Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (02/2008)

Christian Leopold von Buch Freiherr von Gelmersdorf

Deutscher Geologe; einem alten Adelsgeschlecht aus der Uckermark entstammend, studierte er gemeinsam mit Alexander von Humboldt, dessen Freund er wurde, an der Bergakademie in Freiberg bei dem Mineralogen Abraham Gottlob Werner (*1749, †1817), dem Begründer der Geognosie in Deutschland, und hing anfänglich dessen Theorie des Neptunismus an, wechselte jedoch später zum Plutonismus über (der Theorie des Neptunismus zufolge sind alle Gesteine der Erde aus einem Meer entstanden, während die Anhänger des Vulkanismus die Entstehung der Gesteine durch vulkanische Aktivitäten erklärten). von Buch bereiste weite Teil Europas und dokumentierte in umfangreichen und genauen geologischen Aufzeichnungen seine Erkenntnisse, die zu einer einheitlichen Vorstellung der Geologie der erkundeten Länder führten. Auf ihn geht u.a. der Begriff “Caldera” für vulkanische Einsturzkrater zurück, wie er ihn Kanareninsel La Palma vorfand und beschrieb (später stellte sich jedoch heraus, daß es sich bei diesem nicht um eine Caldera im heute gebräuchlichen Sinne handelt). Außerdem erkannte er die sog. Horizontbeständigkeit, daß sich Versteinerungen einem Erdzeitalter zuordnen lassen, und prägten den Begriff “Leitfossil”. Nach von Buch, der als der erste Feldgeologe in Deutschland angesehen wird, ist die jährlich vergebene Leopold-von-Buch-Plakette der Deutschen Geologischen Gesellschaft (DGG) benannt, deren Mitbegründer er war.

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Stolpe (Uckermark), im ehemaligen Stolper Park

Bilder: Jürgen Hempel (2008)

Manfred Baron von Ardenne

 

Deutscher Wissenschaftler; der Sohn eines Regierungsrates, der sich bereits als Kind für wissenschaftliche Experimente interessierte, besuchte, nachdem er zuvor privat unterrichtet worden war, von 1919 bis 1923 ein Realgymnasium. Während dieser Zeit erhielt er bereits sein erstes Patent “Verfahren zur Erzielung einer Tonselektion, insbesondere für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie“. Im Laufe seines Lebens kamen zahlreiche andere Erfindungen hinzu, so z.B. ein Breitbandverstärker 1925, die erste elektronische Fernsehübertragung 1930, ein Rasterelektronenmikroskop 1937. 1928 gründete ein Forschungslaboratorium für Elektronenphysik in Berlin-Lichterfelde, das er bis 1945 leitete. Ab Kriegsende bis 1955 arbeitete er zwangsverpflichtet als Kernphysiker und Direktor des Instituts für industrielle Isotopentrennung in der UdSSR und leitete dann bis 1990 das Forschungsinstitut “Manfred von Ardenne” in Dresden-Weißer Hirsch. Dort führte er Forschungen zur Krebsbehandlung und Zellregeneration (Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie) durch; er leitete das 1991 gegründete Ardenneinstitut für angewandte medizinische Forschung.

Ardennes Großmutter Elisabeth von Plotho war das Vorbild für Theodor Fontanes Romanfigur Effi Briest.

Autobiographie: Ein glückliches Leben für Technik und Forschung (1972).

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Dresden OT Weißer Hirsch, Waldfriedhof

Bild: Hans-Christian Seidel (04/2008)

Johann Franz Encke

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Deutscher Astronom; studierte ab 1811 Mathematik und Physik bei Carl Friedrich Gauß in Göttingen, unterbrach das Studium jedoch, um an den gegen Napoléon gerichteten Freiheitskriegen teilzunehmen. 1815 nahm er sein Studium nach einer erneute, kurzen Unterbrechnung dann wieder auf. 1825 wurder er auf Empfehlung von Friedrich Bessel Leiter der Sternwarte in Berlin Berlin. Er setzte sich für die Errichtung einer neuen Sternwarte ein und fand auch die Unterstützung Alexander von Humboldts, so daß der Bau in Angriff und die schließlich 1835 im Süden der Stadt in Betrieb genommen wurde. Encke wurde ihr erster Direktor. Encke berechnete die Bahn eines bereits 1786 entdeckten Kometen, der daraufhin nach ihm benannt wurde. 1837 stellt er bei Beobachtung des Saturn fest, daß sich zwischen dem A-Ring und dem B-Ring eine Lücke von beachtlicher Ausdehnung befindet, die heute als “Enckesche Teilung” bezeichnet wird. Nach einem Schlaganfall im Jahre 1864 ließ er sich von seinen Ämtern entbinden und zog sich ins Privatleben zurück.

 

 

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Berlin, Friedhof II der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde

Albrecht Georg Haushofer

 

Deutscher Geograph, Diplomat und Schriftsteller; Sohn des Geopolitikers Karl Haushofer (*1869, Selbsttötung 1946); studierte Geschichte und Geographie und war nach der Promotion Assistent des Geographen Albrecht Pencks, der mit der Schwester Ludwig Ganghofers verheiratet war, sowie von 1928 bis 1938 Generalsekretär der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin und zugleich Herausgeber deren Zeitschrift. Seit 1940 war er Professor für politische Geographie in Berlin. Zunächst dem Stellvertreter Hitler, Rudolf Heß (*1894, †1987), nahestehend, distanzierte er sich zunehmend vom NS-Regime und nahm Verbindung mit Widerstandskreisen auf. Nach dem Attentat auf Hitler am 20.Juli 1944 wurde Haushofer, der Kontakte zu Widerstandskreisen hatte, in Bayern, wohin er geflohen war, verhaftet, nach Berlin gebracht und in Moabit erschossen. Seine Moabiter Sonette, die 1946 posthum erschienen, stellen ein ergreifendes Zeugnis der Widerstandsbewegung dar.

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Berlin-Tiergarten, Kriegsopferfriedhof

Bild: Hans-Christian Seidel (04/2008)

Fritz Richard Schaudinn

Deutscher Zoologe; studierte Zoologie, wobei er seinen Schwerpunkt auf die Erforschung der Protozoen, einzellige Urtierchen von denen einige Krankheiten wie Malaria und die Amöbenruhr hervorrufen können, legte. 1901 wurde ihm vom Reichsgesundheitsamt, das im Hinblick auf die Kolonialträume Wilhelms II. die Tropenforschung forcierte, die Leitung der Malariaforschungsstation in Rovigno in Dalmatien übertragen. Dort gelang ihm an lebendem Objekt erstmals die Beobachtung eines in einen Blutstropfen eindringenden Malaria-Erreger. Nachdem er einen entsprechenden Auftrag vom Kaiserlichen Gesundheitsamt erhalten hatte, die Ursache für die tödlich verlaufende Syphilis herauszufinden, entdeckte er 1905 zusammen mit Erich Hoffmann (*1868, †1959) den die Syphilis auslösenden Erreger (das erste wirksame Medikament, den arsenhaltigen Wirkstoff Salvarsan, entwickelte Paul Ehrlich erst 1909). Bereits im Folgejahr verstarb Schaudinn in seinem 35. Lebensjahr an einem Darmabzest.

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Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf, Luisenfriedhof II

Bild: Martina Schulz (04/2008)

Johann Reinhold Forster

 mit Sohn Johann Georg

Deutscher Naturwissenschaftler; Vater des Naturforschers, Reiseschriftstellers und Politikers Johann Georg Forster (*1754, †1794); entstammte einer Familie mit schottischen Wurzeln, die zur Zeit Cromwells den Großteil ihrer Besitztümer verlor und nach Preußen auswanderte. Forster studierte an der Universität Halle Theologie und arbeitete anschließend zunächst als Pfarrer. Bereits in dieser Zeit beschäftigte er sich mit Carl von Linnés Schriften. Als Katharina II., die Große, die 1762 Zarin geworden war, Leute anwarb, die noch nicht erschlossenen Landesteile Rußlands kolonisieren sollten, wurde auch Forster, der sich zuvor bereits vergeblich um eine Professur in Sankt Petersburg beworben hatte, im Jahre 1765 für die Erforschung der deutschen Wolgakolonisten und der Gebiete der Kolonien engagiert, ging jedoch bereits wenig später zusammen mit seinem Sohn nach England und unterrichtete am Dissenter’s College in Warrington, bevor er nach London umsiedelte. Nachdem Joseph Banks (*1743, †1820), der James Cook auf seiner ersten Weltumsegelung begleitet hatte, wegen Unstimmigkeiten mit der Admiralität die zweite Reise nicht antrat, wurde Forster an seiner Stelle verpflichtet. Er und sein Sohn begleiteten Cook auf seiner zweiten Reise von 1772 bis 1775, führten ein detaillierte Tagebuch und sammelten zahlreiche Pflanzen. Unmittelbar nach der Rückkehr von der Reise veröffentlichte Forster die Schrift Observations Made during a Voyage round the World (1778), was ihm den Unwillen der britischen Admiralität zuzog, so daß er einem Ruf der Universtät Halle folgte und dort 1780 Professor für Naturgeschichte und Minerologie wurde, sich hauptsächlich mit Länder- und Völkerkunde beschäftigte und zwischen 1790 und 1800 das Magazin von merkwürdigen neuen Reisebeschreibungen herausgab.

Werke u.a.: Descriptiones animalium (publiziert 1844).

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Halle (Saale), Stadt-Gottesacker (Bogen 61)

Johann Heinrich Lahmann

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Deutscher Arzt und Naturheiler; Sohn eines Reepschlägers (Seiler); studierte zunächst für zwei Jahre Technik in Hannover, bevor er auf Medizin in Greifswald, München, Leipzig und Heidelberg (Promotion) umsattelte. Anschließend ließ er sich als praktischer Arzt in Stuttgart nieder. 1887 zog er nach Dresden. Dort gründete Lahmann, der sich bereits während seines Studiums mit Naturheilkunde beschäftigt hatte, in einer 1883 geschlossenen Kuranstalt das Sanatorium auf dem Weißen Hirsch bei Dresden, das er nach physikalisch-diätetischen Grundsätzen leitete. Aus kleinen Anfängen mit 10 Mitarbeitern entwickelte sich rasch ein florierendes Geschäft, das bereits im ertsneJAhr ca. 400 Patienten behandelte. Lahmann verkaufte außerdem selbst zusammengestellte Nährpräparate, die die gesunde, natürliche Ernährung fördern sollten. Er wandte die sog. Hydrotherapie an, empfahl seinen Kurgästen und Patienten Luftbäder; Medikamente lehnte er grundsätzlich ab

Werke u.a.: Die diätetische Blutentmischung (15. Aufl. 1905), Die natürliche Heilweise« (1901).

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Dresden OT Weißer Hirsch, Waldfriedhof

Emil Zuckerkandl

 

Österreichisch-ungarischer Anatom; studierte Medizin ab 1867 an der Universität Wien und ging 1870 auf Empfehlung seines Lehrers Joseph Hyrtl als Prosektor an das Athenäum in Amsterdam. Ab 1873 arbeitete er in Wien als Assistent an der pathologisch-anatomischen Anstalt unter Carl von Rokitansky und Demonstrator bei Josef Hyrtl. 1874 wurde er in Wien zum Dr. med. promoviert. Am 1.10.1874 wurde Zuckerkandl Assistent beim Anatomen Carl Langer, wobei er sich bei seiner Forschungsarbeit ein großes und bald auch allgemein anerkanntes Wissen aneignete, weshalb er 1880 ohne Habilitation zum außerordentlichen Professor für Anatomie an der Universität Wien ernannt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits 58 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht. 1882 folgte er einem Ruf an die Universität Graz als ordentlicher Professor der Anatomie, bevor er ab 1888 in Wien lehrte, dort das seinerzeit modern ausgestattete Anatomische Institut leitete und nach Langers Tod auch den Lehrstuhl übernahm. Am 15. April 1886 heiratete er Berta, née Szeps, eine Tochter des Journalisten, Zeitungsverlegers und studierten Mediziners Moriz Szeps (sie wurde in der allgemeinen Öffentlichkeit auf Grund ihrer Aktivitäten als Berta Zuckerkandl bekannter als ihr Mann und sollte ihn um 35 Jahre überleben.).

Nach ihm sind das Zuckerkandl-Organ und die Zuckerkandl-Faszie (Bindegewebshülle der Niere) und auch die retrotrachealen Schilddrüsenanteile, das Zuckerkandl’sche Tuberculum benannt.

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Bilder: KN (2008)

Wien, Döblinger Friedhof

Alois Eduard Kornmüller

 

 

Deutscher Hirnforscher; begann seine berufliche Karriere während seines Studiums der Medizin an der Deutsche Universität Prag von 1924 bis 1929 als Schüler des Prager Physiologen von Armin Tschermak-Seysenegg. Anschließend war er bis 1930 Assistent an der Lehrkanzel für Physiologie und Anatomie der Landwirtschaftlichen Hochschule Tetschen-Liebwerda, bevor nach seiner Promotion 1930 in Prag als Assistent an das Kaiser-Wilhelm Institut für Hirnforschung in Berlin kam und dort 1936 Leiter der Abteilung für Neurophysiologie und morphologische Technik (seit 1939 Physiologischen Abteilung) und 1942 Honorarprofessor. an der Universität Berlin. Dort forschte er unter dem Hirnforscher Oskar Vogt und dessen Nachfolger, dem Neuropathologen Hugo Spatz. Kornmüller beschrieb bereits drei Jahre nach Hans Bergers Erstveröffentlichung eines menschlichen EEGs Unterschiede in den Hirnstromkurven in verschiedenen Bereichen des menschlichen Gehirns, nachdem er zuvor entsprechenden Versuche an Kaninchen vorgenommen hatte. Die Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte er 1937 in seinem Werk Bioelektrische Erscheinungen der Hirnrindenfelder. Außerdem spielte er später eine wichtige Rolle bei der neurophysiologischen Forschung im Bereich der Luftfahrtmedizin, wo er ca. 5.000 EEG-Untersuchungen an Heeres- und Luftwaffenangehörigen durchführte. Von 1943 bis 1968 war Kornmüller Wissenschaftliches Mitglied des Kaiser-Wilhelm-Instituts (heute Max-Planck-Institut) für Hirnforschung Berlin bzw. Göttingen, wo er 1956 Direktor der Physiologischen Abteilung wurde.

1958/59 war Kornmüller Vorsitzender und später Ehrenmitglied der deutschen EEG-Gersellschaft.

Werke u.a.: Klinische Elekrotencephalographie (1944).

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Bilder: Detlef Buhre (06/2018)

Göttingen, Stadtfriedhof

Carl Freiherr von Rokitansky

                      

 

Österreichischer Pathologe; Sohn des Kreiskanzlisten von Leitmeritz, Prokop Rokitansky und dessen Gemahlin Theresia; wuchs aufgrund des frühen Tod des Vaters († 1812) mit seinem Bruder und seinen beiden Schwestern n kärglichen Verhältnissen auf.

 

Rokitansky, der mit Rudolf Virchow als Begründer der modernen pathologischen Anatomie gilt, nahm über 30 000 Obduktionen vor und entdeckte als erster, daß Endokarditis von Bakterien hervorgerufen wird.

Werke u.a.: Handbuch der pathologischen Anatomie« (3 Bde.)

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Bild: KN (09/2005)

Wien, Friedhof Hernals

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Wissenschaft & Forschung LIII

Omnibus salutem!