Bernhard Grzimek

Deutscher Zoologe; jüngstes von sechs Kindern eines Rechtsanwalts; studierte an der Universität Leipzig Veterinärmedizin und Zoologie, promovierte 1932 in Berlin, wo er als Tierarzt und Sachbearbeiter im Reichsernährungsministerium tätig war. Sein wissenschaftliches Interesse galt besonders der Verhaltensforschung, und er schrieb für die Zeitschrift für Tierpsychologie. Nach seiner Zeit als Veterinäroffizier im Krieg übernahm er 1945 die Leitung des Frankfurter Zoologischen Gartens. Er bauten den 1858 eröffneten, zweitältesten deutschen Zoo, der 1874 von der Innenstadt auf die Pfingstweide, einem ehemaligen Exerziergelände, verlegt worden war, wieder auf; der Zoo, der während der Nazi-Herrschaft in “Tiergarten” umbenannt werden mußte, weil das Wort “Zoo” keine deutsche Vokabel war, war im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört worden. Grzimek leitete ihn bis 1974. Ab Mitte der 1950er Jahre wurde er einem breiten Publikum durch eine der populärsten Sendungen des deutschen Fernsehens bekannt: 150 Folgen Ein Platz für Tiere wurden vom Hessischen Rundfunk ausgestrahlt. Die Spendenaufrufe am Ende der jeweiligen Folge erbrachten bis zu seinem Tod mehr als 15 Millionen Euro, die er für den Naturschutz verwendete und die 1966 die Umwandlung des Meru-Gebiet in Kenia in einen Nationalpark ermöglichten. 1956 hatte er zusammen mit seinem älteren Sohn Michael in Afrika bereits einen Film mit dem Titel Kein Platz für wilde Tiere gedreht; 1958 begann er mit den Aufnahmen für Serengeti darf nicht sterben, als Michael mit dem Flugzeug abstürzte und starb. Er setzte die Dreharbeiten alleine fort, um ihm ein Denkmal zu setzen. Viele seiner Bücher wurden zu Verkaufserfolge. Von 1967 bis 1974 erschien Grzimeks Tierleben in 13 Bänden. Ab 1960 war er Honorarprofessor an der Universität Gießen, von 1964 bis 1968 Präsident des Deutschen Naturschutzringes, ab 1978 Präsident der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt am Main und 1981 Honorarprofessor der Lomonossow-Universität Moskau. Grizmek starb während des Besuchs einer Zirkusvorstellung.

Verheiratet war Bernhard Grzimek seit Mai 1930 mit Hildegard née Prüfer (*1911, †1985), von der er sich 1973 scheiden ließ. 1978 heiratete er seine Schwiegertochter Erika née Schoof, die Witwe seines verunglückten Sohnes Michael.

Werke u.a.: Wir Tiere sind ja gar nicht so! (1941), Kein Platz für wilde Tiere (1954), Serengeti darf nicht sterben (1959), Einsatz für Afrika (1980), Tiere, mein Leben. Erlebnisse und Forschungen aus fünf Jahrzehnten (1984).

Auszeichnungen u.a.: Oscar (1960, für Serengeti darf nicht sterben).

Inschrift: Ein lebenslanger Einsatz für die wilden Tiere und ihrem Platz auf unserem Planet. “Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu lamentieren”.

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Tansania, Am Ngorongorokrater

Niels Hendrick David Bohr

                 

Dänischer Wissenschaftler (Physiker); Vater des Physikers und Nobelpreisträgers Aage Niels Bohr (*1922, †2009). Der Sohn eines Professors für Physiologie studierte ab 1903 Physik, Mathematik, Chemie, Astronomie und Philosophie an der Universität seiner Heimatstadt. 1911, im Jahre seiner Promotion, ging Bohr zum Studium der Kernphysik bei dem Physiker und Nobelpreisträger Joseph John Thomson (*1856, †1940) an die Universität Cambridge in England, wechselte dann aber an die Universität von Manchester, an der er mit Ernest Rutherford, ebenfalls Nobelpreisträger (1908) zusammenarbeitete. Hier veröffentlichte er - basierend auf dem Rutherfordschen Atommodell, das sich wiederum auf Max Plancks Wirkungsquantum stützte - in verschiedenen Aufsätzen seine Theorie zur atomaren Strukturen. 1916 kehrte er nach Kopenhagen zurück, wurde an der dortigen Universität Professor und war ab 1920 Direktor des Instituts für theoretische Physik in Kopenhagen. Nach der Okkupation Dänemarks durch deutsche Truppen hielt er sich von 1943 bis 1945 in den Vereinigten Staaten auf, wohin er über Schweden und England emigriert war. Dort arbeitete Bohr, der bereits 1939, nachdem ihm die Bedeutung der Kernspaltung durch Otto Hahn bewußt geworden war, auf einem Symposium in Washington amerikanische Wissenschaftler auf die Fortschritte deutscher Wissenschaftler auf diesem Feld hingewiesen hatte, in Los Alamos (New Mexico) in einem Team mit, das mit der Entwicklung einer Atombombe betraut war. Schon früh der Meinung, das Wissen über die Technik mit anderen zu teilen, widersetzte er sich nach der Explosion ersten Bombe und der der beiden Atombombe über Nagasaki und Hiroshima im Jahre 1945 der Geheimhaltungspflicht in Bezug auf das Projekt, weil er die möglichen Folgen dieser neuen Entwicklung für verhängnisvoll hielt, und setzte sich zugleich für eine internationale Atomwaffenkontrolle ein.

Werner Heisenberg kolpotierte folgende Erzählung Bohrsin dessen eigenen Worten: “In der Nähe unseres Ferienhauses in Tisvilde wohnt ein Mann, der hat über der Eingangstür seines Hauses ein Hufeisen angebracht, das nach einem alten Volksglauben Glück bringen soll. Als ein Bekannter ihn fragte: “Aber bist du denn so abergläubisch? Glaubst du wirklich, daß das Hufeisen dir Glück bringt?”, antwortete er: “Natürlich nicht; aber man sagt doch, daß es auch dann hilft, wenn man nicht daran glaubt.”

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis (1922)

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Kopenhagen, Assistens-Friedhof

Pierre Simon Marquis de Laplace (seit 1817)

         

Französischer Mathematiker und Astronom sowie Minister des Inneren; war einer der wichtigsten Mathematiker seiner Zeit. Seine Schriften umfassen Studien zur Kosmogonie, Schwingungs- und Wärmelehre, Himmelsmechanik und Wahrscheinlichkeitstheorie. 1773 bewies er durch mathematische Anwendungen der Newtonschen Bewegungsgesetze, daß die Objekte im Sonnensystem sich konstant bewegen und faßte seine Erkenntnisse in seinem Hauptwerk Traité de mecanique céleste (5 Bde., 1799-1825) zusammen. Dieser Entdeckung verdankte der Astronom die Aufnahme in die Pariser Akademie der Wissenschaften (Académie des sciences). Ausgehend von der Theorie Immanuel Kants, daß sich die hochverdünnte Materie kosmischer Gaswolken durch Gravitation gleichzeitig zu Sonne und Planeten verdichtet habe, entwickelte Laplace die Theorie, wonach sich aus der zuerst entstandenen Sonne durch schnelle Rotation Gasmassen herausgeschleudert, die Massen zu Planeten kondensierten (Kant-Laplace’sche Theorie). Laplace entwickelte die Vorstellung einer allumfassenden Intelligenz (sog. Laplace’scher Dämon), der es möglich sein müßte, das Weltgeschehen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft genau zu berechnen, wenn ihr nur sämtliche materiellen Partikel des Universums in ihren jeweiligen Zuständen zu einem bestimmten Zeitpunkt bekannt wären: “Nous devons donc envisager l’état présent de l’univers comme l’effet de son état antérieur et comme la cause de celui qui va suivre. Une intelligence qui, pour un instant donné, connaîtrait toutes les forces dont la nature est animée, et la situation respective des êtres qui la composent, si d’ailleurs elle était assez vaste pour soumettre ces données à l’Analyse, embrasserait dans la même formule les mouvements des plus grands corps de l’univers et ceux du plus léger atome : rien ne serait incertain pour elle et l’avenir, comme le passé serait présent à ses yeux.”1 (dieses Konzept ist mit den Erkenntnissen der Quantenmechanik allerdings nicht vereinbar). In der Hoffnung, durch mathematische Berechnungen Ereignisse nicht nur physikalischer Art vorhersagen zu können, beschäftigte er sich außerdem mit Wahrscheinlichkeitsrechnung und veröffentlichte hierzu ein Werk.

Werke u.a.: Essai philosophique sur le probalibilités (1814).

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1 “Wir müssen also den gegenwärtigen Zustand des Universums als Folge eines früheren Zustandes ansehen und als Ursache des Zustandes, der danach kommt. Eine Intelligenz, die in einem gegebenen Augenblick alle Kräfte kennt, mit denen die Welt begabt ist, und die gegenwärtige Lage der Gebilde, die sie zusammensetzen, und die überdies umfassend genug wäre, diese Kenntnisse der Analyse zu unterwerfen, würde in der gleichen Formel die Bewegungen der größten Himmelskörper und die des leichtesten Atoms einbegreifen. Nichts wäre für sie ungewiss, Zukunft und Vergangenheit lägen klar vor ihren Augen.”

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St Julien de Mailloc

Iwan Petrowitsch Pawlow

                  pinxit Michail Nesterow, 1930

Russischer Physiologe; der Sohn eines Priesters besuchte eine Priesterschule und das Seminar, das er allerdings nicht beendete, weil er – beeinflußt von den WerkenCharles Darwins und Iwan Sechenows (*1829, †1905) - Biologie und Physiologie studieren wollte. Von 1869 bis 1875 studierte er an der St. Petersburger Universität und wechselte an die Medizinisch-Chirurgische Akademie, wo er 1879 mit summa cum laude graduierte. Als 1890 in St. Petersburg das Institut für experimentelle Physiologie gegründet wurde, wurde er dessen Leiter. In Experimenten fand Pawlow heraus, daß nicht nur Magensekrete, sondern auch Speichel zu fließen beginnt, noch bevor Nahrung aufgenommen wird. Diese Entdeckung veranlaßten ihn, Hunde für seine Versuche einzusetzen (Pawlow’scher Hund), an denen er den Beginn dieser Reflexe beobachten konnte. Diese Versuche über die Physiologie der Verdauung führten zum Nobelpreis. Die Beschäftigung auch mit der “höheren Nerventätigkeit” führte ihn zur Unterscheidung zwischen unbedingtem und bedingtem Reflex sowie zur Erforschung des Lernens durch Konditionierung. Als ein Mann, der Unordnung verabscheute, war er gegen die mit ihr verbundenen revolutionären Ereignisse, die das Land in ein Chaos stützten. Er hatte aber auch Grund zu persönlichem Unmut: Die neue Staatsmacht nahm das mit den Nobelpreis erhaltene Geld an sich, und später wurde auch auch noch die goldene Medaille konfisziert. Obwohl er sich immer wieder kritisch äußerte, schonte ihn Stalin wegen des Renomees, das er im Ausland genoß; dank Pawlow hatte sich die Sowjetunion zu einem Zentrum für physiologische Studien entwickelt, in Moskau und in Leningrad fand sogar vom 9. bis 17. August 1935 unter großer internationaler Beteiligung der 15. Internationale Physilogische Kongreß statt. Gegen Ende seines Lebens aber fand Pawlow für Stalin dann anerkennende Worte.

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Medizin und Physiologie (1904).

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Sankt Petersburg, Wolkowo-Friedhof

Heinrich Otto Wieland

Deutscher Biochemiker; Sohn aus einer liberalen und wohlhabenden schwäbischen Unternehmerfamilie (der Vater, ein Chemiker, war Besitzer einer Edelmetallscheideanstalt); studierte ab 1896 an der Münchener Universität Chemie und promovierte dort 1901. 1917/18 leitete er die Abteilung für Kampfstoffsynthese an Fritz Habers Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem, wo er u.a. an der Entwicklung von Kampfstoffe wie Senfgas arbeitete. 1921 folgte Wieland einem Ruf als Professor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und später an die Ludwig-Maximilians-Universität München. Er führte Arbeiten zur Biochemie durch, untersuchte zahlreiche Naturstoffe, u.a. biologisch wichtige Sterine sowie Alkaloide, Glykoside und Pterine, Krötengift, Knollenblätterpilzgifte etc.; erklärte die biologischen Oxydationsvorgänge als Dehydrierungsprozeß.

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Chemie (1927) für seine Forschungen über den Aufbau der Gallensäuren

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Bild: Dieter Georg

Starnberg, Friedhof Hanfelderstraße

Bilder: Bert Geyer
Bild: Niels (09/2007)

Karl-Heinz Julius Hackethal

 

 

Deutscher Chirurg; mußte als Kind auf dem Bauerhof seiner Eltern helfen; studierte Medizin in Berlin, Würzburg und Göttingen, wo er bei Kriegsende erst im 8. Semester studierte. Er gelang ihm in den letzten Tagen - noch kurz bevor die US-Soldaten in Göttingen einmarschierten - mittels einer sog. Notapprobation sein Universitätsstudium zu beenden. Bis 1950 absolvierte er dann seine chirurgische Ausbildung am Kreiskrankenhaus in Eschwege., bevor er 1952 an die Orthopädische Universitätsklinik in Münster wechselte. 1954 folgte die Habilitation im Fach Orthopädie, 1956 zusätzlich für Chirurgie an der Universität Erlangen-Nürnberg. 1962 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. 1981 bis 1988 leitete er eine private Krebsklinik am Chiemsee, und er wurde zunächst als Spezialist für die Implantation künstlicher Hüftgelenke bekannt. 1989 gründete er eine eigene Klinik für Ganzheitsmedizin und ausgewählte Chirurgie in Riedering-Spreng, wo er in der Krebsbekämpfung ein Programm mit “Augenmaß und Liebe". entwickelte.

Julius Hackethal war ein Befürworter der Sterbehilfe und Autor vieler standeskritischer Bücher, derentwegen er heftig angegriffen wurde; er warf seinen Berufskollegen immer wieder zahlreiche Kunstfehler und vorschnelles Operieren vor. Seine Vorwürfe brachte er öffentlich vor, schrieb Artikel in Zeitschriften und veröffentlichte Bücher. Dafür beschimpften ihn die Angegriffenen als “Netzbeschmutzer". Ab Mitte der 1980er Jahre engagierte er sich in der Sterbehilfe und für die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben. Wegen vermeintlicher aktiver Sterbehilfe wurde er angeklagt, allerdings nicht verurteilt, da er beweisen konnte, daß die Patientin sich das zum Tode führende Gift selbst verabreicht hatte.

Werke u.a.: Auf Messers Schneide (1976).

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Bild: Claus Harmsen (stones & art, 02/2014)

Riedering OT Spreng, Kapelle auf dem Gelände der Klinik Silimak

Adrien-Marie Legendre

 

 

Französischer Mathematiker; der Sohn einer wohlhabenden Familie wurde am Collège Mazarin in Paris erzogen,. Von 1775 bis 1780 war er Inhaber des Lehrstuhls für Mathematik an der École Militaire von Paris. Am 30. März 1783, wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Im Jahr 1787 wurde er neben Pierre Méchain und Jean-Baptiste Delambre zum 1. Kommissar am Bureau des longitudes ernannt. Während des Französischen Revolution verlor er sein Privatvermögen und konnte sich nur dank der Hilfe seiner Frau über Wasser halten. Im Jahre 1795 wurde er einer der sechs Mitglieder der Sektion Mathematik der rekonstituierten Akademie der Wissenschaften und später, im Jahre 1803, der Geometrie. Als er sich weigerte für den von der Regierung aufgestellten Kandidaten zur Nationalversammlung zu votieren, verlor er 1824 auf Anweisung des Innenminister der ultraroyalistschen Regierung seine Ansprüche auf eine Pension aus seiner Tätigkeit an der École Militaire, an der er von 1799 bis 1815 als Mathematikprüfer von Absolventer des Artillerie-Studiums tätig war. Nach dem Regierungswechsel im Jahre 1828 wurden seine Rechte wiederhergestellt, und 1831 wurde er zum Offizier der Ehrenlegion ernannt.

Legendre arbeitete auf dem Gebiet der Zahlentheorie, der Variationsrechnung, der partiellen Differenzialgleichungen und der elliptischen Integrale. Erentdeckte - unabhängig von Carl Friedrich Gauß - die Methode der kleinsten Quadrate und führte eine wichtige Klasse von Polynomen (sog. Legendre-Polynome) ein.

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Bilder: Mu (06/2010) Wikipedia.org

Paris, Cimetière parisien d'Auteuil

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Bilder: Beek100 (05/2012) Wikipedia.de
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Berlin-Kreuzberg, Friedhof II der Dreifaltigkeitsgemeinde

Karl Konrad Friedrich Wilhelm Lachmann

 

Deutscher Germanist und Altphilologe; Sohn eines Pfarrers; studierte ab 1809 klassische Philologie in Leipzig und Göttingen und habilitierte sich 1816 in Berlin, anschließend war er kurzzeitig als freiwilliger Fußjäger beim Militär in Duderstadt. Danach arbeitete er als Hilfslehrer am Friedrichswerderschen Gymnasium zu Berlin und war Privatdozent an der dortigen Universität, bevor er eine Anstellung als Oberlehrer am Friedrichs-Kollegium zu Königsberg erhielt und 1818 eine außerordentliche Professur an der dortigen Universität. 1825 wurde er außerordentlicher und zwei Jahre später ordentlicher Professor für lateinische und deutsche Philologie in Berlin. 1830 wurde er als Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

Lachmanns Methode der historisch-kritischen Edition antiker Texte wurde zum Vorbild für die moderne Textkritik. Sein Verdienst war es, die Methoden der klassischen Philologie auf die neue Wissenschaftsdisziplin Germanistik zu übertragen. Er leistete er einen entscheidenden Beitrag zur Kenntnis der mittelhochdeutschen Dichtung, indem er kritische Editionen von Werken des deutschen Mittelalters veröffentlichte, die bis heute wissenschaftliche Gültigkeit bewahrt haben, u.a. Hartmann von Aues Iwein (1827; gemeinsam mit Georg Friedrich Benecke), Der Nibelungen Noth und die Klage (1826) sowie 1827 die Werke Walthers von der Vogelweide und 1833 diejenigen Wolframs von Eschenbach. Berühmt wurde seine 1857 veröffentlichte Sammlung Des Minnesangs Frühling. Neben zahlreichen weiteren mittelhochdeutschen Dichtungen gab Lachmann die Werke der lateinischen Dichter Properz, Tibull und Catull und die Gotthold Ephraim Lessings heraus (183840), und er übersetzte William Shakespeares: Sonette (1820) und  Shakespeares: Macbeth (1829).

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Marianne Weber née Schnitger

     pinxit Marie David (Ausschnitt, 1896) no_copyright

 

Deutsche Frauenrechtlerin, Rechtshistorikerin und Malerin; Tochter eines Landarztes; besuchte zunächst die Städtische Töchterschule in Lemgo (heute Marianne-Weber-Gymnasium) und dann die Höhere Töchterschule in Hannover; nach ihrer Hochzeit mit Max Weber im Jahre 1893 zog mit ihm zunächst nach Berlin, wo ihr Mann als Professor für Handelsrecht lehrte. Als er im Folgejahr dann einen Ruf als Professor für Nationalkonomie in Freiburg im Breisgau erhielt, folgte sie ihm dorthin und begann, sich in der deutschen Frauenbewegung zu engagieren. Ab 1897 lebte das Paar in Heidelberg; auch dort setzte sie ihr Engagement fort. Von 1919 bis 1923 war sie Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine. Seit 1919 Abgeordnete der Deutschen Demokratischen Partei in der Badischen Nationalversammlung, setzte sie sich u.a. für die rechtliche Gleichstellung der Frau ein. Als ihr Mann 1920 in München verstarb, wohin das Paar 1919 umgezogen war, begann sie mit der Herausgabe der nachgelassenen Schriften ihres Mannes.

Mit ihrem Mann

Diese Veröffentlichungen und ihre 1926 veröffentlichte Biographie über ihn trugen wesentlich zu seiner wissenschaftlichen Anerkennung und in der Folge auch zur Entwicklung der Soziologie in Deutschland bei. In der Zeit zwischen dem Ersten und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges war ihr Haus in Heidelberg, wohin sie 1921 zurückgekehrt war, ein Treffpunkt von Schriftstellern, Politikern, Philosophen als auch Wissenschaftlern.

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01/2005

Heidelberg, Bergfriedhof

Alexander Michailowitsch Prochorow [russ. Александр Михайлович Прохоров]

 

Sowjetischer Physiker; Sohn des Revolutionsarbeiters Michail Iwanowitsch Prochorow und dessen Frau Maria Iwanowna Michailowa, die vor der Verfolgung durch das zaristischen Regimes nach Australien geflohen waren. Von dort kam er mit seinen Eltern 1923 zurück in die kurz zuvor, am 30. 12. 1923, gegründete Sowjetunion, wo er 1930 Mitglied des Komsomol1 [russ.Комсомол] wurde. Im Jahr 1939 schloß er sein Studium an der Fakultät für Physik der Staatlichen Universität Leningrad (heute Sankt Petersburg) mit Auszeichnung ab und trat in die Graduiertenschule des Physikalischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der UdSSR ein. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges ging er an die Front, kämpfte in der Infanterie, in der Intelligenz und wurde ausgezeichnet. Nach einer schweren Verwundung wurde er 1944 demobilisiert und kehrte zur wissenschaftlichen Arbeit an das Lebedew Institut zurück. 1946 promovierte er dort mit einer theoretischen Arbeit über Frequenzstabilisierung in einem Röhren-Oszillator. Ab 1950 war er unter Michail Alexandrowitsch Leontowitsch Vizedirektor des Labors für Schwingungsforschung am Lebedew-Institut und ab Oktober 1954 dessen Direktor. Außerdem war er Professor an der Lomonossow-Universität, an der er 1955 mit Nikolaj Gennadijewitsch Bassow das Konzept des Optischen Pumpens und das Maser-Prinzip; außerdem wurden am Institut in den 1950er Jahren verschiedene Maser gebaut. Im Rahmen der Untersuchung von Elektronenspinresonanz-Spektren von Rubin entdeckte er 1957 dessen Potential als Lasermaterial und schlug 1958 den Bau eines Rubinlasers vor, der aber zuerst von Theodore Maiman 1960 realisiert wurde. Parallele Arbeiten zur Entwicklung des Masers bzw. Lasers fanden in den USA durch Charles Townes und Arthur Schawlow statt.

Zwischen 1971 und 1990 war Prochrow Herausgeber der Großen Sowjetenzyklopädie (er sorgte dafür, daß auch der bereitsvon der Partei verfehmte Andrei Sacharow aufgenommen wurde). 1973 bis 1991 war er Vizedirektor des Lebedew-Instituts und zugleich Vorsitzender der Abteilung Physik und Astronomie der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften. Von 1983 bis 1998 war er Direktor des Instituts für Physik und Technologie (Institut für Allgemeine Physik) in Moskau, danach bis zu seinem Tod 2001 Ehrendirektor.

Auszeichnungen u.a. Nobelpreis für Physik (1964) gemeinsam mit Charles H. Townes und Nikolaj Bassow “für grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet der Quantenelektronik, die zur Konstruktion von Oszillatoren und Verstärkern auf der Basis des Maser-Laser-Prinzips führten“.

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1 Jugendorganisation der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU)

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Moskau, Neufrauenkloster-Friedhof

Bild: Martthias Bauer (1999)
Wissenschaft & Forschung XV

Omnibus salutem!