Österreichischer Forschungsreisender; Sohn eines verarmten jüdischen Wanderhändlers; um sich den Besuch der Oberrealschule und das anschließenden Studium der Mathematik, Physik und Geodäsie am Polytechnikum in Prag leisten zu können, erteilte er parallel dazu Privatstunden. Nach Ableistung des einjährigen Militärdienstes im Jahre 1876 immatrikulierte sich Glaser 1877 an der Universität Wien zum Studium der Astronomie und Arabistik. 1878 wurde er an der Universitätssternwarte in Währing bei Wien angestellt und unternahm seit 1880 wissenschaftliche Reisen nach dem Orient, bes. nach Südarabien, deren Resultate er veröffentlichte. Von seinen Reisen brachte er unzählige altsüdarabische Inschriftensteine bzw. Papierabdrücke von Inschriften mit, die heute im Kunsthistorischen Museum in Wien aufbewahrt werden. 1890 erhielt Glaser das Ehrendoktorat der Universität Greifswald, eine ersehnte Professor scheiterte daran, daß Glaser seinerzeit seine Studien in Wien nicht mit dem üblichen Doktorat abgeschlossen hatte.
München OT Thalkirchen, Israelitischer Friedhof
Britischer Afrikaforscher; war zunächst Baumwollspinner, studierte dann Medizin in Glasgow, besuchte parallel dazu auch theologische Vorlesungen. Nach Abschluß seiner medizinischen Ausbildung im Jahre 1840 wurde er zum Geistlichen ordiniert und im Dienste der Londoner Missionsgesellschaft als Missionar nach Südafrika gesandt. Seit 1849 unternahm er mehrere Reisen ins Innere Afrikas, durchquerte 1849 die Wüste Kalahari und entdeckte 1851 - in Begleitung seiner Frau Mary née Moffat, die er 1845 geheiratet hatte, und Kindern - den Sambesi. Auf einer weiteren Expedition von 1852 bis 1856, bei der er nach einem Weg in das Landesinnere suchte, reiste er von Kapstadt zum Sambesi und von dort nach Westen bis Luanda an der Küste des Atlantischen Ozeans. Anschließend kehrte er an den Sambesi zurück und erforschte den Lauf des Stromes bis zu dessen Mündung in den Indischen Ozean; dabei entdeckte Livingstone 1855 die großen Viktoriafälle. Außerdem entdeckte er die Ngami-, Chilwa-, Njassa-, Mweru- und Bangweoloseen. 1871 traf er in Udjidji mit Henry Morton Stanley zusammen, der auf der suche nach Livingstone war, der als verschollen galt. Beide erkundeten dann zusammen den Norden des Tanganjikasees, bevor er allein weiter südwärts zu einer weiteren Erforschung des Bangweolosees zog, in dem er eine Quelle des Nils vermutete; er starb im am Südufer des Sees gelegenen Ort Chitambo.
Livingstone-Denkmal an den Viktoriafällen.
London, Westminster Abbey, Nave
Hermann Wilhelm Leopold Ludwig von Wissmann (seit 1890)
Deutscher Offizier und Afrikaforscher; Sohn eines preußischen Regierungsrates; trat nach dem Abitur in Erfurt und der Ausbildung in dem preußischen Kadettenkorps in Berlin 1873 als Fähnrich in ein mecklenburgisches Infanterieregiment ein und wurde 1874 zum Leutnant befördert. Nachdem er den Forschungsreisenden und Afrikaforscher Paul Pogge (*1838, †1884) kennengelernt hatte, ließ er sich vom Militärdienst befreien und ging mit ihm 1880 nach Westafrika und durchquerte als erster Europäer von Loanda (Angola) im Westen aus nach Osten den Kontinent. Von 1884 bis 1885 unternahm er im Auftrag von König Leopold II. von Belgien eine zweite Afrikareise, die ihn wiederum nach Äquatorialafrika führte, wo er den Kasai, einen Nebenfluß des Kongo, erforschte und an der Mündung des Lulua in den Kasai den Handelsstützpunkt Luluaburg (heute Kananga) errichtete. Von 1886 bis 1887 durchquerte er Afrika vom Kongogebiete bis nach Njangwe und dem Tanganjika, unternahm dann im November 1888 als Reichskommissar die Unterwerfung des Aufstandes in Deutsch-Ostafrika. Wissman wurde 1890 zum Major befördert und besiegte 1891 die aufständischen Stämme am Kilimandscharo. 1895/96 war er Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, das 1885 deutsche Kolonie geworden war und heute die Länder Tansania (ohne Sansibar), Burundi und Ruanda sowie einen kleinen Teil Mosambiks umfaßt. 1897 bereiste er Rußland und Sibirien und von 1898 bis 1899 Südafrika. Hermann von Wissmann starb auf seiner Besitzung Weißenbach bei Liezen in Steiermark infolge eines Jagdunfalls.
Werke u.a.: Im Innern Afrikas (3. Aufl. 1891), Unter deutscher Flagge quer durch Afrika 1880-83 (8. Aufl. 1902), Meine zweite Durchquerung Äquatorial-Afrikas vom Kongo zum Sambesi 1886-87 (1890), Schilderungen und Ratschläge zur Vorbereitung für den Aufenthalt und den Dienst in den deutschen Schutzgebieten (1895; 2. Aufl. 1903), In den Wildnissen Afrikas und Asiens (1901).
Inschrift: Inveniam viam aut faciam [Ich werde den Weg finden oder einen schaffen]
Köln, Melaten Friedhof
Dänischer Offizier, Kartograph und Polarforscher; wuchs auf dem Landgut seines Vaters auf und kam im Alter von elf Jahren mit seinen Eltern nach Kopenhagen, später nach Holbæk. Nach dem Besuch der dortigen Realschule kam er zunächst als Wehrpflichtiger zur Infanterie, schlug dann die Offizierslaufbahn ein. 1906 wurde er als Kartograph Mitglied der Danmark-Expedition, deren wesentliches Ziel in der Aufklärung des letzten noch unbekannten Küstenverlaufs im Nordosten Grönlands bestand. Im August ging das Team mit dem Expeditionsschiff Danmark in Danmarkshavn im Süden von Germanialand vor Anker, wo es nahe dem 77. Breitengrad überwinterte. Am 28.3.1907 fuhren zwei Schlittenteams in Richtung Norden. Nachdem das erste Team unter Leitung von Mylius-Erichsen, dem Leiter dieser Expedition, den Danmarkfjord erforscht und das zweite von Johan Peter Koch geleitete Team Kap Bridgman in Pearyland erreicht hatte, trafen sie sich überraschend am Kap Rigsdagen. Während Koch zurDanmark zurückkehrte, fuhren Mylius-Erichsen und Høeg-Hagen, begleitet nur von dem Schlittenführer Jørgen Brønlund, zum Independence-Fjord, um diesen zu kartieren. Als die Drei wegen des einsetzenden Tauwetters nicht zum Basislager zurückkehren konnten, sondern gezwungen waren, den Herbst abzuwarten, starben sie geschwächt von Hunger und Kälte; der tote Brønlund sowie Høeg-Hagens Kartenskizzen wurden von Koch im Folgejahr in Lambertland. aufgefunden, von Mylius-Erichsen und Høeg-Hagen fanden sich keine Spuren.
Holbæk (Region Sjælland), Tveje Merløe Kirche
Hinweis: Das obige bild zeigt eine Gedenktafel für den von der Expedition nicht wieder zurückgekehrten Høeg-Hagen an der Kirchenmauer..
Deutscher Flugpionier; Sohn des Pfarrers Karl Pietschke und dessen Gemahlin Käthe Marie Auguste von Siemens, einer Tochter des Erfinders und Unternehmers Werner von Siemens; studierte an der Technischen Hochschule Charlottenburg Luftfahrttechnik und begann im Jahr 1910 mit der Konstruktion und dem Bau eines Eindeckers. Pietschke, der bereits als Student eine Fluglizenz mit der Nummer 116 erworben hatte, belegte bei einem Wettbewerb in der Johannisthaler Herbstflugwoche 1911 einen ersten Platz, als er mit seinerAlbatros, noch dazu mit zwei Passagieren an Bord, über zwei Stunden und in einer für damalige Verhältnisse außerordentlichen Höhe von 730 Metern in der Luft blieb. Am 13. November umrundete er mit seinem Fluggerät Berlin und legte dabei mit einem Passagier eine Flugstrecke von 240 Kilometern in knapp über zwei Stunden zurück. Zwei Tage später verunglückte er bei einem Probeflug tödlich.
Alfred Pietschker in einem Fluggerät (Quelle: Archiv des Museum Potsdam)
Potsdam, Bornstedter Friedhof
Bild: Ernest de Koven Leffingwell (1907)
Dänischer Polarforscher, Autor; Sohn von Aksel Mikkelsens, einem Schulreformer; kam bereits als Kind mit der Familie nach Kopenhagen. Nachdem er in der Schule gescheitert war, erlaubte ihm sein Vater, die Schulausbildung anzubrechen und zu See zu gehen. Zunächst erfolgte die seemännische Ausbildung auf dem Segelschulschiff Georg Stage; er wurde Schiffszimmermann und fuhr drei Jahre auf Routen nach Fernost. Mehrfach versuchte er in dieser Zeit, an Expeditionen teilnehmen zu können, alle diese Versuche scheiterten an seinem jugendlichen Alter. 1899 bestand er an der Seefahrtschule in Kopenhagen die Steuermannsprüfung. Erst jetzt bekam er die Gelegenheit, an der 1900 von dem dänischen Marineoffizier Georg Carl Amdrup nach Ostgrönland geführten Expedition der Carlsbergfondens teilzunehmen. Im folgenden Jahr nahm er an mehreren ausländischen Expeditionen nach Grönland und Franz-Josef-Land teil und leitete weitere nach Alaska und Grönland. Gemeinsam mit Ernest de Koven Leffingwell organisierte er die anglo-amerikanische Polarexpedition, die 1906/07 vor der Flaxman Insel (Alaska) überwinterte. Die Expedition verlor zwar ihr Schiff, konnte aber nach einer Schlittenfahrt über das Eis den Festlandsockel des Nordpolarmeeres 105 Kilometer vor der Küste lokalisieren und vermessen; er stürzt dort von 50 Meter unter der Meeresoberfläche auf eine Tiefe von über 690 Meter ab. Um die Nord-Ostküste von Grönland zu kartieren und um die Leichen von Mylius-Erichsen und Leutnant Hawk-Hagen und deren Aufzeichnungen zu bergen, überwinterte Mikkelesen 1909/10 auf in Ostgrönland gelegenen der Shannon Island, wobei sein aus Holz bestehendes Schiff, die Alabama, im dortigen Eis eingeschlossen wurde. Während das Gros der Expeditionsmannschaft auf einem Walfänger in die Heimat zurückkehrte, gelang es ihm und seinem Ingenieur Iversen nach einer gefährlichen Schlittenfahrt, die verlorenen Aufzeichnungen sicherzustellen; außerdem konnte sie die Existenz eines Kanals am sog. Peary Land widerlegen. Als die beiden Forscher zur Shannon Island zurückkehrten, stellten sie fest, das die Crew die Insel verlassen hatte. Sie konnten sich allerdings aus verschiedenen vorgefundenen Materialien eine Hütte errichten und überwinterten in ihr zwei Jahre lang unter widrigen Umständen, bis sie schließlich im Sommer 1912 von einem norwegischen Walfänger aufgenommen wurden1. 1924 gründete er in Ostgrönland die Siedlung Ittoqqortoormiit (dän. Scoresbysund); von 1933 bis 1950 war Mikkelsen Inspektor für Ostgrönland, kurzzeitig auch der Verwalter der Kolonie in Ammassalik.
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1 Als im September 2010 das Inspektionsschiff Ejnar Mikkelsen der Dänischen Marine die Insel besuchte, stand das sog. Alabama-Haus noch.
Gentofte Kommune OT Charlottenlund, Ordrup Kirkegård
Willem Barents [niederländisch: Willem Barentsz]
Niederländischer Seefahrer und Entdecker; von Haus aus Kartograph, war er bereits nach Spanien und in das Mittelmeer gesegelt, um die Arbeiten an einem Atlas der Mittelmeerregion abzuschließen, den er gemeinsam mit dem flandrischen Astronomen Petrus Plancius (eigentl. Pieter Platevoet) veröffentlichte. Daran schlossen sich drei Reisen an, die dem Ziel galten, einen Seeweg nach China durch das Nordmeer zu finden, um die langdauernden Reisen dorthin über den Atlantik und den Indischen Ozean zu vermeiden. Auf der ersten Fahrt, zu der er am 5.6.1594 in See stach, erreichte er den äußersten nordöstlichen Punkt von Nowaja Semlja; die zweite Reise die im Folgejahr durchgeführt wurde, blieb erneut erfolglos. Während der dritten, im Mai 1596 gestarteten Expedition entdeckte Barents das von ihm benannte Spitzbergen (heute Svalbard). Dort trennten sich seine beiden Schiffe, um unabhängig voneinander weiterzuforschen. Barents und seine Mannschaft durchlebten, eingefroren im Norden von Nowaja Semlja, einen schweren Winter. Am 13.6.1597 brachen sie in zwei offenen Booten auf. Barents starb kurze Zeit darauf (die Überlebenden erreichten die Küste von Lappland und wurden von dem zweiten Expeditionsschiff gerettet). Die Barentssee, die er 1594, 1596 und 1597 gekreuzt hatte, und die Barentsinsel im Svalbard-Archipel, die ein Teil der Inselgruppe Spitzbergen sind, wurden nach ihm benannt.
Willem Barents’ Schiff
Vardø (Øst-Finnmark, Norwegen), Gedenkstein
Hinweis: Barents wurde entweder im Nordteil der Insel Nowaja Selmja beigesetzt oder auf offener See vor der IInsel. .
Dänischer Marineoffizier und Entdecker; Sohn eines Marineoffiziers; 1899 wurde er Oberbefehlshaber der Marine, war von 1899 bis 1909 Chef der Hydrographischen Gesellschaft.
Holm leistete wichtige Beiträge zur Geographie und Ethnographie des seinerzeit noch wenig erforschten Grönland. 1876 nahm er erstmals an einer geologischen Forschungsreise nach Julianehåb teil. 1880/1881 erfolgte dann selbständig eine Expedition nach Südgrönland, mit dem Ziel eine Möglichkeit für eine Reise entlang der Ostküste auszukundschaften. Zwischen 1883 und 1885 reiste er dann gemeinsam mit Seeoffizier Thomas Vilhelm Garde und einigen Grönländern von Nuuk nach Ostgrönland und dort entlang der Küste bis zum Polarkreis. Dabei entdeckte er 1884 die ostgrönländische Inuit-Siedlung Tasiilaq (dän. Ammassalik), in der elf, bis dato völlig isolierte Inuit-Gemeinschaften mit etwa 400 Inuit lebten. Gustav Holm nahm die grönländische Ostküste für die dänische Krone in Besitz und benannte das Gebiet Kong Christian IX Land. Da Holm für die Entdeckungsreise Umiaks (Frauenboote) einsetzen ließ, wurden, wird die Expedition auch als "Frauenbootexpedition" bezeichnet.
Für seine Forschungen wurde Gustav Holm mehrfach ausgezeichnet: 1891 erhielt er den Prix de la Roquette der Société de géographie, Paris, 1895 die Goldmedaille der dänischen Gesellschaft für Geographie sowie 1909 den dänischen Verdienstordens. Die Ergebnisse und Beobachtungen der Expeditionen wurden 1889 in Den danske Konebaads-Expedition til Grønlands Østkyst 1883–85 und in Om de geografiske Forhold i dansk Østgrønland veröffentlicht. Eine weitere wichtige Erkenntnis seiner Expedition war der Nachweis, daß es sich bei Ammassalik nicht um das bis dahin manchmal dort vermutete Eystribyggð (Ostsiedlung) der Grænlendingar handete. Seine bedeutende ethnographische Sammlung von ca. 500 Artefakten, die er von seinen Expeditionen mitbrachte, befindet sich heute im Grönländischen Nationalmuseum (Kalaallit Nunaata Katersugaasivia) in Nuuk.
Gustav Holm (hintere Reihe, dritter von links) in Julianehåb (Qaqortoq) im Jahre 1894 im Rahmen der "Frauenbootexpedition",
Kopenhagen, Garnisons Kirkegård
Britischer Marineoffizier; Polarforscher; Sohn eines Brauereieigentümers, aufgrund einer Fehlinvestitionen das gesamte Familienvermögen verloren hatte; war zunächst Offizier und diente auf verschiedenen Schiffen der Royal Navy. Da ihm die Marine zu jener Zeit, in der er auf ein gutes Einkommen angewiesen war ,wenig Aufstiegsmöglichkeiten bot, beschloß er, sich für die bevorstehende, unter der Federführung der der Royal Geographical Society stehende Antarktis-Expedition zu bewerben und wurde angenommen.
RRS Discovery am Ross-Eisschelf (1902)
Im Jahre 1901 - inzwischen im Rang eines Fregattenkapitäns - wurde er zum Leiter der Südpolarexpedition, die im August 1901 mit dem hölzernen DreimasterDiscovery die britschen Gewässer verließ und die Antarktis noch vor Einbruch des Winters erreichte, bestimmt. Nach der Überwinterung im dortigen Eis erforschte das Victorialand und das Ross-Eisschelf und versuchte 1902, zum Südpol vorzudringen, mußte das Vorhaben jedoch abbrechen, da viele der mitgenommenen Schlittenhunde wegen falscher Ernährung starben und sich zudem auch unter den Exspeditionsteilnehmern wegen zu wenig zur Verfügung stehender Nahrungsmitteln die Mangelerscheinung Skorbut einstellte, viele aber auch an Schneeblindheit litten. Scott entschloß sich daher - “nur” 720 Kilometer vom Pol entfernt - am 31.12 1902 zum Rückmarsch.
Am 1.6.1910 trat Scott seine auch nicht unter einem guten Stern stehende zweite Reise in die Antarktis an und erreichte am 4.1.1911 mit der holzverschalten DreimastbarkTerra Nova, die schon auf der Anreise wochenlang im Packeis steckengeblieben war, die Ross-Inseln.
Lawrence Oates mit seinen Ponies
Er machte sich diesmal allerdings - neben einigen Huskies - mit Mandschurei-Ponies auf den beschwerlichen Weg und verwendete außerdem Motorschlitten für den Transport der Ausrüstungsgegenstände. Am 3. Februar traf er in der Walfischbucht auf Roald Amundsen, der ebenfalls auf dem Weg zum Südpol war. Groß war die Enttäuschung von Scott und seinen Begleitern, als Henry Bowers am 16.1.1912 bereits aus der Entfernung am Horizont einen dunklen Punkt entdeckte; sie wußten, das konnte nur das Zelt der Amundsen-Expedition sein! Am 18.1.1912 - vier Wochen nach Roald Amundsen - erreichte Scott, der mit Edward Wilson, Henry Bowers, Edgar Evans und Lawrence Oates vom Basislager aufgebrochen war, den Südpol. Spätestens auf dem Rückweg stellte sich der Fehler bei der Wahl der Zugtiere heraus:
Dreimastbark Terra Nova (1911)
Ein Pony nach dem anderen starb, die Motorschlitten versagten und zum Transport reichten die wenigen Hunde nicht aus. So mußten die Männer die Schlitten schließlich selber ziehen, wobei sie sich nach und nach entkräften - zudem gingen die Lebensmittelvorräte zur Neige, und das nächste, bei dem Anmarsch angelegte Depotlager war zu weit entfernt; außerdem wurde das Wetter ständig unfreundlicher und die Temperatur sank auf teilweise unter -30 Grad . Schließlich fanden Scott und seine Begleiter den Tod. Erst im November 1912 wurden ihre Leichen von einem Suchtrupp entdeckt. Genauen Aufschluß über die Expedition bis zum letzten Tag gab das von Scott geführte Tagebuch, das gefunden wurde. Später wurde dem zuvor hochgelobten Scott unprofessionelle Vorbereitungen der Expedition vorgeworfen.
Scotts Expedition mit der Terra Nova- war mehrmals Gegenstand von Verfilmungen: Als Fernsehserie 1948 unter dem Titel Scott of the Antarctic (dt. Scotts letzte Fahrt), 1985 in der FernsehserieThe Last Place on Earth und in den Jahren 2010 bis 2011 in einer Fernsehproduktion von ZDF und ORF unter dem Titel Der Wettlauf zum Südpol.
Edward Wilson, Henry Bowers, Edgar Evans, Robert Falcon Scott und Lawrence Oates (v.l.n.r.) nach ihrer Ankunft am Südpol am 18. Januar 1912.
Ross-Schelfeis (Antarktis)
Hinweis: Das Grab von Scott, Wilson und Bowers liegt heute unter Eis, und die Position ist nur ungefähr bekannt.
Deutscher Offizier, Ostafrikaforscher und Gouverneur von Deutsch-Ostafrika; Siohn des preußischen Premierleutnants Adolf von Götzen und dessen Gemahlin Wanda, née von Zedlitz und Neukirch); Äbtissin d. Freiherrlichen von Zedlitzschen Damenstifts Kapsdorf; studierte von 1884 bis 1887 in Paris, Berlin und Kiel Rechts- und Staatswissenschaften. 1885 trat er in das 2. Garde-Ulanen-Regiment ein und wurde 1887 zum Offizier ernannt. Von 1890 bis 1891 war er Militärattaché an der Deutschen Botschaft in Rom und unternahm von dort aus einen Jagdausflug zum Kilimandscharo, dem eine Reihe von Reisen nach Afrika und Kleinasien folgten. Mit der Absicht, Zentralafrika zu erforschen, brach Götzen gemeinsam mit dem und Afrikaforscher Georg von Prittwitz und Gaffron und dem Arzt Hermann Kersting am 21.12.1893 von Pangani an der deutsch-ostafrikanischen Küste auf und marschierte durch die Gebiete der Massai, Nord-Uniamwesi und Usuwi. 1894 organisierte von Götzen eine Expedition, in das Gebiet des heutigen Ruanda, das er am 2. Mai als erster Deutscher betrat; das Gebiet war 1892 zuvor nur von dem Österreicher Oscar Baumann am Ostrand berührt worden. Im Rahmen dieser Forschungsreise entdeckte er auch den Kiwusee. Am 2.5.1894 überschritten die Expeditionsteilnehmer den Kagera, der zum Flußsystem des oberen Nils im Bereich des Victoriasees gehört. Sie bestiegen den Msumbiro, einen der höchsten Gipfel der Kirungaberge, und den noch tätigen Vulkan Kirunga-tscha-gongo. Am 29. Juni entschloß sich Götzen, westlich durch den Urwald von Uregga vorzudringen. Nach großen Strapazen erreichten sie am 21. September den Kongo bei Kirundu und am 29. November Matadi nahe der Mündung des großen Stroms in den Atlantik. Im Januar des Folgejahres kehrte von Götzen nach Deutschland zurück und war von 1896 bis 1898 Militärattaché in Washington. Nach seiner Rückkehr an den Berliner Generalstab wurde er 1900 zum Hauptmann befördert.
Auf Grund seiner Kenntnisse der lokalen Gegebenheiten wurde von Götzen im März 1901 unter Beförderung zum Major als Gouverneur Deutsch-Ostafrikas ernannt. Nachdem es schon Ende der 1880er Jahre Aufstände der einheimischen Bevölkerung gegen die Kolonialbestrebungen gegeben hatte, mußte er sich 1905 mit dem Ausbruch des Maji-Maji-Aufstandes auseinandersetzen, der sich bald etwa die Hälfte der Kolonie ausbreitete. Um der Lage Herr zu werden, sah er sich gezwungen, Verstärkung aus Deutschland anzufordern, mit deren Hilfe es ihm gelang, den Aufstand niederzuschlagen1.
1906 gab von Götzen den Gouverneursposten aus gesundheitlichen Gründen an Freiherr von Rechenberg ab, kehrte nach Deutschland zurück und betätigte sich weiterhin in der deutschen Kolonialpolitik, insbesondere als Mitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft. 1908 wurde er königlich preußischer Gesandter und bevollmächtigter Minister bei den Hansestädten und den Großherzogtümern Mecklenburg in Hamburg.
Werke u.a.. Durch Afrika von Ost nach West. (1895), Deutsch-Ostafrika im Aufstand 1905/06. (1909)
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1 Schätzungen zufolge starben als Folge des Aufstands und der anschließenden Hungersnot auf Seiten der Aufständischen je nach Quelle bei 75.000, 100–120.000 oder 200–300.000 Menschen, während die Schutztruppe unter von Götzen offiziellen Angaben zufolge 15 Europäer und 389 afrikanische Soldaten ihr Leben verloren.
Hamburg, Friedhof Ohlsdorf
US-amerikanische Geographin, Kartographin und Autorin; entstammte vermögenden Verhältnissen: ihr Vater, Alexander Hamilton Bullock, war Nachfolger der “Pilgerväter”, die die Plymouth Colony im heutigen Massachusetts gründeten, und Gouverneur dieses späteren Bundesstaates Massachussetts. Fanny genoß eine sorgfältige Ausbildung in den Vereinigten Staaten von Amerika an der Miss Graham's Finishing School in New York City und verbrachte einige Zeit an Schulen in Paris und Dresden. 1879 kehrte Fanny in die USA zurück und heiratete am 16.6.1882 den zwölf Jahre älteren William Hunter Workman, der ebenfalls einer der privilegierten Familie entstammte und in Yale und Harvard Medizin studiert hatte. 1884 wurde die gemeinsame Tochter Rachel geboren.
Ihr Mann war es auch, der sie in das Bergsteigen einführte, in dem sie gemeinsam mehrere Sommer in den White Mountains in New Hampshire verbrachten, wo sie mehrmals den fast 2.000 Meter hohen Mount Washington bestieg. Anders als in Europa erlaubten US-amerikanische Bergvereine in den White Mountains weiblichen Mitgliedern nicht nur das Klettern, sondern ermutigten sie noch dazu. So konnte Fanny durch das Klettern im Nordosten der USA ihre Fähigkeiten auch gemeinsam mit anderen Frauen entwickeln. Außerdem war sie die erste Bergsteigerin, die im 19. Jahrhundert Gipfel im im Himalaya-Gebirge bestieg und lange den Höhenrekord im Bergsteigen für Frauen hielt. Sie galt als “pioneer Himalayah explorer”. Ihre Reisen und Expeditionen führte sie gemeinsam mit ihrem Mann William Hunter Workman durch. Am Ende des ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts gab sie allerdings das Bergsteigen auf und wandte sich dem Schreiben und Vortragen zu, nicht zuletzt auch wegen des des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914.
Fanny Bullock-Workman mit Bergsteigerausrüstung (vermutl. 1908)
Bereits 1886 hatte die engagierte Frauenrechtlerin im New York Magazine eine Kurzgeschichte veröffentlicht, die während des Ersten Indischen Krieges spielt, über "die Gefangennahme und Rettung eines weißen Mädchens"; ein Rezensent der Geschichte gab an, daß diese "in einem sehr angenehmen und betörenden Stil erzählt sei”.
Sie war die erste Amerikanerin, die an der Sorbonne in Paris Vorträge hielt und auch eine der ersten Frauen, die als Mitglied der Royal Geographical Society aufgenommen wurden, eine Auszeichnung, die ihr zu Ehren u.a. aufgrund ihrer wissenschaftlichen Überlegungen zu Vereisung zuteil wurde.
Fanny Bullock-Workman starb nach langer Krankheit im Alter von 66 Jahren.
Worcester (Massachusetts), Rural Cemetery
Omnibus salutem!