Bild: Martina Schulz

Georg Cantor

                                        

Deutscher Mathematiker; Sohn wohlhabenden Kaufmanns und Börsenmaklers, Begründer der axiomatischen Mengenlehre, der - einer sephardischen Familie entstammend und erst in Sankt Petersburg lutherisch getauft - .seine Kinderim lutherischen Glauben und in einem deutschen kulturellen Umfeld aufzog. 1856 zog die Familie aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes des Vaterzunächst nach Wiesbaden , dann nach Frankfurt am Main. Nach dem Abitur im Jahre 1860 in Darmstadt studierte Cantor an der Universität Zürich und an der Universität Göttingen und wurde 1867 an der Universität Berlin bei Ernst Eduard Kummer promoviert, der neben Karl Weierstraß und Leopold Kronecker zu seinen Lehrern zählte. Ab 1869 an bis zu seinem Lebensende in Halle, zunächst als Privatdozent, seit 1872 als Extraordinarius und seit 1877 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1913 als ordentlicher Professor. In Halle verkehrte er unter anderem freundschaftlich mit Edmund Husserl, dem Begründer der Phänomenologie.

Georg Cantor ist der Begründer der axiomatischen Mengenlehre, auf der die moderne mathematische Analysis beruht (in der Mengenlehre werden die Prinzipien und die Terminologien von Mengen gebraucht, um mathematische Behauptungen klarer und genauer zu formulieren und Begriffe wie das Endliche und das Unendliche zu verdeutlichen). Durch die Beschäftigung mit Fourier-Reihen (Fourier-Reihe ist die Darstellung einer 2n-periodischen Funktion als unendliche Reihe von Sinus- und Cosinusfunktionen) kam er auf die Entwicklung einer Theorie der irrationalen Zahlen.

Zurück zur Personenliste

Halle (Saale), Neuer Friedhof Giebichenstein

Christoph Wilhelm von Hufeland

    

Deutscher Arzt; Begründer der "Makrobiotik", studierte - wie Vater und Großvater zuvor - ab 1780 Medizin in Jena und Göttingen, ließ sich 1783 als Arzt in Weimar, wo er die väterliche Praxis übernahm, nieder. 1793 wurde er Professor der Medizin in Jena, 1800 Geheimer Rat, dann königlicher Leibarzt, Direktor des Chirurgicum und erster Arzt an der Berliner Charité. Von 1806 bis 1809 war er als Arzt der königlichen Familie in Königsberg tätig, 1810 wurde er Professor der Pathologie und Leiter der medizinischen Poliklinik in Berlin. Unter seinen Patienten waren u.a. Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller. Ab 1795 arbeitete er Herausgeber des Journals für die praktische Arzneikunde und Wundarzneikunst, 1790 wurde er Mitglied der Erfurter Akademie nützlicher Wissenschaften.

Werke u.a.: Makrobiotik oder die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern (1796).

Zurück zur Personenliste

Berlin, Friedhof Dorotheenstädt.u. Friedrichswerdersche Gemeinde

Jürgen Kuczynski

Porträt aus Copyrightgründen leider nicht verfügbar

 

 

 

Deutscher Wirtschaftswissenschaftler; lebte von 1936 bis 1944 als Emigrant in Großbritannien, lehrte von 1946 bis 1970 als Professor für politische Ökonomie und Wirtschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität in Berlin, von 1955 bis 1990 Mitglied der Akademien der Wissenschaften der DDR und der UdSSR; galt als Nestor der marxistischen Wirtschaftswissenschaft.

Werke u.a.: Die Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem Kapitalismus (1960-72, 38 Bde.), Zur Geschichte der bürgerlichen politischen Ökonomie (1975), Geschichte des Alltags des deutschen Volkes (1980-85, 6 Bde.).

Zurück zur Personenliste

Bild: Martina Schulz
Bild: Martina Schulz

Theodor Brugsch

Mediziner (Internist); neuntes und jüngstes Kind aus der dritten Ehe des Ägyptologen Heinrich Brugsch-Pascha; studierte Medizin an den Universitäten von Leipzig und Berlin, wo er 1910 Professor wurde, arbeitete während des Ersten Weltkriegs als beratender Internist von 1917 bis 1919 in der 9. Armee in Rumänien, wurde 1921 in Berlin Extraordinarius und 1927 Inhaber des Lehrstuhls für Innere Medizin in Halle und Direktor der medizinischen Klinik. Nachdem er 1936 zwangsemeritiert worden war, arbeitete er als Privatgelehrter und Facharzt in einer Berliner Klinik, war ab 1945 Professor an der Humboldt-Universität und Leiter der 1. Medizinischen Poliklinik und der Poliklinik der Charité in Berlin. Entdeckte das nach ihm benannte Brugsche Syndrom (diabetes mellitus neurohormonalis).

Werke u.a: Lehrbuch der gesamten inneren Medizin, Konstitutionslehre, Lehrbuch der Herz- und Gefäßerkrankungen, Arzt seit fünf Jahrzehnten (1.Aufl. 1886, Vlg.d.Nation).

Auszeichnungen u.a.: Verdienter Arzt des Volkes, Vaterländischer Verdienstorden in Silber (1954).

Zurück zur Personenliste

Peter Krukenberg

Deutscher Arzt und Kliniker; Schwiegersohn und Nachfolger Johann Christian Reils; im Befreiungskrieg 1813 war er freiwilliger Jäger des Lützowschen Korps. 1814 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität (Halle), wo er eine musterhafte "ambulatorische Klinik" gründete. Er galt bald als Wegbereiter einer an naturwissenschaftlichen Erkenntnissen orientierten Medizin, deren Grundlage anatomisch-physiologische Untersuchungen bildeten. 1822 wurde er ordentlicher Professor der Pathologie und Direktor des klinischen Instituts. Krukenberg zählte zu den bedeutendsten Klinikern und akademischen Lehrern seiner Zeit und war für ganze Ärztegenerationen das Idealbild des "praktischen Arztes".

Zurück zur Personenliste

Bild: Martina Schulz

Halle (Saale), Stadt-Gottesacker

Otto von Guericke eigentl. Gericke

      

Deutscher Physiker; Sohn des Hans Gericke und der Anna Zweydorff; von 1617 bis 1624 Grundlagenstudium an den Universitäten Leipzig und Helmstedt, juristisches Fachstudium in Jena und Leiden, hier auch des Fortifikationswesen. Geburt von drei Kindern, 1627 Anna Katharina (†1627), 1628 Otto junior (†1704) und 1630 Jakob Christoph (†1631). Bei der Erstürmung, Plünderung und Zerstörung der Alten Stadt Magdeburg durch Tillys Truppen während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1631 wurde er gefangengenommen und durch die Hilfe der Familie freigekauft. 1632 fertigte er Pläne vom zerstörten Magdeburg und wurde zum Festungsbauingenieur in seiner Vaterstadt ernannt, war dann von 1636 bis 1646 Festungsbauingenieur in kursächsischen Diensten ebenfalls in Magdeburg, von 1641 bis 1646 Gewählter Stadtkämmerer mit festem Gehalt, von 1642 bis 1663 diplomatische Missionen im Auftrage der Stadt. 1646 wurde Guericke zum 4. Bürgermeister gewählt, 1652 heiratete er seine zweite Frau, Dorothea Lentke. 1654 führte er erste öffentliche Vakuumexperimente (Pumpe, Erzeugung eines leeren Raumes, Implosion) während des Reichstages zu Regensburg und erste Durchführung des Halbkugelversuches mit sechs vierschrötigen Männern in Magdeburg durch, später dann die erste Durchführung des Versuches mit den Magdeburger Halbkugeln und 12 Pferden in Magdeburg, 1660 Unwettervorhersage mit Magdeburger Wettermännchen, 1661 erste Durchführung des Galgenversuches mit kleinen Halbkugeln. Guericke führte in Anwesenheit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm in Cölln/Spree seine Experimente durch; er folgten der Bau der Schwefelkugel und erste elektrische Versuche. 1666 wurden Otto Gerickes und seine Familie durch Kaiser Leopold I. geadelt und nannte sich von jetzt an Otto von Guericke. 1676 lehnte er aus gesundheitlichen Gründen die Amtsübernahme als “worthaltender” Bürgermeister ab und emiritierte 1678. 1681 zog er zu seinem Sohn Otto nach Hamburg.

Werke u.a: Experimenta Nova Magdeburgica de Vacuo Spatio (1672).

Zurück zur Personenliste                  

Bild: Stadt Magdeburg

Magdeburg, sog.Guerickegruft i.d. Johanniskirche

Bild: Josef Aschenbrenner (08/2008)
Bild: Martina Schulz (2004)

Berlin, Friedhof Dorotheenstädt.u. Friedrichswerdersche Gemeinde

Berlin, Friedhof Dorotheenstädt.u. Friedrichswerdersche Gemeinde

Hinweis: Während der Napoleonischen Kriege wurde die Kirche als Lazarett benutzt und die Gebeine aus der Gruft herausgeholt und vor der Stadtmauer in sog. Großgräbern wieder beigesetzt.

Christian Gottfried Ehrenberg

Deutscher Zoologe, Ökologe und Geologe; Sohn eines Richters; studierte ab 1815 Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig, dann 1817/18 Medizin und Naturwissenschaften. Nach mehreren kleineren Exkusionen führte ihn eine Expedition, auf der er Pflanzen und Tiere sammelte, in der Zeit zwischen 1820 und 1825 in den Nahen Osten und nach Arabien. Mit seinem Kollegen Friedrich Wilhelm Hemprich erkundete er auf dieser Reise Teile Ägyptens, Palästinas, der libyschen Wüste, des Niltals und der Nordküste des Roten Meeres. Dort untersuchte er insbesondere die Korallen. Unmittelbar an diese Reise anschlie0end ging er erneut mit Hemprich auf eine Expedition, die sie nach Syrien, Saudi-Arabien und durch Abessinien (heute Eritrea), wo Hemprich an Fieber starb. Nach seiner Rückkehr veröffentlichte Ehrenberg eine Reihe von Artikeln über Insekten und Korallen sowie zwei Bände Symbolae physicae (1828-34), in denen er Säugetiere, Vögel und Insekten wissenschaftlich beschrieb.1829 begleiteten er und Gustav Rose Alexander von Humboldt auf einer Expedition durch Rußland bis zum Ural und durch Sibirien bis zum Altai. Auch von hier brachte er zahlreiche Proben aus Flora und Fauna mit zurück nach Deutschland, die er sorgfältig untersuchte und beschrieb. Ehrenberg zählt zu den bekanntesten und zugleich produktivsten Wissenschaftlern seiner Zeit. Er gilt als der Begründer der Mikropaläontologie und Mikrobiologie.

Zurück zur Personenliste                   

Bilder: Günter Bihn (05/2012)

Berlin-Pankow, St.-Marien- und St.-Nikolai-Friedhof I

Martin Hirsch

 

 

Deutscher Rechtsanwalt und Richter; trat bereits während seiner Schulzeit dem Sozialistischen Schülerbund bei; studierte zunächst Rechtswissenschaften in Breslau, Innsbruck und Berlin und legte 1939 seine zweite juristische Staatsprüfung in Berlin ab und war anschließend von 1939 bis 1941 als Justitiar bei der Kontrollstelle Natronpapier und Papiersäcke in Berlin tätig. Während des Zweiten Weltkrieges war er von 1941 bis 1945 Soldat, trat nach dem Ende des Krieges der SPD bei und war als Rechtsanwalt in Marktredwitz tätig. Dort wurde er zum Stadtrat von Marktredwitz gewählt und war von 1954 bis 1961 Abgeordneter im Bayerischen Landtag. Von 1961 bis 1971 war Hirsch Rechtsexperte der SPD-Bundestagsfraktion und fungierte als stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender (vom 13. Dezember 1966 bis 8. November 1971) und war in dieser Zeit Mitverfasser der Pläne zur Einführung einer Vorbeugehaft für potentielle Serientäter. 1971 wurde er zum Richter im Zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe berufen. Zusätzlich übernahm er den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Juristen. Danach war er ab 1983 als Honorarprofessor an der Universität Bremen tätig. Als Delegationsleiter von Juristen und Menschenrechtlern reiste er im Auftrag der Bremischen Bürgerschaft nach Kurdistan und verfaßte anschließend einen ausführlichen Bericht im Mai 1984.

Zurück zur Personenliste                   

Bilder: Günter Bihn (05/2012)

Berlin, Dahlemer St. Annenfriedhof

Georges Léopold Chrétien Frédéric Dagobert, Baron de Cuvier eigentl. Küper

                                      

Französischer Naturforscher; Sohn eines aus Württemberg emigrierten Hugenotten; Bruder des Zoologen Frédéric Cuvier (*1773,† 1838), der das Werk Des dents des mammifères (1825) verfaßte; befaßte sich bereits als Gymnasiast mit Georges-Louis Leclerc de Buffons (*1707, †1788) umfangreicher Naturgeschichte Histoire naturelle, générale et particulière. 1784 studierte er Jura und Betriebswirtschaft sowie auch Naturgeschichte und vergleichende Anatomie an der Karlsakademie in der Nähe von Stuttgart und beschäftigte sich während des Studiums mit Insekten, mit Botanik und lernte erstmals Fossilien kennen. Nach Beendigung seines Studiums war er 1788 Privatlehrer bei einer französischen Familie in der Normandie, wo er die Tierwelt der dortigen Küsten untersuchte und seine ersten Schriften veröffentlichte. 1795 wurde er zunächst Professor am Panthéon in Paris, wurde aber wegen seiner besonderen Fähigkeiten im Jahre 1800 Professor für höhere Wirbeltieren am Collège de France, bevor er 1802 die Professur für vergleichende Anatomie am Nationalmuseum in Paris erhielt. 1806 wurde er Mitglied der Royal Society. Unter Napoléon 1814 Staatsrat der kaiserlichen Universität, wurde er mit der Reform des gesamten Bildungswesens in Frankreich beauftragt, darunter auch die akademischen Institute in Italien, den Niederlanden und in Süddeutschland 1811 wurde er für seine Verdienste mit dem Orden Chevalier de la Légion d’Honneur ausgezeichnet.

Georges Cuvier war zunächst wie andere Naturforscher seiner Zei der Meinungt, daß alles Leben auf der Erde in kontinuierlicher Folge aufeinander aufbaut, kam dann aber um 1800 zur der Überzeugung und klassifizierte die Tierwelt in vier Grundklassen: Vertebrata (Wirbeltiere), Articulata (Gliedertiere), Radiata (Strahlentiere) und Mollusca (Weichtiere). Aufgrund dieser Strukturierung kam er zu der Erkenntnis, daß der Bauplan eines Tieres von der jeweiligen Lebensumgebung bestimmt wird und nicht umgekehrt. Und Cuvier glaubte im Gegensatz zu seinen Kollegen Étienne Geoffroy Saint-Hilaire und Jean-Baptiste de Lamarck fest an die Unveränderlichkeit der Arten von Anbeginn, also nicht an eine Evolution wie sie später Charles Darwin darlegte, sondern formulierte seine “Katastrophentheorie”, derzufolge das Leben periodisch durch Katastrophen vernichtet und wieder erschaffen worden. Er begann, zahlreiche Tiere aus ihren Fossilien zu rekonstruieren, die er im Pariser Becken bei Montmartre vorfand. Mit diesen Rekonstruktionen, die bei seinem Tode schließlich über 13 000 umfaßten, war er Mitbegründer einer wissenschaftlich begründeten Paläontologie. In seinem umfangreichen Werk Le règne animal distribué d'après son organisation (4 Bde., 1817, dt. Das Tierreich) begründete er seine Einteilungsprinzipien. Bis zu den von Darwin in seinem Werk On the Origin of Species (1859, dt. Über die Entstehung der Arten) veröffentlichten Erkenntnissen hatte Cuviers Werk das Denken der Naturforscher in England und Frankreich großen Einfluß.

Werke u.a.: Leçons d'anatomie comparée (5 Bde., 1801-05), Discours sur les révolutions de la surface du globe etc. (neue Ausgabe 1851).

Zurück zur Personenliste                   

Bilder: Axel & Matthias Haas (05/2012)

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Alexander Stepanowitsch Popow [russ. Александр Степанович Попов]

Russischer Physiker; Sohn eines Geistlichen; absolvierte zunächst bis 1873 die Theologischen Schule von Jekaterinburg und anschließend das Theologischen Seminar in Perm. Danach besuchte er bis 1882 die Fakultät für Physik und Mathematik an der Sankt Petersburger Universität, an der er er seine Dissertation zum Thema О принципах магнито- и динамоэлектрических машин постоянного ток (Über die Prinzipien magnetischer und dynamoelektrischer Gleichstrommaschinen) verteidigte. Angezogen von den Problemen der modernen Physik und Elektrotechnik besuchte er die Klassen Physik, Mathematik und Elektrotechnik in der Minenoffiziersklasse in der von Zar Peter I. als Marinestützpunkt an der Ostsee gegründeten Kronstadt.

 

Ab 1901 leitete Popow, der als einer der Pioniere der Funktechnki gilt, den Lehrstuhl für Physik am Sankt Petersburger Elektrotechnischen Institut, im Jahr 1905 wurde er Direktor des Instituts.

Zurück zur Personenliste                 btn_up            

Bild: Schtscherbakow (07/2015) Wikipedia.ru
Bild: Schtscherbakow (07/2015) Wikipedia.ru

Sankt Petersburg, Wolkowo-Friedhof

Wissenschaft & Forschung XI

Omnibus salutem!