Hans Carl Nipperdey

 

 

Deutscher Jurist; Vater von Thomas Nipperdey und Dorothee Sölle; wurde während des Ersten Weltkrieges kurzzeitig als Soldat eingezogen. Während der Weimarer Republik war er zunächst Professor für Bürgerliches Recht, Handels- und Arbeitsrecht in Jena und ab 1925 in Köln; Im “Dritten Reich” konnte er seine Lehrtätigkeit trotz einer ”jüdischen Urgroßmutter“ fortsetzen und war Mitglied der Akademie für Deutsches Recht. Nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten unterstützte Nipperdey als Dekan der Fakultät die Zwangsbeurlaubung von Hans Kelsen wegen "nichtarischer Abstammung" nicht, sondern setzte sich besonders für den Verbleib von Kelsen ein. Während des Zeiten Weltkrieges beteiligte er sich während des Zweiten Weltkriegs an der Aktion “Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften” und gehörte zu den führenden Rechtswissenschaftlern, die die Anpassung des Arbeitsrechts an die Ideologie des Nationalsozialismus vorantrieben. Von 1954 bis 1963 amtierte er als Präsident des Bundesarbeitsgerichts in Kassel, das er am 10 Mai mit einem Festakt feierlich eröffnete und dessen Entwicklung er maßgebend beeinflußte. 1952 begründete Nipperdey das Recht auf Schadenersatz von bestreikten Unternehmen in einem Gutachten anläßlich eines Zeitungsstreik, der sich gegen . die Verabschiedung des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG) richtete.

Nipperdey publizierte bedeutende Veröffentlichungen zum Verfassungs-, Zivil- und Wirtschaftsrecht.

Werke:u.a.: Lehrbuch des Arbeitsrechts (2 Bde., 1927-30),, Die Grundrechte (4 Bde., 1954-67) als Mitherausgeber).

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Köln, Südfriedhof

Bilder: Wilfried Paque 04/2017)

Götz Anton (Anthony) Briefs

 

 

Deutscher Volkswirtschaftler und Soziologe; studierte ab 1908 in München Geschichte und Philosophie, wechselte 1909 nach Bonn, später nach Freiburg. 1911 wurde er mit einer wirtschaftspolitischen Untersuchung über das Spirituskartell summa cum laude promoviert. 1913 habilitierte er sich in Freiburg im Breisgau mit einer Schrift zur klassischen Nationalökonomie mit besonderer Berücksichtigung der Durchschnittsprofitrate. 1934 floh er in die Vereinigten Staaten, wo er zunächst Gastprofessor an der Catholic University of America in Washington, D.C. war. 1937 erhielt er einen Ruf als Full (ordentlicher) Professor an die Georgetown University in Washington.

Briefs, Mitbegründer der Betriebssoziologie und ein bedeutender Gewerkschaftstheoretiker, arbeitete über die Entstehung und Entwicklung des Proletariats. Anfangs ein Anhänger der Gewerkschaften, ging er später auf Distanz zu ihnen, vor allem, was das Verhalten der deutschen Gewerkschaften anbelangte; in diesem Zusammenhang prägte er den Begriff der "befestigten Gewerkschaften", da sie sich von ihrer Kernaufgabe, dem Verhandeln kollektiver Löhne, zusehends entfernten und die Lebenswirklichkeit der Arbeitnehmer aus den Augen verlören.

Auszeichnungen u.a.: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1959), Großes Verdienstkreuz mit Stern (1968).

Inschrift: Ex umbris et imaginibus in veritatem (Aus Schatten und Bildern zur Wahrheit)

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Bilder: Matthias Bauer-Hermann (03/2017)

Vatikanstaat, Campo Santo Teutonico

Christian Graf von Krockow

 

 

Deutscher Literaturwissenschaftler und Publizist; einer uradeligen poimmerschen Familie entstammend; wurde noch während seiner Schulzeit kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges zur Wehrmacht und wurde in Dänemark und dann in Norddeutschland interniert. Von 1947 bis 1954 studierte er Soziologie, Philosophie und Staatsrecht an den Universitäten Göttingen und Durham und wurde 1955 an der Universität Göttingen promoviert. Von 1961 bis 1965 lehrte er als Professor für Politikwissenschaft an der Pädagogischen Hochschule in Göttingen, 1965 bis 1968 in Saarbrücken und von 1968 bis 1969 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und war anschließend als freier Publizist tätig; Christian von Krockow publizierte v.a. Arbeiten zur politischen Soziologie, zur Friedensforschung, zum Nationalismus sowie zur preußischen und deutschen Geschichte.

Werke u.a.: Soziologie des Friedens (1962), Nationalismus als deutsches Problem (1970), Reform als politisches Prinzip (1976), Die Reise nach Pommern (1985), Die Deutschen in ihrem Jahrhundert, 1890-1990 (1990), Fahrten durch die Mark Brandenburg (1991), Preußen. Eine Bilanz (1992, Die Deutschen vor ihrer Zukunft (1993), Begegnung mit Ostpreußen (1994), Die preußischen Brüder. Prinz Heinrich und Friedrich der Große (1996), Bismarck (1997), Churchill. Eine Biographie des 20. Jahrhunderts (1999), Kaiser Wilhelm II. und seine Zeit. Biographie einer Epoche (1999), Zu Gast in drei Welten. Erinnerungen (2000), Hitler und seine Deutschen (2001), Eine Frage der Ehre. Stauffenberg und das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 (2002), Einspruch gegen den Zeitgeist (2002), Die Zukunft der Geschichte (2002).

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Bilder: Hartmut Riehm (07/2017)

Hamburg, Friedhof Ohlsdorf

Hinweis: Die Grabplatte Christian von Krockows befindet sich inmitten des Busches; das Grab ist eingesunken..

Ivo Frenzel

 

 

Deutscher Wissenschaftsredakteur; studierte ab 1945 Philosophie und Soziologie bei Nicolai Hartmann und Helmuth Plessner in Göttingen; dort war er Mitbegründer und freier Mitarbeiter der Göttinger Universitätszeitung (im Herbst 1955 übernahm er kurzfristig eine Vakanz als Redakteur der Zeitung, die 1949 in Deutsche Universitätszeitung, duz um benannt worden war).1949 wurde er Korrespondent derNeuen Zeitung., die 1945 in München gegründet worden war. Von 1953 bis 1955 war Frenzel wissenschaftlicher Mitarbeiter am neu gegründeten Lehrstuhl für Philosophie an der TH Karlsruhe und arbeitete an den “Studium generale”-Progammen für Studenten technischer und naturwissenschaftlicher Disziplinen mit. Seit 1988 war er Honorarprofessor an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Hannover, wo er als freier Publizist lebte. Philosophische Veröffentlichungen u. a. über René Descartes, Ernst Bloch, Martin Heidegger.

Frenzel war überwiegend als Lektor, Wissenschaftsredakteur und Verlagsleiter tätig. Erste größere journalistische Arbeiten lieferte er in den frühen 1950er Jahren für die Abendstudios der Hörfunkprogramme des Hessischen Rundsfunks (HR), Südwestfunk (SWF), Radio Bremen. Veröffentlichungen in den Frankfurter Heften, dem Merkur und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).. Zwischen 1956 und 1963 war Frenzel Lektor und Prokurist im Fischer-Taschenbuch-Verlag Chefredakteur für die 40-bändige EnzyklopädieFischer Lexikon und die aus 20 Bänden bestehenden Fischer Weltgeschichte. Ab 1960 war er dann auch Cheflektor für den gesamten Taschenbuchverlag in Frankfurt am Main. 1963 wurde er Verlagsleiter und Geschäftsführer des zum Bertelsmann-Konzern gehörenden Verlages Rütten & Löning in München. Von 1968 bis 1979 war er Redakteur einer Kultur- und Wissenschaftsredaktion im WDR-Fernsehen sowie Moderator und Autor in Kultur- und Wissenschaftsmagazinen. 1979 kehrte Frenzel als Programmgeschäftsführer der inzwischen zum Holtzbrinck-Konzern gehörenden, in Frankfurt am Main residierenden Verlage S. Fischer, Fischer-Taschenbuch-Verlag und Wolfgang-Krüger-Verlag. zurück. Von 1982 bis 1984 war er Verlegerischer Geschäftsführer der ECON-Verlagsgruppe.. Mit Vollendung des 60. Lebenjahres war er als freier Journalist für mehrere Rundfunkanstalten tätig. 1993/94 war er als Berater der ‚Stiftung Weimarer Klassik’ tätig und Intendant des ‚Internationalen Forums für Gestaltung’ (Ulm): anschließend war Freier Mitarbeiter für die Kulturprogramme von BR, HR, Westdeutschen Rundfunks (WDR) und von 199 bis -2005 Freier Mitarbeiter hauptsächlich für NDR-Kultur.

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Bilder: Claus Harmsen (07/2017)

Hannover OT Kleefeld, Stadtteilfriedhof Nackenberg

Joseph Bell

 

Schottischer Chirurg und Militärarzt; Sohn des Arztes Benjamin Bell und Urenkel des berühmten Chirurgen und Pathologen Benjamin Bell; studierte Medizin an der Edinburgh Medical School und promovierte zum MD (Dr. med.) im Jahre 1859. Während seines Studiums war er Mitglied der Royal Medical Society. Von 1874 bis 1901 war Bell Professor an der medizinischen Fakultät der University of Edinburgh. Er veröffentlichte mehrere medizinische Lehrbücher, darunter 1866 das Werk Manual of the Operations of Surgery. Seine Abhandlung über das Thema Geschlechtskrankheit war die erste, die darauf hindeutet, daß es sich bei Syphilis und Gonorrhoe um verschiedene Krankheiten handele, eine Hypothese, die von der Mainstream-Medizin über Jahrzehnte hinweg nicht akzeptiert wurde. Bells Hauptbeitrag zur chirurgischen Praxis war sein Sprichwort "save skin", was zu einer verbesserten Wundheilung bei Operationen wie Mastektomie und Gliedmaßenamputation führte. 1887 wurde er zum Präsidenten des Royal College of Surgeons of Edinburgh (RSCE) gewählt. Immer, wenn sich Königin Königin Victoria, in Schottland aufhielt, diente er ihr als ihr persönlicher Chirurg.

In seinen Vorlesungen hob Joseph Bell die Bedeutung der genauen Beobachtung des Patienten zu Erstellung einer Diagnose.hervor. Um diese Methode zu veranschaulichen, brachte er oft einen Fremden in seine Vorlesung mit und leitete aus dessen Erscheinung und Verhalten dessen kürzliche Beschäftigung ab. So galt er mit der Zeit als Pionier der forensischen Wissenschaft, da sich die Kriminaltechnik mehr und mehr seiner Methodik der scharfen Beobachtung und entsprechende Deduktion aus dem Beobachteten bediente. Bell diente Arthur Connan Doyle, der Bells Schüler und dann dessen Assistent. am Royal Infirmary war, einerseits als Vorbild angewandter Deduktion für seine Romanfigur Sherlock Holmes, andererseits für die Figur dessen Freund und Helfer Dr. Watson.

Inschrift: A Man Greatly Beloved. Dan. X. XII. [Ein vielgeliebter Mann; Buch Daniel]

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Bild: Stuart Halliday (04/2004), Wikipedia.en
Bild: Stuart Halliday (04/2004), Wikipedia.en

Edinburgh, Dean Cemetery

Benjamin Bell

pinxit Sir Henry Raeburn (ca. 1780)

 

Schottischer Chirurg; Urgroßvater von Joseph Bell; ältestes von 15 überlebenden Kindern von George Bell, der indem Flecken Woodhouselees (Dumfriesshire) eine Farm und neben der Landwirtschaft eine Reihe von Unternehmungen mit gemischtem Erfolg betrieb. Dieser Aktivitäten warfen genug ab, um in bescheidenem Reichtums zu leben, der es gestattete, seinem ältesten Sohn eine gute Ausbildung im Dumfries-Gymnasium zu angedeihen und ihn studieren zu lassen. In Dumfries wurde er “Lehrling” bei dem Chirurgen James Hill (*1703, †1776), bevor er 1766 ein Studium der Medizin an der Universität Edinburgh unter der Vormundschaft von einigen der inspirierendsten Lehrer der damaligen Zeit, darunter Alexander Monro und der Anatom Joseph Black, begann. Im November 1767 wurde er zum ”dresser” (chirurgischer Assistent zum Anlegen von Verbänden etc.) in den verschiedenen chirurgischen Ablegern des Edinburgh Royal Infirmary (Königliches Krankenhaus Edinburgh) und Chirurgenschreiber und zwei Jahre später Chirurgenschreiber ernannt. Er unternahm Studienreisen nach London und Paris und teilte seinem Vater per Brief, er habe beschlossen, sich als Arzt in Edinburgh niederlassen zu wollen. Nachdem er die entsprechenden Prüfungen bestanden hatte, wurde er im Jahr 1770 zum ehrenamtlichen Chirurgen-Apotheker der Incorporation of Surgeons of Edinburgh (später Royal College of Surgeons of Edinburgh).gewählt. 1772 reiste er erneut nach London, wo er zu mehreren Medizinern Kontakt aufnahm und ihre Arbeit beobachtete. Nachdem er nach Edinburgh zurückgekehrt war, eröffnete er dort eine chirurgische Praxis und wurde bereits zwei Jahre später - er war jetzt 24 Jahre alt - .als einer von vier weiteren Assistenten zum Chirurgen des Königlichen Krankenhaus von Edinburgh gewählt, die turnusmäßig dort Dienst taten. Diese Tätigkeit bekleidete Bell über einen Zeitraum von 18 Jahren..

war für Benjamin im späteren Leben wichtig, was ihm erlaubte, Chirurgen in London und Paris zu besuchen und ihm zu erlauben, sich Zeit von seiner chirurgischen Praxis zu nehmen, um ein großes Lehrbuch zu schreiben. Die Familientradition in der Landwirtschaft sollte bis zum Ende seines Lebens wieder auftauchen.

Im Jahre 1775 fiel Bell so unglücklich von seinem Pferd, so daß er sich lang anhaltende Verletzungen zuzog. Diese Zeit, in der er seiner Arbeit nicht nachgehen konnte, nutzte er, um über medizinische Themen und Probleme zu reflektieren und zu schreiben. Zugleich nutzte er die zweijährige “Aus-Zeit”, sich der Landwirtschaft zuzuwenden, die immer ein Teil seines Seins geblieben war. Benjamin Bell, der als der erste schottische wissenschaftliche Chirurg und gilt und gemeinhin als der Vater der Edinburgh School of Chirurgiebezeichnet wird, pachtete die etwas außerhalb Edinburghs gelegene Liberton Farm. Nachdem er wieder zu seiner Arbeit zurückgekehrt war, wurde James Gibson ( †1815) später Präsident des Royal College of Chirurgen von Edinburgh, sein Teilhaber in der Praxis; später bildete er eine weitere chirurgische Partnerschaft mit James Russell (1754, †1836) und Andrew Wardrop (†1823). Die Praxisgemeinschaft Bell, Wardop und Russell entwickelte sich zur führenden chirurgischen Praxis in Schottland.

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Edinburgh, Canongate Kirkyard

Paul Adrien Maurice Dirac

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Englischer Physiker; Sohn eines Schweizers und einer aus Corrwall stammenden Mutter, Tochter eines Seemanns; studierte an den Universitäten Bristol und Cambridge, war 1927 Fellow am St. John's College in Cambridge und von 1932 bis 1968 Inhaber des Lucasischen Lehrstuhls für Mathematik in Cambridge, Nach seiner Emeritierung im Jahr 1969 und seiner Übersiedlung war er ab 1971 bis zu seinem Tode als Professor für Physik an der State University in Florida.

Seine Theorie der Elektronenbewegung führte im Jahr 1928 zur Behauptung der Existenz eines mit dem Elektron identischen Elementarteilchens. Diracs Theorie wurde im Jahr 1932 bestätigt, als der US-amerikanische Physiker Carl Anderson das Positron entdeckte. Eine der wichtigsten Entdeckungen Diracs, der im Jahre 1939 Mitglied der Royal Society wurde und in den Jahren zwischen 1934 und 1959 zeitweise Mitglied des Institute for Advanced Study war, ist in der Dirac-Gleichung von 1928, die er auf Grundlage der Arbeit des österreichischen Physikers Wolfgang Pauli über das Ausschließungsprinzip stellte, beschrieben, in der Albert Einsteins Spezielle Relativitätstheorie und die Quantenphysik erstmals zusammengebracht werden konnten. Dirac trug durch grundlegende Arbeiten wesentlich zum Aufbau der Quantenmechanik und -elektrodynamik bei; 1933 erhielt er mit Erwin Schrödinger den Nobelpreis für Physik Ferner legte er die Grundlagen für den späteren Nachweis von Antimaterie.

Werke u.a.: Principles of Quantum Mechanics

Inschrift: ...because God made it this way [...weil Gott es so bestimmt hat]

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Bild: Nightryder84 (10/2009) Wikipedia.en
Bild: Nightryder84 (10/2009) Wikipedia.en

Tallahassee (Florida), Roselawn Cemetery

Josef Kastert

 

Deutscher Mediziner; Sohn des Betriebsleiters; studierte ab 1929 Medizin an der Universität Bonn und beendete das Studium 1934 mit Staatsexamen und 1935 mit einer Promotion. Anschließend war er als Assistenzart an mehreren Krankenhäusern tätig, bevor er 1939 Oberarzt am Marienthospital in Duisburg wurde. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete er von November 1939 bis zum Waffenstillstand am 8. Mai 1945 als Chirurg der Wehrmacht an der Ostfront, v.a. im Reserve-Kriegslazarett in Kielce (Polen).

Danach arbeitete er bis 1954 als Chefarzt der Heilstätte für extrapulmonare Tuberkulose auf dem Heuberg in Stetten a.k.M. sowie von 1954 bis 1972 als leitender Medizinaldirektor am Sanatorium Sonnenwende in Bad Dürkheim. Nach Auflösung des Sanatoriums Sonnenwende eröffnete er in Bad Dürkheim eine Praxis. Josef Kastert hat sich besonders um die chirurgische Tuberkulose-Bekämpfung und Sozialmedizin verdient gemacht. Neben seinem Haupttätigkeitsfeld der chirurgischen Tuberkulosebehandlung, geht auf ihn u. a. das Hoffa-Kastert-Syndrom als eigenständige Erkrankung des Kniegelenks zurück.

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Bilder: Claus Harmsen (stones&art, 08/2017)

Starnberg OT Rieden, Privatfriedhof auf Gut Rieden

Dolf Sternberger

 

Deutscher Publizist und Politologe; studierte ab 1925 Theaterwissenschaft und Germanistik an den Universitäten Kiel und Frankfurt am Main, bevor er 1927 an die Universität Heidelberg wechselte. Er promovierte 1931 bei Paul Tillich in Frankfurt am Main mit einer Arbeit über Martin Heideggers Sein und Zeit.. Bereits seit 1927 war er als freier Mitarbeiter für die Frankfurter Zeitung, ab 1934 bis zu ihrem Verbot im Jahre 1943 als Redakteur tätig. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Sternberger 1945 Pressesprecher der Regierung Mittelrhein-Saar. Bis 1948 verfaßte er gemeinsam mit Gerhard Storz und Wilhelm E. Süskind Artikel für die Monatszeitschrift Die Wandlung, an deren Gründung er beteiligt war und als deren Herausgeber er fungierte (die Beiträge wurde 1957 unter dem Titel Aus dem Wörterbuch des Unmenschen in Buchform veröffentlicht). Von 1950 bis 1958 war Sternberger Mitherausgeber der Zeitschrift Die Gegenwart. Außerdem war er als Kommentator von der Gründung des Hessischen Rundfunks bis 1966 für den Sender tätig und schrieb Leitartikel für die Frankfurter Allgemeine Zeitung.. 1951 baute er im Fachbereich Politik eine Forschungsgruppe an der Universität Heidelberg auf, an der er bereits 1947 einen Lehrauftrag für Politik übernommen hatte. 1960 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen, 1962 zum ordentlichen Professor. Die Politiktheorie Sternbergers, der von 1964 bis 1970 Präsident des Deutschen P.E.N.-Zentrum war, zielte auf einen Verfassungspatriotismus, ein von Sternberger geprägter Begriff für einen aus der besonderen Wertschätzung der demokratischen und rechtsstaatlichen Verfassung gespeisten Patriotismus.

1960 gründete Sternberger die Politische Vierteljahresschrift (PVS), die offizielle Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW). Sternberger war von 1961 bis 1963 Vorsitzender der DVPW und übernahm im Laufe seines Lebens zahlreiche weitere Ehrenämter im Bereich von Wissenschaft und Kultur. Nach der Auflösung der aus CDU/CSU und FDP bestehenden Koalition unter Bundeskanzler Ludwig Erhard und dem FDP-Vorsitzenden Erich Mende forderte er gemeinsam mit dem Unternehmer und Politiker Richard Freudenberg (DDP, später PWV), einem überzeugten Anhänger der einfachen Mehrheitswahl, am 9.11.1966 in einem Aufruf an die Bundestagsabgeordneten die Bildung einer großen Koalition zum Zwecke der Einführung des relativen Mehrheitswahlrechts.

Werke u.a.: Panorama oder Ansichten vom 19. Jahrhundert (1938), Grund und Abgrund der Macht (1962), Heinrich Heine und die Abschaffung der Sünde (1972), Machiavellis Principe und der Begriff des Politischen (1974).

Auszeichnungen u.a.: Goethe-Medaille des Landes Hessen (1967), Johann Heinrich. Merck-Preis der Stadt Darmstadt (1967), Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1974).

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Heidelberg, Bergfriedhof

Bilder: Hajo Rackel (09/2017)

Wolfgang Klötzer

 

 

Deutscher Historiker und Archivar; Sohn eines Chemikers; legte 1943 das Notabitur ab und wurde unmittelbar darauf zum Kriegsdienst herangezogen, kam zunächst an die Ostfront, wurde dann an die Westfront verlegt, auf dem Rückzug der Wehrmacht bei Neustadt/Saale am 8.4.1945 schwer verwundet und als Kriegsgefangener in ein Lazarett eingeliefert. Nach seiner Gesundung und Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft wiederholte er im Frühjahr 1946 das Abitur. Von 1946 bis 1951 studierte er Geschichte, Germanistik, Latein und Philosophie an der Universität in Frankfurt am Main und promovierte dort über die Geschichte der Rheingauer Markgenossenschaft zum Dr. phil.. Anschließend absolvierte er bis 1954 ein Referendariat im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden bzw. in der Archivschule Marburg und war dann bis 1960 im Bundesarchiv, Außenstelle Frankfurt am Main, als Referent für politischen Nachläß tätig. Seit 1970 war Klötzer stellvertretender Archivdirektor am Stadtarchiv (heute Institut für Stadtgeschichte) in der Mainmetropole. Von 1984 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1990 leitete er das Stadtarchiv, ab 1987 im Rang des Leitenden Archivdirektor. 1970 wurde er Lehrbeauftragter an der Johann Wolfgang Goethe-Universität und 1973 dort Honorarprofessor für Stadtgeschichte und Historische Hilfswissenschaften. Klötzer veröffentlichte zahlreiche fachwissenschaftliche und populäre Werke zur Geschichte von Frankfurt am Main, zur deutschen Geschichte und zur Archivwissenschaft in den Verlagen.

Wolfgang Klötzer starb an den Folgen eines Sturzes in seinem Garten.

Werke u.a.: Frankfurt 1866. Eine Dokumentation aus deutschen Zeitungen (1966),

Auszeichnungen u.a.: Bundesverdienstkreuz am Bande (1991).

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Bilder: Dieter Georg (09/2017)

Langen (Hessen), Naturfriedhof

Wissenschaft & Forschung LXXXIII

Omnibus salutem!