als seine Begabung deutlich wurde, wurde er 1951 in das Conservatoire de Paris aufgenommen, wo er bereits nach sechs Monaten einen ersten Preis für das Spielen auf dem Kornett und 1953 für die Tromprete gewann. Er schloß sich dem Symphonieorchester der société des conservatoires an. Rasch reüssierte er und war von 1953 bis 1960 Solotrompeter in den Konzerten des orchestre Lamoureux, von 1953 bis 1963 dem Philharmonischen Orchester des ORTF und von 1962 bis 1967 an der Opera. Im Herbst 1953 nahm er seine erste CD mit dem Dirigenten Jean-Francois Paillard auf. Es folgten zahlreiche Studioaufnahmen, darunter mit Henry Rollins und Charles Trenet, u.a. 1955 das Lied Nationale 7. 1955 erhielt er den 1. Preis beim Concours de Genève, 1963 wurde er Sieger beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München. Er unternahm zahlreiche Tourneen und nahm immer wieder an internationalen Festivals teil, z B. in Athen, Bordeaux, Salzburg und Wien, Oxford und Cambridge, Moskau und New York. Für Aufführungen von Johann Sebastians Bachs Weihnachtsoratorium oder Georg Friedrich Händels Oratorien wurde Maurice André bald einer der gefragtesten Solisten. Bevor er sich für die letzten Jahre seines Lebens nach Südfrankreich zurückzog, hatte André seit Mitte der 1950er Jahre über 300 Musikaufnahmen gemacht. Sein Repertoire umfaßte v.a. allem Werke des 17. und 18. Jahrhunderts, daneben aber auch zeitgenössische Musik. Es ist sein Verdienst, daß die Barockmusik in den 1960er Jahren eine Wiedergeburt erlebte. Nicht zu Unrecht wurde ihm mehr als zehnmal der Grand Prix du Disque verliehen.

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Bilder: Bernd Wolter (05/2012)

Saint-André-Capcèze, Cimetière communal (neuer Teil)

Bild: Theo Niemeyer (05/2013)
Bilder: Klaus Paap (07/2014)
Musiker LXXVII

Omnibus salutem!