Bilder: Chris (01/2007)

Willliam Henry Fox Talbot

       

Britischer Chemiker, Archäologe und Sprachforscher; besuchte zunächst die Public School in Harrow (London) und schloß sein Studium an der Universität Cambridge 1826 mit dem Master of Arts ab. Nach einigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen wurde er 1832 in die Royal Society aufgenommen. Zwischen 1835 und 1839 entwickelte er das Negativ-Positiv-Verfahrens in der Fotografie, von ihm Calotypie genannt, mit dem es erstmals gelang, photographische Bilder zu vervielfältigen (Talbotypie). Das Ergebnis seiner Arbeiten veröffentlichte er im Jahre 1839 - acht Monate bevor in Frankreich Louis Jacques Mandé Daguerre die Ergebnisse seines Daguerreotypie-Verfahrens bekannt gab. Nur ein Jahr später erfand Talbot eine Methode, bei der latente Bilder in Gallussäure entwickelt wurden. Außerdem befaßte sich Talbot mit dem Studium der Philologie und Archäologie und beteiligte sich als einer der Ersten an der Entzifferung der Keilschrift, die man bei Ausgrabungen in Ninive gefunden hatte.

Eine Aufnahme Talbots aus dem Jahre 1835.

 

 

Werke u.a.: Pencil of Nature (1844).

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Lacock Abbey (Wiltshire)

Otto Paul Herrmann Diels

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Deutscher Chemiker; der Sohn des Altphilologen und Religionswissenschaftlers Hermann Diels studierte in Berlin bei Emil Fischer. 1915 wurde er zum Professor in Berlin berufen, danach an die Universiät von Kiel, an der er bis 1945 als Professor und Leiter des Instituts für Chemie tätig war. Er entdeckte das Grundskelett der Steroide, das Kohlensuboxid C³O² sowie die Selen-Dehydrierung und entwickelte 1928 die Diensynthese, die für die chemische Industrie große Bedeutung gewann.

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Chemie zusammen mit Kurt Adler (1950).

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Bilder: Klaus Beneke

Ulsnis a.d.Schlei (Schleswig-Holstein), Friedhof

Niels Nicolaus Falck

 

Deutscher Jurist, Historiker und Staatsmann; studierte an der Kieler Christian-Albrechts-Universität und arbeitete seit 1809 als Assessor an der Schleswig-Holsteinischen Kanzlei, in Kopenhagen, der wichtigsten zentralen Regierungsbehörde für die Herzogtümer Schleswig und Holstein. 1814 wurde er ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften an der Universität Kiel. Im Jahr 1835 wurde er als Vertreter der Kieler Universität Mitglied sowohl der schleswigschen als auch der holsteinischen Ständeversammlung in Schleswig bzw. Itzehoe. Obwohl er im Zuge des aufkommenden Nationalismus der schleswig-holsteinischen Seite näher stand als der dänischen, blieb er in erster Linie Wissenschaftler und der gesamten dänischen Monarchie verbunden, was ihn die Sympathien der nationalliberalen Schleswig-Holsteiner kostete.

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Bilder: Klaus Beneke

Kiel, Parkfriedhof Eichhof

Hinweis: Falcks Grab befand sich urpsr. auf dem St. Jürgen-Friedhof in Kiel, der im Zweiten Weltkrieg total zerstört und nach Ende des Krieges aufgelassen wurde; der Grabstein von Falck wurde auf den Eichhof transferiert.

Bild: Klaus Beneke

Richard Johann Kuhn

 

Deutsch-Österreichischer Chemiker; der Sohn eines Ingenieurs und Hofrats studierte Chemie in Wien und später in München unter Richard Willstätter. Nach Abschluß des Studiums war er ab 1926 zunächst Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich, folgte dann aber 1928 einem Ruf nach Heidelberg. Dort war er seit 1929 Direktor des Instituts für Chemie im Kaiser-Wilhelm-Institut (seit 1948 Max-Planck-Institut) für medizinische Forschung in Heidelberg. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging zunächst in die USA und lehrte für mehrere Jahre an der University of Pennsylvania, ehe er 1953 nach Deutschland zurückkehrte, wo er ordentlicher Professor der organischen Chemie an der Universität Heidelberg wurde. 1964/65 war er Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker.

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Chemie (1938) für seine Arbeiten über Carotinoide und Vitamine, der erst 1948 ausgehändigt wurde.

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Heidelberg, Bergfriedhof

Albrecht Kossel

Deutscher Biochemiker; Vater des Physikers Walther Kossel (*1888, †1956); ältester Sohn des russischen Konsuls Albrecht Kossel; studierte Medizin an der Universität Rostock und nahm 1877 eine Assistenzstelle in Straßburg an. 1878 promovierte er in Rostock zum Doktor der Medizin. 1883 wurde er Direktor der Abteiliung für Chemie am Institut für Physiologie in Berlin und 1887 zum Außerordentlichen Professor der Medizinischen Fakultät berufen. 1895 wechselte er an die Universität von Marburg als ordentlicher Professor für Physiologie und wurde zugleich Direktor des dortigen Instituts für Physiologie. Im Frühjahr 1901 erfolgte der Ruf nach Heidelberg auf den einst von Helmholtz inne gehaltenen Lehrstuhl. Von 1908 bis 1909 war Kossel Prorektor der Universität. Kossel entdeckte die Nucleinsäuren und als deren Bestandteile die Purine und Pyrimidine sowie außerdem das Histidin.

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Medizin oder Physiologie (1910).

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Bilder: Klaus Beneke

Max (Maximilian) Wolf

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Deutscher Astronom; studierte an den Universitäten von Straßburg und Heidelberg, an der er 1888 promovierte. Zu weitergehenden Studien ging er nach Stockholm, wechselte aber 1890 wieder an die Universität Heidelberg, um dort zu lehren. Am 22.12.1891 entdeckte er einen Kleinplaneten (Brucia) mit fotografischen Methoden; in den folgenden Jahren fand er Hunderte von Planetoiden, einige Kometen sowie Sterne mit großer Eigenbewegung. 1896 übernahm er den Lehrstuhl für Astronomie. 1898 gründete er die großherzogliche Bergsternwarte, die heutige Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl, und führte den Stereokomparator und kurzbrennweitige Objektive zur Himmelsfotografie ein. 1909 gelang Wolf die Wiederentdeckung des Halleyschen Kometen zu dessen Periheldurchgang (= Sonnennähe) 1909/1910. 1913 bemerkte er als erster systematische Linienverschiebungen in den Spektren der Heidelberg, Märzgasse 16Spiralnebel. Ihm zu Ehren wurden ein Mondkrater Wolf sowie die Kleinplaneten (#827) Wolfiana und (1217) Maximiliana benannt.

Geburtshaus: oben der Aufbau seiner Privatsternwarte.

 

 

 

Inschrift: Die Himmel rühmen des Ewigen Ehren durch der Gestirne Kraftvoll geordneten Lauf nach des Erhabenen Gesetz. Mir dem Forschenden öffneten sie ihre Tiefe und schaudernd Spürt ich die göttliche Hand die sie mit Liebe erschuf.

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Bilder: Klaus Beneke

Andrej Dimitrijewitsch Sacharow [russ. Андрей Дмитриевич Сахаров]

 

Russischer Atomphysiker und Bürgerrechtler; der Sohn eines Physiklehrers meldete sich 1939 freiwillig zur Roten Armee. Anschließend studierte er Physik an der Moskauer Universität sowie im turkmenischen Aschgabat. 1947 promovierte er am Lebedjew-Institut der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften in Nuklearphysik. Sacharow war führend an der Entwicklung der sowjetischen Wasserstoffbombe beteiligt; so entwickelte Sacharow, der 1953 Vollmitglied der sowjetischen Akademie der Wissenschaften geworden war, die größte je gezündete Wasserstoffbombe, die sog. Zar-Bombe, die ohne die letzte Fissionstufe 1961 getestet wurde und die eine Sprengkraft von 50 bis 60 Megatonnen hatte. In seinem Memorandum Gedanken über den Fortschritt, die friedliche Koexistenz und geistige Freiheit (1968) wandte er sich gegen die ideologische Teilung der Welt. 1970 gründete er ein Komitee für Menschenrechte und trat für die Demokratisierung der sowjetischen Gesellschaft ein. Von 1980 bis 1986 war er nach Gorki (heute Nischni Nowgorod) verbannt worden, setzte aber trotz der Verfolgung seine Aktivitäten fort. Im Zuge der Reformpolitik Michail Gorbatschows (*1931) konnte er 1986 schließlich nach Moskau zurückkehren, wo er 1989 Abgeordneter im Kongreß der Volksdeputierten wurde.

Auszeichnungen u.a.: Friedensnobelpreis (1975).

Autobiographie: Mein Leben (posthum 1991).

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Moskau, Wostrjakowskoje-Friedhof

Heidelberg, Bergfriedhof

Heidelberg, Bergfriedhof

Michael Thomas Mann

 

Deutscher Literaturwissenschaftler; jüngster Sohn Thomas und Katia Manns; besuchte zunächst in München das renommierte Wilhelmsgymnasium, kam dann aber wegen schlechter schulischer Leistungen auf das im Inntal gelegene Internat Schloß Neubeuern. Als seine Eltern 1933 Deutschland verließen, kam er mit ihnen und seinen Geschwistern zunächst nach Frankreich, dann nach Küsnacht in der Schweiz, bevor die Familie 1939 schließlich in die Vereinigten Staaten emigrierte. In New York heiratete er die aus der Schweiz stammende Gret Moser (aus dieser Ehe stammt der 1940 im kalifornischen Monterey geborene Fridolin Mann). Der von seinem nicht geliebte Sohn interessierte sich für die Musik und erlernte das Spielen der Violine und der Bratsche und entwickelte sich zu einem bekannten Musiker; zwischen 1942 und 1947 spielte er als Violinist im Symphonieorchester von San Francisco, Ende der 1940er Jahre trat er sogar als Solobratschist in den USA und Europa auf. Ende der 1950er Jahre gab er dann den Beruf als Musiker auf, übersiedelte nach Massachusetts, studierte dort an der Harvard-University Germanistik und kehrte dann nach Kalifornien zurück, wo er an der University of California in Berkeley von 1964 bis 1977 als Professor im German Department tätig war. Kurz nachdem er dort seine Arbeit aufgenommen hatte, veröffentlichte er Das Thomas-Mann-Buch. Eine innere Biographie in Selbstzeugnissen (1965)", und zehn Jahre später begann er mit der Editierung der Tagebücher seines Vaters, die gemäß des Testaments Thomas Manns gerade zur Veröffentlichung freigegeben waren. 

Im Gegensatz zu seinem Vater stellte sich ihm die Frage einer Rückkehr nach Deutschland nicht. Michael Mann, hochbegabt, aber auch jähzornig und exzentrisch, starb in der Neujahrsnacht 1977 im Alter von nur 57 Jahren aufgrund der Einnahme von Schlaftabletten in Verbindung mit Alkohol.

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Bilder: Dieter Georg (2004)

Kilchberg am Zürichsee, Friedhof

Johann Georg Varrentrapp

 

 

Deutscher Mediziner; studierte ab 1827 zunächst in Heidelberg, dann in Straßburg, Paris und Würzburg und promovierte 1831 in seiner Vaterstadt. 1832 und 1838 unternahm er zwei wissenschaftliche Reisen: Die erste führte ihn durch Deutschland und Österreich, die zweite nach Holland, Belgien (in Brüssel besuchte er einen hygienischen Kongreß) und England. Die Erfahrungen aus diesen Reisen, auf denen er u.a. Hospitäler besuchte und sich für Methoden der Stadtreinigung interessierte, hielt er in seinem Tagebuch einer medizinischen Reise fest. 1841 wurde er als Nachfolger seines Vaters Chefarzt am Hospital zum Heiligen Geist in Frankfurt. Er war auch Direktor der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, Vorsitzender des Ärztevereins und des Pestalozzivereins, der sich gefährdeter Kinder annahm. Varrentrapps Verdienste liegen jedoch hauptsächlich im Bereich von Maßnahmen, die der Gesundheitsfürsorge dienten. Auf diesen Gebiet erwarb er sich große Verdienste. Nachdem innerhalb eines Monats im Sommer 1854 aufgrund der schlechten hygienischen Situation wiederum 2.680 Personen erkrankt und 1.140 an einer Seuche gestorben waren, schlug Varrentrapp als Referent der Kommission zur Prüfung des Kanalbaus in der Eschersheimer Landstraße vor, das Problem grundsätzlich anzugehen, indem eine Schlemmkanalisation eingerichtet werden solle. Nach entspr. Vorbereitungen wurde mit deren Bau mit dem erste Spatenstich am 24. April 1867 an der Ecke Reuterweg und Bockenheimer Anlage begonnen. Bereits 10 Jahre nach dem Tode Varrentrapps, der von 1867 bis 1884, als er sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen mußte, Stadtverordneter war, umfaßte die Schwemmkanalisation eine Länge von 200 Kilometer. Ebenfalls auf seine Initiative hin erfolgte die Einführung einer Zentralen Wasserversorgung. Wie Edwin Chadwick in England und Max von Pettenkofer in München, beides führende Hygieniker, erhoffte sich Varrentrapp eine verbesserte Gesundheitssituation für die seinerzeit auf engsten Raum lebende Bevölkerung der großen Städte, die überwiegend noch einen mittelalterlichen Charakter hatten1. Außerdem regte er 1867 die Gründung einer Sektion für Hygiene an, die unter seiner Redaktion ab 1868 die Deutsche Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege herausgab. Zudem entstand 1873 der Deutsche Verein für öffentliche. Gesundheitspflege.

Werke u.a.: Über Entwässerung der Städte (1868).

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1 Noch bis in das erste Viertel des 20. Jahrhundertshinein wurden in den engen Gassen der Frankfurter Altstadt u.a. Schweine gehalten.

Modell der Altstadt Frankfurt am Main (im Historischen Museum, Frankfurt)

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Bilder: Dieter Georg (03/2013)

Volkmar Sigusch

 

 

Deutscher Psychiater und Sexualwissenschaftler; Sohn eines Bankdirektors; verließ 1961, dem Jahr in dem die Berliner Mauer errichtet wurde, die Deutsche Demokratische Republik (DDR) über Ost-Berlin, wo er bereits an der Humboldt-Universität ein Studium der Medizin begonnen hatte und setzte seine Studien der Medizin, Psychologie und Philosophie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno und in Hamburg fort. 1966 wurde er zum Dr. med. promoviert und habilitierte 1972 bei Hans Bürger-Prinz (*1897, †1976,) an der Universität Hamburg im Fach Sexualwissenschaft.

Seit seiner Berufung 1972 auf den neu eingerichteten Frankfurter Lehrstuhl für Sexualwissenschaft gehörte er als Hochschullehrer neben dem Fachbereich Medizin auch dem Fachbereich Gesellschaftswissenschaften an, in dem er Professor für spezielle Soziologie war.

Außerdem war Sigusch zwölf Jahre lang geschäftsführender Direktor des Zentrums der psychosozialen Grundlagen der Medizin (ZPG) des Klinikums der Goethe-Universität Frankfurt, in dem die Fächer Medizinische Psychologie, Medizinsoziologie, Arbeitsmedizin und Sexualwissenschaft vertreten waren.

1973 gründete er die International Academy for Sex Research zusammen mit Wissenschaftlern wie William Masters (*1915, †2001), John Money (*1921, †2006), Gunter Schmidt (*1938). Sigusch gilt als ”Begründer der kritischen Sexualwissenschaft“, die die menschliche Sexualität auch unter dem Blickwinkel ihrer gesellschaftlichen Bezüge untersucht.

Er war erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung, der ältesten und größten Fachgesellschaft für Sexualwissenschaft in Deutschland. Außerdem war Sigusch Mitherausgeber der Zeitschrift für Sexualforschung.

Werke u.a.: Vom Trieb und von der Liebe. (1984), Praktische Sexualmedizin (2005), Neosexualitäten. Über den kulturellen Wandel von Liebe und Perversion (2005), Geschichte der Sozialwissenschaft (2008), Auf der Suche nach der sexuellen Freiheit (2011).

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Bilder: Günter Bihn (10/2024)

Frankfurt am Main OT Oberrad, Trauerwald

Wissenschaft & Forschung XLI

Omnibus salutem!