Schwedischer Asienforscher; Sohn eines Architekten; nach dem Schulabschluß mit Abitur unternahm er als Hauslehrer 1885(86 eine erste Reise durch Persien. Nach der Rückkunft begann er ein Studium der Geographie, Mineralogie, Kristallographie und Zoologie in Uppsala, das er in Berlin bei dem deutschen Geographen und Chinaforscher Ferdinand Freiherr von Richthofen fortsetzte. Anschließend promovierte er an der Universität von Halle (Saale). Nach zwei Reisen durch Persien unternahm er ab 1894 mehrere Expeditionen nach Zentralasien (besonders nach Tibet). Nach der Rückkehr von diesen ausgedehnten Reisen hielt er zahlreiche Vorträge, die ihn berühmt machten, und seine Erlebnisse veröffentlichte er in Eine Reise durch Asien 1893-97. Nach weiteren Forschungsreisen brach er 1923 zu einer Reise um die Welt auf. Von 1927 bis 1935 erforschte er mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiterstab die Wüste Gobi und Chinesisch-Turkestan. Er verfaßte wissenschaftliche Berichte und volkstümliche Reiseschilderungen. Hedin, der schon zur Studienzeit große Sympathie für Deutschland und das Deutsche Kaiserreich hatte, geriet wegen seiner späteren guten Beziehungen zu führenden Nationalsozialisten in Kritik.
Werke u.a.: Im Herzen von Asien, (2 Bde., 1903), Transhimalaja (3 Bde., 1909-12), Zu Land nach Indien, (2 Bde., 1910), Volk in Waffen, (1914), Nach Osten (1915), Bagdad, Babylon, Ninive (1918), Rätsel der Gobi (1932).
Stockholm, Friedhof der Adolf-Fredrik-Kirche
Deutscher Afrikaforscher; Sohn eines Fleischereibesitzers; besuchte anfänglich eine Privatschule, dann das Johanneum in seiner Heimatstadt und studierte nach dem Abitur Altphilologe und Geographie an der Universität in Berlin, wobei sein besonderes Interesse der Archäologie galt. 1849 schloß er sich der britischen Sudanexpedition unter James. Richardson (*1809, †1851) an, die Handelswege erkunden und erschließen sollte. Von 1850 bis 1855 bereiste er nach Durchquerung der Sahara die Länder des Tschadgebietes und den Westsudan, entdeckte 1851 den Benue und war, soweit bekannt, 1853/54 als erster Europäer in Timbuktu. Seine Forschungen, für die er rund 20.000 Kilometer zurücklegte und den arabischen Namen Abd el Kerim (“Diener des Allerhöchsten”) annahm, waren bahnbrechend für die geographisch-ethnographische und linguistische Kenntnis des zentralen Nordafrika.
Reisen in Central-Afrika (1. Bd., 1859)
Nach seiner Rückkehr lebte er zunächst in London, wo er die deutsche und zugleich englische Fassung seines 3.500 Seiten starken Reisewerkes verfaßte., bevor er im Jahre 1858 nach Berlin zurückkehrte, das er bereits nach kurzer Zeit wieder verließ, um bis bis 1862 Kleinasien, Griechenland und Bulgarien sowie Spanien, Italien und die Alpen bereiste. 1863 wurde er an der Berliner Universität als außerordentlicher Professor ernannt - eine ordentliche Professur wurde ihm jedoch verwehrt - und Präsident der Geographischen Gesellschaft wurde.
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Heinrich Barth (auf dem Pferd, in arabischer Tracht) nähert sich Timbuktu
Berlin, Friedhof III der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde
Deutscher Apotheker; der Sohn eines Oberforstmeister und Chef der Forst- und Bergbeamten des Herzogtums gründete, nachdem er Brasilien erstmals 1846 besucht hatte, 1852 mit 17 weiteren Einwanderern die Siedlung Blumenau im heutigen brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina als deutsche Kolonie (heute rd. 250.000 Einwohner - Stand: 2005). 1884 kehrte er nach Deutschland zurück und ließ sich in Braunschweig nieder. Bereits 1859 hatte ihn das Freie Deutsche Hochstift im Frankfurter Goethe-Haus wegen seiner kolonialistischen Leistung zum Ehrenmitglied und zum Meister ernannt, und sein Name wurde in das Ehrenbuch des Deutschen Volkes eingetragen.
Inschrift auf dem Kreuz: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. Jer. 31.3.
Braunschweig, Hauptfriedhof
Sir (seit 1909) Ernest Henry Shakleton
Britischer Südpolarforscher; der Sohn eines englisch-irischen Grundbesitzers und späteren Arztes ging im Alter von 16 Jahren zunächst zur britischen Handelsmarine, bewarb sich aber im September 1900 erfolgreich bei Robert Falcon Scott (*1868, †1912) und Clements Markham, die Seeleute für eine Reise in die Antarktis suchten, so daß er von 1901 bis 1904 an der Expedition auf der Discovery teilnehmen konnte. 1908/09 versuchte er im Rahmen der British Antarctic Expedition einen ersten Vorstoß zum Südpol vom Süd-Victoria-Land aus, erreichte allerdings nur die Position 88°23' südlicher Breite - obwohl nur 156 km vom Südpol entfernt, entschied er sich im Hinblick auf die zur Neige gehenden Vorräte und die schwindenden physischen Kräfte für die Umkehr (dennoch wurde er für die Führung dieser Expedition in den Adelsstand erhoben). Große Popularität erlangte er vor allem durch die von 1914 bis 1916 durchgeführte Antarktis-Expedition, die unter seiner Leitung stand. Die Expedition scheiterte, als sein Expeditionsschiff Endurance1 im Packeis zerdrückt wurde; die Besatzung rettete sich zunächst auf das Eis, das mit ihnen nordwärts trieb, schließlich mußten sie in die mitgenommenen Rettungsboote steigen, in denen sie auf Elephant Island, einer unbewohnte Insel, trieben.
Sinkende Endurance. Photo: Frank Hurley
Da sie außerhalb aller Schiffahrtslinien nicht entdeckt werden würden, entschloß Shackleston sich, mit nur 5 Männern die 1.300 Kilometer zu den Walfangstation Südgeorgiens mittels eines umgebauten Rettungsboots zu erreichen, um Rettung herbeizurufen. Dank seiner Umsicht und Tatkraft gelang es schließlich, alle Teilnehmer dieser Expedition zu retten. Im Rahmen dieser Expedition entdeckte er 1915 auch die Cairdküste (Coatsland) südöstlich des Weddellmeers. Nach der Überwindung psychologischer und ökonomischer Probleme in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg begann er Ende 1920 eine weitere Expedition vorzubereiten. Am 17.9.1921 brach er mit seiner Mannschaft - darunter einige Männer aus seinen früheren Expeditionen - von London aus ohne konkrete wissenschaftliche Ziele in Richtung Südpol auf. Während eines wetterbedingten Zwischenstopps in der Walfängerstadt Grytviken auf der im Südatlantik querab der Spitze Südamerikas liegenden Insel Südgeorgien (South Georgia) verstarb er an einem schweren Herzanfall.
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1 Nachdem im Jahr 2019 bereits eine private Expedition vergeblich versucht hatte, das Wrack der Endurance aufzuspüren, gelang es im Januar 2022 der Expedition 22, an der die Meeresphysikerin Stefanie Arndt vom Alfred-Wegener-Institut teilnahm, anhand der zuletzt genannten Koordinaten der Endurance (68° 39′ 30″ S, 52° 26′ 30″ W) festzustellen, wo das Schiff gesunken sein mußte; allerdings konnten weitere Untersuchungen vor Ort aufgrund der Regeln des Antarktis-Vertrags das als Wrack als Historische Stätte ein geschütztes Gebiet, nicht angetastet werden.
Grytviken, Südgeorgien(GB), Insel im Südatlantik
Österreichischer Bergsteiger und Forschungsreisender; im Alter von 25 Jahren gelang es ihm, von oberhalb Grindelwald aus am 24.7.1938 - nach zweimaliger Übernachtung in der Wand - die fast 4.000 Meter hohe Eigernordwand zusammen mit dem Österreicher Fritz Kaspareck (†1954) und den Deutschen Anderl Heckmair und Ludwig Vörg (†1941) zu besteigen; ursprünglich wollten die Deutschen und die Österreicher getrennt den Berg besiegen, schlossen sich dann jedoch zusammen. Seine Erlebnisse hielt er in seinem 1958 veröffentlichten Buch Die weiße Spinne fest. Bekannt wurde er auch, als er zum Lehrer des damals 11-jährigen Daila Lama wurde, zu dem sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte. Nach der Flucht der beiden Männer vor den chinesischen Besatzungstruppen trennten sich ihre Wege zunächst; sie trafen sich erst später wieder. Harrers Buch Sieben Jahre in Tibet (1952), das millionenfach verkauft und in viele Sprachen übertragen wurde, schildert seine Erfahrungen während der Zeit in Tibet. Außerdem wurde es 1997 mit dem US-amerikanischen Schauspieler Brad Pitt (*1963) in der Rolle von Heinrich Harrer von Hollywood verfilmt. Umstritten war Harrer, weil er – obwohl passives Mitglied - während des Dritten Reichs in die NSDAP eingetreten war und sich außerdem sowohl der SA und als auch der SS angeschlossen hatte. Er sei von Hitler 1938 nach der Rückkehr von der Eigerbesteigung empfangen und von ihm und der Partei vereinnahmt worden. 1939 sei er mit der deutsch-österreichischen Nanga-Parbat-Expedition nach Indien aufgebrochen, um sich einer weiteren Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten zu entziehen. Nach der Rückkehr von der Expedition war er in Indien von den Engländern interniert worden, da inzwischen der zweite Weltkrieg begonnen hatte.
Hüttenberg (Kärnten)
Hinweis: Der Monolith wurde eigens aus Tibet herbeigeschaft.
Hinweis: 1974 wurden Hermann Blumenaus Gebeine exhumiert und nach Blumenau überführt, wo ein Mausoleum für ihn errichtet wurde.
Grabstätte vor der Neugestaltung
Französischer Seefahrer, Entdecker und Offizier; Sohn eines Notars; studierte Rechtswissenschaften, brach das Studium aber ab und trat 1754 in die französische Armee ein, diente während des Britisch-Französischen Kolonialkrieges, als Adjutant in Kanada und nahm an der Verteidigung von Ticonderoga und Quebec teil. Im Siebenjährigen Krieg kämpfte er in Deutschland. 1764 gründete er eine französische Kolonie auf den Falkland-Inseln, doch sie wurde bald aufgegeben, weil Spanien die Insel für sich beanspruchte. 1766 ging er im Auftrag der französischen Regierung von Brest aus mit der Fregatte La Boudeuse auf die erste französische Erdumseglung, auf der er besonders in Melanesien Entdeckungen machte, u.a. 1768 die nach ihm benannte Insel Bougainville in den von ihm erneut entdeckten Salomoninseln). Nach ihm wurde auch die Bougainvillea benannt, die in südlichen Regionen allgegenwärtige Pflanze mit farbigen Hochblättern. Im März 1769 kehrte er nach Saint-Malo zurück. 1772 wurde Bougainville persönlicher Sekretär Ludwigs XV.. Von 1779 bis 1782 kämpfte er als Admiral und Kommandeur mehrerer Linienschiffe gegen die Briten in den Kämpfen der Amerikanischen Revolution. Während der Französischen Revolution war er mehrmals inhaftiert, da er als Anhänger des Ancien Régime bekannt war; einer evtl. Hinrichtung entkam er nur durch das Ende des blutigen Terrors nach dem Sturz Maximilien Robbespierres im Juli 1794. 1795 wurde er Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften. Zu einer geplanten Nordpolreise kam es nicht mehr. In Anerkennung seiner Verdienste ernannte ihn Napoléon 1808 zum Senator, Comte (Grafen) und Mitglied der Ehrenlegion.
Fregatte La Boudeuse
Werke u.a.: Voyage autour du monde par la frégate du roi La Boudeuse et la flûte L'Étoile (1771).
Paris, Panthéon
Paris, Cimetière du Calvaire
Hinweis: Bei der obigen Abbildung handelt es sich um die Familiengrabstätte der Bougainvilles, in der Louis-Antoine de Bougainville zunächst beigesetzt worden war. Die Plakette zählt seine Ämter und Titel auf und weist darauf hin, daß sein corpus sich im Pantheon befindet.
US-amerikanischer Pionier, Trapper und Entdecker; erzogen und unterrichtet wurde er von seinen Eltern, Quäkern, die 1717 aus England ausgewandert waren. Er erforschte die Blue Grass Region und trug damit als “Frontiersman” (Grenzer) ab 1767 wesentlich zur Erschließung von Kentucky bei. 1775 gründete er Boonesborough. Boone war das Vorbild für den Romanhelden Lederstrumpf von John Fenimore Cooper. Im amerikanische Unabhängigkeitskrieg (1775-83) kämpfte er gegen die Briten und die mit ihnen verbündeten Indianerstämme der Shawnee, Ottawa und Miami, die einen seiner Söhne töteten und 1776 u.a. seine Tochter Jemima entführten. Teile dieser Ereignisse sind Gegenstand von Coopers Roman The Last Of The Mohicans (1826, dt. Der letzte Mohikaner).
Frankfort (Kentucky)
Paris, cimetière de Montparnasse
Jules-Sébastien-César Dumont d’Urville
Französischer Marineoffizier, Konteradmiral; Polarforscher; entschied sich im Alter von 17 Jahren für eine höhere Offizierslaufbahn bei der Marine und beendete die Ausbildung mit Auszeichnung. Dumont war ein begabter Botaniker, der sieben Sprachen fließend – darunter Deutsch, Griechisch und Hebräisch - sprach. Als das mit einer Erkundungsfahrt beauftragte Schiff, die Chevrette, am 19. April 1820 einen Zwischenstopp auf der Kykladeninsel Milo einlegte, erkannte der Fähnrich Dumont d’Urville, der als Botaniker an einer kartographischen Expedition in der Ägäis teilnahm, daß es sich bei der kurz zuvor von dem Bauern Yorgos Kentratos auf seinem Feld entdeckten und später als Venus von Milo bezeichneten Skulptur um ein antikes Meisterwerk handelte. Nachdem die Chevrette ihre Fahrt fortgesetzt hatte und vom 29. April bis 5. Mai 1820 einen Zwischenstopp in Konstantinopel machte, berichtete Dumont d'Urville während einer Einladung in die französische Botschaft in Konstantinopel von seiner Beobachtung, so daß das Interesse an der Skulptur erwachte und Frankreich diese schließlich erwarb. Von August 1822 bis März 1824 nahm Dumont auf dem Schiff Coquille unter der Leitung von Louis Isidore
Duperrey an einer botanischen und hydrographischen Expedition durch die Südsee teil, an der zahlreiche Naturforscher und Wissenschaftler beteiligt waren. Danach leitete er zwei wissenschaftliche Erdumsegelungen (1826 bis 1829 und 1837 bis 1840); erkundete Mikronesien und entdeckte Louis-Philippe- und Adélieland in der Antarktis. Auf den Reisen um die Welt machte er sich verdient um die kartographische Aufnahme großer Küstenstrecken von Neuseeland und Neuguinea und um die Entdeckung zahlreicher Inseln etc.
Die Astrolabe in der Antarktis in Packeis eingeschlossen (1838)
Nach seiner Rückkehr wurde er im Dezember 1840 zum Konteradmiral ernannt und mit der großen Goldmedaille der Société de géographie ausgezeichnet; außerdem bereitete er die Veröffentlichung seines Werke Voyage au Pole Sud et dans l'Océanie vor, als er mit seiner Frau und seinem 16-jährigen Sohn bei einer der ersten Eisenbahnkatastrophen in Frankreich auf der Strecke Paris-Versailles im Bellevue-Graben von Meudon starb, nachdem eine der beiden, vor den Zug gespannten Lokomotiven entgleiste, worauf die zweite Maschine unmittelbar anschließend auf die zuvor entgleiste stürzte. Dabei entzündete die glühende Kohle aus der Feuerung u.a. den Waggon, in dem die Familie Platz genommen hatte.
Werke u.a.: Voyage au pôle sud et dans l'Océanie (23 Bde., 1841-54; dt., 3 Bde., 1846-48).
Siehe auch unter: Olivier Voutier
Italienischer General, Luftschiffpionier und Polarforscher; Sohn des aus Eboli (Provinz Salerno, Kampanien) stammenden Angestellten des örtlichen Standesamtes, Vincenzo und dessen Frau Maria La Torraca. Nachdem er die ersten Schuljahre in Lauro verbracht hatte, graduierte er nach dem Abitur am Gymnasium Giambattista Vico 1908 an der Universität Neapel als Maschinenbauingenieur summa cum laude. Im selben Jahr erhielt er ein Diplom in Elektrotechnik. 1911 gewann er einen Wettbewerb und durfte einen Flugbaukurs in Rom beim Bataillon der Militäringenieure besuchen, aus dem später die Regia Aeronautica hervorging.
Berühmt wurde Nobile aufgrund seiner Polarfahrten mit seinen beiden halbstarren Luftschiffen. Am 11.5.1926 brach er vom norwegischen Ny-Ålesund mit dem von ihm konstruierten Luftschiff Norge zu einer ersten Polarfahrt auf. Am 12. Mai fuhr er gemeinsam mit Roald Amundsen und dem Sponsor der Expedition, dem Amerikaner Lincoln Ellsworth, über den Nordpol. Damit waren sie die ersten Menschen, die den Nordpol zweifelsfrei erreichten.
Bei seiner zweiten Fahrt zum Nordpol, diesmal ohne Amundsen, startete Nobile am 23. Mai 1928 mit dem Luftschiff Italia bei Ny-Ålesund auf der Insel Spitzbergen und erreichte den Pol am 24. Mai. Einen Tag später stürzte die Italia mit ihren 16 Besatzungsmitgliedern auf dem Rückflug vom Nordpol unweit der Insel Foynøya im nordöstlichen Teil des Spitzbergenarchipels ab. Dabei wurden zehn der Besatzungsmitglieder einschließlich Nobile auf das Eis geschleudert, wobei ein Expeditionsteilnehmer ums Leben kam, während die anderen teilweise schwer verletzt wurden. Sechs der an Bord des Luftschiffes verbliebenen Expeditionsteilnehmer gelang es, mit dem geleichterten Luftschiff wieder aufzusteigen (die Männer blieben spurlos verschwunden). Nachdem der russische Funkamateur Nikolai Reinholdowitsch Schmidt in Wochma (Oblast Wologda) am 2 Juni einen SOS-Ruf der Nobile-Nordpolexpedition empfangen hatte, wurde eine internationale Rettungsaktion ausgelöst. Der von Mussolini veranlaßte Versuch, die in Not geratene Mannschaft des Luftschiffes mittels eines gecharterten Latham-47-Wasserflugzeugs, dem am 18.6 Amundsen und der Pilot Leif Dietrichson zugestiegen waren, zu retten, scheiterte; die Maschine flog nach einigen Startversuchen Richtung Spitzbergen, kam jedoch nie dort an. Später fand man nur einen Schwimmer der Latham 47 und einen Benzintank. Der durch Knochenbrüche bewegungsunfähige Nobile wurde vom schwedischen Piloten Einar Lundborg in Sicherheit gebracht, die anderen Überlebenden am 12. Juli von dem sowjetischen Eisbrecher Krassin gerettet. Die internationale Zusammenarbeit, insbesondere die Beteiligung der Sowjetunion, rief ein starkes öffentliches Echo hervor.
Nobile wurde später von der Öffentlichkeit stark angefeindet; man warf ihm nicht nur vor, für den Absturz des Luftschiffs verantwortlich gewesen zu sein, sondern sich außerdem zuerst habe retten lassen. Deshalb trat er als General zurück (nach einigen Quellen wurde er degradiert und aus der Armee strafentlassen) und war von 1931 bis 1936 Gast der Sowjetunion, um dort den Luftschiffbau zu unterstützen. Umberto Nobile übersiedelte in die Vereinigten Staaten und schließlich nach Spanien. In den USA war er von 1939 bis 1943 Dozent an der Lewis Holy Name School of Aeronautics in Lockport, Illinois. 1945 wurde er in Italien rehabilitiert.
Nach 1948 nahm er seine Tätigkeit als Professor für Aerodynamik an der Universität Neapel und bis 1960 als Direktor des Instituts für Flugzeugbau wieder auf und widmete sich nebenbei seinen Studien und der Veröffentlichung von Büchern und Memoiren.
Nobile, der Ende der 1930er Jahre mit der deutschen Archäologin Hermine Speier liiert war, befreite diese, nachdem Mussolini sie als Jüdin 1938 vor Adolf Hitlers Staatsbesuch in Italien hatte verhaftet lassen.
Rom, Cimitero di Prima Porta (auch Cimitero Flaminio)
Omnibus salutem!