Bilder: Martina Schulz (06/2005)

Franz Leopold von Ranke (seit 1865)

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Deutscher Historiker; der Begründer der modernen Geschichtswissenschaft war nach dem Studium der Theologie und Philologie in Leipzig (1814-18) zunächst bis 1825 Gymnasiallehrer in Frankfurt/Oder. Hier entstand sein erstes großes Werk, die Geschichte der romanischen und germanischen Völker von 1494-1535 (1824, nur Band 1 erschienen). Ab 1825 Professor für Geschichte in Berlin, unternahm Ranke von 1827 bis 1831 eine Studienreise nach Wien und Italien und gab von 1832 bis 1836 die konservative Historisch-politische Zeitschrift heraus. 1841 wurde er Historiograph des preußischen Staates, 1858 der erste Vorsitzende der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München. Ranke beendete seine akademische Laufbahn 1871, arbeitete aber bis zu seinem Tod an seiner Weltgeschichte (16 Bde., 1881-88, ab 1887 fortgeführt und herausgegeben von A.Dove u.a.) und an der Herausgabe seiner Sämtliche Werke (54 Bde., 1867-90) weiter. Seine Forderung an die Historiker war, die Ereignisse, so aufzuzeigen, “wie es eigentlich gewesen” war, sie nicht zu bewerten, und trennte sich damit vom Grundsatz der Aufklärung. Einer seiner bedeutendsten Schüler war Heinrich von Sybel. Die deutsche Geschichtswissenschaft blieb bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts dem Historismus Rankes stark verpflichtet, obwohl Kritik an den geschichtstheoretischen Prämissen Rankes, dem konservativen Grundzug und der Konzentration auf das außenpolitische Geschehen vorgetragen wurde.

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Berlin, Alter Sophienkirchhof

Friedrich Otto Schott

             

 

Deutscher Chemiker und Glastechniker; der Sohn eines Glashüttenbesitzers studierte Chemie in Aachen, Würzburg und Leipzig und promovierte 1879 in Jena. Im spanischen Ovieto gründete er eine Chemiefabrik, begann aber ab 1882, nachdem er mit Ernst Abbe bereits seit 1879 korrespondiert hatte, mit diesem eine Zusammenarbeit in Jena und richtete dort zunächst ein privates glastechnisches Laboratorium ein, bevor er 1884 Mitbegründer des Unternehmens Jenaer Glaswerk Schott & Gen. wurde. Dort entwickelte er mit von Abbe vorgegebenen Dispersionseigenschaften optische Gläser. Die wissenschaftlichen und technischen Leistungen der Mitarbeiter des Schott-Werks bei Herstellung von immer neuen Spezialgläsern waren die Grundlage für die optischen Produkte der Firma Zeiss; das feuerfeste “Jenaer Glas” wurde weltbekannt.

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Bilder: Wolfgang Prokosch (06/2005)

Jena, Nordfriedhof

Bilder: Matthias Bauer (2005)

Hans Fischer

 

Deutscher Chemiker und Mediziner; Sohn des Chemikers und Direktors der Wiesbadener Firma Kalle & Co. Eugen Fischer; studierte nach dem in Wiesbaden abgelegten humanistischen Abiturs  in Lausanne, München und Marburg Chemie und Medizin und promovierte in beiden Fächern. 1912 habilitierte sich Fischer als Professor für Innere Medizin; 1913 wurde er Nachfolger von E. F. Weinland am Physiologischen Institut München. Dort wurde er 1915 zum außerordentlichen Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität München ernannt. Im Folgejahr wurde er zum Nachfolger Adolf Windaus als Professor für Medizinische Chemie an die Universität Innsbruck berufen. Von dort folgte er 1918 einem Ruf der Universität Wien, wo er bis 1921 den Lehrstuhl für Medizinische Chemie innehatte. 1921 wurde Fischer als Nachfolger von Heinrich Wieland Lehrstuhlinhaber für Organische Chemie an der Technischen Hochschule München. Fischer arbeitete über die Blut- und Blattfarbstoffe; 1935 gelang ihm die Klärung der Konstitution des Chlorophylls.

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Chemie (1930) "für seine Arbeiten über den strukturellen Aufbau der Blut- und Pflanzenfarbstoffe und für die Synthese des Hämins."

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München, Ostfriedhof

Wilhelm Karl Werner Wien

Deutscher Physiker; Vetter des Physikers Max Wien (*1866, †1938); Professor in Aachen, Gießen, Würzburg und München; er befaßte sich mit Fragen der Korpuskularstrahlen, wies u.a. die negative Ladung der Kathodenstrahlen und die positive Ladung der Kanalstrahlen nach. Er fand 1893 das wiensche Verschiebungsgesetz, nach dem sich das Intensitätsmaximum der von einem schwarzen Körper emittierten Strahlung zu kürzeren Wellenlängen verschiebt, sowie 1897 das Strahlungsgesetz, einen Spezialfall des planckschen Strahlungsgesetzes für den Grenzfall geringer Temperaturen. (Quelle: Brockhaus)

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Wilhelm Wien (7) war einer der Teilnehmer der 1. Solvay-Konferenz mit dem Thema ”Theorie der Strahlung und Quanten“ im Jahre 1911 unter der Leitung von Hendrik Lorentz- Sie befaßte sich mit den unterschiedlichen Ansätzen der Klassischen Physik und der im Entstehen begriffenen Quantenphysik.

Auf der Photographie: Walter Nerst, (2) Marcel Brillouin, (3) Ernest Solvay, (4) Hendrik Lorentz, (5) Emil Warburg, (6) Jean-Baptiste Perrin, (7) Wilhelm Wien, (8) Marie Curie, (9) Henri Poincaré, (10) Robert Goldschmidt, (11) Max Planck (12) Heinrich Rubens, (13) Arnold Sommerfeld, (14) Frederick Lindemann, (15) Maurice de Broglie, (16) Martin Knudsen, (17) Friedrich Hasenöhrl (18) Georges Hostelet, (19) Édouard Herzen, (20) James Jeans, (21) Ernest Rutherford, (22) Heike Kamerlingh Onnes, (23) Albert Einstein, (24) Paul Langevin.

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Physik (1911) für Arbeiten zur Temperaturstrahlung des schwarzen Körpers.

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Bilder: Matthias Bauer (2005)

München, Waldfriedhof (Alter Teil)

Hermann Emil Fischer

Deutscher Chemiker; begann zunächst eine Kaufmannslehre, studierte dann aber ab 1871 Chemie an der Universität Bonn, habilitierte 1876 in München über Hydrazine, wurde dort 1879 Professor, danach in Erlangen (1882), Würzburg (1885) und Berlin (1892), wo er die Fischer-Indol-Synthese fand. Fischer ermittelte die Konstitution und Konfiguration der wichtigsten Zucker, arbeitete über Eiweiß- und Gerbstoffe sowie Enzyme, sythetisierte die Diäthylbarbitursäure (kommerziell: Schlafmittel Veronal). Sein bedeutenster Beitrag zur Chemie jedoch war die Aufklärung der Glucosestrukur. Zum Gedenken an den bedeutendsten Naturstoffchemikern des 19./20. Jahrhunderts wird von der Gesellschaft deutscher Chemiker die Emil-Fischer-Gedenkmünze für Verdienste um die organische Chemie verliehen.

Auszeichnung u.a.: Nobelpreis (1902) für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Kohlenhydrate und Purine.

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Bilder: Matthias Bauer (2005)

Berlin, Neuer Friedhof Wannsee

Gustav von Schmoller (seit 1908)

Deutscher Volkswirtschaftler; Sohn eines württembergischen Kameralverwalters; studierte ab 1857 Kameralwissenschaften an der Landesuniversität Tübingen, absolvierte die erste Hälfte seines Referendariats im Kameralamt des Vaters, die zweite Hälfte auf eigenen Wunsch beim Württembergischem Statistischen Amt. 1864 folgte er einem Ruf nach Halle, wo er 1865 Nachfolger von Johann Friedrich Gottfried Eiselen als Inhaber eines Ordinariats die Nachfolge wurde. Schmoller gilt als Hauptvertreter der jüngeren historischen Schule der Nationalökonomie. In den 1880er Jahren verteidigte er im Methodenstreit mit dem österreichischen Volkswirtschaftler Carl Menger (*1840, †1921) die methodologische Variante gegenüber der Grenznutzenschule. 1872 gründete er in Eisenach mit anderen den “Verein für Socialpolitik“ und setzte sich für sozialpolitische Aktivitäten des Staates ein. Seit 1881 gab er das Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich (1913 umbenannt in Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft) heraus, das seit 1972 unter dem Titel Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaft erscheint.

Werke u.a.: Grundriß der allgemeinen Volkswirtschaftslehre, 2 Bde. (1900-04). 

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Otto Friedrich von Gierke

Deutscher Jurist und Rechtshistoriker; ältestes von fünf Kindern eines Appellationsgerichtsrats; studierte ab 1857 Rechtswissenschaften in Berlin und Heidelberg. Er war 1871 zunächst außerordentlicher Professor in Berlin, wechselte jedoch im selben Jahr als Ordinarius nach Breslau, 1884 dann auf einen Lehrstuhl nach Heidelberg, bevor er 1887 zurück nach Berlin ging. 1902/03 war er an der Berliner Universität Rektor. Gierke gilt als führender Vertreterder historischen Schule, der um 1800 von Friedrich Karl von Savigny begründeten rechtswissenschaftlichen Lehre über das Entstehen von Recht. Seine besonderen Bemühungen galten der Verankerung des Genossenschaftsgedanken in dem Entwurf zum Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), das am 1.1.1900 im Geltungsbereich des Deutschen Reichs eingeführt wurde. Er vertrat die Auffassung, daß die soziale Komponente im BGB eine besondere Stellung einnehmen müsse; seine Überlegungen hierzu kamen in seinem Werk Die soziale Aufgabe des Privatrechts (1889) zum Ausdruck. Außerdem war Gierke Mitglied der 1896 erstmals zusammentretenden Gründungskommission des Deutschen Rechtswörterbuchs (DRW).

Werke u.a.: Das deutsche Genossenschaftsrecht (4 Bde., 1868-1913), Grundbegriffe des Staatsrechts und die neuesten Staatsrechtstheorien (1874), Deutsches Privatrecht (3 Bde., 1895-1917), Das Wesen der menschlichen Verbände (1902). 

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Berlin-Charlottenburg, Ev. Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis Kirchengemeinde

Berlin-Charlottenburg, Ev. Kaiser-Wilhelm-Gedächnis Kirchengemeinde

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Adolf Scheibe

 

Deutscher Physiker; Sohn eines Kaufmanns; begann in München ein Studium, wo er bei Conrad Röntgen hörte, das jedoch durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurde, als Scheibe zum Kriegsdienst eingezogen und an der Front eingesetzt wurde. Nach dem Ende des Krieges nahm er das Studium in München wieder auf, wechselte auch für einige Semester nach Jena; 1923 promovierte er in Hochfrequenztechnik bei Max Wien (*1866, †1938). Ab 1925 war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in die Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR) in Berlin tätig. 1928 wurde Scheibe, inzwischen Regierungsrat, Leiter des Hochfrequenz-Laboratoriums der PTR. Dort entwickelte er ab 1930 entwickelte gemeinsam mit Udo Adelsberger die PTR-Quarzuhren. Die beiden Wissenschaftler erkannten Mitte der 1930er Jahre durch entsprechende Präzisionsmessungen, daß die astronomische Tageslänge inkonstant sein müsse. Als nach dem Krieg in Braunschweig die Physikalisch-Technischen Bundesanstalt errichtet wurde, zog auch Hochfrequenzlabor nach dort um, wobei Scheibe federführend an der Errichtung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, die zunächst Physikalisch-Technische Anstalt hieß, mitwirkte, war 1950/1951 als deren amtierender Präsident und wurde 1953 wurde Leitender Direktor der Abteilung I Mechanik der PTB. Ab 1955 war Scheibe Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Braunschweig.

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Berlin, Waldfriedhof Heerstr.

Maria Reiche

 

 

Deutsche Altamerikanistin; Tochter eines Amtsgerichtsrates; studierte Mathematik, Physik und Geographie an der Technischen Universität Dresden und nahm 1932 eine Stelle als Hauslehrerin beim Deutschen Konsul in Cuzco, Peru, an. Vor Ablauf der Vertragszeit ging sie in die Hauptstadt Lima, wo sie sich mit Gelegenheitsarbeiten, Sprachunterricht und Übersetzungen durchschlug. Durch ihre Tätigkeit am Nationalmuseum Lima, wo sie ab 1937 historischen Stoff restaurierte, hörte sie erstmals von den sogenannten, in der Atakama Wüste gelegenen Nazca-Linien, die bereits 1924 entdeckt worden waren. Nachdem sie den US-amerikanischen Wissenschaftler Paul Kosok, der 1939 bereits erste ernsthafte Untersuchungen angestellt hatte, gebeten hatte, einige Messungen für ihn dort vornehmen zu dürfen, begann sie 1946 alleinreiche_nazca_bild und ohne Unterstützung, die seltsamen und rätselhaften Zeichnungen im Wüstenboden bei Nazca systematisch zu untersuchen. 1955 photographierte sie die Linien von einem Hubschrauber aus, so daß es erstmals möglich war, die Proportionen der Linien genauer zu erkennen.

Sog. Affe (Bild: M. Reiche) no_copyright

Als die Bilder veröffentlicht worden waren, wurde Maria Reiche schlagartig bekannt, und das Interesse an den Nazca-Linien führte bald zu einer Flut von Touristen aus aller Welt, die die Linien persönlich in Augenschein nehmen wollte,.

Auszeichnungen u.a. Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1. Klasse

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Bild: Gerd Breitenbach (01/2014) Wikipedia.de
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Nazca (Peru)

Wissenschaft & Forschung XXIX

Omnibus salutem!