Bernhard Harms

 

 

Deutscher Wirtschaftswissenschaftler; studierte nach einer Ausbildung zum Buchbinder ab 1897 Staatswissenschaften an der Universität Leipzig. Anschließend studierte er bis 1906 Volkswirtschaftslehre an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, an der auch Lehraufträge übernahm. 1908 wechselte er auf den Lehrstuhl für Nationalökonomie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), war 1917/18 Rektor der CAU und gründete dort 1914 das Königliche Institut für Seeverkehr und Weltwirtschaft, das seit 1934 den Namen Institut für Weltwirtschaft trägt. Es ist das ältestes und international wohl bekanntestes deutsches Wirtschaftsforschungsinstitut, das mit Wirkung vom 1.1 2007 eine unabhängige Stiftung des öffentlichen Rechts des Landes Schleswig-Holstein ist.

Nachdem der “republikfreundliche“ Bernhard Harms nach der “Machtergreifung” der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) im Jahre 1933 versuchte, zunächst noch seine jüdischen Kollegen u.a. vor der Verfolgung durch bewaffnete NSDAP- und SA-Männer an der Universität zu schützen, wurde er wenig später von der Universität entfernt, blieb noch bis Juni 1933 Leiter des IfW., mußte das Institut aber an den durch die NS-Führung ernannten engagierten Nationalsozialisten und späteren Widerstandskämpfer Jens Jessen abgeben (Jessen amtierte nur kurz und mußte nun seinerseits das Institut an Andreas Predöhl überlassen). Harms zog 1935 nach Berlin, bleib jedoch de jure Ordinarius in Kiel. Durch seinen Freund Johannes Popitz erhielt er eine Privatdozentur in Berlin. In den folgenden Jahren machte er mehrere Studienreisen ins Ausland.

Ihm zu Ehren vergibt das Kieler Institut für Weltwirtschaft seit 1964 alle zwei Jahre den mit 25.000 € dotierten Bernhard-Harms-Preis.

Institut für Weltwirtschaft (IfW) mit Bibliotheksanbau (Bild: Klaus Beneke, 06/2016)

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Kiel, In den Anlager des Instituts für Weltwirtschaft

Bilder: Klaus Beneke (06/2016)

Wilhelm Wengler

 

Deutscher Rechtswissenschaftler; studierte Rechtswissenschaften an der Universität Frankfurt am Main und promovierte dort als Schüler von Hans Lewald im Jahre 1931 sowohl zum Dr. iur. als auch zum Dr. rer. pol. In den Jahren 1933-34 war er Assistent, ab 1935 Referent am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht sowie dessen Schwesterinstitut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Nach seiner Festnahme durch die Gestapo wurde er im Februar 1944 durch die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft fristlos entlassen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Krieg habilitierte sich Wengler im Jahre 1948 an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 1949 an war er ordentlicher Professor für internationales und ausländisches Recht, Rechtsvergleichung und allgemeine Rechtslehre an der Freien Universität Berlin und von 1950 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1975 Direktor des dortigen Instituts für Internationales und Ausländisches Recht und Rechtsvergleichung. Die hervorragende Bibliothek dieses Instituts, die er aufbaute, galt als die beste Rechtsbibliothek ihrer Art in Europa.

Wengler forschte und publizierte auf einer Reihe von Teilgebieten, namentlich dem Völkerrecht, dem deutschen und ausländischen öffentlichen Recht wie auch dem Internationalen Privatrecht.

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Bilder: Claus Harmsen (stones & art)

Wiesbaden, Nordfriedhof

Johann Carl Fuhlrott

 

Deutscher Naturforscher; Sohn eines Gastwirts; verlor da er beide Elternteile verlor, als er zehn Jahre alt war, wurde er von seinem Onkel, einem katholischen Priester aufgezogen; studierte ab 1824 zunächst Theologie, dann Naturwissenschaften mit Schwerpunkt Paläontologie, Zoologie, Mineralogie und Botanik an der Universität Bonn.1835 wurde er an der Universität Tübingen zum Dr. phil. promoviert. Anschließend war er als Lehrer am Gymnasium in Heiligenstadt und ab 1830 an der Realschule in Elberfeld (heute zu Wuppertal) tätig. 1835 wurde er Professor für Naturgeschichte an der Universität Tübingen. Parallel zu dieser Täigkeit war Fuhlrott bis kurz vor seinem Tod Lehrer an der Oberrealschule Elberfeld, die er auch kommissarisch leitete.

Am 9.4.1846 gründete er den bis heute ältesten naturwissenschaftlichen Verein Deutschlands, den Naturwissenschaftlichen Verein Wuppertal und im Jahr 1862 den bis heute bestehenden Tierschutzverein Wuppertal unter dem Namen Wupperthaler Verein zum Schutze der Thiere.

Daß Carl Fulrott bis heute auch international bekannt geblieben ist, verdankt er der Tatsache, daß er die 1856 im Neandertal bei Düsseldorf gefundenen Skelettreste richtigerweise einem vorzeitlichen Menschen - heute als Neandertaler bezeichnet - zuschrieb. Fuhlrott gilt damit als Pionier der Paläoanthropologie, des Fachs, das während seiner Zeit an der Eberhard Karls-Universität Tübingen sein Hauptforschungsgebiet war.

Werke u.a.: Der fossile Mensch aus dem Neandertal und sein Verhältnis zum Alter des Menschengeschlechts (1865), Beitrag zur Systematik in der Naturgeschichte, mit vorzüglicher Berücksichtigung der Pflanzensysteme (1833).

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Bilder: Matthias Bauer-Pleiner (03/1996)

Wuppertal OT Elberfeld-Nordstadt, Friedhof

Adolf Christian Heinrich Emil Miethe

Bild: Nicola Perscheid (ca. 1905)  no_copyright

 

Deutscher Photochemiker; studierte Physik, Astronomie und Chemie in Berlin und anschließend in Göttingen, wo er 1889 mit der Arbeit Zur Actinometrie photographisch-astronomischer Fixsternaufnahmen zum Dr. phil. auch promoviert wurde; vorher hatte er bereits Erfahrungen auf dem Gebiet der Astrophotographie am Astrophysikalischen Observatorium Potsdam als Hilfsassistent erworben. Dort hatte er1887 gemeinsam mit Johannes Gaedicke das Blitzlichtpulver aus Magnesium, Kaliumchlorat und Schwefelantimon erfunden.

Der russische Erfinder und Photograph Sergej Prokudin-Gorskij verwendete die von Miehte entwickelte Methode und die entsprechende Kamera.

Dreifarbenaufnahme nach der Natur (1903)

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Potsdam, Alter Friedhof

Bilder: Matthias Bauer-Pleiner (05/2002)

Friedrich (Freiherr von) Wieser

 

Österreichischer Volkswirtschaftler; Sohn eines Beamten und Finanzfachmanns; begann 1868 zunächst ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, wechselte dann aber an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg in den Fachbereich der Volkswirtschaft, gefolgt von zwei weiteren Semestern an der Universität Leipzig und an der Universität Jena. 1884 wurde er als Extraordinarius an die seit 1882 von der tschechischen Hochschulbildung getrennte deutsche Universität in Prag berufen, wurde dort 1889 zum ordentlichen Professor ernannt und war 1901/1902 Rektor der Karls-Universität. In dieser Zeit erschien sein Werk Der natürliche Wert, ein Werk, in dem er die Wirtschaft als sich nach exakt formulierbaren Gesetzen vollziehender Kreislauf beschrieb. 1903 folgte er einem Ruf der Universität Wien. Am 30.8.1917 wurde Wieser, dessen Hauptinteresse den Problemen der Geldtheorie galt, von Kaiser Karl I. in der Regierung Hussarek-Heinlein zum k.k. Handelsminister ernannt, ebenso in der letzten kaiserlichen Regierung, dem bis 11.11.1918 amtierenden Ministerium Lammasch. Außerdem war Wieser von 1917 bis 12. November desselben Jahres, als Deutschösterreich als Republik das Herrenhaus des Reichsrats abschaffte, vom Kaiser berufenes Mitglied des Herrenhauses. 1926 stellte er in seinem soziologischen und geschichtsphilosophischen Hauptwerk Das Gesetz der Macht seine in Deutschösterreich entstandenen Ergebnisse und Ideen dar.

Friedrich von Wieser, der den Begriff Grenznutzen prägte, gilt gemeinsam mit Carl Menger und Eugen von Böhm-Bawerk als Begründer und Hauptvertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie sowie der neoklassischen Grenznutzenlehre und Soziologe.

Werke u.a.: Der natürliche Werth (1889), Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft (1924), Das Gesetz der Macht (1926).

Inschrift: Oprimo patri [Dem besten Vater]

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KN (08/2005)

Wien, Dornbacher Friedhof

Fritz Pregl

                 

Österreichischer Chemiker; studierte von 1887 bis 1894 Medizin in Graz. Bereits vor seiner Promotion zum Dr. med. wurde er Hilfsdozent für Physiologie und Histologie unter Alexander Rollet; als dieser 1903 starb übernahm Pregl dessen Lehrstuhl. Während dieser Zeit eignete sich Pregl auch gründliche Kenntnis auf dem Gebiet der Chemie unter Anleitung von Hans Skraup an. Im Jahr 1904 ging er nach Deutschland, und betrieb dort für kurze Zeit Studien bei den Chemikern Gustav von Hüfner in Tübingen, Wilhelm Ostwald in Leipzig und Emil Fischer in Berlin. 1905 kehrte an die Universität Graz zurück. 1910 wechselte er an der Universität Innsbruck, folgte aber 1913 einem Ruf, der ihn an die Universität von Graz zurückrief. Dort war Pregl von 1916 bis 1917 Dekan der Medizinischen Fakultät und 1920 bis 1921 Vizekanzler der Universität.

Pregl gilt als der Schöpfer der quantitativen Mikroanalyse organischer Verbindungen. Mit seinen Arbeiten war es ihm möglich, die quantitative Mikroanalyse von organischen Verbindungen zu entwickeln, die er 1917 in der Monographie Die quantitative organische Mikroanalyse veröffentlichte.

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Chemie (1923).

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Bilder: KN (08/2005)

Graz, Zentralfriedhof

Giovanni Virginio Schiaparelli

 

Italienischer Astronom; studierte 1854 zunächst Maschinenbau an der Universität Turin, bevor er bei Johann Franz Encke am Observatorium in Berlin  und Otto Wilhelm von Struve an der südlich von Sankt Petersburg gelegenen Pulkowo-Sternwarte Astronomie studierte. 1860 kehrte er nach Italien zurück und wurde in Mailand am Osservatorio Astronomico di Brera unter Francesco Carlini “secondo astronomo“ (Zweiter Astronom) und 1862 dessen Direktor; an diesem Observatorium wirkte er bis 1900. Im Jahr 1867 veröffentlichte er seine Schrift Note e riflessioni intorno alla teoria astronomica delle stelle cadenti (Notizen und Gedanken über die astronomische Theorie der Sternschnuppen).

Schiaparelli im Observatorium von Brera (1900)

Im Jahre 1877 begann er mit dem Studium des Mars’, die auf die berühmte Geschichte des Roten Planeten Kanäle und deren Keimung verbunden ist. Höhepunkte sind die Geschichte der Astronomie Studien.

Weltbekannt wurde Schiaparelli durch seine Beobachtungen des Planeten Mars, als dieser 1877 der Erde besonders nahe stand. In ddiesem Jahr entdeckte er auf der Oberfläche des Roten Planeten Strukturen, die er als “Canali” (Marskanäle) bezeichnete und für natürlich entstandene, geradlinige Senken hielt, durch die sich eventuell Wasser auf der ansonsten trockenen Oberfläche ausbreiten könne (aufgrund einer falschen Übersetzung des italienischen Wortes “canali”, das Schiaparelli verwendete, wurde der Begriff im Englischen mit “channels” übersetzt, der dann künstlich errichtete Objekte suggerierte; in der Folge dieser Mißinterpretation entstand weltweit geradezu ein Marsfieber.

Ab 1870 war er Mitglied der Accademia dei Lincei, 1872 wurde er mit der Goldmedaille der Royal Astronomical Society und im Jahr 1876 mit der Cothenius-Medaille der Leopoldina ausgezeichnet. 1889 erfolgte seine Ernennung zum Senator des Königreichs. 1873 wurde er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Ab 1879 war er korrespondierendes und ab 1904 auswärtiges Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1896 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Royal Society gewählt. 1907 wurde er in die Accademia della Crusca aufgenommen.

Nach ihm sind der Asteroid (4062) Schiaparelli, der Mondkrater Schiaparelli und der gleichnamige Marskrater benannt.

Die Modeschöpferin Elsa Schiaparelli war seine Nichte.

Karte der Marsoberfläche nach Schiaparelli

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Bild_ Hartmut Riehm (06/2016)

Mailand, Cimitero Monumentale

Walerij Alexejewitsch Legassow [russ. Валерий Алексеевич Легасов]

 

 

Russischer Chemiker; einer Arbeiterfamilie entstammend; absolvierte das Mendelejew-Institut für Chemie und Technologie in Moskau und arbeitete am Kurtschatow-Institut für Atomenergie. Von 1983 bis zu seinem Tod war er Leiter der Abteilung für Chemietechnik an der Fakultät für Chemie der Lomonossow-Universität in Moskau. 1981 wurde er Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften. Zur Zeit der Tschernobyl-Katastrophe war Legassow Erster Stellvertretenden Direktor des Kurtschatow Instituts für Atomenergie. Unmittelbar nach der Katastrophe von Tschernobyl wurde er zum Leiter der Untersuchungskomitee ernannt, die die Regierung nach der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl vom 26.4.1986 gründete, um die Ursache des Unglücks zu untersuchen und zugleich einen Plan zur Beseitigung der Folgen zu entwickeln. Legassow informierte die Regierung über die Situation in der radioaktiv verseuchten Zone und leitete Maßnahmen ein, um noch größere Auswirkungen zu vermeiden. Insbesondere forderte er eine sofortige Evakuierung der Stadt ukrainischen Stadt Prypjat. Im August 1986 präsentierte er den Bericht der sowjetischen Delegation auf einem Sondertreffen der Internationalen Atomenergieorganisation in Wien. Sein offener Bericht über das Ausmaß und die Konsequenzen der Explosion des Kernreaktors wirkte dort auf seine westlichen Kollegen wenig überzeugend; die von ihm genannten Zahlen wurden als ”zu hoch“ und “unglaubwürdig“ bezeichnet.

Am zweiten Jahrestag der Katastrophe wurde Legassow in seinem in der Nähe von Moskau gelegenenen Haus tot aufgefunden. Die Untersuchungen anläßlich seines Todes ergaben, daß er sich das Leben durch Erhängen genommen hatte. Zuvor hatte er als politisches Testament noch ein Tondokument erstellt, in dem er weitere Details zur Tschernobyl-Katastrophe preisgab. Legassow erklärte unter anderem, daß neben Bedienungsfehlern der Ingenieure vor Ort auch Konstruktionsfehler in Bezug auf den Reaktor zu der Kathastrophe geführt hätte,

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Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

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Lars Onsager

 

 

US-amerikanischer Physikochemiker norwegischer Herkunft; Sohn eines Anwalts am Obersten Gericht norwegens; studierte ab 1920 Chemieingenieurwesen an der Technischen Hochschule im norwegischen Trondheim u.a. bei dem Atomphysiker Johan Peter Holtsmark. Nach seiner Promotion im Jahr 1925 begleitete er Holtsmark auf einer Reise nach Dänemark und Deutschland und ging nach Zürich, wo er einige Monate blieb, nach Norwegen zurückkehrte, dann aber wieder nach Zürich ging, wo er zwei Jahre als Forschungsassistent an der ETH Zürich bei Peter Debye arbeitete. Dort bereitete er eine Publikation über seine Theorie der Elektrolyte vor. Im Sommersemester 1928 folgte er einem Lehrauftrag an die an der Johns Hopkins University in Baltimore,und als sein Vertrag nicht verlängert wurde, wechselte er an die Brown University in Providence, wo er fünf Jahre bei dem Chemiker Charles August Kraus als Dozent arbeitete. Von 1934 bis 1973 war er Professor für Chemie an der Yale University in New Haven, zunächst als Assistant Professor, ab 1940 als Associate Professor und ab 1945 als J. Willard Gibbs-Professor für theoretische Chemie. 1972 emeritierte er bei Yale und war anschließend bis 1976 Professor am Center for Theoretical Studies der University of Miami in Coral Gables nahe Miami.

Lars Onsager arbeitete über die Leitfähigkeit von Lösungen, über Elektrolyte, Thermodynamik und statistische Mechanik; stellte eine Theorie zur Isotopentrennung auf. Für Untersuchungen zur Thermodynamik irreversibler Prozesse erhielt er 1968 den Nobelpreis für Chemie.

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Bild: Itub (2004) Wikpedia.en
Bild: Itub (2004) Wikpedia.en

New Haven (Connecticut) Grove Street Cemetery

Johann Carl Rodbertus

 

Deutscher Nationalökonom; Sohn von Johann Christoph Rodbertus, eines Professors der Rechtswissenschaften an der Universität Greifswald; studierte ab 1823 in Göttingen und ab 1825 in Berlin Rechtswissenschaften und ging anschließend in den preußischen Staatsdienst. Nach der Rückkehr von einer zweijährigen Reise durch das westliche Europa im Jahre 1832 studierte er Nationalökonomie. 1835 erwarb er das Gut Jagetzow bei Völschow, da ihm durch die landwirtschaftliche Nutzung eine weitgehend unabhängige Existenz als Privatgelehrter erlaubte. 1848 wurde Mitglied der preußischen Nationalversammlung und 1849 der preußischen Zweiten Kammer.

Rodbertus lehnte im Sinne der Arbeitswerttheorie die auf der Basis von Grund- und Kapitalbesitz berechnete Zins- und Rentenbildung ab. Mit der Feststellung, daß dem ständigen Steigen der Produktivität keine entsprechende Lohnerhöhung folge und damit der Anteil der Arbeiter am Sozialprodukt zurückgehe, begründete er das “Gesetz der fallenden Lohnquote”. Aus der daraus resultierenden Unterkonsumtion erklärte Rodbertus die wirtschaftlichen Krisen und forderte die schrittweise Überführung von Boden und Kapital in Staatseigentum. Damit gilt er als Begründer und einer der Hauptvertreter des wissenschaftlichen Staatssozialismus. Bereits 1839 hatte er seine Arbeit Die Forderungen der arbeitenden Classen fertiggestellt, in der er eine Unterkonsumtionstheorie entwickelte und  einen Eingriff in die Lohngestaltung befürwortete.

Werke u.a.: Zur Beleuchtung der sozialen Frage (2. Aufl. 1890), Die Handelskrisen (1858), Der Normalarbeitstag (1871), Kleine Schriften (1890).

Inschrift: In der göttlichen Dreieinigkeit sehen wir uns Alle liebend und sehlig wieder.

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Bild: Chron-Paul (08/2008) Wikipedia.de
Bild: Chron-Paul (08/2008) Wikipedia.de

Völschow (Mecklenburg-Vorpommern), Gut Jagetzow

Wissenschaft & Forschung LXXIX

Omnibus salutem!