Hugo Lederer

 

Deutscher Bildhauer; nach einer Ausbildung an der Fachschule für Tonindustrie in seiner Heimatstadt, arbeitete er anschließend zunächst in einem Kunstgewerbeatelier in Erfurt, bevor er 1890 Gehilfe im Atelier von Johannes Schilling in Dresden wurde. 1892 ging er in die Reichshauptstadt und wurde Mitarbeiter von Robert Toberentz, dem nach dem Tode Paul Ottos die Vollendung des Berliner Lutherdenkmal übertragen worden war. Seinen künstlerischen Durchbruch erreichte Lederer, als er 1901 zusammen mit dem Architekten Emil Schaudt den von der Stadt Hamburg ausgeschriebenen Wettbewerb für die Errichtung eines Denkmals Otto von Bismarcks, des “Eisernen Kanzlers”, der bis zu seinem Tode im nahen Sachsenwald gelebt hatte, gewann, das sich nach seiner Einweihung im Jahre 1906 neben dem Michel zu einem Wahrzeichen der Hansestadt entwickelte; ein ebenfalls geplantes Denkmal für Heinrich Heine wurde zwar 1911 genehmigt, aber nach langen Diskussionen erst 1926 aufgestellt (nach der “Machtergreifung” der Nazis 1933 entfernt und zehn Jahre später eingeschmolzen). Außerdem schuf er zahlreiche Büsten und einige Grabdenkmäler, u.a. dasjenige von Walther Rathenau. 1912 wurde Lederer Professor an der Hochschule für Bildende Künste. und 1919 Mitglied der Akademie der Künste. Bis 1936 unterrichtete er eine Meisterklasse.

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Richard Paul Lohse

 

 

Schweizer Maler und Graphiker; einer der Hauptvertreter der konkreten und konstruktiven Kunst. Er wuchs nach dem frühen Tode seines Vaters mit seiner Mutter in bittere Armut auf. Nach zahlreichen Gelegenheitsarbeiten machte er von 1918 bis 1922 eine Ausbildung zum Reklamezeichner bei Max Dalang an der Zürcher Kunstgewerbeschule. Nach einer Beschäftigung mit dem Kubismus, wandte er sich in den 1940er Jahren der Konkreten Kunst zu. Lohse nahm 1968 an der 4. documenta und der documenta 7 im Jahr 1982 in Kassel teil.

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Albert Paris Gütersloh eigentl. Albert Conrad Kiehtreiber

 

 

Österreichischer Maler und Schriftsteller; sollte ursprünglich Priester werden, nahm aber ab 1904 heimlich Schauspielunterricht und trat dann in diversen Provinztheatern in Österreich auf sowie im deutschen Bad Reichenhall, bis ihn Max Reinhardt an das Deutsche Theater in Berlin verpflichtete. Ab 1909 nahm er mit seinen Werke an Kunstausstellungen teil u.a. in Wien auf der Kunstschau, in der Wiener Secession und im Art-Club, sowie in solchen in Frankreich, Deutschland und Italien. 1911 erschien sein Roman Die tanzende Törin, der den Expressionismus mit begründete. 1911/12 studierte Gütersloh in Paris bei Maurice Denis Malerei. Wieder in Wien, wurde er Schüler von Gustav Klimt und lernte Egon Schiele und Josef Hoffmann kennen. Er publizierte Artikel in den Zeitschriften Der Ruf und Die Aktion und gab ab 1914 zusammen mit Karl Adler die Zeitschrift Der Knockabout heraus. Gütersloh, der als der geistige Vater der “Wiener Schule des Phantastischen Realismus” gilt, machte im Quartier der Kriegsberichterstatter während des Ersten Weltkrieges außerdem die Bekanntschaft Hermann Bahrs, Hugo von Hofmannsthals, Robert Musils und Heimito von Doderers. In den 1920er Jahren arbeitete er u.a. als Regisseur und Bühnenbildner in Deutschland und Österreich. 1930 wurde er Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule. Nach dem “Anschluß” Österreichs an das Deutsche Reich verlor er die Professur 1938, seine Kunst wurde als “entartet” eingestuft, und 1940 wurde er zudem mit Berufsverbot belegt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er wieder Mitglied der Secession und leitete bis 1962 eine Meisterschule für Malerei und einen Freskokurs an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Werke u.a.: Sonne und Mond (1962).

Autobiographie: Bekenntnisse eines modernen Malers (1926).

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Joseph Ferdinand Cheval

 

 

Französischer Postbote, Hobby-Architekt und Gastronom; schuf ohne jegliche handwerkliche Vor- und Ausbildung zwischen 1879 und 1912 u.a. ein an orientalische Tempelarchitekturen erinnerndes “Palais idéal”, das ihm als Grabmal dienen sollte. Da er hierfür keine Genehmigung erhielt, errichtete er später im gleichen Stil ein kleineres Grabmal auf dem Friedhof von Hauterives (1914–22). Die Bauten des “Facteur Cheval“ galten zunächst als reine Skurrilität, speziell in Architektenkreisen, wurden aber später von den Vertretern des Surrealismus, namentlich von André Breton, der Cheval ein Huldigungsgedicht widmete, sehr geschätzt. Später beriefen sich auch andere Außenseiter der Architektur wie Friedensreich Hundertwasser in seinem Verschimmelungsmanifest auf den Landbriefträger. Bis in die Mitte der 1960er Jahre wurden Initiativen, das Werk des Einzelgängers unter Denkmalschutz zu stellen, mehrfach abgelehnt. Daß es 1969 dennoch dazu kam, dürfte einer persönlichen Initiative des damaligen französischen Kulturministers André Malraux zu danken sein. Heute werden die Bauten des Landbriefträgers von jährlich über hunderttausend Menschen besucht.

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Roland Topor

 

Französischer Zeichner; Sohn polnisch-jüdischer Einwanderer; studierte von 1955 bis 1964 an der École Nationale des Beaux-Arts in Paris. Zusammen mit dem Regisseur Alejandro Jodorowsky und Fernando Arrabal gründete er um 1960 herum die sogenannte Panik-Bewegung (mouvement panique).

U.a. wirkte er in dem Film Nosferatu – Phantom der Nacht (1979) von Werner Herzog an der Seite von Klaus Kinski, Isabelle Adjani und Bruno Ganz und 1984 in Eine Liebe von Swann von Volker Schlöndorff mit Alain Delon mit.

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Wilhelm Lachnit

 

Deutscher Maler; Sohn eines Tischlers; durchlief eine Lehre zum Schriftmaler und Lackierer, arbeitete ab 1918 als Dekorationsmaler und besuchte Abendkurse in der Dresdner Kunstgewerbeschule. 1919 wurde er Mitglied der Dresdner Sezession und begann 1921 ein Studium der Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Nach Abschluß des Studiums im Jahre 1923 arbeitete er als freischaffender Künstler. Ein Jahr später trat er in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein, für die er später Agitationsmaterial für Demonstrationen und Wahlen schuf. 1927 nahm er in Paris an einer Ausstellung deutscher Kunst der zwanziger Jahre teil. Im Jahr 1933 wurden Teile seines Werkes von den Nationalsozialisten als “Entartete Kunst“ eingestuft und beschlagnahmt und er selbst verfolgt. Ab 1947 war Lachnit Professor an der Akademie in Dresden, gab die Professur jedoch nach Diffamierungen an der Hochschule 1954 auf und arbeitete freischaffend in Dresden. Das Frühwerk Lachnits, der ein umfangreiches graphisches Werk hinterließ, ist durch einen sozial beeinflußten Verismus, sein Spätwerk durch eine eher stille Bildlyrik bestimmt.

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Bild: Klaus Meinert (03/2009)

Stahnsdorf, Wilmersdorfer Waldfriedhof

Bilder: Meinhard Siegel (03/2009)

Zürich, Friedhof Sihlfeld

Bilder: Otto Prohaska (03/2009)

Wien, Zentralfriedhof 

Bild: Wikilug (11/2006) Wikipedia fr

 Hauterives, Cimetière

Bild: Airair (08/2005) Wikipedia fr
Bilder: Steffi Eckold (04/2009)

Dresden-Loschwitz, Neuer Friedhof

Paris, Cimetière du Montparnasse

Anton Graff

                           

Schweizer Maler; wechselte nach dem Besuch der Zeichenschule in Winterthur 1756 zum Radierer Johann Jacob Haid nach Augsburg. Nach zahlreichen Bildungsreisen wurde er 1766 kurfürstlich sächsischer Hofmaler und aggregiertes Mitglied der Kunstakademie Dresden und fertigte im Auftrag Kurfürsts Friedrich August III, dem nachmaligen Friedrich August I. von Sachsen. zahlreiche Portraits. Das von ihm geschaffene Portrait der Schauspielerin Esther Charlotte Brandes als Ariadne gilt als das erste repräsentative deutsche Rollenporträt. Bekannt sind v.a. neben denen zahlreicher Personen aus dem Adel, so z.B. das berühmte Bild von Friedrich dem Großen, und solche bedeutender und bekannte Personen seiner Zeit, u.a. portraitierte er Friedrich von Schiller, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Gottfried Herder, Moses Mendelssohn und Daniel Chodowiecki.

Anton Graff im Kreise seiner Familie (1785, Ausschnitt)

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grabstaette nicht mehr

Pawel Petrowitsch Sokolow [russ. Павел Петрович Соколов]

 

 

Russischer Bildhauer; studierte von 1770 bis 1785 an der Kaiserlichen Akademie der Künste und war von 1786 bis 1789 Gast an der französischen Akademie. Von 1813 gehörte er der Akademie als Mitglied an. Er war als Meister der Schneidekunst bei der Kaiserlichen Admiralität in Sankt Petersburg angestellt. Im Jahr 1810 schuf er eines seiner bekanntesten Werke, die Bronzeplastik Milchmädchen mit dem zerbrochenen Krug, für den Katharinenpark in Zarskoje Selo, dem heutigen Puschkin. Dieser Statue hat der russische Dichter Alexander Puschkin 1830 sein Gedicht Царскосельская статуя (dt. Die Statue von Zarskoje Selo) gewidmet:

Урну с водой уронив, об утес ее дева разбила.
Дева печально сидит, праздный держа черепок.
Чудо! не сякнет вода, изливаясь из урны разбитой;
Дева, над вечной струей, вечно печальна сидит.

 

[dt.Lässig die Urne mit Wasser gefüllt ließ fallen das Mädchen. Trauernd sitzet die Magd, hält den zerbrochenen Krug. Wunder: Das Wasser versiegt nicht, es zerfließt aus zertrümmerter Scherbe. Ewig rinnet der Quell, ewig trauert die Magd].

Sokolow ist der Schöpfer einer Reihe von Figuren, die heute noch an Brücken in Sankt Petersburg zu sehen sind, so die Löwen an der Львиный мост (Löwenbrücke, 1825) oder die Greife an der Банковский мост (Greifenbrücke, 1825); letztere dienten dem seinerzeit bekannten russischen Lyriker Dmitrij Wasiljewitsch Bobyschew als Vorlage für das Gedicht Крылатый лев сидит с крылатым львом (dt. Es sitzt der geflügelte Löwe mit dem geflügelten Löwen); aus dem Jahr 1829 stammen die Sphinxfiguren an der Египетский мост (Ägyptische Brücke).

Löwenbrücke in Sankt Petersburg Bild: Lite (05/2007) Wikipedia.ru

Bild: Suse (09/2005) Wikipedia.de

Milchmädchen mit zerbrochenem Krug (Schloß Glienicke, Berlin, Kopie von 1989).

Bild: Suse (09/2005) Wikipedia.de

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Sankt Petersburg, Tichwiner Friedhof am Aleksander Newskij Kloster

Hinweis: Sokolow wurde auf dem orthodoxen Smolensker Friedhof in Sankt Petersburg beigesetzt. Später überführte man seine sterblichen Überreste auf den Tichwiner Friedhof, auf dem viele bedeutende Künstler beigesetzt wurden.

Dresden, Johannisfriedhof am Pirnaischen Tor

Alexander Kircher

 

 

Deutsch-österreichischer Marine- und Landschaftsmaler, Illustrator; den bereits als Kind ausgeprägten Wunsch, eine Laufbahn als Offizier in der K. u. k. Kriegsmarine einzuschlagen, mußte er wegen einer Fußverletzung begraben; so begann er 1888 ein Studium der Malerei an der Berliner Akademie - von Anfang an mit einem Schwerpunkt der Darstellung maritimer Sujets. Während seiner Studienreisen durch Europa, Asien und Nordamerika, entstand eine Reihe von Gemälden, Zeichnungen und Illustrationen. 1893 wirkte er an der malerischen Ausschmückung von Bauten auf der Weltausstellung in Chicago mit sowie an Panoramen und Dioramen (i.e. “Durchschaubild”) des Marinemalers Hans von Petersen. Außerdem schuf Kircher Illustrationen für deutsche, aber auch ausländische Zeitschriften, so für die Leipziger Illustrierten Zeitung oder die ebenfalls in Leipzig erscheinende illustrierte Wochenschrift Reclams Universum, ferner für die Schriften des Österreichischen sowie des Deutschen Flottenvereines.

Gefördert wurde er u.a. von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiser Wilhelm II., in deren Auftrag er zahlreiche Marine- und Flottenbilder der k.u.k. Kriegsmarine und deutschen Kriegsflotte schuf.

Inschrift:

Was gewesen kehrt nie wieder
Ging es aber leuchtend nieder
Leuchtet’s ewig dann zurück

Die Schulschiffe der Kaiserlichen Marine Stosch, Stein und Gneisenau (1896)

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Bild: Buonasera (1995) Wikipedia.de
Bild: Buonasera (1995) Wikipedia.de

Moritzburg (Sachsen), Friedhof

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bilder: Peter Malaschitz (05/2011)

Hector Giacomelli

 

Französischer Zeichner, Aquarellist und Illustrator; der Sohn eines aus Italien eingewanderten Musiklehrers arbeitete zunächst als Kupferstecher, bevor er Industriedesigner für Goldschmiede und Schmuck wurde. Im Alter um die 30, zwang ihn eine schwere Krankheit, Paris zu verlassen, um auf dem Land Erholung zu suchen. Dort begann er, die Pflanzen, Insekten und Vögel rund um sein Landhaus zu zeichnen und sie zu malen. Als er nach Paris zurückkehrte, war er begeistert von der Arbeit des Illustrators und Lithographen Auguste Raffets, dessen Werkverzeichnis er 1862 veröffentlichte.

Dekoration auf einer Seite der Bibel von 1866

Mit Gustave Doré arbeitete er für die Bibel-Ausgabe, die 1866 in der Übersetzung aus der Vulgata von Jean-Jacques Bourassé und Pierre-Désiré Janvier, auch Tours Bibel genannt, publiziert wurde, zusammen, indem er schmückende Ornamente beisteuerte.

Février sous le givre

Außerdem steuerte er Zeichnungen für bei mehrere Zeitungen wie Le Monde Illustré, Le Magasin Pittoresque, L'Illustration und La Nature bei. Giacomelli illustrierte u.a. für Werke des Historikers Jules Michelet, sowie der Dichter André Theuriet, François Coppée und Alfred de Musset. Auch illustrierte er privat Bücher für wohlhabende Bibliophile, die diese ihm zu diesem Zwecke gebracht haben.

Hector Giacomelli war einer der Organisatoren der Exposition des estampes du siècle im Jahr 1887 und der retrospektiven Abteilung für bildende Kunst auf der Weltausstellung in Paris im Jahr 1889.

Un bâton de cage - Perche d'oiseaux (Vögel auf einer Sitzstange)

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Bild: Maixentais (10/2013) Wikipedia.fr

Paris, Cimetière de Montmartre

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Bildende Künste LX

Omnibus salutem!