Halle (Saale), Friedhof St. Laurentius
Deutscher Theologe (ev.); war ab 1856 Hofprediger in Karlsruhe, seit 1860 Professor der praktischen Theologie in Halle und 1860 Mitbegründer des Evangelischen Kirchen- und Volksblatts, das bis 1941 bestand, des Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen (1886/87) sowie der Evangelischen Vereinigung (1873). Beyschlag war am kirchenpolitischen Geschehen seiner Zeit an hervorragender Stelle beteiligt.
Werke u.a. Das Leben Jesu (2 Bde.,1885), Christologie des N.T. (1866), Neutestamentliche Theologie (2 Bde., 1891). Aus meinem Leben (1896-98).
Englischer Astronom und Mathematiker; Sohn eines wohlhabenden Seifenproduzenten; studierte in Oxford Mathematik und Astronomie. Nachdem er Oxford 1676 verlassen hatte, reiste er auf die Insel St. Helena, wo er ein Observatorium einrichtete, um die Sterne am südlichen Himmel zu kartographieren. Dabei beobachtete er am 7.11.1677 einen kompletten Merkurtransit und schlug daraufhin vor, Merkur- und Venustransits zur Bestimmung der astronomischen Einheit zu vermessen, um die Größe des Sonnensystems zu bestimmen. Während einer Reise auf den Kontinent beobachtete er zwischen Calais und Paris erstmals den später nach ihm benannten Halleyschen Kometen, der schon seit mehr als 2000 Jahren beobachtet wurde und dessen lang gestreckte elliptische Bahn weit über die Neptunbahn hinausreicht. die Wiederkehr des Kometen sagte er für 1758/59 voraus und trug damit zur Versachlichung der mitteralterlichen Furcht vor Kometen bei. gab 1679 gab er einen Sternkatalog des südlichen Himmels heraus. U.a. entwickelte Halley, der ab 1720 königlicher Astronom am Observatorium in Greenwich sein wird, eine Formel zur barometrischen Höhenmessung und erkannte 1716 den Zusammenhang zwischen Erdmagnetismus und Polarlichtern. Als erster beobachtete er den Vorbeigang des Merkur vor der Sonne. Seine nächste Wiederkehr wird im Jahr 2061 erwartet.
Halleysche Komet im Jahre 1986
London, Westminster Abbey
Deutscher Physiologe und Chemiker; Sohn von Emil Warburg; seit 1915 Professor in Berlin, 1930 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Zellphysiologie in Berlin-Dahlem, bedeutende Arbeiten u.a. über Atmungsenzyme, Stoffwechselvorgänge und über die Photosynthese; förderte wesentlich die Erkenntnisse über die Vorgänge in Krebszellen, erhielt für seine Arbeiten zur Zellatmung 1931 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin.
Werke u.a. Über den Stoffwechsel der Tumoren (1926), Über die katalytischen Wirkungen der lebendigen Substanz (1928).
Berlin, Städt. Friedhof Dahlem
Deutscher Arzt; Sohn eines Spitalverwalters in Stuttgart, Begründer der deutschen Psychiatrie und des Archivs für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, lehrte an der Universität in Tübingen, war von 1849 bis 1850 in Kiel, wo er am pathologischen Institut neuro-anatomische Hirnforschung betrieb. Von 1850 bis 1852 war er Leibarzt des ägyptischen Vizekönig in Kairo, kehrte 1854 nach Tübingen zurück, verließ die Stadt aber 1860 wieder, um in Zürich einen Lehrstuhl zu übernehmen, hatte dort auch die Leitung des Neubaus der Psychiatrie inne. 1864 wurde er zum Leiter der psychiatrischen Klinik nach Berlin berufen.
Werke u.a.: Die Pathologie und Therapie psychischer Erkrankungen (1845).
Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof
Deutscher Pathologe, Anthropologe und Politiker; begründete die mikroskopische pathologische Anatomie, vertrat die Ansicht, daß Zellen nur aus Zellen entstehen können, war aufgrund seiner den Krankheitsprozeß durch Veränderungen der Zelle erklärenden Zellularpathologie bis weit in das 20. Jahrhundert hinein maßgebend für die gesamte Medizin, befaßte sich auch mit Medizingeschichte, Geschwulstlehre, Hygiene (beeinflußte die Gesetzgebung) und war Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte in Berlin. 1861 war Virchow Mitbegründer der Deutschen Fortschrittspartei und seit 1862 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, trat dort als Gegner Otto von Bismarcks in der Frage der seit 1860 betriebenen Heeresreform (sog. Preußischer Verfassungskonflikt) auf; Virchow prägte als liberaler Gegner der Kirche die Bezeichnung Kulturkampf; von 1880 bis 1893 war er Mitglied des Reichstags.
Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof
Richard von Volkmann (seit 1885)
Deutscher Chirurg und Schriftsteller; Sohn des Physiologen und Professors Alfred Wilhelm Volkmann; wurde 1867 Professor in Halle (Saale) und Direktor an der dortigen chirurgischen Klinik, außerdem Generalarzt der preußischen Armee; er machte sich v.a. verdient um die Einführung der antiseptischen Wundbehandlung. Als Märchenerzähler schrieb er unter dem Pseudonym Richard Leander u.a. die seinerzeit vielgelesenen Träumereien an französischen Kaminen (1871); verband darin Elemente des Volks- und Kunstmärchens.
Werke u.a.: Beiträge zur Chirurgie (1875).
Halle (Saale), Stadt-Gottesacker
London-Lee, Saint Margaret’s Churchyard (urspr. Grab)
Deutscher Geograph und Kartograph; Sohn eines Aktuars (Verwaltungsbeamter); 1839 begann er eine Ausbildung in der von Heinrich Berghaus mit Unterstützung Alexander von Humboldts gegründeten Geographischen Kunstschule in Potsdam.Berhaus erkannte die besondere Gabe Petermanns und nahm ihn bei sich auf, erbat jedoch, da er selber bereits eine große Familie zu ernähren hatte, den König erfolgreich um finanzielle Unterstützung. 1844 beendete er seine Ausbildung und hielt sich zwischen 1845 und 1854 in Edinburgh bzw. London auf. Nach seiner Rückkehr arbeitete er ab 1854 in Justus Perthes' Geographischer Verlagsanstalt, besonders an Stielers Handatlas. Petermann, der wenig und niemals sehr weit reiste, um seine “Vorlagen” in Augenschein zu nehmen, entwickelte sich dennoch zu einem der bis heute bekanntesten Geographen und Kartographen des 19. Jahrhundert; seine Stärke lag in seiner Fähigkeit zum Teil widersprüchliche Quellen richtig zu interpretieren und auszuwerten. August Petermann regte mehrere Afrika- und die ersten deutschen Polarexpeditionen an; 1855 gründete er die nach ihm benannte Zeitschrift Petermanns Geographische Mitteilungen.
In erster Ehe war Petermann seit 1856 mit Clara Leslie verheiratet; das Paar hatte zwei Töchter. Nachdem die Ehe 1875 geschieden worden war, heiratete Petermann im Folgejahr ein zweites Mal. Möglichweise wegen familiären Problemen, aber auch wegen manisch-depressiven Verstimmungen, die immer wieder auftraten, nahm er sich mittels eines Revolvers das Leben.
Gotha, Friedhof
Friedrich Wilhelm Eduard Gerhard
Deutscher Archäologe; Sohn eines Geheimen Justizrats; studierte zunächst ab 1812 Theologie in Breslau, wandte sich dann ab 1814 der Klassischen Philologie, die er an der an die Universität Berlin bei August Böckh, der auch sein förderer wurde, studierte. Nach seiner Promotion im Juli 1814 kehrte er nach Breslau zurück, wo er sich 1816 habilitierte. Seine Absicht, Ende 1816 trat er in Posen eine Stelle als Lehrer an einem Gymnasium an, die er jedoch bereits zwei Jahre später wegen einer Augenerkrankung wieder aufgeben mußte. Auf zwei Reisen nach Italien (1820/21 und von 1822 bis 1826) unternahm er archäologische Studien, beschäftigte sich mit der Topographie Roms und beteiligte sich an der von Barthold Georg Niebuhr begründeten Beschreibung der Stadt Rom. Während eines dritten Aufenthaltes in Rom von 1828 bis 1832, der wie die zweiten vom preußischen Staat bezahlt wurde, gründete er 1829 in Rom unter Mitwirkung anderer Archäologen und mit Unterstützung des preußischen Kronprinzen das Istituto di Corrispondenza Archeologica, das spätere Deutsche Archäologische Institut. Gerhard wandte sich jetzt auch der Erforschung der antiken Vasenmalerei zu. 1832 kehrte er nach Berlin zurück und wurde 1833 als Archäologe am königlichen Museum zu Berlin angestellt. Ab 1836 war er Kustos der Vasen- und Terakottensammlung, ab 1855 Direktor der Sammlung der Skulpturen und Gipsabdrücke. 1835 wurde Gerhard ordentliches Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1844 ordentlicher Professor an der Universität Berlin. Zur Popularisierung der Archäologie initiierte er 1841 die Gründung der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin.
Eduard Gerhard trug mit seiner Arbeit maßgeblich zur Etablierung der Klassischen Archäologie als eigenständiger Wissenschaft bei; zu seinen Schülern gehörten neben anderen Otto Jahn, Ernst Curtius und Alexander Conze.
Werke u.a.: Antike Bildwerke (1827-39), Auserlesene griechische Vasenbilder (1839-58), Etruskische. Spiegel (Bd. 1-4, 1839-68; Bd. 5, 1884-97).
Berlin-Schöneberg, Alter Friedhof der St. Matthäi-Gemeinde
Französischer Jurist; studierte Rechtswissenschaften in Bordeaux und ließ sich dort als Anwalt nieder. Er hatte sich bereits einen Namen gemacht durch seine Verteidigung des Baron de Bensenval, des Generals der Schweizergarde, den er vor Gericht gegen den Vorwurf des Hochverrats vertrat, und als einer der Anwälte der Königin Marie Antoinettes während der sog. Halsbandaffaire gemacht. Als er sich schon aus seinem Beruf zurückgezogen hatte, wurde er gefragt, ob er gemeinsam François Denis Tronchet und Chrétien-Guillaume de Lamoignon de Malesherbes die Verteidigung vonLudwig XVI., der 1792 durch den revolutionären Convent angeklagt wurde übernehmen würde. Wegen der Kurzfristigkeit der Benennung hatte er nur wenig Zeit, um sich auf das Verfahren vorzubereiten. Auch zog er das Verfahren der Auswahl der Richter und der Jury infrage und beklagte sich vor Gericht: “Je cherche parmi vous des juges et je ne vois que des accusateurs”1. Nach dem Prozeß wurde er am 31.1.1794 von den Revolutionären verhaftet und erst nach dem 9. Thermidor am 27.7.1794 wieder auf freien Fuß gesetzt. Ludwig XVIII., der Bruder von Ludwig XVI., ernannte ihn 1815 zum Präsidenten des Kassationshofes (Cour de cassation). 1816 wurde er zum Pair von Frankreich geadelt. Nachdem de Sèze während der Herrschaft der Hundert Tage Napoleon Bonapartes dem Hof von Ludwig XVIII. ins Exil nach Gent gefolgt war, wurde er nach der zweiten Restauration 1817 zum comte (Grafen) ernannt. Am 22.5.1816 wurde er Mitglied der Académie française (Fauteuil 33), und löste damit Jean-François Ducis ab.
_____________________________________________________
1 Ich suche Richter unter Euch, sehe aber nur Ankläger.
Paris, Cimetière du Père Lachaise
Französischer Physiker; Sohn eines Arztes am American Hospital in Paris und einer Krankenschwester; seine Kindheit bis zu seinem 12. Lebenjahr verbrachte erwegen einer Lungenerkrankung in Barcelonnette (Dép. Alpes-de-Haute-Provence); er besuchte in dieser Zeit auch keine Schule, sondern wurde von seiner Mutter privat zuhause unterrichtet. Als er 13 Jahre alt wurde, schickten ihn seine Eltern nach Bristol, damit er dort Englisch lernen könnte. Dort erwachte auch sein Interesse an der Teilchenphysik durch eine Begegnung mit dem Physiker Giuseppe Occhialini. Zurück in Frankreich wurde er Schüler am Lycée Saint-Louis, studierte anschließend ab 1951 an der École Normale Superiore und arbeitete von 1955 bis 1959 als Forschungsingenieur am Atomenergie-Zentrum von Saclay - wo er 1975 auch promovierte. Nach dem Dienst bei der französischen Marine wurde Gennes 1961 Assistenzprofessor in Orsay; dort befaßte er sich bereits vorwiegend mit Supraleitern. 1971 erhielt er eine Professur am renommierten Collège de France in Paris, und seit 1976 war er Leiter der École Supérieure de Physique et Chimie Industrielles in Paris. Gennes beschäftigte sich maßgeblich mit Methoden zur Beschreibung der Ordnung in einfachen Systemen, u. a. nach Phasenübergängen (Phasen) - wie z. B. in Flüssigkristallen, in Polymeren oder in Supraleitern. Für seine grundlegenden Arbeiten zur Erforschung von Ordnungszuständen in komplexen Formen der Materie (besonders Flüssigkristalle und Polymere) erhielt er 1991 den Nobelpreis für Physik.
Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Physik (1991)
Paris, Cimetière de Montrouge
Omnibus salutem!