Bild: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Heinrich Karl Ludolf von Sybel

         

Deutscher Historiker; der Schüler Leopold von Rankes und seit 1844 Professor ist der Gründer der Historischen Zeitschrift (1859), wurde 1875 Direktor der preußischen Staatsarchive, war Mitglied der preußischen Akademie der Wissenschaften und von 1862 bis 1864 sowie von 1874 bis 1880 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses; er war ein Vertreter der sogenannten kleindeutschen Geschichtsschreibung.

Werke u.a.: Entstehung des deutschen Königthums (1844), Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. (7 Bde., 1890-94).

Inschrift: Unser Leben, wenn es Arbeit gewesen, so ist es köstlich gewesen.

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Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof

Bilder: Günter Strack (2005)

Hannover, Ehemaliger Gartenfriedhof

Ernst Abbe

                  

Deutscher Physiker und Sozialreformer; verlebte seine Kindheit in ärmlichen Verhältnissen in Eisenach. Trotz seiner proletarischen Herkunft erlangte er mit Fleiß und Begabung die Aufnahme an das Gymnasium und studierte Physik, Mathematik, Astronomie und Philosophie in Jena und Göttingen. Seit 1870 arbeitete er als Professor für Physik, wobei er bereits ab 1866 mit dem Mechaniker Carl Zeiss zusammenarbeitete. Abbe schuf mit seinen Beiträgen zur Theorie des Mikroskops und der mikroskopischen Wahrnehmung die wissenschaftliche Grundlage für die Entwicklung der modernen abbildenden Hochleistungsoptiken. Er pflegte Gedankenaustausch mit Wissenschaftlern anderer Disziplinen, wie dem Naturforscher Ernst Haeckel, dem Botaniker Ernst Stahl und dem Glaschemiker Otto Schott, der ihm seit 1884 die notwendigen optischen Spezialgläser lieferte. Die 1898 im Zeiss-Werk entwickelten anastigmatischen Photoobjektive leiteten den Siegeszug der Photographie ein. Unter Abbes Leitung wurden neue Produktionsbereiche geschaffen, z.B. für Messinstrumente, Fernrohre und seit 1897 eine Astro-Abteilung: Nach dem Tode von Zeiss wandelte Abbe die Firma in einen Stiftungsbetrieb um. Große Wertschätzung erlangte er mit seinen Sozialreformen, mit denen er ein günstiges Klima für eine erfolgreiche Arbeit schaffen wollte: Als einer der ersten Unternehmer in Deutschland führte er den Achtstundentag ein, schuf einen Pensionsfond, förderte den Arbeiter-Wohnungsbau und ließ durch die Stiftung (die den Namen von Carl Zeiss erhielt) eine Arbeiter-Bibliothek mit öffentlicher Lesehalle bauen, ein Kulturhaus mit Konzertsaal, ein Hallenbad, neue Institutsgebäude für die Universität u.v.m.; seine eigene Lebensführung blieb jedoch eher anspruchslos. Abbe vertrat die Auffassung, ein Unternehmer habe der Firma und dem Gemeinwohl zu dienen. Selbst August Bebel rühmte den Firmenchef: "Einen menschenfreundlicheren, wohlwollenderen und bescheideneren Menschen habe ich niemals kennengelernt."

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Bilder: Matthias Bauer (2005)

Károly (Karl) Kerényi

 (OSZK, Ungarn)

Österreichisch-ungarischer Altphilologe und Religionswissenschaftler; unternahm nach seinem Studium in Budapest ausgedehnte Reisen, ließ sich 1943 in der Schweiz nieder; er erforschte v.a. die griechische Mythologie und arbeitete zeitweise am C.-G.-Jung-Institut in Zürich.

Werke u.a.: Apollon (1937), Die antike Religion (1940), Einführung in das Wesen der Mythologie (1941, mit C.G. Jung), Prometheus (1946), Die Mythologie der Griechen (2 Bde., 1951-58), Die Heroen der Griechen (1958).

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Ascona

Bilder: Wolfgang Prokosch (2005)

Jena, Nordfriedhof

Carl Erich Correns

Deutscher Botaniker; Sohn eines Kunstmalers; studierte zunächst ab 1885 an der Universität München, dann auch in Graz Botanik, Chemie und Physik und war anschließend Assistent im Botanischen Institut der Universität Graz und an der Universität Berlin sowie in Leipzig, an die er 1902 als außerordentlicher Professor berufen wurde. 1909 wechslte er als Ordinarius an die Universität Münster, wo er auch den Botanischen Garten leitete. Ab 1914 war Correns erster Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie in Berlin-Dahlem und zugleich Honorarprofessor an der Universität Berlin. Er leistete bahnbrechende Arbeiten über die Vererbungslehre und war einer der Wiederentdecker der Mendelschen Vererbungsgesetze.

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Bilder: Matthias Bauer (2003)

Berlin, Städtischer Waldfriedhof Dahlem

Caroline Lucretia Herschel

Britische Astronomin deutscher Herkunft; die Tochter eines Militärmusikers zog nach dem Tod ihres Vaters zu ihrem Bruder Friedrich Wilhelm (William) Herschel 1772 nach England, wo dieser in Bath als Organist und Konzertleiter arbeitete. Sie, die wie ihr Bruder auf Wusch ihres Vaters eine musikalische Ausbildung erhalten hatte, verdiente ihren Lebensunterhalt zunächst als Konzertsängerin, zu der sie ausgebildet war. Neben ihren Erfolgen als Sängerin half sie ihrem Bruder bei dessen astronomischen Ambitionen, indem sie ihm u.a. Teleskope baute. Nachdem ihr Bruder 1781 in unserem Sonnensystem den äußeren Planeten Uranus entdeckt hatte und von Georg III. zum Königlicher Hofastronom in Windsor ernannt worden war, wurde Caroline seine wissenschaftliche Assistentin mit einem eigenem Gehalt von 50 Pfund. Sie selbst entdeckte u.a. zwischen 1786 und 1797 acht Kometen. 1822 kehrte sie nach dem Tod ihres Bruders nach Hannover zurück. 1828 verlieh ihr die Royal Astronomical Society eine Goldmedaille, und 1835 wurde sie zum Ehrenmitglied gewählt. 1846 erhielt sie vom preußischen König eine Goldmedaille. Der Planetoid (281) Lucretia wurde nach ihr benannt, sowie ein Mondkrater in der Sinus Iridium.

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Wilhelm Peter Eduard Simon Rüppel

           

 

Deutscher Naturwissenschaftler und Afrikaforscher; Sohn des Oberpostmeisters und Bankiers Simon Rüppell, Mitinhaber des Bankhauses Rüppel & Harnier; erhielt bis zu seinem 13. Lebensjahr zunächst eine Privaterziehung, wechselte dann auf das Lyzeum Darmstadt, auf dem er sich insbesondere für fremde Sprachen, die Naturwissenschaften, für Kunstgeschichte, die Archäologie, aber auch die Geographie begeisterte. 1810 trat er in die Bank seines Vaters ein, begann aber erst 1812 nach dem Tode seines Vater ein Banklehre in Beaune, in der französischen Region Burgund. Ab 1814 studierte er Mineralogie in Lausanne, ging anschließend nach London, von wo er 1814 nach Frankfurt am Main zurückkehrte, da er an einer Lungentuberkulose erkrankte. Auf Rat seines Arztes reiste er noch im selben Jahr nach Italien. Im Januar 1817 unternahm Rüppell seine erste Reise nach Ägypten, wobei er neben Kairo und Alexandria auch die Tempel von Theben und Karnak besuchte. Nach seiner Rückkehr in seine Heimatstadt war er einer der Gründer der am 13.7.1818 etablierten Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft (SNG). Noch im selben Jahr reiste er nach Pavia und studierte dort bis 1821 Mineralogie, Petrographie, Mathematik sowie Physik und anschließend in Genua zusätzlich noch Astronomie und Geographie. Mit einem umfassenden Wissen ausgestattet und begeistert von den Erlebnissen seiner ersten Afrikareise, beschloß er Forschungsreisender zu werden. 1822 bereiste er Ägypten, die Sinai-Halbinsel, den Golf von Akaba, Nubien und das Rote Meer. 1927 kehrte er nach Frankfurt zurück und sichtete und ordnete die Objekte, die er zwischenzeitlich nach Frankfurt hatte senden lassen. Seine zUniversitätsbibliothek Frankfurt am Mainweite Forschungsreise führte ihn von 1831 bis 1834 nach Ägypten und Abessinien (1849 bis 1850 kehrte er nochmals nach Afrik zurück). Auf den beiden großen Expeditionen registrierte Rüppell an die 500 Arten, die bislang unbekannt waren, u.a. den Makaken-Affen oder die Säbel-Antilope; außerdem beschrieb er 100 Vogelarten. Die von ihm gesammelte Exponate befinden sich heute im Naturmuseum Senckenberg.

Als Frankfurt am Main 1866 von den Preußen besetzt und annektiert wurde, beantragte Eduard Rüppell die Schweizer Bürgerschaft. Er siedelte im Mal des Folgejahres nach Zürich über, kehrte aber schon im Oktober wieder in seine Geburtsstadt zurück.

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Bilder: dieter Georg (08/2012)

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Ludwig Prandtl

 

Deutscher Physiker; Sohn eines Agrarwissenschaftlers; studierte ab 1894 an der Technischen Hochschule München. Ab 1902 war er Professor in Hannover an der dortigen Technischen Hochschule (heute Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover), wechselte aber 1904 nach Göttingen. Anschließend arbeitete er als Ingenieur in der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg an der Entwicklung von Fabrikanlagen. Dort wurde er während der Arbeit an einer Absauganlage erstmals mit der Strömungstechnik konfrontiert und entdeckte das Phänomen der Grenzschicht, bei dem Flüssigkeiten bei Berührung mit festen Gegenständen und der daraus entstehenden Reibung in ihrem Verhalten beeinflußt werden. Aufgrund dieser Entdeckung und der von ihm daraus entwickelten Grenzschichttheorie wurde er 1909 auch zum Leiter der Aerodynamischen Versuchsanstalt Göttingen (AVA, Vorgängerorganisation des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR) ernannt. 1907 erforschte er die Überschallströmung und die dabei entstehenden Stoßwellen, die bereits 1860 von dem Göttinger Mathematiker Bernhard Riemann theoretisch vorhergesagt wurden. Im Folgejahr entwickelte er den ersten Windkanal in Deutschland und eine Tragflügeltheorie, die den Flugzeugbau beeinflußte. 1910 erforschte er turbulente Strömungen und u.a. den Einfluß der später nach ihm benannten Prandtl-Zahl. In den folgenden Jahren arbeitete er gemeinsam mit anderen an einer wirksamen Formel zur Untersuchung des Auftriebs. Er untersuchte aber auch das Verhalten der Luft bei Unterschallgeschwindigkeit, auch als Prandtl-Glauert-Transformation bekannt, und entwickelte eine heute noch teilweise verwendete Methode zur Berechnung von Überschalldüsen. Von 1925 bis 1946 war Prandtl als Direktor das Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung tätig, das dank seiner Initiative eingerichtet wurde. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er 1942 Vorsitzender der Reichsstelle Forschungsführung des Reichsluftfahrtministers und Oberbefehlshabers der Luftwaffe, die Hermann Göring unterstellt war. Ab 1942 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Ludwig Prandtl zu Ehren verleiht die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt den Ludwig-Prandtl-Ring für Verdienste durch hervorragende eigene Arbeiten um die Flugwissenschaften in all ihren Disziplinen. Außerdem wurde 1970 ein Krater auf der Mondrückseite nach ihm benannt.

Prandtl demonstriert den von ihm entwickelten sog. Prandtl-Kanal zur Visualisierung von Strömungsvorgängen (1904).

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Bilder: Klaus Hübner (08/2012)

Göttingen, Stadtfriedhof

Charles Messier

                    1801

Französischer Astronom; zehntes von zwölf Kindern, von denen sechs noch im Kindesalter starben. Der Vater, der in der Verwaltung des Fürsten zu Salm arbeitete, starb, als Charles 11 Jahre alt war. Schon früh an der Astronomie interessiert, beobachtete er im Alter von 14 Jahren einen großen Komenten und war fasziniert von der partiellen Sonnenfinsternis am 25.7.1748. 1751 ging er nach Paris, wo ihn der Astronom Joseph Nicolas Delisle wegen seiner guten Handschrift als Hilfskraft beschäftigte und wo er bei der Familie seines Arbeitgeber im Collége Royal de France Unterkunft fand. Messiers erste dokumentierte Beobachtung war die desDurchgangs des Merkur durch die Sonne am 6.5.1753. Irgendwann im Jahre 1757 begann Messier die Suche nach einem Kometen, dessen Erscheinen Halley für 1758/59 berechnet hatte, der dann aber zuerst von dem deutschen Amateurastronomen Johann Georg Palitzsch in der Nacht vom 25. auf den 26.12.1758 entdeckt wurde Messier fand ihn dann jedoch unabhängig vier Wochen später, am 21.1.1759. Ebenfalls im Jahre 1757 erfolgte Messiers erste belegte Beobachtung der elliptischen Zwerggalaxie M32, einem Begleiter der Andromeda-Galaxie. Er übernahm jetzt mehr und mehr die Arbeit Delisles, der sich wegen seines fortgeschrittenen Alters zurückzog. Messier begann jetzt eine lebhafte Korrespondenz mit Astronomen und anderen Wissenschaftlern in England, Deutschland und Rußlang zu führen. 1764 wurde er Mitglied der Akademie von Harlem und im Dezember des gleichen Jahres Mitglied der Royal Society in London; im September 1769 folgte die Mitgliedschaften in der Akademie der Wissenschaften in Berlin, nachdem er bereits im April zum Mitglied der Königlichen Akademie Schwedens gewählt worden war. Schließlich wurde er 1770 in die Académie Royale des Sciences in Paris gewählt; zugleich war er Mitglied des Bureau des Longitudes. Im Folgejahr wurde er offiziell zum Astronom der Marine ernannt und erhielt ein jährliches Gehalt von 1.700 francs, das 1774 auf 2.000 francs angehoben wurde. Zwischen 1758 und 1784 stellte Messier, der 21 Komenten entdeckt hatte, einen Katalog nebelartig erscheinender Himmelskörper zusammen;.der sogenannte Messier-Katalog enthält Galaxien, Kugelsternhaufen, offene Sternhaufen, Gasnebel, planetarische Nebel und einen Supernovaüberrest. Die Katalognummern werden auch heute noch verwendet, um die von ihm erfaßten Objekte zu kennzeichnen.

1815 erlitt er einen Schlaganfall, der ihn teilweise lähmte. Dennoch nahm er weiterhin an wissenschaftlichen Tagungen teil, was ihm jedoch mehr und mehr schwerfiel. Messier starn in der Nacht auf den 12.4.1817 in seinem Haus in Paris in seinem 87. Lebensjahr.  

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Bild: Musicartgeek (09/2011) Wikipedia.en

Paris, cimetière du Père-Lachaise

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Elisabeth Veronika Mann Borgese

 

Deutscher Ökologin, Seerechtlerin und Schriftstellerin; fünftes Kind und jüngste Tochter Katia und Thomas Mann; aufgewachsen in München, folgte sie 1933 ihren Eltern über Frankreich ins Schweizer Exil, wo sie 1935 am Freien Gymnasium in Zürich ihr Abitur ablegte. 1937 machte sie ihr Lehrexamen am Konservatorium Zürich, an dem sie sich zur Pianistin ausbilden ließ. 1938 übersiedelte sie mit den Eltern nach Princeton. Dort heiratete sie 1939 den 36 Jahre älteren italienischen Schriftsteller Giuseppe Antonio Borgese, der aus dem faschistischen Italien emigriert war und den sie im Hause ihres Vaters kennengelernt hatte. Nach dem ende des Zweiten Weltkrieges kehrte sie mit ihrer Familie in die Heimat ihres Mannes nach Florenz zurück. Nach dem Tode ihres Mannes im Jahre 1952 kehrte sie vorübergenhend in das Haus ihres Vaters in Kilchberg zurück, ging dann aber wieder nach Italien. seit 1967 najhm sie regelmäßig an den UNO-Seerechtskonferenzen teil. 1970 war Elisabeth Mann Borgese das einzige weibliche Gründungsmitglied des Club of Rome. Sie gründete zudem 1972 das International Ocean Institute auf Malta und wurde dessen erste Direktorin. 1980 wurde sie Professorin für für Internationales Seerecht an der Dalhousie University in Halifax (Kanada) als Expertin für Seerecht. Ihr Buch Das Drama der Meere (1976) wurde in 13 Sprachen übersetzt.

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Bild: Dieter Georg (2004)

Kilchberg am Zürichsee

Wissenschaft & Forschung XXVIII

Omnibus salutem!