Deutscher Unternehmer; gründete nach einer Berufsausbildung zum Schlosser und einem nicht abgeschlossenen Maschinenbau-Studium 1976 in Ettlingen eine Firma für die Fertigung von Stadtmöbeln und baulichen Werbeträgern. Als Wall AG wurde das Unternehmen 1984 nach Berlin verlagert. In den 1990er Jahren erfolgte die Expansion nach Osteuropa und in die USA.
Hans Wall war Vorsitzender des Vereins “Denk mal an Berlin“ und engagierte sich persönlich und finanziell für gesellschaftliche und soziale Projekte, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde.
Bekannt wurde sein Name, als bundesweit mit der Errichtung von Werbeflächen im öffentlichen Bereich tätiger Unternehmer.
.Auszeichnungen u.a.: Bundesverdienstkreuz
Berlin, Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichwerderschen Gemeinden (Chausseestraße 126)
Deutscher Unternehmer; Textilhändler; betrieb am Alter Markt in Köln ein Tuchgeschäft; war Teilhaber der Seidenwarenfabrik Otto Andreae in Mülheim, lebte seit Ende der 1850er Jahre in New York City und Chicago als Kommissionär. 1860 übernahm er in NYC eine seit 1849 bestehende Firma, die seit 1857 als E. Oelbermann & Co. firmierte In New York baute er 1877 ein Geschäftshaus in der 57-63 Greene Street in Lower Manhattan, wohin die E. Oelbermann & Co. ihren Sitz verlegte. Als Mitunternehmer fungierte er ab 1858 in der Firma Noell & Oelbermann. Mit einem Teilhaber gründete er 1889 Oelbermann, Dommerich & Co., die auch Textilherstellung betrieb.
Nach New York City zog auch seine Frau Laura, née Nickel, Tochter eines Bürstenwarenhändlers, die er 1868 geheiratet hatte. Dort kamen auch drei ihrer fünf Söhne zur Welt. Im Jahr 1878 kehrte die Familie, die in Amerika einen beträchtlichen Reichtum erlangte, nach Köln zurück, wo sie nach deren Fertigstellung die heute nicht mehr existierende, im Renaissancestil erbaute Villa Oelbermann im Hohenstaufenring 57 bezogen.Später wurde sie durch soziale Wohltaten und Spenden bekannt. sie hatte nach dem Tod ihres Mannes und ihrer Söhne (alle starben vor ihren Eltern) umfangreiche Schenkungen in Köln getätigt. Am 15.8.1918 wurde sie von Kaiser Wilhelm II. in den Adelsstand erhoben; u.a. hatte sie 1906 1 Million Mark für die Errichtung des 2.225 Millionen Mark teuren Auguste-Viktoria-Hospitals auf dem Ölberg in Jerusalem gespender, das 1910 eingeweiht wurde. Im Jahr 1909 engagierte sie sich in der Palästina-Stiftung, die in Jerusalem den Bau einer Haushaltsschule initiierte. Bereits 1900 wurde auf ihre Initiative hin in Köln dieFrauenhilfe, ein evangelischer Hilfsverein, gegründet.
Inschrift: Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast, dass sie meine Herrlichkeit sehen. (Joh. 17, 24)
Köln, Friedhof Melaten
Zino Davidoff eigentl. Sussele-Meier Davidoff (russ. Зиновий (Зуселе-Меер) Гилелевич Давыдов]
Schweizer Unternehmer russischer Herkunft; kam, als seine Familie 1911 vor den Pogromen in Kiew floh, als kleines Kind nach Genf, wo der Vater, Henri (Genrich/Gilel) Davidoff, einen Tabakladen eröffnete, der sich zum Treffpunkt der zahlreichen russischen Emigranten, die sich in der Stadt und der Umgebungs Genfs niedergelassen hatten, entwickelte. Nach dem Abitur im Jahr 1926 absolvierte er im elterlichen Betrieb eine kaufmännische Ausbildung und unternahm später ausgedehnte Reisen u.a. durch Mittel- und Südamerika sowie auf die Insel Kuba, wo er Tabakhändler kennenlernte und sich Wissen rund um den Tabak und die Zigarrenherstellung aneignete. Nach seiner Rückkehr erweiterte er den elterlichen Laden in Genf um Tabakprodukte aus diesen Ländern, die er während des Zweiten Weltkrieges sehr erfolgreich in die neutrale Schweiz importierte. Bald wurde er über Genf und die Schweiz hinaus als Händler von Zigarren exzellenter Qualität bekannt und erwarb sich einen Ruf als "König der Zigarren". Ab 1967 ließ er in Kuba die populärsten Zigarre seines Angebots an hervorragenden Zigarre herstellen, die Davidoff No. 1.
1971 verkaufte Davidoff das Unternehmen an eine Schweizer Unternehmensgruppe, worauf die Marke "Davidoff & Cie." innerhalb der in Basel ansässigen "Davidoff Oettinger Imex AG" aufging. Eben zu dieser Zeit kam das Label Zino auf den Markt, das vor allem in den USA erfolgreich aufgenommen wurde. Zino Davidoff blieb dem Unternehmen weiterhin verbunden und bereiste als Botschafter der Marke die ganze Welt.
Ab den 1980er Jahren wurde das Angebot um Luxusgüter und Accessoires erweitert; dazu gehören Uhren, Lederwaren und Brillen sowie die Parfum-Serie Cool Water oder die Kosmetikserie Good Life by Lancaster. Ab 1985 produziert der deutsche Tabakkonzern Reemtsma im Lizenzvertrag auch die Zigaretten-Marke Davidoff.
2005 gab es weltweit 53 Davidoff-Shops und fast 500 Vertragshändler.
Veyrier (Kt. Genf), Cimetière israélite
Deutscher Buchhändler und Verleger; kam 1775 nach Hamburg und begründete dort 1781 eine Verlagsbuchhandlung. Als Verleger der Werke von Johann Georg Büsch oder aber der Geschichte der neueren Land- und Seereisen in 20 Bänden machte er sich bald einen Namen und war in Hamburg bald auch aufgrund seines sozialen Engagements anerkannt
Nachdem Napoléon. Hamburg im Zuge des Vierten Koalitionskrieges am 19.11.1806 besetzt hatte - die Besetzung dauerte mit kurzen Unterbrechungen bis 1814 -. kam es in der Stadt zu einer allgemeinen wirtschaftlichen Not, die durch die Zensurbestimmungen in der “Franzosenzeit” genannten Periode zu einer erheblichen Beschränkung seines Geschäftsbetriebes führte, was noch durch eine unvorsichtige Äußerung in der von Hoffmann verlegten französischen Grammatik von Simon Debonale verschärft wurde: Hoffmann geriet seitens der französischen Verwaltung der Stadt unter besondere Beobachtung. Diese schwierige wirtschaftliche Situation zwang ihn, sich geschäftlich mit dem Buchhändler August Campe (*1772, †1836), seinem Schwiegersohn zu verbinden - dieser hatte Hoffmann Tochter Elise (*1786, †1873) 1 geheiratet und übernahm die Leitung des neuen Unternehmens.. So entstand 1810 der heute noch bestehende Verlag Hoffmann und Campe in Hamburg, der 1823 von Julius Campe übernommen wurde, während August Campe es vorzog, fortan seinen spezielleren Buchhandelsinteressen unter eigenem Namen weiter nachzugehen.
Verheiratet war B.G.Hoffmann mit Elisabeth, née Ruperti (†1824).
Hoffmann, der wie August Campe Freimaurer war, war von 1804 bis 1818 Logenmeister der Hamburger Loge Zu den drei Rosen.
___________________________________________________________
1 Elisabeth Campe war später eine bekannte Schriftstellerin und Salonière in Hamburg
Hamburg, Friedhof Ohlsdorf - Bereich Althamburgischer Gedächtnisfriedhof
Hinweis: Es handelt sich Sammelgrabmal für Verleger und Drucker im Bereich des Althamburgischen Gedächtnisfriedhofs auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf (Querachse nordwestliche Seite) zu Ehren von u.a. Benjamin Gottlob Hoffmann, Franz August Gottlob Campe, Johann Heinrich Besser, Johann Heinrich Wilhelm Mauke.
Deutsch-Schweizer Unternehmer; Sohn des Kaufmanns August Kipp, der mit Landprodukten handelte, und dessen jüdischen Ehefrau, Laura; derentwegen er, obwohl er evangelisch getauft war, in der Zeit des Nationalsozialismus Schikanen ausgesetzt war. Er verließ die Schule vorzeitig und machte eine Ausbildung zum Speditionskaufmann. Als die Deportationen von Juden in die Vernichtungslager begannen, verließ er Deutschland und ging nach Norwegen, von wo er nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland zurückkehrte und wieder in den väterlichen Kartoffel- und Landproduktehandel in Alzey eintrat. 1948 kaufte er für 500 Flaschen Wein den ruhenden Handelsregistereintrag des in Trier ansässigen Trachtenhandel Alfred Massa und begründete mit dem Verkauf von Trachten, Unterwäsche und Kittelschürzen an die ländliche Bevölkerung der Region um Alzey den Grundstein seines Vermögens.
1965 gründete Kipp den ersten Verbrauchermarkt unter dem Namen Massa-Markt in Alzey. Zu Beginn der 1970er Jahre baute Kipp den ersten großflächigen Verbrauchermarkt auf der ”grünen Wiese“. In wenigen Jahren folgten im Südwesten Deutschlands 30 weitere Massa-Verbrauchermärkte, die ab den 1960er Jahren das Konsumverhalten von Generationen nachhaltig prägten. Dazu gehörten u.a. ein großer Massa-Markt in Wiesbaden und ein kleinere Laden im 1964 gegründeten Main-Taunus-Zentrum vor den Toren von Frankfurt am Main. 1981 führte Kipp flächendeckend den Finanzkauf ein Ende der 1980er Jahre verkaufte er das Handelsunternehmen an die Metro-Gruppe.
Die Immobilien, in denen unter anderem die Real-Märkte untergebracht sind, transferierte er in sein Privatvermögen und vermietete sie für 30 Jahre an die Metro Group für geschätzte Pachteinnahmen von jährlich mehr als 50 Millionen Euro. Zu dem umfangreichen Immobilienbesitz Kipps zählen unter anderem Hotelketten in der Schweiz und Bürohochhäuser in Manhattan. Sein Vermögen wird auf rund fünf Milliarden US-Dollar geschätzt. Den einstigen Markennamen Massa hat er in der Schweiz für das Massa Nova in Chur weitergenutzt.
Ascona (Kt. Tessin), Cimitero Comunale
Ludwig Gerhard Wilhelm Roselius
Bild: Nikola Perscheid (1905)
Deutscher Kaffeehändler; zweites Kind des Bremer Kaufmanns und Kaffee-Importeurs Dietrich Friedrich Rennig Roselius (*1843, †1902); absolvierte von 1890 bis 1893 eine Lehre in der Kolonialwaren-Großhandlung von Ernst Grote in Hannover, einem Geschäftsfreund seines Vaters, trat anschließend in das väterliche Geschäft Roselius & Co. in Bremen ein und wurde später Teilhaber des Unternehmens, das zunächst neben Kaffee auch Kolonialwaren führte. In den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts begann er, das Unternehmen zu erweitern: so gründete er 1901 eine Filiale in London, der ein Jahr später eine weitere in Utrecht folgte; 1903 übernahm er die Firma Friedrich Baur in Hamburg und 1905 gründete er eine Zweigstelle in Wien. Als sein Vater im Alter von nur 59 Jahre verstarb und die Ärzte dessen Tod auf zu starken, das Herz belastenden Kaffeegenuß zurückführten, entwickelte er ein Verfahren, mit dessen Hilfe der Koffeingehalt reduziert werden konnte und ließ das sog. Roselius-Verfahren 1906 patentieren. Im selben Jahr gründete er mit anderen Kaffeehändlern die Kaffee-Handels-Aktiengesellschaft (Kaffee HAG) und begann mit der Produktion 1907 in der neu errichteten Fabrikanlage im Holz- und Fabrikenhafen Bremens; bereits sehr bald konnten 13.000 Pfund Kaffee täglich verarbeitet werden, nicht zuletzt, weil der neue entkoffeinierte Kaffee auch im neuen Medien des Kinos beworben wurde; allerdings mußte die Produktion im Laufe des Ersten Weltkriegs eingestellt werden.
Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, betrieb er in Bukarest, der Hauptstadt des zunächst neutralen Rumäniens, ein Korrespondentenbüro, und tatsächlich gelang es ihm, durch diverse propagandistische Aktivitäten den Eintritt des Königreichs Rumänien auf seiten der Entente um ein Jahr herauszuzögern.
Verheiratet war Ludwig Roselius seit 1899 mit der zweiten Tochter seines Lehrherrn, Amalie Mathilde Sopie Anna, née Grote (*1874, †1926);
Hannover, Engesohder Friedhof
Deutscher Bankfachmann;
war von 1919 vis 1939 Mitglied des Reichsbankdirektoriums und von 1948 bis 1957 Präsident des Direktoriums der Bank deutscher Länder und maßgeblich an der Währungsreform 1948 beteiligt.
Frankfurt am Main, Hauptfriedhof
Rudolfine Steindling née Eckel
Österreichische Unternehmerin; arbeitete nach dem End des Zweiten Weltkrieges als Buchhalterin in der Wiener Dependance der ungarischen Central Wechsel- und Creditbank. wo sie ihren späteren Mann, den 16 Jahre älteren ungarisch-jüdischen Widerstandskämpfer, Holocaustüberlebenden und Buchautor ("Wien Frankreich Wien. Die Geschichte eines jüdischen Flüchtlings und Restinanten", "Zurückschlagen: ein österreichischer Jude im französischen Widerstand").Adolf Steindlimg kennenlernte, der ab 1974 Generaldirektor der Bank war. Rudolfine Steindling verließ das Bankhaus 1966 und begann ihren Aufstieg im Firmenimperium der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ), deren Mitglied sie von 1959 bis 1969 Mitglied war und deshalb auch “Rote Fini” genannt wurde.
In den 1970er und 1980er Jahren hatte sie Millionen in Ostdeutschland verdient und über die Österreichische Länderbank (später Bank Austria) ”gewaschen“. 1973 war sie Alleingeschäftsführerin, 1978 Treuhänderin des umstrittenen DDR-Außenhandelsunternehmens Novum GmbH1, einer Tochter der ostdeutschen Kompressle Koordinierung von Alexander Schalck-Golodkowski, während die österreichischen Kommunisten die längste Zeit ihrer örtlichen Partei unterhielten. Steindling war auch an der ähnlichen Handelsfirma "Transcarbon" beteiligt. Sie hatte auch beträchtliche Einnahmen durch die Vertretung westlicher Unternehmen wie Bosch, Ciba-Geigy, Voestalpine und Steyr-Daimler-Puch in Ostdeutschland. In den 1970er und 1980er Jahren hatte sie Millionen in Ostdeutschland verdient und über die Österreichische Länderbank (später Bank Austria) ”gewaschen“.
Nach dem Fall der Mauer gelang es der die "Frau Kommerzialrätin” , die gute Beziehungen zu Erich Honecker und Schalck-Golodkowski hatte, das Geld auf dubiosen Wegen vor dem Zugriff der Bundesrepublik ins Ausland zu transferieren. Auf Novum-Konten lagen etwa 250 Millionen Euro, von denen etwa 100 Millionen von deutschen Behörden in der Schweiz beschlagnahmt werden konnten. 1991 transferierte die Kommerzialrätin den Saldo der Novum-Konten von einem Konto der Länderbank auf ein Konto der BFZ, einer Schweizer Tochtergesellschaft derBank Austria, und dann wieder auf andere österreichische Konten, wobei sie lt. eines Artikels des österreichischen Polit-Magazins Profil von Oktober 2010 vermutlich von dem CEO René Alfons Haiden und dessen Nachfolger Gerhard Randa begünstigt wurde; sie ging nicht weniger als 51 Mal zur Bank und schaffte 1992 alles in Koffern heraus. 2003 entschied ein deutsches Gericht, daß das Geld der Bundesrepublik Deutschland gehört. Im Jahr 2010 entschied ein Schweizer Gericht, daß die Bank Austria 120 Millionen Euro zahlen muß, aber eine höhere Instanz entschied, daß es Verfahrensfehler gegeben habe.
Ab den 1990er Jahren lebte Steindling, die die Presse mit einem "wandelnden Geldautomaten" verglichen hatte, mit ihrer Tochter Susanna als einflußreiche Persönlichkeit in Israel, wo sie vor allem als Mäzenin in Erscheinung trat und eng mit der zentralen Spendenorganisation des Landes, Keren Hayesod verbunden war. Dort war sie Co-Vorsitzende von Yad Vashem, Tel Hashomer und dem Weizmann Institute of Science.
Ihre Tochter erbte 1994 mehrere wertvolle Immobilien, darunter eine Villa im Wert von 15 Millionen Euro im Wiener Stadtteil Döbling.
____________________________________________________________
1 Über das Unternehmen konnten Westkonzerne in der DDR handeln; und ausgewählte VEB in Länder des Westens exportieren.
Wien, Israelitischer Friedhof (am Zentralfriedhof), Neue Abteilung
Deutscher Gastwirt; Zoodirektor; aus sehr bescheidenen Verhältnissen entstammend; Sohn eines Häuslers und Tagarbeiters wuchs in einem kleinen Umgebindehaus auf, das der Vater 1837 für 200 Taler erwarb. 1863 verließ Pinkert seinen Geburtsort und siedelte nach Leipzig über, wo er 1870 Bürger der Stadt, 1873 die Restauration Zum Pfaffendorfer Hof pachtete und 1876, um seine Gastwirtschaft attraktiver zu machen und Gäste anzuziehen, mit seinem Partner, dem Hamburger Tierhändler Carl Hagenbeck, mit der Ausstellung exotischer Tiere begann. Auf einer Fläche von etwas über einem Hektar eröffnete er am 9.6.1878, dem ersten Pfingsttag, als Privatunternehmen seinen Pfaffendorfer Tierpark, den 23. Zoo in Europa. 1899 leitete Pinkert den Zoologischen Garten in eine Aktiengesellschaft über, zu deren Vorstand und Direktor er berufen wurde. In der Zeit danach entstanden das Verwaltungsgebäude, der Zooeingang in seiner Anbindung an die Pfaffendorfer Straße, das Gesellschaftshaus mit Restauration, der Konzertgarten, das Affenhaus und das Neue Raubtierhaus. Unter Pinkerts Leitung entwickelte sich der Leipziger Tiergarten von einer kleinen privaten Gründung zu einer international beachteten, beliebten Stätte der Erholung und Bildung, der Wissenschaft und Forschung. Gemeinsam mit Hagenbeck veranstaltete Pinkert bald auch sogenannte “Völkerschauen”, wobei im Zoo Menschen auch fremde Völker zur Schau gestellt wurden. Dafür richtete er zwischen dem Raubtierhaus und dem Robbenbecken eine “Völkerwiese“ ein. Später ließ er daneben eine mit Urwaldkulisse ausgestattete ”Völkerbühne“ errichten. Ernst Pinkert war 1880 der Initiator der Schau ”Beduinen-Karawane“, die dann auch an anderen Orten gastierte. Um die Anziehungskraft der Schauen zu steigern, entwickelte Pinkert 1894 das Konzept der ”Lebenden Bilder“, bei denen die ausgestellten Menschen bekannte Gemälde nachstellen mußten. So stellte eine Gruppe Suaheli beispielsweise die “Mohrenwäsche“ von Carl Joseph Begas dar. Dabei war es erwünscht, dass die Ausgestellten möglichst unbeholfen wirkten, um einen besonders hohen Unterhaltsamkeitswert zu erzielen.
Ernst Pinker verstarb nach einjähriger, schwerer Krankheit.
Leipzig, Nordfriedhof
Deutscher Chemiker, Erfinder und Unternehmer; machte zunächst eine Ausbildung zum Apotheker, studierte dann jedoch Pharmazie an den Universitäten in München und Tübingen und anschließend in Tübingen ein Chemie und schloß dieses Studium 1901 mit einer Dissertation über Polymerisationsprodukte der Akrylsäure erfolgreich ab, bevor er ab 1902 Tätigkeiten bei dem Pharmaunternehmen Merck, sowie als Chemiker beim Gaswerk Stuttgart, wo Otto Röhm sich erstmals der Verarbeitung von Tierhäuten widmete, die er mit Gaswasser behandelte, tätig wurde. 1907 gründete er in Esslingen gemeinsam mit dem Kaufmann Otto Haas das Unternehmen Röhm & Haas. 1909 zog die Unternehmen von Esslingen nach Darmstadt um, wo ein größeres Werk in der Nähe zu den Lederfabriken im Rhein-Main-Gebiet errichtet wurde. Im selben Jahr gründete Haas die erste Niederlassung in Philadelphia in den USA.
Als Röhm, der in über 70 Patenten als Erfinder oder Miterfinder mitgenannt wird, 1939 starb, beschäftigte sein Unternehmen 1.800 Mitarbeiter, der Umsatz betrug 22 Mio. Reichsmark. Sein 1912 geborener Sohn Otto Gustav Hermann Alfred Röhm übernahm ab 1945 die Funktion im Unternehmen.
Seit August 2019 firmiert der von Evonik Industries ausgegliederte und an Advent International verkaufte Methacrylat-Verbund in Anlehnung an den früheren Firmengründer Otto Röhm als der Begründer der Methacrylat-Chemie wieder unter dem Namen Röhm GmbH.
Darmstadt, Alter Friedhof
Deutscher Fabrikant; Erfinder des später nach ihm benannten Leitz-Ordners; der einer Familie von Küferhandwerkern entstammende Louis verlor im Alter von 12 Jahren zunächst seine Mutter und nachdem er 1860 gerade eine Ausbildung zum Drechsler begonnen hatte, starb auch sein Vater, so daß er mit seinen Geschwistern in verschiedene Pflegschaften kam. Früh erkannte er, daß aufgrund der beginnenden “Industriellen Revolution” sein erlernte Handwerk wohl keine Zukunft haben würde, so daß er sich zum Mechaniker ausbilden ließs und lernte in verschiedenen Betrieben u.a. die neuartigen Spießordner kennen, die nach Vorbild der in Frankreich hergestellten "Biblorhaptes" auch in Deutschland produziert wurde. Den wirtschaftlichen Aufschwung ahnend, wagte Louis Leitz nach der Proklamierung des deutschen Kaiserreiches am 18. Januar 1871 im Juli desselben Jahres im Alter von 25 Jahren den Mut, sich selbstständig zu machen und begann Biblorhaptes-Apparate herzustellen, aber in wesentlich bessere Qualität. Den eigentlichen erfinderischen wie geschäftlichen Durchbruch gelang ihm 1886, als die einzuordnenden Dokumente nach der Lochung dank einer Hebetechnik nach Öffnung eines Drahtbügels an beliebiger Stelle im Ordner , z.B. nach Alphabet, abgelegt werden konnten.
Aufgrund der ständig steigenden Nachfrage nach dem Leitz-Ordner errichtete Leitz 1898 eine große Fabrikanlage in Stuttgart-Feuerbach, in der künftig neben den Ordnern auch Register, Locher und andere Büromaterialien hergestellt wurden.
Seit 2016 gehört Leitz zum US-amerikanischen Büroartikelhersteller ACCO, zu dem auch die Firmen Esselte, Kensington gehören, und firmiert unter dem Namen LEITZ ACCO Brands GmbH & Co KG.
Verheiratet war Louis Leitz seit 1880 mit der 14 Jahren jüngeren Sophie Rock (†1944), mit der er vier Kinder hatte.
Stuttgart, Pragfriedhof
Omnibus salutem!