Bilder: KN (22.08.2006)

Johannes Janssen

 

Deutscher Historiker; bedeutender Vertreter der katholischen Geschichtsschreibung; studierte zunächst Theologie in Münster und Löwen, wechselte jedoch ab 1851 nach Bonn, um Geschichtswissenschaften zu studieren. Folgte nach der Habilitation an der Universität in Münster einem Ruf an das Städtische Gymnasium in Frankfurt am Main als Professor für Geschichte. Ab 1860 ordinierter Priester, kehrte er nach einem Aufenthalt in Rom nach Frankfurt in den Schuldienst zurück. 1875 ließt er sich für die Zentrumspartei im Wahlkreis Montjoie-Schleiden-Malmedy in das preußische Abgeordnetenhaus wählen, legte jedoch im Herbst 1876 sein Mandat wieder nieder und kehrte das Frankfurter Städtische Gymnasium zurück. Janssen war in den 1860er Jahren zunächst ein Anhänger Preußens und dessen Bestrebungen der Reichseinheit, wandte sich jedoch als katholischer Lehrer später im Kulturkampf gegen die Bismarcksche Politik. 1880 wurde er zum persönlichen Prälat von Papst Leo XIII. ernannt. Von ihm stammen u.a. Die Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgang des Mittelalters und Die Politische Korrespondenz der Reichsstadt Frankfurt.

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Bild: Wolfgang Prokosch (08/2006)
Bild: Wolfgang Prokosch (08/2006)

Hans Berger

                                           

Deutscher Psychiater und Neurologe; der Sohn eines Arztes studierte zunächst Mathematik und Astronomie, wandte sich dann jedoch der Medizin zu. Von 1919 bis 1938 war er Direktor der Jenaer Universitätsklinik für Psychiatrie und Neurologie. 1924 leitete als erster das Hirnstrombild (Elektroenzephalogramm) von der unversehrten Kopfhaut ab. Für diese wissenschaftliche Leistung wurde er in Deutschland ausgelacht und ignoriert, bald jedoch international bekannt (vor allem in den USA). 1935 (andere Quellen sprechen von 1937) sollte er den Nobelpreis bekommen, was jedoch die Nationalsozialisten verhinderten (nach der Verleihung des Nobelpreises an Carl von Ossietzky hatten sie die Entgegennahme des Preises durch “Reichsdeutsche” verboten und einen eigenen Preis, den Deutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft, kreiert). 1938 mußte Berger, der zeitweise auch Rektor der Universität war, ohne jegliche Ehrung in entwürdigender Weise die Universität verlassen. Als er 1946 von einem türkischen Wissenschaftler erneut für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde, wurde bekannt, daß Berger bereits 1941 seinem Leben ein Ende gesetzt hatte.

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August Schleicher

Deutscher Sprachwissenschaftler; der Sohn eines Arztes begann 1840 zunächst in Leipzig ein Studium der Theologie, wechselte dann kurzzeitig an die protestantische Hochschule nach Erlangen, dann nach Tübingen, wo er sich, nachdem er mit der Philosophie Georg Wilhelm Friedrich Hegels in Berührung gekommen war, mit Philosophie beschäftigte, verlegte sich dann jedoch auf das Studium der orientalischen Sprachen. 1843 erfolgte ein weiterer Wechsel, diesmal an die Universität Bonn. Nach der Beendigung seines Studiums kehrte er in seine Heimat zurück und arbeitete zunächst als Privatgelehrter. 1850 erhielt er einen Ruf an die Prager Universität als außerordentlicher Professor für Klassische Philologie und 1853 als Ordinarius für vergleichende Sprachforschung, Deutsch und Sanskrit. 1857 folgte er einem Angebot der philosophische Fakultät der Universität in Jena. Er führte grundlegende Arbeiten zur Erforschung des Indogermanischen durch und gilt zusammen mit dem Sprach- und Sankritforscher Franz Bopp (*1791, +1867) als deren Wegbereiter. Zugleich gilt er als Begründer der Slawistik. Besondere Verdienste erwarb er sich in der vergleichenden Sprachwissenschaft. Er wandte den Darwinschen Entwicklungsgedanken auf die Sprachwissenschaft an.

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Jena, Alter Friedhof

Bilder: Dieter Müller (08/2006)

Karl Bonhoeffer

 

Deutscher Psychiater; Vater von des von den Nationalsozialisten ermordeten Theologen Dietrich Bonhoeffer (*1906, †1945) und des Chemikers Karl Friedrich Bonhoeffer (*1899, †1857); stellte die exogen verursachten seelischen Störungen den endogen verursachten gegenüber. Während der Zeit des Nationalsozialismus war er als Gutachter an Zwangssterilisationen beteiligt. Dennoch soll er nach Auffassung einiger Historiker gegen das sogenannten Euthanasieprogramm Widerstand geleistet und die Entlassung jüdischer Ärzte an der Berliner Charité zu verhindern versucht haben. Im sog. Reichtagsbrandprozeß stellte er dem mutmaßlichen Brandstifter Marinus van der Lubbe ein psychiatrisches Gutachten aus, in dem er diesem Zurechnungsfähigkeit zugebilligte.

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Berlin, Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedhof Heerstr.

Bilder: Dieter Müller (08/2006)

August Methusalem Georg Büchmann

Deutscher Philologe; studierte nach dem Besuch des Joachimsthalsche Gymnasium von 1841 bis 1844 Theologie, Sprachwissenschaften und Archäologie an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin (Promotion 1845 in Erlangen). Nach der staatlichen Lehramtsprüfung 1848 war er zunächst Lehrer am französischen Gymnasium in Berlin, dann drei Jahre in Brandenburg an der Havel und schließlich von 1854 bis 1877 Sprachlehrer an der Gewerbeschule in Berlin-Friedrichswerder. Er war der Herausgeber einer Sammlung von Zitaten, Geflügelte Worte (1864).

Inschrift: Σκιᾶς ὄναρ ἄνθρωπος (Skias onar anthropos, dt. Eines Schattens Traum ist der Mensch).

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Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof

Bilder: Dieter Müller (08/2006)

Gustav Robert Kirchhoff

Deutscher Physiker; wirkte von 1850 bis 1854 als Professor in Breslau, von 1854 bis 1875 in Heidelberg und von 1875 bis 1886 in Berlin. Bereits als Student stellte er 1845, weit allgemeiner als Georg Simon Ohm es tat, die Gesetze der Stromverzweigung auf (kirchhoffsche Regeln). Er führte zusammen mit Robert Wilhelm Bunsen 1859/60 Untersuchungen zur Emission und Absorption des Lichts durch, die die Grundlage der Spektralanalyse darstellten und zur Aufstellung des kirchhoffschen Strahlungsgesetzes führten. Mit der Spektralanalyse konnte er die Fraunhoferschen Linien als Absorptionslinien erklären und entdeckte dadurch gemeinsam mit Bunsen die Elemente Cäsium und Rubidium. Kirchhoff untersuchte außerdem Fragen der Mechanik, der Akustik (Erklärung der Chladni-Figuren) und der Elektrizitätsleitung, wobei er 1857 erkannte, daß diese annähernd mit Lichtgeschwindigkeit durchflossen werden (Quelle: Brockhaus).

Von Kirchhoff und Bunsen entwickeltes Spektroskop

 

 

 

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Jena, Alter Friedhof

Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof

Augustin Jean Fresnel

 

Französischer Physiker und Ingenieur; Sohn eines Architekten; studierte in Caen und besuchte die École polytechnique in Paris, die er mit Auszeichnung des Ingenieurs absolvierte, und ging dann an die École Nationale des Ponts et Chaussées. Nach der Rückkehr Napoléons aus elba verlor er seine Anstellung als Ingenieur, da er Anhänger der Bourbonen war. Aber bereits 1815, nach der Restauration, erhielt er einen Posten als Ingenieur in Paris. Seit 1823 war er Mitglied der Académie des sciences; außerdem war er Mitglied der Royal Society von London.

Fresnel trug wesentlich zur Erkenntnis auf dem Gebiet der Optik bei. Er studierte sowohl theoretisch als auch experimentell das Verhalten von Licht. Ab 1815 begründete er die Wellentheorie des Lichts; er erkannte, daß die Wellenbewegung des Lichtes transversal, d.h. quer zu einer Bestimmungslinie und nicht - wie bisher angenommen - longitudinal d.h. in der Längsrichtung wie Schallwellen verlaufen. Außerdem untersuchte er die Polarisation des Lichts und die Doppelbrechung. Fresnel erfand den nach ihm benannten Doppelspiegel und das Doppelprisma; er konstruierte die Fresnel-Linse, die noch heute Anwendung findet, u.a. in Leuchttürmen oder Scheinwerfern in Film- und Fernsehstudios.

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Bilder: Herbert Herterich (02/2014)

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Philippe Pinel

 

Französischer Psychiater; Sohn eines Landarztes; wurde im Collège des Doctrinaires in Lavaur (Dép.Tarn) erzogen; von der lateinischen Sprache und der Religion beeindruckt, empfing er die niederen Weihen des “petit séminaire” und unterrichtete Theologie, eine Tätigkeit, die er schließlich aufgab; in Toulouse wandte er sich den Wissenschaften zu, studierte - bereits fast 30 Jahre alt - Mathematik und Medizin. Dort hatte er auch erstmals Gelegenheit, die Verrückten (alienes) im Krankenhaus La Grave zu beobachten. Später setzte er dann in Montpellier das Studium der Medizin fort, bevor er 1778 nach Paris ging, wo er zunächst Nachhilfeunterricht in Mathematik erteilte und medizinische Werke übersetzte, u.a. Les Institutions de médecine pratique des englischen Mediziners William Cullen und Œuvres médicales des italienischen Arztes Giorgio Baglivi. 1784 nahm er an einem zweimonatigen Seminar des Mesmer-Schülers Charles Deslon, Leibarzt des Grafen Artois, über den tierischen Magnetismus teil. Als 1789 die Französische Revolution ausbrach, war er von ihr zunächst angetan, distanzierte sich von ihr allerdings, als sie in den “terreur” abglitt. Zu jener Zeit arbeitete er im Pflegeheim des Arztes Belhomme in Charonne. Am 25.8.1793 wurde er - u.a. auf Vorschlag des Arztes und Philosophen Pierre Jean Georges Cabanis, den er im Salon der Anne-Catherine Helvetius kennengelernt hatte - Arzt an der Anstalt für geistig Verwirrte in Bicêtre. wo er erstmals ärztliche Behandlungen ohne Zwangsmaßnahmen durchsetzte; so wurden den Patienten z.B. die Handschellen abgenommen oder die Verabreichung unnützer Medikamente verboten. 1795 wurde er schließlich Leitender Arzt des Hôpital Salpêtrière. Auch hier begann er sofort mit der Reform des Krankenhauses und der Behandlungsmethoden und erwarb durch seine Arbeit und Schriften um die Behandlung der Kranken und auch die Ausbildung der Psychiatrie zur Wissenschaft große Verdienste. 1801 verfaßte er das Werk Traité médico-philosophique sur l'aliénation mentale, in dem er verschiedene Erscheinungsformen der psychischen Krankheiten systematisierte:

Und er stellte einen Zusammenhang zwischen biologisch-pathologischen Geschehens und psychischen Auswirkungen her; psychische Störungen würden aufgrund physiologischen Leids durch Emotionen hervorgerufen.

1803 wurde er Mitglied der l'Académie des sciences (Akademie der Wissenschaften).

Philippe Pinel in der Salpêtrière, Veranlassung der Entfernung der Ketten von Patienten im Pariser Asyl für geisteskranke Frauen (pinxit Tony Robert-Fleury, 1795)

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Bilder: Herbert Herterich (02/2014)

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Alfred August Arnold Müller-Armack

 

 

Deutscher Volkswirtschaftler und Soziologe; Sohn eines Abteilungsleiters bei der Firma Krupp in Essen; studierte ab 1919 Nationalökonomie und Philosophie an den Universitäten Gießen, Freiburg im Breisgau, München und schließlich Köln. Nach seiner Habilitation im Jahre 1926 war er zunächst als Privatdozent tätig. 1933 trat er der NSDAP bei, da er nach den Erfahrungen in der Weimarer Republik der Meinung war, der Staat bedürfe einer starken Leitung, trat aber als PG nicht weiter in Erscheinung. 1934 war er zunächst außerordentlicher Professor an der Universität Köln, bevor er 1938 einem Ruf an die Universität in Münster folgte und dort 1940 als ordentlicher Professor geschäftsführender Direktor am Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften wurde und die Forschungsstellen sowohl für das Siedlungs- und Wohnungswesen als auch für die allgemeine und textile Marktwirtschaft leitete. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges trat er der Partei der Christlich Demokratischen Union (CDU) bei und veröffentlichte das Werk, das ihn bekannt machte, Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft (1947). In ihm verurteilte er Eingriffe des Staates oder gar die Lenkung der Wirtschaft durch den Staat und forderte den Vorrang einer liberalen Ordnung. Mit dieser Schrift und seiner Schrift Studien zur sozialen Marktwirtschaft (1960) prägte Müller-Armack, ein Vertreter der u.a. von Walter Eucken gegründeten Freiburger Schule und des Ordoliberalismus, den Begriff “soziale Marktwirtschaft” und lieferte dafür theoretische Grundlagen. 1950 wechselte er an die Universität zu Köln und gründete dort gemeinsam mit Franz Greiß das Institut für Wirtschaftspolitik als unabhängiges wirtschaftswissenschaftliches Forschungsinstitut. Von 1952 bis 1963 war er im Bundeswirtschaftsministerium bei Ludwig Erhard tätig, seit 1958 als Staatssekretär für Europäische Angelegenheiten. 1960 wurde er Vorsitzender des Konjunkturausschusses der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). 1963, nach dem Kanzlerwechsel, dem Rücktritt Konrad Adenauers als Bundeskanzler und der Wahl Ludwig Erhards als dessen Nachfolger, schied er aus dem Bundesdienst aus und wurde 1964 Stadtverordneter der (CDU) in Köln. Von 1966 bis 1968 war er Aufsichtsratsvorsitzender der Rheinischen Stahlwerke in Essen.

Werke u.a.: Wirtschaftsordnung und Wirtschaftspolitik (1966), Genealogie der sozialen Marktwirtschaft (1974).

Auszeichnungen u.a.: Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband (1962)

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Bilder: Claus Harmsen (stones & art, 02/2014)

Riedering (Chiemgau), Gemeindefriedhof

Wissenschaft & Forschung XXXVIII

Omnibus salutem!