Friedlieb Ferdinand Runge

 

Deutscher Chemiker; der Sohn eines Pastors studierte nach einer Apothekerlehre in Lübeck ab 1816 Medizin in Berlin, Jena und Göttingen. Dann folgte seinem Freund, dem Dichter Heinrich Hoffmann von Fallersleben nach Breslau, wo er außerordentlicher Professor der technischen Chemie wurde. Als er sich 1832 in Oranienburg niederließ, richtete er sich dort ein eigenes Chemielabor ein und entdeckte dort die Alkaloide Koffein und Atropin und wurde mit der Auffindung von Anilin, Phenol u.a. Verbindungen im Steinkohlenteer Wegbereiter der Teerfarbstoffchemie z.B. der Badische Anilin- und Soda-Fabrik (BASF).

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Oranienburg, Friedhof a.d. Friedensstraße

Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (07/2006)
Bilder: 11.07.2006

Barthold Georg Niebuhr

pixit Louise Seidler      

Deutscher Altertumsforscher; der Sohn des Orientreisenden Carsten Niebuhr stand zunächst in dänischem Staatsdienst, wo er 1804 bis zum Direktor der Dänischen Staatsbank aufstieg, Freiherr vom Stein, der die preußischen Finanzen ordnen sollte, gewann Niebuhl zur Mitarbeit, so daß er 1806 in den Dienst des preußischen Staates in Berlin trat. Als allerdings Hardenberg 1810 zum Staatskanzler berufen wurde, dessen Politik er nicht unterstützen mochte, zog er sich aus den Staatsgeschäften zurück und begann ab dem Wintersemester 1810/11 Vorlesungen zur römischen Geschichte an der neu gegründeten Berliner Universität zu halten. Von 1816 bis 1823 war er preußischer außerordentlicher Gesandter beim Heiligen Stuhl in Rom und seit 1825 schließlich Professor in Bonn. Als solcher war er Mitbegründer der philologisch-kritischen Geschichtswissenschaft.

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Bonn, Alter Friedhof

Alfred Lothar Wegener

                      

Deutscher Geophysiker, Meteorologe und Polarforscher; Vetter des Schauspielers Paul Wegener; einer Pastorenfamilie entstammend, nahm er von 1906 bis 1908, 1912/13 und 1929/30 (als Leiter) an Expeditionen zum Inlandeis Grönlands teil, wo er bei einem Rückmarsch starb. Er begründete die Kontinentalverschiebungstheorie, bei der er von der Existenz eines Urkontinent (Pangäa) ausging, der in der Trias in Schollen zerbrach, die sich allmählich auseinanderbewegen. In den 1960er Jahren wurde seine Theorie durch wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigt. Nach Wegener benannt ist das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, das in Bremerhaven mit Außenstellen auf Helgoland, List (Sylt), in Potsdam, der AWIPEV (Station auf Spitzbergen) und der Neumayer-Station III auf dem Ekström-Schelfeis, Antarktis) arbeitet.

Alfred Wegener (links) und Rasmus Villumsen vor der Abfahrt von Eismitte am 2.11.1930

 

 

Werke u.a.: Thermodynamik der Atmosphäre (1911), Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1915), Die Klimate der geologischen Vorzeit (1924, mit Wladimir Köppen).

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Rheinsberg OT Zechlinerhütte (Ldkrs. Ostprignitz-Ruppin) Friedhof

Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (07/2006)

Hinweis: Es handelt sich um eine Gedenktstätte. Wegener fand seine letzte Ruhestätte im Eise Grönlands, wo es am 12.5.1931 entdeckt wurde.

Bilder: KN (28.07.2006)

Samuel Thomas Soemmerring

Deutscher Arzt, Anthropologe, Paläontologe und Erfinder; geboren als neuntes Kind des Arztes Johann Thomas Soemmerring studierte er ab 1774 Medizin in Göttingen. Nach ausgedehnten Studienreisen durch Holland, England und Schottland wurde er auf Vermittlung seine Freundes Georg Forster 1779 Professor der Anatomie am Kasseler Collegium Carolinum und vorübergehend auch Mitglied der Freimaurer und Rosenkreuzer. In Kassel beschäftigte er sich u.a. intensiv mit körperlichen Mißbildungen, mit dem Gehirn und dem Bau der Lungen. Nachdem das Collegium Carolinum aufgelöst worden war, wechselte er von einer eher freiheitlichen Atmosphäre der Lehre in Göttingen und Kassel an den “Sitz des Aberglaubens”, an die Universität im katholischen Mainz, an der er mit Unterbrechungen von 1784 bis 1794 Professor für Anatomie und Physiologie war. Hier entdeckte er auch den “gelben Fleck” in der Netzhaut und beschrieb ihn im Bildband Vom Baue des menschlichen Auges (1801). Nach seiner Heirat mit der Frankfurter Bürgerstochter Margarethe Elisabeth Grunelius (*1768, †1802) erlangte er das Frankfurter Bürgerrecht, blieb jedoch zunächst in Mainz. Dort traf er auch mit Johann Wolfgang von Goethe zusammen, der als Begleiter von Fürst Carl August während des Frankreichfeldzuges dort Station machte. Nach seinem Wechsel nach Frankfurt ließ er sich dort als praktischer Arzt nieder (wobei Friedrich Hölderlin, der Hauslehrer in der Familie des Bankiers Gontard war, zu seinen Pastienten gehörte; zudem war Susette Gontard eine enge Freundin seiner Frau Margarethe Elisabeth). Nach dem frühen Tod seiner Frau folgte Soemmerring 1805 einem Ruf als Anatom an die Akademie der Wissenschaften nach München. Hier entwickelte er seinen elektrochemischen Telegraphen, er der Nachrichtenübermittlung dienen sollte (Modelle hiervon heute im Deutschen Museum in München und im Frankfurter Museum für Kommunikation). Er beschäftigte sich aber auch mit der jungen Wissenschaft der Paläontologie. 1820 kehrte er zurück nach Frankfurt, wo er u.a. im Physikalischen Verein der Senckenbergischen Gesellschaft ehrenamtlich tätig war und astronomische Beobachtungen durchführte.

Unter Verwendung: Dr. Ulrike Enke, Gießen “Zum 250. Geburtstag des Anatomen Samuel Thomas Soemmerring (1755-1830)”, Hess. Ärzteblatt (01/2005).

Werke u.a.: Über die körperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europäer (1784), Vom Baue des menschlichen Körpers (1791-96). 

Inschrift: PATRI OPTIMI SAMUELI THOMAE A SOEMMERRING NATO THORNUM DIE XXVIII IAN MDCCLV DEFUNCTO FRANCOFURTI DIE II MART MDCCCXXX LIBRERI (Des besten Vaters Samuel Thomas Soemmerring, geboren zu Thorn am 28. Tage des Januar 1755, gestorben in Frankfurt am 2. Tage des März 1830. Die Kinder).

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Bild: Martina Schulz (07/2006)

Friedrich Wilhelm Bessel

Deutscher Astronom, Mathematiker und Geodät; der Zeitgenosse von Carl Friedrich Gauß, mit dem er korrespondierte, war einer der bekanntesten deutschen Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts. Wegen seiner schlechten Leistungen in Latein wurde er im Alter von 14 Jahren auf eigenen Wunsch vom Gymnasium genommen. Dafür hatte sich seine besondere Begabung für die Mathematik schon früh gezeigt. Ab 1799 arbeitete er in der Bremer Import/Export-Firma von Andreas Kuhlenkamp, mit dem er eine 7-Jahresvertrag geschlossen hatte. Während dieser Zeit bildete er sich weiter, lernte Englisch und Spanisch, eignete sich Kenntnisse in Geographie und Grundzüge in Navigation an und entwickelte ein besonderes Interesse an Astronomie. 1804 trat er mit dem Astronomen Wilhelm Olbers in Kontakt, der u.a. Methoden zur Bahnbestimmung von Himmelskörpern entwickelt hatte und der ihn ermutigte, mit seinen Studien fortzufahren. Auf Olbers Empfehlung nahm Bessel 1806 schließlich eine Stellung im Lilienthal-Observatorium von Johann Hieronymus Schroeter (*1745, +1816) an, an dem er v.a. Kometen und Umlaufbahnen beobachtete. 1809 ernannte ihn der preußische König Friedrich Wilhelm III. zum Direktor des neugegründeten Königsberger Observatoriums und berief ihn 1810 zum Professor an die Albertus Universität in Königsberg, eine Stellung die er bis an sein Lebensende innehaben sollte. 1812, dem Jahr in dem er Johanna Hagen (*1794, +1885) heiratete, wurde er Mitglied der Berliner Akakademie der Wissenschaften; außerdem war er Mitglied auch der Petersburger Akademie der Wissenschaften. Bessel lieferte grundlegende Arbeiten zu astronomischen und geodätischen Fundamentalgrößen (Bessel-Normalellipsoid, Bessel-Jahr), zur astronomischen Refraktion, Potenzialtheorie und Theorie der planetarischen Störungen. 1838 gelang es ihm als erstem, eine Sternparallaxe zu bestimmen. Bessel zu Ehren wurde ein großer Mondkrater im Meer der Ruhe (mare serenitatis) nach ihm benannt.

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Königsberg, Alter Neuroßgärter Friedhof (heute Volkspark)

Gerhard Küntscher

 

 

Deutscher Arzt (Chirurg); der Sohn von Gustav Hermann Küntscher (Direktor in der Webstuhlfabrik von Louis Schönherr in Chemnitz) und dessen Ehefrau Marie Therese, née Gottschaldt; studierte an den Universitäten in Würzburg, Hamburg und Jena Medizin und Naturwissenschaften und war später Professor in Kiel, Schleswig, Hamburg und Flensburg. Ab April 1941 war er zum Kriegsdienst herangezogen und bis zum Ende des Krieges an der Ostfront eingesetzt, wo er sowohl auf Hauptverbandplätzen als auch in Kriegslazaretten tätig war.

Küntscher ist der Erfinder des sog. Küntscher-Nagels, mit dessen Hilfe Knochenbrüche gerichtet und geheilt werden. Außerdem wurde nach ihm die Gerhard Küntscher Society, die internationale Vereinigung für Osteosynthese, benannt.

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Bilder: Claus Harmsen (stones & art, 08/2006))

Flensburg, Friedhof Mühlenstraße

Hendrik Antoon Lorentz

 

Niederländischer Mathematiker und Physiker; Sohn eines wohlhabenden Kunstgärtners; verließ mit ausgezeichneten Noten die Hogereburgerschool (höhere Bürgerschule) in seiner Geburtsstadt und studierte ab 1870 an der Universität von Leiden, promovierte 1875 dort im Alter von 22 Jahren und wurde 1878 Professor für mathematische Physik an der Leidener Universität, der er für den Rest seines Lebens verbunden blieb (bei ihm promovierte u.a. Adriaan Fokker (1913), Cousin des berühmten Flugzeugbauers Anthony Fokker. Bekannt wurde er durch seine 1875 auf der Grundlage der maxwellschen Theorie entwickelte elektromagnetische Theorie des Lichtes sowie der Elektronentheorie der Materie und ihre Anwendungen für die Probleme von Licht und Wärmestrahlung. Er postulierte das Konzept des Elektrons als Träger von elektrischen Ladungen und konnte damit das Verhalten von Licht beim Durchgang durch transparente Körper erklären. 1892 führte er die Lorentz-Kontraktion, 1895 die Lorentz-Kraft und 1899 die Lorentz-Transformation in die Elektrodynamik. Lorentz’ Arbeiten legten die mathematischen Grundlagen, auf denen die Spezielle Relativitätstheorie Albert Einsteins, den er sehr schätze, aufgebaute. Nach der Auszeichnung mit den Nobelpreis war Lorentz ein gefragter Wissenschaftler: Er hielt u.a. Vorlesungen an der Columbia University in New York City, und in den 1920er Jahren war er Gastdozent an drei verschiedenen amerikanischen Universitäten.

Mit Albert Einstein vor seinem Haus in Leiden (1921)

1910 war er erstmals Organisator und Vorsitzender der Solvay-Konferenzen, internationalen Fachkonferenzen auf dem Gebiet der Physik und der Chemie, an denen u.a. Wissenschaftler wie Marie Curie, Albert Einstein, Max Planck, Ernest Rutherford teilnahmen.

 

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Physik (1902 gemeinsam mit Pieter Zeeman).

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Quelle

Haarlem, Algemene Begraafplaats

Daniel Gabriel Fahrenheit

 

Deutscher Physiker; ältestes von fünf Kindern einer Familie von Kaufleuten, von denen nur er das Jugend- und Erwachsenenalter erreichte. Nach dem frühen Tod seiner Eltern - vermutlich durch den Genuß giftiger Pilze - war er gezwungen, in Amsterdamm eine Kaufmannslehrstelle anzunehmen. Er unternahm dann weite Reisen und ließ sich 1717 in Den Haag als Glasbläser nieder und beschäftigte sich vorrangig mit der Herstellung meteorologischer und wissenschaftlicher Instrumente zum Messen des Luftdrucks und der Höhe sowie von Thermometern.

Fahrenheit, sein Thermometer beobachtend

1714 kam er auf die Idee, für die Füllung des Thermometers statt Weingeist Quecksilber zu verwenden, da die Ausdehnung des Quecksilbers unter Wärmeeinfluß besser ist und zwischen 0 °C und 100 °C direkt proportional zur Temperatur entwickelt; zudem benetzt es das Glas nicht, und er führte die nach ihm benannte Temperatureinheit ”Grad Fahrenheit“ °F ein, wobei er den Gefrierpunkt und den Siedepunkt des Wassers als Fundamentalpunkte benutzte. Außerdem fand er heraus, daß jede Flüssigkeit einen für sie spezifischen Siedepunkt hat und daß dieser sich je nach umgebendem Luftdruck ändert. Fahrenheit konstruierte zudem eine verbesserte Version des Hygrometer. 1718 hielt er in Amsterdam Vorlesungen über Chemie. Am 7.5.1724 wurde er zum Fellow der Royal Society gewählt.

Fahrenheits Geburtshaus (Bild: Starcream, 10/2008) Wikipedia.de) cc_somerightsreserved

Während seiner letzten Jahre galt sein Interesse der Entwässerung überschwemmter Landstriche, auf welche er sich von der Regierung der Niederlande ein Privilegium verleihen ließ. Seinem Freund s’Gravesande übertrug er die Sorge für deren Vollendung; nachdem dieser einige Änderungen an der ursprünglichen Konstruktion vorgenommen hatte, versagte die Maschinerie ihren Dienst und geriet bald in Vergessenheit.

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Den Haag, Klosterkirche

Bild: Neumann-Mendig (Franz-Neumann-Stiftung in Stiftung Königsberg) Wikipedia.de

Hinweis: Unteres bild stellt die urspr. Grabstätte auf dem Gelehrtenfriedhof in Königsberg dar.

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Wissenschaft & Forschung XXXVII

Omnibus salutem!