Deutscher Homöopath; studierte nach eigenen Angaben ab 1852 Medizin in Paris und wurde 1855 nach nur fünf Semestern von der Universität Gießen zum Doktor der Medizin promoviert, obwohl er keine Dissertation geliefert hatte und ohne Rigorosum. Zur anschließend beantragten medizinischen Staatsprüfung wurde er dann jedoch nicht zugelassen, da er weder Studienbelege vorweisen konnte, noch ein Abiturzeugnis. Daher holte er die Reifeprüfung in Prag nach und wurde schließlich in Oldenburg zur Staatsprüfung zugelassen, fiel jedoch aufgrund mangelhafter Leistungen durch. Am 2.1.1858 erteilte ihm der Rat der Stadt Oldenburg eine Berufsgenehmigung, er mußte allerdings versprechen, sich nur homöopathisch zu betätigen, keineswegs schulmedizinisch zu arbeiten. Für die Herstellung der nach ihm benannten Schüßler-Salze verwendete er nur solche Mineralsalzverbindungen, die sich noch in der Asche eines kremierten Leichnams befinden: Eisenphosphat, Kaliumchlorid, -phosphat, -sulfat, Kalziumfluorid, -phosphat, -sulfat, Magnesiumphosphat, Natriumchlorid, -phosphat, -sulfat und Silizium. Diese seien ausreichend, so der Begründer der “Biochemischen Heilweise“, um alle Krankheiten heilen zu können, was von der Schulmedizin, die keinerlei nachweisbare Wirkungen feststellen konnte, allerdings bestritten wird.
Deutscher Kulturhistoriker; einer wohlhabenden Bankiersfamilie entstammend; studierte ab 1886 Kunstgeschichte in Bonn, ab 1888 in München und von 1889 bis 1892 in Straßburg, wo er 1892 auch promovierte. Nach einem Aufenthalt von 1895 bis 1896 in den Vereinigten Staaten und einer Weiterreise nach Neumexiko, um die indianische Kultur zu studieren, arbeitete er als Privatgelehrter in Florenz, wo er u.a. die Lebensumstände der Renaissancekünstler und deren Auftraggeber untersuchte. 1902 kehrte er nach Deutschland zurück, ließ sich 1904 - finanziell unabhängig - als Privatgelehrter in Hamburg nieder und stellte die Ergebnisse seiner Florentiner Forschung in einer Reihe von Vorträgen vor. Einen Ruf an die Universität in Halle (Saale) lehnte er ab, wurde aber Mitglied des Verwaltungsrates des Hamburger Völkerkundemuseums und gründete 1907 die Hamburger wissenschaftliche Stiftung, zu der er auch seine Brüder mit heranzog. Außerdem regte Warburg - Amburghese di cuore, ebreo di sangue, d'anima Fiorentino (dt. Ein Hamburger im Herzen, ein Jude vom Blute, in der Seele ein Florentiner - die Gründung einer Universität für Hamburg an, die schließlich 1919 erfolgte und an der er eine Professur übernahm. Warburg, der im Alter von sechs Jahren an Typhus erkrankt und Zeit seines Lebens von fragiler Gesundheit war, mußte sich wegen einer psychischen Erkrankung 1921 in klinische Behandlung begeben. Aus der Klinik entlassen, begann er auf dem Nachbargrundstück seines Hause 1924 mit einem Bibliotheksneubau, der 1926 seiner Bestimmung übergeben wurde und zum Zeitpunkt von Warburgs Tod ca. 60.000 Bände umfaßte. 1933 wurde die umfangreiche Bibliothek vor den Nazis gerettet und bildet heute den Kernbestand des renommierten Warburg-Instituts in London.
Warburgs eigentlich Bedeutung für die Kunstwissenschaft aber war seine Arbeit an seinem Bilderatlas Mnemosyne, mit der er ebenfalls nach seiner Entlassung begann und die das Ziel verfolgte, mit Hilfe von Bildmaterial die Antike und deren Einfluß auf die Kultur Europas sinnfällig darzustellen. Sie gilt als die Begründung der Ikonographie als einer wissenschaftlichen Methode.
Inschrift: Mnemosyne (ist die Tochter der griechischen Titanen Uranus und Gaia und die Göttin der Erinnerung).
August Friedrich von Pauly (seit 1841)
Deutscher Altphilologe; wurde von seinem Vater, einem protestantischen Pfarrer, und an der evangelischen Klosterschule Maulbronn unterrichtet. 1813 ging er auf Anraten des Heidelberger Philologen und Altertumsforschers Friedrich Creuzer auf das Tübinger Stift. 1818 legte er sein Examen ab, war dann Repetent in Urach und anschließend am Tübinger Stift. 1822 wurde er Rektor der Latein- und Real-Anstal“ in Biberach und erhielt 1828 eine Professur am Heilbronner Gymnasium bevor er ab 1831 griechische und lateinische Literatur am Gymnasium in Stuttgart unterrichtete. Er begründete Pauly's Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (1837 ff.), die unter Heinrich Erhard im Verlag J. B. Metzler erschien und sich zu einem für klassische Philologen, Althistoriker und Archäologen unentbehrlichen Reihenwerk entwickelte. Ab 1894 erschien eine von dem Altphilologen Georg Wissowa (*1859, †1931) betreute Neuausgabe, die 1980 mit dem 84. Band zum Abschluß kam. Außerdem erschien zwischen 1964 und 1975 Der Kleine Pauly.
Deutscher Mathematiker, Ingenieur und Normungstheoretiker; studierte an den Universitäten in Erlangen, Kiel und Leipzig und legte das Staatsexamen in den Fächer Mathematik, Physik und angewandter Mathematik ab. Von 1912 bis 1914 war er Assistent des Nobelpreisträgers Wilhelm Ostwald. Porstmann war der Begründer der Deutschen Papierformat-Normung, die am 18.8.1922 vom Deutschen Institut für Normung als DIN 476 "Papierformate" veröffentlicht wurde.
Deutscher Arzt; Sohn eines jüdischen Eisenwarenhändlers; studierte nach dem Besuch des Friedrich-Wilhelms-Gymnasium ab 1866 Medizin. Nach seiner Approbation im Jahre 1872 arbeitete er an der Charité als Assistent von Ludwig Traube, dem Onkel seiner Mutter, und wurde 1876 Nachfolger von Ernst Viktor von Leyden, dem Direktor der I. Medizinischen Klinik der Charité. 1890 wurde Fraenkel neben Werner Körte Direktor des neuerbauten Krankenhauses Am Urban in Berlin-Kreuzberg und leitete zugleich dessen Innere Abteilung. Fraenkel entdeckte Diplococcus pneumoniae lanceatus, den Erreger der Kruppösen Lungenentzündung, der später nach ihm benannt wurde.
Sir (seit 1969) Nikolaus Bernhard Leon Pevsner
Britischer Kunsthistoriker deutscher Herkunft; Sohn eines jüdischen Kaufmanns; studierte Kunstgeschichte an den Universitäten von Leipzig, München, Berlin und Frankfurt am Main. Er hatte sich bereits als Kunsthistoriker in Deutschland einen Namen gemacht, nachdem er zunächst als Assistent in einer Dresdner Kunstgalerie gearbeitet hatte, bevor er Vorlesungen an der Universität Göttingen hielt und sich auf den Manierismus in der italienischen Malerei spezialisierte und sich dann der englischen Architektur zuwandte. 1930 besuchte er das Land erstmals. 1934 Nachdem er nach der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten 1933 seines Postens enthoben worden war, emigrierte er nach England. Dort veröffentlichte Pevsner, der 1946 die britische Staatsbürgerschaft erwerben sollte, 1936 das einflußreiche Werk Pioneers of the Modern Movement from William Morris to Walter Gropius. 1941 wurde er Professor in London, von 1949 bis 1955 lehrte er in Cambridge, von 1968 bis 1969 in Oxford. 1951 erschien der erste Band der Buildings of England, ein Werk, das nach weiteren 45 Bänden 1974 abgeschlossen werden wird und ihn weltbekannt machte. Außerdem war Pevsner Herausgeber der Pelican History of Art (1953 ff.) und Mitherausgeber des Lexikons der Weltarchitektur (1966). Verheiratet war Pevsner seit 1923 mit Karola (Lola) Kurlbaum (*1902, †1963), die ihn später auf seinen ausgedehnten kunsthistorischen Streifzügen über die Britischen Inseln begleitete.
Werke u.a.: Die italienische Malerei vom Ende der Renaissance bis zum ausgehenden Rokoko (1928), Europäische Architektur von den Anfängen bis zur Gegenwart (1943), Architektur und Design (2 Bde., 1968).
Oldenburg, Grabanlage St. Gertrudenfriedhof
Hamburg, Friedhof Ohlsdorf
Stuttgart, Fangelsbach-Friedhof
Berlin-Weißensee, Jüdischer Friedhof
Clyffe Pypard (Wiltshire), Churchyard
(C) Phil Draper
Deutscher Anatom und Physiologe; Vater von Heinrich Tiedemann, der mit einer der Schwestern von Friedrich Hecker, der sich in der Märzrevolution von 1848 an die Spitze der radikalen Linke gestellt hatte und gemeinsam mit von Struve den bewaffneten Aufstand in Baden führte, und am 22.4.1848 mit ihr in die Vereinigten Staaten floh, und Gustav Tiedemann, der in Rastatt standrechtlich von den Preußen erschossen wurde, als er als Gouverneur die Festung nicht an diese übergeben wollte; studierte ab 1798 in Marburg, Würzburg, Paris und Göttingen und promovierte 1804. 1806 erhielt er eine Professur für Anatomie und Zoologie an der Universität Landshut, wo er zwischen 1808 und 1814 sein dreibändiges Werk Zoologie veröffentlichte. Von 1816 bis zu seiner Emeritierung 1849 war er Professor für Anatomie und Physiologie in Heidelberg und war dor als Direktor des Anatomischen Instituts Nachfolger von Jacob Fidelis Ackermann.
Tiedemann entdeckte gemeinsam mit dem Heidelberger Chemiker Leopold Gmelin in der Rindergalle das Aminosäureabbauprodukt Taurin, zunächst Gallen-Asparagin genannt - das u.a. die Signalübertragung und Entwicklung des Zentralnervensystems und die Herzfunktion beeinflußt. Sein Werk Das Hirn des Negers mit dem des Europäers und Orang-Outangs verglichen (1836) postuliert, daß es keinerlei Unterschiede zwischen den Gehirnen der einzelnen Menschen gibt, und förderte damit die Aufhebung des Sklavenhandels.
1828 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und 1849 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences.
Werke u.a.: erschienenen Anatomie der Bildungsgeschichte des Gehirns (1816)
München, Alter Südlicher Friedhof
Hinweis: Friedrich Toedemann wurde im Grab seines Schwiegersohns, des Anatomen und Physiologen Theodor von Bischoff, beigesetzt.
Johann Wolfgang Textor (der Ältere)
Deutscher Kanzleirat, Professor und Archivar; Sohn eines hohenlohischen Rats und Kanzleidirektors; begann 1653 ein Jurastudium in Jena, wechselte 1655 nach Straßburg und ging 1658 als Praktikant an das Reichskammergericht in Speyer. 1662 übernahm er das Amt seines verstorbenen Vaters als Kanzleidirektor in Neuenstein, das bis 1866 innehielt - auch, als er sich in Straßburg auf seine Promotion vorbereitet und diese 1663 abschloß. 1666 wurde er als Professor an die Universität Altdorf berufen, wo u.a.Gottfried Wilhelm Leibniz zu seinen Studenten gehörte. Bekannt wurde er aufgrund seiner Tätigkeit als juristischer Berater der Reichsstadt Nürnberg, und so wurde er 1673 Professor der Rechte an der Universität Heidelberg, Beisitzer des dortigen Hof- und Ehegerichts und um Vizepräsidenten dieses Gerichtshofes ernannt. In dieser Zeit veröffentlichte Textor u.a. sein Werk Synopsis Iuris Gentium (1680), ein Lehrbuch des Völkerrechts. Wegen der Verwüstungen, die Heidelberg im Pfälzischen Erbfolgekrieg im Januar 1689 davongetragen hatte, die ein normales Leben dort nicht mehr ermöglichten, nahm er Anfang 1691 einen Ruf als Syndikus und Rechtsberater der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main an. Dort gehörten zu seinen Aufgaben die Führung der städtischen Rechtsgeschäfte, u.a. die Vertretung der Stadt beim Reichskammergericht in Speyer. Im Nebenamt war er auch für die Führung des Frankfurter Stadtarchivs verantwortlich.
Textor war seit dem 20.4.1663 mit der aus Crailsheim stammenden Pfarrerstochter Anna Margaretha, née. Priester, verheiratet. Aus dieser Verbindung stammten zwei Söhne und zwei Töchter, wobei Christoph Heinrich (*1666, †1716) die Frankfurter Bürgertochter Maria Catharina Appel heiratete und sich als Advokat in Frankfurt am Main niederließ. Deren gemeinsamer Sohn Johann Wolfgang Textord.J. (*1693, †1771) heiratete die aus Wetzlar stammende Anna Margaretha Lindheimer; ihrer Ehe entstammte Katharina Elisabeth, die wiederum am 20.8.1748 in der Frankfurter Stadtkirche, der Katharinenkirche, Johann Caspar Goethe heiratete. Dieser Ehe entstammte Johann Wolfgang von Goethe.
Nach dem Tode von Anna Margaretha heiratete Johann Wolfgang Textor d.Ä. im Jahre 1693 in aller Stille die 18-jährige Maria Sybile Fleischbein, die Ehe wurde bereits 1695 wieder geschieden. Aber es folgte ein Prozeß vor dem Schöffengericht in Frankfurt und dem Reichskammergericht wegen verschiedener unbezahlter Rechnungen, u.a. auch solchen die der Schneider Johann Friedrich Göthe, Goethes Großvater (*1657, †1730), gestellt hatte.
Werke u.a.: Decisiones electorales Palatinae (1693), Jus Publicum Caesaraeum (2 Bde., 1697), Disputationes academicae ( 2 Tle., 1698), Jus publicum statuum Imperii (1701).
Frankfurt am Main, Katharinenkirche
Französischer Historiker; Sohn eines Notars; studierte zunächst am collège ecclésiastique in Bourg-en-Bresse (Dép Ain). Im Alter von 19 Jahren ging er nach Lyon, wo er als Buchhandelsgehilfe arbeitete. In Lyon, das während der Französischen Revolution im südlichen Frankreich das Zentrum des Widerstands gegen den Nationalkonvent war, schrieb er auch sein erstes Buch Voyage littéraire au Mont-Blanc. Die Dichterin und Salonière Fanny de Beauharnais, die dieses Werk las, bot ihm Protektion an, so daß er 1791 beschloß, nach Paris zu gehen. Dort arbeitete er unter großem Risiko für Leib und Leben an den royalistischen Zeitschriften Gazette universelle von Antoine-Marie Cerisier und der Postillon de la guerre von Joseph-Alphonse Esménard mit. Ab dem 9. Thermidor 1796 war er Mitarbeiter der Zeitschrift La Quotidienne, was bald zu seiner Verhaftung führte. Es gelang ihm jedoch bald aus der Haft zu entfliehen, aber er wurde in Abwesenheit von einem Militärgericht zum Tode verurteilt. Unterdessen führte der Royalist Michaud seine revolutionskritische Arbeit fort und wurde dafür verbannt, kehrte jedoch nach zwei Jahren nach Paris zurück, als das Konsulat unter Napoléon Bonaparte das Direktorium ersetzte. Im Jahr 1800 kam er wegen seiner Sympathie für die Bourbonen erneut in Haft. Nach seiner Entlassung enthielt er sich zunächst weitgehend seiner journalistischen Tätigkeiten und verfaßte Bücher. 1806 erschien das Buch Biographie moderne ou dictionnaire des hommes qui se sont fait un nom en Europe, depuis 1789 (dt. Moderne Biografie oder Lexikon von Männern, die sich seit 1789 einen Namen gemacht haben), welches das erste Werk seiner Art war, und fünf Jahre später der erste Band seiner Histoire des croisades (dt. Geschichte der Kreuzzüge) und Biographie universelle.. 1815 erschien seine gegen Napoléon gerichtete Schrift Histoire des quinze semaines ou le dernier règne de Bonaparte (dt. Geschichte von fünfzehn Wochen oder die letzte Herrschaft von Bonaparte). Gemeinsam mit seinem Bruder Louis Gabriel Michaud gab er die zweiundfünfzig Bände umfassende Biographie universelle ancienne et moderne (1811−28) heraus.
Für seine politischen Verdienste erhielt Michaud, der 1813 Mitglied der Académie française wurde, nach der Verbannung Napoléons einen Offizierstitel in der Ehrenlegion und den Posten eines königlichen Vorlesers, der ihm 1827 im Zuge eines Streites um die Pressefreiheit jedoch wieder aberkannt wurde. Von 1830 bis 1831 bereiste Michaud Ägypten und Syrien, um weitere Informationen für seine Geschichte der Kreuzzüge zu sammeln. Seit 1832 lebte Michaud im damaligen Pariser Vorort Passy.
Paris, Cimetière de Passy
Deutscher Altphilologe und Pädagoge; Sohn eines Registrators am Amtsgericht in Seesen; studierte von 1860 bis 1864 in Göttingen alte Sprachen und Geschichte und wurde 1843 promoviert. Nach dem Ende seines Studiums unterrichtete er an Gymnasien in Helmstedt und Holzminden. Von 1887 bis 1894 war er Direktor des Gymnasiums in Sangerhausen und von 1894 bis zur Pensionierung Direktor des Gymnasiums in Wittstock. Hermann Menge ist der Verfasser einer nach ihm benannten Bibelübersetzung, der sogenannten Menge-Bibel.
Bei allen Schülern von Humanistischen Gymnasien im deutschsprachigen Raum sind seine Taschenwörterbücher des Griechischen und Lateinischen bekannt: Die Wörterbücher wurden später von Otto Gütling weitergeführt und erscheinen bis heute.
Werke u.a.: Griechisch-deutsches Schulwörterbuch, mit besonderer Berücksichtigung der Etymologie (1903), Griechisch-deutsches und deutsch-griechisches Wörterbuch, Hand- und Schulausgabe, Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch mit besonderer Berücksichtigung der Etymologie (1907).
Goslar, Frankenberger Kirche
Omnibus salutem!