Deutscher Politologe; von Haus aus Rechtsanwalt; emigrierte 1938 in die USA und war nach seiner Rückkehr 1953 Professor in Berlin; er war Verfechter des politischen Pluralismus und widmete sich besonders dem Vergleich von Regierungssystemen sowie Problemen des Völkerrechts und des demokratischen Prozesses.
Werke u.a.: Die reprsentative und die plebiszitäre Komponente im demokratischen Verfassungsstaat (1958), Das amerikanische Regierungssystem, eine politische Analyse (1960), Deutschland und die westlichen Demokratien (1964), Reformismus und Pluralismus (1973).
Niederländischer Physikochemiker; war 1876 Dozent für Physik an der Veterinärschule in Utrecht, ab 1878 Professor an der Universität Amsterdam und ab 1895 an der Universität Berlin. Er begründete unabhängig von Le Bel (*1847, †1930) die Stereochemie (1874), arbeitete über chemische Gleichgewichte und Reaktionen und führte neue Methoden zur Bestimmung des Molekulargewichts ein. Er erhielt als erster den Nobelpreis für Chemie.
Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Chemie (1901) “für die Entdeckung der Gesetze der chemischen Dynamik und des osmotischen Drucks in Lösungen”.
Berlin, Städt. Friedhof Dahlem
Berlin, Städtischer Waldfriedhof Dahlem
Griechischer Mechaniker und Mathematiker; war wohl auch in Ägypten, lebte aber überwiegend in Magna Graecias Hafenstadt Syrakus auf Sizilien. Er wurde während des 2. Punischen Krieges von einem römischen Soldaten getötet. Zuvor soll er diesem zugerufen haben: ”Noli turbare circulos meos”1. Er lehrte u.a. die Darstellung beliebig großer Zahlen, die Bestimmung der Quadratwurzel und der Zahl “pi”, die Lösung kubischer Gleichungen sowie die Berechnung von krummlinig begrenzten Flächen und Rotationskörpern; er entdeckte den Schwerpunkt, das Hebelgesetz, die geneigte Ebene, den statischen Auftrieb. Ferner baute er hydraulische Maschinen und Kriegsmaschinen (Schleudern, Hebewerke), wodurch Syrakus in die Lage versetzt war, der Belagerung durch die Römer zwei Jahre lang widerstehen zu können.
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1 Störe meine Kreise nicht
Syrakus, sog. archäologischer Park
Hinweis: Die Überlieferung nennt dieses Grab das des Archimedes. Tatsächlich aber handelt es sich um ein colombarium romanum, also eine römische Begräbnisstätte für Urnen.
Deutscher Historiker, Archäologe und Philologe; Bruder von Georg Curtius, Großvater von Ernst Robert Curtius; war von 1844 bis 1849 Erzieher des späteren Kaisers Friedrich III., Professor in Berlin und Göttingen. Curtius veranlaßte und leitete von 1875 bis 1881 die Ausgrabung von Olympia.
Werke u.a.: Griechische Geschichte (3 Bde., 1857-67), Die Stadtgeschichte von Athen (1891); Altertum und Gegenwart (3 Bde., 1892).
Deutscher Chirurg; studierte Medizin an der Georg-August-Universität in Göttingen. Nach der Habilitation ließ er 1838 sich als Privatdozent der Physiologie und der pathologischen Anatomie in Göttingen nieder, bevor 1841 die Ernennung zum außerordentlichen Professor erfolgte. 1842 folgte er einem Ruf als Ordinarius für Chirurgie an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; zugleich leitete er das nahegelegene Friedrichshospital in der Flämischen Straße. 1848 übernahm er die Leitung der Charité in Berlin. Am Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) nahm er als Generalarzt teil. Langenbeck machte sich besonders um Kriegs-, Gliedmaßen- und plastische Chirurgie verdient. 1872 war er in Berlin Mitbegründer eine der ältesten medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaften, der “Deutschen Gesellschaft für Chirurgie” (DGCH).
Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof
Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof
Freiherr Maximilian Joseph von Chelius (seit 1866)
Deutscher Mediziner; begann bereits im Alter von 15 Jahren ein Studium in Paris und Wien und promovierte mit 18 Jahren.Waren der Befreiungskrieges war er Regimentarzt. 1817 wurde er außerordentlicher und im Folgejahr ordentlicher Professor für allgemeine und ophthalmologische (augenärztliche) Chirurgie in Heidelberg. Unter seiner Leitung erfolgte der Ausbau der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg, insbesondere erhielt die chirurgische Universitätsklinik Heidelberg überregionale Bedeutung. Einer seiner berühmtesten Patienten war Frédéric Chopin, der in Heidelberg eine Fingervereiterung behandeln ließ. 1864 bat er um Versetzung in den Ruhestand.
Heidelberg, Bergfriedhof
1915
Deutscher Mediziner; Sohn eines Textilgroßkaufmanns und demokratischer Abgeordneter im Landtag von Hessen-Darmstadt; wuchs in Worms auf, studierte ab 1872 in Heidelberg und Straßburg Medizin und war anschließend als Assistenzarzt bis 1882 tätig.. Edinger, der sich bereits seit Beginn seines Studiums für Krankheiten des Nervensystems interessiert hatte, wandte sich dann der Neurologie zu und erhielt in Gießen eine Privatdozentur, sah dort aber wegen antisemitischer Anfeindungen keine Zukunft für sich und ging u.a. nach Straßburg und Paris, bevor er sich schließlich in Frankfurt als “Practischer Arzt und Spezialist für Nervenheilkunde“ niederließ.
pinxit Lovis Corinth (Ausschnitt, 1909)
Zunächst machte er seine Untersuchungen an Gehirnen und anatomischen Grundlagenforschung, die bahnbrechend in der Neurologie werden sollte, noch am heimischen Küchentisch; erst ab 1885 konnte er seine Studien in den Gebäuden der Senckenbergischen Stiftung weiterführen, wo er schhließlich ab 1903 dort ein eigenes Labor erhielt. Sein Institut für Neurologie finanzierte sich durch die von ihm ins Leben gerufene Ludwig-Edinger-Stiftung. 1914 ernannte ihn Kaiser Wilhelm II. zu seinem "persönlichen Ordinarius für Neurologie". Als Professor für Neurologie war Edinger der erste Forscher auf diesem Gebiet in Deutschland. 1912 gehörte er zu den Unterzeichnern des Stiftungsvertrags zur Gründung der Frankfurter Universität, der Johann Wolfgang Goethe-Universität.
Zu Ludwig Edingers wichtigsten Einzelarbeiten gehören die Unterscheidung stammesgeschichtlich alter, d.h. paläencephaler und neuer, d.h. neencephaler Abschnitte im menschlichen Gehirn, sowie die Entdeckung des zentralen Verlaufes der Gefühlsbahnen, der Thalamusschmerzen.
Verheiratet war Ludwig Erdinger seit 1886 mit Anna, née Goldschmidt, Sozialpolitikerin und Feministin, Tochter einer in Frankfurt alteingesessenen jüdischen Bankiersfamilie.
Frankfurt am Main, Hauptfriedhof
Tiroler Geodät und Kartograph; eines von vier Kinder eines Bauern; mußte - wie seinerzeit bei bäuerlichen Familien üblich - als Kind auf dem elterlichen Hof mitarbeiten und erhielt lediglich dank des Dorfpfarrers lediglich eine Grundausbildung im Lesen, Schreiben und Rechnen. Schon seit seiner frühen Jugendzeit interessiert an der Rechen- und Messkunst, der Mechanik und der Astronomie, versuchte er Kontakt zu den Jesuiten in Innsbruck aufzunehmen, um seinen Wissensdurst zu stillen, was der Vater, der zwar sein handwerkliches Geschick förderte, aber unterband, weil der Sohn den Hof und die angegliederte Drechslerwerkstatt weiterführen sollte, was Peter Anich auch nach dem Todes des Vaters 1743 tat. Erst acht Jahre später fand er trotz des Fehlens jeglicher schulischer Vorbildung den Mut, Ignaz Weinhart, Professor für Mathematik und Astronomie an der Innsbrucker Universität, zu fragen, ob er ihn unterrichten könne .Da jener die besonderen Fähigkeiten des inzwischen 28-Jährigen erkannte, erfüllte er ihm seinen sehnlichen Wunsch, indem er ihn privat unterwies. Anich ging auch weiterhin seiner bisherigen Arbeit nach, machte sich jedoch an Sonn- und Feiertagen auf den beschwerlichen Weg nach Innsbruck. In ihm von Weinhart erteilten Unterricht erwarb er nunmehr gründliche Kenntnisse in Arithmetik, in theoretischer und praktischer Geometrie sowie in Mechanik und Astronomie. Mitte der 1750er Jahre begann Anich sich auch mit der Kartographie zu beschäftigen. Nachdem sein Zögling für ihn bereits eine Reihe von Himmels- und Erdgloben, Sonnenuhren und andere wissenschaftliche Instrumente hergestellt hatte, schlug Weinhart der Regierung 1759 vor, Anich mit der Erstellung einer neuen Landeskarte von Tirol zu beauftragen. Anich begann dann 1760 zunächst mit der Vermessung und der Anfertigung einer Landkarte Nordtirols und dann auch mit einer solchen Südtirols. Ab 1765 ging ihm dabei Blasius Hueber zur Hand. Die nach seinem Tode unter dem Namen Atlas Tyrolensis 1774 veröffentlichte Landeskarte von Tirol , aber auch die weiteren Karten, zählen zu den genauesten Landkarten ihrer Zeit.
Peter Anich, von Jugend an bereits von fragiler physischer Konstitution, zog sich bei Arbeiten in den damaligen Sümpfen der Etsch Gallfieber1 zu, von dem er sich nicht mehr erholte. Zuletzt von der Krankheit geschwächt und damit seiner Arbeitskraft beraubt, verarmte er. In seinen letzten Lebensmonaten wurde er zwar von Kaiserin Maria Theresia mit einer goldenen Ehrenmedaille ausgezeichnet, die ausgelobte Pension ihn Höhe von 200 Gulden konnte er wegen seines Todes jedoch nicht mehr genießen.
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1 Veraltete Bezeichnung für vielfache Arten von fieberhaften, mit Gelbsucht verbundenen Krankheiten.
Oberperfuss (Tirol), Pfarrkirche Hl. Margareta
Deutscher Mathematiker und Physiker; Sohn eines Lagerarbeiters; besuchte nach der Volksschule bis 1891 das Lehrerbildungsseminar in Hildburghausen und arbeitete danach als Lehrer in Gräfenthal und Sonneberg. Als Hochbegabter wurde er 1904 auf Veranlassung von Herzog Georg II. für wissenschaftliche Studien beurlaubt, holte das Abitur nach, studierte an der Universität in Jena Mathematik, Physik und Geographie und war dann als Lehrer im Sonneberger Realgymnasium tätig. 1918 wurde er als Lehrkraft an die im Aufbau befindlicheFachschule für Augenoptik in Jena berufen, die 1940 in Ingenieurschule für Augenoptik umbenannt wurde, wurde 1919 deren Direktor und im selben Jahr zum Professor ernannt. An der Ingenieurschule lehrte er bis zu seinem Tode.
Pistor entwickelte in Deutschland maßgeblich die Grundlagen für die Fach- und Hochschulausbildung auf dem Gebiet der Optometrie und gilt in Deutschland als Nestor der modernen Augenoptik.
Jena, Nordfriedhof
Deutscher Geograph; war ab 1785 Schüler des Pädagogen Johann Christoph Friedrich GutsMuths, der von 1785 bis 1837 als Lehrer für Turnen und Geographie an der Salzmannschule Schnepfenthal wirkte. 1795 traf Ritter den Frankfurter Kaufmann Johann Jakob Bethmann-Hollweg, der ihm ein Universitätsstudium an der Universität Halle (Saale) ermöglichte und ihn 1798 dann als Hauslehrer für seine Kinder nach Frankfurt am Main holte. Während dieser Zeit begleitete er die Kinder oftmals in das Gymnasium Francofurtanum (heute Goethe-Gymnasium) in Frankfurt am Main, um dort seine Kenntnisse in Latein und Alt-Griechisch zu vervollständigen; aber er unterrichtete dort auch in den Fächern Geographie, Geschichte und Naturgeschichte. 1810 begleitete er die Bethmann-Hollwegs Söhne nach Genf, bevor er 1813 in Göttingen mit seinen Arbeiten für sein Hauptwerk Die Erdkunde im Verhältnis zur Natur und Geschichte des Menschen, oder allgemeine vergleichende Geographie als sichere Grundlage des Studiums und Unterrichts in physikalischen und historischen Wissenschaften., das 1822 erschien, begann 1819 kehrte er an den Main zurück und unterrichtete erneut am Gymnasium Francofurtanum als Nachfolger Friedrich Christoph Schlossers, als dieser einem Ruf als Professor für Geschichte an die Universität Heidelberg folgte. Bereits im Folgejahr ging Ritter jedoch an die Universität nach Berlin, wo der erste Lehrstuhl für Geographie in Deutschland gerade eingerichtet worden war. In seiner wissenschaftlichen Arbeit beschäftigte sich Ritter vor allem mit dem Schwarzen Kontinent, den man seit Ende der 1780er Jahre begann intensiver zu erforschen, und förderte die Afrikaforschung. Einer seiner ehemaligen Studenten war der Afrikaforscher Heinrich Barth, der u.a. durch Vermittlung Ritters 1849 mit dem Londoner Foreign Office einen Vertrag als Teilnehmer an der Sahara-Sudan-Expedition abschloß. Nach dessen Rückkehr 1855 aus Afrika wurde 1859 - kurz nach dem Tode Ritters - auf seine Veranlassung hin die Carl Ritter-Stiftung zum “Zweck, die Erdkunde in der von ihm begründeten Auffassung zu fördern” gegrünet.
1822 wurde Carl Ritter, der zu den Mitbegründern der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin gehörte und neben Alexander von Humboldt als Begründer der wissenschaftlichen Geographie gilt, ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, und 1842 wurde er mit dem Orden pour le mérite für Wissenschaft und Künste ausgezeichnet. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften nahm ihn 1848 als auswärtiges Mitglied auf, im selben Jahr ernannte ihn die Österreichische Akademie der Wissenschaften zu ihrem Ehrenmitglied
Carl Ritter, der zu den Mitbegründern der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin gehörte, gilt neben Alexander von Humboldt als Begründer der wissenschaftlichen Geographie.
Auszeichnungen u.a.: Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (1853)..
Berlin OT Prenzlauer Berg, St.-Marien- und St.-Nikolai-Friedhof I
Omnibus salutem!