Tschechischer Historiker, Literatur- und Musikwissenschaftler, Politiker; Sohn des Musiklehrers, Musikverlegers und Komponisten; studierte ab 1896 Geschichte und Ästhetik an der philosophischen Fakultät der Karls-Universität in Prag und machte parallel dazu eine musikalische Ausbildung. 1900 promovierte er zum Doktor der Philosophie, 1905 habilitierte er sich für Musikwissenschaften. 1908 wurde er außerordentlicher und 1919 ordentlicher Professor der Musikwissenschaften an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität in Prag. In den 1920er Jahren wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei. Als die Wehrmacht die Tschechoslowakei besetzte, immigrierte er in die Sowjetunion, lehrte dort an der Moskauer Lomonossow-Universität Geschichte und wurde 1941 zum stellvertretenden Vorsitzenden des Gesamtslawischen Ausschusses gewählt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er in die Heimat zurückkehrte, in der er von 1945/1946 und erneut von 1948 bis 1953 das Amt des Kulturministers bekleidete; außerdem war er von 1946 bis 1948 Minister für Arbeitsschutz und soziale Fürsorge in der ersten Regierung Klement Gottwald. In den Jahren nach 1945 und besonders nach 1948 leitete er die Umgestaltung des tschechoslowakischen Kultur- und Bildungswesens nach sowjetischem Vorbild ein. Von 1952 bis 1962 war er Präsident der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften und 1953 stellvertretender Ministerpräsident. In seiner Eigenschaft als Historiker leistete Nejedlý umfassende Beiträge zur Allgemein- und Kulturgeschichte in Böhmen.
Auszeichnungen u.a.: Leninorden (1954), Tschechoslowakischer Friedenspreis (1957).
Prag, Vysehrad Friedhof
Richard Freiherr von Krafft-Ebing eigentl. Fridolin Joseph Freiherr Krafft von Festenberg auf Frohnberg
Deutsch-österreichischer Psychiater und Rechtsmediziner; ältestes von fünf Kindern des großherzoglich badischen Oberamtmannes Friedrich Karl Konrad Christoph von Krafft-Ebing und dessen Gemahlin Klara Antonia Carolina, Tochter des berühmten Heidelberger Rechtsgelehrten und Strafverteidigers Carl Joseph Anton Mittermaier; studierte an der Universität Heidelberg Medizin. Anschließend hospitierte er in Zürich bei Wilhelm Griesinger, dem Begründer der deutschen Psychiatrie, wo er gehirnanatomische Untersuchungen kennenlernte, dann in Wien, Prag und Berlin. Danach war er zunächst als Anstaltspsychiater an der Heil- und Pflegeanstalt Illenau in Achern (Ortenaukreis). tätig und sammelte dort praktische Erfahrungen auf dem Gebiet der Behandlung und Pflege von Geisteskranken und Nervenleidenden. In dieser Zeit entstand seine Arbeit Erkenntnis zweifelhafter Seelenzustände (1867), in der er den Begriff der “Zwangsvorstellung” erstmals verwendete. 1869 veröffentlichte er sein äußerst erfolgreiches Lehrbuch der Psychiatrie, in dem er zahlreiche weitere psychopathologische Phänomene und Begriffe erstmals definierte, darunter auch den Begriff des “Dämmerzustands”. Auf ihn geht auch die Einführung des Begriffes “Masochismus” in die Psychologie zurück, der sich auf den Schriftsteller Leopold von Sacher-Masoch und dessen Roman Venus im Pelz bezieht. Von 1868 bis 1870 arbeitete er als selbstständiger Nervenarzt in Baden-Baden. Während des Deutsch-Französischen Krieges betreute er - zunächst als Feldarzt im Hauptmannsrang der badischen Division, dann nach seiner Versetzung in die Festung Rastatt als Lazarettarzt - seine Patienten. Nach dem Ende des Krieges wurde er mit der Leitung der elektrotherapeutischen Station in Baden-Baden betraut, insbesondere mit der neurologischen Nachbehandlung verwundeter Soldaten. Zwischen 1872 und 1902 lehrte er an den Universitäten Straßburg, Graz, wo er 1874 eine Klinik eröffnete, die er bis 1880 führte, und in Wien.
Krafft-Ebing führte grundlegende Forschungen auf dem Gebiet der Sexualpathologie durch. Auch seine Forschungen im Bereich der Kriminalpsychologie waren richtungsweisend. Seine 1886 publizierte Sammlung Psychopathia sexualis, eine der umfassendsten Darstellungen menschlichen pervertierten Sexualverhaltens, gilt auch heute noch als lehrreich, wenngleich seine daraus resultierenden Schlußfolgerungen mittlerweile aufgrund neuer Erkenntnisse als überholt gelten.
Werke u.a.: Grundzüge der Criminalpsychologie: auf Grundlage des Strafgesetzbuchs des deutschen Reichs für Aerzte und Juristen (1872), Die Melancholie: Eine klinische Studie (1874), Lehrbuch der gerichtlichen Psychopathologie (1875)
Graz, St. Leonhard Friedhof
Deutscher Geodät und Astronom; studierte ab 1860 Mathematik und Naturwissenschaften an der Lehrerabteilung an der damaligen polytechnischen Schule in Dresden, und ab 1865 Physik und Astronomie an der Universität Berlin. Bereits während des Studium war er ab 1866 als Assistent im Zentralbüro der Mitteleuropäischen Gradmessung tätig und nahm als solcher 1867 an einer telegraphischen Längenbestimmung teil. Als zwei Jahre später in Potsdam das Königlich-Preußische Geodätische Institut gegründet wurde, wechselte Albrecht dorthin. 1873 wurde er mit der Leitung der astronomischen Arbeiten betraut. Die von ihm entwickelten Formeln und Hilfstafeln für geografische Ortsbestimmung wurden erst um 1980 durch die elektronische Datenverarbeitung (EDV) und neu entwickelte Verfahren abgelöst. In seiner Eigenschaft als langjähriger Chef der preußischen Erdmessung prägte Albrecht die beginnende internationale Kooperation der Geodäsie und war Mitgründer des internationalen Breitendienstes, der heute unter der Bezeichnung Internationaler Dienst für Erdrotation und Referenzsysteme (IERS; engl. International Earth Rotation and Reference Systems Service) ein weltweiter Dienst der Internationalen Union für Geodäsie und Geophysik (IUGG) ist.
Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof
Deutscher Chemiker; zweiter Sohn eines wohlhabenden jüdischen Fabrikanten; schon in seiner Jugend zeigten sich bei ihm eine besondere Begabung und sein vielseitiges Interesse, das von seiner Mutter gefördert wurde. Ursprünglich wollte er Schauspieler werden, ein Berufswunsch, den seine Eltern allerdings mißbilligten. Angeregt durch seinen Bruder, der in Heidelberg Chemie studierte, entschloß er sich dann aber, diesen Beruf ebenfalls zu ergreifen. So begann er ein Studium der Chemie zunächst in Heidelberg, wo er mit seinem Bruder eine gemeinsame Wohnung nahm 1867 wurde der erst 19-Jährige dort bereits promoviert. Anschließend ging er zu Adolf von Baeyer nach Berlin und widmete sich der organischen Chemie. 1871 wurde er als Ordinarius für organische Chemie an das Polytechnikum in Stuttgart (heute Universität Stuttgart) berufen, wechselte aber bereits im Folgejahr als Nachfolger des dort seit 1864 lehrenden Johannes Wislicenus an die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich. 1885 folgte er einem Ruf an die Universität Göttingen und wurde schließlich 1889 an der Universität Heidelberg Nachfolger von Robert Wilhelm Bunsen, bei dem er während seiner Studienzeit dort gehört hatte. Bekannt wurde Victor Meyer namentlich durch seine Methoden der Dampfdichtebestimmung; mittels des sogenannten Victor-Meyer-Apparat läßt sich die molare (i.e. stoffmengenbezogene) Masse einer verdampfbaren Flüssigkeit bestimmen. Außerdem entdeckte er das Thiophen,, das durch Destillation von Steinkohlenteer gewonnen wird; zudem beschrieb er erstmals die Eigenschaften von Senfgas
Meyer galt im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts unter Chemikern als ein hervorragender Wissenschaftler. Im Jahr 1882 wurde er Mitglied der Leopoldina. 1892 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1897 zum Vorstand der Deutschen Chemischen Gesellschaft zu Berlin. Seit 1896 war er korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
In seinen späten Lebensjahren litt Meyer zunehmend an Depressionen, aufgrund derer er sich schließlich das Leben nahm.
Heidelberg, Bergfriedhof
Deutscher Strafrechtslehrer; Sohn des Physiker Friedrich Wilhelm Kohlrausch (*1840, †1910); studierte an der Universität Straßburg und habilitierte sich 1902 an der Universität Heidelberg, an der er im Folgejahr als Privatdozent tätig wurde. 1904 wurde er ordentlicher Professor für Rechtswissenschaften an der Universität Königsberg. Seit 1905 war er Mitherausgeber der Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft und hatte ab 1913 ein Ordinariat an der Universität Straßburg bis zu deren Schließung nach dem Ersten Weltkrieg inne, als das Elsaß wieder an Frankreich fiel. 1919 trat er die Nachfolge Franz von Liszts an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin an. 1931 wurde er Vorsitzender der Deutschen Landesgruppe der Internationalen Kriminalistischen Vereinigung (IKV) und war von 1933 bis 1936 Mitglied der Strafrechtskommission des Reichsjustizministeriums sowie von 1936 bis 1939 Mitglied der Großen Strafprozeßkommission. Kohlrausch, der 1932 zum Rektor der Universität gewählt worden war, bemühte sich besonders um die deutsche Strafrechtsreform im Sinn Franz von Liszts. Im April 1932 kam es zu einem Konflikt mit Studenten des Nationalsozialistischen Studentenbundes (NSDStB), als er dieser die Aufhängung eines Plakates mit dem Titel “Wider den undeutschen Geist“ im Vestibül der Universität mit der Begründung verweigerte, einige anti-jüdische Formulierungen seien “Übertreibungen“ und nur dazu geeignet, “den Kampf gegen den undeutschen Geist zu diskreditieren“. 1933 trat Kohlrausch als Rektor der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin zurück. Allerdings gehörte er wie fast alle Juristen im öffentlichen Dienst dem Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen an, und er war Mitglied der nationalsozialistischen Akademie für Deutsches Recht. 1944 verlieh ihm Adolf Hitler die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. Nach 1945 setzte Kohlrausch seine wissenschaftliche Tätigkeit in Berlin fort, wurde zur Eröffnung der Berliner Universität im Jahre 1946 zum kommissarischen Dekan der juristischen Fakultät ernannt und bestieg den Lehrstuhl für Strafrecht. Im selben Jahr wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aufgrund seiner Rolle im Nationalsozialismus wurde im Februar 1947 ein Untersuchungsausschuß an der Humboldt-Universität eingerichtet, der vor allem seine Veröffentlichungen zu den Nürnberger Gesetzen behandelte. Kohlrausch starb vor der endgültigen Aufklärung seiner Rolle im Nationalsozialismus. Kurz vor seinem Tod lehnte er einen Ruf an die Universität Frankfurt am Main ab.
Bekannt wurde Kohlrausch auch durch seinen Kurzkommentar zum Strafgesetzbuch, an dem später sein Schüler Richard Lange (*1906, †1995) mitgewirkt hat.
Werke u.a.: Irrtum und Schuldbegriff im Strafrecht (1903).
Berlin-Nikolassee, Evangelischer Friedhof
Bild: Library of Congress
Dänischer Physiologe und Zoologe; Sohn eines Schiffbauers; bereits als Schüler sehr an den Naturwissenschaften interessiert, verbrachte er einen Großteil seiner Freizeit mit allerlei wissenschaftlichen Experimenten im häuslichen Umfeld. Unterstützt wurde er von seinem Lehrer und späteren Freund William Sørensen (*1848, †1916), der Zoologie studiert hatte und seine Begeisterung an Krogh weiter zu vermitteln und ihn somit für Physiologie zu begeistern verstand. Nachdem er 1893 mit einem Studium der Medizin zunächst in Århus dann an der Universität Kopenhagen begonnen hatte, wechselte er sehr bald in das ihn mehr interessierende Fach der Zoologie. Im Jahr 1897 begann er im Labor für Medizinische Physiologie unter dem berühmten Professor Christian Bohr zu arbeiten, bei dem er auch nach dem Ablegen seiner Prüfungen als Assistent blieb. Dort beschäftigte er sich mit medizinischer Physiologie; so untersuchte er im Rahmen einer Forschungsreise im Jahre 1902 nach Grönland u.a. den Sauerstoffgehalt im Wasser von Quelle, Bächen und dem Meer. Auch die Rolle des Meeres für den Sauerstoffhaushalt der Atmosphäre war ein wichtiges Forschungsgebiet, über das er mehrere wichtige Publikationen veröffentlichte. Für seine Promotion untersuchte Krogh 1903 den Gasaustausch der Frösche mit dem Ergebnis, daß .ein Teil des Sauerstoffs über die Haut, der weitaus größere, aber schwankende Anteil über die Lungen aufgenommen und dabei durch den nervus vagus, der größte Nerv des Parasympathikus und an der Regulation der Tätigkeit fast aller inneren Organe beteiligt, kontrolliert würde. Aus diesen Arbeiten entwickelten sich sich die Schwerpunkte seiner Forschungen: Die Physiologie des Blutes und der Atmung sowie die Respiration niederer Tiere. Außerdem stellte er Untersuchungen zur Ernährung der Ureinwohner Grönlands, den Inuit, an. 1908 wurde für Krogh an der Universität Kopenhagen als untergeordneter Fachbereich die Tierphysiologie eingerichtet. Acht Jahre später wurde das Gebiet zu einem Fachgebiet mit einem regulären Lehrstuhl erhoben, den Krogh bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1945 innehielt. Allerdings unterhielt Krogh in Gjentofte auch noch ein Privatlabor, das von der Carlsberg A/S und der Scandinavian Insulin Foundation 1 gesponsert wurde. 1910 bewies Krogh, daß der Gasaustausch eines Organismus allein durch Diffusion zu erklären sei. Für die Entdeckung dieses kapillarmotorischen Regulationsmechanismus erhielt er 1920 den Nobelpreis für Medizin. Allerdings blieben sein Arbeiten nicht auf die Wirbeltiere beschränkt; analog untersuchte er die Funktionsweise des Gasaustausches bei der Atmung über die Tracheen der Insekten. Außerdem arbeitete er mit seinem Schüler Torkel Weis-Fogh über den Insektenflug.
Verheiratet war August Krogh seit 1905 mit der Zoologin Birte Marie, née Jörgensen.
Werke u.a.: The Respiratory Exchange in Animals and Man (1916), The Anatomy and Physiology of the Capillaries (1922), Osmotic Regulations in Aquatic Animals (1937), The Comparative Physiology of Respiratory Mechanisms (1941).
_______________________________________________________________
1 Krogh hatte sich 1922 in den USA aufgehalten, wo man mit der Darstellung des soeben entdeckten Insulins beschäftigt war. Nach seiner Rückkehr in die Heimar organisierte er gemeinsam mit dem Mediziner Hans Christian Hagedorn die Gründung des Nordisk Insulinlaboratoriums. Zugleich bemühte sich Krogh erfolgreich um eine Verbesserung der Insulinreindarstellung.
Hundested (Halsnæs Kommune), Lynæs Kirkegård
Hinweis: August Krogh wurde auf dem Kirchfriedhof anonym beigesetzt.
Richard Carl Theodor August Wossidlo
Deutscher Gymnasiallehrer, Volkskundler; Sohn eines Rittergutsbesitzers; studierte bis 1883 Klassische Philologie an den Universitäten Rostock, Leipzig und Berlin. 1883 erwarb er die Befähigung für Latein und Griechisch in der Oberstufe. Ab 1886 unterrichtete er am Gymnasium in Waren an der Müritz, wo er ab 1922 für seine Forschungen freigestellt wurde und wohin er auch später nicht mehr zurückkehrte, obwohl 1908 seine Ernennung zum Gymnasialprofessor erfolgte.
Wossidlo gilt als Nestor der mecklenburgischen Volkskunde, als Mitbegründer der deutschsprachigen Volkskunde und als bedeutsamer Feldforscher der Europäischen Ethnologie. Bereits während seiner Studienzeit hatte er begonnen, niederdeutsche Wörter und Redewendungen aus den Werken der niederdeutschen Schriftsteller Fritz Reuter oder auch denjenigen von John Brinckman zusammenzustellen; außerdem hatte er früh begonnen, auf die Umgangssprache seine mecklenburgischen Landsleute zu achten. In diesem Zusammenhang bereiste Wossidlo ab 1883 fast alle Ortschaften des Herzogtums Mecklenburg. 1890 wurde er vom Verein für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde mit einer Sammlung von Volksüberlieferungen beauftragt und kam dieser Aufgabe bis zu seinem Lebensende bei, wobei er auch sein Vermögen dafür einsetzte. Erst seit 1906 erhielt er finanzielle Unterstützung seitens des Heimatbundes Mecklenburg. Eine ihm 1919 angetragene Professur für niederdeutsche Sprache und Volkskunde lehnte er allerdings ab, überließ jedoch seine Aufzeichnungen dem Germanisten Hermann Teuchert, Inhaber des Lehrstuhls für Niederdeutsch an der Universität von Rostock, der darauf fußend das aus sieben Bänden bestehende Mecklenburgische Wörterbuch schuf, das ab 1937 sukzessive erschien.
1954 wurde - basierend auf Wossidlos Nachlaß - auf Anregung des Rostocker Studienrates Paul Beckmann und mit Unterstützung von Wolfgang Steinitz eine ”Wossidlo-Forschungsstelle“ als Außenstelle des Instituts für Deutsche Volkskunde der Berliner Akademie der Wissenschaften gegründet. Mit der Auflösung der Akademie wurde die Wossidlo-Forschungsstelle in die Philosophische Fakultät der Universität Rostock integriert.
Ribnitz-Damgarten OT Ribnitz, Alter Friedhof
Dänischer Physiologe; Sohn eines Militärarztes; studierte in Kiel und Kopenhagen, wo er 1845 das Staatsexamen absolvierte. 1846 verifizierte er nach einer Epidemie auf den Färöer-Inseln als erstes das Bestehen einer lebenslangen Masern-Immunität. 1847 ging er für Studien nach Berlin, wo er Rudolf Virchow kennenlernte. Mit einer Abhandlung aus der physiologischen Chemie Fibrinen og dens coagulation promovierte er 1851. Von 1853 bis 1864 war er Professo ran der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, wo er die Errichtung eines Laboratoriums für Physiologie durchsetzte. Anschließend übernahm er einen Lehrstuhl an der Universität Kopenhagen, wo er im akademischen Jahr 1876/77 als Rektor amtierte. An der Universität Kopenhagen wurde das Panum-Institut nach ihm benannt.
Kopenhagen, Garnisons Kirkegård
Englischer Mathematiker, Logiker und Philosoph; Sohn eines Schuhmachers; erfuhr außer einer Grundschulbildung keine weitere Schulausbildung; ein Freund der Familie unterrichtete ihn lediglich in Latein, das er innerhal kürzester Zeit erlernte, so daß er bereits im Alter von 12 Jahren lateinische Dichtung zu übersetzen in der Lage war. Als er in die Pubertät kam, konnte er bereits Deutsch, Italienisch und Französisch lesen und sprechen. Als 16 Jahre alt war und das Geschäft seines Vaters pleite ging, mußte er zum Lebensunterhalt seiner Eltern und seiner Geschwister beitragen und arbeitete als Hilfslehrer in Doncaster und Liverpool,. 1834 - gerade 19 Jahre alt - kehrte er in seine Heimatstadt zurück und beteiligte sich an der Gründung der Lincoln Mechanics’ Institution. Im Laufe der nächsten Jahre studierte er die mathematischen Zeitschriften, die im Institut zur Verfügung standen, und beschäftigte sich mit Isaac Newtons Werk Principia sowie mit Schriften der Mathematiker Pierre-Simon Laplace und Joseph-Louis Lagrange, so daß er bald die kompliziertesten mathematischen Prinzipien seiner Zeit verstehen konnte. 1938, dem Jahr, ab dem er Kontakte zu britischen Mathematiker pflegte und Algebra studierte, übernahm er die Stelle eines Schulmeisters in einer Boarding School in Waddington, nachdem sie vakant geworden war. 1840 kehrte er erneut nach Lincoln zurück und publizierte erste mathematisch-wissenschaftliche Arbeiten. Im Alter von 24 Jahren veröffentlichte George Boole seine erste wissenschaftliche Schrift unter dem Titel Researches on the Theory of Analytical Transformations im Cambridge Mathematical Journal. Mit seinem 1847 erschienenen Werk The Mathematical Analysis of Logic gewann er nicht nur die Anerkennnung des Logikers Augustus de Morgan, Mentor von Ada Byron, die Tochter Lord Byrons, sondern wurde 1849 - obwohl ohne universitäre Ausbildung und ohne Hochschulabschluß - als erster Professor für Mathematik an das Queens College, Cork (heute University College Cork (UCC)) in Irland berufen. 1854 beschrieb Boole in seinem Werk An Investigation of the Laws of Thought ein algebraisches System, das die Bezeichnung Boole'sche Algebra erhielt. Die Boolesche Algebra ist auf den beiden Wahrheitswerten “true” und “false” und den Funktionen “and” und “or” aufgebaut und repräsentiert grundlegende Logik. Sie ist damit die mathematische Grundlage von digitalen Rechen- und Steuerschaltungen, wie sie heute in Computern verwendet werden und damit von großer Bedeutung.
Boole starb im Alter von nur 49 Jahren an den Folgen einer fieberhaften Erkältung, nachdem er nach einem Spaziergang in stömendem Regen in seiner durchnäßten Kleidung .Vorlesesungen abgehalten hatte.
Werke u.a.: On A General Method of Analysis (1944), Treatise on Differential Equations' (1859), Treatise on the Calculus of Finite Differences (1860).
Cork OT Blackrock (Irland), St Michael's Churchyard
Österreichischer Chirurg; Sohn eines Wundarztes; begann 1908 in Prag an der Karl-Ferdinands-Universität ein Studium der Medizin, das er 1914 abschloß. Im Ersten Weltkrieg zur Armee eingezogen, erlitt er 1915 durch eine Schußverletzung und wurde nach seiner Gesundung als Assistent einer mobilen Chirurgentruppe an die Klinik von Anton von Eiselsberg in Wien zugeteilt, blieb nach dem Ende des Krieges dessen Assistent und habilitierte sich 1924. Danach hielt er sich zu Studienzwecken in Boston, Rochester und München auf, wo er sich bei den Mayobrüdern sowie 1926 bei dem US-amerikanischen Neurologen und Chirurgen Harvey Cushing spezialisierte. 1930 übernahm Schönbauer die Leitung der chirurgischen Abteilung im Krankenhaus Lainz. 1931 wurde er Leiter des Strahlentherapeutischen Instituts und gründete gemeinsam mit Julius Tandler und Karl Honey die erste Krebsberatungsstelle in Wien. 1939 wurde er in den Vorstand und als Ordinarius an der I. Chirurgischen Universitätsklinik im Allgemeinen Krankenhaus berufen, das er im Zweiten Weltkrieg zu einem großen Lazarett und Zentrum für Neurochirurgie ausbaute. Er richtete außerdem ein Sonderlazarett für Gehirn-, Rückenmarks- und Nervenverletzungen mit einem angeschlossenen Rehabilitationszentrum ein; in seiner Abteilung wurden in der NS-Zeit Patienten zwangssterilisiert, die nach der NS-Ideologie als ”nicht erbgesund“ galten. Kurz vor Kriegsende, im April 1945, von einer im Allgemeinen Krankenhaus gebildeten Widerstandsgruppe zum ärztlichen Direktor gewählt, behielt er dieses Amt auch nach dem Ende des Krieges inne und bekleidete es bis in das Jahr 1961. Als solcher wirkte er gemeinsam mit Karl Fellinger noch wesentlich an den Plänen zum Neubau des Allgemeinen Krankenhauses in der Währinger Straße mit; Schönbauer, der als Begründer der Neurochirurgie in Österreich gilt, ist somit die Rettung des Allgemeinen Krankenhauses zu verdanken. Außerdem war er bis 1960 auch provisorischer Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin der Universität Wien, dessen Beiträge er ab 1948 herausgab. Schönbauer vertrat zudem als Abgeordneter die ÖVP im österreichischen Nationalrat.
Wien, Zentralfriedhof
Omnibus salutem!