Dirigent und Kapellmeister; studierte Komposition in Wien bei Arnold Schönberg und Anton von Webern, sowie Dirigieren u.a. bei Richard Strauss. Er arbeitete zunächst in Stuttgart, Gera und Hamburg, kam 1934 nach Berlin und war von 1937 bis 1940 am Opernhaus in Zürich, von 1940 bis 1944 Dramaturg bei den Salzburger Festspielen, von 1945 bis 1947 Chefdirigent der Wiener Symphoniker; danach arbeitete er bis 1950 am Opernhaus in Graz und war Chefdirigent des Royal Scottish National Orchestra in Glasgow in den Jahren von 1957 bis 1959, ab 1946 zusätzlich Professor an der Wiener Musikakademie. Swarowsky veröffentlichte zahlreiche Schriften über Interpretation.
Auszeichnungen u.a.: österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1975).
Wien, Zentralfriedhof
Deutscher Komponist; Sohn des Direktors einer russisch-deutschen Bank, der mit seiner Familie häufigen Ortswechseln unterworfen war; Blacher kam erst 1922 aus Shanghai nach Berlin, wo er zunächst Mathematik und Architektur studierte, dann ab 1924 Komposition und Musikwissenschaft an der Musikhochschule. 1925 entstanden erste Kompositionen. Nach dem Studium lebte er zunächst von privatem Unterricht, schrieb zudem Unterhaltungsmusik und Arrangements und arbeitete bei der Vorführung von Stummfilmen als Klavierspieler. Aufmerksamkeit erlangte er 1937 mit seiner von den Berliner Philharmonikern unter Carl Schuricht uraufgeführten Komposition Concertante Musik für Orchester, und schließlich vermittelte ihm Karl Böhm, der 1934 die Nachfolge von Fritz Busch an der Staatsoper in Dresden übernommen hatte, einen Lehrauftrag am Dresdener Konservatorium, der ihm allerdings 1939 wieder entzogen wird, da er sich für die moderne, bei den Nazis verfemte Musik u.a. von Arnold Schönberg und Paul Hindemith eingesetzt hatte; Blacher blieb nichts anderes übrig, als sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches leitete er 1945 eine Kompositionsklasse am Internationalen Institut für Musik in Berlin-Zehlendorf. 1948 erhält er einen Lehrstuhl für Komposition an der Berliner Hochschule für Musik (heute Fakultät an der Universität der Künste Berlin), 1953 wurde er, als Nachfolger Werner Egks (*1901, †1983), deren Präsident und ab 1960 Inhaber eines Lehrstuhls für elektronische Komposition. Blacher schrieb neben Opern und Baletten auch Kammermusik, wobei er auch Jazz und elektronische Musik in sein Schaffen einbezog.
Werke u.a.: Opern: Die Flut (1947), Yvonne, Prinzessin von Burgund (1973), Ballette: Tristan (1965), Konzerte, Chor- und Orchesterwerke und Kammermusik.
Berlin, Waldfriedhof, Potsdamer Chaussee
Bruno Walter eigentl. Bruno Walter Schlesinger
US-amerikanischer Dirigent deutscher Herkunft; nach dem Musikstudium am Stern'schen Konservatorium in Berlin, hatte er sein erstes Engagement 1893 an der Kölner Oper; danach arbeitete er an der Hamburger Oper als Assistent Gustav Mahlers, dessen Arbeit für ihn prägend wurde, und wirkte u.a. in München, Berlin, Leipzig und Wien. Nach der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten 1933 emigrierte er zunächst nach Österreich, dann, nach dem sogenannten Anschluß des Alpenstaates an das Deutsche Reich im Jahre 1938, nach Frankreich, nahm dort zunächst die französische Staatsbürgerschaft an, um nach seiner Auswanderung in die USA (1939) 1946 die amerikanische anzunehmen. U.a. dirigierte er in den Jahre 1941 bis 1959 in New York an der Metropolitan Opera. Ab 1948 arbeitete er auch wieder in Europa. Walter war v.a. ein bedeutender Mozart-, Bruckner- und Mahlerinterpret.
Deutscher Komponist und Musikpädagoge; erlernte zunächst das Metier des Vaters, eines Maurermeisters; bildete sich jedoch parallel zu seiner Arbeit autodidaktisch weiter. Er wurde Mitglied des Orchesters von Karl Theophil Döbbelin im Theater am Gendarmenmarkt und trat 1791 in die neugegründete Berliner Singakademie seines Lehrers und Förderers Carl Friedrich Fasch ein, deren Leitung er nach dessen Tod 1800 übernahm. 1806 wurde er zum Ehrenmitglied und 1809 zum Professor der Königlichen Akademie der Künste ernannt. 1809 gründete er die erste (Berliner) Liedertafel. Bedeutend war Zelter v.a. als Liedkomponist von über 200 Lieder; er vertonte u.a. Gedichte von Goethe, mit dem er eng befreundet war und war Lehrer u.a. von Felix Mendelssohn Bartholdy und Otto Nicolai.
Marcel Frydman Ritter von Prawy
Österreichischer Opernkritiker und -dramaturg; einer jüdischen Beamtenfamilie entstammend, studierte er der Familientradition folgend Rechtswissenschaften, interessierte sich jedoch zugleich sehr für die Musik und hörte auch immer wieder musikwissenschaftliche Vorlesungen. Als Jan Kiepura, dessen Sekretär er war, 1938 in die Vereinigten Staaten ging, folgte er ihm dorthin. 1946 kehrte er als US-Soldat nach Österreich zurück. Aus den USA brachte er Cole Porters Musical Kiss me, Kate mit, das er auf Wiener Bühnen herausbrachte. Außerdem übersetzte er später Werke Leonard Bernsteins. 1950 quittierte er den Dienst bei der US-Army Streitkräften, wurde Schallplattenproduzent und Veranstalter von Musikabenden im Kosmos-Kino. Ab 1955 war er Dramaturg an der Wiener Volksoper. Sein Wunsch, auch Direktor an seiner geliebten Staatsoper in Wien zu werden, zerschlug sich allerdings; der damalige Minister Leopold Gratz zog Rudolf Gamsjäger vor - er wurde 1972 lediglich Chefdramaturg des Opernhauses. Von 1976 bis 1982 war er als Professor an der Wiener Musikhochschule tätig und als Lektor für Theaterwissenschaft an der Universität Wien. Außerdem bekleidete er zahlreiche Gastprofessuren amerikanischer und japanischer Universitäten. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine zahlreichen Fernseh- und Rundfunksendungen bekannt, in denen er versuchte, dem Publikum die Welt der Oper näherzubringen. Seine letzten zehn Jahre lebte Prawy als Dauergast im Hotel Sacher.
Berlin, Alter Sophienkirchhof
Wien, Zentralfriedhof
Deutscher Sänger (Bass); gehörte der 1928 in Berlin gegründeten deutschen a-capella-Gesangsgruppe Comedian Harmonists an, die mit ihrer jazzinspirierten Gesangsmanier mit den falcettierenden Stimmen international große Erfolge feierte. Die sechs Sänger hatten durch eine Zeitungsanzeige zusammengefunden, die Harry Frommermann aufgegeben hatte:
Achtung. Selten. Tenor, Bass (Berufssänger, nicht über 25), sehr musikalisch, schönklingende Stimmen, für einzig dastehendes Ensemble unter Angabe der täglich verfügbaren Zeit gesucht. Ej. 25 Scherlfiliale, Friedrichstr. 136.
1933 wurde ihre Musik als “entartete, jüdische Kunst” verboten, und 1935 folgte die Auflösung des Ensembles. 1944 heiratete Biberti seine langjährige Freundin Hilde Longino, mit der er 34 Jahre seines Lebens verbrachte. Nach dem Krieg beantragte er eine Anerkennung als Verfolgter der Naziregimes und erhielt eine Entschädigung, konnte außerdem immer noch von den Tantiemen aus seiner Zeit mit den Comedian Harmonists leben. Zwischen 1950 und 1980 widmete er sich vorrangig dem Antiquitätenhandel.
Lieder u.a.: Veronika, der Lenz ist da; Mein kleiner grüner Kaktus; Ein Freund, ein guter Freund; Das ist die Liebe der Matrosen; Wochenend und Sonnenschein.
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Von links nach rechts (stehend):Roman Cycowski, Robert Biberti, Ari Leschnikow, Marcel Wittrisch, (sitzend): Erwin Bootz, Harry Frohmann (Breslau, 11.11.1930)
Berlin-Wilmersdorf, Städtischer Friedhof
Collina d'Oro OT Gentilino b. Lugano (Kt. Tessin), Friedhof San Abbondio
Deutsche Kammersängerin (Sopran); Tochter eines Kriminalkommissars; studierte nach dem Besuch des Mädchen-Lyzeum und der Haushaltungsschule in Berlin ab 1911 am Stern’sche Konservatorium. Nach dem Abschluß 1917 gab sie im Folgejahr ihr Debüt an der Oper in Berlin-Charlottenburg, der heutigen Deutschen Oper Berlin, in der Titelrolle von Jacques Offenbachs La belle Hélène (dt. Die schöne Helena). Bis zum Jahre 1924 an der Charlottenburger Oper engagiert, folgte sie einem Ruf an die Dresdner Semperoper, an der sie u.a. 1925 an der Uraufführung Ferruccio Busonis Doktor Faust teilnahm. Dort blieb sie bis zu ihrem Tode im Alter von nur 33 Jahren.
International in Erscheinung getreten war Meta Seinemeyer, die als eine der bedeutendsten deutschen Sängerinnen ihrer Generation galt, bereits 1923 an der Metropolitan Opera in New York als Elisabeth in Tannhäuser und Eva in Die Meistersinger von Nürnberg, 1926 am Teatro Colón in Buenos Aires als Agathe in Der Freischütz und 1929 am Royal Opera House in London in Wagners Lohengrin als Eva und Elsa und Walküre als Sieglinde.
Inschrift: Die Macht des Schicksals hat es gewollt - die Seele lebt.
Stahnsdorf, Südwest-Friedhof
Österreichischer Komponist und Militärkapellmeister im k.u.k. 49. Infanterie-Regiment Freiherr von Hess; bekannt wurde er durch durch von ihm 1863 komponierten, dem Feldmarschall-Lieutenant Edmund Edlen von Krieghammer gewidmeten Marsch Unter dem Doppel-Adler - benannt nach dem Doppeladler im Wappen der österreich-ungarischen Monarchie und heute der offizielle Marsch des Ersten Österreichischen Artillerie-Regiments. Beliebt ist nach wie vor auch der Marsch Tiroler Holzhackerbuab'n, der auch als Polka Die lustigen Holzhackerbuam bekannt ist.
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Titelblatt des Musikverlages Rebay & Robitschek, Wien (~1902)
Wien, Zentralfriedhof
Violetta Villas eigentl. Czesława Cieślak
Polnische Chanson- und Schlagersängerin; aus einer Arbeiterfamilie stammend, wuchs sie in Polen, der Heimat ihrer Eltern auf. Dort erhielt sie Klavier-, Geigen- und Gesangunterricht. Ausgestattet mit einem absoluten Gehör und einem Stimmumfang von vier Oktaven beabsichtigte sie ursprünglich, klassischen Gesang zu studieren, gab diese Absicht allerdings auf und verließ das Konservatorium, nachdem sie Angebote aus dem Showbusiness erhielt. Sie änderte ihren Namen in Władysław Szpilman, und mit einem neuen Image ausgestattet, startete sie 1960 in Polen und setzte ihre Karriere dann in Frankreich und den Vereinigten Staaten fort. Sie trat mehrfach im Pariser Olympia, in der Carnegie Hall und am Broadway auf; und in Las Vegas hatte sie ihr eigenes Programm. Sie trat mit Stars wieFrank Sinatra, Paul Anka, Charles Aznavour, Sammy Davis jr. und Barbra Streisand auf. 1989 kehrte sie nach Polen zurück, nachdem sich dort das politische Klima geändert hatte und das Bürgerkomitee Solidarność die Wahlen zum Sejm errungen hatte. In ihrer Heimat konnte sie jedoch nicht an ihre früheren Erfolge anknüpfen. Anfang der 2000er Jahre zog sie sich - bedingt durch seelischen und psychischen Problemen - sukzessive ins Privatleben zurück. Das letztes Konzert von Violetta Villas, die ihrer herausragenden Begabung und ihrer Stimme wegen oft mit der peruanischen Sängerin Yma Sumac verglichen wurde, fand am Valentinstag 2011 in einem provinziellen Kulturhaus in Kielce statt - veranstaltet anläßlich des 50-jährigen Jubiläums ihres künstlerischen Schaffens.
Sie starb vereinsamt in ihrem Elternhaus, in dem sie seit einigen Jahren mit einer Pflegerin und etwa 30 Katzen zusammenlebte.
Warschau, Cmentarz Powazkowski
Italienischer Komponist und Dirigent: Sohn von Mario Morricone, dessen Familie aus Arpino in der Provinz Frosinone stammte, und dessen Frau Libera née Ridolf; der Vater war Trompeter und arbeitete mit mehreren Orchestern, während die Mutter eine kleine Textilifirma betrieb. Morricone studierte am Konservatorium von Santa Cecilia Trompete und Chormusik und erhielt 1946 sein Konzertdiplom als Trompeter; später vervollständigte er seine Ausbildung mit dem Studium der Chormusik und Chorleitung. Ein Jahr später folgte ein erstes Engagement als Theaterkomponist. 1953 begann er mit der Gestaltung des Abendprogramms eines italienischen Rundfunksenders. 1958 wurde er als musikalischer Assistent von Radiotelevisione Italiana (Rai) eingestellt, kündigte aber am ersten Arbeitstag, als er erfuhr, daß ihm jegliche Karrieremöglichkeit verwehrt bleiben würde und daß er auf Wunsch des Generaldirektors Filiberto Guala als Angestellter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks keine seiner eigenen Kompositionen ausstrahlen dürfe. 1960 begann er, Musik für Filme zu schreiben, und arbeitete gleichzeitig als Arrangeur von Unterhaltungsmusik für Orchester und für die Plattenfirma RCA Italiana. Er arbeitete auch mit Musikern wie Paul Anka, Chet Baker und Mina zusammen, vernachlässigte aber auch die Komposition klassischer Musik nicht. 1961 leitete er als jüngster der Meister das Juni-Orchester der Canzone Napoletana. 1964 begannen er und sein ehemaliger Klassenkamerad aus der Grundschule, Sergio Leone, zusammenzuarbeiten. Zu selben Zeit begann auch seine Zusammenarbeit mit Bernardo Bertolucci. Der erste Soundtrack, den er für Leone schrieb, war 1964 für den Film Per un pugno di dollari (1964, dt. Für eine Handvoll Dollar), ihm - ebenfalls von Leone - folgten die sogenannten Spaghetti-Western Per qualche dollaro in più (1965, dt. Für ein paar Dollar mehr), Il buono, il brutto, il cattivo (1966, dt. Zwei glorreiche Halunken), Giù la testa (1974, dt. Todesmelodie) und schließlich der letzte Film mit Leone, der Gangsterfilm C'era una volta in America (1984, dt. Es war einmal in Amerika). Diese Zusammenarbeit ermöglichte es ihm, einerseits einige seiner beliebtesten Musikstücke zu komponieren, was andererseits wesentlich zum Erfolg von Leones Filmen beitrug. Morricone arbeitete auch unter den Pseudonymen Dan Savio und Leo Nichols und komponierte die Musik für mehr als 500 Filme, u.a. die berühmte Titelmelodie für den Film C’era una volta il West (1968, dt. Spiel mir das Lied vom Tod) von Sergio Leone mit Henry Fonda, Claudia Cardinale :und Charles Bronson in den Hauptrollen.
Auszeichnungen u.a.: Oscar (Academy Award) für The Hateful Eight (2016); Golden Globe für Mission (1987, Beste Filmmusik), Golden Globe für The Hateful Eight (2016, Beste Filmmusik)
Rom, Cimitero Laurentino
Omnibus salutem!