Marcel Reich-Ranicki eigentl. Marceli Reich

Bild: Smalltown Boy (07/2009) Wikipedia.de cc_somerightsreserved

Deutscher Literaturkritiker und Publizist polnischer Herkunft; drittes Kind eines Fabrikbesitzers; wuchs in einer assimilierten jüdischen deutsch-polnischen Familie auf. Ende der 1920er Jahre zog seine Familie mit ihm nach Berlin, wo er die Schule besuchte und 1938 noch sein Abitur machen konnte; die Zulassung zum Studium wurde ihm jedoch wegen seiner jüdischen Abstammung verweigert. Noch im selben Jahr kam er zunächst in Abschiebehaft und wurde anschließend nach Polen ausgewiesen. Im November 1940 wurde er zur Umsiedlung ins Warschauer Ghetto gezwungen, wo er Teofila Langnas kennenlernte, die er kurz vor ihrer bevorstehenden Deportation in das Vernichtungslager Treblinka im Juli 1942 heiratete. Im Februar 1943 gelang dem Paar die Flucht aus dem Warschauer Ghetto und das Überleben im Keller eines Setzers in Warschau. Nach der Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 wurde Marcel Reich-Ranicki Konsul der polnischen Regierung in London und leitete von dort aus als Geheimdienstmitarbeiter Berichte über Exilpolen an die Regierung nach Warschau weiter. 1950 schloß ihn die kommunistische Polnische Vereinigte Arbeiterpartei aus, und er mußte einige Wochen in einem Gefängnis in Einzelhaft verbringen. Nach seiner Entlassung arbeitete er in einem Warschauer Verlag als Lektor für deutsche Literatur und ab Ende 1951 als freier Schriftsteller. Da er  Anfang 1953 mit Publikationsverbot belegt wurde, arbeitete er 1955 als Mitarbeiter des polnischen staatlichen Rundfunks, bei dem auch seine Frau beschäftigt war. Während einer Studienfahrt am 21. Juli 1958 in die Bundesrepublik Deutschland entschloß er sich, nicht nach Polen zurückzukehren; er ließ sich in Frankfurt am Main nieder und arbeitete ab August 1958 als Literaturkritiker im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Ende 1959 zog er mit seiner Frau nach Hamburg, wo er von 1960 bis 1973 als Literaturkritiker der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit tätig war. Anschließend kehrte er nach Frankfurt am Main zurück und übernahm die Leitung der Literaturredaktion der FAZ. Von 1988 bis Ende 2001 leitete Reich-Ranicki die vom Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) produzierte Sendung Das Literarische Quartett, die seinen hohen Bekanntschaftsgrad beim Publikum insbesondere durch seine lebhaften und streitbaren Diskussionsbeiträge begründete.

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Hans von Dohnanyi

 

 

Deutscher Jurist und Widerstandskämpfer; Sohn des ungarischen Komponisten Ernő von Dohnány, Vater des Politikers (SPD) und Erster Bürgermeisters der Hansestadt Hamburg Klaus von Dohnanyi (*1928); verheiratet mit Christine, Tochter von Karl Bonhoeffer;

war ab 1933 im Reichsjustizministerium tätig, wurde 1938 zum Reichsgerichtsrat ernannt, hatte sich 1934 der Widerstandsbewegung angeschlossen. Ab 1939 gehörte er zur Abwehr unter Admiral Wilhelm Canaris. Im März 1943 beteiligte er sich an dem erfolglosen Attentatsversuch Henning von Tresckows auf Hitler, einen Monat später wurde er verhaftet und gegen Kriegsende ohne Gerichtsverfahren hingerichtet. 

 

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Bild: Martin filitz (09/2013)

Berlin, Friedhof Dorotheenstädt.u. Friedrichswerdersche Gemeinden

Paul Langerhans

 

Deutscher Pathologe; Sohn eines Arztes (auch seine jüngeren Brüder sind alle Mediziner geworden); immatrikulierte sich 1865 für das Fach Medizin an der Universität Jena, wo er u.a. auch bei dem Zoologen Ernst Haeckel hörte. Aber schon 1866 wechselte er nach Berlin und arbeitete im pathologischen Institut des mit seiner Familie befreundeten Rudolf Virchow (einer seiner Brüder war später eine Zeit lang Virchows Assistent; außerdem gehörten sein Vater und Virchow 1861 zu den Gründungsvätern der Liberalen Deutschen Fortschrittspartei), Bei diesem und bei dem berühmten Chirurgen Heinrich Adolf von Bardeleben promovierte er 1869 über das Thema Ueber den feineren Bau der Bauchspeicheldrüse. Bei der Vorbereitung für diese Arbeit untersuchte er den innersekretorischen (endokrinen) Teil der Bauchspeicheldrüse (Langerhans-Inseln) und die Langerhans-Zellen der Haut, die nach ihm benannt sind. Diese Untersuchungen bilden die Grundlage für die heutige moderne Diabetesforschung. 1870 unternahm er gemeinsam mit dem Geographen Heinrich Kiepert eine Expedition nach Ägypten, Syrien und Palästina, umdort Untersuchungen an Lepra-Kranken durchzuführen. Während des Deutsch-Französischen Krieges arbeitete er für die Deutschen in einem Militärkrankenhaus. 1871 nahm er eine Stelle als pathologischer Prosektor an der Universität Freiburg im Breisgau an und habilitierte sich dort im selben Jahr mit einer Arbeit zur Anatomie sympathischer Ganglienzellen. 1874 zum außerordentlichen Professor ernannt, zwang ihn eine im Herbst ausbrechende Tuberkulose, seine wissenschaftliche Karriere zu beenden. Nachdem Kuraufenthalte in Italien, Deutschland und der Schweiz keine Besserung brachten, ließ er sich 1875 in Funchal auf der zu Portugal gehörenden Insel Madeira nieder. Das milde Klima führte zunächst tatsächlich zu einer gesundheitlichen Verbesserung, so daß er 1879 sogar eine ärztliche Praxis in Funchal eröffnen konnte. Auf Madeira begann er sich ab 1878 mit der Zoologie zu beschäftigen und untersuchte dortige Meerestiere und Pflanzen, entdeckte und beschrieb u.a. eine neuentdeckte Wurmart aus der Klasse der Vielborster, die er seinem Freund Virchow zu Ehren Virchowia nannte. Außerdem verfaßte er 1885 ein Handbuch für Madeira, in dem er u.a. über das Klima der Inselgruppe und die damit verbundenen Heilungsmöglichkeiten für Tuberkulose berichtete. Allerdings schritt seine Tuberkuloseerkrankung fort; als Langerhans im Februar 1887 auch noch an Nephritis erkrankte, starb er an den folgen der Erkrankung im Alter von nur 40 Jahre. Seine Frau Margarethe, Tochter eines Berliner Papierfabrikeigentümers, die er 1885 bei einem Aufenthalt in Berlin geheiratet hatte und die ihm nach Funchal gefolgt war, blieb noch ein Jahr auf Madeira, bevor sie mit ihrer Tochter 1889 nach Berlin zurückkehrte.

Inschrift: οὐδέ νύ μοι κῆρ ἤθελ᾽ ἔτι ζώειν καὶ ὁρᾶν φάος ἠελίοιο [dt. ...und wünschte nicht länger, unter den Lebenden hier das Licht der Sonne zu schauen ] (Homer, Odyssee, 4. Gesang, 540)

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Bilder: Matthias Bauer (09/2013)

Funchal (Madeira), Cemitério Britânico (Britischer Friedhof)

Viktor Wilhelm Vilmos Langsfeld Basch

1926

 

Französischer Germanist, Philosoph und Politiker ungarischer Herkunft; als er noch Kind war, übersiedelte seine Familie nach Frankreich und ließ sich in Paris nieder. Nach dem Besuch des Lycée Condorcet studierte er an der Sorbonne Deutsch und Philosophie. Von 1885 bis 1887, dem Jahr, in dem er die französische Staatsbürgerschaft erwarb, hielt er einen Lehrstuhl für Germanistik und einen Lehrstuhl für Ästhetik an der Universität Nancy inne. Von 1887 bis 1906 war Basch Professor für Philosophie in Rennes. Zu jener Zeit wurde er Freund von Jean Jaurès. Basch, Sozialist und Gegner der Rechten im Lande, setzte sich für Alfred Dreyfus ein, der trotz permanenter Unschuldsbeteuerungen am 22.12.1894 in einem Prozeß von dem Kriegsgericht in Rennes wegen Landesverrats degradiert und zu lebenslänglicher Verbannung auf die Teufelsinsel in Französisch-Guayana verurteilt worden war. 1898 gründete Basch gemeinsam mit Ludovic Trarieux und Lucien Herr die Liga zur Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte und wurde 1926 ihr vierter Präsident. Für sein beherztes Eintreten für Dreyfus wurde Basch sowohl als Jude, auch auch als Dreyfusianer heftig von der Rechten angegriffen. Ab 1906 übernahm er eine Professur für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Paris. In den 1920er und 1930er Jahren trat er gegen die erstarkende extreme Rechte an und kämpfte er für die Prinzipien einer legalen und sozialen Justiz und für die Menschenrechte.. 1936 war er einer der Architekten der Front populaire, einer Vereinigung der linken französischen Parteien zur Zeit der Dritten Republik. Am 10.1.1944 wurden er und seine Frau Ilona née Helene Fürth aus ihrem Haus in Lyon entführt und noch am selben Tag von Mitgliedern der antsemitisch orientierten Milice française, einer 1936 von der Vichy-Regierung gegründeten paramilitärischen Truppe, ermordet.

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Bilder: Agamitsudo (04/2012) Wikipedia.fr
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Villeurbanne (Dép. Rhône), Nécropole nationale de la Doua

Friedrich August Johannes Loeffler

                   

 

Deutscher Hygieniker und Bakteriologe; Sohn eines Militärarztes; studierte ab 1870 Medizin in Würzburg und Berlin und schloß das Studium 1874 ab. Von 1879 bis 1884 arbeitete er als Assistent bei Robert Koch in Berlin. 1888 erhielt er eine Professur für für Hygiene und Geschichte der Medizin in Greifswald und wurde zugleich zum Geheimen Medizinrat ernannt. Ab 1901 war Loeffler Mitglied des Reichsgesundheitsrats. 1913 wechselte er nach Berlin und wurde 1913 zum Leiter des Robert Koch-Institutes berufen. Als Kommunalhygieniker in Greifswald - er war Ehrenbürger der Stadt - setzte er sich u.a. für die Verbesserung von Stadtreinigung und des Abfuhrwesens und den Bau der Kanalisation in Greifswald ein. Loeffler entdeckte die Erreger verschiedener Tierseuchen (z.B. Rotz, Rotlauf) und entwickelte ein Schutzserum gegen Maul- und Klauenseuche. 1894 gelang Loeffler erstmals die Züchtung des Diphtherieerregers. Außerdem entwickelte er neue Verfahren, um Bakterien auf Nährböden zu züchten, sowie verschiedene verschiedene Färbemethoden.

Nach ihm wurde das auf der Insel Riems im Greifswalder Bodden beheimateteFriedrich Loeffler-Institut (FLI) benannt, das er bereits 1910 begründet hatte, bevor er nach Berlin ging.

Werke u.a.: Geschichtliche Entwicklung der Lehre von den Bakterien (1887 ff.).

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Bild: Gynaekologe (03/2010) Wikipedia.de
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Greifswald, Alter Friedhof

Percival Lowell

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US-amerikanischer Astronom; einer reichen und angesehenen Patrizierfamilien Bostons entstammend; besuchte die Noble and Greenough School und anschließend ab 1872 die Harvard Universität, an der er seine Studien der Mathematik 1876 beendete. Die folgenden sechs Jahre betrieb er eine Baumwollspinnerei. In den 1880 Jahren unternahm er ausgedehnte Reise durch den Fernen Osten, und im August 1883 war er Berater der Vereinigten Staaten anläßlich einer besonderen koreanische diplomatischen Mission und hielt sich dort zwei Monate.auf.

Lowell beobachtet die Venus (1914)

Außerdem lebte er eine längere Zeit in Japan und verfaßte Bücher über die Religion der Japaner und deren Charakter. 1993 kehrte er schließlich in die Vereinigten Staaten zurück, begann im Winter 1893/94 autodidaktisch mit dem Studium der Astronomie, nachdem er Camille Flammarions Werk La planète Mars gelesen hatte. Sein besonderes Interesse fanden die Marskanäle, die der Direktor der Mailander Sternwarte, der Astronom Giovanni Schiaparelli  in einer seiner Veröffentlichungen bildlich dargestellt hatte. So beschloß er, sich eine eigene Sternwarte einzurichten, die er 1894 auf einem 2,100 Meter hohem Hügel bei Flagstaff im Bundesstaat Arizona bauen ließ. Er begann in den nächsten fünfzehn Jahren insbesondere den Mars zu beobachten und fertigte zahlreiche Zeichnungen von ihm an; aber auch der Sonne zweitnächste Planet, die Venus, fand sein Interesse. Sein größter Beitrag auf dem Gebiet der Astronomie war allerdings die Vermutung auf einen weiteren Himmelskörper jenseits des Neptun.

Von Lowell gezeichnete Marskanäle

Lowell hatte festgestellt, daß die äußeren Planeten Uranus und Neptun auffällige Umlaufschwankungen auswiesen und schloß daraus die Existenz eines weiteren Objekts, das die Bahnen der beiden Planeten beeinflussen mußte. Ohne es zu wissen, hatte er Pluto bereits im März und im April 1915 auf seine photographischen Platten gebannt. Sein “Hobby” bildete für den Rest seines Lebens seinen Lebensmittelpunkt. Lowell war seinerzeit einer der bekanntesten Astronomen.

Werke u.a.: The Land of the Morning Calm (1886), Noto: An Unexplored Corner of Japan (1891), Occult Japan, or the Way of the Gods (1894), The Soul of the Far East (1888)

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Bild: Libraty of Congress (Sommer 1994), HABS Survey #HABS AZ-206-D
Bild: Jesse Gardner (03/2007) Wikipedia.org

Flagstaff (Arizona), In der Nähe des Obversatorium

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Mileva Marić

 

Serbische Wissenschaftlerin; einer wohlhabenden Familie entstammend; besuchte zunächst Schulen in Serbien, setzte ihre Ausbildung dann in der Schweiz an der Höheren Töchterschule der Stadt Zürich fort und legte schließlich in Bern ihre Maturität (Abitur) ab. Anschließend immatrikulierte sie sich für das Fach Medizin an der Universität Zürich, wechselte jedoch bereits nach einem Semester an das Eidgenössische Polytechnikum (heute Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) und studierte dort ab 1896 - als einzige Frau des Semesters - Mathematik und Physik, dort war sie Kommilitonin Albert Einsteins, mit dem sie sich bald anfreundete. Für das Wintersemester 1897/98 wechselte sie an die Universität Heidelberg, kehrte aber im April 1898 an das Polytechnikum zurück. 1899 bestand sie die erste Prüfung, währen1900d sie die Diplomprüfung im Jahr danach nicht bestand. Im Jahre 1901 wurde sie von Einstein schwanger und wiederholte ohne Erfolg die Diplomprüfung - bereits im dritten Monat schwanger. Das Kind, Lieserl genannt, kam 1902 in Marićs Heimat unehelich zur Welt (über dessen weiteres Schicksal ist nichts bekannt). 1903 heirateten Marić und Einstein in Bern - gegen den Willen von Einsteins Mutter, und im Folgejahr kam ihr gemeinsamer Sohn Albert zur Welt. Sie folgte ihrem ab 1905 berühmten Mann 1909 nach Zürich, wohin man ihn als Dozenten für Theoretische Physik berief und wo ihr zweiter Sohn Eduard 1910 geboren wurde, nach Prag, wo Einstein 1911 Professor an der dortigen Universität war und wieder nach Zürich zurück, wo er ab 1912 an der ETH Zürich lehrte. Als er 1914 nach Berlin ging, folgte sie ihm auch dorthin, kehrte jedoch wegen privater Differenzen mit ihren Kindern allein nach Zürich zurück. Seit 1912 führte Einstein einen geheimen Briefwechsel mit seiner späteren zweiten Frau Elsa, die er in Berlin wiedergetroffen hatte. Am 14.2.1919 wurde die Ehe zwischen Mileva und Albert Einstein schließlich geschieden, nachdem Einstein ihr versprochen hatte, ihr im Falle er den Nobelpreis erhalten sollte, das Preisgeld überlassen würde. Marić lebte mit ihren Söhnen in bescheidenen Verhältnissen, und als Einstein sein Versprechen wahr gemacht hatte, erwarb sie eine Liegenschaft an der Huttenstrasse 62 im Oberstrass-Quartier in Zürich. Allerdings verschlag die Behandlung ihres an Schizophrenie erkrankten Sohnes Eduard, um den sie sich aufopferungsvoll kümmerte, einen Großteil der Summe. Sie starb vereinsamt in einer Privatklinik in Zürich, nachdem sie zwei Schlaganfälle und eine daraus resultierende länger währende partielle Lähmung erlitten hatte.

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Zürich, Friedhof Nordheim

Hinweis: Nachdem die Gebühren für das Grab nicht mehr entrichtet worden waren, wurde es eingeebnet; erst mit Hilfe offizieller serbischer Stellen wurde es im Juni 2004 wieder eingerichtet und mit dem heutigen Gedenkstein versehen..

Bilder: Dieter Georg (11/2013)

Friedrich Leopold August Weismann

Deutscher Zoologe; Sohn eines Gymnasialprofessors; Vater des Komponisten Julius Weismann; studierte an den Universitäten Göttingen und Gießen und arbeitete nach Beendigung seiner Studien bis 1863 zunächst als Assistent an der Städtischen Klinik in Rostock, wobei er sich im Mai 1857 an der dortigen Universität immatrikulierte, um Chemie zu studieren. Zurückgekehrt von einer Studienreise, die ihn nach Wien geführt hatte, wo er u.a. Museen und Kliniken besuchte, legte er sein Staatsexamen als Arzt ab und ließ sich in seiner Geburtsstadt nieder. Während des Zweiter Italienischer Unabhängigkeitskrieges 1859, dem zwischen dem Kaisertum Österreich und dem Königreich Sardinien und dessen Verbündeten Frankreich unter Napoléon III. geführten sog. Sardinischer Krieg, war er als Oberarzt tätig. Ab 1863 war Weismann Privatdozent und wurde , ab 1865 apl. Professor und schließlich von 1873 bis 1912 Ordinarius für Zoologie und Direktor des Zoologischen Institutes an der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg im Breisgau. Er wandte sich jetzt der biologische Forschung, insbesondere auf die Zoologie. zu. Besondere Anerkennung erlang er durch seine Arbeiten auf dem Gebiet der Embryologie der Insekten und Krebstiere. Weismann beschäftigte sich mit der Evolutionstheorie und war der erste Wissenschaftler, der die seinerzeit von dem französischen Naturalisten Jean-Baptiste de Lamarck und anderen akzeptierte Idee über die Vererbung erworbener Eigenschaften als unbewiesen zurückwies und bewies, daß “erworbene Eigenschaften” nicht vererbt werden. Weisman gilt als Begründer des sogenannten Neodarwinismus.

Werke u.a.:: Studien zur Deszendenztheorie (2 Bde.,1875/76); Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung (1892).

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Freiburg im Breisgau, Hauptfriedhof

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Bild: Stephencdickson (08/2013) Wikipedia.org
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London, Golders Green Crematorium und Mausoleum

Karl Mannheim

 

Britischer Soziologe österreichisch-ungarischer Herkunft; .studierte Philosophie und Soziologie in Budapest, Freiburg im Breisgau, Berlin (wo er 1914 Georg Simmel hörte), Paris und an der Universität Heidelberg, an der er 1926 Dozent für Soziologie wurde. Ab 1930 lehrte er als Professor in Frankfurt am Main. Nach der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten im Jahre 1933 ging er nach England, wo er als Dozent an der London School of Economics and Political Science lehrte. Von 1942 bis zu seinem Tod war er Professor für Philosophie und Pädagogische Soziologie am Institute of Education der Universität London. Beeinflußt von Karl Marx, Wilhelm Dilthey, Max Weber, dessen Schüler er war, und Max Scheler, arbeitete Mannheim v.a. auf den Gebieten der Erkenntnistheorie und der Wissenssoziologie, als deren Begründer er gilt. Er entwickelte die Wissenssoziologie mit und forderte die Entwicklung einer “geplanten Demokratie”, z.B. durch Ausbildung von Eliten, in Auseinandersetzung mit Marxismus und Totalitarismus.

Werke u.a: Ideologie und Utopie (1929), Mensch und Gesellschaft im Zeitalter des Umbaus (1935), Freiheit und geplante Demokratie (herausgegeben 1950); Wissenssoziologie (herausgegeben 1964).

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Bilder: Josef Aschenbrenner (04/2017)
Wissenschaft & Forschung  LXXIII

Omnibus salutem!