Deutscher Physiker; studierte von 1908 bis 1912 Physik an der Universität von Berlin und war dort ein Schüler von Max Planck, Arbeitete anschließend, unterbrochen durch den Ersten Weltkriegs, in dem er ein Jahr lang in russischer Gefangenschaft in Sibirien war, an der Physikalisch-Technische Reichsanstalt in Berlin. Nach seiner Rückkehr nahm er seine Arbeit dort wieder auf und arbeitete mit Hans Geiger zusammen. 1930 wurde er zum Professor für Physik nach Gießen berufen, anschließend nach Heidelberg und war ab 1934 Direktor des Instituts für Physik am Kaiser-Wilhelm-Institut (später Max-Planck-Institut) für medizinische Forschung; entwickelte die Koinzidenzmethode und wies mit W. Kohlhörster den Teilchencharakter der kosmischen Strahlung nach; Nachweis der Kerngammastrahlung, der u.a. zur Entdeckung der künstlichen Kernanregung führte.
Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Physik (1954) zusammen mit Max Born; Max-Planck-Medaille (1953).
Heidelberg-Handschuhsheim
Deutscher Staatsrechtslehrer; Vater von Walter Jellinek; studierte ab 1867 in Wien Rechtswissenschaften, Kunstgeschichte und Philosophie, sowie bis 1872 Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaft an den Universitäten von Heidelberg und Leipzig. Nach der Habilitation (1879) war er zunächst Privatdozent für Rechtsphilosophie in Wien, bis ihn 1883 ein Ruf als außerordentlichen Professor auf den Lehrstuhl für Staatrecht an der dortigen Universität erreichte. 1889 wurde er ordentlicher Professor in Basel, ab 1891 Ordinarius für Allgemeines Staats- und Völkerrecht in Heidelberg. Jellinek vereinigte philosophisches, historisches und juristisches Denken und erkannte die normative Kraft des Faktischen, d.h. daß Rechtsnormen sich aufgrund faktischer Veränderungen in Staat und Gesellschaft wandeln. Von bleibendem Einfluß sind seine Statuslehre (Status, in denen der Bürger dem Staat begegnet), die Dreielementelehre der Staatsqualität (Volk, Gebiet, Staatsgewalt) und die staatliche Selbstbindung durch Einräumung von subjektiven Rechten des Einzelnen gegenüber dem Staat. Seine Tochter Dora wurde im Dritten Reich in das Ghetto Theresienstadt deportiert; sein jüngster Sohn Otto starb 1943 aufgrund von Mißhandlungen durch die Gestapo.
Werke u.a.: Die Lehre von den Staatenverbindungen (1882), Allgemeine Staatslehre (1900).
Heidelberg, Bergfriedhof
Anton Friedrich Justus Thibaut
Deutscher Jurist; setzte sich bereits 1814 für die Einführung eines für Deutschland geltenden bürgerlichen Gesetzbuches ein und löste damit eine Gegenschrift von Friedrich Carl von Savigny aus, die eine lange akademische Auseinandersetzung zwischen der von Letzterem vertretenen historischen und der von Thibaut vertretenen rechtsphilosophischen Rechtsschule einleitete. Bei ihm studierte u.a. der junge Robert Schumann 1829, bevor dieser sich ganz der Musik zuwandte. Nachfolger Thibauts auf dem Lehrstuhl für Röimisches Recht wurde 1840 Adolph von Vangerow.
Deutscher Chirurg; Professor in Freiburg im Breisgau und ab 1877 in Heidelberg; ab 1906 war er Direktor des von ihm gegründeten Krebsforschungsinstituts Heidelberg und damit Begründer der systematische Krebsforschung. Er war außerdem ein Wegbereiter der Abdominalchirurgie und der nach ihm benannten Operationsmethode von Brüchen, sowie auch der plastischen Chirurgie.
Nostradamus [latinisiert für Michel de Notredame]
Französischer Arzt, Mathematiker und Astrologe, dem bis zum heutigen Tag der Ruf anhängt, er habe die Gabe gehabt, nicht nur Ereignisse seiner, sondern auch einer ferner Zukunft vorherzusehen. Sicher scheint nur, daß der Sohn einer begüterten Familie, mit Vorfahren jüdischen Glaubens väterlicherseits, die im 15. Jahrhundert zum katholischen Glauben übergetreten waren, durch seinen Großvater mütterlicherseits - Leibarzt des Titularkönigs von Jerusalem - viel von dem Geheimwissen erhielt, wie es seinerzeit in Bruderschaften und Geheimzirkeln sehr verbreitet war. Als er ab 1522 an der Universität von Montpellier u.a. Medizin und Mathematik studierte, soll er Freundschaft mit François Rabelais geschlossen haben. Nach seinem Examen ließ er sich 1530 als Arzt zunächst in Agen nieder, war später auch an verschiedenen Orten u.a. in Toulouse als solcher tätig. Dort lernte er den wesentlich älteren Humanisten und Philosophen Julius Caesar Scaliger (*1540, +1609) kennen, in dessen Haus er auch eine Zeitlang wohnte; in Toulouse heiratete er auch eine angeblich sehr schöne Frau (deren Name nicht gesichert ist) und hatte mit ihr zwei Kinder. Nach dem plötzlichen Tod dieser drei (vermutlich aufgrund einer Diphtherieepidemie) im Jahre 1538, verlor sich seine Spur vorübergehend. Vermutlich machte er ausgedehnte Reisen in Europa. Verbreitet ist auch die Ansicht, Nostradamus floh vor der Inquisition; jedenfalls ist sein Wirken als Arzt für 1545 in Marseille belegt. Einen Namen machte er sich dann als Pestarzt in Aix-en-Provence (1546-48). Schließlich ließ er sich 1548 dauerhaft in Salon-en-Provence nieder, nachdem er zuvor, nach damaligem Brauch als Witwer eine Witwe geheiratet hatte (1547). Seine Frau Anne née Ponsard, war jung und reich. Ab 1550 verfaßte er regelmäßig Jahrbücher und Almanache, die Prophezeiungen und Horoskope enthielten. In der Provence war er als erfolgreicher Pestarzt, der Erfolge vorweisen konnte, weil er auf Hygiene achtete und sich nicht schonte, bekannt. Darüber hinaus wurde er jedoch schlagartig berühmt, als er 1555 einen ersten Teil seiner Prophéties publiziert hatte und daraufhin erstmals am 16.8.1556 an den Hof von König Heinrich II. und seiner Gemahlin, Katharina von Medici zu einer Audienz eingeladen worden war. Das zu ihm gefaßte Vertrauen zeigt die Tatsache, daß er zum Leibarzt sowohl von Katharina von Medici als auch später von ihrem Sohn, König Karl IX., berufen wurde. Katharina blieb bis zu ihrem Tod seine Gönnerin, da sich mehrfach seine Prophezeiungen bewahrheitet hatte. So hatte er den Tod ihres Gatten vorhergesagt: tatsächlich starb dieser bei einem Tournier, als ein Auge durch eine Lanze geblendet wurde und er innerhalb von drei Tagen starb. Mysteriös sind auch die Umstände seines Todes: Nostradamus, der bereits seit 1562 kränkelte (Wassersucht, Arteriosklerose, Gicht) verfaßte am 1.7.1566 eine Notiz, in der er vorhersagte, daß man ihn beim nächsten Sonnenaufgang nicht mehr lebend vorfinden werde. Tatsächlich soll ihn sein Sohn am folgenden Morgen tot in seinem Arbeitszimmer aufgefunden haben. Noch am selben Tag wurde er stehend begraben, was damals als eine große Ehre galt.
Inschrift der Grabplatte: RELIQUIAE MICHAELIS NOSTRADAMUS IN HOC SACELLUM TRANSLATAE FUERUNT POST ANNUM MDCCLXXXIX EPITAPHIUM RESTITUTUM MENSE IULIO ANNO MDCCCXIII [Die sterblichen Überreste des Michael Nostradamus sind in diese Kapelle nach dem Jahre 1789 in den im Juli 1813 wiederhergestellten Epitaph überführt worden.]
DM. CLARISSIMI OSSA MICHAELIS NOSTRADAMI, UNIUS OMNIUM MORTALIUM IUDICIO DIGNI, CUIUS PENE DIVINO CALAMO TOTIUS ORBIS, EX ASTRORUM INFLUXU, FUTURI EVENTUS CONSCRIBERENTUR. VIXIT ANNOS LXII. MENSES VI. DIES XVII. OBIIT SALONE AN. MDLXVI. QUIETEM POSTERI NE INVIDETE. ANNA PONTIA GEMELLA CONIUGI OPT. V. FELICIT. [In die Hand Gottes. Hier ruhen die Gebeine des sehr berühmten Michael Nostradamus, des einzigen unter allen Sterblichen, würdig, mit einer nahezu göttlichen Feder die Ereignisse zu beschreiben, die in der ganzen Welt unter dem Einfluß der Gestirne geschehen werden. Er lebte 62 Jahre, 6 Monate und 17 Tage. Er starb in Salon im Jahre 1566. Nachfolgende störet nicht seine Ruhe. Anna Pontia Gemella wünscht ihrem Gatten die ewige Glückseligkeit.]
Salon-de-Provence, Église Saint Laurent
Geburtshaus Nostradamus’ in Saint-Rémy-de-Provence
Hinweis: Die ursprüngliche Grabstätte, die er selbst bestimmt hatte, befand sich in der Klosterkirche der Barmherzigen Brüder in Saint-Rémy-de-Provence; das Grab wurde jedoch während der Französischen Revolution geschändet und zerstört. Die Gebeine wurden schließlich 1813 an den jetzigen Ort verbracht (s.a.Hinweis auf der Grabplatte).
Heidelberg, Bergfriedhof
Heidelberg, Bergfriedhof
Karl Philipp Adolph von Vangerow
Deutscher Rechtswissenschaftler; Sohn eines kurfürstlich hessischen Rittmeisters: studierte ab 182 an der Universität Marburg Rechtswissenschaften und war nach seiner Habilitation als Privatdozent an der juristischen Fakultät der Universität tätig. 1833 erfolgte dort seine Ernennung zum außerordentlichen Professor und 1837 zum ordentlichen Professor. 1840 wechselte er als Nachfolger des verstorbenen Anton Friedrich Justus Thibauts auf den Lehrstuhl für Römisches Recht an der Universität Heidelberg., wo er dreißig Jahre lehren wird. Vangerow galt als ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Pandekten, über die er als sein Hauptwerk ein Lehrbuch verfaßte (Lehrbuch der Pandekten, 7. Aufl. 1863 ff).
Heidelberg, Bergfriedhof
Charles Louis Alphonse Laveran
Französischer Mediziner; Sohn eines Militärarztes und Professors an der École de Val-de-Grâce; studierte ab 1863 an der Schule für Allgemeinmedizin in Straßburg und wechselte 1866 an die dortigen allgemeinen Krankenhäuser. 1867 promovierte er über die Regeneration der Nerven. Während des Deutsch-Französischen Krieges ging er 1870 als medizinischer Offizier nach Metz. Er nahm in seiner Eigenschaft als Arzt an der Schlacht bei Gravelotte und dem Sieg in Metz teil. 1874 bestieg er als Nachfolger seines Vaters den Lehrstuhl für Militärische Erkrankungen und Epidemien an der École de Val-de-Grâce. 1878 bis 1883 war er als Militärarzt in Algier stationiert, und arbeitete dort v.a. über Malaria und die afrikanische Schlafkrankheit. 1882 entdeckte er die Malariaparasiten im Blut seiner Patienten. Das Ergebnis seiner Arbeit stellte er in Rom der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vor. Im Jahre 1884 wurde Laveran Professor für Militärhygiene an der École de Val-de-Grâce. 1889 bekam er für die Entdeckung des Erregers der Malaria den Bréant-Preis der Akademie der Wissenschaften. 1894 wurde er führender medizinischer Offizier am Militärkrankenhaus in Lille, später Direktor für Gesundheitsdienste des 11. Armee-Korps in Nantes. 1896 bis 1907 arbeitete Laveran am Pasteur-Institut in Paris. Dort forschte er über verschiedene Krankheitserreger, v.a. über Haematozoa, Trypanosomen und andere Einzeller. 1907 erhielt Alphonse Laveran den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ”in Anerkennung seiner Arbeit über die Rolle, die Einzeller (Protozoen) als Krankheitserreger spielen.“ Im selben Jahr stiftete er mit der Hälfte des Preisgeldes zum Ausbau des Labors für Tropenkrankheiten am Pasteur-Institut in Paris. 1908 gründete er die Société de Pathologie Exotique und blieb für zwölf Jahre Präsident der Vereinigung.
Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Physiologie oder Medizin (1907).
Paris, Petit Cimetière du Montparnasse
Sir Benjamin Thompson, Reichsgraf von Rumford
Angloamerikanischer Physiker und Politiker; Sohn eines Farmers; besuchte bis zu seinem 13. Lebensjahr die örtliche Dorfschule und machte anschließend eine Ausbildung bei einem Ladenbesitzer in Salem. Schon während dieser Ausbildung begann er, sich für Naturwissenschaften zu interessieren. So führte er chemische und mechanische Experimente durch. Nach einer kurzen Tätigkeit bei einem Bostoner Kaufmann, bildete er sich selbst medizinisch weiter und arbeitet - erfolglos - bei einem Arzt in Woburn. Nach seiner Heirat im Jahre 1772 mit der Witwe Sarah Rolfe née Walker, deren Vater Pfarrer war und deren verstorbener Mann ihr Land in Concord hinterlassen hatte, wurde er - durch die guten Beziehungen seiner Frau zu dem Gouverneur - zum Major des Militärs in New Hampshire ernannt. Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg stellte sich der inzwischen wohlhabenden Thompson gegen die Rebellion, und als sein Haus von den aufgebrachten Bürgern angegriffen wurde, floh er - seine Frau zurücklassend - hinter die britischen Linien. Er führte Experimente mit Schießpulver durch, deren Ergebnisse 1781 von der Royal Society veröffentlicht wurden. Nach dem Ende des Krieges emigrierte er 1776 nach England. wohin ihm bereits ein Ruf als guter Wissenschaftler vorausgeeilt war. 1785 zog er nach Bayern und trat zunächst als Berater in die Dienste des Kurfürsten Karl Theodor; in den elf Jahren, die er dort verbrachte, reorganisierte er als Kriegsminister die Armee und erbaute Armenhäuser, für die Suppenküchen der Armen erfand eine spezielle Suppe, die Rumford-Suppe, und er förderte den Kartoffelanbau. Auch hier interessierte er sich für physikalische Fragen: So untersuchte er den Wirkungsgrad von Kerzen und von Talg sowie solchem von Öllampen; und er beschäftigte sich mit der Frage, wie man am effektivsten Kochen könnte. 1789 regte er die Gründung eines Parks an, der, während Benjamin Thompson die Oberaufsicht behielt, unter der Oberaufsicht des Hofgärtner Ludwig von Sckell als Volkspark unter dem Namen “Theodors Park“ entstand und heute den Namen “Englischer Garten” trägt. 1789 wurde er als Auswärtiges Mitglied in die Akademie der Wissenschaften gewählt und für seine Verdienste in Bayern 1792 mit dem Titel eines Reichsgrafen vom Rumfort ausgezeichnet. 1795 und 1796 hielt er sich in London auf, stiftete dort mit je 5.000 Dollar die Rumford-Medaille der Royal Society und den Rumford-Preis der American Academy of Arts and Sciences. außerdem veröffentlichte er unter dem Titel On Chimney Fireplaces seine Studien über die wirkungsvollere Nutzung offener Kamine und entwarf einen später als Rumfordofen bekannt gewordenen verbesserten Kalkbrennofen. 1798 verließ er München endgültig und ließ sich in London nieder. Weiterhin stellte er physikalische Untersuchungen z.B. über Reibungswärme an; Ergebnisse aus seinen Forschungen stellte er der Royal Society mittels des Artikels Enquiry Concerning the Source of Heat Which Is Excited by Friction vor. Außerdem entwickelte er wissenschaftliche Gerätschaften wie z.B. das Kalorimeter und das Photometer. 1779 wurde Rumford zum Mitglied der Royal Society gewählt. 1802 übersiedelte er nach Frankreich, wo er sich 1804 in Paris endgültig niederließ. In Paris wurde er Mitglied des Institut de France wurde. In seinem Testament vermachte er der Harvard University 50.000 Dollar, die damit 1816 den Rumford-Lehrstuhl für angewandte Physik und Mathematik einrichtete.
Paris, Cimetière d’Anteuil
Französischer Mathematiker, Physiker und Chemiker; Sohn eines “Fliegenden Händlers”; studierte am College von Beaune und Lyon sowie an der Militärhochschule von Mézières. 1768 wurde er Professor für Mathematik und 1771 Professor für Physik in Mézières. Er war an der Gründung des Polytechnikums 1794 beteiligt und lehrte dort mehr als zehn Jahre als Professor für darstellende Geometrie, als deren Begründer er gilt. Seine allgemeine Theorie der Krümmung geometrischer Oberflächen bildete die Basis für viele nachfolgende Arbeiten des deutschen Mathematikers Carl Friedrich Gauss auf diesem Gebiet. Monge untersuchte die Bildung von Wasser aus Wasserstoff und Sauerstoff im elektrischen Funken.
Hinweis: Die sterblichen Überreste von Gaspard Monge wurden im Jahr 1989 in das Pantheon überführt.
Paris, Cimetière du Père Lachaise
Hinweis: Die Grabstätte wurde während der Pariser Kommune 1871 in Stücke geschlagen, 1876 von der Harvard Universität wieder hergestellt und 1925 erneut - diesmal von der American Academy of Arts and Sciences - restauriert.
Omnibus salutem!